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Full text of "Die Apokryphen apostelgeschichten und apostellegenden"

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DIE 



APOKRYPHEN 



APOSTELGESCHICHTEN 



UND 



APOSTELLEGENDEN. 



EIN BEITRAG 
ZUR ALTCHRISTLICHEN LITERATURGESCHICHTE 



VON 



RICHARD ADELBERT LIPSIUS. 



ZWEITER BAND 

ERSTE HÄLFTE. 



BRAUNSCHWEIG, 
C. A. SCHWETSCHKE UND SOHN 

(WIEGANDT A APPELHANS). 



1887. 



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Alle Rechte vorbehalten. 



Die in Vorbereitung begriffenen um- 
fassenden Indices werden mit Nachträgen 
und Berichtigungen zu Band I sowie zu 
beiden Abtheilungen von Band II als be- 
sonderes Supplementheft ausgegeben werden. 



498472 



Inhalt. 



Die Acten des Petrus und des Paulus S. 1 — 423. 

Seite 

I. Die älteren Traditionen über die Apostel Petrus und Paulus 1 — 69 

1. Die neutestamentlichen Nachrichten 1 — 4 

2. Die politische Petrussage 4 — 11 

3. Die beiden Gestalten der römischen Petrussage 11—69 

a. Die petropaulinische Tradition bis zur Mitte des 4. Jahr- 
hunderts 11 — 28 

b. Die antipaulinische Simonsage . . . , 28 — 61 

c Das Verhältnis der petropaulinischen Legende zur anti- 

paulinischen Simonsage 61 — 69 

n. Die patristischen Nachrichten über apokryphe Acten des 

Petrus und Paulus 70 — 84 

in. Die erhaltenen Ueberreste alter Petrus- und Paulus- Acten 84—390 
A. Die Ueberreste der gnostischen napCodoi Herpot) und IlaöXoo 

(die sogenannten Linustexte und ihre Sippen) 85 — 284 

1. Die Passionen des Petrus und des Paulus .... 85—173 

a. Die Linustexte 85 — 96 

b. Die kürzeren Eedactionen der Passionen des 

Petrus und des Paulus 96—100 

ct. Die Texte der Passio Petri 96— 99 

ß. Die Texte der Passio Pauli 99—100 

c. Aeussere Verbreitung der beiden Bedactionen 100—109 

d. Verhältnis der verschiedenen Texte zu einander 109—174 

ol. Die Texte der Passio Petri 109—142 

ß. Die Texte der Passio Pauli 142—173 

2. Anderweite Ueberreste der rctploÖoiIIeTpoo und IlaöXoo 174 — 235 

a. Die Actus Vercellenses 174—194 

b. Pseudo-Hegesipp 194—200 

c Die Acten des Nereus und Achilleus .... 200—206 

d. Die syrische Predigt des Simon Eephas in Rom 206 — 207 

e. Die katholischen npdgsit töv Afttöv ditooröXav 207—217 

f. Das dem Symeon Metaphrastes zugeschriebene 
foityvTjjia 217—227 



— 472 — 

Seit« 

g. Der apokryphe Brief des Areopagiten Dionysios 
anTimotheus über den Tod der Apostel Petras 

und Paulus . . . : 227—231 

h. Sonstige Fragmente 231-235 

3. Die patristischen Zeugnisse seit Mitte des 4. Jahr- 
hunderts 235—258 

4. Gnostischer Charakter der naplodoi 258—284 

B. Die katholischen wpdjsig lUxpou xal IlaöXou (der sogenannte 
Marcellastext) 284—366 

1. Die Texte 284—2% 

2. Der Inhalt 297—304 

3. Entstehungsverhaltnisse 305—333 

a. Der Reisebericht 305—309 

b. Die jetzigen Texte der übrigen Bestandtheile 

der Acten 310—320 

a. Abfassungszeit 310—313 

ß. Verhältnis zu den gnostischen Acten . 313—320 

c. Der Zwiespalt der Traditionen über die rö- 
mischen Geschicke des Petrus und des Paulus 320—331 

d. Die äusseren Zeugnisse für die katholischen 

Acten des Petrus und Paulus 331—333 

4. Die Composition der Acten 333—366 

a. Die katholische Grundschrift aus dem 2. Jahr- 
hundert 333—358 

b. Die katholischen npdgstg HauXou und die ebio- 
nitische Legende 358—366 

C. Spätere Gompilationen 366—390 

1. Die Florentiner passio Petri et Pauli 366—380 

2. Die kirchenslavische Passion des Petrus und Paulus 381—383 

3. Die Abdiastexte 384—390 

IV. Römische Localsagen und Localerinnerungen 391 — 423 

1. Die Marterstätten und Gräber der Apostel. . . . 391—404 

2. Die Gedenktage 404—414 

3. Anderweite Localtraditionen 415—423 

Anhang: Die Acten des Paulus und der Thekla. S. 424 — 467. 

1. Die kirchliche Tradition über Thekla 424—428 

2. Die Texte der Acten 429—437 

3. Der Inhalt 437—443 

4. Entstehungsverhaltnisse 443—467 

a. Integrität 443-448 

b. Asketische Tendenz 448—457 

c Gnostische Grundschrift 457—464 

d. Geschichtlicher Werth 464—467 

Nachtrage 469 

Berichtigungen 470 



,• • • • » 



• • 



Die Acten des Petrus und des Paulus. 

i. 

Die älteren Traditionen über die Apostel Petrus und Paulus. 

1. Die neut08tamentUchen Nachrichten. 

Das Neue Testament zeigt sich über die letzten Schicksale der 
Apostel Petrus und Paulus so schweigsam, dass schon die kirchliche 
Tradition des zweiten Jahrhunderts sich um so geflissentlicher bemüht 
hat, diese Lücke zu ergänzen. Die Apostelgeschichte schliesst mit der 
zweijährigen Gefangenschaft des Paulus in Rom, ohne seines Lebens- 
endes zu gedenken: den Petrus hat sie schon lange vorher aus dem 
Gesichtskreise verloren. Die wenn auch nicht unangefochtene, doch wahr- 
scheinlichste Chronologie führt mit dem Schlüsse jener zwei Gefangen- 
schaftsjahre des Paulus bis zur neronischen Christenverfolgung (Sommer 64 
u. Z.) herab, welche der Apostel, wenn er damals in Rom war, schwerlich 
überlebt hat '). Von einer Befreiung aus der Gefangenschaft, neuen 
Reisen und einer nochmaligen Gefangensetzung des Paulus in Rom weiss 
die Apostelgeschichte ebenso wenig wie die aus der Gefangenschaft 
datirten Briefe zu berichten 2 ). Wenn Paulus im Römerbriefe die Absicht 



1) H i 1 g e n f e 1 d , Galaterbrief S. 207 ff. Einleitung ins N. T. S. 348. So auch 
Seyerlen, Entstehung und erste Schicksale der Christengemeinde in Rom 
S. 48 ff. Laurent, Neutestam. Studien S. 84 ff. Bleek-Mangold, Ein- 
leitung ins N.T. S. 497 ff. Anders Wieseler, Chronologie des apostolischen 
Zeitalters S. 66 ff. Langen, Geschichte der römischen Kirche bis zum Pon- 
tificat Leo's I. S. 39. 52. Ron an, Der Antichrist. Deutsche Ausgabe* S. 82—85. 
147 ff 

2) Gegen die angebliche zweite Gefangenschaft des Paulus vgl. auch 
Mangold zu Bleeks Einleitung ins N. T. S. 568 f. Hilgenfeld, Einl. ins 
N.T. S. 384 ff Holtzmann, Einl. ins N.T. S. 297 ff. 

L i p 8 i n s , Apostelgeschichten. U, 1. 1 



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• • ••• • ■ 



_ 2 - 

ausspricht, über Rom weiter nach Spanien zn gehn (Rom. 15, 24), so 
beweist dies ebensowenig für die erfolgte Ausführung seines Vorsatzes, 
als die im Philipperbrief (2, 24) und im Briefe an Philemon (v. 22) 
ausgesprochene Hoffnung auf baldige Befreiung die wirkliche Erfüllung 
dieser Hoffnung beweisen kann. Die np&vq indkofl* des Paulus, von 
welcher der zweite Brief an Timotheus (4, 16) erzählt, bedeutet jeden- 
falls nicht ein Verhör in einer ersten Gefangenschaft, sondern ein erstes 
Verhör, nach welchem noch weitere Vernehmungen bevorstehn. Der Brief 
an Titus, welcher von dem Entschlüsse des Apostels in Nikopolis zu über- 
wintern berichtet (3, 12), will überhaupt nicht wie der zweite Timotheus- 
brief aus Rom, sondern während einer Reise des Apostels, die ihn von 
Kreta zuletzt nach Nikopolis (in Illyrien) führte, geschrieben sein: dass 
diese Reise erst nach der Befreiung aus der ersten römischen Gefangen- 
schaft stattgefunden habe, ist nicht gesagt und kann selbst unter Voraus- 
setzung der mehr als zweifelhaften Aechtheit des fraglichen Sendschrei- 
bens nicht mit Sicherheit erschlossen werden. 

Von Petrus f ) erzählt die Apostelgeschichte (12, 17) nach seiner 
wunderbaren Befreiung aus dem Kerker in Jerusalem, dahin ihn König 
Herodes geworfen (44 u. Z.), „er ging hinaus und begab sich an einen 
andern Ort" (££eX{rä>v &7Eopeö{fo] efc Sxepov t6tov). Dass dieser „andere 
Ort" Rom gewesen, deutet der Berichterstatter nicht von Ferne an. 
Ganz unbefangen läset er vielmehr den Petrus noch einmal beim soge- 
nannten Apostelconvent in Jerusalem auftreten (15, 7 ff.) , freilich nur, 
um nicht wieder auf ihn zurückzukommen. Auch wenn die erstere Er- 
zählung, wie sich noch wahrscheinlich machen lässt, aus einer uralten 
Quelle stammt, darf man daraus nicht schliessen, dass ursprünglich mit 
dem „andern Orte" Rom gemeint war. Die Erzählung des Paulus im 
Galaterbrief von seiner Zusammenkunft mit den drei Säulenaposteln, um 
diesen sein Heidenevangelium auseinanderzusetzen (Gal. 2, 1 ff.), setzt 
im Gegentheil unzweideutig voraus, dass wie Jakobus und Johannes, so 
auch Kephas damals noch in Jerusalem seinen Aufenthalt hatte, und mit 
seinen beiden Genossen an der Spitze der Urgemeinde stand. Eine 
Wirksamkeit des Petrus in Rom wird durch das Schweigen der Apostel- 
geschichte wenigstens für die Zeit der zweijährigen Gefangenschaft des 
Paulus in der Welthauptstadt ausgeschlossen 2 ), man müsste denn an- 



1) Für das Folgende vgL meine Abhandlung: Petrus nicht in Rom. 
Jahrbb. f. protest Theologie 1876 S. 567—579. 

2) So urtheilen auch Vertheidiger der Tradition vom römischen Aufent- 
halte des Petrus wie Mangold zu Bleeks Einleitung ins N.T. S. 657 und 
Seyerlen a. a. 0. S. 62. 



— 3 — 

nehmen wollen, sie habe das schliessliche Zusammentreffen beider Apo- 
stel absichtlich übergangen 1 ). Fällt aber der Schluss jener zwei Jahre 
mit der neronischen Ghristenverfolgnng zusammen, so bleibt für eine 
Wirksamkeit des Petrus in Rom kein Raum, und für eine Reise dahin 
nur unter der Voraussetzung, dass er lediglich gekommen sei, um dort 
zu sterben. Auch die Gefangenschaftsbriefe des Paulus schweigen 
durchaus von einem römischen Aufenthalte des Petrus; derselbe müsste 
also, wenn geschichtlich, entweder später fallen als die Abfassungs- 
zeit jener Briefe, oder wieder absichtlich verschwiegen worden sein, sei 
es nun von Paulus selbst, sei es von einem Andern, der in seinem 
Namen geschrieben hat 2 ). 

Ein sicheres Zeugnis für den romischen Aufenthalt des Petrus 
wurde dagegen der erste unter seinem Namen im neutestamentlichen 
Kanon enthaltene Brief ablegen, wenn derselbe zweifellos petrinisch 
und wenn unter dem Babylon, aus welchem der Apostel hier grüsst 
(1. Petr. 5, 13), zweifellos Rom zu verstehen wäre. Indessen ist die 
eine Voraussetzung so bestritten wie die andere. Wäre das Sendschreiben 
acht, so Hesse die symbolische Beziehung des Namens Babylon auf Rom 
vor Abfassung der Apokalypse des Johannes — und vor derselben 
müsste dann der Brief doch geschrieben sein — , sich trotz der fast ein- 
stimmig für sie eintretenden exegetischen Tradition der römischen und 
griechischen Kirchenlehrer schwerlich begreifen. Stammt es aber, wie 
jetzt in immer weiteren Kreisen anerkannt wird, erst aus nachaposto- 
lischer Zeit, so bleibt die Deutung auf Rom im besten Falle nur eine 
Möglichkeit, welcher die eigentliche Fassung des Ortsnamens gleich- 
berechtigt gegenübersteht. An die eine wie an die andere Deutung 
haben in der Folgezeit kirchliche Traditionen sich angeschlossen, oder 
vielleicht richtiger gesagt, die eine wie die andere kann auf eine ver- 
muthlich schon zur Abfassungszeit des Briefes — c. 112 u. Z. — vor- 
handene Ueberlieferung sich stützen 3 ). 

Der Märtyrertod des Petrus wird in der Stelle Joh. 21, 18 flg. 
unzweideutig vorausgesetzt, und zwar bezeichnen die betreffenden Worte 
die Todesart deutlich als Kreuzigung. Zu der Zeit, in welcher der An- 



1) So Hilgenfeld, Noch einmal Petrus in Rom. Zeitschr. f. wissensch. 
TheoL 1877. 8. 492 flg. 

2) So wieder Hilgenfeld a. a. 0. S. 490 flg. 

3) Wie Hilgenfeld (Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1877. S. 494) die 
„Deutung auf das eigentliche Babylon" eine „ganz moderne" nennen kann, ist 
mir anerfindlich. Die syrische Kirche hat von jeher einstimmig an ihr festge- 
halten. Vgl. Assemani Bibl. Orient. III, 2 p. VI sq. 

1* 



— 4 — 

hang des vierten Evangeliums geschrieben ist, war also die Tradition 
über den Kreuzestod des Apostels vorhanden. Dagegen lassen sich für 
dieselbe die Stellen Joh. 13, 36 vgl. 12, 32. 33 nicht verwerthen l ). 
Aach 2. Petr. 1, 14 redet nur von dem nahen, nicht von dem gewalt- 
samen Tode des Petrus. Ueber den Ort des Martyriums besagt auch 
der Anhang des vierten Evangeliums nichts, und es ist nur eine grund- 
lose Behauptung, dass, weil eine andre Ueberlieferung über die Todes- 
stätte des Apostels nicht bekannt sei, schon die einfache Thatsache 
seines Kreuzestodes nach Rom weise 2 ). Immerhin stammt das 21. Ca- 
pitel des Johannesevangeliums wahrscheinlich aus einer so späten Zeit 
— gegen Mitte des 2. Jahrhunderts — , dass damals die Tradition vom 
römischen Martyrium des Petrus recht wohl schon in Kleinasien ver- 
breitet gewesen sein kann. Aber ohne Zuhilfenahme der kirchlichen 
Ueberlieferung ist aus Joh. 21, 18 flg. ein Beweis hierfür nicht zu er- 
bringen. Auch die für „äusserst wichtig" a ) erklärte Stelle Apok. 18, 20 
beweist nichts. Es ist hier von dem Brande Roms die Rede, über wel- 
chen der Himmel, die Heiligen, die Apostel und Propheten frohlocken 
werden, weil Gott sie an der grossen Babel gerächt hat. Aber die 
„Apostel und Propheten" sind als Repräsentanten der Gemeinde nicht 
im Himmel sondern auf Erden zu suchen, und noch weniger kann der 
Brand Roms als Strafe eines Apostelmords dargestellt sein, der, wenn 
überhaupt, erst in Folge jenes Brandes stattgefunden hat. 

Dagegen spaltet sich die kirchliche Tradition über den Apostel 
Petrus sofort in zwei Zweige, von denen der Eine übereinstimmend mit 
den Angaben des ersten Briefs nach den Ländern am schwarzen Meer 
und nach Babylon weist , der Andre gemäss der symbolischen Deutung 
von 1. Petr. 5, 13 nach Rom. 



2. Die politische Petrussage. 

Uralt ist die Legende von einer Wirksamkeit des Petrus und seines 
Bruders Andreas in den Ländern am schwarzen Meere, in Pontos, Kappa- 
dokien und Bithynien. Soweit dieselbe sich speciell auf Petrus bezieht, 
scheint sie lediglich aus der Adresse des ersten Briefs Petri abstra- 
hirt zu sein, welche an die christliche Diaspora in Pontos, Galatien, 
Kappadokien, Asien und Bithynien gerichtet ist. Diesen Ursprung der 



1) Gegen Rlnan a. a. 0. S. 147. 

2) Hilgenfeld a. a. 0. S. 497. R<5nan a. a. 0. 8. 147. 

3) Rdnan a. a. 0. 



— 5 — 

Legende empfehlen jedenfalls die Worte des Or igen es im dritten 
Tomos seines Commentars zur Genesis: „Petrus scheint in Pontos, Gala- 
tien, Bithynien, Eappadokien und Asien den Juden aus der Zerstreuung 
gepredigt zu haben" '). Aehnlich erklärt sich auch wohl die entsprechende 
Angabe des Epiphanios 8 ). Dagegen berichten die Acten des Pe- 
trus und Andreas von einem Zusammentreffen des apostolischen 
Brüderpars im Barbarenlande, wohin Andreas aus der Menschenfresser- 
stadt kommt und wo sie durch allerlei Wunderzeichen die Bewohner 
der Hauptstadt zum Glauben fuhren (I, 553 — 557). Die katholischen 
npd&it 'Av5p£oo, die uns bei Epiphanios Monachos, bei dem unge- 
nannten Enkomiasten und in dem 5ft6|xv7)|ia der griechischen Menäen 
erhalten sind, lassen beide Brüder nach Christi Himmelfahrt von Jeru- 
salem nach Antiochia in Syrien, von da nach Tyana in Kappadokien, 
dann nach Ankyra in Galatien, wo sie den Onesimos bekehren, zuletzt 
nach Sinope in Pontos reisen. Die Localtradition von Sinope in Pontos 
weiss von einer längeren Wirksamkeit der Brüder daselbst und zeigt 
einen Berg auf einer wüsten Insel sechs Millien von der Stadt, wo sie 
Quartier genommen, ja auch die Lehrstühle beider Apostel von weissen 
Steinen. Die in die katholischen npdfcu; 'Av5p£ou übergegangene Sagen- 
gestalt erzählt von heftigen Kämpfen der Apostel mit den dortigen 
Juden, welche mit den Menschenfressern identificirt werden und lässt 
darnach beide Brüder in Sinope sich trennen, indem Petrus den Westen, 
Andreas den Osten als Wirkungskreis zugetheilt erhält (I, 575 — 577). 
Das letztere beruht auf Combination der politischen mit der römischen 
Petrussage. Am folgenden Pfingstfeste treffen nach derselben Quelle 
die Brüder mit den andern Aposteln nach ihrer Sitte in Jerusalem zu- 
sammen und reisen alsdann mit Johannes, Bartholomäus und den beiden 
Philippus nach Antiochia in Syrien, wo Petrus zurückbleibt und gemein- 
sam mit Paulus den Marcianus und Pancratius zu Bischöfen der Sicilier 
ordinirt (I, 578). Das Zusammentreffen des Petrus mit Paulus in Antiochia, 
von welchem der Galaterbrief erzählt (2, 11 ff.), ist hier also aus einer 
Streitverhandlung zu einem friedlichen collegialischen Zusammenwirken 
geworden und in eine Zeit verlegt, in welcher Petrus schon den Westen 
d. h. Rom und Italien bereist und die Sorge für die kirchliche Ver- 
pflegung der Gemeinden des Westens übernommen hatte. Aus späterer 



1) Orig. bei Eus. III, 1 (opp. VIII, 48 Lommatzsch): üixpog dfc ftv üdvitp 
xat TaXontcf. xal Bid>uv£a KaiwiaÖoxta xs xal 'AoCa xtxYjpux^vat ToTg i% öta- 
onop&c 7oi)8a£oL£ lotxsv. 

2) Epiph. haer. 27, 6: IUxpoc «oXXdxig IIövtov t* xal BitovCav iits- 

axi^axo. 



— 6 — 

Combination der politischen und der römischen Petrussage erklärt sich 
auch der auffällige Umstand, dass nach einer zweiten Pfingstreise nach 
Jerusalem statt des ins Abendland abgegangenen Simon Petrus plötzlich 
sein Namensvetter Simon Eananites in der Begleitung des Andreas er- 
scheint, und gemeinsam mit diesem wiederum in den Ländern am 
schwarzen Meer, bei den Alanen, Abasgern und in Sebastopolis wirkt. 
Bei den Bosporenern jenseit des Pontos soll dieser Simon seine Lauf- 
bahn beschlossen haben. In der Stadt Bosporos wurde noch zu des 
Mönchs Epiphanios Zeit ein Sarg mit den Reliquien des Apostels und 
mit der Aufschrift „des Apostels Simon" gezeigt. Ein zweites dem 
Simon Eananites beigelegtes Orab befand sich zu Nikopsis im Zekchen- 
lande, also ebenfalls in der Nähe des schwarzen Meers (I, 580). Ob die 
beiden Simonsgräber, welche eine noch jüngere Reflexion (beim Enko- 
komiasten des Andreas und im Ö7t6|iv7]|jLa des Simeon Metaphrastes auf 
denselben Apostel) durch Unterscheidung des Simon Zelotes und des Simon 
Eananites zu erklären sucht, vielleicht ursprünglich auf Simon Petrus und 
Simon Eananites sich beziehen sollen (I, 613), mag dahin gestellt 
bleiben. Genug, dass derselbe Simon Eananites auch in Babylon mit 
Simon Petrus concurrirt, also genau dieselben Missionsgebiete zugewiesen 
erhält wie sein berühmterer Namensvetter (I, 611 ff. II, 2, 143 ff.). Es 
ist nicht richtig, dass die altkirchliche Ueberlieferung in Babylon 
am Euphrat nur den Simon Eananites, nicht den Simon Petrus kennen 
soll '). Grade die eigne Tradition der morgenländischen Kirche weiss 
nichts von einer Wirksamkeit des Simon Eananites in den Ländern 
östlich vom Eufrat. Wenn auch die edessenische Legende, wie sie in 
der syrischen Doctrina apostolorum (in der englischen Uebersetzung 
Curetons p. 33) niedergelegt ist, sich begnügt, den Simon Eepha nach 
Antiochia und von da nach Galatien und dem Pontos zu schicken, dar- 
nach aber ihn „auf Veranlassung Simons" nach Rom und den abend- 
ländischen Provinzen reisen lässt, wogegen sie Mesopotamien und Baby- 
lonien für den einheimischen Apostel Addäus und für seinen Schüler 
Aggäus in Anspruch nimmt, so haben doch die syrischen Nestorianer, mit 
denen auch Eosmas der Indienfahrer zusammenstimmt, bis auf den 
heutigen Tag an dem babylonischen Aufenthalte des Apostelfürsten 
festgehalten (II, 2, 145 fl. 175). 

Die katholischen itp^etc 'AvSp£ou stammen aus dem Ende des 8. Jahr- 
hunderts; eine ihrer Hauptquellen waren die gnostischen nzploboi 
'Av8p£ou, welche bis in die zweite Hälfte des 2. Jahrh. hinaufgehn (I, 574. 



1) Hilgenfeld a. a. 0. S. 484. 



— 7 — 

586. 603). Als Quelle der letzteren aber haben wir eine uralte Le- 
gende erkannt, welche wahrscheinlich die beiden Apostel Petrus und 
Andreas zur Bekehrung der in den Küstenstädten des schwarzen Meers 
zahlreich verbreiteten Judenschaft ausgeschickt hat (I, 611). 

Ein Jahrhundert älter als die katholischen itpagetc- 'AvSpiou ist 
die 6|uXfa efc xob$ iyioxx; üixpov xal IlaOXov von dem Patriarchen 
Sophronios von Jerusalem (f 638), mit den Anfangsworten HaXtv 
Vjftlv Suis dStdEXmoc (Xa|i^ev (vgl. I, 191). Dieselbe ist noch unge- 
druckt und ich kenne leider auch keine Handschriften derselben. Da- 
gegen ist uns unter dem Titel l 8qphronii Patriarchae Hierosolymitani 
de laboribus certaminibus et peregrinationibus SS. Petri et Pauli' 
ein Fragment in lateinischer Uebersetzung erhalten (Bibliotheca Patrum 
ed. de la Bigne. Paris 1589 Tom. VII col. 153 sq.), welches vielleicht 
mit jener Homilie zusammenhängt. Dasselbe gibt eine vollständige Bio- 
graphie des Petrus bis zu seinem Märtyrertode in Rom. Im Eingange 
finden sich die Nachrichten über die Familie und die Jugendgeschichte 
des apostolischen Brüderpares, die auch in den oben erwähnten np£- 
£ec{ 'Av8p£ou, sowie in dem noch zu besprechenden Ö7t6|iVT]|ia auf Petrus 
und Paulus und in den griechischen Menäen und Menologien zum 29. Juni 
(grosse Menäen, Venedig 1683 S. pi£'. Menologium Basilii bei Migne 
Patr. gr. 117, 513; m, 145 Albani) wiederkehren. Zur Zeit des Hyr- 
kanus lebte Jonas, der Vater des Petrus und Andreas. Petrus heirathete 
die Tochter des Aristobul, des Bruders des Apostels Barnabas und erzeugte 
mit ihr einen Sohn und eine Tochter. Andreas wählte das ehelose 
Leben und schloss sich dem Vorläufer des Herrn als Schüler an. Petrus 
betrieb ein Gewerbe, um Gattin, Familie und den greisen Vater zu 
ernähren (vergl. I, 575). Hierauf folgen neutestamentliche Nachrichten, 
welche bis zur Befreiung des Petrus aus dem Kerker in Jerusalem gehn, 
in den er durch Herodes Agrippa geworfen war (Act. 12, 17). Sodann 
heisst es weiter, aufAnlass der Hinterlist des Magiers Simon habe Petrus 
Syrien durchreist, alsdann Pontos, Asien und Galatien, und habe überall 
das Wort des Lebens ausgesät; zuletzt sei er nach Rom gekommen. 
Auf seiner Reise durch Syrien setzt er überall Bischöfe ein. Die Orte, 
welche er auf der Reise berührt , werden nach den clementinischen 
Homilien (oder nach einer Epitome derselben) aufgezählt, aus denen 
auch die Notiz stammt, dass er zu Tripolis seinen Gastfreund Maroon 
zum Bischof geweiht habe , ). Im Folgenden wird in sehr confuser 



1) Die Orts- und Personennamen sind von dem lateinischen Uebersetzer 
greulich verderbt worden. Statt Orthosia steht Antiochia, statt Arados Acadus, 



— 8 — 

Weise die Weihe des Marciauus zum Bischöfe von Syrakus, des Pan- 
cratius zum Bischof von Tauromenium , darnach die Reise nach Tyana 
in Kappadokien, Ankyra in Galatien, wo er einen Todten erweckt, und 
Sinope in Pontos berichtet. Während aber die npd^eic, 'AvSpiou diese 
Reisen gemeinschaftlich durch Petrus und Andreas antreten lassen, 
ist bei Sophronios die Missionsthätigkeit des letzteren nicht erwähnt. 
Und während nach jener Quelle Petrus von Sinope, wo er von seinem 
apostolischen Bruder sich trennt, nach dem Westen reist, missionirt er 
hier noch längere Zeit die Länder und Städte am schwarzen Meer. Von 
Sinope geht er nach Amaseia am Hellespont, Gangra in Paphlagonien, 
Elaudiopolis (Bithynium) in Honorias f ) , Nikomedien in Bithynien, 
Nicäa 8 ). Von seiner ersten Reise kehrt er durch Kappadokien und 
Syrien nach Cäsarea zurück. Nach Ablauf des dritten Jahres seit seiner 
Berufung kehrt er nach Jerusalem zurück. Alsdann reist er wieder über 
Antiochia nach Nikomedien, wo er den Prochoros zum Bischöfe einsetzt. 
Zuletzt kommt er nach Rom, und leidet hier mit Paulus im dreizehnten 
Jahre des Nero. Als Quelle wird das Buch Tertullians genannt, in 
welchem derselbe sage, dass der Tod des Petrus und Paulus in den 
(römischen) Annalen erwähnt sei (d. h. scorpiace c. 15). 

Der grösste Theil des von „Sophronios" gebotenen Erzählungs- 
stoffes kehrt wieder in dem weiter unten noch genauer zu besprechenden 
Ö7r6|iVT]|ia über die heiligen Apostel Petrus und Paulus, 
welches fälschlich unter dem Namen des Symeon Metaphrastes bekannt 
ist (abgedruckt Acta SS. Jun. Tom. V p. 411 — 424); findet sich hier 
aber nicht blos in correcterem, sondern auch in ausführlicherem Texte. 
Die Uebereinstimmung reicht von den Notizen über die Jugendgeschichte 
des Petrus bis zu seiner zweiten Reise nach Nikomedien. Auf die 
biblischen Nachrichten folgen auch hier zunächst die den Clementinen 
entlehnten Geschichten, nur weit ausfuhrlicher. In Antiochia, von wo 
Simon vor Petrus nach Judäa flieht, weiht dieser zwei Bischöfe für 



statt Balanää Balneä, statt PdUos Palta, statt Gdbala Gazura. Der Name 
Maroon ist in Marcus verderbt. 

1) Honorias nannte Kaiser Theodosius IL zu Ehren seines Onkels Hono- 
rius den von West-Bithynien, welches den alten Namen behielt, als besondere 
Provinz abgetrennten östlichen Theil von Bithynien. Vgl. Forbiger, Hand- 
buch der alten Geographie II, 376. 387 fg. 

2) Die Namen sind wieder auf unglaubliche Weise entstellt Ich habe 
mit Hilfe des gleich nachher zu erwähnenden ÖTcöjivyjiia auf Petrus und Paulus 
die richtigen Namensformen einfach hergestellt. Aus Pancratius ist hier Bran- 
catius. aus Tyana in Eappadokien ein Bischof Thyanus von Kappadokien ge- 
worden. Statt Amasiae steht Mystico, statt Gangris Canirae. 



— 9 — 

Sicilien, Marcianus für Syrakus, Pancratius für Tauromenium. Nun 
folgt wie bei Sophronios die weitere Reiseroute von Antiochia nach 
Tyana in Kappadokien, Ankyra in Galatien, woselbst er durch sein Oebet 
einen Todten erweckt, Sinope im Pontos, Amaseia, Gangra in Paphla- 
gonien, Klaudiopolis in Honorias, Nikomedien in Bithynien, Nicäa; von 
da eilig nach Jerusalem und dann 'wieder nach Pessinus in Galatien, 
darauf durch Kappadokien und Syrien nach Antiochia und zurück nach 
Jerusalem. Auf einer dritten Reise von Jerusalem soll er nach Antiochia 
in Syrien, Synnada in Phrygien, Nikomedien in Bithynien, Ilion am 
Hellespont gekommen sein. In Antiochia weiht er den Euodios, in Niko- 
medien den Prochoros, in Ilion gar den Hauptmann Cornelius zum Bischof. 
Bis hierher reichen die Uebereinstimmungen mit Sophronios. Auf 
einer vierten Reise von Jerusalem, die ihn wieder über Antiochia nach 
Kilikien und Kleinasien führt, soll er in Tarsos den Urbanos, in 
Andriake in Lykien den Epaphroditos, in Ephesos den Phygellos, der 
später zu Simon abfiel, in Smyrna den Apelles, den Bruder Polykarps, 
zu Bischöfen geweiht haben. Von hier soll er über Makedonien, 
Griechenland und Sicilien nach Rom gereist sein : in Philipp! ordinirt 
er den Olympas, in Thessalonich den Jason, in Koriuth den Silas, in 
Paträ den Herodion, in Tauromenium auf Sicilien kehrt er bei Pancra- 
tius ein und tauft dort den Maximus, den er zum Bischof weiht. 

Wie viel von diesen dem Ö7c6|iVT]|ia theils mit Sophronios gemein- 
samen, theils eigentümlichen Angaben aus älteren Quellen geschöpft 
sei, muss bis auf Weiteres dahingestellt bleiben. Die Nachrichten über 
die von Petrus vollzogenen Bischofsweihen beruhen zum Theil auf 
älteren Localtraditionen. Ueber Marcianus von Syrakus besitzen wir ein 
angeblich c. 700 entstandenes Elogium, griechisch und lateinisch, in den 
Actis SS. zum 14. Juni (Acta SS. Jun. T. II p. 788 sqq.). Ueber Pan- 
cratius 8. Henschen in den Actis SS. zum 3. April (Acta SS. April. I, 
237 sqq.). Die Legende von seinem Martyrium ist in einem cod. Vin- 
dobon. erhalten (Lambec. VIII p. 199 ed. Kollar). Ausser diesen beiden 
soll auch noch ein dritter sicilischer Bischof Beryllus von Catana von Petrus 
ordinirt sein (Acta SS. Mart. in, 257 sqq.). Die Notizen über Prochoros 
als Bischof von Nikomedien, Epaphroditos als Bischof von Andriake 
oder Adriake, Phygellos als Bischof von Ephesos und späteren Anhän- 
ger des Magiers Simon, Apelles als Vorgänger des Polykarpos in 
Smyrna, Silas als Bischof von Korinth, Herodion als Bischof von 
Paträ, begegnen uns, doch ohne Bezugnahme auf Petrus, schon in den 
Verzeichnissen der 70 Jünger bei Dorotheos und Pseudo-Hippolyt. Da- 
gegen wird Urban hier als Bischof von Makedonien bezeichnet und da- 



— 10 — 

für Jason als Bischof von Tarsos genannt; als Bischof von Thessa- 
lonich erscheint Silvanus, als Bischof von Philippi Hermas ; Olympas er- 
hält keinen Bischofssitz, sondern wird nur als römischer Märtyrer und 
Leidensgenosse des Paulus (nach Dorotheos : des Paulus und Petrus) er- 
wähnt. Vgl. über Euodios Pseudo-Ignat. ep. ad Antioch. c. 7. Acta 
SS. Maii II, 98 sq. zum 6. Mai; in den griech. Menäen (Venetianer 
Quartausgabe von 1683 p. 55) zum 7. September. Dieser Euodios ist 
wol derselbe, welcher von Nikephoros (H. E. n, 3) als „Nachfolger der 
Apo8tel u und Verfasser von auyYpa|A^axa bezeichnet wird. Aus einer 
dieser Schriften, dem Briefe zl<; <pö£, giebt Nikephoros ein längeres 
Citat, welches Angaben über die Taufe der Apostel, chronologische 
Notizen und biographische t Nachrichten über die freoTÖxoc enthält. Natür- 
lich ist jener Brief ein späteres Machwerk. Vgl. ferner über Prochoros 
Acta SS. April. I, 818 (zum 9. April; die griechischen Menäen nennen 
den 28. Juli: Men. Apr. 1. c. pXrj'; Menol. Basil. III, 185 Albani; 117, 
563 Migne) ; über Epaphroditos Acta SS. Mart. III, 369 (zum 22. März) '); 
über den Hauptmann Cornelius Acta SS. Febr. I, 279 sq. *) ; über Apelles 
Acta SS. April. HI, 4 sqq. (zum 22. April; ebenso in den griechischen 
Menäen 1. c. April p. 86) ; über Silas Acta SS. Julii III, 476 sqq. (zum 
13. Juli); Men. gr. Jul. pjx^ und Menol. Basil. HI, 186 Albani; 117, 565 
Migne zum 30. Juli ; über Jason Acta SS. Jun. V, 4 sqq. (zum 25. Juni ; 
lat. Martyrologien nennen den 12. Juli); Menolog. Basilii zum 27. April 
(HI, 73 Albani; 117, 425 Migne), die grossen griechischen Menäen 
zum 29. April Men. Apr. 1. c. p. 179 sq.; über Herodion Acta SS. 
April. I, 741 (zum 8. April) ; Menaea gr. April, p. 34; dagegen nennt das 
Menolog. Basilii (HI, 32 Albani; 117, 373 Migne) den 28. März; über 
Olympas vgl. Menaea gr. zum 10. Nov. 1. c. p. 08'; Men. Basil. I, 179 
Albani; 117, 153 Migne zu demselben Tage. Das Ö7c6|tvt]|ia erweist 
sich hier überall im Einklang mit der späteren Legende. Doch werden 
speciell als Petrusschüler nur die beiden Sicilier Marcianus und Pan- 
cratius (sowie der im Ö7t6|iV7)|j.a übergegangene Beryll), als Schüler des 
Petrus und Paulus ausser Silas noch Olympas und Euodios genannt, 
während Prochoros sonst mit Johannes, Jason und Epaphroditos mit 
Paulus in Beziehung gesetzt, andere wie Herodion nur überhaupt als 



1) Das Menolog. Basil. II, 17 Albani ; 117, 197 Migne nennt den 9. December. 
Weiter unten lasst das (m6\ivr t \L<x. denselben Epaphroditos vielmehr zum Bischof 
von Terracina in Latium geweiht werden, im Einklänge mit der Legende der 
lateinischen Kirche. 

2) Nach den griech. Menäen zum 13. September hätte Petrus den Haupt- 
mann Cornelius nach Skepsis am Hellespont geschickt. 



— 11 — 

Apostelschüler bezeichnet werden. Die dem Petras zugeschriebenen 
Reisen nach Antiochien, Tarsos, Andriake in Lykien, Ephesos, Smyrna, 
darauf nach Makedonien und Griechenland, wo Philippi, Thessalonich, 
Korinth, Paträ die Hauptstationen sind, zuletzt über Sicilien nach Rom, 
sind offenbar den Paulusreisen nachgebildet (abgesehen von dem 
Besuche von Paträ, wo er mit seinem Bruder Andreas concurrirt), und 
bilden in der späteren Ueberlieferung die Brücke zwischen der pontischen 
und der römischen Petrussage. Speciell von der angeblichen Wirksam- 
keit des Petrus in Korinth muss noch besonders die Rede sein. Die- 
selbe ist trotz ihrer Ungeschichtlichkeit schon im 2. Jahrhundert bezeugt. 
Von Sicilien soll der Apostel übrigens nach der Legende nach Gross- 
griechenland gekommen sein, woselbst eine Tarentiner und eine Neapoli- 
taner Lokaltradition an seinen Namen sich knüpft (Acta SS. Jun. 
Tom. V p. 429 sq.). 

3. Die beiden Gestalten der römischen Petruasage. 

Wie ich in meiner Schrift, „die Quellen der römischen Petrussage", 
S. 1 — 12 und noch eingehender in den Jahrbüchern für protestantische 
Theologie (1876 S. 579 ff. 588 ff.) nachgewiesen habe, begegnet die 
Sage von dem römischen Aufenthalte des Petrus und von seinem dortigen 
Märtyrertode uns bereits im 2. Jahrhunderte in einer doppelten Gestalt : 
nach der einen erscheinen Petrus und Paulus zu gemeinsamem Wirken 
und gemeinsamem Sterben in Rom friedlich vereint; nach der anderen 
reist Petrus nach Rom, um seinen unheimlichen Doppelgänger, den 
Magier Simon, hinter dessen Maske sich kein anderer als Paulus ver- 
birgt, wie anderwärts im Heidenlande, so auch in der Welthauptstadt 
zu bekämpfen und als falschen Apostel und Betrüger zu entlarven. 
Die früher von mir entwickelte und eingehend begründete Ansicht, dass 
die letztere Sagengestalt die ursprüngliche sei , aus welcher die erstere 
im conciliatorischen Interesse der katholisch werdenden Heidenkirche 
hervorging, ist noch immer die meinige. Indessen scheint es durch 
die Vorsicht geboten, zuerst die Zeugnisse für die petropaulinische 
Tradition zu verhören und darnach erst der antipaulinischen Sage uns 
zuzuwenden. 

a. Die petropaulinische Tradition bis zur Mitte des 

4. Jahrhunderts. 

Die erste Zusammenstellung der „guten Apostel" Petrus und Paulus 
finden wir bekanntlich in dem Briefe des römischen Clemens an 
die Korinther, welcher nach der herrschenden, auch von mir selbst 



— 12 - 

als die wahrscheinlichste festgehaltenen Ansicht an der Grenzscheide des 
1. und 2. Jahrhunderts, nach Einigen, wie Volkmar, Keim, Hausrath 
u. A. erst um 120 oder noch später geschrieben ist 1 ). Im vierten 
Kapitel wird durch eine Reihe von Beispielen aus dem A. T. der Satz 
erläutert, dass Eifersucht und Neid (£?}Xoc %a\ <pfr6vos) den Anlass zu 
allerlei Unheil, insbesondere auch zum Brudermord und zur Verfolgung 
gerechter Männer gegeben habe. Im fünften Kapitel wendet sich der 
Verfasser von den alttestamentlichen Beispielen zu den Beispielen der 
eigenen Generation, d. h. der christlichen Zeit. Die grössten und ge- 
rechtesten „Säulen" sind um Eifersucht und Neides willen verfolgt 
worden und haben bis zum Tode wie edle Kämpfer gerungen. Als her- 
vorragendste Beispiele werden die guten Apostel Petrus und Paulus an- 
geführt; darnach kommt Kap. 6 die Rede auf die grosse Menge von 
Erwählten, welche „unter uns" um Neides willen die grausamsten Martern 
erduldet haben ; zuletzt folgt die Erinnerung daran, dass die Eifersucht 
Gatten von Gatten entfremdet, dass Eifersucht und Streit Städte ver- 
wüstet und Völker vernichtet hat. Es besteht keine Meinungsverschieden- 
heit darüber, dass unter jenen „Erwählten" die Märtyrer der neronischen 
Christenverfolgung zu verstehen sind. Aber streitig ist noch immer, 
ob das xip\ia xfjc Suaecog, bis zu welchem Paulus gekommen sein soll, 
von Rom oder von Spanien zu verstehen sei, und ob die beiden Apostel 
Petrus und Paulus unter den Märtyrern der neronischen Verfolgung in- 
begriffen sein sollen. Für die letztere Ansicht können nun jedenfalls 
die Anfangsworte von Kap. 6 keinen Beweis abgeben. Denn die Worte 
toütoic toIc ivSpiotv (dem Petrus und Paulus) . . auvrjfrpofaih] können 

1), Clem. ad Corinth. cap. 5: 'AXX* Eva xöv dpxatov örcodsiY|idxa>v wau- 
ae&ju&a, IX&»|i*v inl xoOg lyyiöxa, Ysvopivous d$X7}xdg' Xdßcojisv xifc y 8VS& € 
^jitöv xd Y 8VVa * a örcodsCYiiaxa. Ata JfjXov xal <p$6vov ol ji4Y tOTOt * al öixaid- 
xaxot axöXoi Äötwx^oav xal fug 0-avdxou ^9-Xijoav. Adßcopsv rcpö öq&aXpföv 
%öv xoug dYa&obg dnooxäXouc' IUxpov, 8g öid {JfjXov döixov oöx Sva f) Ööo 
dXXd «XsCovag ÖTC^veyxs xcövoug, xal oöiü) jiapxupifloag ircopsöO-y) slg xöv öqpsiXö- 
jievov xörcov xffc Ö6|rjc. Aid (JfjXov xal gptvIIa0Xo£ önop.ovfj€ ßpaß*Iov iöetgsv, 
fercxdxig öeojid qpopfiaag, q>OYaöeo8-s(€, Xi$-ao9-e£c, x^pog Y 8v ä|Aevog Bv xs x§ dva- 
xoX$ xal 4v x-Q ööost, x6 Y*vvaTov xfjg rctoxecög aöxoö xXiog IXaßsv, dtxaioaövqv 
ötödgag ÖXov xöv xöojiov, xal 4rcl xö xipjia xfjg ööoecog iX&<bv xal jiapxopijoag 
4«l xfiW •^Y°^P'* vtov » oötrog drcY}XXdYifJ toö xöojioo xal etg xöv &y i ov xöitov iiro- 
psöfrij, ö«ojiovi)c Y8v6p.6Vog |A6Y tOT0 6 önoYpajijiöc. Cap. 6: Toöxotg xotg dvöpd- 
oiv 6o(a>€ rcoXixwaapivoic oDvq&potolb) rcoXö itXfj8-og ixXexx&v, otxtveg tioXXatg 
alxiatg xal ßaodvotg öid {JfjXog itaä-övxsg öftdÖeiYP* xdXXtoxov lyivovzo 4v 
%Tv. Aid £f)Xo€ Öttox^-staat. Yuvatxeg Aavatöeg xal ACpxai, atxiajiaxa ösivd 
xal dvdata TtaO-oOoat, &nl xöv xffc nCaxsoog ß&ßaiov Öpöjiov xax^vxvjaav xal IXa- 
ßov Y ft P a € Y evvaTov a * dod-svetg x$ ocftjiaxt. 



— 13 — 

unmöglich heissen „sie reihten sich ihnen im Martyrium an a l ) , oder 
gar „sie wurden haufenweise mit ihnen vereinigt" und „in die puticuli 
geworfen" 2 ), sondern nur, „sie wurden mit ihnen versammelt", nämlich 
d$ töv dfyiov t6tcov. Hierzu kommt, dass in dem den beiden Aposteln 
gewidmeten Abschnitte kein Wort von Rom als Statte ihres Martyriums 
redet. Es ist zwar nicht gewiss, aber wahrscheinlich, dass nach dem 
ganzen Zusammenhange nicht bloss Paulus, sondern auch Petrus als 
wirklicher Märtyrer bezeichnet werden soll. Nun gilt es freilich als 
ausgemacht, dass wenigstens Paulus nirgends anderwärts als in Rom den 
Märtyrertod erlitten hat. Aber wenn man , wie neuerdings wieder 
Harnack thut 3 ), das x£p|ia x% Suaecog nicht von Rom, sondern von 
Spanien versteht, so legt der Wortlaut der Stelle die Deutung am 
nächsten, dass er eben dort inl töv V)you|iiv<i)v Märtyrer wurde. Dieser 
Annahme Hesse sich nur entgehen, wenn (laptup^aac auch bei Paulus 
nicht vom wirklichen Märtyrertode verstanden würde, was doch wenig 
Wahrscheinlichkeit hat. Bei der Deutung des x£p|ia t% 8öaeu>£ auf 
Rom, an welcher auch Holtzmann festhält 4 ), bezeugt der Clemens- 
brief allerdings das römische Märtyrerthum des Heidenapostels; aber 
darum haben wir noch kein Recht, den Märtyrertod des Petras ebenfalls 
nach Rom zu verlegen. Die Ausflucht von Hilgenfeld ö ), „Clemens" habe 
das letztere Ereigniss bei seinen Lesern als bekannt vorausgesetzt, will 
doch angesichts der Dürftigkeit seiner Nachrichten über Petrus im Ver- 
gleiche mit den genauen Angaben über Paulus recht wenig besagen. Denn 
nur von Paulus, nicht von dem doch an erster Stelle genannten Petrus, 
weiss „Clemens" zu erzählen, dass er seine Predigt vom Morgenlande ins 
Abendland, bis in die Welthauptstadt getragen habe. So wird es bei dem 
Urtheil sein Bewenden behalten, dass der Verfasser des Briefes wohl um 
das Märtyrerthum, aber nicht um das römische Märtyrerthum des Petrus 
gewusst hat. Ein „Incognito-Märtyrerthum" , wie Hilgenfeld ein- 
wendet, wird es darum noch nicht. Der Ort kann dem „Clemens" recht 
wohl bekannt gewesen sein, ohne dass er ihn zu erwähnen für nöthig 
hielt. Grade wenn der Apostel nach der damals über ihn umlaufenden 
Tradition weit von Rom, etwa im fernen Osten gelitten hat, so begreift 
sichs, warum der Briefschreiber so wenig von ihm sagt; hat er dagegen 
in Rom gelitten, so begreift sichs nicht. Immerhin bleibt die Stelle 



1) Seyerlen a. a. 0. S. 60. 
12) Ränan a. a. 0. S. 147. 156. 

3) In der grösseren Ausgabe des Patres Apostolici, ed. II p. 16 sq. 

4) Einleitung ins N. T. S. 297. 

5) A. a. 0. S. 497 flg. 



— 14 — 

auch so wichtig genug. Denn es ist kein Zufall, dass von den Märtyrer- 
Aposteln lediglich Petrus und Paulus hervorgehoben werden. Beide 
Apostel werden schon hier geflissentlich in Parallele gestellt, als die 
beiden „Säulen", auf denen die Heidenkirche sich aufbaute. 

Dieselbe Zusammenstellung begegnet uns weiter in dem i g n a t i a n i - 
sehen Briefe an die Romer, und zwar in allen Recensionen des- 
selben. In Kap. 4 lesen wir hier die Worte: otty &C ffixpoc xal 
IlaOXoc 8taTöcaao(iai ö|uv. Es ist für die gegenwärtige Untersuchung 
gleichgiltig, ob die Ignatianen um 180, wie ich noch immer festhalten 
zu müssen glaube, oder wie Harnack und Volt er vorziehen, schon 
um 140 — 150 geschrieben sind '). Denn aus den betreffenden Worten 
lässt sich ein eigentümliches persönliches Verhältnis beider Apostel 
zur römischen Gemeinde nicht folgen. Beweisend sind dieselben nur für 
die Thatsache, dass beide Apostel als die Hauptauctoritäten der Heiden- 
kirche zusammengestellt werden. Es ist recht wohl möglich, dass der 
Verfasser der Ignatiosbriefe die Legende von der gemeinsamen Wirk- 
samkeit des Petrus und Paulus gekannt hat; aber ein Beweis dafür 
lässt sich den angeführten Worten nicht entlocken. 

Das erste sichere Zeugnis für die gemeinsame römische Wirksam- 
keit des Paulus und Petrus findet sich, wenn wir von der Predigt und 
den Acten des Petrus und Paulus vorläufig noch absehen, in dem c. 
170 — 175 geschriebenenBriefe des Bischofs Dionysios von Korinth 
an die römische Gemeinde, aus welchem uns Eusebios in der Kirchen- 
geschichte ein par Fragmente aufbehalten hat (H. E. H, 25 vgl. IV, 23). 
Die betreffenden Worte sind einem Dankschreiben für eine den zu 
den Bergwerken verurtheilten korinthischen Christen durch Bischof Soter 
von Rom gesendete Liebesgabe entlehnt 2 ). In dieser Liebesgabe findet 
Dionysios eine neue Bethätigung der alten Beziehungen, welche die 
römische und die korinthische Gemeinde seit der Zeit ihrer Stiftung ver- 
bunden haben. Die Römer hätten dadurch bewiesen, dass auch sie die 
Pflanzung beider Gemeinden durch Petrus und Paulus gleichsam „zu- 
sammengemischt", d. h. als eine von Anfang an untrennbar zusammen- 



1) Nach Volt er soll ja auch der von ihm für „un&cht" gehaltene Römer- 
brief bald nach den sechs übrigen Briefen geschrieben sein (Theolog. Tydschr. 
1886, I, 133 flg.). 

2) Dionys. Corinth. ap. Eos. H. E. II, 25, 8: xaöxa xal öjisTg öta x% tooaö- 
ty)€ voo&soCag tj)v &rcö n&Tpou xal IlauXou qpuxstav Yevq&stoav 'PcopiaCoov xe 
xal Eopivd-Ccov ouvsxspdoaxs. Kai yap djicpto xal elg ttjv ^psxipav Köpiv&ov 
qpuxeäoavxsc %&c 6|io(a>g idtoagav' dpolcoc Öi xal eis t9]v TcaXCav Äjiöoe Öt- 
ddgavxsg &|iapx6pY}aav xax& xöv aöx&v xaipöv. 



- 15 — 

gehörige Einheit betrachtet haben. Dies wird nun sofort durch daß 
Folgende näher erläutert. „Beide nämlich (Petrus und Paulus) haben 
auch unser Eorinth als Pflanzer unserer Gemeinde gleicher Weise be- 
lehrt; gleicherweise aber haben sie auch Italien gemeinsam belehrt und 
sind zur selben Zeit Märtyrer geworden". Da Dionysios den Brief des 
Clemens an die Korinther nicht nur kennt, sondern denselben in seinem 
Schreiben an die Römer als ein in Korinth wohlbekanntes und viel- 
gelesenes Document ehrenvoll erwähnt (bei Eus. H. E. IV, 23, 11), so 
liegt die Vermuthung nahe, dass er die oben besprochene Stelle jenes 
Briefes bereits ebenso verstanden hat, wie viele neuere Ausleger, indem 
er darin ein Zeugnis fand für die gemeinsame Predigt und das gemein- 
same Martyrium beider Apostel in Rom. Indessen hat er seine Kenntnis 
schwerlich erst aus jener Stelle geschöpft. Wenigstens was er seiner- 
seits über die gemeinsame Pflanzung auch der korinthischen Gemeinde 
durch Petrus und Paulus hinzufügt, lautet doch keineswegs so, als ob er 
dieselbe zum ersten Male behaupten wollte. Gleichwol ist die Angabe 
falsch und ihre muthmassliche Entstehung auf Grund von 1. Kor. 1, 12 
zeigt nur, wie wenig Verlass auf dergleichen Behauptungen ist. Auch 
die gemeinsame Pflanzung der römischen Gemeinde durch Petrus und 
Paulus ist ein handgreiflicher Irrthum; mit dieser angeblichen That- 
sache aber hängt bei Dionysios das gemeinsame Martyrium der beiden 
Apostel in Rom untrennbar zusammen. Nicht darin also liegt der 
Schwerpunkt der von Dionysios erwähnten Legende, dass auch Petrus 
ebenso gut wie Paulus nach Rom gekommen ist, sondern dass beide 
Apostel gemeinsam sowohl die korinthische als die römische Ge- 
meinde gestiftet, gemeinsam daselbst das Evangelium gepredigt, 
gemeinsam den Märtyrertod in Rom erlitten haben. 

Dieselbe Gestalt der Legende wird auch von Irenäus voraus- 
gesetzt, welcher im dritten Buche seines Elenchos wiederholt auf die 
gemeinsame Gründung der römischen Gemeinde durch die beiden Apostel 
Petrus und Paulus zu sprechen kommt l ). Das Interesse, welches ihn 



1) Adv.haer. HI, 1, 1: 6 jikv ötj MatfraTog &v ?ot£ TSßpaCoic ?1j IdCqp. 8ia- 
X6xxq> aöxßv xal fpacpTjv ig^vsyxtv zboLffikloo, ?o0 TLizpoü xal xoO Ua6Xou 
iv Täpig BÖaYYsXi£oji4v<Dv xal &S|X8Xlo6vtc0v tJjv txxXvjoCav. III, 3, 2: l sed 
quondam valde longum est, in hoc tali vokmine omnium eccletiarum enu- 
merare successiones, maximae et antiquissimae et omnibus cognitae, a glorio- 
sissimis dudbus apostotie Petro et Paulo Romae fundatae et constitutae 
ecdertae, eam quam habet ab apostolie traditionem et antnunciatam hominüms 
fidem, per successiones episcoporum pervenientem usque ad nos indicantes, 
eonfundimus omnetf etc. 



— 16 — 

hierbei leitet, ist die Zurückfahrung der katholischen Tradition auf 
apostolische Auetori tat: er will die Stetigkeit der von den Aposteln her 
in ununterbrochener Succession fortgepflanzten kirchlichen Lehre den 
selbstbeliebigen Meinungen der Häretiker entgegenhalten. Was ihn an 
der römischen Petrussage interessirt, ist nicht das persönliche Schicksal 
des Petrus als solches, sondern lediglich die durch ihn und Paulus ge- 
meinsam vollzogene Gründung der römischen Kirche. Die Quelle, aus 
welcher er schöpfte, war die officielle Tradition dieser Kirche, wie 
solche zur Zeit des damaligen Bischofs Eleutherus (174 oder 175 
bis 189) sich festgestellt hatte. Insbesondere fand Irenäus einen Kata- 
log der römischen Bischöfe vor, welcher bis auf den unmittelbar von 
Petrus und Paulus eingesetzten Bischof Linus zurückreichte. Vermuthlich 
war dies dieselbe Liste, welche vor ihm schon Hegesippos vorfand, als 
er unter Anicet (154/55—166/67) nach Rom kam, und bis auf Aniceta 
zweiten Nachfolger Eleutherus ergänzte (Eus. H. E. IV, 11. 22). Man 
wird daher annehmen dürfen, dass die römische Kirche schon um 160 
ihren Ursprung auf die gemeinsame Wirksamkeit beider Apostel zurück- 
geführt hat. 

Es würde daher nichts der Annahme entgegenstehen , dass auch 
schon Papias von Hierapolis, welcher etwa um die Zeit Aniceta 
seine loyfrüv xupiax&v i^y^aec^ geschrieben zu haben scheint, die 
Sage von der Predigt des Petrus in Jtom gekannt, und das Babylon dea 
von ihm nach der Angabe des Eusebios benutzten (H. E. in, 39, 16) 
ersten Petrusbriefes auf die Welthauptstadt bezogen habe. Wenigstens 
kennt er bereits die Tradition von Marcus als Hermeneuten des Petrus, 
und beruft sich für dieselbe auf die Auctorität des „Presbyters", d. h. 
nach Eusebios des Presbyters Johannes (bei Eus. H. E. III, 39, 15). 
Diese Tradition begegnet uns bei Clemens von Alexandrien in ausge- 
bildeter Gestalt (Hypotypos. lib. I bei Eus. VI, 14, 5—7 vgl. H, 15 ; 
adumbrat. in 1. Petri p. 1007 Potter). Als Petrus in Rom das Evan- 
gelium predigt, bitten die Hörer seinen Begleiter Marcus, das Ge- 
sprochene niederzuschreiben, was dieser denn auch und zwar noch bei 
Lebzeiten des Apostels thut, ohne dass letzterer ihn daran hindert oder 
dazu ermuntert '). Wie wenig indessen hierüber eine feste Tradition 



1) Giern, ap. Eus. VI, 14, 6: Tö 5i xaxi Mdpxov Taüxvjv ftox^xivai ttjv 
olxovopCav. ToÖ Hixpou Övjjiooiqp 6v Te&mj xijpögavxoc ?&v X6fov xal nve6- 
jiaxt xd e&aYy6Xiov &€siitöv?og, xoog rcapövxag itoXAoug övxag napaxaXioai xdv 
Mdpxov, (badev dxoXoo&^oavxa a6x$ n6ppa)$ev xal (iS)xvv;|j.ivov xföv Xex&ivxcov, 
dvafpd^ai Tde elp7j}j.4va' noi^oavxa Ök xö eöayYsXtov jisxaöoövat xotg öeo- 
|*6voi£ aöxoö. "07t6p imYvövxa xöv Ilixpov Ttpoxpsftxix&c ^Tjfit xcoXüaai |nftxe 



— 17 — 

existirte, beweist trotz der Berufung des Clemens auf die rcpeaßÖTepoc 
die ausdrückliche Angabe des Irenäus, Markus habe sein Evangelium erst 
nach dem Tode des Petrus geschrieben (haer. in, 1, 1). Auch der Ab- 
fassung des Evangeliums in Rom gedenkt Irenäus nicht, ebensowenig 
wie nachmals Origenes, obwol letzterer sich ausdrücklich auf 1. Petri 
5, 13 beruft (comm. in Matth. Tom. I opp. m, 1 Lommatzsch ; auch bei 
Eus. H. E. VI, 25, 5). Diese letztere Stelle ist ohne. Zweifel die Wurzel 
der ganzen Ueberlieferung ; eine selbständige Tradition von der Ent- 
stehung des Markusevangeliums in Rom hat schwerlich existirt, und die 
von Papias und Clemens bezeugte Ableitung desselben aus gedächtnis- 
mässiger Aufzeichnung der Lehrvorträge des Petrus ist in sich selbst 
viel zu unwahrscheinlich , um Glauben zu verdienen '). Gesetzt also 
auch, dass schon Papias unter den von Markus niedergeschriebenen 
Vorträgen des Petrus dessen römische Vorträge meinte, so würde er 
hiermit nur die zu seiner Zeit bereits herrschende Auslegung des Babylon 
1* Petr. 5, 13 auf Rom bezeugen; ein selbständiges Zeugnis über die 
Entstehung des Markusevangeliums enthalten seine Worte nicht. Cle- 
mens von Alexandrien bezeugt durch seine Berufung auf die 
TZ<xpd8oai$ der TCpeaßöxepot, dass die Sage von dem römischen Aufent- 
halte des Petrus damals bereits längere Zeit im Umlaufe war. Aber 
über die nähere Gestalt der Sage erfahren wir von ihm nichts. Dass er 
bei dieser Gelegenheit blos der Anwesenheit des Petrus, nicht auch des 
Paulus in Rom gedenkt, ist natürlich in einem Zusammenhange, der 
schlechterdings keinen Anlass dazu bot, auch den Paulus zu erwähnen. 
Eine von der petropaulinischen Tradition unabhängige Form der Ueber- 
lieferung von der römischen Wirksamkeit des Petrus, welche Hilgen- 
feld gern herausbringen möchte 2 ), wird hierdurch auch nicht von Ferne 
erwiesen. 

Dagegen bezeugt schon das von Clemens öfter citirte x'/jpuyiia 
Uixpox) um die Mitte des 2. Jahrhunderts das Vorhandensein der 
petropaulinisehen Tradition. Das vielbesprochene Fragment, welches 
zwar nicht Clemens, aber der anonyme Verfasser der unter Cyprians 
Werken erhaltenen Schrift de rebaptismate aufbewahrt hat, und auf das 



«poxpö^ao^at. Clem. adambrat, in 1. Petr. p. 1007 Potter: 'Marens Petri sec- 
tator praedicante Petro evangelium palam Romae coram quibusdam Caesa- 
reanis equüibits et muUa Christi testimonia proferente, petitus ab eis u 
possent quae dicebantur memoriae eommendare, scripsit ex hiß quae Petro 
dicta sunt evangelium quod secundum Marcum vocitatur*. 

1) Vgl. JPTh 1885 S. 176. 

2) A. a. S. 501. 

Lipsins, Apostelgeschichten. II, 1. 2 



— 18 — 

„von den Häretikern erdichtete" Buch 'Paulii Praedicatio' zurückführt, 
lässt die Apostel Petrus und Paulus nach langer Trennung zuerst wieder 
in Rom zusammentreffen und damals gleichsam zuerst mit einander be- 
kannt werden 1 ). Von der gemeinsamen Stiftung der korinthischen Ge- 
meinde erzählt das Fragment allerdings nichts; aber daraus, dass beide 
Apostel hier erst in Rom einander wieder näher getreten sein sollen, 
folgt doch noch keineswegs, dass wir hier „die erste Gestalt der eigent- 
lichen petropaulinischen Ueberlieferung" 2 ) haben. Jedenfalls bezeugt 
auch diese Stelle das oben Gefundene, dass es der Tradition nicht sowol 
darum zu thun ist, den Petrus ebensogut wie den Paulus nach Rom zu 
bringen, als vielmehr darum, beide Apostel gemeinsam in der Welt- 
hauptstadt wirken zu lassen. 

Ganz dasselbe beglaubigt uns auch das von Origenes aufbehaltene 
Fragment der 7tpa§et£ IlauXou einfach durch die Thatsache, dass 
in dieser von den letzten Schicksalen des Petrus in Rom die Rede ist. 
Die hier mitgetheilten Worte des Herrn dtvttfrev (iiXXco crcaupoöa&at 3 ) 
beziehen sich nämlich, wie uns die jüngeren Texte der Acten des Petrus 
und des Paulus bezeugen, auf die Legende von der Flucht des Petrus 
aus dem Kerker zu Rom. Dem Flüchtigen erscheint am Stadtthore der 
Herr und antwortet ihm auf die Frage „Herr, wo gehst du hin ?" mit 
den Worten „nach Rom, um mich abermals kreuzigen zu lassen". Die 
nach älteren Vorgängen zuletzt wieder von Zahn 4 ) vorgenommene 
Aenderung £v zaXq, IUxpou (statt HauXou) npd&aiv ist ebenso will- 
kürlich als überflüssig. Hält man aber die allein überlieferte Lesart 
fest, so ergibt sich, dass jene alten „Paulusacten" zugleich die letzten 

1) Auetor de rebaptism. c. 17 in Cypriani opp. ed. Hartel III p. 90: 'Et 
post tarda tempora Petrum et PatUum, post conlationem evangelii in Hieru- 
sälem et mutuam cogüationem et aUercationem et rerum agendarum disposi- 
tionem, postremo in urbe quasi tunc primum invicem sibi esse cognüos\ Ob 
die Erwähnung des Vergleiches in Jerusalem und des Streites in Antiochien 
nur>ine Zwischenbemerkung des Referenten (Seh weg ler, Nachapost. Zeitalter 
II S. 32) oder der Quelle entnommen ist, wird sich nicht mehr ausmitteln 
lassen. 

2) Hilgenfeld a. a. 0. 

3) Orig. Tom. XX, 12 in Joann. IV p. 332 de la Rue; II p. 222 ed. Lom- 
matzsch): ei Tcp bk cpiXov itpood&gaod-ou tö £v xatg IlauXou 7ipdc£eatv dtvoeys- 
ypajijiivov, <S)g ötiö toö Oüttfjpog stprjjiivov' "Avco&sv jidXXa) oxaupoöoS-ai. 

4) ActaJoannis p. LXXVIII. Die Aenderung ist schon von Perizonius 
vorgeschlagen, doch hat schon Huetius in der Anmerkung zur Stelle dagegen 
Widerspruch erhoben. Auch Thilo (acta Thomae p. LIX not. f.) und H i 1 g e n - 
fei d (Novum Testamentum extra canonem reeeptum fasc. IV ed. II p. 69) halten 
mit Hecht IlaöXoo fest. 



— 19 — 

Geschicke des Petrus in Rom behandelt, also beide Apostel gegen Ende 
ihres Lebens in der Welthauptstadt zusammengeführt haben. Das Ver- 
hältnis dieser Schrift zn den noch jetzt vorhandenen 7tpa£et€ IKxpou 
xod IlauXou muss einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben. 
Wir müssen daher vorläufig absehn von einer Reihe der für die ur- 
sprüngliche Tendenz der petropaulinischen Legende am Meisten charak- 
teristischen Stellen. 

Bei den jüngeren Zeugen tritt das, was in der ursprünglichen petro- 
paulinischen Sage die Hauptsache ist, das Verhältnis der beiden Apostel 
zu einander, hinter dem Interesse an dem persönlichen Schicksale der- 
selben, insbesondere ihrem römischen Martyrium, mehr oder minder 
zurück. 

Tertullian erwähnt an zwei Stellen des Verhältnisses der beiden 
Apostel zur römischen Gemeinde, um den hohen Vorzug der letzteren 
dadurch zu begründen. An der einen berichtet er, dass Petrus und 
Paulus den Römern das Evangelium auch mit ihrem Blute besigelt 
hinterlassen haben (adv. Marcion. IV, 5) ') ; an der anderen gedenkt 
er zuerst der verschiedenen Todesart beider Apostel in Rom, der Ent- 
hauptung des Paulus, der Kreuzigung des Petrus, dazu eines dritten 
fabelhaften Martyriums, des angeblichen Oelmärtyrerthums des Apostels 
Johannes, ebenfalls in Rom (praescript. haer. 36) 2 ). Die letztere 
Legende begegnet uns nachmals in einer doppelten Gestalt, das eine 
Mal in Rom, das andre Mal in Ephesos localisirt. Die römische Local- 
sage, die sich später noch bestimmter an die Porta latina geheftet hat, 
findet sich in einer von Hieronymus und Andern benutzten 'ecclesiastica 
historia? (I, 419 ff. 484 ff.). Die Vermuthung, dass schon Tertullian 
aus einer schriftlichen Quelle geschöpft hat, legt sich nahe genug, 
obwol man der Versuchung widerstehen muss, dieselbe in den gnostischen 
TzepioSoi 'Icdivvou wiederzuerkennen. Noch weniger lässt sich vorläufig 
bestimmen, ob die Angaben über die verschiedene Todesart des Paulus 
und des Petrus aus mündlicher Tradition oder aus einer schriftlichen 
Quelle entnommen sind. — Weiter führt eine dritte Stelle Tertullians, 
in welcher er ebenfalls der Martyrien der beiden Apostel in Rom ge- 



1) Tertull. adv. Marcion. IV, 5: 'Rotnani . . . quibus evangelium et 
Petrus ei Paulus sanguine quoque suo signatum reliquerunt 1 - 

2) l Si autem ItaXiae aäiaces, hohes Romam, unde nöbis quoque aucto- 
rüas praesto est. Ista quam felix ecclesia, cui totam doctrinam apostöli cum 
isanguine suo profuderunt, übt Petrus passioni dominicae adaequatur, übt 
Paulus Joannisexitu coronatur, ubi apostolus Joannes, posteaquam in oleum 
gneum demersus nihü passus est, in insulam reUgatur\ 

2* 



— 20 — 

denkt (scorpiace 15) 1 ). Nachdem er hier von den Verfolgungen der 
Apostel gesprochen hat, welche die Apostelgeschichte erzählt, beruft er 
sich weiter auf die vitae Caesarum, denen die Häretiker den Glauben 
nicht würden verweigern wollen : dort stehe zu lesen, dass Nero zuerst 
den beginnenden Glauben (d. h. die Anfange des Christenthums) mit 
Blut befleckt hat. „Damals wird Petrus von einem Andern gegürtet, 
da er ans Kreuz gebunden wird. Damals erlangt Paulus das Geburts- 
recht der Stadt Rom, indem er daselbst durch den Adel des Martyriums 
wiedergeboren wird. Wo immer ich dieses lese, lerne ich zu leiden". 
Dass Tertullian den Tod und die Todesart der beiden Apostel in den 
vitis Caesarum gelesen haben sollte, ist sehr unwahrscheinlich. In 
diesen konnte er nur von der neronischen Christenverfolgung überhanpt 
lesen 2 ). Das l haec ubicunque tarn legero 1 setzt aber schriftliche Be- 
richte über das Martyrium beider Apostel voraus. Gesetzt auch, Ter- 
tullian gäbe sich hier fälschlich den Anschein , als ob er seine Nach- 
richten über den Tod des Petrus und Paulus aus römischen Geschichts- 
quellen entnommen hätte, so würde sich dann erst recht die Frage nach 
seinen wirklichen Quellen erheben, die nach dem gebrauchten Ausdrucke 
nur schriftliche sein können. Dass beide Apostel gleichzeitig gelitten 
haben, ist nicht ausdrücklich gesagt. Aber schwerlich hat Tertullian 
in diesem Stücke eine andere Ueberlieferung befolgt als die Kirchen- 
lehrer vor ihm und nach ihm. 

Sicher geht dagegen die Angabe des römischen Presbyters G a j u s , 
eines Zeitgenossen des Bischofs Zephyrinus (198/199 — 217), in seiner 
Schrift wider den Kieinasiaten Proculus auf mündliche Ueberlieferung 
zurück. Derselbe berichtet, dass zu seiner Zeit die zponala. der beiden 
Gründer der römischen Kirche, des Petrus und Paulus, auf dem Vatican 
und an der Strasse nach Ostia gezeigt wurden. Die Bekanntschaft des 



1) 'Et si fidem commentafrii] vofluerit] haereticus, instrumenta imperü 
loquentur, ut lapides Hierusalem. Vitas Caesarum legimus: orientem fidem 
Bomae primus Nero cruentavit. Tunc Petrus ab altera cingitur, cum cruci 
adstringitur. Tunc Paulus civitatis Bomanae consequitur naüvitatem, cum 
iüic martyrii renascitur generositate. Haec ubicunque iam legero, pati disco\ 

2) Auch im Apologeticum , in welchem Tertullian sich ebenfalls auf 
römische commentarii beruft, weiss er aus diesen nur von der neronischen 
Verfolgung überhaupt zu berichten. Apolog. c. 5: 'Consulite commentarios 
vestros t ülic repenetis primum Seronem in hanc sectam cum maxime Bomae 
orientem Caesariano gladio ferocisse\ 

3) Gajus ap. Eus. H. E. II, 25, 7: 'Eyo) tk xa xporcata xöv dutoaräXcov 
5xö) öslgat. 'E&v y&p foXijoflg ärcsX&stv inl xöv Baxtxavöv, t) irct xijv 68öv 
iTjv "QaxCav, s&p^asit xA xporcata xöv xocöxyjv E8puoa(i6va)v xijv ftxxXijoCav. 



— 21 — 

Gajas mit einer eignen Schrift, in welcher das xporcatov des Petrus auf 
den Vatican, das des Paulus an die Strasse nach Ostia verlegt wurde, 
ist durch seine Angabe nicht ausgeschlossen. Aber wenn die zu des 
Gajus Zeit lebendige römische Localtradition, wie anderweit feststeht, 
von dem gemeinsamen Märtyrertode der beiden Apostel in der nero- 
nischen Verfolgung zu erzählen wusste, so beweist schon die Verschieden- 
heit der Todesstätten, dass sie sich nicht erst auf Grund eines solches 
Schriftstücks gebildet haben kann. Denn der Verfasser einer Schrift, 
welche von dem gemeinsamen Martyrium des Petrus und Paulus zu be- 
richten wusste, konnte nur durch eine bereits fixirte entgegengesetzte 
Tradition daran gehindert werden, beiden auch eine gemeinsame Todes- 
stätte anzuweisen. Unter den xpo7tata, welche Gajus dem Proculus zu 
zeigen sich erbietet, sind nicht die Gräber, sondern die Todesstätten 
der beiden Apostel gemeint, welche durch irgendwelche sichtbare Merk- 
zeichen kenntlich waren. Wie wir aus den weiter unten zu besprechen- 
den Acten des Petrus und Paulus erfahren, war die Grabstätte (?) des 
Petrus auf dem Vatican durch eine Terebinthe, die Richtstätte des 
Paulus an der Strasse nach Ostia durch einen Fichtenbaum bezeichnet *). 

Etwa um dieselbe Zeit gedenkt das Muratorische Fragment 
in einer leider vielumstrittenen Steile der Reise des Paulus nach Spanien 
und des Märtyrertodes der beiden Apostel. Auf eine schriftliche Quelle 
lassen die betreffenden Worte nicht schiiessen 2 ). 

Or igen es erwähnt in einer bereits benutzten Stelle (exeg. in 
Genes. Tom. III) zuerst die aus 1 Petr. 1, 1 abstrahirte Predigt des 
Petrus in Pontos, Galatien und Bithynien, Eappadokien und Asien, und 
lässt den Apostel zuletzt nach Rom kommen, woselbst er, wie er selbst 
es begehrt habe, häuptlings gekreuzigt wordeu sei. Dann heisst es von 



1) Vgl. meine Quellen der römischen Petrussage S. 106. R£nan a. a. 0. 
S. 152. Ceber die Bedeutung des Wortes xponalov vgl. Erbes, die Graber 
und Kirchen Pauli und Petri in Rom. Zeitschr. f. Kirchengeschichte VII, 1, S. 12. 

2) Fragm. Murat lin. 34-39: 'Acta autem omnium apostolorum sub uno 
libro scribta sunt Lucas obtime theophile conprindü quia sub praesentia eins 
singula gerebantur sicut et semote passionem Petri evidenter declarat sed et 
profectionem Pauli ab urbe ad Spaniam proficescentis\ Ich halte mit vielen 

andern Auslegern dafür, dass l semota passione sed et profectione' zu 

lesen ist. Der Verfasser will sagen, Lukas habe in der Apostelgeschichte alles 
das, wovon er Augenzeuge gewesen, zusammengefasst, wie die Beseitigung (oder 
Nichterwähnung) der Passion des Petrus und die Reise des Paulus nach Spanien 
deutlich beweise. Vgl. Hesse, das Muratorische Fragment S. 125 ff. Der 
Verfasser des Fragments ist also von der Geschichtlichkeit beider Ereignisse 
überzeugt 



— 22 — 

Paulus, derselbe sei, nachdem er das Evangelium Christi von Jerusalem 
bis Illyrikum vollendet (nach Rom. 15, 19), zu Rom unter Nero Märtyrer 
geworden 1 ). Von einem gemeinsamen Martyrium des Petrus und Paulus 
sagt Origenes nichts; doch können seine Worte auch nicht beweisen, 
dass er einer entgegengesetzten Ueberlieferung folgt. Die detaillirte 
Angabe über die Kreuzigung des Petrus weist auf einen schriftlichen 
Bericht, doch wol denselben, dem er jenes zum flüchtigen Apostel 
gesprochene Herrnwort dEvwfrev jiiXXü) axaupoOad a at entlehnt hat. 
Die Notiz, dass Petrus auf sein eigenes Verlangen häaptlings gekreuzigt 
worden ist, findet sich sowol in den katholischen Tzpd^eig IKxpou xal 
IlauXou, als in dem gewöhnlich nach Linus benannten gnostischen 
|xapx6pLov IKxpou, von welchem ebenfalls noch weiter die Rede 
sein wird. 

Commodian wiederholt im Carmen apologeticum nur die her- 
kömmliche Notiz von der Hinrichtung des Petrus und Paulus durch 
Nero in Rom 8 ). 

Lactantius spricht an zwei Stellen von Petrus und Paulus in 
Rom. An der ersten (institut. divin. IV, 21) berichtet er, dass der heilige 
Geist den Aposteln, als sie sich in die Provinzen zerstreuten, um das 
Evangelium zu predigen, nicht nur die Kraft Wunder zu thun verliehen, 
sondern auch die Zukunft offenbart habe. Alles was Petrus und Paulus 
nachmals in Rom predigen sollten, habe er den Aposteln zuvor kund* 
gethan und diese „Predigt" sei zur Erinnerung schriftlich aufbehalten 
worden. Darin finde sich unter anderem Wunderbaren auch eine de- 
taillirte Vorherverkündigung der Schrecken des jüdischen Kriegs und 
der Zerstörung Jerusalems 8 ). An der zweiten Stelle (de mortibus perse- 
cutorum cap. 2), die sich mit der ersten theilweise wörtlich berührt, 



1) Orig. bei Eus. H. E. III, 1 (Opp. II, 24 de la Rue; VHi, 48 ed. 
Lommatzsch) : üixpog Öfe Sv üövxcp xal raXaxCa xal Bi$uv(a Kanna&oxCa ts 
xal 'Ao£a xsx^pux 1 ?*^* 1 T0 *C & x diaoitop&g 'Ioudafoig Soixev' 8g xal inl 
xiXsi iv Ttüji]) yevönsvog aveoxoXorcCotb] xaxa xsqpaXfjg, ofrtcog aötög dgicftoac 
7ta$6tv. Tt ösl rcspl IlauXou Xiystv, ärci 'IepouaaXyjpt liöXP' xoQi *IXXt>pixo5 
TisnX^pcoxÖTog xb sOayYiXtov xoö XptaxoÖ xal öorepov iv xfj ( P(6}iig inl N£p<ovo£ 
p,e)JiapTupr]x6TOg ; 

2) Carmen apologet. v. 820 sq. (p. 25 ed. Ludwig): 

Di8cimu8 hunc autem Neronem esse vetustum 
Qui Petrum et Pauilum prius punivit in urbe. 

3) 'Discipuli vero per provindas dispersi ftmdamenta ecdesiae ubique 
posuerunt, facientes et ipsi in nomine magistri dei magna et paene incredi~ 
bÜia miracuta, quia discedens instruxerat eos virtute ac potestate qua posset 
novae adnuntiationis ratio fundari et confirmari: sed et futura aperuit iüis 



— 23 — 

ist die Rede von der Zerstreuung der Apostel in alle Welt und ihrer 
25jährigen Predigt bis zum Regierungsantritte des Nero , darnach von 
der Ankunft des Petrus in Rom unter Nero, seinen Wundern und Predigt- 
erfolgen, der Christenverfolgung und dem Martyrium der beiden Apostel, 
des Petrus am Kreuze, des Paulus durchs Schwert '). 

Petrus von Alexandrien, dessen Worte (de poenitentia can. 9) 
theilweise an die des römischen Clemens, theilweise an Stellen der 
paulinischen Briefe anklingen, weiss nur das Allgemeinste zu erzählen: 
Petrus, nachdem er öfters festgenommen, eingekerkert und mishandelt 
worden , ist zuletzt in Rom am Kreuze gestorben ; desgleichen ist der 
berühmte Paulus nach oftmaliger Gefangenschaft und Todesgefahr, nach 
vielen Kämpfen und nachdem er vieler Verfolgungen und Drangsale 
sich gerühmt, in derselben Stadt durch das Schwert enthauptet worden *). 

Eine Zusammenfassung der bisherigen Ueberlieferung unter Berufung 
auf ältere Gewährsmänner hat endlich Eusebios gegeben. In der 
Demonstratio evangelica erwähnt er nur kurz die Todesarten und Todes- 
stätten des Paulus, Petrus und Johannes 3 ). Petrus wird häuptlings ge- 



omnia, quae Petrus et Paulus Romae praedicaverunt , ei ea praedictio in 
memoriam scripta permansit, in qua cum mülta alia mira tum etiam hoc 
futurum esse dixerunt, utpost breve tempus immüteret deus regem, qui expu- 
gnaret Judaeam et civüates eorum solo adaequaret etc\ 

1) 'Et inde discipuli qui tunc erant undecim, adsumtis in locum Judae 
prodüoris Matthia et Paulo, dispersi sunt in omnem terram ad evangelium 
praedicandum, sicut (Uis magister dominus imperaverat, et post annos XXV 
usque ad principium Neroniani imperii per omnes provmcias et civüates 
ecclesiae fundamenta miserunt. Cumquc iam Nero imperaret, Petrus Bomam 
advenit et edüis quibusdam miraculis, quae virtute ipsius dei, data sibi ab 
eo potestate faciebat, convertü multos ad iustitiam, deoque templum fidele ac 
stabile coUocavit. Qua re ad Neronem deJata cum animadverteret, non modo 
Bomam sedubique quotidie magnam muUitudvnem deficere a cuUu idolorum et 
ad religionem novam damnata vetustate transire, ut erat execrabüis ac nocens 
tyrannus prosüuü ad excidendum caeleste templum delendamque iustüiam et 
primus omnium persecutus dei servos, Petrum cruci adfixit et Paulum 
vnterfccü\ 

2) Bei Routh reliquiae sacrae T. IV, p. 34: oöxö>g 6 wpöxptxoc xöv drco- 
gtöXcov IHxpot noXXdxic ouXXij^frslg xal qpoXaxio&slg xal dx^acd-efc, öoxepov 
Iv Tcoji^ ioraupcoJH]. öpotog xal 6 rceptßdrjxoc IlaOXoc nXsovdxig napatod-slg 
xal icoc tacvdxou xiv&jveöoag, itoXXd ts 40-Xijaa^ xal xauxijadiievot iv rcoXXoTg 
dittYpoTg xal frXl^sotv, iv xfj aöxfj rcdXet xal aöxög Jiaxafpa ttjv xscfaX^v 
dnsxeCpaxo. 

3) Dem. Ev. HI, 5, 65: xal Ilexpog de ircl Tcö^s xaxd xeqpaXfjg oxau- 
potJxai, IlaGXoc ts dnoxsiivsTai, Icodvvyjs xe vijo<p rcapaötöoxai. 



— 24 — 

kreuzigt, Paulus enthauptet, Johannes nach einer Insel verbannt. Die 
Zusammenstellung erinnert an Tertullian (praescript. haer. 36), auch in 
dem speciellen Zuge, dass die Verbannung des Johannes von Rom aus 
erfolgt. Die Kreuzigung mit dem Kopfe nach unten hat vor Eusebios 
nur Origenes, wahrscheinlich auf Grund der 7tpcc£ei£ IlauXou erwähnt. 
Genauer geht der gelehrte Bischof von Cäsarea in seiner Kirchen- 
geschichte (H. E. II, 25) auf die Einzelheiten der petropaulinischen 
Legende ein *). Nachdem er zuvor von der neronischen Christen- 
verfolgung im Allgemeinen gesprochen, auch eine Stelle Tertullians 
(Apologet, c. 5) darüber angeführt hat, berichtet er von dem Martyrium 
der beiden Apostel untet jenem Tyrannen. Paulus wird in Rom ent- 
hauptet, Petrus gleichzeitig gekreuzigt. Eine Bestätigung erhält diese 
bxopfa durch die noch vorhandenen Gräber des Petrus und Paulus. Als 
Belege für seine Angaben führt Eusebios zunächst die bereits besprochenen 
Stellen des Gajus und des Dionysios von Korinth an, denen er später 
(H. E. III, 1) noch die Steile des Origenes im dritten Tomos seiner 
Erklärung der Genesis hinzufügt. Den Hinweis des Gajus auf die 
iporcaia der beiden Apostel hat Eusebios auf die Grabstätten gedeutet 2 ). 
Ihre gemeinsame römische Wirksamkeit und ihr gemeinsames Martyrium 
belegt er durch die Worte des Dionysios von Korinth. Nimmt man 
hinzu, dass ihm auch die Erzählung von der Kreuzigung des Petrus mit 
dem Kopfe nach unten durch Origenes bekannt war und dass er ausser- 
dem, wie die Worte der Demonstratio nahelegen, mit der Schrift Ter- 
tullians über die Präscription bekannt zu sein scheint, so bedarf es 

1) H. E. II, 25, 5 — 7 : Taöx^ y° öv oSxog $-eo|idxo€ fcv xotg jidXiaxa «pöxos 
ävaxTjpüx&Bfg, ittl xd$ xaxd xöv drcooxöXcöv 47x^p0-yj cqpaydg. IlaöXot öij o5v 
in aöxYfc 'Päp^c xtjv xeqpaXijv ditoxiiY}iH)vai, xal IUxpog «waaöxcös dvaoxoXo- 
luafrfjvai xax* aöxöv faxopoövxat. Kai maxo0xa( ys xrjv Coxopfav ^lUxpou 
xal IlauXoo elg äeüpo xpax^aaoa inl xföv aöxd&i xoijnjxr/p£ü>v itpöopyjaig. Oö&lv 
8& ^xxov xal £xxX7jotaaxixÖ£ dvrjp TdVog dvö^axi, xaxd Zecpuptvov Tcöjiatcov 
ysyovcbg &7tfaxoiiov' 8g 8rj IIp6xX(p xijs xaxd «fcpöyac TCpoYoxa|iiv(p Yvd>|M]c 
&YTpd<pö)G ötsXex^sC^, aöxd ötj xaiJxa rcepl xöv x6hü)v, ivO-a xöv elpKjjiivwv 
drcoaxöXwv xd [epd oxr^vwjiaxa xaxaxid-etxat, ipyjoCv' (Folgen die oben S. 20 
angeführten Worte des Gajus). '2g ök xaxd xöv aöxöv dji^to xaip&v Sjiapxo- 
pyjaav, KoptvO-ioov knloKonos AtovOaiog iyYP*? ^ Tü)|ia(oig 6|uXt»v, 5>H ita)g 
itapCoxTjotv* (Folgen die oben S. 14 angeführten Worte des Dionysius). Kai 
xaOxa äfe, tbg dv Ixt n&XXov itioxa>$eCirj xd xijg toxoptag. 

2) Da zur Zeit, als Eusebios seine Kirchengeschichte schrieb, die Leiber 
beider Apostel noch in den Katakomben an der appischen Strasse ruhten, 
so setzt er wol voraus, dass die Heiligen sofort nach dem Märtyrer- 
tode an den von Gajus bezeichneten Stätten bestattet wurden. Es ist dies 
bekanntlich die später herrschend gewordene Meinung. 



— 25 — 

ausser jenen Nachrichten der älteren Väter nicht erst der Zuhilfenahme 
anderweiter Quellen, um die Angaben des Eusebios zu erklären. Gleich- 
wol deuten nach dem sonstigen Sprachgebrauche die Ausdrücke fcrco- 
poOvxai und faxopfa auf einen schriftlichen Bericht, dessen An- 
gaben der Kirchenhistoriker durch die Zeugnisse des Gajus, Dionysios, 
Origenes nur bestätigt (I, 65 vgl. S. 2. 16. 50. 445) und welchen er 
ausdrücklich mit xa xfjs EaxopCag von den genannten Zeugnissen unter- 
scheidet '). Derselbe muss von dem gleichzeitigen Martyrium des Petrus 
und Paulus in Rom gehandelt, die Legende also in derjenigen Form 
dargestellt haben, welche die von Origenes citirten npA%et$ üa6Xou 
bezeugen. Dagegen ist die d^toScTj-p^xo; bxopfa, welche Eusebios ander- 
wärts über den Märtyrertod der Gattin des Petrus und die vom Apostel 
ihr auf ihrem Todeswege zugerufenen Worte der Ermunterung mittheilt 
(EL E. III, 30, 2), ausdrücklich als Citat aus dem siebenten Buche der 
Stromateis des alexandrinischen Clemens bezeichnet. 

Als Todesjahr der beiden Apostel hat Eusebios in den Eanones 
seiner Chronik das Jahr 2083 Abrahams = 67 u. Z. angesetzt, weiches 
dem 13. Jahre des Nero entsprechen soll. Es ist dies das von ihm für 
die neronische Christenverfolgung angesetzte Jahr 2 ). Die von ihm bereits 
vorgefundene römische Bischofsliste berechnete für Petrus fünfundzwanzig 
Bischofsjahre vom zweiten Jahre des Claudius = 42 u. Z. (nach 
Eusebios = 2058 Abraham) bis zur neronischen Christenverfolgung = 
67 u. Z. Die Quelle, in welcher er diese Ansätze vorfand, war, wie 
ich anderwärts nachgewiesen habe, eine alte Chronik aus der Zeit 
Victors von Bom (189 — 198/199), welche die antiochenischen und 
alexandrinischen Bischöfe gleichzeitig mit den entsprechenden römischen 
Bischöfen angesetzt hat 3 ). Dieselbe Hess daher im zweiten Jahre des 



1) VgL die gesperrt gedruckten Schlussworte der vorstehenden Anmerkung. 

2) Eusebii Chronic ed. Schöne ü, p. 156. Vgl. hierzu meine Chronologie 
der römischen Bischöfe S. 8 ff. 13 ff. 19 ff. Neue Studien zur Papstchronologie. 
JPTh 1880 S. 240 ff. Erbes, die Gräber und Kirchen Pauli und Petri in 
Bom. Zeitscbr. für Kirchengeschichte VII S. 2 ff. Das Jahr 2083 Abrahams 
bietet übereinstimmend mit der armenischen Uebcrsetzung auch die aus Euse- 
bios geschöpfte syrische Chronik des Dionysius von Telmahar (Eusebii canonum 
cpitome ex Dionysii Telmaharensis chronico petita ed. Siegfried et Geizer Lip- 
»iae 1884 p. 54). Hieronymus in der Bearbeitung der eusebischen Chronik und 
die ans anderer Quelle entnommene Zeitbestimmung bei Dionysius p. 49 setzen 
dafür 2084 Abr. = 68 u. Z., welches Datum dem 14. Jahre Neros (t 9. Juni 
68) entspricht. 

3) JPTh. 1880 S. 241 ff. 249 ff. 254 ff. 



— 26 — 

Claudius den Euodios dem Petrus auf dem antiochenischen Bischofsstuhl 
nachfolgen, nahm also an, dass Petrus in eben diesem Jahre von 
Antiochien nach Rom übersiedelt sei. Demgemäss setzt Eusebios auch 
in der Kirchengeschichte die Ankunft des Petrus in Rom unter Claudius 
(H. E. II, 14, 6; 17, 1). Ebenso setzt Hieronymus in der Bearbeitung 
der eusebischen Chronik den römischen Amtsantritt des Petrus ins 
Jahr 42 u. Z. (2058 Abr.) = Claudii II, und lässt den Linus im Jahre 
68 u. Z. (2084 Abr.) = Neronis XIV dem Petrus nachfolgen; die 
römischen Bischofsjahre des Petrus sind hiernach von 42 — 67 (2058 
bis 2083 nach seiner Berechnung der Jahre Abrahams) angesetzt; das 
Todesjahr 68 u. Z. = 2084 Abr., nach Hieronymus das Datum für die 
neronische Christenverfolgung, wird als Anfangsjahr des Linus verrechnet. 
Dagegen hat Eusebios in der Chronik nach dem Ansätze des armenischen 
Textes als erstes Jahr des Petrus in Rom das Jahr 39 u. Z. = 2055 
Abrah. oder das dritte Eaiserjahr des Gajus verzeichnet, also den An- 
tritt seines römischen Episkopats um 3 Jahre hinaufgeschoben, ohne jedoch 
darum die Ziffern für den Amtsantritt des Euodios zu ändern l ). Bei 
diesem Ansätze fuhren die 25 Bischofsjahre genau auf das Jahr 64 u. Z. 
herab, d. h. auf das historisch richtige Jahr der neronischen Christen- 
verfolgung. Wenn er trotzdem auch in der Chronik das Jahr 67 als 
Jahr der Verfolgung beibehält, so erklärt sich dies am Einfachsten aus 
Combination zweier verschiedener Quellen, nämlich wie ich ebenfalls 
nachgewiesen zu haben glaube 2 ), jener obenerwähnten Chronik aus der 
Zeit Victors und einem etwa gleichzeitigen, nur die Namen und die 
Ziffern für die vollen Amtsjahre enthaltenden alten Verzeichnisse der 
römischen Bischöfe. 

In seiner Kirchengeschichte berichtet Eusebios als eine ihm von 
anderwärts zugekommene Meinung (X6yo£ Sx e O> ^ass P au his nach 
den zwei Jahren seiner römischen Gefangenschaft , mit welchen 
die Apostelgeschichte des Lukas schliesst, noch einmal frei ge- 
kommen, späterhin aber zum zweiten Male in Rom gefangen gesetzt 
und gemeinsam mit Petrus durch das Martyrium vollendet worden 
sei (H. H. II, 22, 2). Diese Meinung, welcher er selbst beipflichtet, 
belegt er durch 2. Tim. 4, 16 flg. Den Amtsantritt des römischen 



1) Die nachträgliche Correctur zeigt sich noch darin, dass es zu 2055 Abr. 
heisst: „der Apostel Petrus, als er die antiochenische Kirche ge- 
gründet hatte, reist nach Rom und predigt daselbst und bleibt dort als 
Bischof der Kirche 20 [1. 25] Jahre". Dagegen zu 2058: «Als erster Bischof 
von Antiochia wird Euodios ordinirt". 

2) a. a. 0. S. 241 ff. 256 ff. 261 ff. 



— 27 — 

Procurators Festus und die erste Reise des (gefangenen) Paulus nach 
Rom setzt er in der Chronik ins Jahr 2070 Abr. = 54 u. Z., welches 
nach seiner Kaisertabelle dem 14. Jahre des Claudius entspricht. Hier- 
nach fällt das Ende des 2. Jahrs (Act. 28, 30) und die Befreiung des 
Apostels aus der ersten Gefangenschaft ins Jahr 57, zehn Jahre vor der 
neronischen Christenverfolgung, in welcher der Apostel auch nach der 
Angabe des Eusebios Märtyrer geworden ist '). 

Woher erklärt sich aber die von Eusebios bereits vorgefundene 
Berechnung der römischen Bischofsjahre des Petrus von 42 — 67 u. Z. ? 
Rechnet man von dem zweiten Jahre des Claudius zwölf Jahre (42 n. Ch.) 
zurück, so kommt man auf das Jahr 30 u. Z. Das Jahr der Passion 
Christi ist nach der ältesten Chronologie = 29 u. Z. (das fünfzehnte 
Jahr des Tiberius), nach der schon zur Zeit des Clemens Alexandrinus 
von Einigen befolgten, darnach auch von Julius Africanus und Julius 
Hilarion angenommenen Rechnung = 30 u. Z. 2 ). Nun sollten aber nach 
einer alten Ueberlieferung die Jünger von ihrem scheidenden Herrn den 
Auftrag erhalten haben, zwölf Jahre lang noch in Jerusalem zu verweilen 
und dann erst in alle Welt zu gehn *). Also musste auch Petrus von 
30 — 42 in Jerusalem geblieben und präcis im Jahre 42 nach Rom ge- 
kommen sein 4 ). Die Voraussetzungen, von denen diese Rechnung aus- 
geht, stimmen nicht mit der von Eusebios befolgten Chronologie des 
Todesjahrs Jesu (32 n. Chr. = 2048 Abr. oder Tiberii XIX) und nur 
gezwungen mit der schon in seiner Quelle gefundenen Annahme, dass 
Petrus, bevor er nach Rom reiste, erst noch die antiochenische Kirche 
gegründet haben soll. Beweis genug, dass jene Rechnung älteren Ur- 
sprungs ist. 



1) Hieraus erhellt, mit welchem Rechte diejenigen eich auf das Zeugnis 
des Eusebios berufen können, welche das richtige Datum der neronischen 
Christenverfolgung = 64 u. Z. festhalten, gleichwol den Apostel aber erst im 
Jahre 67 sterben lassen, und zwischen 64 und 67 Raum für eine Befreiung 
desselben aus der Gefangenschaft und für weitere Missionsreisen zu gewinnen 
meinen. So nicht blos die officielle Chronologie der römischen Kirche, sondern 
auch Protestanten wie Laurent, Neutest Studien S. 105. Vgl. dagegen meine 
Chronologie der röm. Bischöfe S. 167. Erbes a. a. 0. S. 3 flg. 

2) Vgl. meine Pilatusacten S. 21 flg. 

3) Praedicatio Petri bei Clemens Alex. Strom. VI, 6 p. 764 sq. Potter. 
Apollonius bei Euseb. H. E. V, 18, 14. Vgl. meine Ausführungen JPTh 
1876 S. 640. Erbes a. a. 0. S. 4 flg. 

4) So lassen die Actus Petri Yercellenses c. 3 den Apostel nach Ablauf 
der 12 Jahre, welche ihm der Herr geboten hatte, in Jerusalem zu bleiben, in 
Folge einer Vision sich in Cäsarea nach Italien einschiffen. 



— 28 — 

Eine andere Rechnung liegt in der lateinischen Chronik des Fnrius 
Dionysius Philocalus vom Jahre 354 vor. Nach dieser fällt der 
Amtsantritt des Petrus in Rom ins Jahr nach der Passion Christi, welche 
hier in der älteren Weise noch ins Jahr 29 gesetzt ist. Die 25 römischen 
Bischofsjahre, welche auch dieser Chronist der römischen Kirche schon 
vorgefunden hat, berechnen sich also auf die Zeit von 30 — 55 u. Z., 
*a cons. Minuci et Longini usque Nerino et Vero\ Der 
alte in der Chronik des Hippolyt fortgesetzte und durch die Vermittelung 
des letzteren dem Philocalus zugekommene Katalog enthält diese Be- 
rechnung noch nicht; denn er zählte von Petrus bis zum Tode des 
Eleutherus 150'Jahre (= 39 — 189 n. Chr.) 1 )» datirtealso den römischen 
Amtsantritt des Apostels von dem dritten Jahre des Gajus. Dieser Katalog 
war, wenn nicht geradezu identisch mit dem von Eusebios in der 
Chronik als zweite Quelle benutzten, so doch demselben sehr nahe ver- 
wandt 9 ). Das Mittelglied beider Rechnungen finden wir bei Lactantius 
(de mortibus persecutorum c. 2) 3 ) , welcher die Apostel von Christi 
Passion bis zum Regierungsantritte des Nero volle 25 Jahre lang 
(29/30 — 54/55 n. Chr.) die Länder der Erde durchreisen, gleichwol 
aber den Petrus erst unter Nero nach Rom kommen lässt. 

b. Die antipauiinische Simonsage. 

Seit Anfang des dritten Jahrhunderts begegnet uns bei ver- 
schiedenen Kirchenlehrern die Legende von den Kämpfen des Petrus 

l)Harnack, die Zeit des Ignatius S. 73. Meine neuen Studien zur 
Papstchronologie J P Th 1880 S. 81 ff. 119. 

2) Neue Studien zur Papstchronologie a. a. 0. S. 274. Dem oben 
constatirten Thatbestande gegenüber ist es eine untergeordnete Frage, ob, wie 
Erbes (a. a. 0. 5 ff.) durchaus festhalten möchte, die durch Hinausrückung 
des römischen Amtsantritts des Petrus von 42 auf 30 n. Chr. entstandene 
Lücke schon von Hippolyt in der Chronik von 234 durch Verdoppelung des 
Cletus und Einschiebung des Anacletus mit 12 Amtsjahren ausgefüllt worden 
ist. Ich kann mich indessen auch durch die neuesten — übrigens in einem 
sehr unpassenden Tone vorgetragenen — Ausführungen von Erbes nicht für 
überzeugt erklären. Ich muss dabei stchn bleiben, dass die Ziffern der Kirchen- 
geschichte die von Eusebios vorgefundene Liste treuer wiedergeben als die 
der armenischen Chronik, und dass auf den Ansatz von Erbes „Anencletus 
ann. VIII woraus ann. VI (!)" gar kein Verlass ist. Seitdem wir die Liste 
des armenischen Eusebios mit zwei syrischen Texten vergleichen können, zeigt 
sich erst recht, wie gross die Verderbnisse sind, welche in den Versionen ein- 
gerissen sind, und wie wenig man berechtigt ist, nun gerade den Armenier 
unbedingt gegen Hieronymus zu bevorzugen, vollends da wo letzterer mit der 
Kirchengcschichte übereinstimmt. 

3) VgL die oben S. 23 angeführten Worte. 



— 29 — 

mit dem samaritanischen Magier Simon in Rom. Der Erste, welcher 
uns hiervon Knnde giebt, ist Pseudorigenes (Hippolyt ?) in den Philoso- 
phnmenis. Derselbe überliefert uns die Sage in einer Gestalt, die uns 
in der Folgezeit nicht wieder entgegentritt. Nachdem Simon in Samarien 
von den Aposteln (Petras und Johannes) widerlegt und verflucht worden 
ist, wendet er sich nach Rom und geräth hier in Conflict mit „den 
Aposteln" (d. h. wol Petrus und Paulus). Da er durch seine magischen 
Künste viele verführt, leistet Petrus ihm Widerstand. Zuletzt lässt 
Simon unter einer Platane sich nieder und lehrt. Als aber sein Ansehn 
immer mehr schwindet, verheisst er, wenn man ihn lebendig begrabe, 
am dritten Tage wieder zu auferstehn. Auf sein Geheiss graben ihm 
seine Jünger ein Grab und verschütten ihn. Aber vergeblich warten sie 
auf seine Auferstehung: denn er war nicht der Christus (Phil. VI, 20) , ). 
Im Vorangegangenen hat Pseudorigenes ausführlich über das dem Simon 
zugeschriebene gnostische System berichtet und Auszüge aus der ihm 
beigelegten Schrift ^ &n6<poi<Jts ^ fieyiXi} mitgetheilt (Phil. VI, 7 — 18) ; 
hieran reihen sich (Phil. VI, 19) weitere Nachrichten über Simons 
Person und Lehre, welche theilweise wörtlich, wenn auch minder aus- 
fuhrlich, auch bei Irenäus (haer. I, 23, 2 — 4) und Tertullian (de 
anima 57), sowie bei den Epitomatoren des Syntagma Hippolyts (Pseudo- 
terrall. haer. 1. Philaster haer. 29. Epiphan. haer. 21, 1) wiederkehren. 
Die oben mitgetheilten Notizen über Simon in Rom bilden den Schluss 
des ganzen über den Magier handelnden Artikels. Dieselben können 
aus keiner der in den beiden vorhergehenden Abschnitten benutzten 
beiden Quellen, sondern müssen aus einer dritten Quelle geschöpft sein. 
Von den Kämpfen des Petrus mit Simon in Syrien ist keine Rede: 
die römischen Vorgänge werden ohne Weiteres an die Nachrichten der 
Apostelgeschichte über das Zusammentreffen Simons mit Petrus und 
Johannes in Samarien angefügt. In dem römischen Conflicte mit Simon 
spielt, wenn auch „der Apostel" in der Mehrzahl gedacht wird, doch 
Petrus die Hauptrolle. 



1) p. 176 Miller: oSxog 6 2£}ia>v rcoXXoös «Xavöv ftv xfj Sanapeia iiayetaic 
Oic6 xöv dnooxdXwv •JjXiYX^Q » * a * ftrccfcpaxoc ysvöjisvoc , xad-ä>£ ftv xotg Ilpdgeai 
Yiypxitxa.1, öoxspov drceu&oxijaac xaßxa &ft6xeCpi}asv' fta>£ xal x% Tcftiiiqt £m- 
St^oocg dvxftrceos xotg ditooxöXotg" itpöc 8v noXXdc nöxpog dvxixaxftaxi] nayBiais 
zXavövxa noXXoög. 05xog knl tiX&i ft»ä>v ftv x . . . x*j, bnb rcXdxavov xad-e- 
Söuevoc ftättaoxs. Kai öi] Xowiöv ftfY&C xoff &XiYX 80 ^ at Y tv *M- evo C & tÄ xö SYXP " 
vtC«tv, Iqpt} 8xt st xo>oO«Ciq £ffiv, dvaoxiflaexat x$ zoItq ^jiftpa. Kai 5*j xdqppov 
xsX&uoag äp^Y^vai bnb xöv na&rjxöv ftxftXsuoe x tö0 ^l vai ' ^ P* y °^ v z0 
^poax«x^ v *«o£ijcrav, 6 8e drcftiieivev gcog vöv" ob y«P fjv 6 Xpiaxög. 



— 30 — 

Die Verheissung am dritten Tage wieder auferstehn zu wollen, 
findet sich ähnlich auch in den katholischen Acten des Petras und 
Paulus (c. 46. 52. 53). Während aber dort Simon sich scheinbar 
tödten lässt und nach drei Tagen wirklich wieder zum Vorschein kommt, 
ist hier der Vorfall an das Ende seines Lebens verlegt und erinnert in 
seinen näheren Zügen auffallend an die Erzählung von der Selbst- 
bestattung des Apostels Johannes (I, 489 ff.). Vielleicht darf man bei 
Pseudorigenes oder bei seinem Gewährsmann hier eine Verwechselung 
vermuthen oder vielmehr eine Vermischung zweier verschiedener Legen- 
den. Denn auch in den katholischen Acten Petri und Pauli lesen wir, dass 
Nero den Leichnam Simons drei Tage lang sorgfältig aufzubewahren 
befiehlt, in der Meinung, er werde am dritten Tage auferstehn (c. 78). 
Dagegen sieht die Notiz, dass Simon unter einer Platane zu sitzen und 
dort zu lehren pflegte, wie eine alte Localtradition aus. Die Platane 
erinnert an die Terebinthe und den Fichtenbaum, welche die Märtyrer- 
stätten des Petrus und des Paulus bezeichneten. Leider ist der Ort, an 
welchem die Platane stand, in Folge einer Textverderbnis, welche unsre 
einzige Handschrift grade hier betroffen hat, nicht mehr festzustellen. 

Ob bereits das Syntagma Hippolyts der römischen Kämpfe 
zwischen Petrus und dem Magier gedacht habe, lässt sich nicht mehr 
mit völliger Sicherheit ausmitteln. Von den Epitomatoren erwähnt 
Pseudotertuliian (haer. 1) nur die Verurtheilung , welche der 
Magier durch Petrus in Samarien, laut der Erzählung der Apostel- 
geschichte erfährt. Epiphanios geht (haer. 21, 5) auch nicht näher 
auf die römischen Kämpfe des Magiers ein, sondern begnügt sich zu 
erzählen, dass der Elende mitten in der Stadt Born herabgestürzt und 
gestorben sei 1 ). Gemeint ist die Geschichte von dem verunglückten 
Flugversuche des Simon, welche uns im 4. Jahrhunderte bei den ver- 
schiedensten Schriftstellern begegnet. Die Nichterwähnung des Conflictes 
mit Petrus in Rom kann also nichts für die Unbekanntschaft des Epi- 
phanios oder der hier von ihm benutzten Quelle mit dieser Erzählung 
beweisen. Dagegen geht Philaster etwas näher auf diese Legende 
ein (haer. 29). Nachdem er im Vorangegangenen — unzweifelhaft nach 
Hippolyt, den er hier ausführlicher als Pseudotertuliian excerpirt — 
wesentlich dieselben Berichte über Person und Lehre des Simon gebracht 
hat, die uns auch bei Irenäus, Pseudorigenes, Tertullian und Epiphanios 
begegnen, schliesst er seinen Artikel über Simon mit Nachrichten über 
dessen römische Schicksale. Auf der Flucht vor Petrus kommt Simon 



1) 4v jiiqg xöv Tttnafcov 6 xdXa£ xaxaiteocbv x4$v7]X8v. 



— 31 — 

von Jerusalem nach Rom. Hier kämpft er vor Kaiser Nero mit dem 
seligen Apostel, wird durch das Gebet des Petrus völlig überwunden 
und erleidet, von einem Engel getödtet, ein so schmähliches Ende, dass 
seine magischen Künste vor aller Welt als Betrug entlarvt werden '). 
Die Möglichkeit muss offen bleiben, dass Philaster diese Angaben aus 
andrer Quelle als das Vorhergehende entnommen hat. Aber da auch 
Pseudorigenes und Epiphanios in demselben Zusammenhange der Ge- 
schichte von dem jämmerlichen Ende des Magiers gedenken, Pseudo- 
tertullian aber bei der Abgerissenheit seines Excerpts keinen Gegen- 
beweis liefern kann, so liegt die Annahme doch am nächsten, dass 
Philaster auch hier das Syntagma Hippolyts excerpirte. In diesem Falle 
werden wir mit der Legende von den römischen Kämpfen zwischen 
Petrus und Simon bis in die letzten Decennien des 2. Jahrhunderts 
hinaufgeführt 2 ). 

Ein weiteres Zeugnis für dieselbe Legende aus der Mitte des dritten 
Jahrhunderts liegt bei Commodian im Carmen Apologeticum vor. 
Unter den Beispielen von Thieren, welchen Gottes Wnnderkraft mensch- 
liche Sprache verliehn, wird hier ausser Bileams Esel und dem 
Löwen des Paulus auch der Hund genannt, welcher auf Befehl des 
Petrus den Magier Simon anredete. Die Geschichte findet sich in den 
Actus Vercellenses und anderwärts und ist weiter unten noch näher zu 
besprechen 3 ). 

Zu Anfang des vierten Jahrhunderts begegnet uns die Sage von 
Simons Sturz aus der Höhe bei Arn ob ins in seiner Schrift adversus 
gentes (II, 12). Die Römer, so lesen wir hier, sahen wie der Wagen des 
Simon und sein feuriges Viergespann durch ein Wort aus dem Munde 
des Petrus zerstreut und durch Anrufung des Namens Christi ver- 
schwunden sei. Von seinen falschen Göttern preisgegeben, stürzt der 
Magier durch seine eigene Schwere zu Boden, liegt mit zerschmetterten 
Beinen auf der Erde und wird darauf nach Brunda gebracht, woselbst 



1) 'Quicum fugerei becUumPetrum apostolum de Hieroeolymüana civi- 
UxU Bomamque venire t, ibique pugnaret cum beato apostolo apud Neronem 
regem, devtctus undique oratione beati apostoli atque percussus ab angelo 
*ic meruU iwterire, ut eius magiae evidens mendaeium cunctis hominibus 
patefieret\ 

2) Vgl. J P Th 1876 S. 607. 

3) Commodian. carm. apoL p. 613 sqq. (v. 19 ed. Ludwig): 

. . . Et Deus est hominem totidem gut refecü, 
Et quidquid voluerü, faciet ut muta loquantur. 
Ba&aam caedenti asinam suam cöüoqui fecü 
Et canem, ut Simoni diceret: Clamavi de Petro ! 



— 32 — 

er, von Schmerz und Scham überwältigt, sich abermals vom Gipfel 
eines hohen Berges herabstürzt 1 ). Die Erzählung ist hier bereits weiter 
ausgeschmückt : aus dem Flugversuche in Rom ist eine förmliche Himmel- 
fahrt zu Wagen mit feurigen Rossen nach dem Vorbilde des Elias ge- 
worden; da der Magier aber trotz des Sturzes nicht sofort todt bleibt, 
sondern nur jämmerlich verletzt ist, so fuhrt er durch' einen zweiten 
freiwilligen Sturz sein Ende herbei '). Es ist klar, dass diese Weiter- 
bildung der Legende auf eine ältere einfache Sagengestalt zurückweist. 
Brunda ist schwerlich Brundisium, vielmehr liegt wahrscheinlich eine 
Verderbnis des Textes vor. Die übereinstimmende Erzählung bei Pseudo- 
Hegesipp und in den Actus Vercellenses nennt dafür Aricia in Latium; 
letztere lassen, den Magier von Aricia noch weiter nach Terracina trans- 
portirt werden. Dagegen verdient Beachtung, dass sowol die Dar- 
stellung bei Philaster als die bei Arnobius nur von einem Conflicte des 
Petrus mit Simon weiss, ohne des Paulus dabei zu gedenken, wie 
denn auch bei Pseudorigenes Petrus die Hauptrolle spielt. 

Eusebios, welcher in seiner Kirchengeschichte ziemlich aus- 
führlich von dem Magier handelt (II, 13 — 15), erzählt zum Schlüsse, 
dass Simon, nachdem er in Judäa durch den Apostel Petrus seiner 
Schandthatcn überfuhrt worden sei, zuletzt übers Meer vom Morgenlande 
ins Abendland geflohen und in Rom unter Kaiser Claudius zu so hohem 
Ansehn gelangt sei, dass man ihm hier sogar eine Bildsäule errichtet 
und ihn als Gott verehrt habe. Alsbald aber sei nach göttlicher Ver- 
anstaltung Petrus ihm auch nach der Welthauptstadt gefolgt und habe 
dem Mann und seiner Macht ein plötzliches Ende bereitet *). Die Dar- 

1) 'Viderant enim currum Simonis magi et quadrigas igneaa Petri ort 
diffiatas et nominoto Christo evanuisse, Viderant inquam fidentem diis faisis 
et ab eisdem metuentibus proditum, pondere praecipitatum suo, cruribus 
iacuisse perfr actis: post deinde perlatum Brundam cruciatibus et pudore 
defesswm, ex altissimi ciUminis se rursum praecipitasse fastigio\ 

2) H. E. H, 14, 4—6: Aöxfxa 6 ÖYjXw&elg yör^ (Simon) c&orcep ötcö &s£<xc 
xal napadögou |iap|iapt>Y?)C x * ??)€ dtavolag nX^yelg 5|i|iaxa, 5xe wpöxepov 
inl xij€ 'Iot>8a£a£ s<p' ofg toovqpsuoaxo npög xoö dtaoaxöXou IIsxpoo xaxeqpto- 
pdUhf}, iieyCaxyjv xal Ö7C8pic6vxiov dicdpag nopsCav ttjv ait' dvaxoASv tal ooap.dc 
fyyizo cpsuytüv, iiävcog xaöxfl ßicoxöv aöx$ xaxd yvcöjiyjv stvai olöjisvog. *£mßd^ 
8e x-JJg Tcopatov rcöXecog, auvatpoptivrjg aox$ xd peydAa xi)g iqpE&psooOoir^ 4v- 
xau$a duvd|ieü>£, sv öXCyv toaoöxov xd xf)g ftmxGip^aso)^ yjvugxo, ä>g xal dv- 
Öpidvxog dva&ioei itpig xöv x$&s ola $söv xi|tf){H)vai. 00 prjv elg paxp&v 
aöx<p xaOxa npoOx<*>P et » Ilapd rc68ag yoffv Inl xfjg aöxfjg KAat>8(ot> ßaaiAeCag ^ 
rcavdya^oG xal qpiXav^pconoTdxY] xäv öXa>v rcpövoia xöv xapxsp&v xal jidyav 
xöv dnooxöXcov, xöv dpsxfjg Ivsxa xöv AoiTtäv ndvxcov itpoi5T P ov » H&tpov, tizl 
xijv 'Pcüjitjv ä)g 4tcI xkjXixoüxov Xu}i6(ova ߣoo xsipaYa>Y*?t &€ °^ a Tt C Y 8VVa * C 



— 33 — 

Stellung des Eusebios beruht auf einer Combination der Legende von 
dem Conflicte zwischen Petrus und dem Magier mit den Nachrichten, 
welche er über letzteren bei dem Märtyrer Justin und bei Irenäus vor- 
gefunden hat. 

Justin us kommt an zwei Stellen seiner grossem Apologie 
(Apolog. I, 26. 56), ausserdem vorübergehend in der kleinern Apologie 
(Apolog. II, 15) und im Dialog mit Tryphon (Dial. 120) auf den Magier 
zu sprechen '). Die Hauptstelle ist Apol. I, 26. Hier führt er zum Be- 
weise für seinen Satz, dass die Römer auch noch nach Christi Himmel- 
fahrt von den Dämonen zur Verehrung von Menschen, die sich für 
Götter ausgaben, verleitet worden sind, die Geschichte von der angeblich 
dem Simon in Rom errichteten Bildsäule mit der Inschrift Sitnoni deo 



fcoS oxpaTTftbs xolg toCoi( 6itXoi£ qppa^dpcvoc xijv itoXoxCpifcov ftpnopCav xoO 
votj-coÖ qpaxöc ig dvaxoXfflv xolg xaxd ööotv ftx6|u£sv, qpög aöxö xal Xdyov 
tyuyj&v ooxijptov, xo x^porpa TiJc *Äv oöpavfiv ßaoiXttac *öaYYtXiCo>evoc. 
II, 15, 1: (unmittelbar an das Vorhergehende angeschlossen): Oöx© ö'oBv 
foidijtutyoavxoc aftxolc xoO fttfou Xö^oo ^ piv toÖ 2(|movoc dttftaßij xal icapa- 
XP^|wt a6v xal x$ dvdpl xaxaXftXoxo dövapic, xoooGxo d* ftniXa^tv xatg xfflv 
dxpoaxdv xoü IUxpou ötavoiatg c&oeßeCac qpiyyoc, d>c xxX. 

1) Apolog. I, 26: TpCxov 8* 8xi xal jisxd ttjv dviXsuoiv xoO Xpioxoö *lg 
oftpavöv wposßdXXovxo ol da£|iovsc dv&pcfoiooc xivdg XÄyovxac laoxo&c ttvai $so<>€, 
o? 06 pövov o&x 4ötü>x^»jaav öqp* ö|i&v, dXXd xal xijiöv xaxi£icMH>2oav' 2)(jiö)va 
p4v xtva 2a|iapia xov dnö x<ö|U}C Xtfopivrfc rixxfflv, 8$ int KXaodfoo Kaioapog 
8id xi}( xöv ftvspYOÖvxcov Öatjiövtöv xix*1C 8ovd|itic noi^oac payrndc ftv xfj 
xöXsc. öjiöv ßaaiXtÖt T<j>mj &eög 4vo|i£o$if) xal dvdpidvxi aap* öjid&v d>g (Vedc 
xix£|iTjxai, 8g dvdpt&c dvcrifr*?™' 1 * v T $ TCßtpi itoxa|i$ |itxa£6 xöv öuo yscpupöv, 
iX»v iTctypaqpTjv (ScojiatxTjv xaöxijv' 2IMQNI AEÖ 2ATKTÖ. Kai ox«$ov icdvxeg 
jxtv 2a|iapsTt, dXCyoi öe xal ftv ÄXXot£ I&vsoiv, &c *ov «pßxov &eöv ftxstvov 
dtioXoyoGvxsc, ftxstvov xal npoaxovoSoi* xal TSXivijv xtvd, xy;v iwpivooxifloaoav 
a&x$ xax* ftxslvo xoG xaipoD, itpöxspov fticl xftyooc oxa&stoav, tJjv du* aöxoG 
Iwoiav TipcircYjv YBvojiivrjv Xiv-oooiv. — Apol. I, 56 : (ot qpaGXoi datpovsc) ndXiv 
6g rcpotÖTjXc&aajisv «poeßdXXovxo dXXouc, 2£|uova pftv xal Mivavdpov dnö 
ZapaptCac, oE xal (Jtayixdc dovdiieig iwnfloavxsc noXXo&g ISrpidxijoav xal 
ixt &icaxa>|i4vot>c ftxoooiv. Kai fdip nap' ö|ilv, &g itpoftqpi)ii.sv, ftv x$ ßaoiXCÖi 
*P»m) ftnl KAaodCoo Ka(oapo^ Y8v6|i«vo^ d 2{jicöv xal tJjv Updv o^yxXtj- 
xov xal xöv Öfjjiov Twjiaicöv «lg xoooOxo xaxsnX^Saxo, d>c ^söv vojitod^jvat 
xal dvdpidvxi, ä>£ xoi>^ dXXoug nap* öjilv xip.cD|iivou( S-bouc, xtji7jd^)vat. °O0»sv 
ttJv xb fspdv ay-pcXrjxov xal xöv d^piov xöv öjiixspov ouvsmYve&ßovae xaöxyjc 
f|(iöv r9)( d^ttüoeü)^ napaXaßetv alxoOjisv, Cv* «X xig äXtj xotg die* ixsCvou öiÖdy- 
jiaai xaxtx<5jievo€, x'dXtjd^g jia^oov x^v rcXdvqv qpuYstv duvi]^). Kai xöv dv- 
Spidvxa, tl ßoöXeaO*, xa^aip^aaxt. — Apol. H, 15: Kai xoff ftv x$ iji^ ft^vet 
daeßoäc xal nXdvoo SipicoviavoO ÖiÖdy^axog xaxsqppövqoa. — Dial. c. Tryph. 
120: Oü£i ydp dicö xoö ^ftvoog xoO ftjioO, Xiyo» di xffiv lajiapiwv, xivög qppovxCöa 
Lipiias, Apostelgeschichten. II, 1. 3 



— 34 — 

sanäo an. Ueber Simons Person erwähnt er nur, derselbe sei ein Sama- 
ritaner aus dem Flecken Oitta gewesen, sei dann unter der Regierung 
des Kaisers Claudius nach Rom gekommen und habe dort durch dämo- 
nische Künste magische Wunder verrichtet, um derentwillen er vergöttert 
und durch jene Bildsäule geehrt worden sei. Ausserdem weiss Justin 
von ihm zu berichten, dass fast alle Samaritaner und einige Wenige 
auch in andern Völkern ihn als ersten Gott und seine Begleiterin 
Helena, welche früher in einem Bordell sich preisgegeben, als seinen 
ersten Gedanken verehrt hätten. Die zweite Stelle der grössern Apologie 
bringt ebensowenig als die Stellen in der kleinern Apologie und im 
Dialog etwas Neues bei. Der Zusammenhang, in welchem Justin Simons 
gedenkt, bot keine Veranlassung, die weiteren Schicksale des Mannes 
zu erzählen. Dass der Märtyrer von dem römischen Conflicte des Magiers 
schweigt, beweist noch keineswegs, dass er denselben nicht gekannt 
hat: denn er schweigt auch von dem frühern Conflicte Simons mit dem 
Apostel in Samarien, den die Apostelgeschichte erzählt. Bekanntlich 
beruht nun die seit Justin unzählige Mal wiederholte Geschichte mit der 
Bildsäule des Simon in Rom auf einer argen Verwechselung , die dem 
guten Kirchenvater passirt ist. Die Bildsäule, welche zu seiner Zeit 
noch stand und deren Basis im Jahre 1574 auf der Tiberinsel unter 
Schutt ausgegraben worden ist, führte die noch jetzt erhaltene Inschrift 

SEMONI 

SANCO 

DEO. FIDIO 

SACRUM 

SEX. POMPEIVS S. P. F. 

COL. MVSSIANVS 

QVINQVENNALIS 

DECVR[IO] 

BIDENTALIS 

DONVM. DEDIT. 

Semo Sancus war ein altsabinischer Gott, die Bildsäule auch nicht, 

wie Justin an der zweiten Stelle erzählt, von Senat und Volk, sondern 

durch private Frömmigkeit errichtet. Aber auch die Vergötterung des 

Simon und seiner Genossin Helena durch „fast alle Samaritaner" ist 

länget als eine weitere Confusion erkannt, deren der polemische Eifer 



notoö|isvog, IffpAytot Koitoapi npoaojnXÖv, tfaov icXav&ofau aöxobc itti&0|ii- 
voüg x$ ftv x$ yivei aöxöv (idycp Stpam, 8v d*öv önep&va) k&oiqc *PX*)€ xal 
igouoCac **l duvdpscoc tfvai X&yoooiv. 



— 35 — 

des Märtyrers sich schuldig gemacht hat 1 ). In den Götterbildern des 
Herakles-Melkart, des „Stadtkönigs" von Tyrus, und der tyrischen Mond- 
gottin, der Selene-Astarte, fand Justin die Bilder des Simon und seiner 
angeblichen Genossin wieder; selbst die ehrenrührige Charakteristik der 
Helena als einer tyrischen Buhlerin ist ein Nachklang des syrisch- 
phönizischen Göttermythus. Die Verehrung jener Götterbilder durch 
syrische oder samaritanische Heiden gab zu der Mißdeutung Anlass, 
dass „fast alle Samaritaner" den Simon und seine Helena angebetet 
hatten 9 ). Die weitern Angaben, dass Simon als der npGyxoq &e6g, seine 
Helena als dessen np&TT] ivvoia verehrt worden seien, verstehen sich 
leicht als charakteristische Züge eines gnostischen Systems, als dessen 
Träger schon zu Justins Zeit Simon betrachtet wurde. In diesem System, 
welches sich einerseits aus den Angaben des Irenäus und der Epitoma- 
toren Hippolyts, andrerseits aus zerstreuten Stellen der clementinischen 
Recognitionen wiederherstellen lässt 8 ), erscheint Simon als der Träger 
der gnostischen Erlösungsidee, zwar nicht ohne Weiteres als der in 
verborgner Stille thronende allererste Gott selbst, aber als seine „höchste 
Kraft" oder vollkommenste Offenbarung, als der „Stehende" (6 £ot(!>c), 
welcher „stehen wird", d. h. als der Unvergängliche, unwandelbar sich 
gleich Bleibende in der vergänglichen Welt (Clem. Hom. II, 24; Recogn. 
II, 11). Ihm zur Seite steht die Allmutter, die er als seinen obersten 
Gedanken aus sich hat hervorgehn lassen, welche auch Weisheit (2o<p£a), 
Herrscherin, heiliger Geist und Prunikos heisst, gewöhnlich aber den 
Namen "Evvota erhält. Dieselbe spielt in diesem Systeme durchaus die- 
selbe Rolle , wie in der ophitischen und valenünianischen Gnosis die 
Soqp£a oder 'Axa|AW\h Von dem obersten Himmel in die untern Regionen 
herabgesunken , schafft sie Engel und Mächte , unter denen namentlich 
zwei, der Demiurg und der Gesetzgeber oder Judengott, hervorgehoben 
werden. Von der Gewalt dieser weltbeherrschenden Engel festgehalten 
und an der Rückkehr ins Reich des Vaters gehindert, wird sie nach 
vielen Leiden und wechselvollen Schicksalen durch den Stehenden er- 
löst. Dieser steigt aus dem obersten Himmel zu ihrer Rettung herab, 
wird scheinbar Mensch , lässt scheinbar sich kreuzigen und erlöst die 



1) WieHarnack (Dogmengeschichte I, 179) diese Angabe als geschicht- 
liches Zeugnis für die Verbreitung der „Universalreligion 41 des „Simonismus 41 
verwerthen kann, ist mir unverständlich. 

2) Vgl. meine Abhandlung über Simon den Magier in Schenkels Bibel- 
lexikon V, 318. 

3) Eine ausführliche Darstellung desselben habe ich in dem angeführten 
Artikel des Bibellexikons S. 316 ff. gegeben. 

3* 



— 36 — 

mit der Ennoia gefangenen, dem Himmel entstammten Seelen durch Mit- 
theilung der wahren Gnosis. In diesem ganzen System ist nichts eigen- 
thümlich, als dass hier Simon die Rolle spielt, welche in der christlichen 
Onosis Christo zngetheilt wird. Auch die weitausgesponnenen alle- 
gorischen Deutungen biblischer Ausdrücke, wie „des verlorenen Schafes", 
oder der „geistlichen Waffenrüstung" auf die "Evvoia, oder von Figuren 
der griechischen Mythologie und Heldensage wie der homerischen Helena, 
in welcher man dieselbe "Evvoia wieder fand, sind nichts diesem System 
Eigenthümliches. Wie den Zeus und die Athene, so deuteten die 
Anhänger dieser Simongnosis auch die tyrischen Landesgottheiten auf 
Simon und seine "Evvoia, und so entschuldigt sich einigermassen das 
Misverständnis Justins, als hatten die betreffenden Götterbilder dem 
Simon und seiner Helena gegolten 1 ). Auch die Berichte von dem an- 
stössigen Umgange Simons mit der tyrischen Buhlerin sind zuverlässig 
erst aus dem Mythus von der gefallenen "Evvoia und aus der allegori- 
schen Bedeutung entstanden, welche diese gnostische Lehre der Helena 
beilegte. 

Abgesehen von der Notiz, dass Simon ein Samaritaner aus Gitta 
gewesen, der unter Kaiser Claudius nach Rom kam und dort durch 
seine magischen Künste hohes Ansehen gewann, erklären sich hiernach 
alle weiteren Angaben über seine Person und Lehre einfach aus dem 
Umstände, dass schon zu den Zeiten Justins ein gnostisches System e$i- 
stirte, in welchem Simon die Rolle des Erlösers oder des aus der oberen 
Welt herabgekommenen Christus spielte. Ueber das angeblich „eigne" 
System dieses Simon gibt uns Justinus ebensowenig Auskunft als Ire- 
näus und die Späteren. Es ist auch geradezu eine geschichtliche Un- 
möglichkeit, das im Vorstehenden kurz charakterisirte „simonianische" 
System auf Simon als Urheber zurückzufuhren. Denn dieses System ist 
eine handgreifliche Umbildung der älteren christlichen Vulgärgnosis, wie 
dieselbe etwa seit den Zeiten Trajans in Syrien verbreitet war; eine 
eigne Sekte der Simonianer aber ist wahrscheinlich selbst erst aus der 
mythischen Personification der gnostischen Erlösungsidee in Simon her- 
vorgegangen. Gleichwol steht Simon schon für Justin an der Spitze der 
gnostischen Irrlehrer, gegen welche letzterer schon einige Zeit vor Ab- 
fassung seiner Apologien sein ouvxayiAa xaxa Ttaa&v afp^oewv ge- 
richtet hat. 



1) Nach den Darstellungen bei Irenaus, Pseudorigenes und Epiphanios 
heisst es ganz ähnlich, dass die „Simonianer" den Simon und die Helena unter 
der Gestalt des Zeus und dir Athene verehrt hatten. 



— 37 — 

Es soll hier nicht von Neuem untersucht werden, ob nicht schon 
die Apostelgeschichte mit ihrer Notiz, alle Samaritaner hätten den Magier, 
welcher durch seine Zauberkünste Alle in Staunen setzte, für die „grosse 
Kraft Gottes" erklärt (Act. 8, 10 flg.), die Rolle im Sinne hat, welche 
er als die höchste Kraft des ersten Gottes oder als der 'Eorcbg im 
simonianischen Systeme spielt. Jedenfalls schildern ihn die Kirchen- 
lehrer nach Justin als den Erzketzer, von welchem die ganze gnostische 
Bewegung ihren Ursprung genommen. So Hegesipp in der von Eusebios 
(H. E. IV, 22) aufbewahrten Ketzerliste, ferner Irenäus (haer. I, 23, 
1 — 4), die Epitomatoren Hippolyts (Pseudotertull. haer. 1. Philaster 
haer. 29. Epiphanios haer. 21), Pseudorigenes (Philos. VT, 7 ff.) u. A. 
Doch trägt das gnostische Simonsbild der Häreseologen insofern wider- 
sprechende Züge, als Simon einerseits als Irrlehrer erscheint, welcher 
den Glauben an Christus nur heuchlerischer Weise vorgegeben, anderer- 
seits wieder selbst als Pseudomessias und vermeintliche Erscheinung des 
höchsten Gottes. Was die Personalnotizen über den Magier betrifft, so 
wiederholen Irenäu 8 und nach ihmTertullian (de anima 34) ausser 
den Angaben der Apostelgeschichte lediglich die von Justin gebotenen 
Nachrichten, theilweise, namentlich was die Helenageschichte anlangt, 
noch weiter ins Einzelne ausgemalt ; von dem römischen Conflicte Simons 
mit Petrus, dessen die Apologie nicht gedenkt, schweigen beide ebenfalls. 

Wie verschiedenartige Bestandteile in diesem Simonsbilde durch- 
einandergehen, zeigt sich nirgends deutlicher, als in den Clementini- 
sehen Re Cognitionen und Homilien. Es ist hier nicht der Ort, 
in die verwickelte Frage nach den verschiedenen Schichten der clemen- 
tinischen Literatur näher einzutreten. Als gesichertes Ergebnis der 
bisherigen Forschungen darf festgehalten werden, dass keine der beiden 
auf uns gekommenen Schriften als Ueberarbeitung der anderen ange- 
sehen werden kann 1 ). Weder die von Hilgenfeld noch immer be- 
hauptete Priorität der Recognitionen, noch die von U hl hörn früher 
behauptete, jetzt ausdrücklich aufgegebene Priorität der Homilien ist 
haltbar 2 ). Beiden liegt eine ältere Schrift zu Grunde, welche zum Theil 



1) Vgl. Lehmann, die clementinischen Schriften. Gotha 1869. Meine 
Anzeige des Lehmannschen Buches. Protest. Kirchenzeitung 1869. S. 477 ff. 
Meine Quellen der römischen Petrussage S. 13 ff. U hl hörn, Artikel Cle- 
mentinen in Herzogs Real.-EncykL (2. Aufl.) IE, 284 ff. 

2) Wie Hilgenfeld noch jetzt (Novum testam. extra can. fasc. IV. 
2. Aufl. S. 52 Anm.) mich unter den testes veritatis für seine Hypothese von 
der Priorität der Recognitionen anführen kann, ist mir unverständlich. Ich 
habe mich anfangs seiner Ansicht angeschlossen, bin aber, seitdem ich im 



— 38 — 

in den Recognitionen, zum Theil in den Homilien treuer bewahrt ist. 
Dieselbe liegt in relativ älterer Gestalt Recogn. I— III; Hom. IV — XV; 
Rec. X, 52 — 72 vor; doch haben für den ersten Abschnitt die Homilien 
noch vielfach ältere' Partien bewahrt, obwol das alterthümliche Stück 
Recogn. I, 23 — 71 dort weggelassen ist. Gestritten wird (wenn wir 
hier von Hilgenfeld's Aufstellungen absehen) namentlich noch über fol- 
gende zwei Punkte. Zunächst fragt sich, ob die in den Recognitionen 
und Homilien verarbeitete Grundschrift mit den petrinischen 
Kerygmen, die nach Recogn. HI, 75 in zehn, ihrem Inhalte nach 
dort verzeichnete Bücher zerfiel, identisch ist, oder ob wir zwischen den 
Kerygmen und den beiden jetzt erhaltenen Werken noch ein Mittelglied, 
die clementinischen Anagnorismen anzunehmen haben, welche dann 
selbst wieder erst eine Ueberarbeitung der älteren petrinischen Kerygmen 
sind. Letztere Ansicht glaube ich nach wie vor als die wahrschein- 
lichste festhalten zu müssen. Zweitens] aber fragt sich, ob nicht auch 
die Kerygmen, welche ursprünglich mit der Disputation des Petrus und 
Simon in Cäsarea geschlossen zu haben scheinen, selbst wieder auf eine 
noch ältere Schrift zurückweisen. Letztere glaubte ich in alten npi%ti$ 
IKxpou wiederzuerkennen, welche namentlich in dem alten Stück Recogn. 
I, 23 — 71 noch erhalten, aber auch in den späteren Abschnitten der 
Anagnorismen, in welchen Paulus in der Simonsmaske erscheint, nament- 
lich Recogn. X, 52—72 = Hom. XX, 11 — 23 noch benutzt seien. 
Diese npd^ei<; Uixpox) sollten nicht nur die syrischen und antiochenischen, 
sondern auch die römischen Kämpfe des Petrus mit Simon erzählt haben 
und in ihrer zweiten in Rom spielenden Hälfte noch in der ebionitischen 
Grundschrift der katholischen npd&u; Hixpou xal Ha6Xou erhalten 
sein. Ich habe seitdem bereits selbst eingeräumt, dass eine ursprüng- 
liche literarische Zusammenfassung der syrischen und der römischen 
Petrus-Simon-Legende in einer einheitlichen Schrift sich nicht nach- 
weisen lasse '). Gleichwol halte ich den Kern meiner früheren Aus- 
führung — den Nachweis einer jenen verschiedenen Schriften ursprüng- 
lich zu Grunde liegenden, zu einem vollständigen Zerrbilde des Lebens- 
ganges Pauli sich zusammenschliessenden, schroff antipaulinischen Pole- 
mik — noch immer für unwiderlegt. Ich kann es noch immer nicht für 



Jahre 1869 die literarhistorische Frage selbständig untersucht habe, davon ab- 
gekommen. Uebrigens besteht für mich kein Zweifel darüber, dass unsere 
jetzigen Clementinen in beiden Redactionen erst ins dritte Jahrhundert ge- 
hören und dass wenigstens unsere jetzigen Recognitionen von einem katho- 
lischen Schriftsteller redigirt sind. 
1) JPTh 1876, S. 636 flg. 



— 39 — 

glaubhaft halten, dass die römischen Kampfe des Simon nnd des Petras 
nur eine spätere Nachbildung der syrischen Kämpfe sein sollen, dass 
die handgreiflich antipanlinische Polemik Hom. XVII, 13 - 19, welche 
hier allerdings im antimarkionitischen Interesse verwerthet ist, erst 
von einem weit jüngeren Schriftsteller herrühren nnd in die Anagno- 
rismen nachträglich eingefugt sein soll, dass endlich alle die früher von 
mir zusammengestellten antipaulinischen Züge, welche auch durch das 
gnostische Simonsbild der Anagnorismen noch hindurchblicken, ebenfalls 
erst von einem jüngeren Bearbeiter ohne jede ältere Grundlage hinzu- 
gethan worden sein sollen '). Am allerwenigsten aber verstehe ich, wie 
man den innern Zusammenhang der verschiedenen, an den verschiedensten 
Orten zerstreuten, aber immer wieder zu einem einheitlichen Ganzen 
sich vereinigenden Züge der antipaulinischen Legende verkennen kann. 
Ich wiederhole mein schon früher gemachtes Zugeständnis , dass durch 
das Alles das ehemalige Vorhandensein einer der ganzen Sagenstoff bis 
zu den letzten Schicksalen des Simon und Petrus in Rom zusammen- 
fassenden antipaulinischen Schrift nicht sicher erweislich ist; aber die 
unter der Simonsmaske verborgene Carricatur des Paulusbildes muss, 
um dem aufgezeigten Thatbestande gerecht zu werden, in der ebioni- 
tischen Legende als ein Ganzes existirt haben 2 ). 

Ich halte mich bei Hilgenfelds auch meiner letzten Ausführung 
gegenüber festgehaltenen *) Unterscheidung des „feindseligen Menschen" 
(Recogn. I, 70 flg.), welcher wol Paulus, aber noch nicht Simon-Paulus 
sein soll, von dem mit Paulus bereits identificirten „jüdischen Magier" 
Simon aus Cäsarea, und dieses letzteren wieder von dem angeblich erst 
in Rom ersonnenen samaritanisch-gnostischen Simon nicht auf. Schon 
die Unterscheidung der drei, diesen drei verschiedenen Figuren ent- 
sprechenden literarhistorischen Schichten (die aus dem x^puy|ia IKxpou 
erwachsenen mpCoSot IUxpou Recogn. IV— VI, die Anagnorismen 
Recogn. VH und X und die clementinische Ueberarbeitung der Anagno- 
rismen Recogn. I — III) ruht auf einer viel zu anfechtbaren quellenkritischen 



1) Eine ähnliche Meinung scheint Harnack vertreten zu wollen, wenn 
er (Dogmengeachichte I, 240) behauptet, die Pseudoclementinen hätten sowol 
den Simon als den Paulus bekämpft und scheinen Simonianisches auf Paulus, 
Paalinisches auf Simon übertragen zu haben. 

2) Vgl. die zusammenfassenden Darstellungen in Hausraths Neutestam. 
Zeitgeschichte, 2. Aufl. IV, 131 ff. W. Lang, Transalpinische Studien (1875) 
I, S. 1 92. 

3) Zeitechr. f. wiss. Theol. 1877, S. 502 ff. Dort findet man auch Hil- 
genfelds frühere, hier einschlagende Arbeiten verzeichnet. 



— 40 — 

Grundlage, als dass man ohne eine eingehende Prüfung der quellen- 
kritischen Resultate Hilgenfeld's, wozu hier nicht der Ort ist, 
hierauf weiter eintreten könnte. Es genügt, festgestellt zu haben, dass 
in dem ganzen Abschnitte Recogn. IV— VI (den Hilgenfel dachen itep(oSoi) 
Simon nur eingangsweise (Recogn. IV, 3) erwähnt wird, und zwar ledig- 
lich um seiner Flucht vor Petrus von Cäsarea nach Tripolis und von 
Tripolis nach Syrien zu gedenken. In dem Abschnitte Recogn. VII— X 
(den Hilgenfeldschen Anagnorismen) kommen ausser dem Schlüsse X, 
52 — 75, wo Simon in Gesellschaft der heidnischen Philosophen Appion, 
Annubion, Athenodor erscheint und als personlicher Widersacher des 
Petrus auftritt, nur die Stellen Recogn. VII, 32 sq. und IX, 36 in Betracht, 
aus welchen wir erfahren, dass die beiden Brüder des Clemens, Aquila 
und Niketas, in Cäsarea in dem Hause einer frommen Frau, der Pros- 
elytin Justa, erzogen worden seien, und ihn für den wahren Propheten 
gehalten hätten, bis Zakchäus sie bekehrt habe. Diese Angaben weisen 
auf Recogn. II, 5. 6. 9 - 14. 19 zurück, wo Niketas und Aquila eben- 
falls als frühere, durch Zakchäus bekehrte Anhänger Simons erscheinen* 
Etwas häufiger wird Simon in den entsprechenden Abschnitten der Homi- 
lien Hom. IV— XV erwähnt. Hier erscheint er in Verbindung mit den 
Philosophen Appion, Annubion und Athenodor als der Repräsentant des 
Heidenthums (vgl. Hom. IV, 6 ff. V, 2. VI, 12), freilich aber auch, wie 
Hom. H, 5 flg. III, 59 als der Irrlehrer (tcXöcvos) und unheimliche 
Doppelgänger (die dpiaxtpd) des Petrus, der überall vor ihm zu den 
Heiden geht (Hom VH, 2 ff. VHI, 9; vgl. IV, 2—4) und von Petrus 
von Ort zu Ort verfolgt wird (Hom. IV, 6. VH, 5—9 ff. VHI, 3. XIV, 
12). Dagegen finden wir Recogn. I, 72 sqq. n, 7 sqq. = Hom. H, 
22 ff. 32 ff. die gnostische Simonsgestalt, welche uns aus Justin, Irenäns 
u. A. bekannt ist. Wie dort, so wird Simon auch hier als ein Samari- 
taner aus Gitta bezeichnet, welcher sich für den „Stehenden" und „die 
höchste Kraft" erklärt und Unsterblichkeit für sich in Anspruch nimmt. 
Auch seine Genossin Helena oder Luna (EeAVjvij) taucht auf (Recogn. 
U, 8 flg. 12. Hom. II, 23 ff.), freilich nur, um alsbald wieder zu ver- 
schwinden. Ausdrücklich wird der dem Magier in Rom erwiesenen 
göttlichen Ehren, insbesondere der von Justin berichteten Geschichte 
mit der dem Simon errichteten Bildsäule gedacht (Recog. II, 9 ; vgl. III, 
63). Dieselbe wird hier dem Magier als Weissagung in den Mund ge- 
legt, in einem Zusammenhange, welcher alle Wunder aufzählt, die Simon 
vollbringen zu können sich rühmt f ). Es ist unwidersprechlich , dass 

1) Recogn. II, 9: 'Adorabor ut deus, publice divmü donabor honoribus, 
ita ut eimulacrum mihi sUtiuentes tamquam deum eolant et adorenf. HI, 63: 



— 41 — 

diese Darstellung erst auf Grund der Angaben Justins ent- 
standen sein kann '). 

Eine noch spätere Bildung verrathen die weiter ausgeschmückten 
Personalnotizen : Simon sei der Sohn des Antonius und der Rahel ge- 
wesen und in griechischer Weisheit (nach den Homilien zu Alexandrien) 
unterrichtet worden, späterhin aber nach Gäsarea gekommen, wo er 
durch seine Zauberkünste den Aquila und Niketas verleitet, ihn für 
einen Gott zu halten (Recogn. II, 7 vgl. VII, 32 sq. IX, 36. H, 5—14. 19. 
Hom. II, 22 vgl. Xm, 8) und letzteren vorredet, er sei nicht des Anto- 
nius Sohn, sondern von Rahel vermöge seiner eigenen Veranstaltung 
jungfräulich empfangen, da er, obwol selbst kein Mensch, die Macht 
habe, als Mensch unter Menschen, klein oder gross zu erscheinen 
(Recogn. II, 14). Da diese Personalnotizen aufs Engste mit der Ge- 
schichte des Aquila und des Niketas zusammenhängen, so wird man 
nicht fehlgreifen, wenn man sie ebenso wie die Nachrichten Recogn. VII, 
32 sq. IX, 36. Hom. XIII, 8 auf Rechnung des Bearbeiters setzt, 
welcher gegen Ende des 2. Jahrhunderts den clementischen Familien- 
roman in die älteren, übrigens auch schon nachjustinischen Kerygmen 
eintrug. Aus dieser Fortbildung der älteren Legende erklärt sich auch 
die verworrene Notiz, Simon sei mit Aquila und Niketas gemeinsam er- 
zogen worden. Weit gefehlt, dass hierin noch eine ältere Auffassung 
enthalten wäre, welche den Simon als jüdischen Magier, im Unterschiede 
von dem gnostisch-samaritanischen Simonsbilde bezeichnete *), haben wir 
hier nichts als einen Versuch, den engen Verkehr zu erklären, in welchem 
Aquila und Niketas mit Simon gestanden haben sollen. Dass Simon im 
Hause der Proselytin Justa erzogen worden sei, ist nicht einmal aus- 
drucklich gesagt, sondern nur, dass er mit jenen beiden zusammen 
erzogen (Recogn. VII, 33. Hom. II, 20) oder wie es einmal (Hom. XIH, 8) 
heisst, dass jene mit ihm „beinahe" zusammenerzogen worden seien 
(oyeSöv auvTpof oi). Daneben aber erscheint er wieder als der Aeltere, 



'Rogabat autem me ut cum ipso proficiscerer, dicens se Bomam petere: ibi 
emm in tanium placüurum vi dem putetur et divinis publice donetur 
honoribus\ 

1) In meiner Schrift über die römische Petrussage S. 40, habe ich dies 
mit Unrecht bestritten. 

2) So Hilgenfeld a. a. 0. 502 ff. Den auf diese Unterscheidung ge- 
gründeten Versuch, den Jüdischen Magier Simon in C&sarea" mit dem kyprischen 
Magier Simon des Josephus (Antt XX, 7, 2) zusammenzubringen und letzteren 
Recogn. VH — X, wenn auch schon als Maske für Paulus, wieder zu finden, 
kann ich nur für einen verfehlten erachten. 



— 42 — 

der sie vielmehr zu seinen Schülern macht '). In demselben Zusammen- 
hange werden die samaritanischen Geschichten von seinem Verhältnis 
zu Dositheos und der Luna erzählt, in welchen Aquila und Niketas selbst 
als Simons Vertraute und vermeintliche Helfershelfer eine Rolle spielen. 
Es ist also unzulässig, in dem samaritanischen Goeten, der sich an der 
Stelle des Dositheos zum TSart&c aufwirft, einen „ganz anderen Simon", 
als in dem mit Aquila und Niketas in Cäsarea zusammen erzogenen 
„jüdischen Magier" zu erblicken. Wohl aber zeigen jene samaritanischen 
Geschichten, welchen Fortschritt die Sagenbildung seit den Zeiten Justins 
schon gemacht hat. Alles was hier von dem Auftreten des Dositheos 
nach der Hinrichtung Johannes des „Hemerobaptisten" von seinen dreissig 
Jüngern, seinem Weibe Helena oder Luna, und der- von ihm be- 
anspruchten Würde des TSotAs, endlich von der Verdrängung des Dosi- 
theos durch Simon erzählt wird (Hom. H, 23 — 25. Recogn. II, 7 — 12), 
ist nichts als ein völlig verworrener Nachklang der geschichtlichen Kunde 
von der samaritanischen Secte der Dositheaner, welche bis ins 2. Jahr- 
hundert v. Chr. hinaufreicht *). Von dieser späteren Umbildung der Simon- 
sage in den clementmischen Anagnorismen ist nun allerdings die ältere 
Form derselben in den Kerygmen zu unterscheiden. Aber auch hier 
trägt der Magier schon die gnostischen Züge. In der Disputation des- 
selben mit Petrus Recogn. II. III = Hom. XVI — XIX tritt jener als 
Vertheidiger der gnostischen Unterscheidung des dya&ös fte6t und des 
S(xaio£ fte6c oder des Demiurgen auf. Diese Disputation, deren ur- 
sprüngliche Stätte nicht Laodicea, sondern Cäsarea ist, bildet den Inhalt 
der zehn Bücher petrinischer Kerygmen, welche nach der jetzigen Dar- 
stellung der Recognitionen Clemens als Amanuensis des Petrus nieder- 
schreiben und dem Jakobus überschicken muss (Recogn. I, 17. 24. HI, 
75. Hom. I, 20), welche nach der ursprünglichen Fassung aber wol von 
Petrus selbst aufgezeichnet und an Jakobus geschickt worden sind 
(ep. Petri ad Jacob.). Die Polemik gegen die durch Simon repräsentirten 
gnostischen Meinungen dient hier nur als Mittel für die Darlegung der 



1) Recogn. II, 6: 'tu omnibus enim tum dÜigenter agnovimus, utpoie 
qui a puero malorum eius auditores fuerimus et ministri*. IX, 36: 'utque 
post haec studiorum et consuetudinis causa Simoni adhaeserint 1 . 

2) Vgl. meinen Artikel über Simon den Magier a. a. 0. S. 312 flg. — 
Die Stelle Recogn. I, 50, wo Dositheos als der erste, Simon als der zweite Ur- 
heber des sadduc&ischen Schisma erscheint, gleich darauf aber Dositheos viel- 
mehr mit dem samaritanischen Schisma in Verbindung gebracht wird, ist viel- 
leicht nicht richtig überliefert Auf keinen Fall kann sie von einem andern 
Verfasser herrühren, als von dem, welcher auch Recogn. H, 8 ff. schrieb. 



' — 43 — 

diesen Kerygmen eigenthümlichcn, essenisch-ebionitischen Geheim-Lehre 
vom „wahren Propheten". Die in der Fortsetzung jener Kerygmen 
(Hom. IV— XV. XX, 11—23; = Recogn. IV— X) enthaltene Polemik 
gegen das Heidenthum hat mit dem ursprünglichen Werke nichts zu 
schaffen. Haben aber die Kerygmen ursprünglich mit Cäsarea ge- 
schlossen, so gewinnen die Hinweise auf Rom besondere Bedeutung. 
Wie Petrus selbst als Zielpunkt seiner Predigt per singula loca die 
Welthauptstadt in Aussicht nimmt (Recogn. I, 13. 74. Hom. I, 16), so 
reist auch Simon nach der Disputation in Cäsarea nach Rom (Recogn. 
HI, 63. 64), wo seiner göttliche Ehren warten. Wenn in den jetzigen 
Texten diese Reise zu einer blos angeblichen wird, und der Magier im 
Folgenden vielmehr in den phönizischen und syrischen Küstenstädten 
wieder auftaucht, so darf man doch hieraus nicht mit Hilgenfeld 
schliessen wollen, dass diese Beziehung auf Rom erst „zu guter Letzt" 
in die Recognitionen eingetragen worden sei. Eine solche Eintragung 
in den Text der Anagnorismen wäre ebenso zwecklos gewesen, wie sich 
umgekehrt leicht versteht, dass eine durch die spätere Fortsetzung der 
Kerygmen über Cäsarea hinaus unpassend gewordene Notiz gleichwol 
aus dem älteren Texte stehen bleiben konnte. Der Verfasser der 
Kerygmen zeigt sich also bereits mit einer Sagengestalt bekannt, 
welche nicht blos den Magier, sondern auch den Petrus 
zuletzt nach Rom kommen Hess. 

Neben dem samaritanisch-gnostischen Simonsbilde begegnet uns nun 
aber in der clementinischen Literatur auch die antipaulinische 
Legende, neben dem falschen Messias auch der falsche Apostel und un- 
heimliche Doppelgänger des Simon Petrus. Dass unter der Maske des 
Magiers Simon Paulus verborgen sei, hat man seit Baur zuerst in dem 
Abschnitte Hom. XVII, 13 — 19 erkannt '). Wenn man aber die Be- 
deutung dieser unleugbaren Beobachtung dadurch einzuschränken ver- 
sucht hat, dass man annahm, Simon erscheine hier nur gelegentlich, 
wie als Träger markionitischer und anderer gnostischer Meinungen, so 
auch als Repräsentant paulinischer Gedanken, so scheitert diese Aus- 
kunft, wie bereits angedeutet wurde, an dem unleugbaren Thatbestand, 
dass die antipaulinische Polemik auch noch an zahlreichen anderen 
Punkten zum Vorschein kommt Schon Baur hat hier auf den Brief 
des Petrus an Jakobus hingewiesen, in welchem unter dem lx&pt><; 



1) Baur, Tübinger Zeitschr. für Theologie 1831 S. 116 ff. Paulus 2. Aufl. 
I, 97 ff. 249 ff Das Christenthum und die christliche Kirche der drei ersten 
Jahrhunderte 2. Aufl. S. 85 ff 



— 44 — ■ 

dcvfrpwTcos unzweifelhaft Paulus zu verstehen sei. Hiigenfeld hat 
sodann weiter gezeigt, dass derselbe Hnimicus homo' uns auch in dem 
alten Stücke in den Recognitionen (I, 70 flg.) begegne. Auch hier unter- 
liegt es keinem Zweifel, dass der wüthende Verfolger der Christen- 
gemeinde in Jerusalem, welcher zuletzt mit Vollmachten des Hohen- 
priesters nach Damaskus reist, um die Gläubigen auch dort zu verfolgen, 
kein anderer als Paulus ist. Darnach habe ich selbst diese Nachweise 
dadurch vervollständigt, dass ich an dem Simon der clementinischen 
Literatur auch abgesehen von der Stelle Hom. XVII 13 — 19 die pauli- 
nischen Züge nachgewiesen habe 2 ). Die Hauptstelle, welche hierbei in 
Betracht kommt, ist die Scene in Antiochien, wo Simon, nachdem er 
das Volk zum leidenschaftlichen Hass gegen Petrus aufgestachelt hat, 
durch Engelprügel zum kläglichen Widerrufe gezwungen wird (Recogn. 
X, 44. 61 ; Hom. XX, 13. 19). Wenn nach der jetzigen Darstellung 
vielmehr der Vater des Clemens unter der falschen Simonsmaske den 
Widerruf leistet, so ist dies eine auf Rechnung des erst in den Anagno- 
rismen eingetragenen Clemensromans zu setzende Umbildung der älteren 
Erzählung, welche letztere sich deutlich als Carricatur desGal. 2, 11 ff. 
berichteten Streites zwischen Petrus und Paulus in Antiochien verräth. 
Auch Hom. XVTH, 6 — 10 blickt, wie ich anderwärts nachgewiesen 
habe 8 ), die Polemik gegen die paulinische Heidenmission noch hin- 
durch. Während Simon es als den Willen des Vaters bezeichnet, dass 
er durch Jesum jetzt allen Menschen (vgl. Rom. 10, 11 ff. Kol. 1, 28 u. ö.) 
offenbart werde, klagt ihn Petrus hier an, er rede nur Menschen zu Ge- 
fallen (dpeax6vTü>£ zoXq rcapoöaiv öx^ ot € v £l* Q*k 1, 10. 1. Thess. 2, 4) 
und verkündige was er lehre unrechtmässiger Weise wie ein Dieb. 
Kein Andrer als Paulus kann ferner ursprünglich unter jenem gewissen 
Irrlehrer (tcA<£vo£ ?tg) gemeint gewesen sein, der als der falsche Vor- 
läufer des Petrus immer zuerst zu den Heiden geht, um diesen das 
falsche Evangelium zu bringen, daher ihm der ächte Apostel Schritt für 
Schritt nachfolgen muss, um das durch ihn gestiftete Unheil wieder- 
gutzumachen (Hom. H, 17. 33; vgl. VH, 4. XI, 35; Recogn. IH, 56. 
65. 68). Auf keinen Andern als auf ihn kann es sich beziehen, wenn 
wir so nachdrücklich betont finden, dass es einen andern Apostel ausser 
den Zwölfen nicht geben kann und dass die Gemeinden keinem Lehrer 
Glauben schenken dürfen, der sich nicht durch eine ausdrückliche, von 



1) Die clementinischen Recognitionen und Homilien S. 78 ff. 

2) Quellen der römischen Petrussage S. 22 ff Bibellexikon V, S. 303 ff. 

3) Quellen der römischen Petrussage S. 40. 



— 45 — 

Jakobus ihm ausgestellte Vollmacht legitimirt (Recogn. IV, 35. 36; 
Hom. XI, 35; vgl. XVI, 21). Er ist der Irrlehrer, welcher im Namen 
des Herrn kommt unter dem Vorwande der Wahrheit (Hom. XI, 35), 
der die Wahrheit nicht kennt und doch den Unterricht derer verschmäht, 
welche das Gesetz von Jesu gelernt haben (Recogn. H, 55. HI, 13; vgl. 
Hom. XVm, 19), das oxsOoc Ixkoyffi nicht Gottes (Act. 9, 15) '), son- 
dern des Teufels (Recogn. III, 49), der Herold der Bosheit, welchen der 
Teufel gesandt hat (Hom. XI, 35), der Böse, der in einen Engel des 
Lichtes sich verkleidet (Recogn. H, 18 mit boshafter Anspielung auf 
2. Kor. 11, 14). Auch die paulinischen Grundsätze über das Essen von 
Götzenfleisch werden persifflirt (Hom. IV, 4 ; vgl. VH, 3. 8) und das- 
selbe geschieht wol mit der Erzählung von seiner Entrückung in den 
Himmel 2. Kor. 12, 2 ff. (Recogn. H, 65), vielleicht auch mit seinem 
Wort von dem „neuen Menschen" 2. Kor. 5, 17. Gal. 6, 15 (Hom. II, 
26 ; vgl. Recogn. H, 13. HI, 44). Sogar die Hauptlehre des Paulus, die 
Rechtfertigung aus dem Glauben, wird in der Person Simons bekämpft 
und ihm gegenüber werden die guten Werke für Juden und Heiden als 
Bedingung der Seligkeit hingestellt (Hom. VHI, 5 ; vgl. Recogn. U. 58. 
V. 35). Grade in diesem letzten Punkte blickt die antipaulinische Pole- 
mik auch noch durch das gnostische Simonsbild der älteren Barchen- 
lehrer hindurch (vgl. Iren. haer. I, 23, 35; Pseudorigen. Phil. VI, 19 
und dazu Gonst. Apost. VI, 19 flg.) 9 ). 

Wie wenig wir es hierbei mit ganz vereinzelten Beziehungen zu 
thun haben, welche sich etwa aus der antimarkionitischen Tendenz der 
Clementinen erklären Hessen, zeigt schon der ursprünglich zu den petri- 
nischen Kerygmen gehörige Brief des Petrus an Jakobus (Kap. 2). 
„Einige aus den Heiden", so schreibt hier der angebliche Petrus, „haben 
meine Gesetzespredigt verworfen und mir die ungesetzliche und possen- 
hafte Lehre des feindseligen Menschen angedichtet. Und das haben 
Einige versucht, als ich noch umherging, indem sie mit allerhand Aus- 
legekünsten meine Worte in dem Sinne der Aufhebung des Gesetzes 
umdeuteten, als wäre ich selbst im Herzen so gesinnt, und wagte nur 
nicht offen damit hervorzutreten. Das sei ferne. Denn das hiesse dem 
Gesetze Gottes widerstreiten, welches durch Mose geredet ist und vom 
Herrn selbst das Zeugnis seiner ewigen Dauer erhalten hat. Denn so 
spricht er „„Himmel und Erde werden vergehen, vom Gesetze aber soll 



2) Vgl. Const App. H, 24. 55. VI, 14 VIII, 4, wo oxeOoc txXor% als 
stehendes Prädikat des Paulus erscheint 

3) VgL hierzu meine Quellen der römischen Petrussage S. 42 ff. 



— 46 — 

auch nicht ein Jota oder ein Strichlein vergehen." " Dies aber hat er 
gesagt, bis dass Alles geschehe." f ) „Der iföpbz iv&pwiwc erscheint 
hier gradezu als der Hauptgegner, welchen Petras in seinen Kerygmen be- 
kämpft. Hiermit stimmt, dass ans der Lebensgeschichte des Paulus grade drei 
der wichtigsten Abschnitte herausgehoben und im polemischen Interesse 
carrikirt werden. Zunächst Recogn. I, 71 sq. die Rolle, welche der 
feindselige Mensch gegenüber der ältesten Jüngergemeinde in Jerusalem 
spielt, der Verfolgungssturm in Jerusalem und die Reise nach Damaskus, 
um auch dort im Auftrage des Hohenpriesters die Flüchtigen aufzusuchen 
(vgl. Act. 8, 1 — 4 ; 9, 1. 2). Zweitens die Christusvision des Simon 
und seine angebliche Berufung'zum Apostel Jesu Christi : im Zustande 
der Verzückung wird ihm eine Vision zu Theil, auf die er sich nachmals 
als auf seine Legitimation zum Apostel beruft, ohne doch wie die älteren 
Apostel des persönlichen Umgangs des „Lehrers" gewürdigt worden zu 
sein, ja ohne auch nur die Unterweisung seiner Jünger genossen zu 
haben (Hom. XVII, 19). Drittens der Streit mit Petrus in Antiochien, 
den Widerspruch, den er gegen „den Felsen der Kirche" erhebt, der 
Vorwurf des „Verurtheiltseins", den er (Qal. 2, 11) gegen ihn schleudert 
(Hom. XVH, 19 vgl. mit Hom. XX, 13. 19. Recogn. X, 54. 61) und die 
Carrikatur der Vorgänge in Antiochien durch den dem Simon in den 
Mund gelegten schmählichen Widerruf. Es ist bezeichnend, dass grade in 
dem vielbesprochenen Abschnitte Hom. XVH, 1 9 Simon nicht wie anderwärts 
als falscher Messias, sondern als falscher Apostel erscheint, welcher die 
rechte Lehre des wahren Apostels Simon Petrus zu bestreiten wagt 2 ). 



1) Ep. Petri ad Jacob, c. 2: Tivkg y*P TÖV *** ifrvfflv xd ÖV 4po5 vö|ii|iov 
drceöox^aoav x^poYM 1 «, xoö ix$"P°Ö &v$p<6icou &voil6v xiva xal qpXuapd&Y) rcpooij- 
xdpsvoi didaoxaXCav* xal xaöxa Sxt \iou ittpiövrog inexetp'qodv xtv«c wotxCXaig 
xiolv fcpirqvtCatc xoög ipobc \6fOUt iLtxaoxmiax(£tiv tlg ttjv xoü vopou xaxd- 
Xuoiv, ä>g xal ijioü aoxoO oöx» jiiv qppovoövxoc, |i^ *x «appigoCac ök xyjpöooov- 
xog. Öitsp ansCir). xd f&p xoioßxo dvxtrcpdoasiv koxl x$ xoG &to8 vöjicp ?$ oid 
Mcoöoioog fiyftivxi xal önö xoG xupCoo ^|i$v papxupig&ivxi «spl x5fc dtöCoo a&xoS 
diaiLovffc. inel oßxtog tfatv* *0 oöpavög xal ^ yf) waptXsöoovxai, löxa Iv J) 
Uta xtpaCa oö \i.r\ iz<xpi\&iQ dmb xo5 vöjiou. xoöxo Ök eTpipcev nplv &v xd ndvxa 
Yfvifjxat. 

2) Hom. XVH, 19 : £1 |ikv o5v xal ool 6 ItjooOc ^jiöv öi" opd^axo^ d^elg 
lyvcba^t] xal äpCXiQoev , &g dvxixtitUvcp öpYi£6|i,tvot' Öiö Öi' öpai&dxav xal 
ivoitvCcov ^ xal Öi* dftoxaXö<|>*<*>v Ifa&sv o&offiv iXdXrjoev. tl xig 8k di* dircaoCav upög 
öiöaoxaXCav ooqpioJHjvai Öövaxai; xal tl pkv ipstc Auvaxöv ioxtv, öid x£ oX<p 
iviaox$ iYP <y 2Y°P^ 0lv rcapajiivwv ä)ji(Xyjoev 6 öiödoxaXog ; «Ö£ 8k ool xal icioreö- 
oo^ev aöxo xav Äxi &qp&i) ooi; «ög ök ool xal &q>3-)7, örcöx» aöxoG xd kvavxfa 
rg ÖiÖaoxaXCa cppovetg; tl ök ön' ixtCvou iw&g ßp*€ oqpfrslg xal tLa&qxto&tlg 
dftöoroXot iyivou, xd£ ixtCvou cpü>vd£ xifypooot, xd ixt£vou kp^vsu», xoug 



_ 47 — 

Unter diesen Umständen kann man es aber keineswegs für bedeutungs- 
los halten, wenn wir lesen, dass der vom Kaiser zum Procurator von 
Cäsarea geschickte Hauptmann Cornelius vorgiebt, zur Gefangennahme 
des Simon abgeschickt worden zu sein (Recogn/ X, 55 — 59; Hom. 
XX, 13). Wenn auch nach der jetzigen Darstellung dieser Auftrag nur 
ein vorgeblicher ist, und Simon, nachdem er dem Vater des Clemens 
sein Gesicht angezaubert hat, vielmehr von Antiochien, wo er sich auf- 
hielt, nach Judäa flieht, so liegt doch wahrscheinlich eine dunkle Remi- 
niscenz an Act. 21, 33. 23, 23 ff. zu Grunde. Ebenso wenig wird es 
ein Zufall sein, dass Simon grade in Cäsarea längere Zeit sich aufhält, 
und von dort aus nach der älteren Darstellung wirklich die Reise nach 
Rom angetreten zu haben scheint (vgl. Act. 27. 28). Dass der aus 
Josephus bekannte kyprische Magier Simon grade auch in Cäserea sein 
Wesen trieb, ist erstens gar nicht gesagt, sondern nur von Hilgen- 



ixstvou dnooxöXou£ qpCXst, i\iol ?$ ouYT tV0 ^ V( P «6x$ W Jidx 00 « itpög y&p 
oxepedv nixpav 6vxa pt, S-e^iXiov ixxXigotac, ivavxfog dväioxuixdc I*©l »l V-*l 
dvxixtCiitvot Jjc, oöx dv ps diaßdXXav xö 8i* 4|ioö x^puYMta iXoiööpsic, *va 8 itapd 
xoff xuptou a&xög itap&v dxTJxoa, Xiytöv jitj moreötojiai , ötjXovöxi <bg ijioö 
xaxaYvwofrivxoc xal 4|ioö ddoxCpiou Övxoc. *j sl xaxtyvoopkivov pt X6y*i& 9«oö 
xoö dicoxaXö+avxög poi xöv Xptoxöv xaxTjYopetc, xal xoö iicl dnoxaX6<|>ei }Laxa- 
pCoavxdg |M xaxaqpipsig. dXX* stittp dXig&äg x$ dXq&eCa ouvtpY^oat friXsig, pd&s 
icpSxov Tcap" %Öv, & ^pstg icap' ixsCvou &|id&oiLtv, xal (Mcd^T^ dXYj&sCac Y*Y°~ 
vög Y» vo3 4^ v ot>vspY$€- Der gauze Abschnitt kann schon darum nicht erst 
Tom Verf. der Homilien im Interesse seiner antimarkionitischen Polemik ver- 
tagst sein, weil er hier völlig zusammenhangslos dasteht Vgl. meine römische 
Petrussage 8. 35 f. Vgl. noch den Hom. XX, 19 dem Simon in den Mund ge- 
legten Widerruf in Antiochia: TSy^ 2C|i»v xaöxa ö|iTv XYjpuao©. öpoXoY® &bl%<o$ 
xaxa4>»6[oao$at Ilixpoo* Oöx] laxi ftXdvog, oö luaiqpovog, oft yöigc o&dfc 6aa 
icoxk qpaöXa rcspl aöxoö X*y<öv S^&avov örcö 4h)|ioö IXaovöiLtvog * öiojiai ftpöv 
aöxög 4y^ * T ° ö n P^C öpdC iLtooog alxiog aöx$ y*Y 0VCi &C" Haöoao&e luooövxsg 
aöx6v* xoö y*P & wo J*«oÖ npög oaragpCav xöaptou dntoxaXiiivoo dXi)$oÖc npo- 
9^T0ü dXig&ifc iaxtv dttäoxoXog. Öio xal aöxög oujißouXsOü), aöx$ öjiftc nt{&so$ai 
rapl &v XTjpöooti, tasl Tt&oa öjiöv ^ n6Xi£ dpÖTjv dftoXttxai. oV ^v dt alxCav 
öplv xaöxa <bpoXÖYi)aa, eldivai öji&g $iXa>. xaöxYjg x5j$ voxxög dYY^XoC \it xoö 
&«oÖ xöv dosßfj d>£ 4x^P ov ävxa x$ xifc dXq&ttac x^puxi 8eiv$c IpoLTzlyouv. 
icapaxaXft o5v, jitjÖ* dv aöxög &y^ dXXoxs iitsX^ä>v xaxd Ilixpoo imxttp^v 
X*yg>i tä duoÄig^oÄ-i p.e. 4EojioXoYoO|iai Ydp öp,Tv 'Ey© pdYO^, iffo TtXdvog, iy^ 
YÖT2C- [dXXd (isxavoS.] igsoxi y*P ^ aQ) C }itxavo£a dnoXOoai xd icpoicsnpaYtiiva 
jiot d^apxTj^axa. Das Motiv rar die angebliche Reue des Magiers wird aus Act. 
8, 22. 24 entlehnt sein. Aber die angebliche Verleumdung des Petrus geht auf 
die auch Hom. XVII, 19 gerügten Vorwürfe des Paulus gegen Petrus Gal. 2, 
11 £, die Engelprügel gehn auf 2. Kor. 12, 7 zurück, die Wendungen diopai 
6p&v, icapaxaXffi 6|i&c, sldivai 6p&e 3iXc0, auch das wiederholte aöxöc iY^ sind 
eine unverkennbare Persifflage des paulinischen Stils. 



— 48 — 

feld ans dem Umstände erschlossen, dass jener Simon mit dem aller- 
dings in Cäsarea residirenden romischen Procurator befreundet war 
(Joseph. Antt. XX, 7, 2) ; zum Andern aber ist eine Bekanntschaft des 
Verfassers bez. Ueberarbeiters der Kerygmen mit Josephus nicht nach- 
weisbar. 

Wenn nun Simon als der falsche rcp68po|io£ des Petrus immer zuerst 
und „vor ihm" zu den Heiden kommt, Petrus ihm aber von Land zu Land 
und von Stadt zu Stadt nachfolgt, „wie das Licht der Finsternis, wie 
die Erkenntnis der Unwissenheit, wie die Heilung der Krankheit" (Hom. 
U, 17), so würde diesem ganzen Bilde der Abschluss fehlen, wenn der 
wahre Apostel den falschen nicht auch bis nach der Welthauptstadt 
verfolgt und auch hier dessen Irrlehre entlarvt hätte. Nun setzen 
allerdings die Kerygmen, da wo sie auf die römische Wirksamkeit des 
Magiers Bezug nehmen, deutlich bereits das samaritanisch-gnostiBche 
Simonsbild voraus. Denn es ist nicht der hinter der Simonsmaske ver- 
borgene Paulus, sondern der Samaritaner aus Gitta, der sich in Born 
gottlich verehren lässt (Recogn. IH, 63). Aber der unsprüngliche Sinn 
der Legende von den römischen Kämpfen des Petrus mit Simon, deren 
Vorhandensein wir an der Hand der patristischen Zeugnisse bis in die 
letzten Decennien des 2. Jahrhunderts verfolgen durften, kann doch 
unmöglich ein anderer gewesen sein, als der, auf den uns das Zerrbild 
des Paulus in den Clementinen verweist. 

Es ist nun allerdings ganz richtig bemerkt worden, dass Justin 
und nach ihm auch Irenäus von den römischen Kämpfen zwischen Simon 
und Petrus schweigen. Nicht nur die clementinische Ueberarbeitung, 
sondern auch die petrinischen Kerygmen können aber erst der nach- 
justinischen Zeit angehören 1 ). Ein sicher datierbares Zeugnis für die 
Legende von dem römischen Conflicte des Petrus mit dem Magier lässt 
sich also aus der Zeit vor 150 nicht beibringen. Es ist ferner unleug- 
bar, dass da, wo uns jetzt die Legende zuerst begegnet , bei Pseud- 
origenes und wahrscheinlich schon im Syntagma Hippolyts, unter jenem 
von Petrus in Rom besiegten und schmählich zum Falle gekommenen 
Magier bereits der samaritanisch-gnostische Magier gemeint ist. 

Trotzdem braucht man nur die antipaulinischen Züge in dem 
Simonsbilde der Clementinen einfach zusammenzustellen, um zu erkennen, 
dass der Simon, den Petrus von Land zu Land und zuletzt bis nach 



1) JPTh 1876 & 630 habe ich die Abfassung der antignostischen 
Kerygmen „frühestens c. 140" gesetzt. Ich gehe jetzt um etwa 2 Decennien 
weiter herab. 



— 49 — 

Rom verfolgt, ursprünglich nicht der samaritanisch - gnostische Anti- 
messias, sondern nur der als Irrlehrer, falscher Apostel und Verächter 
des mosaischen Gesetzes von dem leidenschaftlichen Grimme des Juden- 
christenthums verfolgte Paulus gewesen sein kann. Um nicht den 
Schein eines luftigen Qypothesengewebes zu erzeugen, habe ich hier 
vorlaufig noch völlig davon Umgang genommen, die in ihrer gegen- 
wärtigen Gestalt erst aus dem 5. Jahrhunderte stammenden katholischen 
Tzpd£ei<Z üitpou xa2 IlaöXou und deren an anderem Orte nachgewiesene l ) 
ebionitische Grundschrift, oder auch die zerstreuten Notizen, welche 
uns bei noch jüngeren Schriftstellern wie in dem &7c6|iV7]|ia auf Petrus 
und Paulus begegnen, herbeizuziehen. Aber es bedarf dieser Zeug- 
nisse gar nicht, um den ursprünglichen Sinn der Legende von den 
Conflicten des wahren und des falschen Apostels Simon, des Simon 
Petrus und Simon des Magiers herauszufinden. Ueberall, wo Simon 
noch deutlich die Züge des falschen Apostels und Nebenbuhlers des 
Petrus trägt, haben wir Reste der antipaulinischen Sagengestalt anzu- 
erkennen. 

Allerdings sind hiermit noch lange nicht alle Fragen erledigt. 
Vor Allem wird man fragen dürfen, wie es denn überhaupt gekommen 
sei, dass grade die Simonsmaske für die judaistiache Polemik gegen Paulus 
gewählt wurde. Hilgenfeld hat hier geltend gemacht, dass die 
Grundschrift — nach seiner Ansicht die petrinischen, noch nicht anti- 
gnostischen Kerygmen — den Paulus nur unter der Bezeichnung 
iX*P&€ <£v#pümo£ eingeführt habe, wogegen er die Simonsmaske für 
Paulus „erst nach 141 u. Z. in den Anagnorismen des Clemens Recogn. 
VII — X u wiederfindet, „wo der Magier Simon noch als Jude, nicht als 
Samariter erscheint, und zwar grade in Cäsarea, wo der gefangene 
Paulus mit dem wirklichen jüdischen Magier Simon zusammengetroffen 
war" *). Aber selbst wenn ein solches Zusammentreffen eine geschichtliche 
Thatsache wäre 9 ,) so wäre doch dadurch die Identificirung der beiden zu- 
sammengetroffenen Männer noch nicht erklärt. Auch kann ich nicht 
finden, inwiefern die Identificirung des Paulus mit dem samaritanischen 
Magier Simon irgend schwieriger gewesen sein soll, als mit dem Kyprier > 
der gar nicht nach Josephus, sondern lediglich nach Hilgenfeld zu Cäsarea 
sich aufgehalten und dort mit Paulus zusammengetroffen sein soll. Ich 



1) Quellen der römischen Petrussage S. 77 ff. Bibellexikon a. a. 0. 
S. 308 ff. JPTh 1876 S. 618 ff. 

2) So zuletzt Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1877 S. 503 f. 

3) In welcher Quelle Hilgenfeld von diesem „Zusammentreffen" ge- 
lesen haben mag, ist mir unerfindlich. 

Lipsius, Apostelgeschichten. II, 1. 4 



— 50 — 

habe früher selbst vermuthet, dass jener jüdische Magier Simon aus Ky- 
pros, welcher die Drusilla mit dem römischen Procurator Felix verkuppelt 
(Joseph. Antt. 1. c), die geschichtliche Persönlichkeit sei, an welche sich 
die spätere Simonssage angeknüpft hat. Aber ein Einfluss der Erzählung 
des Josephus auf die Bildung dieser Sage ist, wie bereits oben bemerkt 
wurde, nirgends ersichtlich. Es ist auch gar nicht abzusehn, wie die 
Sage dazu kam, sich nun grade dieses, nach Josephus nur angeblichen 
Magiers, zu bemächtigen, von dessen Zauberkünsten uns sonst gar nichts 
weiter berichtet wird, ihn zu einem Samaritaner zu machen, und zum 
Antimessias zu promoviren, der sich selbst für eine Offenbarung des 
höchsten Gottes ausgegeben haben soll. Aus diesen Schwierigkeiten 
giebt es doch wohl nur einen doppelten Ausweg : entweder auf die Ge- 
schichtlichkeit des Magiers Simon rund zu verzichten, und als einzige ge- 
schichtliche Grundlage dieser Figur den Apostel Paulus zu betrachten, 
der vom judaistischen Parteigeist als der falsche Apostel Simon dem 
wahren Apostel Simon gegenübergestellt worden wäre, oder umgekehrt die 
Existenz eines samaritanischen Gopten namens Simon zuzugestehn, dessen 
Maske der Haas der Gegner benutzt habe, um dahinter ein boshaftes 
Zerrbild des Heidenapostels zu verbergen. Im ersteren Falle müsste man 
annehmen, dass Simon-Paulus der Erzketzer und Gesetzesverächter allmäh- 
lich zum mythischen Träger aller möglichen ketzerischen Meinungen, ins- 
besondere der gnostischen Unterscheidung des „Gesetzgebers" vom „guten 
Gott" fortgebildet worden wäre, wie denn in der That wenigstens der Ver- 
fasser der Homilien unter dem Simon, der sich rühmte, durch unmittelbare 
Offenbarung zum Apostel berufen worden zu sein, nicht mehr den Paulus 
selbst, sondern den Markion verstanden zu haben scheint. Im letzteren 
Falle bliebe es möglich, dass eine von den ebionitischen Petrus-Legenden 
unabhängige Tradition über den „Samaritaner Simon" existirte und eine 
Zeitlang neben letzterer herging. Für die erstere Annahme spricht 
deren grössere Einfachheit, wogegen es immer seine Schwierigkeit hat, 
die nachträgliche Identificirung zweier ursprünglich ganz verschiedener 
Persönlichkeiten begreiflich zu machen. 1 ) Für die letztere spricht da- 
gegen der früher hervorgehobene eigentümliche Widerspruch in dem 
gnostischen Simonsbilde, dass der „Magier" einerseits als Antimessias 
und persönlicher Träger der gnostischen Erlösungsidee, andererseits 
selbst als Archihäretiker und Stammvater der christlichen Gnosis er- 
scheint. Mit der Annahme einer vorchristlichen oder „samaritanischen" 

1) Man hat also kein Recht, es für „eine schwere Verirrung der Kritik" 
zu erklären, wenn diese den Magier Simon überhaupt für eine Fiction hielt 
(Harnack Dogmengeschichte I, 179). 



— 51 — 

Gnosis, welche allmählich zur christlichen Gnosis sich entwickelt hätte 1 ), 
läset sich dieser Schwierigkeit freilich nicht abhelfen ; denn jene sama- 
ritanische Gnosis ist eine völlig imaginäre Grösse. Wohl aber steht 
der Annahme nichts Begründetes entgegen, dass es in einer Zeit, welche 
so viele auf die fromme Leichtgläubigkeit des Volkes specnlirende falsche 
Propheten und „Magier" auftauchen und wieder verschwinden sah, 
auch einen Mftnn namens Simon gegeben habe, welcher eine Zeitlang 
in Samarien eine Art von Messias-Rolle spielte und eine Schaar an- 
dächtiger Verehrer um sich zu sammeln verstand. Auf diese Weise 
erklärt es sich doch wohl am Einfachsten,, wie es kam, dass die späteren 
„Simonianer" die Figur dieses Simon herausgriffen, um ihn zum Träger 
der gnostischen Erlösungsidee zu machen. Eben dieser samaritanische 
Pseudomessias wäre dann auch der geschichtliche Kern der Erzählung 
Act 8, 9 ff., möchte es nun mit dem jenen Magier beigelegten Namen, 
„die grosse Kraft Gottes" und mit dem Conflicte zwischen Simon und den 
Aposteln in Samarien stehn wie es wolle. Es bliebe dann die Möglichkeit, 
dass dieser samaritanische „Magier" mit dem kyprischen Juden gleichen 
Namens, dessen Josephus gedenkt, eine und dieselbe Person wäre, 
möchte der Mann nun wirklich, wie zwar nicht die Apostelgeschichte, 
aber die zuerst bei Justin auftauchende christliche Tradition berichtet, 
zu Gitta in Samarien, oder wie Josephus erzählt, auf Kypros geboren 
sein 2 ). Bei jener Annahme könnte man in der Erzählung Act. 8, 
18 ff. oder doch in ihrer vorauszusetzenden älteren Grundlage den Er- 
klärungsgrund für die Wahl der Simonsmaske auch für Paulus finden, 
da ja dieser ebenso wie jener Simon mit Petrus in Conflict gekommen 
war. Und immerhin würde sich auf diesem Wege die Schwierigkeit 
leichter erklären, wie derselbe Simon einerseits als V) Söva|U£ xoO &eoO 
fj fieyoXT) oder als persönliche Offenbarung des höchsten Gottes, andrer- 
seits als „Irrlehrer" und „falscher Apostel" betrachtet werden konnte. 
An die erstere Auffassung hätte dann weiter die mythische Darstellung 
des Simon und der Helena als persönlicher Träger der gnostischen Er- 
lösungsidee, an die letztere die jenem von den Kirchenlehrern zugewiesene 
Rolle als Stammvater aller möglichen Ketzereien sich angeschlossen. 
Auch die Entstehung einer eigenen Sekte der Simonianer, welche dem 



1) Chi hörn, Homilien und Becognitionen S. 292. 

2) Man wird mit der Möglichkeit rechnen müssen, dass auch die Angabe 
des Josephus über die kyprische Heimath seines. Simon ungenau sein könnte. 
Der Mann konnte wirklich ein Samaritaner gewesen und nur auf Kypros längere 
Zeit sein Wesen getrieben haben.. Auch der r&thselhafte Magier Elymas mit 
dem Beinamen „Sohn Jesu" (Act. 13, 6 ff.) begegnet uns auf Kypros. 

4» 



— 52 — 

Simon dieselbe Stelle anwiesen, wie die christlichen Gnostiker Jesu, 
würde sich auf diesem Wege erklären, ohne dass wir genöthigt wären, 
jene Simonianer in directen geschichtlichen Znsammenhang mit dem 
samaritanischen Magier zn bringen. 

Anch so sind noch nicht alle Schwierigkeiten erledigt Doch musa 
ich gestehn, dass mir diese Entstehung der antipaulinischen Simonsage 
jetzt wahrscheinlicher dünkt , als die früher von mir vorgezogene Ab- 
leitung derselben von einer, ohne jede andere geschichtliche Grundlage, 
als die Namensgleichheit mit dem „wahren Apostel" Simon Petrus er- 
folgten, Uebertragung der Simopsmaske auf den Heidenapostel. Denn 
auf diesem Wege lässt sich wol die Legende von Simon als Stamm- 
vateraller Häresie, aber nicht die mythische Personification dergnostischen 
Erlösungsidee in ihm begreifen. Die Möglichkeit bleibt, dass in der 
ebionitischen Quelle, welcher die Apostelgeschichte in dem Simons-Ab- 
schnitte folgt, bereits die Identificirung des samaritanischen Magiers mit 
Paulus vollzogen, der Conflict des ersteren mit Petrus also hier zuerst 
zum Typus geworden ist für den Conflict des Paulus mit dem Apostel 
der Beschneidung. Die Volkmarsche Erklärung ') der Stelle Act. 8, 
18 ff., für welche so vieles spricht, würde dann immer noch ihr Recht 
behalten. Nur hätte dann der Verfasser der Apostelgeschichte diese ver- 
borgenen Beziehungen auf Paulus nicht mehr durchschaut und von 
einer absichtlichen Umdeutung der Erzählung, um diese Beziehungen 
abzuschneiden, könnte wol hier sowenig als Act. 13, 6 ff. die Rede sein. 
Wie dem auch sei, auf keinen Fall wird sich beweisen lassen, dass die 
Apostelgeschichte die antipaulinische Simonsage, wie ich früher mit 
Zell er annahm 9 ), gekannt hat. 

Andererseits ist es völlig unglaubhaft, dass Paulus, wie Hilgenfeld 
behauptet, zuerst (in der Grundschrift) nur als der Jx^P^S äv&pomos, dar- 
nach unter der Maske des „jüdischen Magiers" bekämpft, und ganz zuletzt 
mit dem samaritanischen Gnostiker Simon identificirt worden sei, vollends 
wenn man wie auch Hilgenfeld daran festhält, dass schon Act 8, 
18 ff. sich auf Paulus beziehen soll. Die Undenkbarkeit einer derartigen 
Construction habe ich schon früher hinlänglich nachgewiesen. 2 ) Dass 
der Simon Recogn. I, 72 nicht mit dem Hnimicus hotno 7 Recogn. I, 70 
bis 71 identisch ist, liegt freilich klar auf der Hand. Aber Hilgen- 
feld selbst weist ja ganz richtig jene Stelle dem Ueberarbeiter, diese 



1) Theologische Jahrb. 1856, S. 279 ff 

2) Zell er, Zeitschr. Air wfesensch. Theologie 1876 8. 44 ff. Meine 
Abhandlung JPTh 1876 S. 573 ff 

3) A. a. 0. 616 ff 



— 53 — 

der Grundschrift zu, die sich nach seiner unwidersprechlichen Beob- 
achtung nicbt über Cap. 71 hinaus erstreckt. Man braucht also nur 
anzunehmen, dass der Bearbeiter, von dem ja auch die Erwähnung 
Simons Recogn. I, 54 eingetragen sein wird, nicht mehr gewusst hat, 
das jener Hnimicus homd* in der ursprünglichen Sage mit Simon identisch 
oder doch identificirt war. Dagegen begegnet uns in dem alten anti- 
paulinischen Stücke Hom. XVII, 19, welches der Verfasser der Homilien 
seiner antimarkionitischen Polemik einverleibt hat, die gleichbedeutende 
Bezeichnung dvTixe£|ievos, und in dem, dem Ifagier in den Mund gelegten 
Widerrufe Hom. XX, 19 ausdrücklich auch* der Ausdruck &X^P^€ (<*>€ &X~ 
$p&v övxa t$ t7)£ dXij&rfac x'/jpuxt). Hier ist also Simon selbst der 
2)(^p6c oder 4vccxeffievo£. Mag also immerhin der Schimpfname £x^P&* 
dv&ptönos älter sein, als die antipaulinische Simonslegende, so kann 
die Grundschrift sehr gut bald die eine, bald die andere Benennung 
gebraucht haben. 

Schwieriger bleibt die Erklärung eines anderen Punktes. Die anti- 
paulinischen Züge begegnen uns zwar vorzugsweise in der Ueberarbeitung 
der Kerygmen (Recogn. I — III = Hom. I— HI ; XVI — XX, 10), aber auch 
anderwärts an verschiedenen Orten der Recognitionen und Homilien 
zerstreut. Ich habe früher angenommen, das hier überall uralte 7tpa£et$ 
IUxpou als Quelle zu Grunde liegen, welche in den Kerygmen umge- 
staltet, in den clementinischen Anagnorismen aber noch ausserdem viel- 
fach benutzt seien. Dieselben sollten, so vermuthete ich weiter, zugleich 
die Grundlage für die katholischen Tcpigetc IUxpou xai HaäXou gebildet, 
also die gesammte Simonsage bis zu dem letzten Conflicte in Rom, der 
Besiegung des Magiers und seinem schmählichen Sturze enthalten haben. 
Dass uns von dem ehemaligen Vorhandensein solcher ebionitischer 
itpa£et€ Hiipov sonst keine ausdrückliche Kunde erhalten ist, würde 
nicht entgegenstehn : denn wie lückenhaft sind die patristischen Nach- 
richten über jene uralte Literatur 1 Bedenklicher schon ist , dass die 
Kerygmen, welche nur bis Cäsarea reichen, hiernach nur ein Bruchstück 
des Ganzen bearbeitet haben müssten ; doch fehlt es auch hierfür in den 
apokryphen Apostelgeschichten, wie die stückweisen Bearbeitungen der 
7rpdt£et£ 'Icoivvöu und der rcpigetc 'AvSp£oi> beweisen, nicht an Analogien. 
Aber ein Beweis für die ursprüngliche literarische Verbindung der Ge- 
schichte von den syrischen Kämpfen des Petrus und Simon mit der Ge- 
schichte von ihren letzten Schicksalen in Rom läset sich nicht mehr er- 
bringen, da der früher von mir mit Hilfe der apostolischen Constitutionen 
versuchte Beweis, wie noch gezeigt werden soll, hinfallig wird. Die innere 
Zusammengehörigkeit der verschiedenen Bestandteile der Legende, welche 



— 54 — 

sich ganz von selbst zu einem vollständigen Zerrbilde des Paulas von 
seinem ersten Auftreten an als Verfolger der Christengemeinde bis zu 
seinem Ende in Rom zusammenschliessen, wird freilich, wie schon oben 
bemerkt wurde, nicht aufgehoben. Aber eine umfassende Grundschrift, 
welche diesen ganzen Stoff bearbeitet hätte, ist hiermit noch nicht er- 
wiesen. Die ebionitische Carrikatur der Lebensgeschichte des Heiden- 
apostels kann mündlich weitergepflanzt, sie kann auch in einer weit 
kürzeren Schrift, als ich früher anzunehmen geneigt war, nur in ihren 
Hauptzügen zusammengefasst und später in ihren einzelnen Theilen von 
verschiedenen Verfassern und in verschiedener Weise weiter ausgemalt 
worden sein. Kurz, hierüber ist mit unsern heutigen Mitteln nichts 
Sicheres auszumitteln. Möglich bleibt sogar die früher von H i 1 g e n f e l d 
vorgetragene Unterscheidung einer rein antipaulinischen Urschrift der 
petrinischen Kerygmen und einer zweimaligen, unseren jetzigen Texten 
derRecognitionenundHomilien schon vorausgegangenen, Ueberarbeitung: 
einer ersten, welche antignostische (wenn auch nicht „antibasilidianische") 
Tendenzen verfolgt und einer zweiten, welche den Text durch Ein- 
tragung des Clemensromans nochmals umgestaltet hätte. Es würde sich 
so leichter erklären, dass der Brief des Petrus an Jakobus den als 
iX^P^C £v$pu>ftO£ bezeichneten Paulus noch als Hauptgegner bezeichnet. 
Dass in den Kerygmen selbst ziemlich Verschiedene Bestandteile ver- 
einigt sind, zeigt vielleicht auch die Inhaltsübersicht Recogn. III, 75, 
in welcher der Inhalt des 7. Buches i quae sint quae prosequuti sunt 
duodecim apostoli in tempto 1 aus dem Rahmen der übrigen, gegen die 
gnostischen Ansichten polemisirenden, Bücher herauszufallen scheint. 
Grade am Schlüsse dieses Abschnittes, welcher Recogn. I, 43 — 71 
noch erhalten ist, tritt aber die antipaulinische Polemik besonders deutlich 
hervor. In diesem ältesten Texte der Kerygmen könnten auch diejenigen 
antipaulinischen Abschnitte enthalten gewesen sein, welche jetzt an 
verschiedenen Stellen in Recognitionen und Homilien zerstreut sind. 

Doch hierüber wird es, wenn sich uns nicht ganz neue Hilfsmittel 
eröffnen sollten, wol immer bei unsichern Vermuthungen bleiben. Es 
genügt, daran festzuhalten, dass, auch wenn der samaritanische Magier 
Simon eine geschichtliche Person ist, doch die antipaulinische Fassung 
der Simonsage die ältere, die antignostische die jüngere ist , und dass 
schon nach der ältesten Sagengestalt die Kämpfe des wahren und des 
falschen Apostels in der Welthauptstadt ihren Abschluss erreicht haben 
müssen. Stammt nun der antignostische Kerygmentext etwa aus der 
Zeit zwischen 150 und 160, so werden wir mit der antipaulinischen 
Legende jedenfalls in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts, wo 



— 55 — 

nicht noch höher hinaufgeführt. In den antignostischen Kerygmen, 
vollends in den Anagnorismen und deren beiden Bearbeitungen, den 
Recognitionen und Homilien, ist der Paulas-Simon der ältesten Legende 
schon völlig mit dem samaritanisch-gnostischen Simon verschmolzen. 

Die gefundenen Ergebnisse sind völlig unabhängig von unserem 
sonstigen Urtheile über die geschichtliche Bedeutung der Clementinen. 
Man wird mit Uhl hörn die Ansicht als überwunden bezeichnen dürfen, 
dass der Lehrbegriff dieser Schriften „je der in der Kirche herrschende 
gewesen ist." ') Wir haben es vielmehr mit dem Lehrbegriffe einer 
Fraction des Judenchristenthums und zwar höchst wahrscheinlich eines 
essenisch gefärbten, von der Onosis stark berührten und von hellenisch- m 
heidenchristlichen Elemente zersetzten Judenchristenthums zu thun." 
Aber so richtig dieses Urtheil auch ist, so lässt sich doch nicht absehn, 
warum denn grade das essenische Judenchristenthum dem Apostel 
Paulus eine feindseligere Gesinnung entgegengetragen haben sollte, als 
jene pharisäische Richtung, in welcher die Opposition gegen den Heiden- 
apostel, wie die paulinischen Briefe zeigen, recht eigentlich zu 
Hause war. Denn die ältere tübinger Ansicht, dass schon das ursprüng- 
liche Judenchristenthum essenisches Gepräge getragen habe, darf doch 
wol als längst widerlegt gelten. Dann aber wird man auch über die 
Frage nach den Ursprüngen der antipaulinischen Simonsage nicht so 
rasch zur Tagesordnung übergehen können, wie dies z. B. Harnack 
mit der Bemerkung thut, diese Frage würde überhaupt nicht mehr 
streitig sein, wenn die Kritiker nicht den pseudoclementinischen Fabeln 
ein viel zu grosses Gewicht beigelegt hätten 9 ). Die antipaulinische 
Legende ist zweifellos älter als das pseudoclementinische System. Sie 
ist aber auch älter als das antignostische' Simonsbild. Auch wenn eine 
von der ebionitischen Petruslegende ursprünglich unabhängige Tradition 
über den „Samariter Simon"existirte, so ist damit doch noch lange nicht 
das Auftreten dieses „Samariters" in R o m und seine göttliche Verehrung 
daselbst als geschichtliche Thatsache erwiesen. Seine göttliche Ver- 
ehrung bezeugt zuerst Justin ; diese angebliche Thatsache knüpft sich 
aber, soweit sie unabhängig sein soll von der ebionitischen Petruslegende, 
lediglich an die misdeutete Bildsäule auf der Tiberinsel und verliert 
allen Halt, sobald dieses Hauptzeugnis, auf welches sich der Märtyrer 
beruft, in Wegfall kommt. Mit der „selbständigen katholischen Simons- 



1) In Herzogs Realencyklop&die 2. Aufl. III S. 286. 

2) In der Ausgabe der Patres Apostolici T. I ed. II p. 15 Anmerkung. 
Vgl dazu Harnacks Dogmengeschichte I, 240. 



— 56 — 

tradition," welche einst Job. Delitzsch gegen mich ins Feld geführt 
hat ! ), ists also nichts. Derjenige Simon, welcher laut des justinischen 
Berichtes nach Rom kommt und dort göttliche Ehren geniesst, ist der 
gnostische Simon; dieser aber ist schon eine Weiterbildung der anti- 
paulinischen Legende. Mit der geschichtlichen Existenz eines aamari- 
tanischen Magiers namens Simon ans Gitta, „sechs Schönien von der 
Stadt" (nämlich von der Stadt Samaria), wie die Clementinischen Homi- 
lien (II, 22) hinzufügen, wird es seine Richtigkeit haben. Wir haben 
hier vermuthlich eine jener Localtraditionen , welche bekanntlich eine 
zähe Lebensdauer besitzen. Dass sie dem Samaritaner Justinus bekannt 
wurde, hat nichts Auffälliges 2 ). Aber was wir mit einiger Wahrschein- 
lichkeit über jenen geschichtlichen Simon sagen können, fasst sich in 
der von ihm gespielten Messiasrolle zusammen , auf welche auch die 
Bezeichnung Vj S6va(ii£ V) \LEf£krj zurückgehen wird. Unter allen ihm 
zugeschriebenen Prädikaten hat dieses noch die beste Bezeugung. Da- 
gegen beruht der ihm zugeschriebene „Versuch , eine Universalreligion 
des höchsten Gottes zu schaffen" 8 ), ebensowenig auf zuverlässiger Kunde, 
als die daraus abgeleitete Verbreitung der „Verehrung" dieses Simon 
auch ausserhalb Samariens, vollends gar in Rom. Erst die ebionitische 
Petruslegende hat diese locale Berühmtheit nach Rom verpflanzt. Der 
Märtyrer Justin hat die ursprüngliche Beziehung jener Legende nicht 
mehr durchschaut. So sah er sich denn nach Beweisthümern um, die 
das hohe Ansehen belegen sollten, welches jener Simon als „die grosse 
Kraft Gottes" bei den Römern genossen habe, und fand dann glücklich 
in jener Bildsäule des Semo Sancus das sprechende Document für den 
angeblich von Senat und Volk angebeteten „heiligen Gott" Simon. So 
bleibt von all seinen selbständigen Nachrichten, abgesehen von der be- 
sprochenen Localtradition , nur die Zeitbestimmung übrig, dass jener 
Simon unter der Regierung des Kaisers Claudius seine magischen Künste 
in Rom getrieben habe. Wie es damit steht, wird in einem andern Zu- 
sammenhange gezeigt werden. 

Eine Zusammenfassung der ganzen Simonlegende von dem Auf- 
treten des Magiers in Samarien an bis zu seinem verunglückten Flug- 
versuche in Rom bieten uns die Apostolischen Constitutionen 



1) Theol. Studien und Kritiken 1874 S. 247. 

2) Ueber die Schreibung und die geographische Lage des Ortes Gitta 
siehe meine Quellen der römischen Petrussage S. 34. Ich füge dem dort Ge- 
sagten nur hinzu, dass Epiphanios den Ort als noch zu seiner Zeit vorhanden 
bezeichnet (haer. 21, 1). 

3) Harnack, Dogmengeschichte a. a. 0. 



— 57 — 

(VI, 7 — 9). Nachdem vorher die Rede von den Häresien „unter dem 
früheren Volke" gewesen ist — den Sadducäern, Pharisäern, Masbo- 
thäern, Hemerobaptisten, Ebionäern und Essäern — fährt der Bericht- 
erstatter, hier kein geringerer als Petrus selbst, mit den Worten 
fort: „Der Anfang der neuen Häresien aber geschah folgendennassen." 
„In einen gewissen Samaritaner Simon aus dem Dorfe Oitha, seines 
Zeichens einen Magier, fuhr der Teufel und machte ihn zum Werkzeuge 
seines heillosen Willens." Hieran schliesst sich nun zunächst eine aus- 
führliche Erzählung von dem Zusammentreffen des Magiers mit Philippus 
und Petrus in Samarien nach Act 8, 13 ff. Dann heisst es weiter: 
„Als wir aber auszogen in die Welt , um unter den Völkern das Wort 
des Lebens zu verkündigen , da verführte der Teufel das Volk, falsche 
Apostel hinter uns her zu senden zur Entheiligung des Worts: und sie 
schickten einen gewissen Eleobios aus und machten ihn zum Genossen 
des Simon. Diese aber sind Schüler eines gewissen Dositheos, den sie 
verwarfen und der Führerschaft entsetzten ; darnach traten Andre als 
Urheber andrer sonderbarer Dogmen auf, Eerinth und Marcus und 
Menander und Basilides und Satornil". Nachdem hierauf die Lehr- 
meinungen dieser Häretiker übersichtlich geschildert sind, kehrt die 
Darstellung zu Simon zurück. „Simon nun ist mit mir Petras zuerst in 
Cäsarea Stratonis, wo der fromme Cornelius als Heide durch mich an 
den Herrn Jesum gläubig geworden ist, zusammengetroffen und hat hier 
versucht, das Wort Gottes zu verkehren. Mit mir zugegen waren da- 
mals meine heiligen Kinder Zakchäus der ehemalige Zöllner und Bar- 
nabas und Niketas und Aquila, die Brüder des römischen Bischofs und 
Bürgers Clemens, der auch ein Schüler meines Mitapostels und Mit- 
arbeiters am Evangelium, des Paulus, geworden ist. Als ich nun 
zum dritten Male in ihrer Gegenwart mit ihm über die Lehre vom 
Propheten und die göttliche Monarchie disputirte , überwand ich ihn in 
der Kraft des Herrn, zwang ihn zu verstummen und trieb ihn zur Flucht 
nach Italien. In Rom angelangt, beunruhigte er die Gemeinde sehr, 
machte Viele abwendig und zu seinen Anhängern und verblüffte die 
Heiden durch magische Kunst und Macht der Dämonen. So trat er einst 
am hellen Mittag in ihr Theater, nachdem er den Leuten geheissen 
hatte, auch mich dorthin zu schleppen, und verhieße im Theater durch 
die Luft zu fliegen. Alle waren in gespannter Erwartung , ich aber 
betete für mich. Da flog er, von Dämonen emporgehoben, hoch in die 
Luft und gab vor, gen Himmel zu fahren und ihnen von dort her das 
Heil zu spenden. Da aber die Volkshaufen ihn als einen Gott be- 
grüssten, streckte ich die Hände zum Himmel aus und flehte im Geiste 



— 58 — 

Gott durch den Herrn Jesus an , er wolle den Verderber brechen und 
die Dämonen der Kraft, deren sie sich zur Bethörung und zum Unheil 
der Menschen bedienten, berauben ; beim Sturze aber möge er ihn nicht 
tödten, sondern nur schwer verwunden. Und den Blick auf Simon ge- 
richtet, fuhr ich fort und sprach zu ihm: Wenn ich ein Mensch Gottes 
bin, ein wahrer Apostel Jesu Christi und ein Lehrer der Frömmigkeit, 
aber kein Lehrer des Irrthums, wie du Simon : so gebiete ich den bösen 
Kräften des von der Frömmigkeit Abtrünnigen , von denen der Magier 
Simon getragen wird, sie sollen ablassen ihn festzuhalten, damit er herab- 
stürze von der Höhe zum Gelächter der von ihm Betrogenen. Und als 
ich dies gesprochen, stürzte Simon, der Kräfte beraubt, mit grossem 
Getöse herab und schrecklich zerschlagen bricht er Hüfte und Knöchel. 
Da rufen die Volkshaufen : Es ist in Wahrheit nur Ein Gott, den Petrus 
mit Recht verkündigt. Und es fielen Viele von ihnen ab , Einige aber, 
welche seines Verderbens würdig waren, blieben bei seiner unheiligen 
Lehre. Also ward als erste die gottloseste Häresie der Simonianer in 
Rom befestigt und durch die übrigen falschen Apostel übte der Teufel 
seine Macht aus." 1 ). 



1) "0 |iiv o5v Z£(ia>v s|iol IHxpep rcpffixov jisv 4v Katoapsta rg Zxpdxcovoc, 
ftv$a Kopv^Xiog 6 moxög intoxsoosv &v s&vixög tal xöv x6piov lijooiJv 6V spoO, 
oovTüxtov fioi tasip&to dtaaxpiqpetv xöv Xöyov xoÖ 6-eoö, oujircapövxeov jiot xöv 
Upßv xixvcov, Zaxxaiou xoö itox» xsXc&vou xal Bapvdßa xat Nixi^xoo xal *Ax6Xa 
döeXqpßv KXijjievxog xoö Ta>|ia(ou lm.GY.6nov xs xal rcoXtxoo, {laJhjxeo&svxog tk 
xal IlaOXcp x$ oova«oox6X<p ^jitov xal ouvspy^ iv ?$ s6aYY«X£q>* xal xpCxov 
kiC aöxfiW diaXsx^el^ aöx$ stg xöv nspl npoqp^xou Xöyov xal it»pl &soS povap- 
X^ag, ^xnjoac aöxöv duvdjisi xoö xupCou xal slg dqpcovtav xaxaßaX&v qpuydda 
xaxiaxTjoa slg xtjv IxaXtav. rsvö|isvoc dt 4v € P(6|ig, iwXö xtjv ixxXqoCav 
ftaxoXe, rcoXXoög dvaxpinav xal &aox$ ftspinoioößsvog, td xs I&vyj igiaxtöv (layix^j 
xiWQ xal öatjiövcov ivepyeiqp' d>g xal rcoxi |iioif]c ^pipac rcpoaX(Hbv elg xö $4a- 
xpov aöxöv, xeXaüoag xolg di^oic dprcayfjvat xdpi, &v x$ &tdxp<p inrjYyiXXexo 
irrijvai di* dipog. Tidvxtöv Öe ftnl xo6x<p jisxscopcov xuyx*^ 7 ™*» 6yd) Tipoorjux^- 
jirjv xa&' Saoxöv * xal Ö73 fisxscopiod-slg önö Öaijiövcov licxaxo nexdpatog elg dipa, 
Xsywv elg oöpavoög dvtsvai xdxstötv aöxotg xd dya&d imxop?7Y«tv " *öv ds 
ÖTJuoov ftrcsu^Yjtioövxeov <Sbc &aöv, exxatvag iyä> xdg x*?P*€ »I« oöpavöv iv aör§ 
ötavofa Ixixsuov töv &aöv Öid lijooö xoö xupCou, ^gat töv Xufisftva xal xijv 
laxüv xöv dai|iövo)v nspixöcpai in" dndx'g xal dncoXsCa xöv dv&pdmcDV xexpij- 
jidvoöv aöxi5v, fCcpavxa 8s |i*) fatvaxäaai, dXXd auvxpCcpai. Kai önoXaß&v dxsvCaag 
slnov x$ 2{|iwvt* El &eoö dv&pöMiog tyri, dttöoxoXog Öi'I^aoO XpioxoO dXtj^g 
xal dtddoxaXoc söoeßeta^ dXX' oö nXdvv}^ o^€ °^> 2(jwdv, Tipooxdaoo) xalg nov^- 
palg duvd|isaiv xoa xfjc söasßsfag dnoaxdxoi), 67* afg öxslxai S(jmöv ö p&yos, 
dcpslvat xf}^ xpaxTJoswg, ö^oog ig Ocpoug xaxsvsx^tj sie T i ^ ö)Ta t® v dreat^d-iv- 
xüdv ön* aöxoö. xal staövxog jioü xaiJxa, nspixonslg xöW Öüvdjiscov ö 2(jkov xax-rj- 
v*x^ |isxd (isydXou ^x OÜ x *l f*Y« l € Ä^aCotov ouvxpCßexai xö loxCov xal xöv 



— 59 — 

Ich habe bereits früher die Möglichkeit anerkannt, dass der Bericht 
von den römischen Kämpfen des Petrus nnd Simon ans einer andern 
Quelle geschöpft sei, als der Bericht von der Disputation in Cäsarea ! ). 
Diese Möglichkeit wird zur Gewissheit durch eine Vergleichung des 
syrischen Textes der StSacxaXfa, welcher nach dem gegenwärtigen 
Stande der Untersuchung für die Grundschrift der sechs ersten 
Bücher der Constitutionen zu halten ist. Nach der Beweisführung 
Harnacks, welche ich für zutreffend halten muss, stammt die ächte 
SiSaoxaXla aus dem letzten Drittel des 3. Jahrhunderts, also aus der 
Zeit, welcher man früher die jetzt als interpolirt erkannten sechs ersten 
Bücher der Constitutionen zuzuweisen pflegte. Die Interpolation, welche 
ausser der StSaoxaXfac auch die fitSa^^ (die Grundschrift des siebenten 
Buches) betraf, erfolgte c. 350—360 n. Chr. 2 ) Der ächte Text der 
5iSaoxaX(a enthält nun überhaupt nichts von den syrischen Kämpfen 
des Petrus mit Simon. Derselbe schliesst vielmehr an einen kürzern 
Bericht über den Conflict in Samarien und an die ebenfalls kürzer ge- 
haltenen Nachrichten über das Auftreten des Kleobios und des Simon 
als Väter der Häresien unmittelbar die Geschichte von dem Auftreten 
Simons in Rom und von seinem durch das Gebet des Petrus schmählich 
vereitelten Flugversuche. Auch dieser Bericht ist kürzer als im inter- 
polirten Texte. In Rom quält Simon die Gemeinde, indem er Viele 
abwendig und zu seinen Anhängern macht, unter dem Vorgeben, er 
könne fliegen : die Heiden verblüfft er durch magische Kunst. Einst- 
mals kommt Petrus und 1 sieht ihn fliegen. Da steht derselbe auf und 
ruft: In der Kraft des Namens Jesu beraube ich dich deiner Kräfte. 
Alsbald stürzt Simon herab und bricht Fuss und Knöchel. Viele fallen 
von ihm ab. Einige aber, welche seiner würdig waren, hielten bei ihm 
aus. So ward als erste die Häresie der Simonianer gefestigt 8 ). 



ftodöv xout xapooög. xal cpcovYj tftv &xX<ov Xiyouoa E?£ 0-e6g, 9v Ilixpog dtxatog 
xaxayfiXXat Tj dX'q&sCa |iävov* xal icoXXol drtÄaxijoav dn' aöxotif, xive$ 8« 
ä£tot ?5|c draoXslac aöxoö 8vxsg napipsivav aöxoö x$ jiox^p^ &i&aoxaXCa. 
Kai o$Ta>c TcpüüTT) tn&yri ^ xffiv DijiamavÖv dfreooxdxifj atpeoig iv Tcöiifl, xal Öid 
töy XotTtöv cpsoSanooxäXcov iv^pfsi 6 ÖtdßoXog. 

1) Quellen der römischen Petrussage S. 22. JPTh 1876, S. 632. 

2) Die Lehre der zwölf Apostel S. 242 flg. 265 flg. 

3) Didascalia VI, 8 u. 9 (inLagardes griechischer Herstellung bei Bunsen, 
Analecta Antenicaena II p. 325 sq.) : HvCxa Öi S^XO-ojiav 4v xotg l&vsot xijpöaooaiv 
x&vXöyov t9Jc C<»%, xöx» iviipY7jo*v 6 ÖidßoXog »lg xöv Xaiv drcoaxeTXai öitloio 
jjjw&v ^sudanooröXou^ •*€ ß»ßijX©oiv xoö Xdyou. xal rcpootßdXovxo KXeößtöv xtva 
xal icap6(st>£av x$ Sijwövt " sfra xal lx»pot rcdXiv 1% xöv 7i*pl ZCpeovoc fjxoXoö- 
frouv tyol IUxpqp öiaoxp4<psiv xöv Xöyov. rsvöjievog de ftv T<ö|ifl noXb xtjv ix- 



— 60 — 

Es ist jetzt klar, dass erst der Interpolator ausser den ausfuhrlichen 
Nachrichten über die Häretiker auch die Geschichte von der Disputation 
in Cäsarea hinzugethan hat. Als Quelle für die letztere sind nicht die 
alten Kerygmen, sondern ein Text zu betrachten, welcher die drei ersten 
Bücher der Recognitionen gesondert enthielt, ähnlich wie ja auch die 
syrische Uebersetzung der Clementinen einen Recognitionentext voraus- 
setzt, welcher nur die drei ersten Bücher enthielt, denen in der einen der 
beiden jetzt bekannten Handschriften ein grosserer Theil der Homilien 
(Hom. X — XIV), wie es scheint theil weise in andrer Redaction, angefügt 
ist '). Dass der Interpolator den Text bereits in der clementinischen 
Ueberarbeitung kennt, zeigt die Erwähnung des Clemens und seiner 
Brüder Aquila und Niketas; dass er die Homilien nicht benutzt hat, 
zeigt der Umstand, dass er die Disputation über den wahren Propheten 
und die gottliche Monarchie nicht nach Laodicea, sondern richtig nach 
Cäsarea verlegt. Dagegen lässt sich nicht mehr mit Sicherheit ent- 
scheiden, ob seine Quelle unsre heutigen Recognitionen oder vielleicht 
die älteren Anagnorismen waren. Die Angaben aus der Apostelgeschichte 
hat der Interpolator vervollständigt, den Katalog der jüdischen und 
christlichen Häretiker, welcher wie ich anderwärts gezeigt habe, mit 
der Liste des Hegesippos (Eus. H. E. IV, 22) nahe Verwandtschaft ver- 
räth 2 ), wahrscheinlich aus einem älteren häresiologischen Werke hinzu- 
gethan. Die Darstellung von den römischen Geschicken des Magiers 
wird in derselben Weise, wie man dies in dem aus der Apostelgeschichte 
entlehnten Stücke noch sehn kann, aus der benutzten Quelle ergänzt 
worden sein. Der ausführlichere Bericht des interpolirten Textes macht 
wenigstens durchaus nicht den Eindruck einer späteren Ausschmückung 
einer ursprünglich einfacheren Legende, sondern der ursprüngliche 
Text hat hier nur summarisch erzählt, was in der Quelle bereits aus- 
führlicher zu lesen war. Eine ganze Reihe einzelner Züge, welche die 
ausfuhrlichere Darstellung enthält, kehren anderwärts wieder: die vor- 
gebliche Himmelfahrt Simons (Acta Petri et Pauli c. 70 sq.), das Fluch- 
gebet des Petrus (Acta Petri et Pauli c. 77), der Beinbruch beim Sturz 



xXtjoiav laxuXe, no\\ob$ dvaxpincuv xal &aox$ 7t«pmoiou|i8vog &£ iröjvou 
duvd(isvoc, xd Öh IS-vij Ägioxtöv {xayixf 6|in«tp(a° xaC «oxs iX$ü>v sföov aöxiv 
t7cxdpt»vov ' xal dvaoxdg iyä) *fcov* *Ev duvd|i»i xoö övö|iaxoc Iyjooö Tag duvd- 
img aou nspix6irc<0. xal xaTTjvix^) xal oovxp£ß*xat xÄv tcoÖÖv toi>g xapooäg. 
xal rcoXXol drciaxijoav tot aöxoö, xiv&g dt dgioi aöxoff övxeg napi|isivav aöt$. 
Kai oöxco np(6xT} tn&yri ^ xoö SCpawog atpsoig. 

1) Clementis Romani Recognitiones syriace ed. De Lagarde Lipsiae 1861. 

2) Quellen der ältesten Ketzergeschichte S. SO ff. 



— 61 — 

(Amobiu8 adv. gentes II, 12. Pseudo-Hegesipp. de excidio Hierosolym. 
HI, 2). Statt des Theaters oder Amphitheaters wird anderwärts (Acta 
Petri et Pauli c. 71 sq.) ein Holzgerüst auf dem Marsfelde genannt, doch 
ist damit dieselbe Localität, das ans Holz erbante Amphitheater des 
Nero, gemeint 1 ). Wir werden hiernach als sicher annehmen dürfen, dass 
der Interpolator eine schriftliche Darstellung der römischen Kämpfe 
des Apostels mit dem Magier vor sich hatte, aus welcher er die summa* 
rißche Erzählung der Didaskalia ergänzte. Diese Darstellung hat ebenso 
wenig wie die von Hippolyt und Arnobius vorausgesetzte Form der 
Erzählung von einer Betheiligung des Paulus an dem Conflicte mit dem 
Magier etwas gewusst. Da dieselbe im interpolirten Texte unmittelbar 
an die Flucht Simons von Cäsarea nach Italien sich anschliesst, so liegt 
die Annahme nahe, dass die zweite für die römischen Erlebnisse des 
Magiers benutzte Quelle auf die Vorgänge in Cäsarea Bezug genommen 
oder gradezn an dieselben angeknüpft hat (vgl. Acta Petri et Pauli c. 49) 2 ). 
Bald nach der Interpolation der Didaskalia begegnet uns ums 
Jahr 368 in der lateinischen Bearbeitung von Josephus de bello Jndaico, 
bei dem sogenannten H e g e s i p p , die erste ausführliche Darstellung der 
römischen Geschicke des Magiers, seines schmählichen Endes und des 
Märtyrer-Todes des Petrus. Hier ist bereits Paulus eingezeichnet und 
nimmt als Genosse des Petrus wie an dessen Kämpfen wider Simon, so 
auch an dessen Martyrium Theil (Pseudo-Hegesipp. de excidio Hiero- 
solym. DI, 2). Das wichtige Stück ist an einer andern Stelle ausführ- 
licher zu besprechen. Dasselbe steht in einem nahen Verwandtschafts- 
verhältnis zu den noch erhaltenen Ueberresten der gnostischen npd%ti$ 
lÜTpott, von denen weiter unten die Rede sein wird. 

c. Das Verhältnis der petropaulinischen Legende zur 

antipaulinischen Simonsage. 11 ) 

Wir haben im Bisherigen eine doppelte Gestalt der römischen 
Petrussage gefunden: die eine, welche den Petrus und Paulus im Leben 

1) Meine Quellen der römischen Petrussage S. 91. 

2) Von den anderweiten Stellen der Constitutionen, welche des Simon 
Erwähnung thun, kömmt nur die bereits angefahrte Const. VI, 19 in Betracht, 
wo es heisst, oö ydp nou xatiXoos töv v6|iov (sc 6 atox^p), d>t 2£{i,a>v do£d(«i, 
&X taX^paosv. Wenn hier dem Simon die Behauptung zugeschrieben wird, 
dass Christus das Gesetz aufgelöst habe, so ist dies wol eine unverstandene 
Reminiscenz an die antipaulinische Beziehung der Simonsage. Constt n, 14. 
IV, 7 ist auf die Erzählung der Apostelgeschichte Bezug genommen. In der 
ursprünglichen didotoxaXCa fehlen alle drei Stellen. 

3) Vgl. hierzu JPTh 1876 S. 588 ff. 



— 62 — 

und Sterben friedlich vereint, sie gemeinsam die römische Kirche gründen 
und gemeinsam in Rom das Martyrium erleiden läset; die andere, welche 
den Petrus, als den wahren Apostel Jesu Christi, den falschen Apostel 
Simon, hinter dessen Maske sich Paulus verbirgt, von Land zu Land 
bis nach der Welthauptstadt verfolgen, dort noch einmal bekämpfen 
und besiegen und nach dem schmählich vereitelten Flugversuche 
des Magiers selbst den Märtyrertod sterben läset. Die Zeugnisse für 
beide Sagengestalten sind bisher nur bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts 
verhört worden. Von da ab beginnen die Spuren einer weitreichenden 
Benutzung der apokryphen Literatur durch die kirchlichen Schriftsteller. 
Diesen Spuren können wir aber erst im Zusammenhange mit den Zeug- 
nissen für diese Literatur und bei der Besprechung der auf uns ge- 
kommenen Ueberreste derselben näher nachgehn. 

Durch das angestellte Zeugenverhör hat sich von Neuem ergeben, 
dass die Sage von Petrus in Rom uns nur in der einen oder in der 
andern Gestalt begegnet: in der katholischen, petropaulinischen Legende 
oder in der ursprünglich ebionitischen, vom antipaulinischen Interesse ein- 
gegebenen Simonsage. Die wenigen Stellen, in welchen die katholische 
Tradition des römischen Aufenthaltes des Petrus gedenkt, ohne zugleich 
des Paulus Erwähnung zu thun, reihen ohne Schwierigkeit der petro- 
paulinischen Legende sich ein : die Nichterwähnung des Paulus in den 
Stellen, welche von der Entstehung des Markusevangeliums aus den 
römischen Vorträgen des Petrus handeln, erklärt sich ganz einfach 
daraus, dass hier der römische Aufenthalt des Petrus lediglich voraus- 
gesetzt, der Anlass und die Umstände seiner Reise nach der Welthaupt- 
stadt und seines dortigen Martyriums nicht besonders besprochen werden. 
Dagegen liegt überall da, wo von der Romreise und dem römischen 
Martyrium der beiden Apostel die Rede ist, der Schwerpunkt der Er- 
zählung nicht etwa darin, dass ebenso wie Paulus auch Petrus nach 
Rom gekommen ist, sondern dass beide gemeinschaftlich dorthin ge- 
kommen sind, gemeinschaftlich die dortige Gemeinde gestiftet, gemein- 
sam daselbst das Martyrium erlitten haben. 

Umgekehrt liegt überall, wo uns die Sage von dem römischen 
Conflicte zwischen Petrus und dem Magier Simon entgegentritt, auch 
da, wo letzterer unverkennbar schon die gnostischen Züge trägt, das 
antipaulinische Simonsbild als die ältere Form der Sage zu Grunde. 
Unter dem Simon, welcher in der Welthauptstadt sein Wesen treibt, 
ist ursprünglich die Carrikatur des Heidenapostels gemeint, auch wo die 
Berichterstatter kein Bewusstsein um die Entstehung der Sage mehr 
verrathen. Die Stellen aber, welche eine von der ebionitischen Sage 



— 63 — 

unabhängige katholische Tradition von Simon in Rom beweisen sollen, 
beweisen nur das ausschliessliche Interesse der Häresiologen an dem 
gnostischen Simonsbild, nicht aber die Unabhängigkeit des letzteren 
von dem antipaulinischen. Im Gegentheile fanden wir auch bei den- 
jenigen Kirchenschriftsteilern, welche lediglich vom gnostischen Simon 
wissen, ihren Schilderungen der Person und Lehre des Magiers Züge 
beigemischt, die nur als Reminiscenz an die ursprüngliche antipauli- 
nische Beziehung der Simonsage erklärt werden können. 

Nun hatte sich aber bei einer Prüfung der neutestamentlichen 
Nachrichten gezeigt, dass Petrus nicht gemeinsam mit Paulus nach 
Rom gereist ist, dass er nicht gemeinsam mit ihm die römische Kirche 
gegründet hat, und dass er auch während der zwei römischen Gefangen- 
schaftsjahre des Paulus, mit denen die Apostelgeschichte schließet, 
nicht dorthin gekommen sein kann. Will man also das römische 
Martyrium des Petrus als geschichtliche Thatsache festhalten, so kann 
man dies nur um den Preis, dass man alle näheren Umstände desselben, 
welche die katholische Tradition angiebt, fallen lässt. Grade hierzu hat 
man aber kein Recht. Denn eine römische Petrustradition hat es ur- 
sprünglich nur in der einen oder in der andern Gestalt gegeben: ent- 
weder wird Petrus mit dem Apostel Paulus, oder er wird mit dem 
Magier Simon in Beziehung gesetzt, hinter welchem sich in der römischen 
Legende wiederum Paulus verbirgt. Kurz, die Romreise des Paulus ist 
die geschichtliche Grundlage, auf welcher sich die zwiespältige Tradition 
von einer sei es freundlichen, sei es feindlichen Berührung der beiden 
Apostel in der Welthauptstadt aufgebaut hat. Dann aber bleibt nur 
übrig, die Eine Sagengestalt aus der andern abzuleiten. Das Verhältnis 
des Petrus zu Paulus ist der entscheidende Punkt, um welchen sich die 
Sagenbildung beidemale bewegt ; von diesem darf man also auch nicht 
absehen, wenn man die angebliche Reise des Petrus nach Rom auf ihre 
geschichtliche Glaubwürdigkeit hin untersuchen will. Nicht darum ist 
es der Sage zu thun, den Petrus nur überhaupt nach Rom zu bringen 
und daselbst sterben zu lassen, sondern darum, durch die Erzählung 
von seinem Auftreten in Rom sein Verhältnis zu Paulus ins Licht zu 
stellen. Ist dieses aber das Gemeinsame, was beide Sagengestalten 
verbindet, so folgt unmittelbar, dass dieselben nicht unabhängig von 
einander entstanden sein können. Vielmehr muss man entweder die 
ebionitische Legende aus der petropaulinischen, oder die petropaulinische 
ans der ebionitischen ableiten. Nun hat aber erst das nachapostolische 
Heidenchri8tenthum im Gegensatze zu dem Parteiwesen der apostolischen 
Zeit die beiden Apostel Petrus und Paulus friedlich vereint und als die 



— 64 — 

beiden Hauptautoritäten der Kirche betrachtet; dagegen hat das nach- 
apostolische Judenchri8tenthnm nur die Erinnerung an den alten Haas 
gegen den „verhassten Menschen", den „Irrlehrer", „Apostaten" und „Ge- 
setzesverächter" lebendig erhalten, von welchem bei Lebzeiten des Paulus 
die judaistischen Gegner des Apostels erfüllt waren. Ist dies aber der 
geschichtlich beglaubigte Sachverhalt, an welchem sich unbeschadet aller 
an dem bekannten Schema der Baurschen Geschichtsconstruction etwa 
erforderlichen Correcturen nichts ändern lässt, so bleibt es auch die 
einzig wahrscheinliche Annahme, dass die petropaulinische Legende 
aus der ebionitischen, nicht aber umgekehrt diese aus jener abzuleiten 
ist So gewiss nun aber der geschichtliche Petrus, wenn er nach Rom 
gekommen wäre, nicht zur Bekämpfung des Heidenapostels dorthin ge- 
kommen sein könnte, so gewiss haben wir es in der ebionitischen 
Legende mit einer vom Parteihass eingegebenen Tendenzlüge zu thun. 
Der Conflict des Petrus mit dem Simon-Paulus in Rom ist also eben so 
unhistorisch, als das brüderliche Zusammenwirken der beiden Apostel 
in Rom. Damit ist aber der Legende in beiden Gestalten der geschicht- 
liche Boden entzogen und es ist die reine Willkür, trotzdem das aller 
seiner concreten Umstände entkleidete römische Martyrium des Petrus 
als Thatsache festhalten zu wollen. 

Dass die älteste Ueberlieferung der römischen Kirche von einem 
gemeinsamen Martyrium der beiden Apostel nichts gewusst hat, zeigt 
noch deutlich die Verschiedenheit der Marterstätten, welche 
die Tradition seit Ende des 2. Jahrhunderts nennt. ') Die des Petrus 
soll nach dem Zeugnisse des römischen Presbyters Gajus (bei Euseb. 
H. E. H, 25,7) auf dem Vatican, die des Paulus an der Strasse nach 
Ostia sich befunden haben. Der Vatican ist nun unzweifelhaft die 
Stätte gewesen, an welcher die Opfer der neronischen Christenverfolgung 
ihr Leben aushauchten. In den Gärten des Nero wurden jene grau- 
sigen Spiele aufgeführt, durch welche der Kaiser die unmenschlichen 
Gelüste seiner Phantasie und die Wuth der Volksmassen gegen die an- 
geblichen Brandstifter Roms zu befriedigen suchte 2 ). So ist man neuer- 
dings auf die Vermuthung verfallen, dass von den beiden Aposteln nur 
Petrus in der neronischen Verfolgung geblutet, Paulus dagegen erst 
später den Martertod erlitten habe *). Diese Annahme kann sich aber 



1) Quellen der römischen Petruasage S. 8. 

2) Rönan, der Antichrist S. 125 ff. Holtzmann in Sybels historischer 
Zeitschr. 1874 S. 1 ff. 

3) Langen, Geschichte der römischen Kirche S. 53 ff. 



- 65 — 

nur auf die unhaltbare Hypothese von einer zweiten Gefangenschaft des 
Heidenapostels gründen. Die katholische Ueberlieferung des 2. Jahr- 
hunderts setzt ein gleichzeitiges Martyrium beider Apostel voraus : man 
hat also kein Recht , diese Angabe zu verwerfen , wenn man doch auf 
Grand derselben Tradition den Märtyrertod des Petrus in der nero- 
nischen Verfolgung als geschichtliche Thatsache festhalten will. Andrer- 
seits begegnet uns aber neben der katholischen Ueberlieferung von dem 
gleichzeitigen Martyrium beider Apostel noch eine andre, von dem 
römischen Bischöfe Gelasius l ) auf häretischen Ursprung zurückgeführte 
Tradition, nach welcher Petrus und Paulus zwar an demselben Monats« 
tage, aber in verschiedenen Jahren gelitten haben sollen 2 ). Die Quelle 
dieser Tradition sind die gnostischen Acten des Petrus und des Paulus, 
von denen wir, wie sich weiter zeigen wird, noch beträchtliche Ueber- 
reste besitzen. Die in lateinischer und griechischer Sprache vorhan- 
denen Martyrien des Petrus und des Paulus behandeln wirklich die letzten 
Schicksale der beiden Apostel völlig getrennt. Die Actus Petri Vercel- 
lenses lassen den Paulus zuerst nach Rom kommen , und vor der An- 
kunft des Petrus nach Spanien abreisen ; dieselben berichten uns dann 
ausführlich von den Wettkämpfen des Petrus mit dem Magier Simon in 
Rom, von Simons verunglückter Himmelfahrt und von dem Kreuzestode 
des Petrus, ohne auf die Schicksale des Paulus überhaupt wieder zurück- 
zukommen. Nun weist aber diese Form der Legende deutlich über 
sich selbst hinaus und auf die ebionitische Sage zurück, welche von 
Paulus, dem Mitapostel des Petrus, nichts, sondern nur von dem falschen 
Apostel Simon-Paulus zu erzählen wusste. Hierdurch klärt der Ursprung 
der Tradition von den verschiedenen Todesstätten , ebenso wie von den 
verschiedenen Todesjahren der beiden Apostel sich auf. Die älteste 
Legende ist die ebionitische, welche nur von dem Martertode des Petrus 
nach seiner glorreichen Besiegung des Magiers berichtete. Indem man 
nun für die Kreuzigung des Apostels eine passende Stätte suchte , bot 
sich von selbst der Vatican hierzu dar. Unter Nero sollte Petrus ge- 
kreuzigt worden sein; in den neronischen Gärten auf dem Vatican hatten 
die Opfer der Verfolgung geblutet. Also musste auch Petrus — diese 
Consequenz ergab sich unabweislich — auf dem vaticanischen Hügel, 
inmitten der übrigen Märtyrer, sein Leben beschlossen haben. Dagegen 
hat die Ueberlieferung von dem Märtyrertode des Paulus unter Nero 

1) Gelasius de libris recipiendis II, 2 bei Credner, Zur Geschichte des 
Kanons S. 196. 

2) Die Belegstellen sind zusammengestellt in meiner römischen Petrus- 
sage S. 131 Anm. 

LipdiuB, Apostelgeschichten. IT, 1. 5 



— 66 — 

mit jener Legende ursprünglich gar nichts zu thnn , und ebenso ist die 
Tradition von der Todesstätte des Apostels an der Strasse nach Ostia 
völlig unabhängig von jener. Grade der Umstand aber, dass der 
Tod des Paulus nicht, wie man bei freier Sagenbildung erwarten sollte, 
ebenfalls auf den vaticanischen Hügel verlegt wird, begünstigt die An- 
nahme, dass wir es hier wirklich mit einer ächten geschichtlichen Er- 
innerung zu thun haben. 

Weniger Gewicht ist auf die verschiedene Todesart beider 
Apostel zu legen, wenngleich auch diese die durchgängige Gemein- 
samkeit ihres Martyriums, welche die petropaulinische Legende be- 
hauptet, stört. Die Enthauptung des Paulus wird sich aus seinem 
römischen Bürgerrechte erklären, das ihn, auch wenn er in der nero- 
nischen Verfolgung starb, vor den schimpflichen Todesarten der übrigen 
Märtyrer sicherte. Wohl aber ist zu beachten, dass die Legende, ganz 
im Gegensatze zu den älteren Nachrichten beim römischen Clemens, über 
den Tod des Paulus sich weit schweigsamer verhält, als über den des 
Petrus. „Während sich um die angebliche Kreuzigung des Petrus in 
Rom ein reicher Sagenkranz herumgelegt hat, fliessen die Quellen über 
den Martertod des Paulus trotz seiner ungleich besseren historischen Grund- 
lage weit spärlicher. Die verschiedenen Berichte, welche den gleich- 
zeitigen Tod beider Apostel erzählen, verweilen mit auffalliger Ausführlich- 
keit bei Petrus, während von Paulus nur ganz im Vorbeigehen die Rede 
ist ; die einzige Quelle aber, welche auch den Tod des letzteren ausfuhr- 
lich darstellt, behandelt die Passion beider Apostel völlig getrennt und läset 
den Paulus erst nach dem Tode des Petrus nach Rom kommen." ! ). 

Ein letzter Beweis für die ursprüngliche Unabhängigkeit der beiden 
Traditionen über die letzten Schicksale des Petrus und über den Mär- 
tyrertod des Paulus liegt in der Chronologie 2 ). Die petropaulinische 
Legende, welche beide Apostel gemeinsam nach Rom kommen Hess, 
war genöthigt, nicht bloß ihren Märtyrertod, sondern auch ihre Ankunft 
in Rom in die Zeiten des Nero zu verlegen. Denn Paulus war nach 
sicherer geschichtlicher Kunde unter Nero nach Rom gekommen. Da- 
gegen verlegen andere Nachrichten die Ankunft des Petrus in Rom 
unter die Regierung des Claudius; und unter demselben Kaiser soll 
auch der Magier Simon nach Rom gekommen sein. Die letztere An- 
gabe fanden wir bereits bei Justin (Apol. I, 26. 56), welchem wieder 
Irenäus (haer. I, 23,1) nachgeschrieben hat. Dass auch Petrus schon 



1) Quellen der römischen Petrussage S. 8 ff. 

2) Vgl. JPTh a. a. 0. S. 638 ff. 



— 67 — 

unter Claudius nach Rom gekommen sei, wird ausdrücklich allerdings 
erst durch Eusebios (EL £. II, 14,6; 17,1) bezeugt. Aber wir haben ge- 
sehen, dass er nicht der Urheber dieser Zeitbestimmung sein kann. Die 
oben besprochenen Ansätze seiner Chronik für den 25 jährigen römischen 
Episkopat des Apostelfürsten gehen auf ältere Quellen zurück , die wir 
bis ins Ende des 2. Jahrhunderts hinauf verfolgen können. Wir haben 
ferner gesehen, dass eine alte Ueberlieferung die Apostel nach der 
Himmelfahrt Christi noch zwölf Jahre lang in Jerusalem verweilen, dar- 
nach aber in alle Welt reisen Hess , um den Auftrag des Herrn Matth. 
28, 19 zu erfüllen. Aus dieser Ueberlieferung hatte sich uns die von 
Eusebios in der Kirchengeschichte vorausgesetzte, in der Bearbeitung 
seiner Chronik durch Hieronymus ausdrücklich verzeichnete Angabe 
erklärt, dass Petrus seinen römischen Episkopat im zweiten Jahre des 
Claudius (42 n. Chr.) angetreten habe, ein Ansatz, welcher in dem 
armenischen Texte der Chronik unter dem Einflüsse einer anderweiten 
Berechnung noch um drei Jahre hinaufgerückt worden ist. Dieses Datum 
beruht um so gewisser auf älterer Ueberlieferung, als es mit des Eusebios 
eigener Berechnung des Passionsjahres Christi nicht stimmt, wohl aber 
mit der älteren, voreusebianischen Chronologie, nach welcher von Christi 
Himmelfahrt bis zum 2. Jahre des Claudius genau die geforderten zwölf 
Jahre (30—42 n. Chr.) herauskommen. Eine Bestätigung findet der vor- 
eusebianische Ursprung jener Zeitbestimmung für die Ankunft des Petrus 
in Rom durch die Erzählung von der angeblichen Zusammenkunft des 
Petrus mit Philo in der Welthauptstadt. Von dieser Zusammenkunft be- 
merkt der Kirchenhistoriker, dass dieselbe, wie „die Rede gehe", unter 
Claudius stattgefunden habe; er beruft sich also ausdrücklich auf eine 
von ihm bereits vorgefundene Tradition (H. E. II, 17,1) '). Die römische 
Reise des Philo fällt freilich schon unter die Regierung des Kaisers 
Gajus ; wenn trotzdem die Zusammenkunft beider Männer von der Ueber- 
lieferung nicht unter Gajus, sondern unter Claudius angesetzt wird, so 
erklärt sich dies am Einfachsten durch die Annahme, dass man, um Philo 
noch mit Petrus verkehren lassen zu können, seinen römischen Aufenthalt 
bis in die Zeit des Claudius erstreckte. Dann ist aber die Reise des 
Petrus nach Rom unter Claudius ein feststehendes Datum gewesen, noch 
bevor die Sage von seinem Zusammentreffen mit Philo sich gebildet hat 2 ). 

1) "Ov (töv $£Xeova) xal \6yo$ lx tl xat&KXaö&iov tal tfjc Päp/qc slg 
6fiiX£av iXtotv IHxpcp, xotg ixttot t6ts xyjpöttovci. 

2) Auch die syrische Predigt des Simon Kepha in der Stadt Rom (bei 
Cureton, Ancient Syriac Documenta p. 35 sqq. der engl, üebersetzung) l&sst den 
Petrus „im dritten Jahre des Claudius" seinen 25jährigen Episkopat antreten. 

5* 



— 68 — 

Nun lässt sich allerdings die Ueberlieferung , dass der Magier 
Simon unter Claudius nach Rom gekommen sei, mit unsern gegen- 
wärtigen Mitteln etwa ein halbes Jahrhundert höher hinauf verfolgen, 
als dieselbe Zeitbestimmung für die Ankunft des Petrus in Rom. An 
sich bleibt also die Möglichkeit stehen, dass in dem letzteren Datum 
nur eine nachträgliche Combination mit der Tradition über den 
römischen Aufenthalt des Magiers vorläge. Aber diese ganz abstracte 
Möglichkeit wird wenigstens sehr unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, 
dass alle jene vorhin angeführten späteren Nachrichten über die römische 
Wirksamkeit des Apostelfürsten unter Claudius doch gar keine Beziehung 
auf die Simonsage mehr verrathen 1 ). Wir haben es hier im Gegentheile 
mit einer sehr alten Ueberlieferung zu thun. Wenn aber wirklich, wie 
wir im Obigen von Neuem wahrscheinlich zu machen suchten, das 
gnostische Simonsbild der Kirchenväter aus dem antipaulinischen her- 
vorgegangen ist, so erklärt sich auch das von Justin überlieferte Datum 
für Simon in Rom aus der antipaulinischen Legende. Denn, auch wenn 
der samaritanische Magier Simon eine geschichtliche Person war, so hat 
ihn doch nur die Sage, die ihn mit dem Apostel Paulus identificirte, 
nach der Welthauptstadt geführt. Ist es nun an sich sehr unglaubhaft, 
dass die Legende die Zeitbestimmung für Petrus in Rom der Zeitbestim- 
mung für den Magier und nicht vielmehr umgekehrt diese jener entlehnt 
haben soll, so begreift man ferner nicht, wie sie grade für das Auftreten 
des falschen Apostels in Rom auf die Zeit des Claudius verfallen wäre, 
wenn dieses sich nicht durch eine ursprünglich auf Petrus bezügliche An- 
gabe erklärte. So hat man auch in der Folgezeit kein Bedenken getragen, 
zu Gunsten der Tradition von dem gemeinsamen Martertode der Apostel 
Petrus und Paulus in der neronischen Verfolgung den Kampf des Petrus 
mit Simon von der Zeit des Claudius in die des Nero* herabzurücken, 
ohne sich weiter um das Datum „Simon unter Claudius in Rom" zu 
kümmern. Dass die Clementinen die syrischen Kämpfe des Petrus und 
Simon in die Zeit des Tiberius verlegen, kann natürlich nicht beweisen, 
dass diese Zeitbestimmung schon der ursprünglichen Legende angehört : 
im Gegentheile kommt die clementinische Ueberarbeitung hier, wie ich 



Doch ist die Unabhängigkeit dieser Schrift von der Chronologie des Eusebios 
nicht zu beweisen. 

1) Erst Eusebios stellt H. E. II, 14, 6 eine solche Combination wieder 
her, indem er, nachdem er vorher der römischen Gaukelkünste Simons gedacht 
hat, zu der Bemerkung übergeht, dass der Apostel Petrus inl zfß aOx^Jc KXau- 
d£ou ßaoiXstat nach Rom gekommen sei. 



— 69 — 

anderwärts nachgewiesen habe ') , mit der Chronologie der Grand- 
schrift in Widersprach. Jene setzt die Zusammenkunft des Clemens 
mit Petrus in Cäsarea, an welche alsbald die Streitverhandlungen mit 
Simon sich anreihen, spätestens ins erste Jahr nach Christi Passion, 
während nach der Grundschrift seit Christi Passion schon bis zur Zu- 
sammenkunft der 12 Apostel in Jerusalem , auf welche die syrischen 
Kampfe des Petrus mit Simon erst folgen, sieben Jahre verstrichen sind 
(Recogn. I, 43). Hierbei ist noch nicht einmal die sehr naheliegende 
Vermuthung berücksichtigt, dass in der Rufinischen Uebersetzung der 
Recognitionen die Ziffer verderbt, und statt der 'septimana annorum\ 
welche seit der Zeit Christi verflossen sein soll, vielmehr ursprünglich 
ebenfalls eine Zahl von 12 Jahren überliefert war. Endlich aber muss 
schon an dieser Stelle des auffälligen Umstandes gedacht werden, dass 
der in die katholischen Peter-Pauls Acten (c. 39—47) aufgenommene 
Brief des Pilatus nicht an Tiberius , sondern an Claudius gerichtet ist. 
Diese seltsame Adresse habe ich nur durch die Annahme erklären zu 
können geglaubt, dass sie, sei es unwillkürlich, sei es mit Absicht, durch 
die überlieferte Zeitbestimmung für den römischen Conflict des Petrus 
mit dem Magier beeinflusst sei 2 ). Wie es sich aber auch hiermit ver- 
halten möge, jedenfalls glaube ich erwiesen zu haben, dass neben der 
petropaulinischen Tradition, welche die römische Wirksamkeit beider 
Apostel unter Nero verlegte, eine andere, mindestens nicht jüngere 
Ueberlieferung herging, welche das Auftreten des Petrus ro Rom und 
seine Kämpfe mit Simon unter Claudius ansetzte. Die Grundlage dieser 
Zeitbestimmung bildet die Tradition von den zwölf Jahren, welche die 
Apostel verstreichen lassen mussten, bevor sie hingehen durften in alle 
Welt Hiermit darf man aber wol auch die Erzählung von der Ge- 
fangensetzung und wunderbaren Befreiung des Petrus unter Herodes 
Agrippa in Verbindung bringen, welche nach Act. 12, 1 vgl. 11, 28 
unter Claudius, kurze Zeit vor dem Tode des Königs, erfolgte. Nach 
seiner Befreiung aber ging Petrus 1 , wie es Act. 12, 17 heisst, von 
Jerusalem „an einen andern Ort" (xal £geXd*<i>v Inoptüüf} efc Sxepov 
t6tcov). Die Erzählung stammt wahrscheinlich aus einer älteren Quelle. 
Obgleich diese wol eben sowenig wie unsre kanonische Apostel- 
geschichte bei dem „andern Orte" an Rom gedacht hat, so lag doch, 
nachdem einmal die Sage von Petrus in Rom aufgekommen war, eine 
solche Combination nahe genug. 

1) J P Th 1876, S. 643 flg. ; vgl. auch Quellen der römischen Petrussage 
8. 20. 

2) Quellen der römischen Petrussage S. 84 ff. 



70 — 



IL 



Die patristischen Nachrichten über apokryphe Acten des 

Petras und Paulos. 

npd££ei£ IlauXou werden zuerst von Origenes an zwei ver- 
schiedenen Stellen erwähnt. Die erste Stelle ist bereits oben S. 18 
citirt und besprochen. In Joannem T. XX, 12 (opp. IV, 332 de la Rue ; 
II p. 222 Lommatzsch) erwähnt er, dass in den Acten des Paulus das 
Wort £v<i){rev |iiXA(i> axaupoüa&ai als ein Ausspruch des Heilandes 
verzeichnet stehe. Er leitet das Citat mit den Worten ein : „Wenn es 
aber Jemandem beliebt, den in den Acten des Paulus, als vom Heilande 
gesprochen, aufgezeichneten Ausspruch anzunehmen." Diese Worte 
beweisen , dass er jenen Acten keine kanonische Dignitat beilegt, aber 
auch nicht jede Glaubwürdigkeit absprechen will. Er macht von ihnen 
wie von andern Apokryphen unter Vorbehalt Gebrauch. Dasselbe ist 
der Fall an der zweiten Stelle, an welcher er einen Ausspruch der acta 
oder actus Pauli ausdrücklich billigt. Dieselbe findet sich in der Schrift 
de principiis, welche wir leider nur noch in der lateinischen Ueber- 
setzung des Rufbus besitzen (de princ. I, 2, 3 opp. I, 54 de la Rue ; 
XXT p. 46.Lomm.). Im Vorangegangenen hat Origenes Christum als die 
Weisheit Gottes bezeichnet, aber zugleich dagegen sich verwahrt, dass 
er damit etwas Unpersönliches meine, etwa eine Sache, welche weise 
macht, während man doch vielmehr ein lebendiges Wesen, dem die 
Weisheit eigen sei ^animal quoddam sapiens')) verstehn solle. Sofern 
nun aber jene Weisheit, welche die Ideen und Anfange aller Creaturen 
in sich präformire, zugleich den in der göttlichen Weisheit verborgenen 
Grund der Geheimnisse aller Creatur offenbare, heisse sie auch 
„Wort", weil sie gleichsam der Dolmetscher der geheimen Gedanken sei. 
„Daher scheint mir auch jener Ausdruck richtig zu sein, welcher in den 
Acten des Paulus geschrieben steht: dieser ist das Wort, ein lebendiges 
Wesen" , ). 

Man wird, bis der Gegenbeweis geführt ist, anzunehmen haben, 
dass Origenes beidemale dieselbe Schrift im Sinne hat. Die erste der 
beiden Stellen gibt einen festeren Anhalt. Der dort citirte Ausspruch 
des Heilands ist jenes Wort, welches er dem Petrus zuruft, als er diesem 
auf der Flucht aus dem Kerker zu Rom begegnet. Dass Origenes mit 



1) k Unde et recte mihi dictus videtur $ermo iüe f qui in Aetüms Pauli 
scriptus est, quia Hie est verbum, animed vivens\ 



- 71 — 

der in der apokryphen Literatur nns wiederholt (in den Acten des 
Petrus und Paulus; in den Actus Petri Vercellenses und in dem latei- 
nischen und griechischen Martyrium des Petrus) begegnenden Geschichte 
von den letzten Schicksalen des Petrus bekannt ist, beweist auch die 
andere, ebenfalls schon früher S. 22 besprochene Stelle aus dem dritten 
Tomos der Auslegungen zur Genesis, welche unsEusebios (H. E.III, 1, 2) 
aufbewahrt hat. Origenes erzählt uns hier, dass Petrus in Rom auf 
sein eignes Verlangen häupüings gekreuzigt worden sei : Rixpoq ti . . . 
lid xikti iv Ta)|ifl Y e v6|xevo^ äveaxoAo7cfa{h) xaxi xe?aXfjc, oöt<i>£ 
aÖT&€ ££ia>ao(c rca&etv. Obwol er hier seine Quelle nicht ausdrück* 
lieh nennt, so wird dieselbe doch sicher keine andre gewesen sein, als 
jene itpi£eic IlaäXou, denen er das Heilandswort ävwfrev [liXAto 
oraupoOfrai entlehnt. Ob vielleicht die Legende von der Kreuzigung 
des Petrus mit dem Kopfe nach unten aus eben jenem Worte entstanden 
ist, wie nach älteren Vorgängen Holtzmann (Prot. Kztg. 1871 
Nr. 50 p. 1102) vermuthet, soll hier nicht untersucht werden : wir würden 
dann auf eine noch ältere Ueberlieferung zurückgeführt, da in den von 
Origenes benutzten Acten der Spruch und die aus Misdeutung desselben 
entstandene Erzählung schon zusammenstanden. 

Aus den Mittheilungen des Origenes, so dürftig sie auch sind, ge- 
winnen wir das wichtige Ergebnis, dass jene alten upd^eiq IlaäXou auch 
den Märtyrertod des Petrus behandelt haben müssen. Daraus folgt 
indessen noch nicht, dass der ursprüngliche Titel ftpigetc IUxpou %od 
üa6Xou gelautet habe. Noch weniger ist man berechtigt, den Text 
zweimal zu corrigiren und den Titel der Schrift beidemale in npd&u; 
IKxpou zu verwandeln. Die Bezeichnung Tcpdtgeic IlaäXou steht durch 
das zweite Origenes-Citat in der Schrift de prineipiis fest. Letzteres 
sind wir aber nicht mehr im Stande, anderweit nachzuweisen. Wir 
können nicht einmal vermuthungsweise noch sagen, in welchem Zu- 
sammenhange die Bezeichnung Christi als ^verbum, animal vivetu> } ge- 
standen hat. Nur die Annahme Grabe's (Spicileg. I p. 128), dass 
erst Rufinus ein einfaches £öv des griechischen Originals in £töov oder 
£öov £öv verwandelt habe, ist unbedingt ausgeschlossen, da sie dem 
Znsammenhange und andern Stellen der Schrift de prineipiis wider- 
streitet '). Dann aber müssen auch Parallelen, die sich sonst nahe legen, 
zunächst auf sich beruhn *). 

1) Vgl. Redepenning in der Anmerkung zur Stelle (de princ I, 109) 
und Hilgenfeld N. T. extr. can. IV ed. 2 p. 68. 

2) Abgesehn von Hebr. 4, 12 Hesse sich vergleichen passio Petri (Bibl. 
Patr. Max. Lugd. p 70 B.): 'unde et Spiritus dicit: Christus est verbum et 



— 72 — 

Eti8ebio8 kommt auf die npi&u; OauXou an zwei Stellen zn 
sprechen. Zuerst H. E. III, 3, 5, bei der Aufzählung der paulinischen 
Schriften 1 ). Als solche werden zunächst 14 Briefe genannt, doch mit 
dem Hinzufügen, dass die römische Kirche die paulinische Abfassung 
des Hebräerbriefes bestreite. Hieran reiht sich sofort die Bemerkung, 
dass auch über die sogenannten npd&u; HaöXou eine unwidersprochene 
Tradition nicht existire. Im Folgenden macht Eusebios mit der Be- 
merkung, dass in den Grüssen am Schlüsse des Römerbriefes auch ein 
Hermas genannt werde, den Uebergang zu dem Buche des Hirten, 
welchem ebenfalls von Einigen widersprochen werde, während Andre 
es in den höchsten Ehren hielten. Die zweite Stelle ist der bekannte 
Katalog der neutestamentlichen Schriften H. E. HI, 25. Bekanntlich 
unterscheidet Eusebios hier drei Classen von Schriften: 6|ioXoyoö^eva, 
4vxcXey6|xeva und häretische, den Aposteln untergeschobene Machwerke, 
welche als äzona TtavxTj xal Suaaeßfj verworfen werden müssen. Die 
dcvxtXey6(ieva zerfallen in zwei Unterabtheilungen: die erste umfasst die 
Briefe des Jakobus und Judaa, den zweiten Brief des Petrus, den zweiten 
und dritten des Johannes. Die zweite , eingeleitet mit der Bemerkung, 
dass unter den unächten Schriften auch folgende zu verzeichnen seien, 
wird eröffnet durch xtöv HauXou TCpigecov V) ypa^-Zj, dann folgen der 
Hirt und die Apokalypse des Petrus, und dazu noch der Brief des Bar- 
nabas und die Lehre der Apostel 2 ); ferner, wenn es so beliebe, die 
Apokalypse des Johannes, welche Einige verwerfen, Andre unter die 
ä|ioXoyou|ieva rechnen; endlich sei von Einigen auch das Hebräer- 
evangelium hierher gerechnet worden. Diese ganze Classe wird am 
Schlüsse wieder als dcvxtXey6|xeva zusammengefasst, woraus sich ergiebt, 
dass ein Unterschied zwischen dcvxcXey6|xeva und v6$a nicht beabsichtigt 
ist. Aufs Allerstrengste werden dagegen von dieser Classe die unter den 
Namen von Aposteln verbreiteten häretischen Schriften unterschieden: 
als solche nennt Eusebios ausser den angeblichen Evangelien des Petrus, 
Thomas, Matthias u. A. noch 'AvSplou xal 'Itüavvou xal xtöv &XXcov 



vox dei\ Mapxöpiov IHxpoo (JPTh 1886, S. 94, 17): TC y<*P *<™ v <* Xpioxöc 
dXX* 6 Xö-jfog [xal] *5x°C> 

1) ToSdfcllaöXoo TtpöörjXot xal oaqpstg <xl ötxaxiooapeg. 5xi ys |iV<v xtvt$ 
^frexiflxaoi x-ijv updg TSßpafoug, icpög xfjc Tcöpiatcöv ftxxXigoCac ä>g jiij üa6Xou 

oSaav aöxijv dvxiXiytod-at y^oavctg, oö öfxatov d-yvottv o&öi |i*jv xdg 

Xt^ojidvag aöxoö updgsig 4v dvap^piXixxotg naptCX^a. 

2) *Ev xotc vö^-otg xaxaxtxdx^to xal xöv IlaöXou updgecov f) Ypag>Tfi 5 ts 
Xtyöjisvog noipi^v, xal f) ditoxdXt><|H£ IUxpou, xal itp6c xoöxotg 4 qpspO|Uvy} 
Bapvdßa imoxoX'J) xal xtöv ditoaxöXeov aE Xs^öpitvai didaxaC. 



— 73 — 

£7coot6X(0V t&c 7ipa£et£. Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass 
die Tcpoc^eic üatiXou , deren Eusebios gedenkt , mit den nachher er- 
wähnten Apostelgeschichten häretischen Ursprungs gar nichts zu schaffen 
haben. Sie gehören zu den Schriften, welche in der katholischen Kirche 
d$8 Alterthums in hohem Ansehn standen und von Manchen sogar zu 
den kanonischen Schriften gerechnet wurden. Jedenfalls waren sie 
ebenso wie der Hirt, die Apokalypse des Petrus, der Barnabasbrief 
und die StSax?) ?&v inoax6Xis>y nicht blos unanstossigen, sondern gut- 
katholischen Inhalts. Hierdurch erklärt sich der Gebrauch, den, wie 
wir oben sahen, schon Origenes von den npd&H; HauXou ebenso wie 
von andern Antilegomenen gemacht hat. Denn es ist nicht der mindeste 
Grund vorhanden, die von Origenes citirten 7cpi$et£ HaoXou für eine 
andre Schrift als die von Eusebios unter gleichem Namen aufgeführte 
zu halten. 

Genau dieselbe Wertschätzung der Actus Pauli bezeugt das alte 
nach Gredner (Geschichte des Kanons S. 175) aus dem dritten Jahr- 
hunderte stammende Verzeichnis biblischer Schriften, welches dem 
codex Claromontanus angehängt ist. Dasselbe zählt unter den 
neutestamentlichen Schriften zunächst die vier Evangelien und dreizehn 
paulinische Briefe, dann sämmtliche katholische Briefe auf, jede Schrift 
mit Angabe der Zahl der Verse oder Stichen, welche sie umfasst. Den 
Schluss bilden folgende sechs Schriften: 1 ) 

bavnabae epist. ©er. DCCLC 

jofjcmms rcoclatio ©er. ICC 

actus apostotoriim ©er. IIDC 

pastoris ©erst ©er. Uli 

actus pauli ©er. HIDLX 

re©elatio petri ©er. CCLXX 
Ob unter dem „Briefe des Barnabas", welcher zwischen dem Briefe 
Judä und der Offenbarung des Johannes steht, der jetzt unter diesem 
Namen bekannte oder der Hebräerbrief verstanden werden müsse, kann 
hier dahingestellt bleiben 9 ). Die Actus Pauli stehen zwischen dem 
Hirten und der Apokalypse des Petrus, am Schlüsse des Schriften- 
verzeichnisses, aber in nächster Nähe der kanonischen Apostelgeschichte. 
Der Verfasser des Verzeichnisses gehörte also zu den von Eusebios er- 



1) Credner, Geschichte des neutestam. Kanon S. 175. 

2) Letzteres ist die Ansicht von Credner a. a. 0. S. 177. Dieselbe 
ist bestritten von Zahn (Ignatius von Antiochien S. 670), demOverbeck (Zur 
Geschichte des Kanons 8. 40 Anm. 2) beizustimmen geneigt ist. 



- 74 — 

wähnten nkziaxoi oder iwXXo£, welche die betreffenden Antilegomenen, 
zu denen die npd^ti^ IlauXou gehören, „anerkannten". 

Eine veränderte Sachlage zeigt das weit spätere Schriftenverzeichnis 
des antiochenischen Patriarchen Anas tasios vom Sinai (t 599) im An- 
hange seiner Schrift Qoaestiones et responsiones 1 ). Auf die £' ßtßXfoc 
folgen zuletzt Saa i£ü> xtöv £' in 25 Nummern; zuerst 14 zum Theil 
nicht mehr erhaltene alttestamentliche Pseudepigrapha, von der Weis- 
heit Salomonis an bis zur Apokalypse des Esra, dann 11 neutestament- 
liche Apokryphen, unter denen 'Iaxtoßou faxopfa (das* sog. Protevan- 
gelium Jacobi) den Anfang macht. Die 7tpi£et€ IlauXou stehen hier 
an fünfter (unter Einrechnung der alttest. Pseudepigraphen an neun- 
zehnter) Stelle. Auf die Icrcopla 'Iaxtoßou folgen : v? IKxpou ircoxa- 
Xu^tc, i£' HepcoSoc xal AcSayal xöv i7uoor6Xü>v, ir[ Bapvaßa imoroXV), 
t<K IlauXou 7cpigei£, x' IlauXou iicoxAu<|>ifc xa f AtSaaxaXCa KX^jiev- 
xo£, xß' 'Iyvaxtou SiSaaxaXfe, xy' üoXuxipTCOu 8i8aoxaX£a, x8' Efaffi- 
Xtov xaxa Bapvißav, xe' Euayy^Xiov xaxa MorriKav. Schon diese Zu- 
sammenstellung zeigt, dass wir es hier mit einer schlechten Compilation 
zu thun haben, in welcher ältere und jüngere Bestandteile kritiklos 
durcheinandergehn. Zu Grunde mag ein ähnliches Verzeichnis liegen, 
wie das des Eusebios, welches aufs Qerathewohl durch einige anderweit 
aufgeraffte Büchertitel ergänzt wurde. So wurden die SiSaxol xtöv 
aftoax6Xcov , die auch Eusebios nennt , mit den in häretischen Kreisen 
verbreiteten rcepfoSoi zu einer angeblichen Schrift itepfoSot xal StSayal 
xwv äicoax6X(ov zusammengeschweisst Die StSaoxaXfac KX^uxvxo^ 
sind die 6 ersten Bücher der Constitutionen in der interpolirten Gestalt. 
Die Apokalypse des Paulus ist ein seit Ende des 4. Jahrhunderts mehr- 
fach erwähntes häretisches Machwerk , 2 ) wenn nicht etwa der Name 
IlauXou nur durch Schreiberversehn aus der vorhergehenden Nummer 
wiederholt ist , so dass vielmehr zu lesen wäre 'Iwivvou &toxdEXu<]jig. 
Das Evangelium des Matthias erwähnt Eusebios unter den häretischen 
Apokryphen und derselben Schriftgattung wird auch das Evangelium 
des Barnabas angehören, welches Gelasius de libris recipiendis VI, 



1) Abgedruckt aus einer Pariser Handschrift von Gotelier (Patres Apo- 
ßtolici ed. Clericus I, 197) und darnach von Gredne r (a. a. 0. S. 240 flg). 

2) Fabricius, cod. apocryph. N. T. n, 943 sqq.; Tischendorf, Apoca- 
lypses apocryphae, prolegomena p. XIV sq. Das angebliche Chat des Diony- 
sius Alexandrinus ist unter den dort angeführten Stellen in Abzug zu bringen, 
und die Stelle bei Epiphanios (haer. 38, 2) auf dasselbe Buch zu beriehn, 
dessen auch Augustinus (tract 98 in Joann.) und Sozomenos (H. E. VII, 19) 
gedenken. 



— 75 - 

8 (10) inmitten einer Reihe andrer häretischer Machwerke erwähnt 1 ). 
Die StSaoxaXfac 'IyvatCou and die StSaoxaXfac üoXuxacpTiou sind woi 
nur inisverständliche Bezeichnungen der unter den Namen dieser beiden 
Minner erhaltenen Briefe. Die npd&u; HaüXov gehören in diesem 
Verzeichnisse ebenso wie die Apokalypse des Petras, die StSaxal xtöv 
Ä7ioar6Xü)v and der Brief des Barnabas der vorauszusetzenden älteren 
Vorlage an ; gemeint ist also auch hier dieselbe Schrift, wie bei Eosebios 
und in dem Verzeichnisse im cod. Claromontanas. 

Ausser den bisher verhörten Zeugnissen, welche sämmtlich auf 
dieselben, in katholischen Kreisen in hohem Ansehn stehenden npd&i$ 
HxuXoo sieb bezieben, kommen nun aber weiter noch eine Reihe von 
Stellen in Betracht, in denen das Vorhandensein von icpi^eic ILxuXou 
in häretischen, namentlich manichäischen Kreisen bezeugt wird (vgl. 
I, 74 ff.). Philaster von Brescia fuhrt (haer. 88) als im Gebrauche 
der Manichäer und ähnlicher Häretiker befindlich Actus Andreae, 
Johannis, Petri und Pauli auf. Dieselben vier Acten kehren, nur in 
andrer Reihenfolge, wieder bei Johannes von Thessalonich (bei Bonnet 
in Hilgenfeld's Zeitschrift 1880 S. 239 flg.) als tötxod mploSoi xtöv 
<£yfo>v diccaT6Xa>v IUxpoo xai IlauXou xal 'AvSpdou xal 'Iwd&vvou. 
Zum dritten Male begegnen uns ?cpoc£ei; IlauXou in derselben Umge- 
bung in der früher (I, 77 ff.) besprochenen Stelle des Photios Bibl. 
cod. 114, in welcher derselbe Mittheilung macht von dem durch Leucius 
Charinns verfassten Buche cd Xey6jievat xtöv ditoardXcov rapfoSoc. 
Dasselbe enthielt nach seinem ausdrücklichen Zeugnisse rcpd£$et£ Ittxpou, 
leoivvoo, 'Av5p£ou, 6<i>|x£, IlauXou. Die Reihenfolge ist wieder ge- 
ändert; ausser den vier obengenannten Büchern erscheint noch ein 
fünftes, die itpigett 6<o|i6, ebenfalls als Bestandteil der „leucianischen" 
Sammlung. Von diesen fünf Schriftstücken waren die Acten des Johannes, 
Andreas und Thomas nachweislich häretischen Ursprungs und dasselbe 
gilt, wie sich noch weiter ergeben wird, von den Acten des Petrus. Es 
ist also im höchsten Grade wahrscheinlich, dass auch die bei den Häre- 
tikern in hohem Ansehn stehenden ftpdE£ei£ IlauXou derselben Herkunft 
waren. Denn da sie einen Bestandteil des manichäischen Gegen- oder 
Nebenkanons bildeten, so hat man anzunehmen, dass sie nach Ursprung 
und Inhalt den übrigen in der „leucianischen" Sammlung enthaltenen 
Schriften gleichartig gewesen sind. Dann aber ergiebt sich die unaus- 
weichliche Notwendigkeit, diese gnostischen oder manichäischen rciptoSot 
oder icpd^eic IlaOXou von der bei den katholischen Kirchenlehrern in 



1) Bei Credner, Zur Geschichte des Kanons S. 215. 



I 

! _ 76 — 

I 
i 



hohem Ansehn stehenden Schrift zu unterscheiden. Da sie etwas seltener 
als die übrigen „leucianischen" Apostelgeschichten genannt werden, 
so steht zu vermuthen, dass sie den katholischen Kirchenlehrern weniger 
bekannt waren, vielleicht auch an Bedeutung hinter den übrigen Schriften 
jener Sammlung zurückstanden. So erklärt sich vielleicht auch, warum 
Eusebios nur der katholischen 7tpa£et£ üaäXou gedenkt, ohne sie 
„durch eine charakteristische Näherbestimmung von den häretischen 
Paulusacten zu unterscheiden" (I, 78). Dass es zu seiner Zeit noch 
keine häretischen Paulusacten gab, lässt sich hierdurch mit Nichten 
beweisen. Dagegen begegnen uns Erzählungen, welche wahrscheinlich 
auf jene gnostischen 7tpotget£ HauXou zurückgehn, mehrfach in der 
kirchlichen Tradition seit Ende des 4. Jahrhunderts, also grade seit 
jener Zeit, in welcher auch sonst die Spuren einer umfassenden Be- 
kanntschaft der Katholiker mit den leucianischen Apokryphen hervor- 
treten. Es wird sich zeigen, dass in dem lateinischen und griechischen 
Martyrium des Paulus, welches unter dem Namen des Linus erhalten ist, 
eine katholische Ueberarbeitung jener gnostischen nepfoSot IlaöXou 
noch vorliegt. Aus derselben Quelle stammt noch ein längeres, durch 
Nikephoros (H. E. II, 25) aufbewahrtes Fragment, welches die frijpio- 
(la^fa des Paulus zu Ephesos erzählt. 

Nach den patristischen Zeugnissen haben wir also zweierleiver- 
schiedene rcpccgeic IlaöXou, die alten katholischen, schon von Origenes 
citirten, welche in den altern Schriftenverzeichnissen uns wiederholt im 
Anhange zum neutestamentlichen Kanon begegnen, und die gnostischen 
TtepCoSot, welche bei den Manichäern im Gebrauche waren und einen 
Bestandteil der leucianischen Sammlung bildeten. Von beiden zu unter- 
scheiden sind die Ttpigeig IlaöXou xal 6£xXij£. 

Nun hat allerdings Zahn 1 ) den Versuch gemacht, die Existenz 
älterer 7cpi£ei£ IlauXou ausser den an andrer Stelle zu besprechenden 
Acten des Paulus und der Thekla überhaupt zu bestreiten. Zu dem 
Ende wird an der einen Stelle des Origenes IlaüXou in IUxpou corrigirt 
und der Mangel an Gründen für diesen Gewaltstreich durch einen be- 
sonders zuversichtlichen Ton ersetzt; dagegen soll schon Eusebios die 
Acten des Paulus und der Thekla unter den von ihm weit günstiger als 
die übrigen apokryphen Apostelgeschichten beurtheilten npdfcu; IlaäXou 
verstanden haben. Der Hauptbeweis wird durch eine Aeusserung des 
Manichäers Faustus bei Augustinus (c. Faust. XXX, 4) erbracht. Gegen- 
über dem Urtheile Augustins, dass die manichäische Verwerfung der 



1) Acta Johannis S. LXXV ff. 



- 77 - 

Ehe eine dodrina daemoniorutn sei , beruft sich Faustns zunächst auf 
die Acten des Paulus und der Thekla, in welchen erzählt wird, dass 
der Apostel die bereits einem Manne verlobte Jungfrau durch seine 
Predigt zu dem Entschlüsse lebenslänglicher Virginität bestimmt habe '). 
Wenn Faustns nun im Folgenden, nachdem er noch Matth. 19, 22 für 
die manichäische Ansicht angeführt hat, auch Petrus, Andreas, Thomas 
und Johannes als Apostel der Virginität citirt, freilich als vom katho- 
lischen Kanon ausgeschlossen (d. h. die in manichäischen Kreisen ver- 
breiteten Acten der genannten Apostel), so „folgt" nach Zahn hieraus 
„unmittelbar", dass die Acten des Paulus und der Thekla die Paulus- 
acten sind, welche bei den Manichäern in Ansehn standen, dass also 
Faustns andre Acten des Paulus als die Acten des Paulus und der Thekla 
überhaupt nicht gekannt habe. Es ist indessen schon an anderm Orte 
(I, 79 flg.) auf das Unzulässige dieser Folgerung hingewiesen worden. 
An der angeführten Stelle handelt es sich gar nicht um eine Aufzählung 
der unter apostolischen Namen bei den Manichäern umlaufenden Schriften, 
sondern um die Personen der Apostel als Zeugen für die Virginität. 
Für die Lehre des Paulus konnte sich Faustns auf die auch bei den 
Katholikern hoch angesehene Thekla-Legende berufen; bei der Auf- 
zählung der 'ceteri eiusdem domini apostolf blieb dann natürlich 
Paulus weg, da er ihn doch unmöglich noch einmal nennen konnte, 
auch wenn es ausser den Acten des Paulus und der Thekla noch andre 
lediglich in gnostischen Kreisen verbreitete Paulusacten gab. Vollends 
dass auch Philaster und Photios (wir fügen hinzu: und Johannes von 
Thessalonich) ausser den Theklaacten keine andern Paulusacten gekannt 
haben sollen , ist eine völlig ins Blaue hingeworfene Behauptung. Die 
Theklaacten werden, wo sie titel massig citirt sind (was bei Ter- 
tnllian de baptismo c. 17 nicht der Fall ist), niemals bloss npi^eig 
IlaöXou, sondern rcepfoSot üaöXou xart 6£xXij£ (vgl. Hieron. vir. illustr. 
c. 7) oder Actus Pauli et Theclae (Oelasius de libris recip. VI, 22 
p. 218 bei Credner) genannt. Auch in den Handschriften heissen sie 
niemals Ttpi^etg oder repfoSoi HauXou, sondern |iapt6pcov tfjs £y(a£ 
npwvop&Tupoq 6£xXt)£, passio S. Theclae, seltener npd&iq HaöXou xal 
6£xXt)£. Dagegen ist das von Nikephoros (a. a. 0.) aufbewahrte Frag- 
ment aus den 7tep(o5ot HauXou nicht aus den Theklaacten entlehnt, und 



1) Augustini Opp. T. VIII p. 319 F (ed. Antverp. 1700): 'tarn timeo 
apostoJo ne daemoniorutn doctrinam intulisse tunc leonium videatur, cum 
Thedam oppigneratam tarn thalamo in amorem sermone suo perpetuae vir- 
ginitatis incendü\ 



— 78 — 

ebensowenig ist dies mit dem Martyrium des Paulas der Fall. Mag 
letzteres in den erhaltenen Texten auch nicht älter als das 5. Jahr- 
hundert sein, so zeigen doch die Väter seit Ende des 4. Jahrhunderts 
mit den darin enthaltenen Erzählungen Bekanntschaft. Folglich steht 
die mit gewohnter Zuversicht vorgetragene Behauptung Zahns mit 
dem klaren Thatbestande in Widerspruch. 

Ebensowenig kann die Rede davon sein, dass die von Eusebios in 
die Olasse der Antilegomena versetzten izpd%ei$ HauXou mit den Acten 
des Paulus und der Thekla identisch waren. Es steht nach dem Obigen 
fest, dass der Kirchenhistoriker hier dieselbe Schrift meint , welche uns 
bei Origenes, in dem alten Schriftenverzeichnisse des Cod. Claromontanns 
und bei Anaatasios dem Sinaiten begegnet. Auch wenn man an der 
Einen Stelle des Origenes HauXou in Uixpou corrigirt hätte , so bliebe 
noch die andere von Zahn in der Eile ganz vergessene Stelle übrig; 
man müsste also entweder dieselbe ebenfalls corrigiren, d. h. die Will- 
kür im Zurechtmachen des überlieferten Textes verdoppeln, oder den 
Nachweis antreten, dass die hier aus den actus Pauli citirten Worte in den 
Theklaacten gestanden haben. In dem jetzigen Texte finden sie sich nicht. 
Aber es lässt sich sogar noch positiv beweisen, dass jene alten katholischen 
rcpi^eit üa6Xou mit den Theklaacten nichts zu schaffen haben können. 
Nach dem Verzeichnisse im cod. Claromont. betrug die Zahl der Stichen 
der actus Pauli 3560. Die Schrift war also dreimal so gross wie die 
Offenbarung des Johannes und ungefähr ebensogross wie die Evangelien 
des Marcus und des Johannes zusammen. Dagegen haben die Thekla- 
acten in dem von Tischendorf (acta app. apocr. p. 40 — 63) gedruckten 
Texte wenig über die Hälfte des Umfangs des Markusevangeliums und 
etwa zwei Drittel des Umfangs der Apokalypse des Johannes. Wenn 
nun auch Vieles dafür spricht , dass der gegenwärtige Text Kürzungen 
bez. Verstümmlungen erlitten hat, so sind letztere, soweit wir noch 
nachkommen können, doch nicht so bedeutend gewesen, um daraus auch 
nur mit einiger Wahrscheinlichkeit auf eine mehr als zweimal so grosse 
Urschrift zu schliessen. Die Theklaacten scheiden also völlig aus der 
gegenwärtigen Untersuchung aus und sind an einem andern Orte be- 
sonders zu behandeln. 

In ähnlicher Weise ist auch die Untersuchung über die npA£st$ 
Uizpou zunächst zu begrenzen. Die Frage, ob etwa dem alten x^puy|ia 
Uixpou eine Schrift unter dem Namen npi^tig IUxpou zu Grunde ge- 
legen habe, kommt hier gar nicht weiter in Betracht. Dieselbe kann 
jedenfalls durch das Verhör der äussern Zeugen nicht entschieden 
werden. Mit demselben Namen wird bei Photios (bibl. cod. 112. 113) 



— 79 — 

die clementinißche Ueberarbeitung der Kerygmen (die Anagnorismen) 
bezeichnet Dieselbe führte auch den Titel itep(o5ot üexpoo oder 
icepfoSot EUxpou od 5i& KAJj|ievTOC ypa^etaat *). Diese ganze clemen- 
tinische Literatur gehört aber einem ganz andern Gebiete an und ist 
an dieser Stelle nicht weiter zu berücksichtigen. 

Dagegen kommt hier in erster Linie das Zeugnis des Ensebios 

• 

in Betracht. Unter den $em Petras fälschlich zugeschriebenen Schriften 
zahlt er (H. £. III, 3, 2) die npd£et$ üixpou, das tbarffiXiov IKxpou, 
das x^puyiia üexpou und die äitoxiXu<]KC üetpou auf und nrtheilt 
von ihnen , dass sie niemals unter den katholischen (d. h. kanonischen) 
Schriften überliefert , ja auch von keinem kirchlichen Schriftsteller des 
Alterthums oder der Gegenwart als Autoritäten angeführt worden 
seien 2 ). Letzteres Urtheil erleidet allerdings eine Beschrankung. Denn 
Ensebios selbst führt weiter unten im Schriftenverzeichnisse die Apo- 
kalypse des Petrus unter den Antilegomenen an (H. E. m, 25, 4) und 
von früheren Schriftstellern finden wir diese Schrift ziemlich häufig 
citirt und mit Achtung genannt. Das letztere gilt auch von dem x^payua 
üerpou. Jedenfalls hat Ensebios nun unter den dem Petrus unter- 
geschobenen Schriften sehr verschiedenwerthige Literaturproducte zu- 
sammengestellt Denn das Evangelium des Petrus erwähnt er im 
Schriftenverzeichnisse (EL E. in, 25, 6) unter den schlechthin zu ver- 
werfenden, ungereimten und gottlosen Machwerken der Häretiker. Die 
npd^EK; EUxpou sind in dieser letzteren Classe nicht ausdrücklich auf- 
gezahlt. Aber daraus darf man noch keineswegs mit Zahn (a. a. 0. 
S. LXXVm) die Folgerung ziehn, dass die Petrusacten ursprünglich 
zu dieser Gruppe von Apokryphen nicht gehört haben. Ensebios führt 
im Schriftenverzeichnis unter den häretischen Apostelgeschichten nur 
die icpi£stc 'AvSpeou und 'Icoivvou ausdrücklich auf; aber der Zusatz 
xal xö)v dEXXcov iitooriXtöv beweist, dass ihm noch andre Apokryphen 
dieser Art bekannt waren. Nachdem er vorher die apokryphen Evan- 
gelien des Petrus, Thomas, Matthäus und Andrer erwähnt hat, nennt er 
nur diejenigen Acten ausdrücklich, die den Namen andrer als der bereits 
aufgezählten Apostel trugen. Nun begegnen uns aber seit Ende 



1) Vgl. Origenes comm. in Genes, tom. HI (II p. 20 de la Rue; VIII, 41 
LommatzBch). Epiphan. haer. 30, 15. 

2) TAys jitjv xöW taixtxXijp&vcov aöxoö itpdgtcov, xal zb xax* aöxdv cbvo- 
lisopivov töa-ffiXiov, z6 xt XtY^|itvov aöxoÖ x>jpi>Yjia xal xyjv XtfopivYjv dno- 
xdXt>4>tv oW öXcoc * v xa&oXixotg To|itv napadtdopiva, fixt jiijxt apxaCcov jiijxs 
x«v xaJK 4i&ft£ 11$ IxxXijaiaartxdg aufYpaqptug xatg Ig aöxtöv ouvtxp^aono 
papxupCaic. 



— 80 — 

des 4. Jahrhunderts die Tcpigett oder nepCoSot IUxpou ziemlich häufig 
im Gebrauche der Häretiker (vgl. I, 73 ff.). So bei Philaster (haer. 88) 
und Johannes von Thessalonich (a. a. 0.), neben den Acten des Johannes, 
Andreas und Paulus, bei Innocentius I von Rom im Briefe an Exuperius 
(epist VI, 13 bei Coustant epp. pontif. I, 796), der sie ausdrücklich 
einem gewissen Leucius zuschreibt, neben den Acten des Johannes, An- 
dreas und Thomas, im decretum Gelasii (VI, 3—6, bei Credner, Zur 
Gesch. des Kanons S. 215) neben den Acten des Andreas, Thomas, 
Philippus, endlich beiPhotios (cod. 114) neben den Acten des Johannes 
Andreas, Thomas, Paulus, wieder ausdrücklich als Bestandteil der dem 
Leucius Charinus zugeschriebenen Sammlung. Auch die Aufzählung bei 
Faustus (Augustin. c. Faust. XXX, 4) in der bereits oben besprochenen 
Stelle geht auf apokryphe Acten des Petrus, Andreas, Thomas und 
Johannes zurück. Augustinus beruft sich (c. Adimantum Manich. 17 Opp. 
T. Vm col. 99 und 101) für zwei Erzählungen über Thomas und 
Petrus ganz im Allgemeinen auf 'scripturae apocryphae\ unter denen 
ebenfalls die bei den Manichäern im Gebrauche befindlichen Acten des 
Thomas und des Petrus zu verstehen sind. Die Erzählung über Thomas 
(von dem Mundschenken, der den Apostel schlägt und dafür von einem 
Löwen zerrissen wird) findet sich in den rcepfoSot 6u>|i£ wieder (c. 6. 
8. p. 7 sqq. ed. Bonnet). Von der den Petrus und seine Tochter be- 
treffenden Notiz wird weiter unten die Rede sein. In der Stichometrie 
des Nikephoros (bei Credner, Gesch. des neutest. Kanon S. 244) und 
in der Synopsis Athanasii (ebendas. S. 249 f.) werden unter den neu- 
testamentlichen Apokryphen ntploSoi IUxpou , ntploSoi 'Icoivvou, 
TtepfoSot 6ü)|iä aufgeführt. Hier zeigt schon der Zusammenhang, dass 
unter den ntploSoi TLixpou nicht etwa die Clementinischen Recognitionen 
und Homilien, sondern das der leucianischen Sammlung angehörige 
Werk zu verstehen ist. Ferner werden 7tep(o5ot des Petrus zweimal 
von Hieronymus genannt. An der ersten Stelle (adv. Jovinian. I, 26 
T. II, 278 Vallars.) erfahren wir, dass in dieser Schrift von der Frau 
und Tochter des Petrus die Rede war ') , an der zweiten (comm. in 
Gal. I, 18 Opp. VH, 394 Vallars.) wird aus den rapfoSoi die Notiz 
berichtet, Petrus sei kahlköpfig gewesen 2 ). Aber an der zweiten Stelle 
citirt er 'Clemens in Periodis\ hat also irgend eine Redaction der Clemen- 

1) 'Possumus autetn de Petro dicere, quod hdbuerü socrum eo tempore, 
quo credidit et uxorem tarn non habuerit; quamquam legatur in rcepiö&otg et 
uxor eiu8 et fUia\ 

2) *Non ut ociUo8, genas, vultumque eius (Petri Paulus) aspiceret: 
utrum maeüentus, an pinguis, adunco na so esset an recto; et utrum frontem 



— 81 — 

tinen im Auge ; folglich besteht die Vermnthung zu Recht, dass er auch 
an der ersten Stelle dieselbe Schrift meint. Wohl aber liegt hier der 
Verdacht einer dem Hieronymus widerfahrenen Verwechselung nahe. 
Dass Petrus verheirathet war und seine Gattin auf seinen Reisen mit sich 
führte, steht allerdings auch in den Clementinen zu lesen (Recogn. VII, 
25. 36. Hom. XTTT, 1. 11); aber von einer Tochter des Apostels findet 
sich dort nichts. Dagegen wird dieser Tochter, welche paralytisch 
gewesen sein soll, nicht nur in den gnostischen Acten des Philippus 
(bei Tischendorf Apocal. apocr. p. 149. 155) gedacht, von denen 
sich noch nachweisen lässt, dass sie mit den TtpcE^eig Ultpou 
in Zusammenhang standen, sondern wir wissen auch aus der vorher 
angeführten Stelle Augustins (contra Adimant. 17), dass die bei den 
Manichäern angesehenen Petrusacten von dieser paralytischen Tochter 
des ApoBtels erzählt haben; und Ausführlicheres über sie finden wir in 
den Acten des Nereus und AchjUleus (Acta SS. Maii Tom. III p. 10), 
welche nachweislich aus den npA%ti$ Hiipou geschöpft haben. Von 
der Kahlköpfigkeit des Petrus steht ebenfalls nichts in den clemen- 
tinischen neploSoi zu lesen; doch muss vorläufig dahingestellt bleiben, 
ob etwa auch hier eine Verwechselung mit den im Gebrauche der Mani- 
chäer befindlichen Acten vorliegt. Die acta Petri nennt Hieronymus an 
einer dritten Stelle (catal. vir. illustr. 1), wo er aber fast nur dem 
Eusebios (H. £. m, 3, 2) nachschreibt *). Wahrscheinlich hat er die 
letzteren gar nicht gelesen. 

Nach allem Bisherigen darf es als ausgemacht gelten, dass diese 
npd^tiq oder rcepfofiot EUxpoo nicht nur einer ganz andern Gruppe an- 
gehören, als die von Eusebios mit Achtung genannten npd&i<; ILxuXou, 
sondern dass sie auch von vornherein zu jener Classe häretischer Apo- 
kryphen gerechnet worden sind, welche Photios in dem nach Leucius 
Charinus benannten Sammelwerke vereinigt fajid. Mit dem Kanon der 
katholischen Kirche haben dieselben, wie Harnack (Theol. Literatur- 
zeitung 1884 No. 14 Sp. 340) Behr richtig bemerkt, niemals etwas zu 
thun gehabt. Wenn also Zahn „die überall ohne jede Andeutung ver- 
schiedener Redactionen derselben citirten Petrusacten" gar nicht für 
eigentlich gnostisch halten will (a. a. 0. S. LXXVIII), ja es geradezu 



vestiret coma; an ut Clemens in Periodis eius refert ccüviciem haberet 
in capüe\ 

1) p. 7 Herding : 'Libri autem, e quibus unus actorum eius inscribüur, 
alius evangelii, tertius praedicctiionis, quartus dwioxaXö(J>*a>€, quintus iudicii, 
inier apocryphas scripturas repudiantur\ Nicht bei Eusebios gefanden hat 
Hieronymus hier nur den Titel 'Judicium Petri\ 

Lipsius, Apostelgeschichten. II, 1. £ 



— 82 — 

bezweifelt, dass es gnostische Petrusacten im Unterschiede von den 
katholischen gegeben habe (Göttinger gelehrte Anzeigen 1880 St. 30 
S. 1226), so ist dieses Urtheil, mindestens soweit es den häretischen 
Ursprung der npi£zi$ Uizpou in Abrede stellt, einfach falsch. Ebenso 
falsch ist die Behauptung, dass schon Clemens von Alexandrien „sie 
förmlich citirt" und „ihnen Mehreres entlehnt". An der einen Stelle, 
an welcher er eine vermuthlich aus den npd&u; Hixpou geschöpfte 
Erzählung mittheilt, citirt er überhaupt keine Schrift, sondern beruft 
sich auf Hörensagen (dem. Strom. VII, 11, 63 p. 869 Potter; Eus. 
H. E. III, 30, 2) 1 ). Anderwärts erwähnt er Kinder des Petrus, was 
wol mit noch grösserer Zuversicht auf die npi^eiQ Illtpou zurück- 
geführt werden kann; aber auch hier haben wir kein Citat, sondern 
finden nur die auch sonst bezeugte Bekanntschaft des Clemens mit Nach- 
richten, die aus häretischen Schriften stammen, bezeugt (Strom. III, 6, 
52 p. 535. Potter; Eus. H. E. in, 30, 1)*). Ein Beweis für die Zahn- 
sehe Meinung, dass die npi%zi$ Etexpou gar nicht in die Classe der 
„leucianischen" Schriften gehört haben, liegt hierin nicht. Was soll 
man aber gar zu der Leichtfertigkeit sagen, mit welcher Zahn sich zum 
Beweise, dass Clemens sogar die -npi&H; TLkxpou „förmlich citirt", auf 
die Stelle Strom. VI, 8, 63 (p. 772 Potter) beruft? Die hier „citirten" 
Worte des Petrus h xaig TtpdEgeaiv stehn ja Act. 10, 34 flg. zu lesen, 
die angeführten itpdE£et€ sind also nicht die apokryphen itpot£et€ D&cpou, 
sondern die kanonische Apostelgeschichte l 3 ) 

Wir sind aber sogar in der Lage, an der Hand eines patristischen 
Zeugnisses mit völliger Sicherheit die Schrift wiederzuerkennen, welche 
unter diesen einzigen alten Petmsacten, wie Zahn sich ausdrückt, 
gemeint ist. 

Isidor von Pelusium citirt in dem Briefe an Aphrodisius als Worte 
des Petrus aus dessen Tzpi&u; folgenden Spruch : „Was wir gefasst haben, 
haben wir geschrieben, die Welt aber hat auch das Geschriebene nicht 
gefasst" 4 ). Diese Stelle kehrt fast wörtlich wieder in den Actus Petri 

1) qpaol yoOv xöv paxdpiov Ilixpov $taod|itvov rrjv aöxoü ywaXiia &Y°~ 
pivyjv xt]v inl Ö-dvaxov, ifjorHjvat jikv xt]g xXijottög X*P tv > **l "^JC **€ otxov 
dvaxoiudffc* taiqpcovijoai 8k «5 jidXa itpoxptnxixftc xt xal itapaxXi2Xix&c ftj» 
dvöjiaxog npoosmävxa „Mtp.v^od'a)" adxfj "xoö xopCou". 

2) IUxpog jikv ydp xal $(Xuhcoc taaidoitoi^oavro. 

3) Nal ^itjv xal 6 ntrpog iv xatg npdgtoiv* *En* dA^totac xaxaXajißd- 
vo|iat, qpYjolv, öxi rcpoocüiioXiJTiXTft oöx laxtv 6 &*6$ dXA* iv navcl tdvtt 6 
qpoßoöjievo^ aöxöv xal ipYa£6}ievoc dixaiooöv^v, dtxx6( aöx$ ioxiv. 

4) Isidor. Peius, lib. II ep. 99 (Opp. ed. Paris. 1638 p. 167 ; auch abge- 
druckt bei Grabe Spicileg. I, 39 ; Hilgenfeld, N. T. extr. can. IV ed. 2 p. 67) 



— 83 — 

Vercellenses l ), welche ihrerseits wieder mit dem noch erhaltenen 
griechischen jiapTuptov EUxpou, sowie mit der unter dem Namen des 
Linus bekannten lateinischen passio Petri in engster Verbindung stehn. 
Letztere ist eine katholische Bearbeitung des Schlusses derselben 
alten Acten des Petrus, von denen uns in den Actus Vercellenses und 
in dem griechischen Martyrium eine andre Bearbeitung erhalten ist. 
Der gnostische Charakter der Grundschrift aber unterliegt keinem 
Zweifel. Hierdurch ist mit völliger Stringenz erwiesen, dass in der 
That der in den genannten noch erhaltenen Schriften in verschiedenen 
Redactionen auf uns gekommene Text auf jene alten, schon von Eusebios, 
und darnach von den verschiedensten Kirchenschriftstellern erwähnten 
np&feiQ oder ntploioi üixpou zurückgeht. Nun stimmt aber weiter 
der Inhalt der Actus Vercellenses und soweit letzterer verglichen werden 
kann, des Linustextes, dieser sogar zum Theil wörtlich, mit der Erzäh- 
lung des Pseudo-Hegesipp (de excidio Hierosolymorum HI, 2) überein 2 ) ; 
folglich ist auch letztere direct oder indirect aus den alten npd£&.$ 
Uixpo\} geschöpft. Dasselbe ist weiter der Fall mit der syrischen 
Predigt des Simon Repha in Born 8 ), mit den lateinischen Acten des 
Nereus und Achilleus 4 ) und mit einer Reihe von Erzählungen, die uns 
bei 'Kirchenschriftstellern seit Mitte des 4. Jahrhunderts begegnen *). 
Ferner besitzen wir noch erhebliche Fragmente einer Schrift, welche 
unter dem Namen izpd&ii t&v dfcyfwv dfatooröXcov von den griechischen 
Chronisten seit dem 6. Jahrhundert häufig benutzt worden ist. Die aus 
derselben mitgetheilten Geschichten von Petrus und dem Magier Simon 
kehren ebenfalls theils in den Actus Vercellenses, theils bei Pseudo- 
Hegesipp, in der syrischen Predigt des Petrus und in den Acten des 
Nereus und Achilleus wieder 6 ). Hierdurch sind wir in den Stand gesetzt, 

Ol |Uv o5v ftitöoToXoi & ftx^P 7 } 00 ™ *YP a + av > *«*<bc nixpog 6 xopoqpocloc xoö 
X^poo 4v xoI( iautoO üpdfcoi oay&$ dus^vato" n A ix®?^ *! 1 ** iYP&tyoLim, 6 
8k xöqiot oöök t& ypaqpivxa kx^pipsv. ^ e folgenden Worte 6 y&p qpiXoxp^- 
pjctzot oöx ftx<ftp*) 9 * T * v x fa dxxY}|ioaöv^ Xöyov xxX. geboren nicht mehr zum 
Citate, sondern sind eigne Bemerkung Isidors. 

1) Actus VercelL cap. 8 predigt Petras im Hause des Marcellus und 
zeigt den Versammelten, wie man die heu. Schrift verkündigen müsse: „Was 
wir durch seine Gnade gefasst haben, das haben wir geschrieben, wenn es auch 
noch schwach erscheint; doch so. dass das Ueberlieferte verständlich sei für 
das menschliche Fleisch". 

2) Vgl. meine Quellen der römischen Petrussage S. 141 ff. 

3) a. a. 0. S. 142. 153 ff. 

4) a. a. 0. S. 150 ff. 

5) a. a. 0. S. 134 ff. 

6) a. a. 0. S. 156 ff. 

6* 



— 84 — 

über Ursprung und Inhalt der leucianischen itpd^eic IKxpou ein ziem- 
lich sicheres Urtheil zu gewinnen. 

Aus dem Bisherigen ergiebt sich, dass wir nach den Zeugnissen der 
Kirchenschriftsteller, wenn wir von den Acten des Paulus und der 
Thekla und von der clementinischen Literatur hier absehn, dreierlei 
Acten zu scheiden haben : 

1) alte katholische npi^eiQ HauXoo, schon von Origenes bezeugt, 
von Eusebios zu den neutestamentlichen Antilegomenen gerechnet und 
mehrfach in biblischen Schriftenverzeichnissen aufgeführt. 

2) Häretische (gnostische) npd&H; oder nzpioSoi HauXoo, seit 
Ende des 4. Jahrhunderts als Bestandteil des manichäischen Kanons 
bezeugt, nach Photios ein Theil der dem Leucius Charinus zugeschrie- 
benen rcepfoSot xöv &toax6Xü>v. 

3) Häretische (gnostische) npi^ei<; oder rapfo&ot H£xpou, wol schon 
dem Clemens Alexandrinus bekannt und ausdrücklich von Eusebios 
citirt; seit Ende des 4. Jahrhunderts ebenso wie die vorgenannte 
Schrift als Bestandteil des manichäischen Kanons bezeugt, und eben- 
falls der leucianischen Sammlung der rcepfoSot xtöv d7toax6Xcov zugehörig. 

Einer besonderen Untersuchung bleibt es vorbehalten, das Ver- 
hältnis der noch vorhandenen, als TZpd&is H£xpou xal HauXou, Actus 
Petri, Passio Petri, PasBio Pauli, Mapxtipiov n£xpou, Mapxuptov HaöXoo, 
Virtutes Petri, Virtutes Pauli, TCpdEjjetc xtöv iyfwv drcoax6X(DV be- 
zeichneten Texte sowol unter einander, als zu jenen drei alten Docu- 
menten der christlichen Urzeit zu erörtern. 



in. 

Die erhaltenen Ueberreste alter Petrus- nnd Paulus-Acten. 

Die noch erhaltenen, beziehungsweise kürzlich wieder aufgefundenen 
Texte, welche die Thaten und Schicksale der Apostel Petrus und Paulus 
behandeln, zerfallen in drei Hauptgruppen, welche der Kürze wegen 
vorläufig als Linus-, Marcellus- und Abdias-Texte unterschieden werden 
mögen, obwol keine dieser drei Benennungen strenggenommen zutrifft. 
Die erste Gruppe umfasst ausser den ausführlichen, unter dem Namen 
des Bischofs Linus, des angeblich ersten Nachfolgers des Petrus auf 
dem römischen Stuhle, erhaltenen Passiones Petri und Pauli auch die 
Actus Petri Vercellenses, deren Schluss von der kürzeren Recension 
der Passio Petri gebildet wird, eine leider bisher nur fragmentarisch 



— 85 — 

wieder aufgefundene kürzere Recension der passio Pauli, sowie die den 
kürzeren lateinischen Texten entsprechenden griechischen, kirchen- 
slavischen, koptischen nnd äthiopischen Texte. Diese Texte gehen 
sammtlich auf die alten gnostischen ftpdEgetc IIlTpou und npi^tt^ IlauXou 
zurück, von denen ausserdem noch eine Reihe anderweiter Fragmente 
und verschiedene Excerpte auf uns gekommen sind. 

Die zweite Gruppe wird gebildet von der unter dem Namen des 
Petrusschülers Marcellus überlieferten lateinischen passio Petri et Pauli, 
sowie dem, jedoch ohne den Namen des Marcellus erhaltenen, griechischen 
Originaltexte der npA£zis Hixpox) xal IlauXou, welcher selbst wieder 
in zwei Recensionen umläuft, einer längeren, in welcher der paulinische 
Reisebericht vorangestellt ist, und einer kürzeren, welche wesentlich 
dieselbe Textgestalt bildet wie der lateinische Marcellus. Das literar- 
historische Interesse, welches an diese zweite Gruppe sich knüpft, 
betrifft vor Allem das Verhältnis derselben einerseits zu den alten 
katholischen izpi£zis IlaOXou, andrerseits zu den gnostischen 7tpdE£et£ 
IKxpou und np&&i£ IlauXou. 

Die dritte Gruppe besteht aus den unter dem Namen virtutes Petri 
und virtutes Pauli in die Abdiassammlung aufgenommenen Texten, sowie 
aus verschiedenen, meist als pasBio Petri und passio Pauli bezeichneten, 
theils längeren, theils kürzeren Redactionen derselben Texte. 

Diese sogenannten Abdiastexte, deren Quellen sich sammtlich noch 
in denen der ersten und zweiten Gruppe nachweisen lassen, haben ver- 
gleichungsweise nur ein untergeordnetes Interesse. Ausser den Texten 
dieser drei Gruppen sind noch einige andre, kleinere, bisher meist 
unbekannte Texte erhalten, welche ebenso wie die Abdiastexte auf die 
Linus- und Marcellustexte zurückgehn. Wir behandeln sie im Folgenden 
in derselben Gruppe, welcher die Abdiastexte angehören. 

A. 

Die Ueberreste der gnostischen ntploSoi Hixpo\) und IlauXou. 
(Die sogenannten Linustexte und ihre Sippen). 

1. Die Passionen des Petras und des Paulus. 

a. Die Linustexte. 
In dem äusserst selten gewordenen Legendarium oder Sanctuarium 
des BoninusMombritius (Mailand circa 1476) soll nach einer An- 
gabe Bandini's (suppl. ad catal. codd. lat. I, 279) und der Bibl. Casin. 
(m, 1, 266) sich hinter dem sogenannten Abdiastexte der virtutes Petri 
Tom. II fol. 198 sqq. zum ersten Male gedruckt die passio Pauli mit 



— 86 — 

den Anfangsworten 'cum venissent Eomam Lucas a Galatia Titas 
a Dalmatia 9 finden. Hiernach wäre die Ausgabe des Mombritius die 
editio princeps. Indessen beruht diese Angabe auf Irrthum. An der 
bezeichneten Stelle findet sich in allen Exemplaren des Mombritius, von 
denen ich Kunde habe, hinter dem Abdiastexte der Passio Petri 
fol. 200 u B der gewöhnlich dem Linustexte der passio Pauli voran- 
geschickte Prolog 'Paulus hebraice admirabilis vd mitis apud latinos 
interpretatur. Ute antea Saulus . . . si sie permanserint sicut et 
ego\ Auf dem folgenden Blatte beginnt sofort 'Marcellus ad Nereum . . . 
PetroniUa bene nostis voluntate Petri et Pauli . . .' Dagegen findet sich 
der Text 'Cum venissent Eomam Lucas a Galatia etc. 1 nicht bei Mom- 
britius. Die erste gedruckte Ausgabe dieses Textes ist vielmehr die 
des Faber Stapulensis hinter dessen Gommentar zu den pauli- 
nischen Briefen Paris 1512 (wieder abgedruckt 1515) '). Der passio 
Pauli ist hier die passio Petri mit den Anfangsworten 'Post müttimoda et 
müUifaria viae vitaeque salutaris documenta 9 vorangestellt. Die prae- 
fatio Fabers zu den beiden Passionen bemerkt, dieselben seien sehr selten, 
namentlich gelte dies von der passio Petri, von welcher es ihm erst 
nach längerem Suchen in den Bibliotheken gelungen sei, einen alten 
Codex zu erlangen. Etwas häufiger finde sich die passio Pauli, doch 
wimmelten die von ihm eingesehenen Texte von Fehlern, zuweilen fehle 
selbst der Name des Verfassers in der Ueberschrift. Von seiner eignen 
Arbeit bemerkt Faber nur, dass er den Text beider Passionen nach 
den besseren Handschriften constituirt und im Einklänge mit der von 
der Kirche den beiden Aposteln angewiesenen Rangordnung die passio 
Petri der passio Pauli vorangestellt habe 1 ). In Wahrheit hat sich 

1) l S. Pauli epistolae XIV ex vulg. editione, adieeta inteüigentia ex 
graeco cum commentariis Joe. Fahrt Stapulensis .... Accedü ad calcem 
Linus episcopus de passione Petri et Pauli, ex graeco in kUinum conversa\ 

Am Ende: 'Hoc opus ülustratore Christo absolutum fuit in coenobio 

8. Oermani iuxta Parisios a 1512 et eodem anno circa natalem dominicae 
de purissima virgine nativitatis diem ex officina H. Stephani emissum fol. 1 
Die seeunda emissio Paris, ap. H. Stephanum 1515 fol. kann nach Graf, Jacobus 
Faber Stapulensis (Zeitschr. I die hist Theologie 1852 S. 232) erst 1516 er- 
schienen sein. Ausserdem filhrt G r af noch zwei andere Pariser Ausgaben aus den 
Jahren 1517 und 1531 und eine Kölner aus dem Jahre 1531 an. Nach der 
Pariser vom Jahre 1531 habe ich das Buch citirt Quellen der röm. Petrussage 
S. 112 flg. Irrig ist die Angabe in den Actis Sanctorum Jun. T. V p. 399, 
Fabers Text sei 1512 vollendet, aber erst 1531 zu Paris im Druck erschienen. 

1) 'Hae siguidem apostolorum passiones rarae sunt inventu, praesertim 
ea quae Petri est: nam pluritnis lustratis bibliothecis etiam vetustissimis una 
et altera vix unquam nobis oecurrü legenda. Et primum eam comperi in 



— 87 — 

Faber jedoch keineswegs auf eine einfache Wiedergabe des überlieferten 
Textes beschränkt, sondern hat denselben nach der Gewohnheit der, 
Literatoren des 15. und 16. Jahrhunderts an zahllosen Stellen emendirt 
und dem gelehrten Geschmacke seiner Zeit angepasst. Die passio Petri 
fahrt bei Faber die Ueberschrift l Lini episcopi de passione Petri 
tradita ecclesiis orientdlium et deinde in latinutn conversa: liber 
primus\ Die passio Pauli ist überschrieben: 'Lini episcopi de passione 
Pauli tradita ecclesiis orientalium et deinde in latinum conversa: 
liber secundus\ Der Text Fabers ist seitdem wiederholt, zuerst von 
Gnil. Malerbault (Paris 1566) und bei de la Barre (Paris 1583), sowie 
in den Bibliothecis Patrum wieder abgedruckt, zuletzt in der Bibliotheca 
Patrum maxima Lugdunensis Tom. II p. 67 — 73. Die jüngeren Drucke 
sind durch zahlreiche Druckfehler entstellt und nur mit grösster Vor- 
sicht zu benutzen. 

Handschriftlich findet sich der Text der passio Petri 
äusserst selten. In den Sammlungen der Apostel- und Heiligenlegenden 
ist er meistens verdrängt durch den sogenannten Abdiastext, welcher 
gegen den Schluss hin bald längere, bald kürzere Excerpte aus dem so- 
genannten Linustext aufgenommen hat. Dies ist schon in der Sammlung 
des Mombritius der Fall, welcher T.H f. 196 r B sqq. (nicht f. 194, wie 
Bandini suppl. lat. I, 305 angiebt) den Text k Igitur post corporeum 1 mit 
dem Prologe 4 Licet plurvma 1 bietet, zum Schlüsse aber ein längeres Ex- 
cerpt aus Linus. 

Dagegen findet sich der Text 'Post multvmoda et multifaria' in 
fünf Pariser Handschriften: Paris, lat. 12602 (Sangerman. 491 olim 493) 
membr. saec. XII fol. 6 r ; Paris, lat. 9737 (suppl. 1. 1674) membr. saec t 
XH f . 70 r ; Paris, lat. 5273 (ol. D. D. de Bethune Reg. 3858. 2850) 
membr. saec. XIH f. 8 r ; Paris, lat. 12611 (Sangerman. 498 olim 470) 
membr. saec. XH f. 145 r ; Paris, lat. 12615 (olim Corbei., postea Sanger- 
man. 490) saec. XH/XHI f. 10 r . Die Ueberschrift lautet verschieden. 
In Paris. 12602 lautet sie: 'Martyrium Petri a Lino epo conscriptu\ 
In Paris. 12611 und 12615: 'Martyrium beati Petri apti a Lino epo 
Gonscriptum* . In Paris. 9737: 'Passio sei Pari apti sedm Linum 
papam\ In Paris. 5273: 'Martyrium beati Pari apti a Lino papa 



pervetusto codice bibUathecae coenobii Maioris monasterii, cui aliquando 
praefuü Martinas Sabariensis, toto orbe sanetitnonia vüae et miraeubrum 
darüudine nominatissimus. Ea quae est Pauli crebior est, stA plurimis in 
Jods admodum mendis scatens, viciata ac sine uUo authoris praefixo titulo 
passün oecurrens. Utramque igitwr ad castigatiora exempla recognovi et 
utramque recognüameo quo seiet eedesia apostdos celebrare ordine subiunxi\ 



— 88 — 

graece conscriptum et orientaliS; ecdtiis tradüutn\ Ausser diesen fünf 
Pariser Codd. besitzen wir noch eine Abschrift des LucasHolstenius, 
welche mit ganz unbedeutenden Abweichungen den Text des Faber Stapu- 
lensis wiedergiebt, und wahrscheinlich direct aus demselben geflossen ist. 
Sie befindet sich zu Rom in der Barberinischen Bibliothek (Barber. 
XXXÜI, 118 ex schedis Lucae Holstenii). Die von dem Faberschen Texte 
etwas abweichende Ueberschrift lautet 'Beati Lini Bomani pontificis de 
passione S. Petri apostoli ad ecdesias orientales liber\ Sonst sind 
mir keine weiteren Handschriften der passio Petri bekannt, ausser einem 
Fragmente in der Bibl. Laurentiana zu Florenz, Plut. XVII cod. 38. 
Dasselbe beginnt nach der Angabe Bandini's (catal. codd. lat. I, 402) 
mit einem Stück aus dem ersten Gebete des Petrus l a peccato redemisti. 
Te imiiari etiam in passione optavi, sed redus crucifigi non usur- 
pavi 1 und schliesBt mit den Worten ,et in sandificatione Spiritus Sandi 
cui est honor etc\ Doch ist dieses Stück zuweilen auch in die er- 
weiterten Abdiastexte übergegangen. 

Weit häufiger als der Text der passio Petri findet sich der Text 
der passio Pauli ,Cum venissent Romain Lucas a GaLatia d 
Titus a Dalmatia? in den Handschriften. In den codd. Paris. 12602 f. 12 r . 
12611 f. 151 u und 12615 f. 18 r folgt derselbe unmittelbar auf den 
Linustext der passio Petri; in cod. Paris. 5273 stehen einige andre auf 
Petrus bezügliche Stücke, der abgekürzte Abdiastext (von den Worten 
aus Pseudo-Hegesipp 'Tempore igitur Neronis Caesar is' an) und der 
senno ad vincula dazwischen; die passio Pauli folgt dann f. 16 r . Ge- 
wöhnlich aber ist dieser Text der passio Pauli an die Stelle des Abdias- 
textes der virtutes Pauli 'Fuü vir guidam in Hierusalem' getreten, 
der in den Handschriften ziemlich selten geworden ist. So in cod. Paris. 
lat. 11750 (Sangerman. 495 olim 462) membr. saec. XI fol. 66° (hinter 
Abdias-Petrus) ; 5274 (Colb. 2532. Reg. 3859. 3) membr. saec. Xu f. 2 r 
(es folgt Marcellus, der Abdias-Petrustext fehlt hier ganz); 3778 (Colb. 
3294. Reg. 4042. 3) membr. saec. X fol. 32 u (hinter Abdias-Petrus) ; 
5357 (ex. bibl. Puteana; Reg. 3899) membr. saec. XIH f. 167 u (hinter 
Prochorus; Petrus fehlt); 15437 (Sorb. 1047) membr. saec. XI (XU?) 
f. 47 u (hinter Abdias-Petrus) ; 11753 (Sangerman. 74) membr. saec. 
Xu f. 15 r (hinter Marcellus); Montepess. 14 membr. saec. XI f. V. 
Ferner: Paris, lat. 5280 saec. XIH f. 279 r (hinter Marcellus); 5296 
(Colb. 53. Reg. 3593. 9) saec. XIH f. 80 u (hinter Marcellus und Abdias- 
Petrus); 15030 pap. saec. XV f. 69 r (hinter Abdias-Petrus) ; 11757 saec. 
XIII f. 128 r (hinter Abdias-Petrus und Gregor. Turon. über Petrus) ; 5343 
(de la Mare 384. Reg. 4489. 8) saec. XI f. 34 r (vor Abdias-Petrus) ; 



— 89 — 

5322 (Coib. 81. Reg. 3654. 6) saec. XIII f. 123 r (hinter Abdias- 
Petrns); 5323 (olim. Bigotian. 171) saec. XII/Xm f. 83' (hinter Abdias- 
Pctme); 5306 (Colb. 775. Reg. 3654. 4) saec. XIV f. 141* (hinter 
Abdias-Petrus) ; 5312 saec. Xm f. 104' (hinter Hegeaipp) ; 12604 (olim 
Corbei. 472. Sangerman. 489) membr. saec Xm in. f. 12 a ; 14363 
(8. Victor 189) saec. Xu f. 131 r (hinter Abdias-Petrus); 14365 (S. Vic- 
tor 207) saec. XIII/XIV f. 237* (ebenso); 16737 saec. XII ex. f. 117» 
(ebenso); 17630 saec. XIII f. 146* (hinter Hegesipp); 14301 (S.Victor 371) 
stecX^XII f. l r ; 16821 saec. XH f. 48'; 10864 saec. XIII f. 68*. In 
einigen Handschriften wie Paris, lat. 5322. 5343. 5323. 11757. 
12604. 5306 geht dem Linnstexte der Anfang des Abdiastextes 
bis zur Ankunft des Paulus in Rom (= Fabric. II, 449, 18) vorher. 
Die Ueberschrift lautet in den meisten dieser Handschriften einfach 
'passio S. Pauli (apostdi)\ einmal 'martyrium S. Pauli* (Paris. 5273), 
l väa 8. Pauli apostoli' (Paris, lat. 12604), 'commemoratio S. Pauli 9 
(Paris, lat. 5280). Den Linas als Verfasser auch des Paulustextes nennen 
zunächst Paris. 12602. 12615 ('martyrium [beati] Pauli apti a Lino 
epo conseriptum 9 ) und 12611 ('martyrium gloriosissimi apti Pauli a 
Lino epo conseriptum'), also lauter codd., welche den Linus-Petrus vor- 
anschicken ; ferner Paris, lat. 5296 und 5306, in welchen codd. Abdias- 
Petrus vorhergeht, aber ebenfalls als Linustext bezeichnet ist, ferner Paris, 
lat. 16821. 14301. 5312. In einigen dieser Handschriften begegnet uns 
die ausfuhrliche Ueberschrift 'martyrium beati Pauli a Lino episcopo 
de graeca lingua conseriptum et orientdlibus eedesiis traditum 9 (so 
Paris. 16821. 5306. 5296) oder l passio sancii Pauli apostoli a Lino 
episcopo Romano conscripta et eedesiis orientalibus destinata? (Paris. 
5312) oder i passio saneti Pauli apostoli a beato Lino episcopo Pctri 
dücipülo graece edita et orientalibus eedesiis destinata' (Paris. 14301). 
Da wir diese Ueberschrift namentlich in solchen Handschriften finden, 
welche entweder den Linus-Petrus, oder den Abdias-Petrus, letzteren 
ebenfalls (wie auch sonst häufig) mit der Linus-Ueberschrift voranschicken, 
dagegen niemals in den Handschriften des Abdias-Paulus, so besteht die 
Yermnthnng zu Recht, dass dieser Name ursprünglich nur an dem mar- 
tyrium Petri 'Post müUimoda et multifaria 9 haftet und von diesem 
bald auf die Abdias-Passion des Petrus, bald auf das martyrium Pauli 
'Cum venissent Romam Lucas a Oalatia 9 übertragen worden ist. 

Von Handschriften auf italienischen Bibliotheken Bind mir fol- 
gende bekannt: In Rom: cod. Vatican.. lat. 1190 saec. XII f. 23 r 
col. 2 mit der Ueberschrift: '(Martyrium) Sei pauli apti a lino aepo 
romano graeca lingua cscriptu & aeectis orientaliS; destinatum 1 ; Vatic. 



- 90 — 

1292 saec. XII f. 80* (mit derselben üeberachrift) ; Vat. 1188 saec. XV 
f. 8 (mit derselben üeberachrift) ; Vat 1193 saec. XI/XII f. 94*; Vat. 
377 saec. XU f. 85 u ; Barbarin. Xu, 29 saec. XH/XIII fol. 187*; 
Casanat. B I 3 saec. X/XI vol. n f. 14 r mit Prolog : 'Paulus hebraice 
ammirdbilis interpretatur 1 ; Valicelh lat. Tom. I saec. XI/XII f. 206 n 
(mit Prolog); Sessor. 5 saec. XI f. 163 r (mit Prolog); Sessor. 191 
saec. XIII. f. 176 Q (hinter Abdias) ; Regio. Suec. 539 saec. XIII in. f. 116 r . 

Ferner in F 1 o r e n z : cod. Laur. lat. Plut. XX, 3 saec. XII f. 82 T (Ban- 
dini I, 607) ; cod. Valombr. 665 (108) saec. Xu f. 33" (mit Prolog). 
Bei Bandini finden sich ferner verzeichnet: cod. Laur. lat Plut XX, 
1 saec. XI f. 167 r (mit Prolog, vgl. Bandini cat codd. lat. I, 589); 
Plut. XX, 2 saec. XI f. 122 r (Bandini I, 599); cod. bibl. aedil. Flor, 
eccl. 133 saec. XI f. 157 ü (mit Prolog, Bandini suppl, I, 279); cod. 135 
saec. XI f. 102 u (mit Prolog, Bandini suppl. I, 305) ; cod. 136 saec. 
XI f. 249 r (Bandini 334); cod. bibl. Mugell. de nemore 13 saec. XI 
f. 149 r (mit Prolog, Bandini 571); cod. bibl. Amiatm. 2 saec. XI f. 
291 r (Bandini 630). Ferner sind (nach den freundlichen Mittheilungen 
von Dr. F. Rödiger) zu nennen: cod. Laur. conventi suppressi 231 
saec. Xm f. 189 (hinter Marcellustext); Laur. Conv. suppr. 298 f. 112 ; 
Bibl. Nation. Flor. cod. II— 1—412 f. 113. Letzterer cod. trägt die 
Linusüberschrift: l Incipü martyrium sancti Pauli aposioli a Lino 
episcopo Romano graeca lingua conscriptum ecclesiis orientaiibus 
destinatum III kal. Julii*. 

In Monte-Cassino: cod. Casin. 142 saec. XI f. 20 mit der 
Linus-Ueberschrift = Vat. 1292 (bibl. Casin. III, 1 p. 266); cod. 147 
saec. XI f. 32 (mit derselben Ueberschrift vgl. bibl. Casin. in, 1, 302). 

In Turin: cod. Taurin. 218 k. II. 24 saec. XII f. 175'. 

In keiner dieser Handschriften findet sich der LinuBtext des Paulus 
mit dem Linustexte des Petrus verbunden. Die Ueberschrift nennt 
gleichwol in Vat. 1190. 1188. 1292. Casin. 142. 147 den Linus als 
Verfasser und lässt die Passion in griechischer Sprache geschrieben und 
für die orientalischen Kirchen bestimmt sein ; die meisten Handschriften 
bezeichnen dagegen einfach die Schrift als i passio Pauli 1 . In Vatic. 1190. 
1188. 1292. Reg. 539. Sessor. 191 geht ebenso wie in verschiedenen 
Pariser Handschriften der Anfang des Abdias-Paulus l Fuü vir quidam' 
(bis Fabric. H, 449, 18) vorher. Die Umgebung, in welcher der Text 
erscheint, ist in verschiedenen Handschriften verschieden; häufig geht 
Abdias-Petrus, öfters auch der kurze Text aus Pseudo-Hegesipp oder 
auch Pseudo-Marcellus vorher, zuweilen steht der Paulustext voran und 
der eine oder andre der genannten Texte folgt nach; auch die Acten 



— 91 — 

des Nereus und Achilleus und des Processus und Martinianus begegnen 
uns öfters in dieser Umgebung. 

Die in meinem Besitze befindlichen Abschriften und Collationen 
von Handschriften auf französischen und italienischen Bibliotheken ent- 
halten im Grossen und Ganzen sämmtlich dieselbe Textgestalt, welche 
den Drucken zu Grunde liegt. Auf deutschen Bibliotheken scheint 
dieser Text sehr selten zu sein. Mit Ausnahme dreier noch zu be- 
sprechender Codd. in München, welche einen kürzeren Text und auch 
diesen nur fragmentarisch repräsentiren, ist mir nur bekannt cod. Vin- 
dobon. 3785 (Lunaelac.) saec. XV, welcher hinter dem Marcellustext 
zunächst fol. 148 r den Prolog 'Paulus hebraice m%rdbüis > 1 darnach 
f. 148 a die i passio sancti Pauli apostoli a Lino episcopo Romanas 
ecclesiae graeea lingua conscripta' mit dem Anfang l Cum venissent 
ßotnam Lucas a Galatia Titus a Dalmatia* enthält. 

Der Inhalt der beiden Passionen ist folgender 1 ). 

I. Die Passion des Petrus beginnt sofort mit den letzten 
Thaten des Petrus in Rom. Die Kämpfe mit dem Magier Simon und 
anderen L praeconibus antichristi* werden als etwas in der Vergangenheit 
Liegendes nur beiläufig erwähnt. Petrus predigt mit grossem Erfolge 
von der Keuschheit und viele römische Matronen verlassen das Ehebett 
ihrer Gatten, um Leiber und Herzen, soviel an ihnen liegt, rein zu er- 
halten. Als die Zeit herannaht, in welcher der Apostel den himmlischen 
Lohn seines Glaubens und seiner Arbeit empfangen sollte, lässt Nero 
ihn ins Gefängnis werfen. Hier besuchen ihn die vier Beischläferinnen 
des Stadt-Präfecten Agrippa Agrippina, Eucharia, Euphemia undDione; 
sie werden von ihm zu einem keuschen Wandel bekehrt und brechen 
den Umgang mit dem Präfecten ab. Dieser spürt durch Kundschafter 
ihren Verkehr mit dem Apostel aus und sinnt darauf, sich an ihm zu 
rächen. Gleichzeitig entzieht sich in Folge der Lehre des Petrus auch 
Xandips (Xanthippe), die Gattin eines vornehmen Römers und nahen 
Freundes des Kaisers , Namens Albinus , der ehelichen Gemeinschaft. 
Agrippa und Albinus verabreden sich daher, den Apostel zu verderben. 
Xandips erfahrt von dem Complotte und sucht den Petrus zu retten. 
Durch einen zuverlässigen Boten lässt sie diesem die Anschläge gegen 
sein Leben verrathen und ihn ersuchen, die Stadt zu verlassen. Gleich- 
zeitig setzt sie den Marcellus , einen frühem Anhänger des Magiers 
Simon, welchen Petrus bekehrt hat, und die übrigen Brüder davon in 
Kenntnis. Inzwischen wächst die Gefahr, als am folgenden Tage zur 

1) Ich wiederhole hier mit einigen Veränderungen die in meinen Quellen 
der romischen Petrussage S. 113—118 mitgetheilte Inhaltsübersicht. 



— 92 — 

grossen Freude des Agrippa auch in der Senatsversammlung weitere 
Fälle, in welchen Petrus die Frauen ihren Männern entfremdet, zur 
Sprache kommen, und grosse Entrüstung erregen. Auch dies wird dem 
Apostel durch einige gläubige Senatoren hinterbracht. Marceilus, die 
Brüder, die Matronen, Wittwen , Waisen und Greise dringen in ihn , er 
solle entfliehn. Selbst die beiden von dem kaiserlichen Beamten Panlinus 
mit seiner Bewachung betrauten Soldaten, Processus und Martinianus, 
schliessen diesen Bitten sich an : Petrus hatte dieselben nämlich im Ge- 
fängnisse bekehrt und aus einer auf wunderbare Weise aus dem Felsen 
hervorgesprudelten Quelle getauft. Nach anfänglicher Weigerung giebt 
Petrus endlich nach, unter der Bedingung, dass ihn Niemand begleite: 
einsam und verkleidet wolle er Rom verlassen. In der folgenden Nacht 
nimmt er nach Gebet und Segenswunsch Abschied von den Brüdern und 
macht sich auf den Weg. Beim Gehen fallen ihm die Binden von dem 
durch die Fesseln verwundeten Bein ab. Als er ans Thor kommt, be- 
gegnet ihm Christus. Petrus sagt ihm: „Herr, wo gehst du hin?" und 
erhält die Antwort: „Nach Rom, um mich abermals kreuzigen zu lassen". 
Petrus erkennt, dass dieses Wort sich auf seinen eignen bevorstehenden 
Kreuzestod bezieht, kehrt getrosten Muthes um und erzählt den Brüdern 
das Geschehene. Ihren erneuten Bitten, sich dem Tode zu entziehen, 
setzt er jetzt standhaften Widerstand entgegen. Da kommt Hieros mit vier 
Knechten und zehn andern Männern, reisst ihn aus der Mitte der Brüder 
und führt ihn gefesselt vor den Präfecten Agrippa. Dieser verhört ihn und 
verurtheilt ihn als Verleugner der römischen Götter zum Kreuzestod. 
Klagend und drohend läuft die Menge zusammen; Petrus aber be- 
schwichtigt sie , bittet sie , ihn auf seinem Wege zu Christus nicht zu 
hemmen, und lässt sich, vom Volke geleitet, zur Richtstätte führen, zur 
Naumachie bei dem Obelisken auf dem Berge. Hier mahnt er nochmals 
die Seinen, seine Kreuzigung nicht zu verhindern, und dem Agrippa, 
der nur das Werkzeug eines Andern , des Teufels, sei , nicht zu zürnen. 
Er ruft das Kreuz als sichtbares Zeichen eines verborgenen Geheim- 
nisses an und verheisst, in der letzten Stunde dieses Mysterium zu offen- 
baren. Dann treibt er die Knechte zur Eile an und bittet sie, ihn mit 
den Füssen nach oben zu kreuzigen. Als dies geschehen ist, erblickt 
die weinende Versammlung Engel mit Kränzen von Rosen und Lilien ; 
der Apostel steht aufrecht auf der Höhe des Kreuzes und empfängt von 
Christus ein Buch, aus welchem er die Worte liest, die er redet. In 
längerer Rede offenbart er nun das Mysterium des Kreuzes : die um- 
gekehrte Kreuzigung ist das Symbol der adamitischen Geburt, bei 
welcher die göttliche Ordnung durch menschlichen Irrthum verkehrt 



— 93 — 

wurde ; das aufrechtBtehende Kreuz ist das Symbol der Wiederherstellung 
der ursprünglichen Ordnung durch Christus: der aufgerichtete Kreuzes- 
stamm bedeutet den Logos, das Querholz die menschliche Natur, welche 
durch Christus die wahre Erkenntnis empfängt, der Nagel, durch 
welchen das Querholz am Stamme befestigt ist, bedeutet die Bekehrung. 
Darauf schliesst der Apostel mit Gebetsworten an 'den guter König', 
mit Dank und Fürbitte für seine Heerde und giebt dann seinen Geist auf. 
Marcellus nimmt den Leichnam vom Kreuze ab, begiesst ihn mit Milch 
und Wein, salbt ihn mit kostbaren Spezereien und legt ihn in einen 
neuen honigduftenden Sarg. In derselben Nacht, als er weinend am 
Sarge wacht, erscheint ihm der Apostel, mahnt ihn an das Wort: 'Lass 
die Todten ihre Todten begraben', und fordert ihn auf, statt um einen 
Lebendigen zu trauern, vielmehr das Reich zu verkündigen. Inzwischen 
hat Nero die Kreuzigung des Petrus, zu der er keinen Auftrag gegeben 
hat, erfahren, und läset den Agrippa dafür ins Gefängnis werfen. Er 
hatte nämlich dem Petrus, um den Verlust des Magiers Simon an ihm zu 
rächen, noch weit ärgere Qualen zugedacht. Agrippa stirbt bald nach- 
her, seiner Präfectur entsetzt, verachtet und vergessen eines schreck- 
lichen Todes. Nero dagegen sucht seine Rache durch grausame Be- 
strafung der Freunde und Anhänger des Petrus zu kühlen. Der Apostel 
aber erscheint den Seinen, warnt sie vor dem Kaiser wie vor einem 
reissenden Thiere, und schüchtert diesen selbst durch eine Vision ein, 
in welcher er neben ihm steht, ihn aufs Furchtbarste durchprügeln lässt 
und ihm gebietet, seine Hand von den Dienern Christi abzulassen. 
Darauf hält Nero Ruhe. Die Brüder aber sind fröhlich im Herrn und 
werden durch häufige Erscheinungen des heiligen Petrus gestärkt. 

H. Die Passion des Paulus. Lukas und Titus erwarten den 
Apostel in Rom. Bei seiner Ankunft miethet er sich eine Scheune vor 
der Stadt und beginnt dort zu predigen. Seine Lehren und Wunder 
locken Viele, namentlich auch aus dem kaiserlichen Hause, herbei. Der 
Lehrer des Kaisers (Seneca) schliesst mit ihm innige Freundschaft und 
wechselt, so oft er nicht mündlich mit ihm verkehren kann, Briefe mit 
ihm. Paulus disputirt in völliger Freiheit mit heidnischen Philosophen, 
von denen er viele bekehrt; seine Schriften erregen sogar die Bewun- 
derung des Kaisers und des Senats. Eines Abends, als Paulus grade 
das Volk bekehrt, kommt Patroclus, der Mundschenk und Lustknabe 
des Kaisers, zu ihm, um ihn zu hören. Da er vor der Menge nicht 
zur Thür hineinkommen kann, setzt er sich aufs Fenster, schläft aber 
hier während der langen Predigt des Apostels auf Veranstaltung des 
Teufels ein , stürzt herab und stirbt. Nero , dem , als er vom Bade 



— 94 — 

heimkehrt, die Todeskunde überbracht wird, geräth darüber in grosse 
Betrübnis ; Paulus aber, durch den heiligen Geist von dem Geschehenen 
unterrichtet, befiehlt den Todten hineinzubringen und erweckt ihn. Noch 
ist Nero in tiefe Traner versunken , als ihm gemeldet wird , dass der 
Jüngling wieder lebt Der Kaiser erschrickt, hält den Auferstandenen 
für ein Gespenst und will ihn nicht vor sich lassen , giebt aber schliess- 
lich den Bitten der Umstehenden nach. Patroclus tritt ein und be- 
richtet, der ewige König Jesus Christus habe ihn erweckt. Als Nero 
aber weiter forscht und von Patroclus vernimmt, dass Christus alle 
Königreiche unter dem Himmel zerstören werde , geräth er in heftigen 
Zorn und giebt dem Jüngling einen Backenstreich. Da stellen ihn seine 
ebenfalls gläubig gewordenen Diener Barnabas , Justus', Paulus, Arion 
aus Kappadokien und Festus aus Galatien hierüber zur Rede und be- 
kennen sich ebenfalls als Knechte Jesu Christi. Nero lässt sie sämmt- 
lich ins Gefängnis werfen und befiehlt alle „Krieger Christi" zn 
foltern. Die Diener des Staats und Helfershelfer der höllischen Bos- 
heit ('tninistri reipublicae et apothecae malig nitatis fatäores 1 ) spüren alle 
Christen auf und bringen sie vor den Kaiser. Auch Paulus wird vor 
Nero gefuhrt, predigt von dem bevorstehenden Königreiche Christi und 
von der Autlösung dieser Welt durch Feuer und mahnt den Kaiser, 
statt auf die Reichthümer dieser Welt und auf den Glanz äusserer 
Ehre zu vertrauen, vielmehr dem himmlischen Könige in gläubigem Ge- 
horsam sich zu unterwerfen. Nero ergrimmt, befiehlt die Christen zu 
verbrennen, den Paulus aber nach einem Senatusconsult als Majestäts- 
verbrecher zu- enthaupten. Er übergiebt den Apostel den Prä- 
fecten Longinus und Megistus und dem Centurio Acestus mit dem Auf- 
trage, das Todesurtheil zu vollstrecken. Gleichzeitig sendet er seine 
Schergen aus, welche die heimlichen wie die erklärten Christen in Stadt 
und Umgegend aufspüren und tödten sollen. Die Zahl der Opfer ist so 
gross, dass das Volk einen Aufruhr erhebt, den kaiserlichen Palast stürmt 
und den Kaiser zur Zurücknahme eines Edictes zwingt, welches durch 
die massenhaften Hinrichtungen römischer Bürger die Kraft des 
römischen Reiches breche. Nero, dadurch eingeschüchtert, gebietet nun, 
dass Niemand ohne ordentliche Untersuchung getödtet werden soll. 
Demgemäss wird auch Paulus abermals, um verhört zu werden, vor 
den Kaiser geführt. Aber sobald dieser des Gefangenen ansichtig wird, 
geräth er in leidenschaftlichen Zorn und verfügt seine sofortige Ent- 
hauptung. Paulus droht dem Kaiser, ihm nach seiner Hinrichtung 
wieder zu erscheinen , zum Beweise, dass dem ewigen Könige Christus 
Tod und Leben dienstbar sind. Darauf wird er von Longinus , Me- 



— 95 - 

gistns und Acestus abgeführt. Unterwegs erbitten sich die drei Offiziere 
von dem Apostel Auskunft über den König, welchem er diene. Er ge- 
währt ihnen dieselbe in längerer Predigt und bekehrt sie, ebenso wie 
eine grosse Menge Volks, welches seine Worte mit angehört hat, zum 
Glauben. Da wollen sie ihm zur Flucht verhelfen; Paulus aber lehnt 
ihr Anerbieten mit der Erklärung ab, er sei kein Fahnenflüchtiger, son- 
dern ein rechtschaffener Krieger seines Königs und werde von diesem 
die Siegerkrone erhalten. Während sie noch reden, kommen zwei 
Soldaten, Parthemius und Feritas, welche Nero abgeschickt hat, um zu 
erfahren, ob Paulus getödtet worden sei. Sie finden ihn lebend und die 
Volkshaufen belehrend. Der Apostel will auch sie bekehren; sie aber 
erwidern ihm, sie seien ausgesandt, um dem Nero die Kunde der voll- 
zogenen Hinrichtung zu bringen; würde er wieder von den Todten er- 
stehen, so wollten auch sie seinem Könige glauben. So wird der 
Apostel denn unter dem Geleit einer zahllosen Menge zur Richtstätte 
geführt Auf dem Wege kommt ihm eine christliche Matrone, Plau- 
tilla, weinend entgegen. Paulus erbittet sich von ihr ihren Schleier, 
um sich die Augen damit zu verbinden. Dafür wird Plautilla von den 
beiden Soldaten verhöhnt. Den Longinus, Megistus und Acestns aber 
verweist der Apostel an Titus und Lukas und verkündet ihnen, dass 
sie dieselben am folgenden Tage an seinem Grabe antreffen würden. 
Auf der Richtstätte angelangt, wendet Paulus das Angesicht nach 
Morgen, spricht in hebräischen Worten ein Gebet, segnet dann die 
Bruder, verbindet sich mit dem Schleier der Plautilla die Augen, beugt 
die Kniee und bietet den Nacken zum Streiche dar. Ein Speculator 
enthauptet ihn. Der vom Rumpfe getrennte Kopf spricht noch deutlich 
den Namen Jesu Christi aus; von dem Körper aber fliesst erst eine 
Milchwelle, welche das Gewand des Soldaten überströmt, und darnach 
erst Blut aus. Als man die Binde von den Augen des Enthaupteten 
wegreissen will, ist sie plötzlich unsichtbar geworden. Denn ein un- 
beschreiblicher Lichtglanz, der unter wunderbarem Wohlgeruche im 
Momente der Hinrichtung vom Himmel strahlt, blendet die sterblichen 
Augen. Bei der Rückkehr von der Marterstätte treffen die Soldaten die 
Plautilla am Thore und hören , wie dieselbe Gott für Alles lobpreist, 
was sie durch seinen heiligen Apostel gehört und gesehen hat. Auf die 
höhnische Frage der Soldaten berichtet sie, Paulus sei in Begleitung 
zahlloser Schaaren weissgekleideter Männer vom Himmel gekommen und 
habe ihr den Schleier zurückgebracht. Darauf zieht sie das von rosen- 
rothem Blute gefärbte Tuch aus dem Busen und zeigt es ihnen. Die 
8oldaten kehren zu Nero zurück und berichten ihm alles Geschehene. 



— 96 — 

Dieser geräth in Staunen, ruft seine Freunde, Beamten und Philosophen 
zusammen und beräth sich mit ihnen. Um die neunte Stande erscheint 
ihm Paulus bei verschlossenen Thüren und kündigt ihm das bevor- 
stehende Strafgericht an. Nero erschrickt und lässt alle seine um ihres 
Glaubens willen gefangen gesetzten Diener, Patroclus, Barnabas, sowie 
deren Mitgefangene frei. Am folgenden Morgen begeben sich Longinus, 
Megistus und Acestus, wie Paulus ihnen geheissen hat, zu seinem Grabe. 
Sie finden daselbst zwei betende Männer und in ihrer Mitte den Apostel 
stehn. Die Betenden sind Titus und Lukas. Dieselben erheben sich 
bei der Ankunft der Offiziere vom Gebet und entfliehn ; Paulus ver- 
schwindet. Longinus, Megistus und Acestus rufen die Fliehenden zurück 
und eröffnen ihnen , dass sie nicht gekommen seien , um sie zu tödten, 
sondern um sich von ihnen taufen zu lassen. Da legen Titus und Lukas 
ihnen die Hände auf und geben ihnen das Sigel ewiger Heiligung 
Qsignacülum sanctificationis perpetuae 1 ) und nachdem sie darauf bis zum 
Abend gefastet, erhalten die drei Neubekehrten die Taufe. 

b. Die kürzeren Redactionen der Passionen des Petrus und des Paulus. 

a. Die Texte der Passio Petri. 

Neben dem sogenannten Linustexte besitzen wir sowol von der 
passio Petri als von der passio Pauli noch eine kurze Redaction. Die 
kürzere Redaction der passio Petri ist uns im lateinischen Texte 
als Schluss der Acten des Petrus in dem cod. bibl. capit. Vercellensis 
CVTII. 1. membr. 4 saec. VH erhalten. 

Hinter dem Texte der clementinischen Recognitionen findet sich 
hier von f. 327 r bis zum Sohlusse der Handschrift f. 373 u ein bisher 
völlig unbekannter Text, beginnend mit den Worten 'Pauli tetnpus 
dernorantis Romae et multos conßrmantis in ßde\ Derselbe berichtet 
zunächst von der Befreiung des Paulus aus seiner Gefangenschaft in 
Rom, von seinem Abschiede von der dortigen Gemeinde und von seiner 
Abreise nach Spanien ; sodann von der Verführung der Gemeinde durch 
den Magier Simon, von der Ankunft des Petrus in Rom, von den Wunder- 
wettkämpfen desselben mit dem Magier und von des letzteren verun- 
glückter Himmelfahrt und elendem Untergange. Hieran schliesst sich 
f. 36 7 U Zeile 23 unmittelbar die passio Petri. Dieselbe beginnt mit 
den Worten 'Petrus autem Romae morabatur cum fratribus gloriosus 
in domino et gratias agens die ac nocte turba adveniente credeniium 
in nomine Christi. Conveniebant autem ad eum et concubinae prae- 
fecti etc. 9 Dieser Anfang kehrt fast wörtlich wieder in drei codd. lat 



— '97 — 

Monac. 4554. 22020. 19642, woselbst unmittelbar angereiht an ein noch 
zu besprechendes Fragment der passio Pauli und als Einleitung zu dem 
nachfolgenden Marcellustexte Folgendes zu lesen ist: 'In diebus autem 
Ulis Petrus apostolus Bornae morabatur cum fratribus gloriosus in 
dotnino, grcUias agens deo die ac nocte, turba[m] credentium ad se 
venientem suscipiebaV. 

Leider ist der Text der passio im cod. Vercell. lückenhaft über- 
liefert. Nach fol. 368 fehlt ein grösseres Stück, welches die Flucht 
des Petrus aus Rom, die Erscheinung des Herrn, die reumüthige Rück- 
kehr des Flüchtlings, seine Abfuhrung zu Agrippa, den Volksauf lauf 
und den Anfang der Rede des Apostels an das Volk behandelte. Das 
Fehlende wird in der Vorlage, aus welcher der cod. Vercell. abge- 
schrieben ist, ein volles Blatt gefüllt haben. Fol. 369 r geht die Rede 
des Petrus weiter. Das Uebrige bis zum Schlüsse ist ziemlich vollständig 
erhalten. Doch sind hie und da einzelne Worte ausgefallen; f. 371 ist 
das Pergament oben eingerissen, anderwärts ist der Text stark ver- 
wischt und theilweise völlig unleserlich geworden. Der Scbluss folgt 
fol. 372 r : '. . . . Amen. expl. epistola sei petri cum simone 
mago quemadmodum naute portus ita scribtori nouissi- 
mus versus 9 (das Unterstrichene in meist gut erhaltener rotber Schrift '). 



1) Der Text der Actus Petri Vercellenses ist bereits vor einer Reihe von 
Jahren auf Holtzmanns und meine Veranlassung durch Studemund abgeschrieben 
worden und hat mir in Studemunds Abschrift vorgelegen. Späterhin schickte 
er mir die ersten zwei Correcturbogen des von ihm zur Herausgabe in einer 
Sammlung von Anecdota varia bestimmten Textes mit der Bitte um Durch- 
sicht und etwaige Besserungsvorschl&ge. Die Bogen reichten von f. 327' bis 
362 1 * 1. 22 der Handschrift. Mit dem dritten Correcturbogen hörten die Zusen- 
dungen auf und meine Anfragen blieben ohne Antwort Wieder längere Zeit 
nachher erfuhr ich durch Holtzmann, dass Studemund eine Abschrift des 
griechischen Textes des cod. Patmensis erlangt und in Folge dessen den Druck 
der Actus Vercellenses unterbrochen hatte. Die Bitte um Mittheilung des 
Patmostextes und des rückständigen Theils der Actus Vercellenses wurde mir 
abgeschlagen. So sah ich mich genöthigt, das erforderliche Material auf anderm 
Wege zu beschaffen. Die griechischen Texte der Martyrien des Petrus und 
des Paulus habe ich durch Dr. Krumbacher im Herbst 1884 auf Patmos ab- 
schreiben lassen, worüber die Praefatio meiner Ausgabe, JPTh 1886 S. 86 ff. 
zu Tergleichen ist. Von den Actus Vercellenses hat mein Bruder Hermann im 
September 1885 mir den Abschnitt von f. 359 1 " bis zum Schlüsse abgeschrieben. 
Leider reichte auch die Lupe nicht aus, Alles zu entziffern. Chemische Rea- 
gentien aber durften nicht angewendet werden. Abermalige Entzifferungsver- 
suche einer Anzahl besonders schwer lesbarer Stellen hat mein verehrter 
College, Herr Prof. Dr. Kluge, in den Osterferien 1886 gemacht und wenig- 

Lip «ins , Apostelgeschichten. 11,1. 7 



— 98* - 

Wesentlich dieselbe Textgestalt der passio wie im cod. Vercell. 
ist uns noch in griechischer, kirchenslawischer, koptischer und äthio- 
pischer Sprache erhalten. 

Der griechische Text des {xapxupiov Rixpou findet sich in 
dem cod. Patmensis 48 saec. IX in., und ist von mir nach Krum- 
bachers Abschrift herausgegeben worden J PTh 1886 S. 90-96. Die 
noch unpaginirte Handschrift enthält ausser dem {xapxupiov Iüxpou auch 
das weiter unten zu besprechende {xapxupiov HxuXou. Die Textgestalt ist 
nicht blos im Grossen dieselbe wie im Vercell., sondern beide Texte 
stimmen sehr häufig wörtlich miteinander überein. Schon in den Ein- 
gangsworten zeigt sich diese Uebereinstimmung. Dieselben lauten im 
cod. Patmens.: Uixpo<; 6 &n(xrzo\os ^v Iv tfi T&ufl äyaXXtwiievo^ 
jiexa töv dSeXcpöv inl [1. £v] x(p xuphp vuxx&c *a* ^^pa^ £rc* 
x(j> 5xX(p T<p xaO-Tjiuptv^ x<p TCpoaayo|iiv(j> x<p öv6|Aaxt xq> iyfcp x^j 
xoö xupfou x«P txt - Suvif]yovxo Sfe xai cd TiaXAaxtöec xxX. Im weitern 
Verlaufe finden sich bald hier bald dort kleinere Zusätze *, am Stärksten 
weichen beide Texte in den Redestücken von einander ab; doch auch 
hier finden sich daneben wieder wörtliche Berührungen. 

Eine bisher völlig unbekannte kirchenslavische Uebersetzung 
des kürzeren Textes ist neulich durch Herrn Sergej Iwanowitsch 
Sokoloff in Moskau aufgefunden und mir mit grösster Bereitwilligkeit in 
einer vollständigen nach meiner Ausgabe des Patmostextes veranstalteten 
Collation mitgetheilt worden. Dieselbe findet sich in einer Handschrift in 
der Bibliothek des Grafen Rumjanzew in Moskau, in der Sammlung von 
Ündol'sky Nr. 1296, 8° saec. XV— XVI f. 239»— 249 b und umfasst 
sowol das Martyrium des Petrus als das des Paulus. Die Uebersetzung 
ist aus dem Griechischen und zwar aus einer Handschrift geflossen, die 
dieselbe Textgestalt enthielt wie der cod. Patm., aber noch frei war 
von zahlreichen in .den letzteren eingedrungenen Verderbnissen. Wie 
Herr Sokoloff mir schreibt , so ist die slavische Uebersetzung sehr alt 
und zeichnet sich durch sprachliche Eigentümlichkeiten aus, welche 
sonst nur in sehr alten Handschriften sich erhalten haben. Der grie- 
chische Text ist mit seltner Genauigkeit übertragen : die Wortfolge ist 
ganz griechisch und gegen den kirchenslawischen Sprachgeist. Trotz 
mancher Zusätze jüngeren Ursprungs ist diese Uebersetzung eins der 
wichtigsten Hilfsmittel zur Herstellung des griechischen Textes. 



sten8 hie und da ein par Silben und Buchstaben mehr gelesen. Auf eine voll- 
ständige Herstellung des Textes muss bei dem gegenwärtigen Zustande des Codex 
verzichtet werden. 



— 99 - 

Den äthiopischen Text hat Mal an, The conflicts of the holy 
apostles (London 1871) p. 1 — 10 in englischer Uebersetznng herausge- 
geben. Derselbe ist ans einem sahidischen Originale geschöpft, welches 
selbst wieder Uebersetzung ans dem Griechischen gewesen sein wird. 
Der durch viele Hände hindurchgegangene Text ist vielfach corrumpirt 
und oft mehr eine freie Paraphrase als eine wirkliche Uebersetzung. 

Von dem sahidischen Texte hat Zoäga catal. codd. copt. III, 
229 sqq. einige Fragmente aus den losen Blättern der koptischen Hand- 
schriften No. 128 — 130 der vaticanischen Bibliothek excerpirt. Nach 
diesen Excerpten zu urtheilen, enthält No. 128 in sieben Blättern de actis 
S. Petri' apostdi die vollständige Passion des Apostels, doch ohne die 
Erzählung von seinem Begräbnis und seiner Erscheinung nach dem 
Tode. No. 129 erzählt auf drei Blättern die Kreuzigung, zum Theil 
mit etwas andern Worten als cod. 128 ; ausserdem findet sich hier der 
dort fehlende Schluss. No. 130 (vier Blätter) enthält zunächst den 
Schluss der Passion des Petrus. Nach Zoäga ist dieser leider auch nur 
fragmentarisch erhaltene Codex eine Abschrift von cod. 128, wenigstens 
stimmt der Anfang des Fragments in cod. 130 wörtlich mit dem Schlüsse 
von cod. 128 überein. Dasselbe enthält den Schluss der Kreuzesrede 
des Apostels, erzählt sodann seinen Tod (am 5. Epiphi), die Bestattung 
und die dem Marcellus zu Theil gewordene Erscheinung des Petrus. 
Hieran reiht sich sofort der Anfang des Martyriums des Paulus. 

ß. Die Texte der passio Pauli. 

Von der passio Pauli ist in dem vorhin erwähnten cod. lat. 
Monac. 4554 membr. saec. VHI/IX ein grösseres Fragment der kürzeren 
Recension bewahrt, welches ich nach einer von Dr. Krumbacher 
für mich bereitwilligst veranstalteten Abschrift habe abdrucken lassen 
(JPTh 1886, 2* S. 332—336). Dasselbe dient hier als Einleitung 
zu dem sog. Marcellustext der Passion des Petrus und Paulus, daher 
das Ganze überschrieben ist 'Passio sanäorum apostolorum Petri 
et Pauli qui passi sunt sub Nerone imperatore die . tertio hol. 
iulias\ Hierauf folgt der Anfang der passio Pauli : l ln tempore Mo cum 
venisset Borne Lucas e galil§a et titus a dalmatia exspeäaverunt 
paidumin urbe\ Der Schluss des Fragmentes lautet l Tunc iussu regis 
cessavit edidum, ita ut nemo änderet contingere Christianos donec 
maxima pars populi ad Christum converteretur\ Hieran reihen sich 
sofort die oben angeführten Einleitungsworte der passio Petri, und nun 
folgt der Marcellustext von den Worten an 'Besistebant autem Uli qui- 

dam Iudaei quos revincebat Petrus per verbum domint. Einen 

7* 



— 100 — 

zweiten weit schlechteren Text de9 Fragments hat Herr A. Thenn in 
einem cod. Monac. 22020 saec. XII aufgefunden. Ein dritter findet sich 
wie Herr Dr. Krumbacher mir freundlichst mittheilt, in cod. Monac. 
19642 saec. XV. Die Verbindung der Anfangsworte der passio Petri 
und des Marcellustextes mit dem Fragmente der passio Pauli ist in 
allen drei Handschriften die gleiche. Ueber das Verhältnis der drei 
Handschriften zu einander vgl. JPTh 1886 S. 691 flg. — Die kürzere 
Textgestalt bietet ferner das griechische jiapiupiov toO ctyfoo dbto- 
at6Xou HaäXou £v Tßfifl in dem cod. Patmensis, herausgegeben a. a. 0. 
S. 97 — 101 und die mit dem Patmostexte eng verwandte kirchen- 
sla vi sc he Uebersetzung. Das Textverhältnis des griech. {xapxupiov IU- 
tpou zu dem lat. textus Monacensis ist ein ähnliches wie das des griech. 
(laptopiov IlaöXou zum cod. Vercellensis. Auch hier grossentheils wört- 
liche Uebereinstimmung neben manchen Abweichungen im Einzelnen. Doch 
ist wie sich zeigen wird, das Verhältnis des text. Monac. zum Linus-Paulus 
ein andres, als das des cod. Vercell. zum Linus-Petrus, eine Verschieden- 
heit, von welcher auch das Verwandtschaftsverhältnis zum cod. Patin, 
beeinflusst wird. Diesen Zeugen für den kürzeren Text schliesst wieder 
die äthiopische Uebersetzung der passio Pauli (englisch bei Malan 
p. 11—15) sich an, über welche dasselbe gilt, wie von der äthiopischen 
Uebersetzung der passio Petri. Endlich gehört hierher das sahidische 
Original des äthiopischen Textes, von welchem Zoega (1. c. p. 229) 
das bereits oben erwähnte Fragment aus cod. 130 excerpirt hat. Das- 
selbe enthält den Anfang der Passion bis zu der Unterredung des 
Apostels mit Nero. 

c. Aenssere Verbreitung der beiden Redactionen. 

Hiernach ist die äussere Verbreitung der kürzeren Texte 
beider Passionen eine erheblich grössere als die der längeren Texte. 
Während letztere nur noch in lateinischer Sprache erhalten sind, exi- 
stiren erstere lateinisch, griechisch, kirchenslavisch, koptisch, äthiopisch. 
Hiermit scheint zu stimmen, dass auch die Bezeugung der kürzeren 
Hecensionen zeitlich höher hinaufreicht als die der längeren. Die Hand- 
schriften des Linustextes der passio Pauli reichen bis ins 11. Jahrhundert 
hinauf; dagegen ist der kürzere Text derselben Passion in einer latei- 
nischen Handschrift saec. VIII IX, durch eine griechische saec. IX auf- 
bewahrt. Aehnlich scheint es auf den ersten Blick mit den Texten der 
passio Petri zu stehn. Denn während der kürzere Text in einer latei- 
nischen Handschrift schon des 7. Jahrhunderts, in einer griechischen 
des 9. Jahrhunderts erhalten ist, gehen die uns erhaltenen Handschriften 









— 101 - 

des Linustextes nur bis ins 12. Jahrhundert hinauf. Dieser Unterschied wird 
indessen ausgeglichen durch die Wahrnehmung, dass der Linustext eine 
von den Quellen gebildet hat, aus denen bereits in der zweiten Hälfte des 
6. Jahrhunderts die unter dem Namen des Abdiastextes bekannte Compi- 
lation zusammengestellt ist. Von den virtutesPetri des Abdiastextes 
(der Schrift 'Igiturpost corporeum' mit dem Prologe * Licet pluritna') exi- 
stiren, wie bereits früher (1, 159 ff.) bemerkt ist, verschiedene Recensionen. 
Der von L a z i u s in die sogenannte Abdiassammlung aufgenommene Text 
bietet zum Schlüsse nur ein ziemlich kurzes Excerpt aus Linus. Doch 
reicht schon die Textbeschaffenheit dieses Excerptes aus, um erkennen 
zu lassen, dass hier wirklich Linustext und keine andre lateinische 
Recension der alten passio Petri benutzt ist. Daneben aber existirt 
handschriftlich noch ein weit ausfuhrlicherer Text, welcher gegen Ende 
mehr oder minder umfassende Stücke aus Linus enthält. Derselbe findet 
sichtheils in Handschriften, welche wie Paris, lat. 12604. 11750. Genovef. 
H 1. 9 die eigentliche Abdiassammlung enthalten, theils in zahlreichen 
andern Godicibus, wie Paris, lat. 5343. 3778. 5322. 15437. 3789. 5296. 
Montepess. 14. Vatic. lat. 1190. 1188. 1272. Reg. Suec. 539. 541. 
Sessor. 191. Barber. XII, 29. Flor. Laurent. Plut. XX, 3. Einige dieser 
Handschriften sind auch noch an einer früheren Stelle der passio Petri 
(nach den Worten l Post haec andern Petrus Romain veniens* = Fabric. 
429, 2) durch einen längeren, aus Linus entlehnten Abschnitt de feminis 
quae munda corpora . . . servare cupiebant erweitert. So Paris, lat. 
5322. Vatic. lat. 1190. Barber. XII, 29. Reg. 541. Der Znsatz beginnt 
hier 'Post haec autcm Petrus Bomam veniens multas turbas popu- 
lorum ad fidem domini nostri Jesu Christi praedicatione sua con- 
vertit. Ante omnia castitatis gratiam pectoribus eorum inserebat 
adhortans credentes in Christum, ut pudice et continenier se gere- 
rent. Magnus quidem exarserat pudicitiae amor; etiam pleraeque 
feminae munda corpora a commixtione virUi servare cupiebant, ita 
ut etiam Agrippina et Eucharia et Euphemia et Diane castitati se 
devovissetti, quae erant concubwae praefecti Agrippae\ Mit einigen 
Kürzungen geht das Einschiebsel aus Linus fort bis zu den Worten: 
l TuncAgrippa gratulatus est quia quod optäbat Petro sub occasione 
invenü\ Hierauf geht der Abdiastext weiter 'In ipsis autem diebus 
Petrus finem vitae imminere praesensiV (= Fabric. 429, 2). 

Schwieriger ist zu bestimmen, ob auch der Abdiastext der passio 
Pauli aus dem Linustexte oder aus der kürzeren Recension geschöpft 
hat. Was hier (= Fabric. 454, 6) von den Worten an 'et cum ei de 
morte ittius tardius nunciaretur' bis 'qui tantam gloriam dona- 



• • •• 

/•••/•:*••"• • ••• 

• •*.: :•*■••: • •: : • •• 



_ 102 — 

trcral apostolo suo y folgt, bietet ein so kurzes Excerpt, dass eine sichere 
Entscheidung kaum möglich ist, um so weniger, da alle drei mir 
bisher bekannt gewordenen lateinischen Handschriften der kürzern 
Recension der alten passio Pauli schon vorher abbrechen. Eine Ver- 
gleichung mit dem entsprechenden Abschnitte des griechischen Textes 
scheint allerdings die Vermuthung nahe zu legen, dass der Abdiastext 
hier aus einem kürzeren, wesentlich mit dem Patmensis übereinstimmen- 
den Texte geflossen ist. Die Ansprache des Paulus an die beiden Sol- 
daten, die hier Ferega und Parthemius heissen, hält sich näher an den 
kürzeren Text. Oleich darauf aber hat der Bearbeiter diese Soldaten 
mit den in der passio Pauli vorher erwähnten römischen Offizieren 
Lönginus und Egestius (oder Longinus, Megistus und Acestus), die den 
Apostel zum Tode abführten , verwischt , und die von letzteren ausge- 
sprochene Bitte um Ertheilung der Taufe ersteren in den Mund gelegt, 
daher denn auch die Weissagung des Apostels, dass Titus und Lukas 
diese Bitte nach seinem Tode erfüllen würden, hier an die falsche 
Adresse gerichtet ist. Im Folgenden scheint sich Abdias wieder näher 
an den ausführlicheren Text zu halten, mit dem auch die im Griechischen 
fehlende Notiz stimmt, der Apostel habe, um den Todesstreich zu 
empfangen, seine Kniee gebeugt. Mit dem griechischen Text stimmt 
dagegen wieder die Notiz, dass statt des Blutes Milch aus der Todes- 
wunde des Paulus geflossen sei, während der Linustext zuerst Milch, 
darnach Blut hervorströmen lässt. Die Schlussworte 'obstupefacti omnes 
magnifteaverunt deum qui tantam gloriam donaverat apostolo suo 9 
schliessen sich theils an den textus Patm., theils an den Linustext näher an. 
Vgl. text. Patm. : 6 8fe orpaTtcJrajc £86$aaev xiv fl-e&v xöv 86vta IlaöXcp 
86$av ToiaöxTjv. Linus: { videntes autem omnes qui aderant tantam 
gratiam in beato apostolo^ admirati sunt valde, laudantes et confi- 
tentes .... dominum Jesum Christum 1 . 

Wenn sich aber auch keine sichere Entscheidung über die Be- 
schaffenheit des hier benutzten Textes mehr geben lässt, so ist doch 
bei der Beurtheilung dieser Frage im Auge zu behalten, dass die Text- 
geschichte der passio Pauli überhaupt eine andere ist, als die der passio 
Petri und dass speciell die Textgestalt der kürzeren lateinischen Redaction 
nicht ohne Weiteres nach dem Patmensis beurtheilt werden darf. Es 
wird hierüber weiter unten noch näher die Rede sein. 

Dagegen können wir den ausführlicheren Text der passio Petri, 
wenn auch darum noch nicht ohne Weiteres die gegenwärtige unter 
dem Namen des Linus erhaltene Redaction desselben, in eine noch weit 
höhere Zeit hinaufverfolgen. Ich habe bereits an einem andern Orte ') 



— 103 — 

die Thatsache constatirt, dass die Erzählung des Pseudo-Hegesipp 
de excidio Hierosol. DI, 2 (edd. Weber et Caesar p. 170 — 173) von 
den Thaten und Schicksalen der Apostel Petras und Paulas in Rom sich 
an zwei Stellen wortlich mit dem Linustexte berührt. Die eine Stelle 
behandelt die reumüthige Rückkehr des Petrus von seiner Flucht aus 
dem Kerker in Rom. 



Pseudo-Hegesipp. 

ubi ventum est ad portam, videt 
sibi Christum occurrere et adorans 
eum dicü: Domine quo vadis? 
dicit ei Christus: Iterum venio 
crucifigi. InteUexü Petrus de sua 
dictum pa&sione, quod in eo pas- 
surus Christus videretur, qui par 
titur in singuHs, non utique 
corporis dolore, sed quadam mi- 
sericordiae compassione aut gloriae 
cekbritate. 



Pseudo-Linus. 

ut autem portam civitatis vciuit 
egredi } vidü sibi Christum occur- 
rere et adorans eum aü: Domine 
quo vadis? respondit ei Christus: 
Romam venio iterum crucifigi . . . 
et post haec rediens in se ipsum 
inteüexit de sua dictum passione, 
quod in eo dominus esset passu- 
rus, qui patitur in electis mise- 
ricordiae compassione et glorifi- 
cationis celebritate. 



Die zweite Stelle erzählt die Trauer Nero's um Simon. 



Pseudo-Hegesipp p. 171. 

summum apud eum tenebat ami- 
cüiae locum, quandoquidem etiam 
praesulem suae salutis vi- 
taeque custodem arbürabatur. 



p. 172. 
quo comperto deceptum se Nero 
ädestiiutum dolens tanti casu 
amicij sublatutnque sibi virum 
utilem et necessarium reipublicae 
indignatus, quaerere coepit causas, 
quibus Petrus ocdderetur. 



Pseudo-Linus. 

querebatur enim(Nero) 1 se ipsius 
praestigiis desolatum Simone suae 
salutis praesule et dolebat 
pro tanti amici casu, qui sibi 
et reipublicae j ut fatebatur, com- 
moda praestabat imiumera. 



1) Quellen der römischen Petrussage S. 142 ff. 



— 104 — 

. Leider läset sich für die erste Stelle der textus Vercellensifl nicht 
vergleichen, da derselbe hier eine Lücke hat. An der zweiten aber 
(f. 371 u ) ist die Schrift so abgeblasst, dass sie kaum zu entziffern ist. 
Sicher ist indessen , dass auch dieser Text am Schlüsse von dem Zorne 
des Nero über die Hinrichtung des Petrus durch Agrippa erzählt, weil 
er dem Apostel eine noch weit grausamere Todesart zugedacht hatte. 
Nun ist es aber schon nach dem sonst bekannten Textverhältnisse der 
beiden lateinischen Recensionen sehr unwahrscheinlich, dass sie grade 
an diesen beiden Stellen mehr oder minder wörtlich zusammengestimmt 
haben sollen. Dieses Urtheil findet seine Bestätigung durch eine Ver- 
gleichung der andern Zeugen der kürzeren Recension. Weder der grie- 
chische (bezw. kirchenslavische), noch der äthiopische Text, welche an 
den in Frage kommenden Stellen fast wörtlich übereinstimmen, bietet 
hier eine Parallele zu den wörtlichen Berührungen Pseudo-Hegesipps 
mit Pseudo-Linus. An der ersten Stelle erzählen sie nur, und zwar mit 
andern Worten, beim Hinausgehn zum Thore habe Petrus den Herrn 
nach Rom hineingehn sehn, habe ihn gefragt: „Herr wo gehst du hin?" 
und die Antwort erhalten: „Ich gehe nach Rom um gekreuzigt zu 
werden." Auf die weitere Frage : „Herr, wirst du abermals gekreuzigt?" 
erfolgt eine bejahende Antwort des Herrn. Da geht Petrus in sich und 
als er Christum zum Himmel auffahren gesehen hat, kehrt er fröhlich 
nach Rom zurück und danksagt dem Herrn, weil sein Wort „Ich werde 
gekreuzigt" sich auf die Kreuzigung des Petrus beziehe. Grade die 
charakteristischen Wendungen, in denen die beiden andern Texte über- 
einstimmen, fehlen. An der zweiten Stelle motiviren der Grieche und 
der Aethiope die Absicht des Nero, den Petrus auf grausame Weise zu 
bestrafen, gar nicht durch den Verlust des Simon, dessen hier gar keine 
Erwähnung geschieht, sondern dadurch, dass der Apostel einige Be- 
dienstete des Kaisers durch seine Lehre zum Abfall verleitet habe. 

Pseudo-Hegesipp stimmt also nur mit Linus, nicht mit der kürzeren 
Redaction. Dass der Linustext aus Pseudo-Hegesipp geschöpft ist, geht 
schon darum nicht an, weil der Verfasser des ersteren dann die überein- 
stimmenden Ausdrücke über die Trauer des Nero aus zwei ziemlich weit 
auseinanderliegenden Stellen zusammengesucht haben müsste. Hierzu 
kommt aber, dass Pseudo-Hegesipp, wie weiter unten noch näher zu 
zeigen sein wird, sich deutlich als Excerpt aus einer weit umfassender 
angelegten Darstellung erweist, welche keine andre sein kann, als die 
gnostiscben Acten des Petrus. Dann hat aber schon zu seiner Zeit eine 
alte lateinische Uebersetzung der repa^et; Diipou existirt, welche, 
wenn auch in jüngerer Redaction, in die dem Linus zugeschriebene 



— 105 — 

pa8sio übergegangen ist. Letztere erweist sich schon durch den Ein- 
gang, der auf die vorangegangenen Kämpfe des Petrus mit dem Magier 
Bezug nimmt, als Bruchstück aus einem grössern Ganzen. Nun ist aber 
die nur durch ein Mißverständnis nach Hegesipp benannte Schrift de 
excidio Hieros. ein Werk des Ambrosius von Mailand (f 368). Die von 
diesem benutzte lateinische Version der 7ipai;si£ TLlxpou hat also jeden- 
falls um die Mitte des 4. Jahrhundert bereits existirt. 

Nicht mit derselben Bestimmtheit lässt sich eine andre Stelle des 
Ambrosius, in welcher derselbe ebenfalls die Geschichte von der 
Flucht und Umkehr des Petrus nach der Erscheinung des Herrn erzählt, 
auf den Text der längeren lateinischen Recension zurückfuhren (Sermo 
de basilicis non tradendis haereticis contra Auxentium Opp. ed. Paris. 
1642 V, 99; ed. Migne ser. lat. XVI p. 1053) "). In einzelnen Wen- 
dungen tritt Ambrosius hier noch näher an den Linustext heran, aber 
diese sind demselben grösstenteils mit der andern Redaction gemein. 
Auch erzählt Ambrosius hier wieder ziemlich frei. Soviel geht indessen 
aus seinen Mittheilungen hervor, dass er einen vollständigen lateinischen 
Text der passio Petri vor sich hatte, dessen Inhalt er in aller Kürze 
zusammenfasse Dann aber bleibt es doch das einzig Wahrscheinliche, 
dass er hier keinen andern Text benutzte, als den von ihm in der 
lateinischen Bearbeitung des Josephus de bello Judaico excerpirten. 

Der sogenannte Linustext der passio Petri scheint auch sonst in der 
lateinischen Kirche der verbreitetere gewesen zu sein. Derselbe ist wol 
schon benutzt in den Acten des Processus und Martinianus (Acta 
SS. Jul. Tom. I p. 303 sqq.) , welche sich noch häufig in den Hand- 
schriften finden. Processus und Martinianus heissen die beiden Soldaten, 
welche den Petrus im mamertinischen Kerker bewachen und von ihm 
mit dem Wasser eines wunderbar dem Felsen entsprungenen Quelles 
getauft werden. Die Erzählung fehlt in dem kürzeren Texte. Auch wenn 



1) 'Idem Petrus poatea meto Simone cum praecepta dei popülo semina- 
ret, doceret castimonium, excitavit animos gentüium : quibuseum quaerentibus, 
Christianae animae deprecatae sunt, ut paulisper cederet. Et quamvis esset 
cupidus passionis, tarnen contemplatione populi inflexus est. Bogabatur enim, 
ut ad instituendum et conftrmandum populum se reservaret. Quid multa? 
Nocte muro egredi coepit et videns sibi in porta Christum occurrere urbem- 
queingrediait: Domine quo vadis? Respondit Christus: Venio Romam Herum 
erucifigi. Inteüexit Petrus ad suam crueem divinum pertinere responsum. 
Christus enim non poterat Herum erucifigi . . . Inteüexit ergo Petrus, quod 
Herum Christus crucifigendus esset in servulo. Itaque sponte remeavit, in- 
terrogantibus Christianis responsum reddidit, statimque correptus per crueem 
uam honorifieavit dominum Jesum\ 



— 106 — 

sie erst später in den längeren Text eingefügt worden ist, so kann sie 
doch schwerlich erst aus dem uns vorliegenden Texte der Acten ge- 
schöpft sein, da in diesem die Darstellung viel weiter ausgeschmückt 
und namentlich durch die Hereinziehung des Paulus als Schicksalsgenossen 
des Petrus fortgebildet ist '). Aber gesetzt auch, dass diese Acten die 
Quelle des Einschiebsels wären, so setzen dieselben doch selbst wieder in 
der Erzählung von der Flucht des Petrus — dem auch hier Paulus bei- 
gesellt wird — und von der Erscheinung Christi an der Porta Appia den 
Linustext voraus, an welchen noch speciell der Zug erinnert, dass dem 
Petrus beim Gehen die Binden von dem durch die Fesseln verwundeten 
Bein fallen. Die erste Spur einer Verehrung der Heiligen Processus und 
Martinianus begegnet uns in der Zeit Theodosius des Grossen, also in 
der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts *). Die Entstehung der Acten 
habe ich früher 8 ) etwa in die Zeit des Damasus (366 — 384) verlegt, 
doch mögen sie immerhin — mindestens in der vorliegenden Textgestalt 

— noch um einige Decennien jünger sein. 

Die Acten desNereus und Ach i Heu 8 (Acta SS. Mai. Tom. III 
p. 9 sqq.) enthalten noch einige Erzählungen, welche sicher aus den 
alten Petrusacten geschöpft sind. Dieselben gehören in die Gruppe der 
Wunderwettkämpfe des Petrus mit dem Magier und finden sich zwar 
nicht in unserem Linustexte, der ja nur die Passion des Apostels be- 
handelt, wohl aber in den actus Vercellenses wieder. Doch sind sie 

— so viel sich bei dem vielfach lückenhaften Texte der letzteren 
noch urtheilen lässt — nicht direct aus diesen entlehnt. Dagegen lesen 
wir noch in dem den Acten einverleibten angeblichen Briefe des 
Marc eil us, dem jene Erzählungen entnommen sind, für die weiteren 
Schicksale des Petrus und Paulus eine Verweisung auf die griechisch 
geschriebene, an die Gemeinden des Orientes gerichtete Schrift des 
Linus über die Passion beider Apostel 4 ). Hier verdient es nun Be- 
merkung, dass die Acten genau den Titel wiedergeben, den die beiden 
Passionen des Petrus und Paulus in manchen Handschriften wirklich 
fuhren. Die Worte lauten allerdings so, als wären in der Schrift des 
Linus auch das Zusammentreffen des Paulus mit Petrus in Rom, die 

1) Quellen der römischen Petrussage S. 136 ff. 

2) Vgl. den liber Praedestinatus haer. 86 und dazu meine Bemerkungen 
a. a. 0. 

3) a. a. 0. S. 138. 

4) l AUera die venu Paulus. Quo autem ordine ee videruni et post 
Septem menses conflictum habuerunt cum Simone, quoniam hie fuistis ei 
vidistis oculie verfriß, superfluum habui voe docert, guod nostis, cum 8. Linus 
graeco sermone omnem teatum passionis eorum ad ecclesiae orientales 8cripeü\ 



— 107 — 

Kampfe der Apostel mit Simon und ihre gemeinsame Passion beschrieben 
gewesen. Dies passt aber nicht auf unsre Linustexte. Aber noch 
weniger passt es auf deren ältere Grundschrift, welche die Passion der 
beiden Apostel erst recht nicht als eine gemeinsame behandelt haben 
kann. Am allerwenigsten kann die Rede davon sein , dass der Brief- 
schreiber etwa wirklich den griechischen Text der npdfcu; üixpou vor 
sich gehabt und bereits unter dem Namen des Linus vorgefunden hätte. 
So bleibt doch wol nur die Annahme übrig, dass die Schrift, welche der 
angebliche Marcellus citirt, entweder unser Linustext ist, über dessen 
Inhalt derselbe nur ungenau referirt, oder aber, dass hier irgend ein 
ans Marcellus und Linus combinirter Text zu Grunde lag. 

Der Ursprung der Acten scheint bis ins 5. Jahrhundert hinaufzu- 
reichen ' ). Der heiligen Nereus und Achilleus wird zuerst in dem Elogium 
des Papstes Damasus auf die beiden Märtyrer (bei Gruter inscript. 1171 b , 
wiederaufgefunden von deRossi) gedacht. Einen Säulenschaft mit der 
Darstellung des Martyriums und der Inschrift € Achilleus 9 hat ebenfalls 
de Rossi aufgefunden. Derselbe stammt wol aus dem 5. Jahrhundert. 
Der Cultus der beiden Heiligen wird darnach in den Acten der Synode 
unter Symmachus (499) bezeugt (Mansi conc. coli. VIII, 236 flg.). Die 
alte Kirche San Nereo ed Achilleo, welche unter Leo III. (um 800) ab- 
gebrochen und durch einen Neubau ersetzt wurde , führte früher den 
Namen Titulus Fasciolae, von der fascia oder der Binde, welche dem 
Petrus auf dem Fluchtwege von seinem verwundeten Beine fiel. Dieser 
Name kommt schon in den eben erwähnten Verhandlungen der Synode 
unter Symmachus vor. Gregor der Grosse hielt hier seine 28. Homilie 2 ); 
der Text derselben ist noch jetzt auf der Rücklehne des alten Bischofs- 
stuhles von weissem Marmor eingegraben zu lesen. 

Die Acten des Nereus und Achilleus dürfen wir wol als das älteste 
Zeugnis für das Vorhandensein unsres heutigen Linustextes bezeichnen. 
Zugleich aber beglaubigen sie die Thatsache, dass auch der in die 
passio nicht mit übergegangene Sagengehalt der alten actus Petri dem 
Verfasser des in die Acten aufgenommenen Marcellusbriefes noch wohl- 
bekannt war, und zwar in etwas anderer Gestalt, als er in der kürzeren 
Redaction der actus Petri enthalten ist. 

Die auch in die Acten des Nereus und Achilleus übergegangene 
Notiz, dass Linus die Passion der beiden Apostel griechisch geschrieben 

1) Quellen der römischen Petrussage S. 152 ff. 

2) de Rossi, bulletine 1874 u. 1875; Hasenclever, christliche Prose- 
lyten der höheren Stände im 1. Jahrh. JPTh 1882, S. 262. 

3) Gregor. Magni hom. in evang. II, 28. Opp. ed. Benedict. T. I p. 1566 sqq. 



— 108 — 

und an die Gemeinden des Orientes adressirt habe, kann in dieser 
Form allerdings nur als ein Irrthum bezeichnet werden. Denn das lite- 
rarische Verwandtschaftsverhältnis der passio Petri zu der Erzählung 
bei Pseudo-Hegesipp beweist, dass beide aus einer gemeinsamen latei- 
nischen Quelle geschöpft haben. Diese Quelle selbst aber war, wie wir 
gesehn haben, allerdings kein lateinisches Original, sondern eine Ueber- 
setzung der alten griechischen npi^eiq, Hixpou. Dass diese letzteren 
schon unter dem Namen des Linus umgelaufen wären, ist um so weniger 
glaubhaft, da weder die Actus Petri Vercellenses noch das griechische 
Martyrium, noch auch die orientalischen Versionen diesen Namen kennen. 
Derselbe haftet vielmehr, wie uns schon oben wahrscheinlich wurde, 
ursprünglich nur an dem längeren Texte der Petruspassion 'Post multi- 
rnoda und muUifaria? und wurde von hieraus theils auf den Abdias- 
Petrus, mit seinem Prologe 'Licet plurima\ theils auf die Passion des 
Paulus 'Cum venissent Romam Lucas a Gälatia et Titus a Daltnatid* 
übertragen. Es war nur ein weiterer Schritt, wenn gelegentlich auch 
der Prolog 'Licet plurima' gradezu als ein Brief des Linus bezeichnet 
und mit der Adresse 'Linus episcopus otnnibus ecdesiis salutenC ver- 
sehen wurde. So in cod. Paris. 5347 (vgl. I, 160). Die Vermuthung 
Westerburgs 1 ), dass die Ueberschrift des Linustextes ursprünglich 
'Lini epistula (statt episcopi) de passione Petri (Pauli) tradita 
ecclesiis orientalibus et deinde in latinum conversd* gelautet habe, 
findet durch die Handschriften keine Bestätigung (s. oben S. 87 ff). 
Allerdings bezeichnet die Unterschrift der Actus Vercellenses l explicil 
epistula Sancti Petri cum Simone Mago" diese Schrift wirklich als 
Brief; aber abgesehen davon, dass die Actus selbst keine Briefform 
tragen, wird auch hier Linus nicht als Briefschreiber genannt. Eher 
könnte man auf den weiter unten noch näher zu erwägenden Gedanken 
gerathen, dass der ursprüngliche Text, in welchem Marcellus eine her- 
vorragende Rolle spielt, eben diesen als Verfasser genannt habe. Eine 
Spur davon könnte man theils in dem den Acten des Nereus und Acbil- 
leus eingefügten angeblichen Briefe des Marcellus, theils in dem Um- 
stände erkennen, dass der Name des Marcellus häufig dem lateinischen 
Texte der passio Petri et Pauli ,Cum venisset Paulus Romam con- 
venerunt ad eum omttes Judaei\ zuweilen auch dem öfters als beson- 
dere Schrift abgeschriebenen Hegesippustexte vorangestellt ist. Die 
Bezeichnung der zwei zuletztgenannten Schriftstücke mit dem Namen 
des Marcellus beruht sicher erst auf späterer Uebertragung. In die 

1) Der Ursprung der Sage, dass Seneca Christ gewesen ist (Berlin 1881) 
S. 51. 



— 109 — 

Handschriften der Hegesippustexte , welche diesen Namen tragen, ist 
derselbe erst aus der 'passio Petri et Pauli' herübergekommen; der 
griechische Text der letzteren aber wird in keiner einzigen der mir be- 
kannt gewordenen Handschriften nach Marcellns benannt. 

d. Verhältnis der verschiedenen Texte zn einander. 
ol. Die Texte der passio Petri. 

Was nun das Verhältnis der verschiedenen Texte zu 
einander betrifft, so zeigt zunächst eine Vergleichung des Linnstextes 
der passio Petri l Po$t müllimoda et multifaria' mit dem kürzeren 
Texte des cod. Vercellensis, dass keiner von beiden Texten aus dem 
andern geflossen sein kann, dass dieselben vielmehr zwei völlig unab- 
hängig von einander entstandene Uebersetzungen aus dem Griechischen 
darstellen. Auch wo beide Texte inhaltlich völlig zusammenstimmen, 
weicht doch der lateinische Ausdruck durchgehend ab. Der Sachverhalt 
ist so klar, dass er jedem sich aufdrängen muss. Nur einige Beispiele 
mögen angeführt werden, da der Text von Vercelli noch nicht ver- 
öffentlicht ist. So schreibt z. B. L (Linus) : 'venu ad Pdrum, a quo 
verbum recipiens castae vitae ebc? V (Vercellensis): 'conveniens ad 
Petrum de castiiate servanda 7 . — L: 'repudiavit . . . virile connübiuw! 
V: 'sustülit se a maritö. — L: 'defendere' V: l ulcisci\ — L: 'nolite 
adversum Agrippam saevire et amaro animo in eum esse. Tue 
enim minister est alienae operationis'. V; i nolite furere in Agrippam 
praefectum. Minister est paternae energiae et traditionis\ — L: 
i quia per revelationem a domino Jesu Christo proditum est mihi, 
quod ita esset venturum\ V ; 'hoc auttm quod factum est in me, dominus 
mens ante mihi ostendif. — L : ^sed quia iam moros patior et non 
appropinquo cruciT V: k sed quia dubito et non accedo ad crucem? J 
— L: *o notnen crucis, occultum mysteriumf o gratia ineffabilisf 
in nomine enim crucis pax (e£pifjvi})\ V: omne [1. o nomen] crucis, 
mysterium obscurum I gratia incomparabilis in nomine crucis dieta 
(s{p>jfi£vi})\ — L: l o qui in Christum creditis, non istud sit vobis 
crux quod apparet: aliud est enim quiddam mysticum in hoc quod 
apparet vobis*. V: ^fratres qui in Christo speratis, ne putetis hoc 
esse crucem, quod palam videtur; aliud est autem praeter hoc, 
obscurum et magnum mysterium 9 . — L; ,et nunc maxime qui 
potestis audire in novissima hora vitae huius existente me, omnes 
sensus segregate et animas vestras ab omni quod apparet ad illud, 
quod invisibile est\ V: l nunc maximum [1. maxime] mihi in novis- 



— 110 - 

simo die tneo audite. nolite Iiaec quae oculis videntur humanis, occae- 
care [1. occaecate] octdos et aures vestras ab istis passionibus quae 
palam videtis 1 . — L: 'vos vero fratres, quibus est proprium audire, 
aures cordis apponite et nunc quae annuncianda sunt vobis agnoscite\ 
V: l quibu$ estvoluntas audiendi, audite [quae] Maxime vobis annuntio 
suspensusS — L: 'scüicet omnis naturae mysterium et omnis factae 
constitutionis initium\ V: .'inteUegitis omnis mysterium princi- 
patus quod factum est 1 . — L; f nam primus homo, cuius genus in 
specie ego habeo, misso deorsum capite ostendit et&. V; l primus 
enim homo, cuius ego effigiem sumpsi, capite deorsum missus est\ — 
L; 'non cognoscetis regnum dei. V: t non intrabit[is] in regna cae- 
lorum\ — L; i istam ergo sententiam in me produxi, fratres, et Iiaec 
est figura, qua me pendentem oculi carnales aspiciunt. scema est 
primi hominis 9 . V: 'haec autem Providentia domini ad vos atitdi, 
et Signum, quem [sie] in me conspidtis, ittius corpus est primi hominis 
generatio [1. generati]'. — L : 'crucem qui est constitutus (xeTayiiivoc) 
sermo unus et sdus\ V: c cruci quod est extensum verbum (xeraiiivoc 
X6yoc) unum et solum\ Diese Beispiele , welche sich leicht noch er- 
heblich mehren Hessen, mögen zum Beweise geniigen. An zahlreichen 
andern Stellen lassen die beiden Texte überhaupt gar keine Vergleichnng 
zu, da den ausführlichen Sätzen in L sehr häufig nur wenige Worte in 
V entsprechen. 

Hiernach kann weder davon die Rede sein, den Linustext als Ueber- 
arbeitung, bez. Erweiterung des textus Vercellensis , noch umgekehrt 
diesen als Verkürzung von jenem zu betrachten. Beide gehen vielmehr 
völlig unabhängig von einander auf das Griechische zurück. Das 
ursprüngliche Wortgefuge der 7Epi£eLt TLixpou kann nun aber in keinem 
der beiden Texte völlig treu erhalten sein. Im Ganzen und Grossen 
wird sich behaupten lassen, dass L dem griechischen Originaltexte un- 
gleich näher steht als V. Doch fehlt es auch in L nicht an Inter- 
polationen; hie und da finden sich auch dogmatische Aenderungen und 
einzelne Einschiebsel, welche wol erst der Reflexion eines späteren 
Bearbeiters ihre Entstehung verdanken. 

Ein Beispiel von Interpolation scheint mir jetzt sicher in dem Ab- 
schnitte über die Bekehrung des Processus und Martinianus vorzuliegen. 
Derselbe unterbricht zunächst den Zusammenhang. Er ist mitten ein- 
geschoben in einen Abschnitt, in welchem vorher die Bitten des Mar- 
cellus und der Brüder, der Jünglinge und Matronen, nachher die Bitten 
der Wittwen, Waisen und Greise, Petrus möge sich durch die Flucht 
seinen Verfolgern entziehn,- erwähnt werden. Es ist nur eine nach- 



— 111 — 

tragliche Ausgleichung verschiedner Erzählungsstoffe, wenn auch den 
Soldaten Processus und Martinianus, welche den Apostel im Gefangnisse 
bewachen, die gleichen Bitten in den Mund gelegt werden. Denn nun 
mus8te die ganze Taufgeschichte beider Soldaten in Form einer ziemlich 
ungeschickt eingefügten Episode erzählt und diese Erzählung den Beiden 
selbst in den Mund gelegt werden. Hiermit stimmt, dass nur hier der 
mamertinische Kerker als die Stätte, wo Petrus gefangen sass und 
Paulinus als der mit der Obhut des Gefangenen betraute Beamte be- 
zeichnet wird ' ). Auch der Name Martinianus und der Titel } magistrianus J 
weist auf spätere Zeit 2 ). 

Eine Reihe von weiteren Spuren einer späteren Hand sind von 
mir grössfentheils bereits an anderem Orte zusammengestellt worden 3 ). 
So die jetzt in den Linustext eingetragenen katholischen Lehren von 
der Trinität, von der wahren Gottheit und wahren Menschheit Christi, 
vom Messopfer, von der Heilsvermittelung durch die Kirche, insbesondre 
auch die Formeln des nicänischen Glaubensbekenntnisses 4 ). Ferner ge- 
hört hierher die mehr oder minder durchgreifende Revision, welche die 
ziemlich zahlreichen Bibelstellen nach dem Texte der Vulgata erfahren 
haben 6 ), wenn auch daneben noch manche ältere Lesart, namentlich 



1) Meine früheren Bemerkungen (Quellen der röm. Petrussage S. 128. 129), 
dass erst die Acten des Processus und Martinianus den Kerker ausdrucklich 
als custodia Mamertina bezeichnen, desgl. dass der Beamte, dem die Bewachung 
des Petrus anvertraut gewesen, nur in den genannten Acten Paulinus, bei Linus 
dagegen Flautinua heisse, erledigen sich durch Vergleichung der Handschriften. 
Hiernach ist Mamertina vor custodia von Faber Stapulensis weggelassen, Flau- 
Hnus aber ein einfacher Druckfehler der späteren Ausgaben. 

2) Der a. a. 0. 8. 138 Anm. besprochene Ausdruck i magistrian€ findet 
sich nicht nur in den Acten des Processus und Martinianus, sondern auch bei Linus, 
wo erst Faber 'cum reliquis magistratibus' statt 'magistrianis* geschrieben hat. 

3) a. a. 0. S. 119. 128. 

4) Processus und Martinianus werden tri sanctae trinüatis nomine ge- 
tauft; in der Rede des Petrus vom Kreuz herab wird Christus zuerst deus 
veruSj bald nachher deus et homo genannt und in dem hierauf folgenden Ge- 
bete an Christus lesen wir: 'quia nos ex Adam puri homines et peccatores 
nati sumus, tu vero ex deo deus et lux vera de vero lumine ante omnia sae- 
cula, in fine saeculorum pro hüminibus homo sine contagione hominis fieri 
dignatus, redemptor hominis gloriosus existis*. Im Kreuzgebete lesen wir l o 
crux, quae cotidie carnes immaculati agni fidelibus dividis populis, et dira 
serpentis veneria poculo salutari depeUis: o crux, quae pacem cotidie 
terrenis cum caelesttbus operaris et mediatoris mortem, qui a mortuis resur- 
rexit et tarn non moritur, aeterno patri, ecclesia pro filiis agente, se- 
dulo reparas\ 

5) Die betreffenden Citate habe ich zusammengestellt a. a. 0. S. 119. 



— 112 — 

auch die eine und die andre aus unkanonischen Evangelien entnommene 
Stelle stehen geblieben ist. 

Von dem Redactor, welcher die passio aus dem alten lateinischen 
Texte der Actus Petri herauslöste, um sie als selbständige Schrift in Umlauf 
zu setzen, rührt jedenfalls die jetzige Einleitung her, welche auf die früheren 
Wunderthaten des Petrus und seine Kämpfe mit dem Magier Simon 
und „andern Herolden des Antichrists", von denen jedoch sonst nichts 
bekannt ist, Bezug nimmt 1 ). Der ursprüngliche Text der passio beginnt 
erst mit den Worten 'cum esset ezultans in domino beatus Petrus 
et gratias agens noäe ac die cum fratribus, in turba venientium 
ad fidem domini nostri Jesu Christi*' 2 ). Die folgenden Sätze scheinen 
wenigstens zum Theil ebenfalls dem Redactor anzugehören ; wenigstens 
fallen solche allgemeine Reflexionen, wie sie uns hier begegnen, aus 
dem sonstigen Stiicharakter der passio merklich heraus 3 ). Vielleicht hat 
hier im ursprünglichen Texte nur die Angabe gestanden, dass Petrus 
ein enthaltsames Leben gepredigt und bei vielen römischen Matronen 
mit seiner Predigt Anklang gefunden habe, so dass dieselben das Ehe- 
bett ihrer Gatten verliessen. Sicher original dagegen , wenn auch mit 
einigen amplificirenden Zusätzen im Geschmacke des Redactors ver- 
mehrt, sind die folgenden Worte, welche die Gefangensetzung des 
Apostels durch Nero berichten 4 ). Erst hierdurch ist die Scenerie vor- 
bereitet für die folgende Erzählung von den vier Concubinen des Agrippa, 
welche den Petrus im Kerker besuchen. Hier treffen beide Recensionen 
der Passion wieder zusammen. 



1) 'Post muUimoda et mxdtifaria viae vitaeque saiutaris documenta et 
exitnia atque celeberrima miraculorum ostensa, seu adversa immo diversa cum 
Simone mago aliisve quam plurimis antichristi praeconibus pro nomine veri 
Christi certamina, post passionum quoque muUiplicium et flageUorum acerbi- 
tatum et carcerum squalorem horrificum, cum esset exultans Petrus etc\ 

2) Vgl. dazu den obenS. 96 flg. angefahrten kürzeren lateinischen Text 
und den Eingang des text Patmensis : IUxpog 6 dwiöoxoXog $jv 4v xfl 'Pcojig ol^clX- 
Xitiiisvog [iexa xöv dtdeXqp&v lizl [1. £v] xq> xuptcp vuxx&g xal fftiipotc iftl x$ öx*V 
x$ xoc$-T}ii&ptv$ x$ TCpoaayojJidvq) xcj> dvöjiaxt *$ bfitp Z Ü X0 '3 xupCou X*P tTt * 

3) Firnis enim dbundanter et supereminenter urbs orbi pradata, mente 
se in fastum elationis extulerat et iccirco, ut solet in opülentia et inerti secu- 
ritate, indecenti luxu dominäbatur. persaepe namque übt est elatio mentis, se- 
quitur contumelia carnis\ 

4) l Sed cum tarn tempus appropinquaret , quo fides beati apostoli et 
labores remunerari deberent, praeveniens perditionis Caput scüicet antichristus 
Nero, consummata iniquitas, artari eum et in custodia squalidissima com- 
pedibus vinciri iussit\ 



— 113 — 

Für die Abfassungszeit dieser Redaction ist eine unterste 
Zeitgrenze durch ihre Benutzung in dem sogenannten Abdiastexte ge- 
geben. Sie kann hiernach nicht später als um die Mitte des 6. Jahr- 
hunderts entstanden sein. Der terminus a quo ist nach den oben zu- 
sammengestellten Zeitspuren der Anfang des 5. Jahrhunderts. Etwas 
enger würde der hiernach für die Entstehung des Linustextes übrig- 
bleibende Zeitraum von c. 400—550 sich eingrenzen lassen, wenn die 
Benutzung desselben in den katholischen rcpd^eiG Ilexpou xal IlauXou 
sich wahrscheinlich machen Hesse, deren lateinische Redaction, der so- 
genannte Marcellustext, selbst schon bei 'Abdias' benutzt ist. Indessen 
wird eine nähere Untersuchung dieses Textes zwar die Benutzung der 
alten gnostischen Petrusacten, aber keineswegs mit gleicher Sicherheit 
die Benutzung unsres Linustextes beweisen. 

Der Ort der Abfassung ist jedenfalls Rom. Dies beweisen 
schon Ausdrücke wie l urbs* für Rom ohne jeden nähern Zusatz, L urbs 
aeterno?, der Titel 'praefectus urbi$\ neben Bezeichnungen wie 'sanetus 
rüus Romanus' und genaueren Lokalbestimmungen, wie die 'custodia 
Mamertina\ das schon zur Zeit der Republik bekannte römische Staats- 
gefangnis mit dem wunderbar aus dem Felsen entspringenden Quell, 
ferner die Richtstätte des Petrus 'locus qui vocatur Naumachiae iuxta 
obeliscum Neronis in monte* u. a. m. 

Im Vergleiche mit dem Linustexte (L) stellt nun aber die in dem 
cod. Vercellensis (V), in dem griechischen Martyrium des cod. Pat- 
mensis (P), in der kirchenslavischen Version (S) und beim Aethiopier 
(A) enthaltene kürzereRedaction deutlich als ein abgerissenes, zum 
Theil bis zur Unverständlichkeit abgekürztes Excerpt eines weit ausführ- 
licheren Textes sich dar, der in der weiteren Redaction im Ganzen und 
Grossen noch ungleich vollständiger erhalten ist. Die Untersuchung des 
Sachverhaltes wird leider sehr erschwert durch die arg verstümmelte 
Gestalt, in welcher der kürzere lateinische Text in dem einzigen auf uns 
gekommenen Codex erhalten ist. Da indessen die drei andern Zeugen 
des kürzeren Textes im Wesentlichen — wenn auch mit zahlreichen 
Abweichungen im Einzelnen — dieselbe Recension bieten, so lassen diese 
sich überall, wo V lückenhaft ist, zur Ergänzung herbeiziehn. 

Wie bereits bemerkt, bietet V die passio als Schluss eines grösseren 
Ganzen, welches vorher die Wettkämpfe des Petrus mit dem Magier und 
des letzteren elendes Ende behandelt hat. Unmittelbar an die Geschichte 
von Simons Sturz und Tod reiht sich ohne jeden Absatz und ohne neue 
Ueberschrift die passio des Petrus: ( Petrus autem Eoinae morubatur 
mm fratribus gloriosus in dominö*. Ohne dass nun von seiner Ge- 

Lipsinfi, Apostelgeschichten. IT, 1. 8 



— 114 — 

fangensetzung das Mindeste berichtet würde, reiht sich an die Eingangs- 
worte sofort die Erzählung von dem Besuche der hier nicht mit Namen 
genannten Concubinen 1 ) desAgrippa, der Oattin des Aibinus und andrer 
Frauen bei Petrus. Man muss nach dieser Darstellung annehmen, dass 
Petrus bis zu seiner Flucht aus Rom auf freiem Fusse gewesen ist, 
während der Linustext den Apostel die zahlreichen Besuche im Kerker 
empfangen lässt. Auch P S und A setzen dieselbe Situation wie V voraus; 
Petrus kehrt von der Flucht „zu den Brüdern" zurück und wird, wäh- 
rend er sich noch mit ihnen unterredet , ergriffen und vor Agrippa ge- 
führt. (In V fehlt die Parallelstelle.) Folgerichtig fehlt auch in der 
kürzeren Recension der von L berichtete Zug, dass dem Apostel auf der 
Flucht die Binden von dem durch die Fesseln verwundeten Beine ab- 
gefallen seien. Schon hier scheint die ausführlichere Darstellung sich 
als die relativ ursprünglichere zu verrathen, gesetzt auch, dass die älteste 
(ebionitische) Erzählung die Gefangensetzung des Petrus nicht auf Nero, 
sondern auf Claudius zurückgeführt hat. Der ausführlichere Text blickt 
noch durch in der im kürzeren Texte stehengebliebenen Notiz am Schlüsse, 
dass Nero über die ohne sein Vorwissen erfolgte Hinrichtung des Petrus 
erzürnt gewesen sei, weil er ihm eine noch weit grausamere Strafe zu- 
gedacht. Denn dies setzt doch die vorhergegangene Gefangensetzung des 
Apostels durch den Kaiser voraus. Die Aenderung in der kürzeren Re- 
cension ging, wenn sie überhaupt eine beabsichtigte ist, wol aus der 
Voraussetzung hervor, dass ein Gefangener schwerlich so zahlreiche 
Besuche im Kerker empfangen haben könne. Indessen bewährt diese 
Reflexion sich andern gnostischen Texten gegenüber keineswegs: so 
verlegen z. B. auch die Acten des Thomas zahlreiche Zusammenkünfte 
und Gespräche in den Kerker des Apostels. 

Im weiteren Verlaufe der Erzählung bietet L mit ganz vereinzelten 
Ausnahmen die detaillirtere Darstellung. Um von Allem abzusehen, 
was als blosse Amplificirung einer gedrängteren Darstellung betrachtet 
werden könnte, so erscheint schon die Reihenfolge der Vorgänge, welche 
der Flucht des Petrus vorhergehn, in L besser geordnet als in V und P S. 
Nachdem der Präfect Agrippa schon durch die Weigerung seiner Con- 
cubinen, sich ihm ferner hinzugeben, aufs Aeusserste gegen Petrus als 
den Urheber dieser Weigerung ergrimmt ist, muss ein Freund des 
Kaisers , Aibinus , an seiner Gattin Xantippe die gleiche Erfahrung 



1) PS nennen sie etwas abweichend von L "AYPtraiTva, Ntxapia ( Aap£a S), 
EücpyjiiCa, Aöptg. Die Weglassang in V erklart sich wol einfach aus der Lücken- 
haftigheit dieser Handschrift. 



— 115 — 

machen und ruft die Hilfe des Präfecten gegen den Apostel an. Agrippa 
erwidert, ihm selbst sei dasselbe, ja noch Schlimmeres wiederfahren. 
Nach einem abermaligen vergeblichen Versuche des Albums, die Xan- 
tippe zur Erfüllung ihrer ehelichen Pflicht zu bewegen , sinnt derselbe 
über Mittel und Wege nach, gemeinsam mit Agrippa den Petrus zu ver- 
derben. Xantippe meldet diese Anschläge durch einen zuverlässigen 
Boten dem Petrus und giebt auch dem Marcellus 1 ) und den Brüdern 
hiervon Kunde. Tags darauf treten in voller Senatsversammlung meh- 
rere Senatoren mit denselben Beschwerden über den Apostel auf, welcher 
die Frauen ihren Männern abspenstig mache. Ihre Worte erregen in 
der Versammlung einen Tumult; Agrippa aber ist sehr erfreut darüber, 
dass sich ihm dadurch Gelegenheit bietet, seinen Zorn gegen Petrus 
durch ein förmliches Einschreiten des Senates befriedigt zu sehn. Auch 
dies wird durch schnelle Boten, die diesmal von einigen gläubig gewor- 
denen Senatoren abgeschickt werden , dem Petrus überbracht, und nun 
beginnen die Versuche des Marcellus, der Brüder, Matronen u. s. w., den 
Apostel zur Flucht zu bestimmen. Der kürzere Text lässt dagegen 
auf die Erzählung von dem Zorne des Albinus über die Weigerung seiner 
Gattin ihm zu Willen zu sein, sofort die allgemeine Angabe folgen, uass 
auch viele andere Frauen aus Liebe zur Enthaltsamkeit sich von ihren 
Männern und umgekehrt auch viele Männnr von ihren Frauen abge- 
sondert hätten. Hierüber sei ein grosser Tumult in Rom entstanden. 
Nun erst folgt das in directer Rede eingeführte Gespräch zwischen 
Albinus und Agrippa: die Beschwerde des Albinus beim Präfecten, des 
letzteren Antwort, die Aufforderung des Albinus an Agrippa, sich und 
Andre in derselben Weise Gekränkte durch Beiseiteschaffung des Petrus 
zu rächen. Xantippe meldet die Anschläge dem Petrus, damit er Rom 
verlasse, und die übrigen Brüder vereinigen sich mit Marcellus in der 
gleichen Bitte. Hier zeigt doch eine einfache Zusammenstellung beider 



1) Die Person des Marcellus wird in L mit den Worten eingeführt: 
i MarceUo nthüominu8 9 Marti praefecti fUio, qui postquam Simonis magi pesti- 
feram doctrinam averterat, apostolo fideliter et utüiter in cunctis adhaeserat\ 
Wie die Actus Vercellenses zeigen, war die Vergangenheit des Marcellus in 
den der passio vorangehenden Stücken der rcpdgaig näher besprochen. Bei 
Loslösung der passio von der vorangegangenen Erzählung wurde bei Pseudo- 
Linas die Einschiebung obiger orientirender Bemerkungen nothwendig. Bei P 
wird Marcellus, obwol im Vorhergehenden von ihm nicht die Rede war, wie 
eine bekannte Person eingeführt. Der hier vorliegende Text der passio ist 
also keine Bearbeitung der npdgstc, sondern lediglich der vom ganzen Werke 
losgerissene Schluss. In V fällt hier grade die grosse Lücke ein, so dass sich 
nicht sehn l&sst, ob und in welcher Weise hier des Marcellus gedacht war. 

8* 



— 116 — 

Berichte, dass die Darstellung in VP durch Weglassung verschiedener 
Detailzüge undurchsichtiger geworden ist. So ist namentlich der „Tumult" 
in L weit besser als in VP motivirt , und dasselbe gilt von der Bitte 
des Marcellus und der Brüder. 

Im Folgenden fällt die grosse Lücke in V ein. In L folgen längere 
Gespräche der Gläubigen mit Petrus, welche alle ihn zur Flucht zu be- 
stimmen suchen ; die einzelnen Gruppen, welche jede mit ihrer beson- 
deren Bitte an den Apostel sich wendet, werden specialisirt. P begnügt 
sich, in zwei kurzen Sätzen die Gespräche summarisch zusammenzufassen. 
Auch die Flucht des Apostels ist weit kürzer in P erzählt. Nach L 
gibt Petrus endlich mit der Bemerkung nach : 'Nemo vestrum veniat 
mecum; ego solus mutato scemate pergam\ In der nächsten Nacht 
nimmt er nach einem gemeinsamen Gebete von den Gläubigen Abschied, 
segnet sie und begiebt sich allein auf den Weg. Während er geht, fallen 
ihm die Binden von dem durch die Fesseln verwundeten Bein. Von dem 
Allen enthält P wieder nur den Entschluss des Apostels, den Bitten der 
Gläubigen nachzugeben und die ohne jede Nebenumstände erzählte 
einsame Flucht, letztere durch die nachträglich hinzugefügten Worte 
erläutert S^XO^ev jiovog efotkv" M^Selg öjiöv ISepx^afrü) aüv i|xoi, 
äXX' l^epxo(iai (i6vog, [iexapicpiaaas xb <r/f\\L(i. |xou. Die Begegnung 
des Herrn wird in beiden Texten übereinstimmend erzählt, doch fehlt 
in P die Antwort des Apostels Nomine revertar et sequar te\ Auch 
die Reflexion des Petrus nach der Rückkehr Christi zum Himmel über 
die Bedeutung der zu ihm gesprochenen Worte des Herrn l ) wird anders 
und kürzer erzählt. Dasselbe gilt von den Worten, mit denen der 
Apostel, nachdem er reumüthig nach Rom zurückgekehrt ist, den 
Brüdern seine Erlebnisse auf der Flucht berichtet. Doch findet sich 
auch in P in der Rede des Petrus der Gedanke, dass der Herr wachsen 
lassen werde, was er gepflanzt hat, wie denn überhaupt in den Reden 
und Gesprächen in P uns kein Gedanke begegnet, der nicht auch in L 
aufbehalten wäre. 

Es folgt die Gefangennahme und die Abfuhrung vor Agrippa, Ver- 
hör und Verurtheilung. Hier ist der Text in P sehr abgerissen. Wäh- 
rend in L ein nicht näher bezeichneter Hieros 2 ) mit vier apparitores und 
zehn anderen Männern den Petrus ergreift, ist in P von IspoitoXitai 

1) Es sind dies die Worte l inteUexü de sua dictum passione — cele- 
brüate\ welche fast .wörtlich bei Pseudo-Hegesipp wiederkehren. 

2) So hat Faber Stapulensis und das Apographon des Holstenius. Die 
Pariser codd. lesen Heros* \ 'Heros* ist erst Aenderung in den sp&teren 
Drucken. 



— 117 — 

Tiaaapeg (lepog xal rcoXlxat x£aaape^?), in A von „vier Soldaten aus 
dem Volke", in 8 einfach von Soldaten die Rede. Das Verhör wird gar 
nicht, die Vernrtheilnng sehr summarisch berichtet ; der Schlnss des Ab- 
schnitts kommt mit L näher zusammen, ist aber ohne den Text von L 
unverständlich l ). Der Volksauflauf, welcher in Folge der Verurtheilung 
entsteht, wird theilweise wörtlich wiedererzählt, auch in der Rede an das 
Volk finden sich trotz ihrer weit grösseren Kürze Berührungen, wobei es 
Bemerkung verdient, dass der Hinweis des Petrus auf die von ihm 
vollbrachten Wunder und Heilungen aus einem späteren Orte herauf- 
genommen ist. L weiss von zwei Ansprachen des Apostels an das Volk: 
der einen auf dem Todeswege, auf weichem er, um den Tumult zu be- 
schwichtigen, an einem erhöhten Platze Halt macht ; der anderen, nach- 
dem er an der Richtstätte angelangt ist, um das Volk zu mahnen, sein 
Opfer nicht zu verhindern und gegen Agrippa, der nur das Werkzeug 
einer fremden Gewalt sei, keine rachsüchtige Gesinnung zu hegen. Der 
kürzere Text, zu dessen Zeugen hier auch V wieder hinzutritt (von den 
Worten an l [ma)nete itaque advenientetn eutn 1 p. 367 r , 1 = ÖTCOjicCvaxe 
ocöx&v epx6(ievov p. 92, 23) begnügt sich mit einer einzigen, an der 
Richtstatte gehaltenen Ansprache. Dieselbe beschränkt sich auf eine 
Erinnerung an die von ihm vollbrachten Wunder und einen Hinweis auf 
die göttliche Vergeltung, woran sich die Bemerkung schliesst, dass 
Agrippa nur als Werkzeug seines Vaters des Teufels handle und dass alles 
so geschehe, wie es der Herr dem Apostel zuvor offenbart. In beiden 
Texten folgt nun das Kreuzgebet, theilweise wörtlich übereinstimmend, 
in L mit katholischen Zuthaten (s. oben S. 111), in VP verkürzt, sowie 
der Hinweis von dem sinnlich wahrnehmbaren Kreuze auf das dahinter 
verborgene unsichtbare Geheimnis, das Mysterium des Heils, welches 
durch Christus vollbracht ist. Hier weichen die Zeugen des kürzeren 
Textes theilweise unter einander nicht unbeträchtlich ab. Im Ganzen 
und Grossen sind in diesen letzten Redestücken die wörtlichen Be- 
rührungen des ausführlicheren und des kürzeren Textes häufiger; ganze 
Stellen stimmen ganz oder beinahe wörtlich überein. 

Die Aufforderung an die Henker, nicht länger zu zögern, fehlt in 
VP, wo nur die Bitte erhalten ist, ihn mit dem Kopfe nach unten zu 
kreuzigen. Nachdem dies geschehen ist, berichtet L zuerst eine kurze 
Anrede an das Volk, welche Bezug auf das Mysterium des Kreuzes 



1) KaxsTvog Cid ttjv vöoov auxoO in otXxlq. &&edxigTOC ixiXsuoav 
aöröv araop»^H)vat P fttnc praefectus morbo incontinentiae suae praetendens 
wperttiiionis accusationem, crucifigi apotfolum iussiV L. 



- 118 — 

nimmt, und mit der Bitte an Christas schließet, auch dem gläubigen 
Volke das Verständnis dieses Mysteriums zu eröffnen. Alsbald eröffnet 
Gott die Augen der Trauernden : sie sehen Engel mit Kränzen von Rosen 
und Lilien stehn ; auf dem Scheitel des aufgerichteten Kreuzes erblicken 
sie den Apostel aufrechtstehn und ein Buch von Christus empfangen, 
aus denen er die Worte abliest, die er zu ihnen redet. Da wird ihre 
Trauer plötzlich in Frohlocken verwandelt, während die Henker vor 
Staunen über diese Veränderung sich eiligst entfernen. Nun folgt die 
Verkündigung des mysterium crucis, zuerst in Form eines (katholisch 
interpolirten) Gebetes an Christus, dann in einer längeren, belehrenden 
Anrede an das Volk. Der kürzere Text hat von dem Allem nichts als 
die letzte Rede an das Volk übrig behalten, mit einigen Reminiscenzen 
an Worte des zwischen beiden Anreden mitten inne liegenden Gebets, was 
um so leichter thunlich erschien, als die Hauptgedanken in L wenn auch 
in modificirter Gestalt sich wiederholen. Besonders bemerkenswerth ist, 
dass die für den gnostischen Geschmack des ursprünglichen Erzählers 
so charakteristische Visionsgeschichte im kürzeren Texte gestrichen 
wurde. Auf die Rede folgt das in beiden Texten ziemlich genau über- 
einstimmende und nur gegen den Schluss hin differirende letzte Gebet 
an Christus, das Amen des Volkes und der Tod des Apostels. 

Der Schluss der passio enthält noch einige schlagende Belege für 
den epitomatorischen Charakter des kürzeren Textes. Nachdem zuerst 
die Bestattung des heiligen Leichnams durch Marcellus — nach der 
Darstellung von L mit mehr als königlicher Verschwendung ') — be- 
richtet ist, folgt die demselben Marcellus, da er in der folgenden Nacht 
am Grabe des Petrus wacht, zu Theil gewordene Erscheinung des Apostels. 
Aus derselben ist im kürzeren Texte ein einfaches Traumgesicht ge- 
worden, welches Marcellus nach seinem Erwachen den Brüdern erzählt 2 ). 
Ebenso ungeschickt abgekürzt ist die Nerogeschichte am Schluss. Der 
Zorn Nero's über die angeblich viel zu milde Todesart des Apostels ist 
nur in L durch die dem Petrus beigemessene Schuld an der Ver- 



1) Nach L verbraucht Marcellus nicht weniger als 1500 Minen Mastix 
und Aloe, dazu Myrrhen und anderweite köstliche Specereien ebenfalls im Be- 
trage von 1500 Minen. Der kürzere Text thut es mit 50 Minen Myrrhen (V) 
oder Mastix von Chios (P); gar nichts über das Quantum gibt A an, wogegen 
S dasselbe wieder beträchtlich vermehrt (250 Minen weissen Weihrauch, 318 
Maass Myrrhen, dazu an Alo€ und andren Specereien 70 Minen). 

2) P p. 96, 3 sqq.: 6 bk üitpoc [vuxx&g] Mapx£XXq> ftniox&c 6X«y«v xxX. 
lin. 9: 6 8& MdpxsXXog diüitviatalc toQ Uiipou ?öv ip.qpaviop.dv xoTg dSsXqpotc 
ÖiyjyijoaTo. Eben so, so weit der Text sich noch entziffern l&sst, auch V. 



— 119 — 

unglückung Simons, nicht aber in dem kürzeren Texte motivirt, in 
welchem man gar nicht begreift, warum dem Nero die verhängte Strafe 
nicht hart genug ist. . Von geringer Bedeutung ist die Differenz, dass 
Nero nach dem längeren Texte den Agrippa entsetzt, nach dem kürzeren 
sich begnügt, eine Zeitlang nicht mit ihm zu reden. Den effectvollen 
Schluss des Ganzen bildet in beiden Texten die drastische Geschichte 
von den Prügeln, durch welche Nero von der weiteren Christenverfolgung 
abgeschreckt wird. Doch weiss nur der ausfuhrlichere Text zu erzählen? 
dass Petrus selbst dem Nero erschienen und seine handgreifliche Züch- 
tigung angeordnet habe. 

Dagegen verdient noch besonders Beachtung ein Zusatz des kürzeren 
Textes zur Marcellusgeschichte. Hier berichten beide Texte, wie der 
Glaube der Brüder in Folge der dem Marcellus gewordenen Erscheinung 
des Petrus gestärkt worden sei. Nur der kürzere aber fügt noch weiter 
hinzu, auch Marcellus selbst sei noch mehr im Glauben gestärkt worden 
„bis zu der Ankunft des Paulus in Rom". Mit diesen Worten 
ist der Anfang der Actus Vercellenses zu vergleichen. Dieselben be- 
ginnen mit den letzten Thaten des Paulus während seines ersten römi- 
schen Aufenthaltes und seiner Abreise nach Spanien. Die kürzere 
passio gehört also ursprünglich einem Texte an, welcher die letzten 
Geschicke der beiden Apostel zu einem schriftstelleri- 
schen Ganzen verarbeitete. Während aber die bei Pseudo- 
Hegesipp vorliegende Bearbeitung durch allerlei Interpolationen der 
älteren Petrusacten es erreicht, die beiden Apostel gemeinsam in Rom 
auftreten, kämpfen und sterben zu lassen, behandelt diese Redaction 
zwar die Passionen der beiden noch völlig getrennt, stellt aber eine 
äusserliche Verbindung dadurch her, dass sie, um den Petrus allein in 
Rom auftreten zu lassen, den Paulus vorher entfernt, und umgekehrt 
nach dem Tode des Petrus seinen Mitapostel nach der Welthauptstadt 
zurückkehren lässt, um daselbst ebenfalls das Martyrium zu leiden. 

Was nun speciell das Verhältnis der verschiedenen Zeugen des 
kürzeren Textes zu einander betrifft, so treten V und P so nahe zu- 
sammen, dass eine gemeinsame Urschrift ausser allem Zweifel steht, 
obwol keiner von beiden Texten direct aus dem anderen geflossen sein 
kann. Die Frage ist nur, ob etwa in P das griechische Original von V, 
wenn auch in einer etwas anderen, von V öfters abweichenden Redaction 
erhalten ist, oder ob umgekehrt P eine Rückübersetzung aus einem mit 
V nahe verwandten lateinischen Texte ins Griechische darstellt. Eine 
Reihe von Gründen, welche ich in der praefatio zu meiner Ausgabe des 
Patmostextes für die Annahme angeführt habe, dass P eine Rück- 



— 120 — 

Übersetzung aus dem Lateinischen sei, kommt wenigstens für das 
(lapxuptov TLixpox) durch eine Vergleichung mit dem Text von Verceili 
in Wegfall. Der ungelenke Stil und die ungeschickte Composition kann 
nicht mehr als Beweis für jene Annahme geltend gemacht werden ; denn die 
Sprache in V ist noch ungleich holperiger als im griechischen Text, die 
Darstellung ist ebenso abgerissen und plump wie dort. Im Vergleich 
mit L bietet der Text von VP ein ungeschicktes, zuweilen bis zur Un- 
verständüchkeit verstümmeltes Excerpt. Daraus folgt aber noch nicht, 
dass dieser Auszug ursprünglich aus dem lateinischen Texte genommen 
sein muss; er könnte ja ebensogut aus dem Griechischen veranstaltet 
worden sein. Dann hätte L das ursprüngliche Wortgefoge des grie- 
chischen Originals, V dagegen ein in P in etwas anderer Redaction noch 
aufbehaltenes Excerpt aus den rcpocljeig IUxpou ins Lateinische über- 
tragen. 

Um diese Frage zu entscheiden, sind zunächst eine Reihe von 
Stellen heranzuziehen, in welchen der kürzere und der längere Text 
ziemlich genau übereinstimmen. 

1 p. 90, 2 

L P V 

cum esset exültans in Uixpo<; . . . ^v iv xfl Petrus autem Romae 
domino beatus Petrus T&jifl dyaXXcobjxevo^ morabatur cum fra- 

tribus gloriosus in do- 
mino 

2 1. 7 

audientes . . . castitatis ixououaat x6v rfjc audientes castüatem 
sermonem iyvefac X6yov debere observari 

3 1. 9 

pactum consilii alter- auvöi[i£vat dXXjjXaig conlocutae inter se 
utrum inierunt 

4 1. 10 

molestabantur esse sub ^voxXoövto öit' aötoO cum Ulis molestus esset 
thoro Agrippae 

5 1. 21 

* 

repudiavit virile con- toö 'AXßJvou iniovr^ sustülit se a marito 
nubium 



— 121 — 

L P V 

6 p. 92, 24 

nclite adversus Agrip- npb$ x&v 'Aypficrcav ndite furere in Agrip- 

pam saevire et amaro |i9) mxpaCveofte patn praefedum 
animo esse 

7 1. 26 

per revelationem a do- xal tcgEvtcdc xoöxo yl- hoc autem quod fac- 

mino Jesu Christo pro- vexat xoö xopfoo qpave- tum est in me y domi- 

düutn esse mihi quod p<{>aavx6s fiot xb auji- nus meus ante mihi 

ita esset venturum ßatvov ostendü 

8 1. 27 

sed gtiid iam moros 4XX& xl |i£XXa> xal oö sed guta dtt&ifo et non 

potior et non appro- 7tp6aei|u t$ axaopcp; aceedo ad crucem? 
pinquo ad crucem? 

9 1. 28 sq. 

o nomen crucis, oceul- & 8vo|ia axaupoö, o nomen crucis, myste- 
tummysterium! ogra- nuaxVjptov dnöxpuqp ov ' riwm oftsctmim: (/ra- 
tio ineffabüis! in na- & x^P'C 4v£x<ppaaxo$ fta incomparabilis in 
mine enim crucis pax inl <$v6|xaxt axaupoö nomine crucis dicta 

10 p. 92, 30 — 93, 2 

ütm potior tui ßta£o|xa£ ae v0v npÖ£ adprehendo te nunc 

causa et iam nunc x$ x£Xei xfjs ivO-ccSe ad consummationem 

in finitima absolutione Xuaecog uTcapytav 8axt$ Äwius Joci (xfjc 4vO*a- 

(Jvx^jiYyögdvaXöaet?) rf 87]X&aaC ae" oöx 8e xaxaXäaeü>£?), won 

existens non quiescam ^peji(aa) xb TiaXat jie- abscondo quod olim 

manifestare de cruce (iox&£ xf cJ>uxtS V>°v optabam[occuttabam?] 

occuttumdeimysterium xal xpunx6fievov xoö erweis mysterium frui 

quod olim clamavü axaupoO xö jiuaxVjptov 
[1. edavit] animo mea 

11 p. 93, 6 

et nunc maxime qui xal vOv (idXiaxa, Sxi nuncmaximum[\.ma- 

potestis audire in no- 86vaafre oE Suvifievoi arfme] mihi in novissi- 

mssima hora vitae hu- dxoöaai 4v IoxAxiq mo die meo audüe. 

ins existente me, omnes Spqc xal xeXeuxafy xoO nolite haec quae ocutis 



— 122 — 

L P V 

sensus segregate et ß(ou örcipxovxöc fiou, videtishumanis t occae- 

animasvestrasab omni ixouaaxe* 7iavt6c afa- care [1. occaecate] ocu- 

quod apparet ad istud frrjXTjpfou xwpfaaxs xdbc los et aures vestras ab 

quod invisibile est £aux&v <]>ux^€? rcavx&s istis passionibus quae 

<patvo(i£voo ja*] 8vxo$ pdLam videtis 

4X7)9-00; 

12 1. 11 sq. 

ef seines quod in xal yvüxjeafre x& rapl sed in natüiam vestri 

Christo per crucem XpiaxoO yeyovoxa xal sit permanere [1. jper 

factum est salutis my- xb 8Xov xi)g atoxTjpfac crwccm] fofwro myste- 

sterium öjiöv jxuax^ptov rtwm tnfcie aeternae 

13 1. 19 sq. 

vosvero,fratres,quibus ävSpeg, o?c laxiv F8tov quibus est vduntas 

est proprium audire^ xö dbcoueiv, JvtoxfaaaS'e audiendi,audüe[quae] 

aures cordis apponite & vOv fiaXtaxa ufAtv maxime vdbis annun- 

et nunc quae annun- 4vayyeXfi> dvaxexpa- cio suspensum [1. sus- 

iianda sunt vdbis agno- (livo; pensus] 
scite 

14 1. 20 sq. : 

scüicet omnis naiurae yivc&axexe xfjs dbwfccnjs intellegitis omnis my- 

mysterium et omnis ^uascog x& {iuaxifjptov sterium prineipatus 

faetae constitutionis xal x*)v xtöv tcöcvxcöv gwod factum est 

initium ^PX*) V ?jxic y£yovev 

15 1. 23 sq. : 

nam primus homo, cu- 6 y&p rcptöxos dcvfrpü)- primusenim homo,cu~ 
iusgenusin specie ego tcos, oö y£voe iv elSec iusegoeffigiemsumpsi, 
habeoy misso deorsum ty& £y<*>» xaxi xe<pa- capite deorsum missus 
capüe ostendit ölim Xf)v ivex^els £8ei$ev ctf totum genus suum 
perditam generationem y£veaiv x*]v xi>x oQaa v tn terram proieiens 

rciXat [vexpav] 

16 p. 94, 7: 

si non feceritis dex- iiv pt\ TOiifjcnjxe x& sinonfeceritisdextram 
teram sicut sinistram 8e$ia 6? x& dpiaxepi tonquam sinistram et 
et sinistram sicut dex- xal x& 4ptax£p4 6? x4 swisfraro trf dextram 



- 123 — 

L P V 

teram et quae sursum 8e£i& %cd x& £vü> &q et quae sunt [sursum] 

sunt sicut deorsum et xa xaxa> xal xa dnlato tatnquatn deorsutn et 

quae ante sunt sicut &<; xa gfircpoa&ev, oö gwac refro [stmJ] fam- 

retro,noncognosce- |i7) imyvöxc x*jv ßa- guam ai awfe, wow iw- 

tis regnum dei atXefosv fra&ti[t£] in r^fna cae- 

foruw 

17 l. 13 sq.: 

oportet igitur cum Iesu öjtas oöv . . . Ircava- subiciutvt me itaque 
Christo . . . supera- 5pa|i£tv irpocrt)x€v ira- daminimeilesuChristi 
scendere crucem, qui ßa£vovxa$ xtp toO Xpt- cruoi, guod estf eben- 
es* C0n£filult<$(xe- axoO oxaop$, 8axi$ swm verbum unum 
TaY|i£vo£) srnno «was Jaxlv xexa[i£vosX6- ei soZwm 
rf *tft«s yog e^ xai |i6vog [xe- 

xayjiivo; 8] 

18 L 16 sq.: 

unde et Spiritus dixit: nepl o3 xö^rveöfia X£- de quo Spiritus san- 

Christus est verbum yet' xl yap laxivXpt- aus dicit: quid enim 

et voz dei oxö; 4XX' 6 X6yo$ es£ verbum . . . (fehlt 

[xai S.] ^X°€? Einiges) 

19 1. 18 sq.: 

verbum siquidemsigni- ?va [1. xl yap] X6yo; gtitd eiiim estf verbum 
ficat istud rectum li- ^ xoöxo xö [öpftöv] nisi hoc lignum, in 
gnum, inquo crucifigor £6Xov, ly <j> laxaü- quo crueifiocus sunt? 

pci>|iai ; 

20 p. 95, 1 : 

ipsanamquedisciplina xb Sfe rcXaytov iv |i£otp lignum plagium in 
clavis in medio ad- V) imaxpoqp*] xaJ ilj jie- wwdio conversio et poe- 
striäa est, conversionc xivota xoö ävd»pci>7toü nitentia hominis 
viddicet et conversa- 
tione atque cum fide 
poenitentia hominis 

21 1. 7 sqq.: 

wd itta voce gratias dXX' ixefvg [xfl] q>ü>vfl sed iBa voce <iW gra- 
ago tibi, rex bone, quae eöxaptsxö »ot, ßaat- Was ö$ro, ffut 0. ?t«ae] 
per süentium intelle- XeO, xfl 8ta atyfjc vo- per silentium intelle- 



— 124 — 

L P V 

gitur, quae non in oujiivfl, xfl fi$) Jv <pa- gitur . . .qui [1. g«ac 

manifestoauditur } quae vep<j> öbcouojiivfl, xfl non] per Organum cor- 

non per Organa oris ji^j 8t& dpyivcov ocb- poraleexibit [1. e&u?#], 

corrupiibilis procedit, naxo$ 7ipol*o6<rjj , [xfl 5ed »Ka trace quae non 

quae non carnales au- fi*]] iv aapxixdc ä>xa tn carnales aures sub- 

res percutit, quae non nopeuofiivg, xfl jt*] 4v intrat, sed illa quae 

a natura corruptibüi x6a|iq> oöag xa2 £v est incorrupta(?), quae 

percipitur, quae nee yfl dccp:e^£v^, pjSi iv in Aoc mundo non est 

estterreanecinterram ßCßXoit ypacpofiivfl • • • nec ln ^ rra twuW wc " 

dimütitur, quae in li- que in libris scribitur 
bris materialibus non 
scribitur 

22 1 12 sq. : 

Mo inquam spiritu } 4XX4 xaux^, 'Iijaoö sed Äac voce, domine 

Christe domine et ma- Xptaxfc, sö^apiaxfi) aoe' iese* Christe } gratulor 

gister mens, gratias otyf cpcovfjg, { xö £v tibi, säentio vocis> qua 

ago tibi, quo te credo, Ifiol TtveOpa ae qptXoOv gwod es* in me CAri- 

gwo te intellego , gwo xal aol XaXoOv xal afc $ft*m te düigens tibi 

te diligOy quo te teneo, 6pöv ivxuyx^vet' ab loquens et te videns 

et voce qua te alloquor, xa2 fi6vq> rcveu(iaxi WW referens, qui scius 

qua te interpello, qua votjx6c Spiritus, omnia tibi 

tu toto et modesto tan- cognita sunt 
tum spiritu intcllegi- 
bilis es 

Vorstehendes Stellenverzeichnis ist in der Absicht ausgewählt, die 
nahen Beziehungen von P nicht blos mit V, sondern vielfach auch mit 
L zu veranschaulichen. Nr. 22 gehört streng genommen nicht hierher, 
denn hier ist der Text von P, mit welchem V wesentlich übereinstimmt, 
xairj (xfl ?<i>vfl) . . .eö^aptaxö aot* aiyfjc <p<i>vfl xxX. wol nur durch 
Wiederholung aus Nr. 21 entstanden, während L sicher hier noch das 
ursprüngliche Textgefüge bewahrt (£xe(vq> cprjjil x$ 7cveö|iaxi ettya- 
ptaxfö aot, $ aoi ittaxeüa) . . . xal xfl ^wvfl, j afc XaXft xxX). 

Von den übrigen hier zusammengestellten Stellen kann die Mehr* 
zahl leicht den Eindruck hervorrufen, als sei in P der griechische 
Originaltext zu L und P noch erhalten. So Nr. 1 — 4; 6 — 9; besonders 
10; 12—16; 19—21. Ueberall tritt hier P näher als V an L, hie und 
da (Nr. 1. 2. 4. 12. 14. 16. 21) scheint es sogar, als habe L die in P 



- 125 — 

erhaltenen griechischen Worte treuer als V wiedergegeben. Doch bewährt 
sich überwiegend die Beobachtung, dass V wesentlich denselben Text wie 
P vor sich hatte, während L, auch wo er sachlich zusammentrifft, doch 
einer andern Textgestalt folgt. In Nr. 9 und 17 liegen Varianten vor, welche 
auf griechischem Boden gewachsen sind : e2p7j(i£vrj und etp^jvi), xexajiivos 
und xexayjiivos (eine dritte Variante yeYpa[i|iivoc scheint der äthiopische 
Text vorauszusetzen). Andrer Art scheinen in dem ganzen Verzeich- 
nisse ausser Nr. 22 nur Nr. 5. 11 und 18 zu sein. Indessen wäre es 
auch, wenn P eine Rückübersetzung aus dem Lateinischen wäre, in 
vielen Fällen sehr begreiflich , dass der richtige griechische Ausdruck 
des Originals in der Rückübersetzung getroffen wäre, und anderwärts 
bleibt es wenigstens sehr zweifelhaft, ob P wirklich den Ausdruck des 
Originals wiedergiebt. So Nr. 5, wo das 'repudiavü virile connubium' 
L eine sehr ungenaue Uebersetzung von xoO 'AAßCvou Aniorri wäre; 
ferner Nr. 11, wo umgekehrt navxb$ aJorihjxijpfou x<i>p(aaxs x&t 
iauxftv <|* U X^€ P ungeschickte Uebersetzung von 'omnes sensus segre- 
gate y L zu sein scheint; desgl. Nr. 18, wo zwar in L der Zusatz ( cfei' 
zu l wx' sicher nicht ursprünglich ist, aber dem lateinischen c vox J das 
griechische ffXpq weniger gut entspricht als etwa das sonst öfters ge- 
brauchte <pü)vV). Leider ist V grade hier lückenhaft und giebt keinen Auf- 
schluss, wie hier das griechische Wort ursprünglich übersetzt war. Auch 
sonst fehlt es nicht an Fällen, wo wenigstens L ein andres griechisches 
Wort vor sich gehabt haben muss als in P. So z. B. p. 90, 13 (dhnfjp- 
Xovxo) . . . 8xi npb$ xöv IUxpov P { ad Petrum prorumpere* L 
'quoniam ad Petrum conveniuttf V. Kurz vorher 1. 10 öbwpoövxo; 
ouv xoO'AYpbnca xal Xunoupivou P l coepü ... taedere et moestus 
esse* L u. a. m. Hie und da scheinen sich P und V in den Text von 
L getheilt zu haben, z. B. Nr. 6, wo das |if) rctxpafvead'S P dem 'noliie 
. . . amaro animo esse\ das l nolüe furere 7 V dem L nolüe saevire 1 in L 
entspricht. Ein andrer Fall liegt in Nr. 1 vor, wo zwar das &yaXki&- 
|tevo£ P dem l exuUans y L besser als das l gloriosus y V zu entsprechen 
scheint, gleich nachher aber nur V mit L das in P fehlende 'gratias 
agens? erhalten hat. Die Fälle, in denen V lückenhaft überliefert ist und 
die dem Texte von L entsprechende Wendung in P beziehungsweise in 
S oder A erhalten ist, sind bei Weitem die häufigeren. So fehlt p. 90, 4 
(des Textes P) in V x<j> xa3nfj|ieptv(j>, xfl xoO xupfou yd? 1 ^ > P* 90, 6 
Zahl und Namen der vier Concubinen : x£aaape£ oöaat, 'AyptrcmVa xcd 
Nixapia xal Eücp7)|i£a xai A&ptt, 1. 8 xal 7iivxa xa xoO xopCou X6yia, 
1. 13 fehlt aöxatt iXd*o6aat^ P Qquibus reAudis' L), sachlich ganz 
richtig, da hier nicht von der Rückkehr der Concubinen, sondern der 



— 126 — 

aasgesandten Kundschafter die Rede war; 1. 15 für 8xt xal ö|ia£ dno- 
X4a<o xdxefvov £G>vxa xauaco hat V nur l et vos et ülum perdam? ; 1 25 
fehlt in V lyvw y&p aöxöv rcapaixtov yeyo^ixa, xoö x^ptajioö xfjc xo£- 
xijc aöxoö, p. 91, 8 x&>ptaavxo£ fiou xde$ . itaXXaxföac , 1. 10 eöpcojiev 
aix6v (dafür V 4 tfw non te defende sed universos\ was P später nach- 
bringt, nur weit ausfuhrlicher), <J>£ neptepyov £v5pa, 1. 11 tva x£xe£- 
voi>£ . . . x&£ Y uvaftca ^ (^ em Sinne nach in V vorausgenommen), 1. 13 
&<; 5k xaöxa iaxenxovxo, 1. 14 yvoöaa . . . xoö 4v8pö$ xijv aujißou- 
Xtav xi)v npö^ 'AypdiTcav, p. 93, 1 8axt£ ei StjXöaaf ae, 1. 9 |if) övxo$ 
dX^ftoöc, 1. 10 7cXrjpü)aaxe öjjlöv . . . x&£ £v qpaveptj) (fehlt auch 
in L), 1. 13 xal xaöxa öjaIv eJpVjafrü) xot£ äxoäouaiv <5>£ H*] e?p?jpiva 
(fehlt auch in L), 1. 15 xoZ$ XajißdEvouatv* dhioXdcßexe oöv ofe iaxtv 
l5iov, 45iü> oöv 6|iä$ xoüc 8tj|juou£, 1. 16 oßxa>;, 1. 17 xal [a*] dtXXcos, 
1. 22 6 yap rcpöxos dEvftpamoc . . . 4£ oöpavoö (Glossem, fehlt auch 
LAS), 1. 25 sqq. SSet^ev y£veatv . . . §x ouaa > ^ m Nächstfolgenden sind 
die Texte kaum zu vergleichen; p. 95, 8 fehlt, x$ jxi] £v favep$ 
dcxouojievfi (fehlt auch in S), 1. 12 x-ft |i^ xtvt oöcrj}, xtvJ Üb oöx oöcrjj, 
14 uveöjia, 1. 27 xö 7cvsö{ia 6 IKxpoc 7cap£5ü>xev, 1. 30 SXouaev. 
Ein grosser Theil dieser Auslassungen kommt sicher nicht auf Rech- 
nung des lateinischen Uehersetzers, sondern der äusserst verwahrlosten 
Textbeschaffenheit des cod. Vercell. Aber vielfach scheint doch eine 
noch weiter als in P gehende Kürzung der Erzählung beabsichtigt ge- 
wesen zu sein. 

Umgekehrt fehlt es auch nicht an Auslassungen in P, wo V noch 
das Ursprüngliche bewahrt hat. So p. 90, 2 &YaXXtci>|i£vo€ P 'ghriosus 
in domino et gratias agens V 'cum esset exultans in domino et 
gratias agens 1 L { r^foieing in the Lord . . . and giving thanks* A. 
p. 90, 12 inevripelzo oöv xaJ \>noni\itya<; P i exposuit eis curiosos' 
V (ähnlich A) l mittensque soUicüos ac sottertes exphratores 1 L. p. 90, 21 
auv^pxexo rcpöc xöv Etexpov P ^conveniens adPefrum de castitate 
servanda 1 V L venit ad Petrum a quo verbutn recipiens castae vitae' L. 
p. 91, 15 fehlen inP hinter 8twö£ S5£XS"fl iizb xfjs T<!>|a>jg die Worte 
*ut ad hör am diabolus locum non habere? V (ähnlich A). 
p. 92 25 xffc rcaxptxffc aöxoö Svepyefac P 'paternae energiac et 
traditionis 1 V. p. 93, 15 fehlt vor &£tu) ouv 6{iä£ die Notiz, dass 
Petrus seine Henker anredet: 'et conversus ad eos qui eum 
suspensuri erant y dixit ad eos 1 V l aü andern ad magistros 
carnificum . . . exoravit* L. p. 95, 20 sind nach & oöxe öcpfraX|i&£ 
eföev die Worte oöxe o8$ fycoucjev ausgefallen, welche V ( l quae neque 
oculus vidit negufe aurisj audivif) ebenso wie A S noch erhalten 



— 127 — 

haben, p. 96, 3 6 84 üexpog Mapx£XAq> Imazdu; IXeyev P k Petrus 
[oero] noete advenit ad Marceüum et difxitf V (Aehnlich A 8). 
In einigen dieser Fälle liegt sicher, in andern möglicherweise eine hand- 
schriftliche Verderbnis vor. 

Anderer Art sind eine Reihe von Beispielen, bei denen es sich 
nicht blos um vereinzelte Auslassungen in dem einen oder andern Texte, 
sondern um eine mehr oder minder abweichende Text- 
Überlieferung handelt. Es ist dies namentlich in den grössern 
Redestacken der Fall. 

Von besonderer Wichtigkeit sind eine Reihe von Stellen, in welchen 
V einer andern und zwar näher an L herantretenden Textüberlieferung 
folgt als P. 

L P V 

23 p. 93, 3. 

o qui in Christum oxaopöc |ii) toöto öjJttv frcUres, qui in Christo 

creditiSj non istud sit iaxw xö cpatvä|isvov, speratis, ne putetis hoc 

vobis cruXj quod appa- 61 inl Xptaxöv £Xte£- esse crucetn, quod par 

ret: aliud est enim £ovxst' Sxepov y&p zl lamvidetur: aliud est 

quiddam mysti- iaxtv rcapä zb cpatv6- autem praeter hoc, ob- 

cum in, hoc quodap- jievov xoOxo xaxa xoö scurum et tnagnum 

paret vobis. Xptaxoö itceftoc. mysterium. 

24 p. 94, 2. 

Constüuit nobis ea zb rcfiv xoOxo xfjc Sia- tamquam et humo sur- 
quae antea . . . immu- xoop.^aeax;auv£axr]aev sum adtendens Chri- 
tata fuerant . . . siqui- zb eföoc dtooxpe|ia- stus partem quem 
dem dexteram glori- ofrefs, Jv $ xA Se^ti honorificavit et 
ficans omnia signa dcpiaxepä S5et{|ev xal communicavitdextram 
ad propriam mutavü zk iptoxepi 5e^ca, xaJ in sinistram [im]mu - 
naturam, sicut bona iwfcvxwv 4jXXa£ev x% tans, sicut[bona\ quam 
intelleg ens , quae 9 uaecot aöx&v arjjieta, [1. guae] maZa vide- 
non pufabantur bona &<; xaXde x& |if) xaXdb renfwr et mala tarn- 
et revera benigna } quae v i) o a t xal fl^a^i S^w* bona. 
maligna aestimaban- xa Svxcot xaxcc. 
für. 

25 p. 94, 10. 

I&am erjfö senden- xaüxrjv o3v x*jv iv- haec autem Providentia 
tiam inmeprodtixi, votav efc öjxäs rcpo- domini [npovofy xoO 



— 128 — 

L P V 

frcUres, et haec est fi- &%&$ xal zb ay^fia, £v xopfou] ad vos attuli 

gura, qua me penden- $ 6päxe öbtoxpejiane- et Signum, quem [1. 

tem oculi carnales v6v (ie, ixefvou Sia- quod]inmeconspicitis, 

aspiciunt. Scema est xütcüxjEg £axiv xoö jcp(5>- ittius corpus est primi 

enim primi hominis, xcöc eis Y^ vsatv X ü) P , 'i" fowtwis generatio p. 

aavxos iv^pumou. generali], 

26 p. 94, 19. 

ipsa namque disci- 6 8£ Xöyoc |1. f}\o<z] clavus autem, qui 

plina clavis in medio 6 auvl^wv Stü x<j> dp- continetindirectoligno 

astrictaestjConversione &fy %üky xb [8k del.] lignoplagio [1. lignum 

viddicet et conversa* rcXaytov xaxob (jl£cjoi>, V) -plagium] in medio. 

Hone atque cum fide £maxpocjpJ) xal V) (Jtexi- conversio etpoenitetäia 

poenitentia hominis. voia xoO dcvfrpcoTcou. Jwminis est, 

27 p. 95, 2. 

istfa £«* twiA*, domine xaOxa jio: ouv aoO Aaec autem, domine 

Jesu Christe, verba vi- yvcoptaavxo^ xal äno- tu mihi in notitiam 

tae nota fecisti et re- xaX6i|)avxoc, X6ye pertuiisti [et] revelasti 

velanti tibi, quae dixe- ^cofjg, gOXov vOv bn quod est verbum vitae 

tarn de Ugno a me £|io0 e?p7)|i&vov, eO^a- nunc a me lignum 

praedicato,gratias ago. ptaxö aoi. dictum, gratias ago. 

In allen diesen 5 Fällen lässt sich der Text von V aus P nicht 
vollständig erklären. In No. 23 entspricht dem l quiddam mysticum* in 
L allein in V das l cf)scurum et magnum Mysterium*. In Nr. 24 steht 
der Text von L theilweise zwischen P und V in der Mitte , vgl. i omnia 
signa ad propriam mutavit naturam 1 L icivxwv *J)XXa£e x5fc cpöaeox; 
aöxöv arjjiefo P; HnteUegens 1 L vofjaat P 'viderentur* V, aber l gloriji- 
cans' L l honorificaviP V, während in P nichts entspricht. In Nr. 25 
ist 'sententiam 1 L sicherlich nicht Uebersetznng von Svvotav P (this 
thought A), denn der Aasdruck Hstam sententiam? weist auf den voran- 
gegangenen Ausspruch des Aegypterevangeiiums zurück. Vielmehr 
scheint Svvota misverständliche Wiedergabe von { sententio? zu sein. 
V liest einfach l haec? sc. l verba\ hat aber dann Ttpovofat vorgefunden. 
Bemerke ferner, dass dem (r/f^oc in P 'figura' in L, 'signum 1 in V ent- 
spricht; gleich nachher aber, wo L 'scema? hat, liest P Siaxurccooic 
(V i corpus i ). In Nr. 26 scheint 6 Xöyog P dem L disciplina' L zu ent- 
sprechen ; aber nicht der X6yo£ ist es , welcher das Querholz auf dem 



— 129 — 

Kreuzesstamm befestigt, sondern der Nagel (clavus), wie V überein 
stimmend mit L bemerkt. Es ist also wol 6 fjXo<; zu lesen. In Nr. 27 
entspricht dem l oerba vitae* L das 'verbutn vitarf V, was beidemale 
Objectsaccusativ ist; dagegen hat P den Vocativ X6ye £(*>%, wodurch 
der ganze Satz unverständlich wird. Aus der früheren Liste vgl. man 
ferner Nr. 11 : die letzten Worte 'nölite . . . palam videtis' sind zwar 
verderbt (nach humanis scheint ein Infinitiv zu fehlen und occaecare 
ist in occaecate zu verwandeln), aber keine Uebersetzung des Textes 
von P. 

An einigen weiteren Stellen, in denen P verderbt ist, giebt V einen 
mehr oder minder abweichenden Text, ohne den Fehler in P zu heilen. 
So in Nr. 10, wo P oüx j)pe|iiao) xö rciXai |ie|iuxög xfl 4* U X'Ö I 101 * 
xal xpi>Jcx6|Aevov xoO axaupoö xö (luax^piov [x^j ^uxti V>°v feU* * n S], 
L l non quiescam manifestere de cruce occultum dei mysterium quod 
olim damavit [cclavü ?] anitna med* V { non abscondo quod olim opta- 
bam [occuÜabam?] crucis mysterium frui [?]' bietet. Ferner ver- 
gleiche man 

L P L 

28 p. 94, 1. 

sed traetum misericor- xaxaaupelfc] oöv ixet- . , . et totum genus 

dia sua principium vo? 6 xal xijv ipxty suum in terram proi- 

venit in mundum . . . x*)v Sauxoö eJ$ y*S v c ^ ens • • • ipeo/m ergo 

ad eum, quem iusta $ty<zs xö tcäv xoOxo effigiem suspensam [1. 

sententia in tcrraproie- xfjc Scaxoa|i^aea)^ auv- suspensus] tamquam 

cerat et suspensum in £axi)aev xö e!5oc 4va- et humo sursum adten- 

cruce . . . restüuit et xpsiiaaftefc dens.. Christus partem 

constituitnobis ea quae quem honorificavit et 

antea . . . immutata communicavit 
fuerunt 

Hier zeigt V durch die vorhergehenden Worte Qcuius ego effigiem 
sumpsi deorsum missus*), dass Adam Subject zu '•proiciens 1 ist. Dann 
liegt aber in P eine falsche Uebersetzung vor; vermuthlich sind die 
Worte xal xijv ipyfiy xfjv iaoxoö efc yfjv §itya$ transponirt und ge- 
hören hinter ivsxfrefc [p. 93, 24 1. Doch ist bei der grossen Verderbnis 
der Stelle aus ihr kein sicherer Schluss zu ziehn. 

L P V 

29 p. 94, 13. 

vos vero, dilecti mei, öjAei; [1. 6|i££] o5v, vobis autem, dileclis- 
haec audienies . . sicut 4ya7t>jxof |iou, xai vOv simi fratres, qui nunc 

L i p « i n s , Apofttelgeschichten. II, 1. 9 



— 130 — 

L P V 

de primo vestro errore ixouovxes xal oE jjl£X- auditis, primum qui 

adartissimamfideista- Xovxes ixoueiv 8e(- incipietis audire . . * 

tionetn redistis , ita ijavxec [x<}> 8e{£avxi S.] e£ (?) ostendi vobis 

perseverare currentes xi)v Trp&xnjv ttXöcvtjv, primum errorem, ut 

inavaSpafierv rcpoo?)- observare possitis . . . 

xsv, £7ttßa£vovxa$ xxX. [fehlt Einiges] 

Hier scheint V einen anderen Text als P vorauszusetzen (ö|iet£ oöv 
. . . t*)v 7rp(5)T7jv TrXivrjv f)v ISet^a ö|ilv <pi>X<£5ai ...?). % $Areu? o/f 
your first error; strive to rise unto the cross' A. 

L P V 

30 p. 95, 4. 

nonlabiisistisconfixis, oöx £v x £ ^ £atv *oö- won faföi* istis clavis 

nee lingua, per quam xote irpoaTjXwjJiivoic, ;[«w], wegwe lingua, 

verum et falsum pro- oö8£ yXäao^, äi' ^ l> cr flwaw verum et 

cedit, neque verbo arti- dX^&eia xal <|;eö8o£ mendax exü, neque 

culata et materiali na- npoipyexoii, oü8£ X6yq> verbo hoc, qui partes 

tura produeto xouxq> bnb xlyyrjt varias hominem, qui 

f uascot öXixffc rcpoep- per humorem [eilus 

XO|i£vcp producitur 

Hier wird sich zunächst das (in S fehlende) bnb x£xv?)€ fuaeco^ 
öXtxfjc irpoepxo|i6vq> P schwerlich anders als durch falsche Uebersetzung 
aus 'verbo articulata et materiali natura producM erklären lassen. 
Das Original der rcpcc^eig wird etwa gelesen haben oö8£ Xcy<p ötc* 
äpyavtxfjc xai OXcxfjs «ptiaetöc 7cpoepxo|i£vq> oder Tcpoevex^vxt. Der 
Text in V ist wieder verderbt. Vermuthlich ist zu lesen 'neque verbo 
hoc, quod per artes varias (?) hominis, quod per humorem eius 
producitur\ Hier scheint eine doppelte Uebersetzung vorzuliegen. Das 
'per artes 1 entspricht dem bnb xlyyrfa setzt also wol die falsche Ueber- 
setzung von P voraus ; das 'quod per humorem eius producitur 1 scheint 
auf 6^' &yp&€ <p6aeü)6 7cpoepxo|iivq> zurückzugehn , also auf eine 
griechische Variante. 

L P V 

31 p. 95, 15, 

tu mihi domine pater au \ioi TtaxVjp, [au jioc tu mihi pater, tu mihi 
et amicus, auetor et jr/jxijp S], a6 |ioii8eX- mater, tu mihi fra- 



— 131 — 

L P V 

perfectorsalutis,tude- cp6<; [om. 8], <ri> <p&os, ter, tu mihi amicus, 

siderium , tu refrige- ob SoöXos [om. 8], oö tuprocurans et ornnia 

rium et tu satietas. o£xov6|io£° ob xb 7CÄv in te et quidquid tu 

Tu mihi omnia es et xod xb tcäv £v ool xal et non est alius [1. 

omnia mihi in te sunt, xb 5v au xal oöx lariv aliud] nisi tu. 

Tu mihi totum es et äXko 8 laxcv eJ |i^j |i6- 

totum quod est, tu mihi vo; au. 
e5. Tu es wiiÄi omnia. 

Hier scheinen PSV theilweise den ursprünglichen Text bewahrt 
zu haben. Aber auch P hat das in V erhaltene l tu mihi mater\ 
offenbar weil es anstössig war, gestrichen. Dasselbe wird aber nicht nur 
durch S, sondern auch durch A bezeugt: 'Thou even Thou art our 
father as tveU as our Mother, our Prince and our Brother. Thou 
art our Leader, ihe Giver, who bestows on us all things' (p. 6 Malan). 

L P V 

32 p. 95, 18. 

et ideo te ut omnia 'Eni toOtov o5v xal in hunc autem et vos 
habere debemus, ut tu ^|xe^ 48eX<f ol xaxa- refugientes et in eum 
des ndbis iUa, quae <p uy^viec xal &v aöxtj) omnia sperantes hoc 
promisisti , quae nee |i6vq> xb örcccpxeiv constet in vos, ut quae 
oculus videt, nee auris V)|iä£ [xad-ovic«;, ixel- didicistis possint per- 
audivit, nee in cor ho- vcov TeiSeafre, <5>v Xiyet manere in vobis, ut 
minis ascenderunt, ö^lv" & oöxe äcpfl-aXjAÖc possitis ad ea perve- 
quae praeparasti his eßev, [oöte o5$ *?jxou- nire } quae promisit se 
qui diligunt te. aev S], oöte iid xap- datu[rum]^ quae neque 

8£av dvfrpüniou oöx oculus vidit, nequ[e 
4v£ßf). atträ] audivitj neque 

in cor hominis pecca- 
[toris] ascendit. 

Hier scheint V theilweise anders gelesen zu haben als P, wenn 
nicht etwa wieder wie in Nr. 30 eine doppelte Uebersetzung vorliegt. 

Eine doppelte Uebersetzung liegt auch sonst in V wiederholt vor. 
Am deutlichsten ist dies bei dem Schlüsse des Gebetes unmittelbar 
bevor Petrus seinen Geist aufgiebt. L weicht hier stark von PV ab. 



9' 



— 132 — 



P 
33 p. 95, 22. 

afxoö(iev o8v, nepl <&v ^{iTv bni- 
(T%o\) Soövat, dc|i{avxe 'Lfjaoö' af- 
voO|i£v ae, £i»xaptaToO|iev aot xal 

Sit dafrevetc ävfrpcorcoi 



precantes eum de [iis] } gwae pro- 
misit se daturum. oramus te do- 
mine Jesu et invocamuSj gloriantes 
et te precantes confitemur tibi, 
honorificantes te adhuc homines 
infirmi 



Hier entspricht dem actoOjiev 'precantes eum\ dem aJvoÖjiev ae, 
wofür V wol nochmals afxoOjiev las, das 'oramus te 1 ] dem eö^aptoroO- 
|iev aot xal dvfl , ojAoXo , fo6|ieä'a 5o£dc£ovTec ae entspricht einmal 'tjwoca- 
m«5 gloriantes te\ darnach 'te precantes confitemur tibi honorificantes te\ 

Man vergleiche ferner 

L P V 

34 p. 90, 14. 

üle christianus vos jx^ xoivcoveiv £|iol Xpt- Petrus vos prohibuit 
docuit non coire et a aTtavÖ££xervoc£8£Sa€e [non] communicare 
debito thoro subtrahere ö|i£c mecum vos [do]cuü 



35 



(fehlt) 



p. 90, 26. 

noXXod 8h xal SXXai 
Yuvatxeg xoö X6you 
xfjs dtyvefas ipaa-frelaat 



6 p. 91, 15. 

misitfidelissimumnun- 7t£|i<]>aaa gS^Xcoaev t$ 

tium ad Petrum, ut Ilexpcp Stwdc I^XS^ 

Borna exiret iizb t*)c Ta>|ii)c. 



37 p. 92, 30. 

(in L entspricht nichts) w cpuac^ £vftpci>7toi>, 

Xcopta&fjvat «8-eoO ja*) 
5uva|ievTj" ö dcpprjxe 
<piXCa xal d^cbpiate, 
8i& x^^v £t>7capöv 
£x<pa£veafrat |ii) Suva- 



multae autem complu- 
res et aliae honestae 

feminae audientes ver- 
bum de castitate 

notio [nuntiaiio/] ikh 
que facta est a Xan- 
tippe, rettulü enim Pe- 
tro et rogabat eum ut 
exiret a Borna. 

o natura hominum, qui 
non discedunt ab ea 
[a deo?] et qui non 
recedunt ab ea [a deo ?]! 
o [amor] irrecessibüis, 
qui per labia immunda 
nominari non potest. 



— 133 — 



L P V 

37 p. 95, 29. 

Marcettus nullius ex- 6 S& MapxeXAo; jitjSJ Marcellus itaque [ne- 
pedavüsenienHam^sed yv^^v ttv&€ Xaßebv, jwe] consüium cuius- 
videns quia beatus ex- 8 jxij Si-öv ^v, tö&v, quam tenens, quod non 
piravit apostolus 5xi 6 jiaxiptoc II£xpo£ licebat, vidfensj Pe- 

db^rcveoaev [irum] ut vidit quo- 

niam beatus Petrus 
deposuit spiritum 

Einmal scheint freilich anch in P eine doppelte Uebersetzung aus 
dem Lateinischen vorzuliegen, p. 93, 6: Sit Suvaafts oE 8uva|ievoi 
dxoüaat ('gwi potestis audire? L ; in V fehlt der entsprechende Satz). 
Da indessen dieser Fall ganz vereinzelt dasteht, so muss die Möglichkeit 
einer andern Entstehung der Lesart offen bleiben. Dagegen bietet V 
nicht Mos öfters eine doppelte Uebersetzung, sondern drückt sich auch 
sonst so unbeholfen aus, dass man den Eindruck einer ungeschickten 
Uebersetzung einer dem Texte von P wenigstens nahe verwandten grie- 
chischen Vorlage empfängt. Ein par Beispiele werden hierfür genügen. 

P V 

38 p. 90, 10. 
fjvox^oövTO öjc* aöxoö. dtoopoöv- 
tos ouv toö 'Aypfaica 
xal Ximoo|A£vou nepl aöxtöv — 
xai |Xö£Xiara xouxwv "fjpa — 

39 p. 90, 13. 
liav\h£vei 8xi irpög xöv IKxpov 

40 p. 90, 16. 
aorai jiiv oöv Ö7t£|ieivav rcivxa 
xi xaxdb rca-B-etv tob xoö 'Äfpfanta, 
Iva jitjxIxi |a6vov o?oxpt)XaxoOv- 
xac (?), 4v8uvajioö|A£vat xtp xpixet 
toö Itjaoö. 



et cum Ulis molestus esset, excu- 
sationibus adveniendo [1. a. veni- 
endo] aporidbant eutn. cumque 
ille bilem pateräur praeterea (?) 
düigens eas 

et scieru[nf] quoniam ad Petrum 
conveniunt 

istaeautemparaiae erant [omniä] 
mala pati, quam se committere 
[cofhmiscere?] c[um] eo, confvr- 
tante deo 



41 (= 29) p. 94, 13. 

öftelc [ujiäc] ouv, iyotnrixol jxou, vos autetn, dilectissimi fratres, qui 

xal vOv dxoöovxes xal ol jjlIX- nunc auditis, pritnutn qui in- 
X'ovxeg dbcouav cipietis audire . . . 



— 134 — 

Seltner findet sich der umgekehrte Fall, dass V den glatten Text 
bietet. 

P V 

42 p. 91, 3. 

StA xö ae|ivä>c %al &yvG><; xal propter quod veUent caste et munde 
-SiXeiv fteoaeßetv deo servire [ähnlich 8] 

43 p. 91, 4. 

ftoptSßou o3v fieytoTou 8vxo;, xal tumuttu autem non minimo con- 

xoö 'AAßfvou 8TjX(J>aavxo£ x& xax' citato ab Albino, rettülü praefecto 

aöxöv x$ 'Aypliznq. [*al] Xiyov- de coniuge sua [e(\ dixit ei . . . 

tos aöx(j> . . . xal 6 'Aypfena; Et praefectus hoepassus referebat 

x& aöxi SAeyev TCercovflivai örc' Albino 
aöxoö, x<*>pCoavx6c jxou x&£ rcaX- 
XaxfSag 

Nr. 43, wo übrigens beide Texte im Einzelnen auseinandergehe 
ist zugleich ein Beispiel für jenen in P so häufigen ungeschickten Ge- 
brauch der genetivi absoluti, um in der Form von Vordersätzen den 
weitläufigeren Text seiner Vorlage kurz ' zusammenzufassen , worüber 
schliesslich die Construction aus Rand und Band geräth. Ein anders- 
artiges Beispiel ungeschickten Excerpirens scheint p. 94, 13 sqq. (Nr. 29) 
vorzuliegen. ö|ief£ ouv . . . xal vOv dxoiovxec xal oE |a£XXovx££ 
äxooeiv 8e(£avxe$ *^v Tcp&xrjv 7cXc£vt)v 27cava8pa(ie?v rcpoaijxev, lm- 
ßafvovxac x(j> xoö Xptaxoö axaup(p. Hier ist indessen der Uebergang 
vom Nominativ zum Accusativ wol erst durch Textverderbnis entstanden. 
Vermnthlich ist ö|iÄ£ und [jloü Se^avxo^ zu lesen. 

Nach dem Allen ist das Textverhältnis ein sehr verwickeltes. Die 
Einsicht in dasselbe wird noch besonders erschwert durch die arge Ver- 
wahrlosung von V, in welchem sehr häußg einzelne Worte, hie und da 
ganze Sätze und Satzglieder fehlen. 

Trotz des mehrfach entgegenstehenden, in dem einen oder anderen 
Falle (z. B. bei Nr. 10) sehr blendenden Scheines, scheint mir doch 
festzustehn, dass P nicht unmittelbar aus dem griechischen Original- 
texte von L excerpirt sein kann. Man hat hier nur die Wahl zwischen 
einer Rückübersetzung aus dem Lateinischen, wofür besonders deutlich 
Nr. 30 (bnb xl^v^js) spricht, oder aber einer so freien und willkürlichen 
Bearbeitung des Originals, dass von dem ursprünglichen Satzgefüge 
nur noch wenige Spuren übrig sind. Für die erstere Ansicht lassen sich 
atißser den angeführten Stellen auch allerlei Latinismen in P geltend 
machen, der abgerissene, plumpe, nur bei einem Excerpt aus dem 



— 135 — 

Lateinischen recht verständliche Satzbau, die Vernachlässigung des 
Artikels, der nnclassische Gebrauch der gehäuften Vordersätze mit gene- 
tivis absolutis, und noch manche Einzelheiten, wie die Construction 
tixououoat . . . InXiiYTjOtzv xaq, tyuyi$* Redensarten wie oöx ^pefifaü), 

sravxös atoabjrqpfou x<°pl aaTe T *C ßauxtöv t^X ^ u - & - m * Doch WIT ^ 
eich einem so späten Schriftsteller gegenüber grade in diesem Punkte 
kaum ein sicherer Beweis fuhren lassen. Andrerseits drängt sich bei 
einer eingehenden Vergleichung von P und V die Erkenntnis auf, dass 
der lateinische Text von Vercelli kein lateinisches Original, sondern 
Oebersetzung aus dem Griechischen und zwar nicht aus dem von L be- 
nutzten griechischen Originaltext, sondern aus einem mit P zwar keines- 
wegs identischen, hier und da besseren, weit öfter freilich fehlerhafteren 
griechischen Texte derselben abgekürzten Recension des {lapxupiov 
IKxpoo ist, welcher auch P angehört. Dann scheint aber die Annahme 
am Nächsten zu liegen, dass jenes Excerpt aus den alten npd&iQ, 
welches durch P und V repräsentirt ist, und durch Vermittelung des 
Griechischen weiter zu den Slaven und zu den Christen des fernen 
Orientes kam, ursprünglich nicht auf lateinischem, sondern auf grie- 
chischem Boden entstanden ist. Auf keinen Fall ist der Text von V 
unmittelbar aus einer von L unabhängigen zweiten lateinischen Ueber- 
eetzung excerpirt, vielmehr stammt derselbe direct aus dem Griechischen ; 
doch braucht er, auch wenn P eine Rückübersetzung aus dem Latei- 
nischen ist, darum noch keine Afterrückübersetzung zu sein. Die ver- 
schiedenen Spuren einer doppelten Uebersetzung in V fuhren auch, ab- 
gesehen von Nr. 30, nicht auf verschiedene von dem Uebersetzer be- 
rücksichtigte Vorlagen, sondern beweisen nur die Unbeholfenheit, mit 
der er sich in dem fremden Idiome bewegt, und die Plumpheit eines 
durch keine lateinischen Muster unterstützten ersten Versuchs. Der 
stümperhafte Charakter dieser Uebersetzung verräth sich schon in den 
allerersten Worten der Actus 'Pauli Umpus demorantis Bomae et 
mtütas confirmantis in fide\ welche den Versuch darstellen, die grie- 
chischen genetivi absoluti im Lateinischen nachzuahmen. 

Die kirchenslavische Uebersetzung des Martyrium des Petrus 
findet sich f. 239 Ä — 245» des oben erwähnten cod. 1296 der Coiiection 
von Undol'sky. Die Abweichungen von dem Patmostexte hat mir Herr 
S o k o 1 o f f in griechischer Rückübersetzung, an wichtigen Stellen zugleich 
im kirchenslawischen Original mitgetheiit. Die Ueberschrift lautet Map- 
xupiov xoö iylou &no<rz6\ou Etexpou |iapxop7)aavxo£ iv 'Pü>|ifl tnl 
Nipcovog. Kupte eöX6yijaov. Von wichtigeren Varianten mögen hier 
folgende mitgetheiit sein. p. 90, 1. 3 meiner Ausgabe fugt S. nach ify 



— 136 — 

xupfrp hinzu xal EuXoyöv x&v fteov (Aehnlich V). 1. 20 liest S richtig' 
Hav-B-wriii) statt 'Aypwritfva. p. 91 1. 2 StA xb %iXeiy ae|iv<d£ xal 
iyv&g freoaeßetv. i. 9 fehlt x( ouv rceptjiiveic. 1. 16 fehlt £|ia xq> 
MapxiXXcp. 1. 17 fügt S zu i^eXfretv hinzu ix T(J>jii)c ]. 19 nach 
x$ xup£q> + |i£ve Sv aapxl 8'.* ^(JtÄg. p. 92 1. 10 statt lepoicc- 
Xlxat xlaaapsg liest S J8ou axpaxcöxat. 1. 30 inl öv6|iaxt Xptaxoö 
eJp7)(i£vi). p. 92, 32—93, 3: ßtdc£o|Aai aöxös vöv Ttpbs x(p x£Xet 
cpavep&aat 8axi£ e£" xof£ ivftp&ftoit SrjXtöaaf oe" rcdcafl Srcoxfl oüx 
^p6|i(aa) xb TiöcXac |i£|jiux&€ xal xpu7cx6|xevov [rf occultum olim et 
absconditum] xoO axaupoö xö fiuaxifjpiov. 1. 11 fehlt x&s Tipdc^et^ xa^ 
£v qpavepfp. 1. 14 ßpa aoi. 1. 22 fehlt das Citat aus 1. Kor. 
15, 47 ö y&p Ttpöxos ävftpWTiog ... 45 oupavoö. 1. 23 — 94, 1. 3: 6 y&p 
npibxos ävä-pamos Yev6|icvoc eföog 8 Sx 10 ^Y^» * aT * xe<paXijv 
ivex^e^, 28ei£ev y^veaiv x$)v xuxoöaav 7idXai vexpiv' vexpa yap ^v 
aöxf) cpuats, xfvrjaiv vexp&v Sx ouaa xaxaaupels oöv ixefvos 6 xai 
xfjv dfcpxV xt]v Sauxoö e?c y*l v £ty a £j ^pög Sauxöv xö n&v xfft 8ta- 
xoa|jnf)aeci)£ el5o$ aoviaxtjaev draxpefiaafrefs. 1. 10 xfjv ßaaiXefav xoö 
■8-eoö. 1. 13 — 15: V)(AÄ£ [vielmehr öjaäs] o3v, 4y ä1w J T0 ' jaou, 6|ae!£ 
ol xal vöv 4xo6ovxe£ xal oE jjiXXovxes äxoöetv xoO Se^avto? <knb 
xfjs ^pcixrjs tcXoEvtjs, £rcava8pa|Aerv rcpös xf)v äv<o rcaxp£8a. 1. 16 
xexay^voc. 1. 17 xf yöcp iaxcv Xptaxös 4XX' f) 6 X6yo£ xal f/XO£ 
xoö -B-eoö; Eva X6yos ^ xoOxo xö öp&öv £6Xov. 1. 19 6 5k \6yo$ & 
auv^x^v. p. 95 1. 6 fehlt oö84 XoYq> xoöxq) ötcö x£xv>)S cpuaeü>£ 
öXcxfjs 7ipo£pxo|x£v(p. 1. 8 fehlt ßaaiXeü und xfl |if] £v cpaveptj* 
äxouo|A£vQ. 1. 15 au fiot TiaxVjp, au fiot fif/XTjp, au freö^, oü qp&o^ 
ab o?xov6|jlo£. 1. 17 fehlt xal xö 5v au. 1. 21 nach dvfl-pdmou -f- 
<£|iapxu)Xoö, oöxe o5^ ijxouaev. 1. 24 8xt aü e? 6 a(ox9)p xöv (J;uxöv 
^|iö)v. 1. 26 fehlt &t 8i x8 napeaxö^ . . . xö äfjufjv und nachher xc}> 
xup((p. 1. 31 x6(pag ^ufiou XeuxoO (jlvä; 8iaxoo(a^ rcevx^xovxa xal 
a|x6pv7]( |io8(ou^ xpiaxoa^ou^ 6xxü)xaf5exa xai äX6y]g xal föXXcov 
deXXcov \iv&<; iß8o|nfjxovxa fjXei^ev auxoO x8 Xe^avov. p. 96 1. 2 
fehlt 'AxxcxoO pt^Xixo^. 1. 4 -(- vuxx&£ vor MapxlXXq). 1. 9 fehlt 
xoö IKxpou. 1. 15 nach 4v^jp£8^ + 6 n^xpo^. L 23 nach xi^ X e ^* 
pa? -f" am* aöxöv. 1. 24 nach yv(Qv&$ -j- 8t* £|xcpavia|i6v xoöxov. 
Die Schlussworte (nach dbnjXXdcYl f- 25) lauten: *Haav 5k äyaXXt- 
ci)(xevoi xa2 x a ^P 0VTe< S &tcI T $ xup(q> 8o^a^ovxe<; x8v nocxipoc xai xöv 
u£öv xäl x8 äytov 7cveö|ia, o5 *^ 86£a vöv xal iü xal efc xoü^ aJö- 
va^ xöv a?d)Vü)v. 'A|i^v. 

Vorstehende Auswahl von Varianten zeigt, wie häufig S zur Ver- 
besserung des Textes von P benutzt werden kann. Oefters stimmt hier 



— 137 — 

8 mit V gegen P überein. Die schwierige Stelle p. 92, 32 — 93, 3 ist 
nun wol endgiltig geheilt, indem das |i£|iux6<; P bestätigt und der Weg 
zur Besserung von V und von L gewiesen wird. p. 93, 23 — 94, 3 
dient S dazu, den ältesten Text der griechischen Rückübersetzung sicher 
zu stellen, der freilich darum nicht der ursprüngliche ist. p. 94 1. 13 ff. 
deckt S die Verderbnis in P auf und lehrt, dass &(i£g, ol xal vOv 
ixoöovxeg, toO Se££avTO£ zu lesen ist. p. 95 1. 15 bestätigt S das au jiot 
(i^ryjp V, was in P, weil es anstifesig schien, verändert wurde. Die in 
8 fehlenden Worte und Sätze sind dagegen grösstentheils mit Unrecht 
ausgelassen. Anderwärts bietet auch S keine Hilfe, z. B. 92, 10 und 
noch öfters paraphrasirt er den griechischen Text oder fügt Zusätze auf 
eigne Hand hinzu. Beispiele hierfür Hessen sich in Menge anführen. 
Ausserp. 93, 1 u. 2, p. 94, 15 (Ttpbg xfjv £vco rcaxptöa), p. 95, 30 sqq. 
(der stark erweiterten, aber mit L sich ziemlich nahe berührenden Stelle 
von der Einbalsamirung des Leichnams) vgl. noch p. 92 1. 7 nach 
icpuxeuae -f- fyöv 81 8vexa xal V)|aöc£ CcooTOr/jaei. i. 17 vor £xßoa>v- 
x<ov + 4rca6crc<D£ *al fAidfc qptovfy 1. 18 nach T<D(ia(ot£ + fropuß^aei 
Y&p T(5)|i>j £4v o5xo$ dbiofrivg. 1. 22 nach 7i6aa$ + xa * ^olo^. 
1. 28 vor f\p^axo + rcpoaeXINbv o5v xal axflfc. p. 95 i. 18 nach |i6vo$ 
aü -f- ool 86$a djr/jv. 1. 19 nach xaTa^uyövTeg + ixpoaeö^aaä'e. 
1. 23 nach b\ioXoyo\)\ied i oc + xaJ eöx6fi£d*a. 

Was schliesslich die orientalischen Versionen der passio Petri be- 
trifft, so sind wir für die sahidische auf die von Zoöga excerpirten 
Fragmente angewiesen '). Aus denselben geht nur soviel hervor, dass 

1) Zoöga catal. codd. copt. Ell, 229 : No. CXXVIII folia Septem de actis 
S. Petri apostöli. Petro Romae praedicante multae midieres, quo vitam 
agant sanctam puramque. a viris se separaverunt. In his peüices Agrippae 
praefecti, qui et rex dicüur, atque Xanthippe uxor Albini socii regis. Quare 
Jlbinus et Agrippa consüium ineunt 9 ut Petrum perdant. Xanthippe cum 
MarceUo aliisque fratribus persuadent Petro, ut ad tempus se dbducat ab 
Urbe; sed portam egresso obviam fit dominus et quaerenti quo iret? respondet 
Bomam se pergere ut crucifigeretur, staHmque in caelum abit. Petrus autem 
in Urbem revertitur et a müitibus Agrippae comprehensus ad crucem rapitur. 
Petit a carnifidbuSy ut capite deorsum cruci affigatur. Quo facto postmuUos 
sermones editos spiritum reddit. 

No. CXXIX folia tria. De crucifixione 8. Petri eadem fere narrantur 
quae in praecedenti, licet verbis nonnumquam mutatis: de sepultura eius et 
apparitione post mortem eadem fere quae in subsequenti. 

No. CXXX folia quatuor. De actis S. Petri, fragmentum ut videtur anti- 
graphi eiusdem codicis, cuius fragmentum recensuimus No. CXXVIII, nam 
ad verbum fere convenit huius fragmenti initium cum fine xüius. Notatur 
tempus mortis eius: „Beddidit spiritum suum in manum domini, die V 



— 138 — 

der Kopte nicht direct aus dem Patmostexte übersetzt haben kann, 
sondern aus einer theilweise besseren und vollständigeren Recension. 
Die Gattin des Albinns nennt er richtig Xanthippe, nicht Agrippina ; 
die Salbung des Leichnams des Apostels erfolgt mit Myrrhen, AloS nnd 
'Phyllon', also übereinstimmend mit Pseudo-Linus. Im Uebrigen geben die 
dürftigen Nachrichten keinen Anhalt für die Entscheidung. Doch ist zu 
bemerken, dass die Worte Christi l Romam sc pergere ut crucifigeretur\ 
ohne das erwartete i Uerum t mit PS, die Mahnung der Freunde l ut ad 
tempus sc subducaV mit V, der Name Xanthippe für die Gattin des 
Albinus und die Erwähnung der Myrrhen bei der Bestattung sowoi mit 
SV als mit L übereinstimmen. Eigentümlich ist, dass Agrippa auch 
König (Kaiser ?) genannt wird. Uebrigens existirten, wie Zoßga bemerkt, 
auch im Sahidischen verschiedene Texte. 

Der äthiopische Text bei Malan (a. a. 0.) ist aus einem Texte 
geflossen, der dem Patmensis äusserst nahe stand, wenn er auch hier 
und da näher an den Vercellensis tritt. Leider ist er so paraphrastisch, 
dass er bei Verderbnissen der beiden andern Texte nirgends Hilfe ge- 
währt. Die Namen sind, wie fast immer in diesen äthiopischen Ver- 
sionen, heillos verderbt: Agrippa heisst Carpus, seine vier Concubinen 
Acmaba, Acrabania, Caria und Diuras; Albinus wird Altibius, seine 
Gattin Akistiana (d. h. doch wohl eher Agrippina als Xanthippe) ge- 
nannt. Die Erzählung schliesst sich genau an P an. Von Abweichungen 
sind nur folgende bemerkenswerth. Nachdem zuerst erzählt ist, dass 
Agrippa Boten ausgesandt hat, um zu erfahren, wohin seine Concubinen 
gehen, sendet er, nachdem sie dies ermittelt haben, andre Boten aus, welche 
den Concubinen den Bescheid ihres Gebieters überbringen müssen. Dieser 
wird nun mit fast denselben Worten wiedergegeben wie in P. 

Die Worte des Agrippa zu Albinus sind hier durchweg in directer 
Rede wiedergegeben, während P (p. 91, 7) aus der indirecten Rede 
in die directe übergeht. Die anfängliche Weigerung des Petrus, den 
Nachstellungen zu entfliehn, ist gestrichen; bei der Erscheinung des 
Herrn wird ausdrücklich bemerkt, sie sei in derselben Gestalt erfolgt, 
in welcher Petrus ihn früher leiblich gesehen habe. Dagegen ist das 
Gespräch des Apostels mit Christus stark verkürzt. An die Lobpreisung 
des Herrn, nachdem er wieder gen Himmel gefahren ist (p. 91, 29) fugt A 
die Stelle Joh. 21, 18. Der Unwille des Volkes über Agrippa (p. 92, 16) 

mensis Epiph." Marceüus corpus eius lavit lade et vino unxüque myrrha 
et cdoe et phyüo, et posuü in arcam refertam tneüe attico. JEadem nocte 
apparet 8. Petrus MarceUo. Nero autem in Christianos saevire pergens 
terretur visione nocturna. 



— 139 — 

steigert sich hier bis zu der Drohung, eher die Stadt anzuzünden, als 
den Tod des Apostels zuzulassen. Unmittelbar darauf folgt statt der in 
PV berichteten Rede an das Volk die Kreuzesrede (p. 93, 20). In den 
grosseren Bedestücken tritt die paraphrasirende Art von A besonders 
deutlich hervor; in dem letzten Gebet an Christus heisst dieser wie in 
V „Vater und Mutter, Herr und Bruder". Im Folgenden wird der Text 
P stark umschrieben. Nach dem Tode des Petrus balsamirt Marcelius 
den Leichnam mit Myrrhen und andern Spezereien ein (wie in V 8 ; vgl. 
auch das sahidische Fragment). Dann wird ebenfalls wie in VS hinzu- 
gefugt, dass Petrus dem Marcelius bei Nacht (im Traume) erschienen 
sei. Als Todestag des Apostels wird gewis irrthümlich XVIII kal. Maii, 
also der 14. April angegeben. 

Am Schlüsse des Martyriums folgen die Worte : „Und als Nero die 
Apostel tödtete, sprachen sie" und nun giebt A ein kurzes Redestück 
(Malan p. 8 Z. 3 v. u. bis p. 9 Z. 7 v. o.), welches nirgends eine Paral- 
lele hat. Daran aber reiht sich sofort die oben übergangene Rede aus 
P (p. 92, 19) mit geringen Abweichungen, nur vielfach paraphrasirend, 
die Aufforderung des Petrus an die Offiziere, ihn häuptlings zu kreuzigen, 
und die Kreuzigung. Vermuthlich ist dieses ganze Stück (von S. 6 Z. 
8 Malan an) nur durch Abschreiberversehn an diese Stelle gerathen. 

Schliesslich möge noch der Text von A an einigen wichtigeren Stellen 
mit P und V verglichen werden. 

P A V 

10 

ßti£o|ia( oe vOv npbq I tritt mäke mention adprehendo te nunc ad 

xfy xsXei rfjc ivftdcSe of Thee and I will consummationem hu- 

X6aea>£ öjcipxcov Sorte not Jceep silence be- ius loci, nan abscondo 

d 87)XftoaC ae' oöx cause of the Cross: quod olim optabam 

tipt\da(j> xö niXai |ie- for ü is a glorious [1. oeeuitabam] crucis 

[loxbc t$ <]>ux$ |iou mystery, the greatness mysterium. 

xal xpu7ix6(i£vov xoö of which 1 will teil all 

axaupoO zb (luerrfjptov. those who hear my 

speech. 

11 

xal vOv jxaXcara Sxt and behold in this hour nunc maxitne mihi in 

86vaa$e ol Suvajxevot the end of my Ufe, novissmo die meo au- 

dxoOaat,£viox^T10ßp¥ hear ye my words, düe. nolite haec quae 

xal xeXeuxafy xoö ßfou and restrainyourselves octüis videtis humanis, 

&rcipXovxo£jiou, äxoö- from all evil tvorks occaecare [1. occaecate] 



— 140 — 

P A V 

aaxe' 7cavxö$ afcrih)- and tum away your oculos et aures vestras 

vripiou xopfcate ?&€ eyes &*d cover your ab istis passionibus 

£auxftv tyvx&S i 7lav " ear5 f rom a M vanüy quae palam videtis 
xb$ cpatvoji^vou fif] 

14 

ytv(*)axexe xfjg dbriaijs My being crucified, inteUegitis omnis my- 
<pöae<0£ x& jiuaxTjpcov ftnow ye, is but the sterium principatus 
xal xfjv xfi>v twSvxcdv mystery of tke whole quod factum est. 
dpX*)v fjTt$ Y^Y ovev watfwre o/" man, JÄatf 

sAows the perfecting 

of the beginning and 

the worJcing out of the 

foundation first laid. 

(15. 24. 28) 

6 y&p Tcptötos ävfrpü)- /br JAe /irs* man, the prior enimhomo,cuius 

tos, oö y£vo$ £v eßet <rfd ^4dam JÄaJ was ego effigiem sumpsi, 

?XW Sy<*>> xax& xecpa- 6örw in me, appeared capite deorsum missus 

X*)v ävex^ete 2Set?ev as chief; it was the et totutn genus suum 

Y^veoiv x*)v tuxoöaav old birth, removed by in terra proiciens 

ni\<xi [vexpccv S]' ve- this death; Adam feil 

xpi yip ^v aöx*j x£- by losing his ghry. 

vjjocv [oöx] 8x ouaa -B«< the second showed 

xaxaaupeifs] oöv ixef- Himself, in another 

vou [Jxervo; S] 6 xal awd a wew form, in 

x*]v 4pxV x*)v Sauxoö töe invoeation of this ipsam ergo effigiem 

e?£ yfjv £tya$ xi rcav Gross, suspensus tamquam et 

xoOxo xfjs Staxoa|i^- Awmo sursum adten- 

aeco$ aovfeoxrjaev x& dens ..Christus partem 

d$o<Z dbtoxpeiAaafteCc. guem hcnorificavit et 

communicavit 

25 

xaixTjv oöv xijv Svvotav $is thought, which I haecautem Providentia 

e?c &|iäc Tipoa^a; xal now Aave, J /?r$f Aad domini ad vos aMuli 

xö ax^fia, iv <[> 6paxe m ttis form, in which et Signum quod in me 

ötooxpefjL<£|iev6v [ie, ye see me; and my conspicitis, ittius cor- 

£xe(vou Staxitawafc being crucified is but pus est primi hominis 

iaxiv xoO 7tp(!)xu)€ el$ the example of that generali 



— 141 — 

yiveoiv xtöpiioavxQS former one, who was 

dvd-p(I)7cou. first born in me, that 

is Adam. 
(17. 29. 41) 

ö{jl£% ouv, iyamjxoC &u£ ye also, who now vosautem, diieäissitni 

pou, xal v&v dbtoäovxec hearme,throwoffyour fratres, qui nunc au- 

xal ol niXXovxe; dexou- ßrstf error ; älrwe fo ditis, primum qui in- 

etv Sef^avxe; xi]v 7rp(5>- roe wnfo <Ae Oo^ 0/ cipietis audire . . . et 

T7)v fcXivijv . . . iitava- Jesus Christ; He it is, ostendi vobis primum 

5pa|i£rvTCpoa?jxev, im- of whom it is writ- errarem, ut observare 

ßaCvovxac t$ toö xu- Jen[yeypaii|iivoc],$Aa$ possitis. subiiciuntme 

piou arauplp, actis He ahne is the Word itaque domini mei Ie- 

iorlv Texa|i£vo; X6yo$ sw Christi cruci, quod 

d<; xal jx6vo£ es* ex^wwm verbum 

unum et solum 
(18. 20. 26) 

Tt yip Sartv Xpiaxöt, ^4«d 10A0 is JAi$ Jesus quid enim est verbum, 

dXX* 6 X6yo$ ^x°£j Christ, but the Word nisi hoc lignum, in quo 

xl ydcp 16yo<;, r) toOto and the Speech? Heis crucißxussum? clavus 

zb göXov, fecp' $ £axau- God, He is (hat true autem, qui continet in 

ptojiai; tjx°S ^fc x & Word, the Tree upon directo ligno lignum 

7cXiyt6v fcartv, dvfrpci- which I am crucified, plagium in medio, con- 

Tcou (f 6at;' 6 8fc Xöyog and £Ae Speech, which versio et poenitentia 

[1. ^Xot] 6 auv£x<i>v a* first created man, hominis est. 

lid t$ dp&fy £6Xq> and who compassed 

tö 7tXöcyiov xaT& [ii- him about; He is tlie 

oov, ifi kmoxpo^ xal true Adam, the Tree of 

^ jiexavoia tcO dfcvfrpci)- <Ae Gross in the midst 

tcou. of the changes and of 

the chances oflife; the 

cleansing of man. 
30 

xaöxi jxot ouv aoO I thank Thee, o Thou haec autem, domine, 

yvcopCaavToc xal drco- Ao?y Word, Lord of tu mihi in notüiam 

xaX6<J>avToc, X6ye £ü>- aü, Christ, neüher with perttdisti; revdasti, 

% 9 £6Xov vOv utc* defiled Ups nor with quod est verbum vitae 

ijioö e{p7)|x£vov, eöx«- a tongue that speaks nunc a me lignum die- 

ptoTö aoi oöx £v x^" both lies and truth, nor tum. gratias tibi ago, 

Xeoiv xoÖTotc TipooTj- yet with foeiish words non labiis istis clavis 

X(i)|iivotc,oö8feyX(!)oa^, (das üebrige fehlt). f[ixis] } neque lingua 



— 142 — 

8t* fjg ÄX^ewt xal per quam verum et 

<];e08ot 7ipo£pxexat, mendax exit, neque 

o\)5k X6yq> xouxtp örcö ferfcö Aoc, gtiod per 

T ^X V7 J^ ^üatxfj^ öXtxfjs arfe* varia* hominis, 

7cp06pxo|iiv(p gwi per humorem 

[ei]us producitur. 

Leider ist der Text von A in allen diesen schwierigen Stellen so 
paraphrastisch, dass er keine Heilung der verderbten Worte ermöglicht. 
Fast überall hält er sich verhältnismässig näher an P als an V. Soviel 
ist klar, dass der sahidische Text, aus welchem der Aethiope übersetzte! 
selbst wieder eine Uebersetzung aus dem Griechischen ist, und zwar 
aus einer mit P nahe verwandten Vorlage. 

ß. Die Texte der passio Pauli. 

Anders als bei der passio Petri liegt das Verhältnis der Texte 
beiderpassioPauli. Während der Linustext des Petrus mit dem latei- 
nischen Texte des cod. Vercellensis gar nichts zu schaffen hat, bietet hier 
der kürzere lateinische textus Monacensis (M) wenigstens zum grossen 
Theile dieselbe Uebersetzung wie Linus-Paulus (L), nur in einer kürzern 
Gestalt. Es ist dies gleich bei den Eingangsworten der Fall, bei denen 
ich die Abweichungen des längern Linustextes unter dem Texte verzeichne. 

il In tempore ülo cum 2 venisset Romae Lucas a *Galilaea et 
Titus a Dalmatia expectaverunt Paulum in urbe. Quos cum ad- 
venkns Paulus 4 vidissetj laetatus est valde et conduxit sibi extra 
urbem 5 horreum } ubi *cum his 1 verbum traetaret *et coepit per haec 
colligere muUitudinem 9 magnam et adiicicbantur l0 ad cum animae 
ll multae, ita ut per totam urbem l2 strepüus fierä l *et conversus 
[1. concursus] multitudinis de domo Caesaris lA et credebant t5 in 
domino et l *fiebat l7 cotidie gaudium i% magnum\ Hier unterscheiden 
sich beide Texte abgesehen von einzelnen Varianten nur dadurch, dass 
M eine Reihe von Zusätzen des ausführlicheren Textes nicht kennt. 



x In tempore ülo fehlt in L. — 2 venissent. — 3 Gcdatia. — 4 invenisset 
cod. Montepe88. 14. Reg. Suec. 541. — 5 horreum publicum die meisten Codd. 
hospitium Montep. 14. Reg. 541. — *cum his et aliis fratribus. — 7 de verbo 
vitae. — * coepit intcrea. — 9 maximam. — 10 per cum fidei. — "L ragt hinzu 
Christi {dei) operante gratia. — " sonus praedicationis et sanetüatis exus 
fieret et exiret fama venerdbüis per Universum regionem de ülo. Iam enim 
admodum toto orbi innotuerat signis et prodigiis et doctrina muUa atque 
mirabüi sanciitate. — 1S concursus quoque multus. — "fiebat ad eum creden- 
tium. — 15 tn dominum Jesum Christum. — lfl augmentabatur. — "cotidie 
fidelibus. — 1% magnum et exu.tatio. 



— 143 — 

Vergleichen wir hiermit gleich den griechischen Text P, so stimmt der- 
selbe , abgesehen von den Eingangsworten , fast wörtlich mit M gegen 
L, nur dass er noch etwas kürzer ist: 

THoav 84 rapt|AlvovTec xöv IlaOXov 4v tfl T&frg Aouxäg inb 
TotXki&v xalTfrog inb AaXptatta^, oBc fScbv 6üaOXo; ix^P 7 )» ö^te 
§5w T(b|A7j{ c&pelov (AiaS'cbaaaftat , 4v $ |Aex4 töv 48eX<pfi>v 46t- 
Saaxe töv X6yov tfjg 4X7){reta£* 8iaß67)T0$ 84 lyivsxo xal 
rcoXXal <Jji>x a * ftpowcHrevco t$ xuptq), <S>£ ^x ov xaT * T V TciiiTjv 
yev^aftat xal Ttpocelvai aöx$ twXl> TcXfjftog ix xfjg KaCaapog 
ofx£a$ Twaxeuovxag xal efvat x a P& v JxeYflcXTjv. 

Unzweifelhaft liegt auch hier ursprünglich derselbe Text zu Grunde. 
Doch sind die Differenzen, so unbedeutend sie scheinen, nicht unwichtig. 
Das 'adveniens* vor 'Paulus vidisseV kann kaum entbehrt werden; 
statt 'laetatus est valde et conduxiV schreibt P ^X^P 7 ) ^ <rce ßiofrcboa- 
a{rai, behält dann das lateinische 'horreum 7 bei, schreibt aber ££ü> TtS)fn)£ 
statt '«.rfra urbem\ dann (lexi xöv dSeXcpwv, sodass er sich mit M in 
den Text von L zu theilen scheint, dann statt HractareV 48(8aaxe, 
darnach töv Xoyov rfjc iXYjftefas, wo M einfach 'verburri*, L l de verbo 
vUae' bietet, darnach ersetzt er l et coepit . . . multitudinem magnam* 
durch Staß6T)TO£ 64 4y^ veT0 > schreibt t$ xupfrp für 'ad eum* M Cper 
etim /Irfe*' L), dann wieder xaxi t*]v Tc!>|at)v für *j)er fotam urbem\ 
Tutaxeuovxa; für l credebant (et credentium L) in domind* und lässt das 
'coiidie* aus. Die wichtigste Abweichung aber ist, dass er statt 'et con- 
cursus\ wie doch sicher ursprünglich zu lesen ist, TZpoaelvxi schreibt. 
Hier kann schwerlich der lateinische Text aus dem griechischen er- 
klärt werden; vielmehr liegt der Verdacht nahe, dass P bereits den 
Textfehler 'conversus* statt l concur$us' vorgefunden hat. 

Unmittelbar nachher folgt in L die Geschichte von dem 'institutor 
Caesaris* (Seneca), welcher mit Paulus in Freundschaft verbunden ge- 
wesen sei und mit ihm in Briefwechsel gestanden habe. Der Abschnitt 
fehlt in MPS und ist wahrscheinlich erst spätere Interpolation. Dar- 
nach treffen die verschiedenen Texte in der Geschichte vom Mund- 
schenken des Nero, welcher den Paulus besucht und während seiner 
Predigt vom Fenster herabstürzt, wieder zusammen. Der Text ist hier 
in MPS so stark verkürzt, dass eine Vergleichung mit L kaum zum 
Ziele führt; so fehlt nicht blos der Zug, dass Paulus in dem hoch- 
gelegenen Speisezimmer geredet habe, sondern auch die weitere Angabe, 
dass Patroclus über dem längeren Vortrage eingeschlafen und im Schlafe 
herabgestürzt sei. Die Erzählung ist der Geschichte des Eatychos Act. 
20, 9 ff. nachgebildet, daher die entsprechenden Züge als ursprünglich 



— 144 — 

in den Paulusacten zu gelten haben. Wörtliche Beziehungen zur Vnlgata 
finden sich hier ausser den bei MP fehlenden i protraxisset sermonem 1 
in L nicht ; umgekehrt nur in M l cecidit deorsum et mortuus est\ wofür 
L ganz andre Ausdrücke bietet Qcadensque de fenestra spirüum exha- 
lavif). P stimmt hier wesentlich mitM, doch giebt er ebenso wie L die 
in M fehlende Motivirung des Unglücksfalls durch des Teufels Neid, 
nur mit weit kürzeren Worten p. 97, 14 xoö 5fe TOVTjpoö 8taß6Xou £i}- 
Xoövxoc 'rijv iyinriv xtöv £5eX<pG>v P 'diaboli invidia dolens super 
düectionem verbi dei et ipsius apostoli, quam Studiosus adoJescens 
habebat 1 L. Ausser der Eutychosgeschichte schwebt als weiteres Motiv 
der Erzählung das bekannte Verhältnis des Antinous zu Kaiser Hadrian 
vor, daher Patroclus in L als 'ddiciosus et pincerna regis' bezeichnet 
wird. Weder M noch PS haben einen dem 'deliciosus' entsprechenden 
Ausdruck, sondern begnügen sich beide, den Jüngling als Mundschenken 
des Kaisers zu bezeichnen. Auf den Tod des Patroclus folgt in L sofort 
die weitere Nachricht, als Nero vom Bade heimkehrte, sei er durch die 
Trauerkunde bis zum Tode betrübt worden, habe aber nach einiger Zeit 
einen Andern mit dem Amte des Mundschenken betraut. M bietet an 
dieser Stelle nur die kurzen Worte 'continuo nuntiatum est Neroni 9 , 
bringt aber die übrigen Notizen von L etwas später nach und zwar unter 
Wiederholung der Angabe, dass Nero von dem Tode des Mundschenken 
erfahren habe l Caesar autem cum audisset de morte Patrodi etcJ 
Ebenso P (S) p. 97, 15, welcher nach dem foreoev 6 IlaxpoxXoc &k6 
Tfjc «Snjptöoc xal drc^fravev sofort mit <Baxe ivayyerXat xax£a>C xcj> 
N£p(DVi fortfährt, aber ebenfalls das Uebrige nachbringt, nachdem vor- 
her die Auferweckung des Knaben erzählt ist. Die Texte gestatten hier 
eine Vergleichung 

L M P 

quod cum Neroni re- Caesar autem cum au- e O 8fe Nspwv tixijxocbg 
vertenti abalneofuisset dissetdemorte Patrocli, xöv fravaxov xoö Ila- 
nuntiatum, cum multa contristatus valde et xp6xXou eXuttt]^ a<p6- 
frequentiadüectumsibi egrediens a balneo Spa xa: &$ eJafjXä-ev 
iuvenem requirebat et iussü ülum [1. alium] &izb xoO ßaXavetou 
paeneusque ad mortem stare ad calices. £x£Xeuasv dtXXov axfj- 

contristatus super cum vai inl xoO olvou. 

lamentdbatur. Post 
vero tempus planctus 
statuit alium pro eo 
ad vini officium, ut ei 
porrigcret poculum 



— 146 — 

Mit Ausnahme des 'contristatus' hat hier L gar nichts mit M gemein, 
während P mit letzterem wörtlich übereinstimmt. Der Text von L 
empfiehlt sich als der klarere und vollständigere , M P macht den Ein- 
druck eines abgerissenen, fast unverständlich gewordenen Excerpts. 
An derselben Stelle wie M P wiederholt auch L, dass Nero den Tod des 
Patroclns aufs Tiefste betrauert habe, aber nur, um daran sofort die 
folgende Erzählung anzureihn : i Gum autem lamentaretur Nero Patrodum 
et inunensitate absorberdur tristitiae, dixerunt circumstantes ad Cae- 
sarem etc.* 

Es folgt die Erzählung von der Auferweckung des Jünglings. Ich 
stelle unter Weglassung der nur in L erhaltenen Sätze die drei Texte 
neben einander: 

L M P 

Paulus vero statim Paulus autem, cum 6 Sfe IlaOXot oimSä>v 
cognoscensquodgestum cognovisset per spiri- zfy rcveä|iaxt SXeye 
erat per spiritum, tum sanctum sibinun- *Av8pec<i8eX<po£,Saxev 
dixü ad plebem : ' Viri tiantem quidnam con- 6 7tov7)p&£ t6tcov, dizv>$ 
fratreSj invenit locum tigissd, dixit ad ple- b\Lä$mipA<rQ bn&yexe 
malignus, utvos tem- bem circumstantium: ggco, xal eup^jasxe 
ptaret. — — Ite l Viri fratres! habuit 7ral8a7rs7cxü>x6xa,|i4X- 
igitur foraset in- malus locum, quemad- Xovxa dxrcveetv. "Apav- 
venietis iuvenem modum nos temp ta- xe$ £v£*ptaxe <S>8e 7tp6c 
Caesaris ddkatum ex ret. Iteigiturforis |xe. Oi 84 dbteXfrövxet 
alto cecidisse et et invenietis pue- •fjve'ptav" 286vxes 84 dl 
iam nunc iacerc exa- rum ex alto ceci- oyXoi ixapdx&rioav. 
nimem, quem levanks disse et animam 
ad me hue afferre sa- agentum [1. agentem] : 
tagüe'. Uli vero con- huc ülum adferte ad 
cito gradu pergentes me\ Ad [1. at] Uli ath 
confestim iuvenem dito abierunt et con- 
mortuum attulerunt. festimadtulerunt 
Mirabantur autem eum. Cum autem vidis- 
turbae, quomodo sent turbae, mira- 
Paidus rem gestam bantur de Paulo, quod 
ex ordine cognovissd nemo Uli nuntiassd. 
sibi nemine nuntiante. Et cum relatum esset Aiyei aöxofg 6 üaöXos* 
Dixü üaque Paulus quod fuerit yestum, Növ, äSeXcpof, Vj niaxic, 
adturbas: 'Nunc fi- dixit Paulus ad illos: öfiöv ^avfjxw* SeOxe 
des vestra parebit l Nuncfidesvestrae ucEvxeg xXaöacöjiev 
er ga dominum nostrum [1. vestra] apparcbiL npbq x6v xupiov Vjfitöv 

Lipsiu*. Apostelgeschichten. II, L 10 



— 146 — 

L M P 

Jesum Christum Venüe ergo, acceda r 'ItjooOv Xptoxov, Iva 

Accedite ergo plena mus ad dominum i^jo^ oöxos xal ^|xetg 
/We ad dominum Jesum Christum dvev6)(Xi}xoi (lehxojuv. 
deum nostrum Jesum et depreeemur il- Sxeva^avxwv 8fc 
Christum et de- lum, ut vivat iste rcivxcöv äv£Xaßev t& 
precemur illum y ut puer\ Etcumorassent 7cve0|ia 6 7raZs" xal 
restüuatur anima eius omnes , swrr#r# #wer xa{Hoavxe$ aüxöv £tcZ 
in istud iuvenile cada- sanus et dimisit xxfjvot &Tzinz\L<\>av 
ver vivatque melius eum Paulus cum £tövxa |i£xd xöv 5X- 
gtiam vixisseV. Et ceteris qui erant Xwv xöv 8vx(dv £x 
cum ingemuissent uni- ex domoCaesaris. xfjs Kaf aapog o?- 
versiprocumbentesora- x£a$. 

^wm», a# Paulus: 'Ado~ 
lescens Patrocle, surge 
et narra 9 quanta tibi 
feceritdeus\ Ad quam 
vocem mox Patroclus 
tamquam a somno sur- 
rexü et coepü glorifi- 
care deum . . . dimi- 
sitque eum Pau- 
lus cum caeteris 
qui erant ex domo 
Caesaris . . . 

Das Textverhältnis ist hier ganz besonders charakteristisch. Neben 
verschiedenen wörtlichen Berührungen von M mit L finden sich auch 
wieder so beträchtliche Abweichungen , dass sie auf zwei verschiedene 
Uebersetzungen aus dem Griechischen schliessen lassen. Man vergleiche 
auf der einen Seite 'temptaret 1 — 'ite igitur foras (foris) et invcnietis* 
— 'ex dUo cecidisse' — 'confestim adMerunV — 'mirabantur tur- 
bae* — 'nunc fides vestra parebit (apparebit)' — 'accedite (accedamus) 
ad dominum Iesum Cliristum et depreeemur ittum' — 'dimisü eum 
Paulus cum caeteris, qui erant ex domo Caesaris' — alles über- 
einstimmend in LM; auf der anderen Seite 'quod gestum erat L 
'quidnam contigisseV M — 'invenit locum malignus' L 'habuü locum 
malus 1 M — 'iuvenem* L 'puerum y M — Hacere exanimemi L 'animam 
agentem J M — 'quem levantes . . . adferre satagite? L 'ülum . . . 
afferte> M u. s. w. Die Differenzen überwiegen. Besonders bemerkens- 
werth ist, dass die Worte 'mirabantur turbar, guomodo Patdus rem 



— 147 — 

gestam ex ordine cognovisset sibi neminc nuntiante 1 L durch Hurbae 
mirabantur de Paulo quod nemo Uli nuntiasset. Et cum relatum esset 
quod fuerÜ gestund in M wiedergegeben sind, was einen total anderen 
Sinn giebt. Dort wundert sich die Menge, dass Paulus etwas weiss, was 
ihm doch niemand mitgetheilt hat ; hier wundert sie sich, dass ihm Niemand 
etwas mitgetheilt hat, er also nichts davon weiss und nun erst wird das 
Geschehene berichtet. Dies ist um so auffälliger, als kurz vorher auch in 
M selbst das Gegentheil erzählt ist. Hier bleibt wol nur die Annahme 
übrig, dass M hier einen Mischtext darstellt, sei es nun, dass eine 
Uebersetzung aus der andern corrigirt, ergänzt oder geradezu durch die 
andre verdrängt worden ist. Die grössere Ursprünglichkeit des Textes 
L erhellt namentlich aus der Bitte , dass Christus diesen jugendlichen 
Leichnam lebendig mache, damit er hinfort ein besseres Leben führe 
als zuvor. Dieser Zug enthält eine deutliche Anspielung auf das sünd- 
hafte Verhältnis, in welchem Patroclus als 'ddiciosus 1 oder l delicatus 
Caesaris* zu diesem gestanden hat. M hat diesen Zug ebenso wie P, 
weil er unverständlich geworden war, wieder verwischt. Eine Mischung 
zweier Darstellungen liegt auch noch darin vor, dass nach M zuerst 
ebenso wie in L erzählt wird, der Knabe sei wirklich gestorben, nachher 
aber nur, er habe in den letzten Zügen gelegen ('animam agentewl M 
(liXXovxa £x7tveeiv P). Der Text von P stimmt hier wie auch sonst wieder 
wörtlich mit M , ist aber noch etwas kürzer. Nur fügt er hinter fva 
£j)<rg o3xo£ allein noch hinzu xai ^fietc £vev6)(Xif]TOc |iefvü)|i£v, und 
zum Schlüsse ebenfalls ganz allein die sonderbare Notiz, dass man den 
wiederbelebten rcafi; auf ein Lastthier gesetzt und so dem Nero zugeführt 
habe. Einmal steht P zwischen L und M in der Mitte : cxeva$dfcvxü>v P 
'cum orassenf M c cum ingemuissent proeumbentes orationi' L. Zuver- 
lässig hat hier L das Ursprüngliche bewahrt. 

Aehnlich wie hier ist das Textverhältnis auch noch in den nach- 
folgenden Sätzen. 

L M P 

. . . dixerunt circum- Dixerunt autem pueri Aey6vx(ov Sh aöxq> 
stantes ad Caesarem: ad Caesarem: l Nöli xaöxa ^xouoev 8xi 
4 Non, domine, magna- contristari Caesar, vi- üaxpoxXos £$ xal 
nimüasvestragravetur vit enim Patroclus et gaxrjxev inl xfjs xpa- 
nwlestia super mortem nunc adest\ 7t££r)€ xal eöXaßetxo 

addescentis. Namvivü 6 Kafoap efaeXfretv. 

et ecce adest pro fori- 
butf. Caesar vero cum Caesar autem cum 

audisset Pafroclum vi- audisset vivere Patro- 

10* 



— 148 — 

L M P 

vere, quem paulo ante dum, quem paulo an- 

didiceratmortuum, ex- te mortuum audierat, 

pavit corde et recusa- expavit et nolebat 

bat eum introire et eum introire permü- 

adstare suo conspectui, teri [sie] sibi. et cum 

[putansfantasmaesse]. suasum itti fuisset ab 

Sed cum persuasum amicisplurimis,iussit 

itti fuisset ab amicis ülum introire. 
perplurimis } iussüeum 
introire. 

Hier weicht nur der Eingang in M stark von L ab. Im Folgenden 
liegt wieder dieselbe Uebersetzung, nur mit einigen Kürzungen und einigen 
woi aus der zweiten Uebersetzung stammenden, übrigens unerheblichen 
Varianten zu Grunde. Dagegen setzt P den Text von M voraus, verhält 
sich aber zu diesem als ein bis zur Unverständlichkeit noch weiter ver- 
kürzter Text. Schon das Xey6vxtov aüxöv xaöxa, was nur dem l dixcrunt 
autem pueri etc. 1 (M) entsprechen kann, ist sinnlos, da es sich sachlich 
eben nicht auf die vorerwähnte Todeskunde, sondern nur auf das 
Folgende 5xi £fl beziehen kann ; sinnlos ist auch das £oT7)xev lizl xffc 
TpaniZpis, was aus dem l nunc adesV erschlossen ist, obgleich der 
Wiederbelebte natürlich sein Amt nicht ohne Weiteres wiederantreten 
konnte; sinnlos ist endlich auch die letzte Bemerkung EuXaßeFco 6 
Kalaap etaeXfrefv, da der Kaiser ja bereits eingetreten war und er 
sich nicht fürchtete, selbst einzutreten, sondern den Patroclus eintreten 
zu lassen. 

et videns eum . . . quem cum vidisset, ob- %al &<; EÜafjX&ev, Xlyet 

obstupuit etaitad eum: stupuitetdixitadeum: aüi$ 6 Kafoap* U&- 

'Patrocle vivis'? At 'Quid est, Patrode y tpoxXe £$;; 6 Sk 8<pi}' 

üle respondü: 'Caesar, [quod] vivis'? et iüe Zß, Katoap. e O 8k d- 

vivo\ Nero dixit : l Quis dixit: 'Vivo } Caesar\ rev" tfc 6 Tcot^aa^ ok 

te fecü vivere'? Nero dixit: 'Quis te £?jaat; 

fecü viveref? 

liier ist die Uebereinstimmung von L und M (abgesehn von einigen 
Kürzungen bei letzterem) fast wörtlich, mit Ausnahme des sicher nicht 
ursprünglichen ''quid est Patrocle quod vivis 1 in cod. Monac. 4554, 
wofür auch Monac. 22020. 19642 'quid est Patrocle vivis?' 1 bieten, 
übereinstimmend mit P üatpoxXe CDs; Vor 'dtslupui? ist in M der 



— 149 — 

Satz von L ('videns eum) vegetum et nutta mortis signa habentem 1 
weggelassen. 

L M P 

cui Patrodus exhüa- Cui Patrodus laetus c O 5i nalz qppovfjjiaxt 

ratus corde et accensus in fide dicit: 'Dominus 7r£axeci>£ 9 ep6|ievo€ 

calorefidei dixit: 'Do- Jesus Christus, rex efoev' Xpioxö; 'bjaoös 

minus Jesus Christus, omnium saeadorum, 6 ßaaiXe&s xöv a?ci>- 

rex omnium saeculo- ipse me fecit vivere*. vcov. e 5k Kataap 

rum\ Et Nero contur- Et Nero conturbatus tapa^el^ efaev' 'Exef- 

batus de nomine vir- de nomine virtutis vog oöv piXXet ßaai- 

tutis s dei dixit ad iu- [dei] dicit: 'Quid ergo Xeäetv xtöv a&bvwv xal 

Litern; 'lue ergo debet incipü iste quem di- xaxaXüetv rciaas x&s 

regnare in saecula et cetis [1. dicito] re- ßaatXe£a$xöv aCcbvwv; 

rescivere omnia regna gnare in saecülis et 

mundi ? resdvare omnia regna?* 1 

Das 'laetus in fide 9 M kann Zusammenfassung des umständlicheren 
Ausdrucks in L sein ; dagegen ist 'dei 1 nach 'virtutis 1 kaum entbehrlich 
und wol nur irrthüralich ausgefallen. Zweifelhaft aber ist, ob 'ille ergo 
debet regnare 1 und 'quid ergo incipü iste quem dicitis regnare 1 auf 
denselben lateinischen Grundtext zurückgeht. Wahrscheinlich hat P 
hier das Richtige sei es erhalten, sei es wieder hergestellt, obwol im 
übrigen dieser Text wieder minder ursprünglich ist als M, mit dem er 
sonst näher zusammensteht. 

Stärker weicht der Schluss des Gesprächs zwischen dem Kaiser 
nnd dem Mundschenken in M von L ab : 

L M P 

Et Patroclus aii: Et Patroclus dixit: A£yet aöx^pnixpoxXog' 

t Etiam, Caesar , de- 'Quaecumquesunt sub Naf, ndaa$ x&c ßaat- 

struet omnia regna cado ipse tenet, solus Xefag xaxaX6et, xal 

quae sub cado sunt et est rex in saecula et aftxöc Scxai |a6vo$ efc 

servient ei universa non est aliquid regni xoüc atövag, xal aöx 

eadestia atque terre- alicuius partis sab Soxai ßaciXefa, fjxic 

Stria, quia ipse est so- caelo (?)\ Nero autem Stacpeu^exat aöxöv. c O 

Jus rex regnm et domi- iratus l )percussit eum Si faizia<x<; el<; xö np6- 

nus dominantium 9 . Ne- palma in faciem di- cwrav aöxöv efrrev' 

ro autem dedit ei aHa- cens: 'Et tu ergomüi- IIixpoxXe,xalaöcxpa- 

pam dkens: l Ergo tos huic regi, quem xeug x(j) ßaatXel ixef- 



1) iratus Monac 22020. 19642 miratus Monac. 4554. 



— 150 — 

L M P 

tnilitasüli reg'C? Par dicis?? Et Patrodus vcp; 6 8e efaev' Naf, 

trodus exultans ait: dixit^Ita^domincCae- xupte Kalaap' xal y&p 

i Etiam ; excitavit me a sar; nam ipse me ex- •fjyetpev |ae xefrvijxoTa. 

tnortuis*. citavit a mortuis 1 . 

Hier ist H verderbt. Das i tenef kann nicht richtig sein, wahr- 
scheinlich ist etwas ausgefallen und 'destruet dC oder 'destituet et' (Faber) 
zu lesen. Gleich nachher sind die Worte 'et non est aliquid regni 
alicuius partis sub caelo 9 sinnlos. Vielleicht ist zu lesen l et non est 
aliud regnum alicuius partis sub caelo\ Beachte übrigens, wie weit 
die Ausdrücke hier auseinandergehn. P bildet theilweise das Mittelglied. 

Dasselbe Textverhältnis geht auch noch im Folgenden fort. Man 
ist zuweilen geneigt, die wörtlichen Uebereinstimmungen im Ausdrucke 
für zufällige zu halten, weil sie oft mitten unter weit bedeutsameren 
Abweichungen sich finden ; aber die durchgängige Wiederkehr derselben 
Erscheinungen nöthigt zu einer anderen Erklärung. 

L M P 

Tunc Barnäbas et Ju- Tunc Barnabas Justus Kai 6 Bapaaßdct 'IoO- 

stus et quidam Paulus ei quidam Paulus et ozo<; 6 TtXaxuTtouc xai 

et Arion Cappadocus Arion Cappadox et Oöpfcov 6 KamtaSoi; 

et Festus Galatha, qui Festus Galatha , qui xal Ofjaioc 6 TaXii^ 

erant ministri Caesar erant ministri Caesar dl itpärcoi toO N£pco- 

ris et ei iugiter xzssi- ris, dixerunt Neroni: vo$ efrtov* Kai ^(lels 

stebant,dixerunt:'Cur, 'Etnos Mi tnilitamus £xe£vq> araTeu6|Ae{ra 

Caesar, recta sapien- invicto regt. TtpßaaiXerxövaiüMov. 
tem et prudentem et 
veracissime respondeti- 
tan per cutis iuvenem? 
Nam et nos militamus 

Uli regi invicto, Jesu IUe autem, cum au- c 8e auv£xXetaev aö- 

Christodominonostro 1 . disset omnes uno sensu xoug Setvög ßaoavfoa^ 

Nero autem, cum au- et uno sermone dixisse oöc Xfav £<pfXet. 

disset uno sensu eodem- invietum regem Jesum, 

que sermone dicere reclusit omnes in car- 

illos invietum regem cerem, ut nimium Mos 

Christum, retrusit eos torqueret, quos nimium 

in carcerem,ut nimium amabat. 
ülos torqueret , quos 
nimis ante amaverat. 



— 151 — 

Auch hier liegt eine und dieselbe Uebersetzung zu Grunde, die in 
M gekürzt, in P noch weiter excerpirt ist Aus Bamabas und Justus 
ist wegen Act. 1, 23 Eine Person Barsabas Justus, aus IIaOX6( xi£ wol 
erst durch handschriftliche Verderbnis das unsinnige 6- 7iXaxu7iou£ 
geworden. 

L M P 

Et iussit inquiri müi- Et iussü queri müites xal £x£Xeuoev Cqxer- 
tes magni regis illius magni regis ülius et afrai xob$ xoO \ityi- 
posuüque edictum, ut posuit edictum, ut Xou ßaatX£a>c axpa- 
sic übi fuissent inventi, omnes, qui invenwenr xuixas xal 7tpo£{hjxev 
sineititerrogationeom- tur Christi tnüites in- Stixayiia xotoöxov, 
ms Christi milites per terficerentur, rcivxac xoüs eöptoxo- 

tormenta varia puni- pivooc Xpiaxiavouc 

rentw. Unde tnulta xal oxpaxt&xac 'bjaoö 

scrutatione a ministris ivaipcrofrai. 

reipublicae . . . servi qui cum inventi fuis- 
dei quaesüi et inventi, sent, plurimi perducti 
quamplurimi perducti sunt ad Caesarem. 
sunt ad praesentiam 
Caesaris. 

Auch hier das gleiche Textverhältnis : M kürzt den Text von L, 
P folgt im Wesentlichen dem Texte von M (vgl. J^xetcöm — wpoilbjxev 
— xo&s eöptaxo|iivou£. 

Inter quos et Paulus, Intet quos et Paulus xal £v xotg noXXolc, 

consuetudinarias sibi äyexat xal 6 Ila&Xoc 

pro Christi nomine ge- 

stans cathenas, ductus ductus est vinctus. fiefiepivog, $ nivxet 

est vinctus. Cui omnes Cum vero vidisset Tcpoaeixov oE auvSeSe- 

simul vincti adeo inten- Nero Paulum iritwtum, \ihoi töaxe vofjcai x&v 

debant, ut sine alicuius inlellexil, quod ipse Kabapa, 6xi Sxetvoc 

indicio facüe potuisset esset dux super müi- inl xtöv oxpaxo7c£5<ov 

Nero cognoscere, ipsum tes Christi, iaxfv. 

magni regis müitibus 

praesidere. Intellegens- 

que iUum ducem et 

Christi servorum ma- 

gistrum, ait ad eum: 

1 homo, magni regis dixit autem Uli : l Homo "Avfrpcime xoö |Aeyi- 

servus, mihi autem regis magni servus, Xou fäaaiX£(ü£, Sjxol Si 



— 152 — 

L M P 

vinduSy quid tibi visum mihi autem nitidus, Se&ef;, x£ cot S8o£ev 

est introire latenter in quid tibi visum est Xctö-pa rfaeXä-etv efc 

regnum B$manorum introire latenter in xfjv Tci>nafo>v Vfreno- 

et mihi subtrahere, tibi regno Romano et sub- vfav xal axpaxoXoyerv 

atrfcw codigere müites trahere müites de po- 1% xfjs ly.f$ lizapyias 4 ; 

de meae militiae prin- testate mea ?' 
cipatu?' 

Auch hier dasselbe Textverhältnis. Einmal tritt P wieder näher an 
L heran: aber k cum vero vidisset Nero Patdum vinäum 7 M ist ver- 
derbt, denn wie konnte Nero daraus, dass Paulus Fessein trug, seine 
Führerschaft entnehmen ? Emendire also : 'cum vero vidissent in Patdum 
omnes vincti\ Weiter unten fehlt xal efaev aüxq> wohl nur durch ein 
Abschreiberversehn, wie 8 lehrt (xal efoev aüx<j> 6 Kafoap). 

L M P 
Paulus vero respondü: Paulus dixit ad eum c O 5k IlaOXoc TcXijcfreJc 
'Nero^nonsolumdetuo ante conspedu[m] om- Ttveöiiaxog iylov [£v<i>- 
angtdo colligimus mi- nium: 'Caesar, nonso- 7riov rcivxrov 8] efaev" 
lites, sed etiam de toto lum de tuo angulo Kataap , oü |i6vov ix 
orbe terrarum. Hoc colligimus, sed etiam x% a% iftap^tat 
enim praeeeptum mihi de universo orbe ter* axpaxoXoyoO|Aev, dXXi 
estyUt neminem exomni rarum. Hoc enim prae- xal £x xfjc o£xou|i4v7}s 
r/et^e müUare aeterno ceptum est, hominem tcöSotjc. toöto y&p Sta- 
re^* volentem rcpeUam [1. neminem] exeludi a x£xaxxat ifjiifv, |AY)Slva 
. . . Si enim et tibi rege \\. regno] suo, vo~ flbroxXeta(Hjvai fteX6v- 
viswm /werft in tßwm lentem milüare regi xa oxpaxeufrijvai xcjj 
credere: ei fideliter meo. quod si et tibi i|A$ ßaatXer. Srcep ei 
obedire, non te paeni- utile visum fuerit cre- %olI oot cp£Xov iaxiv 
tebit. Ceterumnoli pu- dere in illum, non te oxpaxeufl^vat aüx<j>, 
tare, quia divitiae hu- paenitebit. Ceterumnoli o&x 6 rcXoöxos ?) x4 
it«s saeculi et splendor putare , guia divitiae vOv £v x$ ßftp Xa|i7ipa 
gloriae saJvare te de- huius saeculi aut spien- [f) Vj 86£a aöxoö 8] 
beant; sed si sübieäus dor aut gloria salva- ct&cet [oe], iXX* eav 
Uli fueris, in perpe- bit te, sed si sübieäus Ö7t07t£qgc xal SeijO'flc 
tuumsalvus eris. Cum fueris Uli et deprecatus aöxoö, aa>9rl)qj. M£X- 
entm venerit iudicare fueris eum, sedvus Xet yip iv (ic? V)nip$ 
twos et mortuoSj deva- eris in aetemum. In- xöv x6a|iov dtaoXXüetv. 
sfaWtf mundi huius fi- cipit enim una die 
guram per ignem et saeetdum istud vastare 



— 153 — 

L M P 

ante mundi constitu- et nova saecula, quae 
tionemparata et a sae- nunc ab hoc mundo 
cutis occulta müüibus habet occulta, suis de- 
suis donativa, quae darata dotiare. 
nunquam deficient, lar~ 
gietur. 

Die Abweichungen verringern sich noch, wenn man die Varian- 
ten in L mit hinzuzieht. So schreibt Paris. 12602: 'Paulus vero 
spiritu sancto repletus constanter in auribus ornnium qui aderant 
dixit ad eum\ (Aehnlich Paris. 5273, 3778). P ist wieder der Epito- 
mator, wie namentlich die letzten Worte beweisen, die nur summarisch 
wiedergegeben sind, während hier die beiden lateinischen Texte weiter 
auseinandergehe ohne dass man hier ein Recht hätte, auf zwei verschie- 
dene Uebersetzungen zu schüessen. Bemerke übrigens, wie P das l de 
suo angulo\ was ganz sicher ursprünglich ist, mildert. Das i&v bnoni- 
crgc %al Seijl^ aöxoO ist Umschreibung des l si subiedus fueris tUi\ 
Ausserdem aber enthält das Srcep el xa( aoi cpfXov £orlv axpaxeuftfjvat 
aux$ einen ganz handgreiflichen Latinismus, eine ganz un- 
griechische Uebersetzung von 'quodsi et tibi utile visum fucrit etc\ 

Viel weiter gehen im Folgenden die beiden lateinischen Texte 
auseinander. 

L M P 

Haec audiens Nero . . . Hunc cum vidisset [1. TaOxa 6£ dbtouaac 6 
iussit omnes miliies audivissd]Nero, iussü Kataap£x£Xeuaev7t<£v- 
Christi igne cremari, omnes müites Christi xa$ xob$ Sefiepivouc 
Paulum autem sena- exuri,quifuerantvincti [xoö Xpiaxoü S] nupl 
tusconsultu tamquam cum Paulo, ipsum xaxaxafjvat, xöv 5i 
maiestatis reum capite autem pledi iudicavit IlaöXov xpax*jXoxo7C7)- 
secundum leges Bo- secundumleges Roma- {Hjvat x$ v6|A(p xtöv 
manas truncari, tra- nas. Paulus vero non c Pco|ia((ov. e O SfellaO- 
didüque cum Lon- fuü tacens de verbo Xog ^v |jtf) atamtöv xöv 
gino et Megisto prae- domini , quo se com- X6yov , 4XX& xoivou- 
feetis atque Acesto municabat Longino (tevoc x$ 7cpatcp£xx$ 
centurioni, ut illum ex- praefedo et Egestio A6yytp *al K£axq> x$ 
tra urbem ducentes certanti [centurioni?] xevxupfam. 
. . . decoUari praeci- 
perent. Quibus Paulus 
sine intermissione ver- 
bum praedicabat sa- 



— 154 — 

L M P 

lutis. Ministros etiam 
et apparitores . . . 
Nero . . . direxit, qui 

summa diligetttia per- *Hv oöv £v xfl P<i>[rB 

scrutarentur latitantes 6 N£po>v £vepye£qc xoö 

etf manifestes simtd in- ut multi Christian i rcovrjpoö tcoXAcov Xpt- 
terficerent Christianos. interficeretitur. Ita ut oxiavöv 4vaipou|iiv<ov 
Utwfe tarn multiplex Botnani venirent et cbtptxws, äaxe xoi>£ 
occisa es* turba Chri- clamarent dicentes: Ttöjiafous axaäivxac 
stianorum, utpopulus inl xoö rcaXaxtou ßof)- 

Romanus palacium aat* 

virtute irrumperet 
et . . . proclamaret: 

'Ponemodum, Caesar , 'Sufficit, Caesar } 'Apxet, Kafaap, 

iniustissimae iussioni! 
. . . Suffieiat saevitiae, 
quod crudelüatismetas 

transcenderit. Nostra- Nostri sunt homines! ot yip ävftptimot Qui- 
tos homines sunt, Aufert [l. aufers] xepof eiaiv* afpett xtjv 
gwos perdis. . . . J.u- Caesar, virtutem Ro- Twjiafo&v Suva|uv. 
/ers, Caesar,Romanam manam, et nuUus erit, 
virtutem , guae tntZi- gm ad bellum egre- 
tum tantorumfrequen- diatur\ 
tia terribüis cunetis 
gentibus existebat\ 

Tunc Nero . . . aliud Tunc iussu regis ces- T6xe inaüoazo inl 
ediäum proposuit , ut savit edictum, ita ut xoüxolc rceiafrelc [xal 
nemo änderet contin- nemo änderet contin- ivexe&axo 8] |i7)5£va 
grere Christianos, nee gere Christianos, do- ärcxeafrat XptaxtavoO, 
quidquam eis inferre nee . . . (J^XP'C * v Stayvor xa 

molestiae, donec relatio itepi aöxföv. 

plenissimae cognitionis 
. . . referretur. 

Auch hier liegt trotz aller Abweichungen im Einzelnen doch nur 
dieselbe Uebersetzung in L und M zu Grunde. Die Hauptdifferenzen, 
in denen P stets mit M zusammengeht, erklären sich aus dem excer- 
pirenden Verfahren von M. So namentlich die ungeschickte Wendung 
'Paulus vero non fuit tacens de verbo domini quo se communicabat 
Longino etc\ Die Namen der Offiziere lauten in L Longinus und 



— 155 — 

Megistus, die pracfecti, und der Centurio Acestus (oder Cestus, so 
Paris. 12602. 12611. 5273). M und PS kennen nur zwei Namen, und 
hierin haben sie vielleicht das Ursprüngliche noch bewahrt, den Prä- 
fecten Longinus (P Longus) und den Centurio Egestius oder Gestus. 
Denn die Vermuthung liegt nahe, dass L hier aus einem Namen deren 
zwei gemacht hat. Egestius (Egestus ?) wurde bald in Megistus, bald in 
Acestus oder Cestus verderbt. Oleich nachher hat M eine Lücke, welche 
P ergänzt, aber durch ein Satzgefüge, welches durch seine Unbeholfen- 
heit und sprachliche Ungeschliffenheit sofort den Epitomator verräth. 
Auch im Folgenden ist P theils noch kürzer als M, theils übersetzt er 
wieder ungeschickt x6xe Inaüaaxo xtX., wo das Inavaxzo dem l ces- 
saviV entspricht, also nicht angetastet werden darf. M bricht hier ab; 
die auf ^onec 1 folgenden Worte 'maxirna pars populi ad Christum 
convcrleretur* sind zur Ueberleitung auf das Folgende angeleimt. 

Das Ergebnis aus dem Bisherigen ist leicht zu ziehen. Der Text 
von M ist ein Excerpt, und zwar liegt dieselbe lateinische Uebersetzung, 
welche in L vollständig bewahrt ist, diesem Excerpte zu Grunde. Beim 
Abkürzen seiner Vorlage hat der Excerptor sich in Ordnung der Sätze 
und Wahl der Ausdrücke grosse Freiheiten erlaubt. Doch reicht dies 
nicht aus, um alle Abweichungen zu erklären. Vielmehr bleibt wol nur die 
Annahme übrig, dass der Excerptor die Uebersetzung, welche er seiner 
Arbeit zu Grunde legte, mit einer zweiten selbständig aus dem Griechi- 
schen geflossenen Version verglichen und theilweise nach dieser corrigirt 
hat In P ist trotz mancher Ausdrücke, die sicher auch in der Urschrift 
erhalten waren, dennoch der Originaltext nicht erhalten. Im Gegentheil 
ist der Text P eine Rückübersetzung ans dem Lateinischen. Zu Grunde 
liegt ein dem textns Monac. sehr nahe verwandter, wenn auch hie und 
da noch correcterer Text der kürzeren lateinischen Recension, den der 
griechische Uebersetzer häufig noch weiter ins Kurze zog. 

Im Folgenden (von p. 99, 19 ab) steht P allein (abgesehen von S A) 
zur Vergleichung mit L. Der Patmostext macht auch hier den Eindruck 
eines abgerissenen Excerptes. 

In Folge des Edicts wird Paulus abermals vor Nero geführt. Die 
in L höchst lebendig geschilderte Scene ist in P auf wenige Worte zu- 
sammengestrichen und nichts übrig geblieben als die allerdings besonders 
charakteristische Verkündigung des Apostels, er werde dem Nero nach 
seiner Enthauptung wiedererscheinen und so einen Beweis der Fort- 
dauer seines Lebens im Dienste Christi geben. Darauf folgt in L die 
Abführung zur Hinrichtung; die folgenden Worte sind auf dem Todes- 
wege gesprochen. Diese unentbehrliche Notiz fehlt gleichwohl in P, der 



_ 156 — 

sofort, nur in weit kürzerer Form, die Frage des Longus nnd Cestns 
anreiht, welche Bewandnis es denn mit jenem Könige habe, um dessent- 
willen die Christen lieber stürben, als ihren Glauben wechselten. Die 
Antwort giebt Paulus bei L in einer längeren Rede, von welcher wieder 
nur Trümmer in P übriggeblieben sind (p. 99, 29 — 100, 4). Nur der 
Anfang der Rede bietet wörtliche Parallelen. 



viri cordati . . . rdinquüe "AvSpeg, oJ 5vteg iv xfl dyvwoJqt 



terebras ignorantiae et erroris . . . 
et convertite mentis oculos ad 
aeternam et verain lucem, ut va- 
Icatis . . . ab igne universo orbi 
superventuro scHvi et ittaesi per* 
mattere. Non enim, sicut vos pu- 
tatis, alicui terreno regimüüamus, 
sed deo vivo, regi caelorum et 
omnium sacculorum, qui propter 
iniquitates, quae fiunt in hoc 
mundo, veniet iudex et iudicabü 
ülum per ignem. Felix autem erit 
homOy qui crediderit in ilium . . . 
igncm . . . per quem orbem est 
deus iudicaturus 



mal xfl rcXdvg xaöxij, (iexaßaXeafte 
xal acoS^Jxe inb xoö icupög toö 
£pXO(i£vou £<p' SXijvrtjv oixou(iiv7]v. 



oö y^P &£ b\izZ<z ÖTcovoette ßaat- 
Xel inb yffc £pX°t^ V( P axpaxeu6- 
(iefta, dXX' in oöpavoö, £tövxt 
&e$, 8$ 5ta xaöxa [Sieb x&$ ivo- 
\ila<; xae yevopiva; iv x$ x6o|iq> 
xoöxcp 8] gpxexat xptxif]£. 
xal (iaxapco^ ixetvo; 6 ävd-pamoc, 
5$ maxeuaec aöxq), xal ^aexai 
e?S xöv atöva, 5xav SXDtj xaxa- 
xahov efc xa&apöv xijv oZxou|iiv7)V. 



Nur den Worten xal £fjo£xat e?£ xöv atöva entspricht nichts in L. 
Sie sind zur Verbindung eingefügt. Das eIq xad*ap6v ist unsinnig, und 
nicht in xal xaä-atpföv zu emendiren ; wahrscheinlich hat P hier das 
{ veniet mundum iudicare per ignem* und l per quem orbem est deus 
iudicatur' zusammengezogen und nun 'mundum* mit eZg xafrap6v wieder- 
gegeben. S liest hier wie P. Ob übrigens nicht auch umgekehrt in L 
die Rede einige Erweiterungen erfahren hat, kann angesichts der dort 
folgenden antiheidnischen Polemik immerhin gefragt werden. 

Auf die Worte des Paulus hin bekennen in L die Volkshaufen ihre 
Schuld und werden vom Apostel auf Diener des ewigen Heiles ver- 
wiesen, die ihnen die Taufe ertheilen sollen. Dann bitten Longinus, 
Megistns und Acestus den Paulus, sie zu Christen zu machen und wollen 
ihn dafür entfliehen lassen. P giebt nur das letztere in aller Kürze 
wieder oE jifev o3v Seijflivxes aöxöv elrcov' üapaxaXoO{i£v ae, ßo^^b]- 
aov Vjiilv, xal di?oX6o|i£v ae ('dimiUemus te 1 L). 



— 167 — 

Auch in den folgenden Gesprächen liegt in P der Text von L zu 
Grunde aber in stark abgekürzter Gestalt : 



Quibus Paulus dixit : 'Fratres mei, 
non sutn profugus, sed mües legi- 
timus regis mei. Si enim stirem 
quia morerer , et non potius ad 
vüam et gloriam per hanc vitam 
pervenirem, non sdum facerem 
quae rogatis, sed ego hoc a vobis 
deposcerem .... 
quoniam ad iUum vado et cum 
iUo veniam in clarüate sua et 
patris . . . 



*0 5k inoxpifelt efaev' Oöx eJju 
Spanixriq xoö Xptoxoö, 4XX' Svvo- 

|IO£ OXpaXtÜ>X7}C fooÖ £fi>VTO£. tl 

*g5etv 8xt &ico{M)0x<o, 



Inolriaa äv aöx6, A6yye xalKioxe' 
inel 5k £ö> x<j> %-tfy xal ijiauxöv 
&Yan$, Ö7Cg&y<*> rcp&C *&v xöptov, 
Tva SXftco fiex' aöxoö £v xfl So^iq 
xoö rcaxpös aöxoö. 



Die Worte &nel 5k £fi> x<j> fr£<j> xal ifiaux&v ayarctö sind in P 
eingeschoben, nm Anfang und Schlnss der Antwort des Apostels in L 
in Verbindung zn setzen. 

Ebenso abgekürzt ist die Erwiderung der Officiere 



ltti vero flentes dixerunt ei: 'Quid 
ergo acturi sumus? quomodo te 
punito vivemus . . .'? 



Alyouatv aöx(p" Iltös oöv aou xpa- 
X^XoxoTOjSivxoc Vjjiers ^awjiev; 



Es folgt in L die Sendung zweier Soldaten Parthemins und Feritas 
(oder Ferita) durch Nero, um zu sehen, ob die Hinrichtung des Apostels 
erfolgt sei, und der von jenen unter Hinweis auf den erhaltenen Befehl 
abgewiesene Bekehrungsversuch. 



Et cum haec inter se loquerentur, 
. . . misit Nero Parthemium quem* 
dam et Feritam milites, ut vide- 
rent, si iam Paulus esset occisus. 
Quivenientesreppererunteum ad- 
huc viventem . . . Quos Paulus 
ad se vocans aü: 'Viri, credite 
in deutn vivum, qui et me et 
omnes qui in eum credunt, a 
mortuis suscitabif. At Uli rcspon- 
dcnies dixerunt: 'Ad Cacsareni 



"Ext 5k aöxöv xoöxo XaXoövxwv, 
7t£|i7tet 6 Nlpcov üapftevtov xal 
Oepfxav, föetv ef ^Stj xexpaxrjXo- 
x6mr}xat 6 IlaöXoc' %cd eöpov aö- 
xöv 2xt tjövxa. 

•0 5k 7cpoaxaXeaajievoc efaev' 
Htaxeöaaxe x<j> £övxt fre<p, *fy 
xal V)[iÄc *al xobq rctaxeöovxas 
aöxcp ix vexptöv 4yefpavxc. 
dl 5k efrcov' TTZ&yopsv izpbq xöv 
Nlpwva' 8xav 5k flbiofrdcvfls xal 



— 158 — 



L P 

prius ibimus . . . et cum mortuus ivaax^g, x6xe maxeöcuev xtp fteep 
/cterto ctf resurrexeris, tum crede- aou. 
m«s teo r^fi . . .' 

Die Antwort des Paulus fehlt in P, ebenso wie die ganze folgende 
Geschichte vom Schleier der Plautilla, welche schon darum nicht als 
Interpolation betrachtet werden kann, weil die Personen der beiden 
Soldaten Parthemius und Feritas in die Erzählung verflochten sind. Der 
kürzere Text geht sofort zu dem folgenden Abschnitte über, in welchem 
L erzählt, wie Paulus den Longinus, Megistus und Acestus für den 
folgenden Morgen an sein Grab bestellt, wo sie zwei betende Männer, 
Titus und Lukas, antreffen würden: diese würden ihnen das Sigel des 
Heiles verleihen. Auch hier hat P zum Eingange und zum Schlüsse 
stark gekürzt. 



Interea Longinus et Megistus et 
Acestus , dum insiarent obnixius 
pro salute sua, . . . auäicrunt a 
beato apostölo: . . . k mox ut ego 
fuero decoUatus . . . viri fideles 
rapient et sepelient corpus meum. 
Vos autetn notate locum sepulcri 
mei et cras valde dilucido ittuc 
venite, ibique invenietis duo viros 
orardeSj Titum et Lucam . . . 
et Uli vobis dabunt Signum sa- 
lutis in domino . . .' 



Toö bk Aoyfou xal xoö Kioxou 
Seofiivcov mpl awxrjpfac \iyei 
aöxots" 
Tax£ü>s 



£A$6vxes 5p{rpou d>Se inl xöv xoe- 
cpov [iou, e&p^aexe 660 dcvSpat 
7ipoaeux°[ Jl ^ vou €) Ttxov xal Aou- 
xäv" £xe£vot öplv Stbaouatv xfjv 
£v xophp acppaytSa. 



Hier hat P wieder zum Verständnis Unentbehrliches weggelassen. 
Dass Paulus alsbald nach seinem Tode ein Begräbnis finden werde, 
verstand sich für die Befehlshaber des römischen Executionscommandos 
keineswegs von selbst und noch weniger konnten sie ohne Weiteres 
voraussetzen, dass die Richtstätte zugleich auch die Begräbnisstätte sein 
werde. Unverständlich ist auch, was das xa^ws bei der den Offizieren 
ertheilten Weisung soll. Das Tayiux; £X{r6vxe£ erklärt sich aber sofort 
aus einer Vergleichung des lateinischen Textes. 

Noch deutlicher tritt der excerpirende Charakter von P in der 
Hinrichtungsscene hervor. Dass Paulus nach den vorhererwähnten (auf 
dem Wege gesprochenen) Worten an der Richtstättc angelangt ist, er- 
zählt nur L, ebenso findet sich natürlich nnr hier der Zn<r, dass der 



— 159 — 

Apostel sich die Augen mit dem Tuche der Plautilla verbindet. Zur Ver- 
gleichung steht Folgendes: 



. . . ad passionis locum, ubi ad 
orientem versus tensis in caelutn 
manibus diutissime cum lacrimis 
oravit hebraice . . . Cumque pa- 
trio sermone consummasset ora- 
tionem, voHedicens fratribus bene- 
dixit eos et . . . Collum tetendit. 
Sfricülator vcro . . . Caput eius 
abscidit . . . statimque de cor- 
pore eius unda laäis in vesti- 
menta militis exilivü etpostea san- 
guis effluxit . . . Videntes autem 
omnes qui aderant, gratiam in 
beato apostolo admirati sunt valde, 
laudantes ei confitentes . . . do- 
minum . . . 

. . . revertentes vero qui missi 
fuerant . . . qui . . . perrexerunt 
ad Caesarem } quae viderant et 
audierant nuntiant es. 



Toxe oraftelc 6 IlaOXot xax£- 
vavxt Tipös ÄvaioX&s rcpoaeufjaxo 
inl 7ioX6" 



xai xaxäs Tcpoasi>x*) v xotvoXoyrj- 
aa[A£vo$ ißpal'axi xof£ rcaxpiacv 
rcpolxetvev xöv TpAyrikov [iTjx£xt 
XaX^aas. 6 5k [axpaxubxrjs S] 
dTcetfva^fiv aüxoö x$)v xeqpaXifjv' 
yccXa JuttöXtaev efc xob$ yix&vou; 
toö axpaxi&xou. 6 5k aTpaicü)TTj5 
ftau^aaas £86£aaev xiv freöv xöv 
86vxa IlauXcp S6£av xotaöxrjv 



xal fltaeX&övxEs dn^YT ec ^ av T # 
Kaiaapi x4 yeyovixa. 



Ausgelassen ist hier in P ausser allem, was sich auf die Plautilla- 
geschichte bezieht, auch der charakteristische Zug, dass das abge- 
schlagene Haupt des Paulus noch mit lauter Stimme auf hebräisch den 
Namen Christi ausspricht, desgleichen die Nachricht von dem wunder- 
baren Lichtglanze , der bei der Hinrichtung Aller Augen blendete und 
von dem wunderbaren Dufte, den keine Menschenzunge beschreiben 
konnte. Mit der Abkürzung des benutzten Textes hängt es weiter 
zusammen, wenn P die Lobpreisung Gottes von den Zuschauern auf 
den Soldaten überträgt, welcher den Todesstreich geführt hat, wobei 
dem Excerptor zugleich widerfährt, dass er unmittelbar vom Singular 
in den Plural übergeht und plötzlich von mehreren Soldaten redet, wo- 
durch die Construction sehr holprig wird (£86£aaev . . . xal dTceX&ov- 
X££ flt7nfjYYetXav). Auch dass auf die aus der Wunde niessende Milch- 
welle ein Blutstrom folgte, lässt der Epitomator weg. Mag hier aber 
nun mehr oder weniger schon auf Rechnung des lateinischen Excerptes 
kommen, welches in P noch weiter gekürzt ist, so hat P doch das Er- 



— 160 — 

staunlichste selbst geleistet in den (in 8 ausgelassenen) Worten xal 
xocvoXoY7]aa|ievo^ Ißpalarl tolc Tiaxpaacv. Hier bleiben nnr zwei Mög- 
lichkeiten. Entweder hat P aas dem letzten, patrio sermone gehaltenem 
Gebet ein Gespräch mit den Vätern gemacht und darüber die Abschieds- 
worte an die Brüder weggelassen , oder er hat in seinem Texte 'patri- 
bus' statt l fratribus' gelesen und den Paulus überdies an die römischen 
Christen eine hebräische Abschiedsrede halten lassen. Letzteres liegt, 
so unglaublich es klingt , bei Vergleichung des Tenors der Worte am 
nächsten. Entscheidung kann nur die Wiederauffindung des kürzeren 
lateinischen Textes bringen. Jedenfalls aber sind Schlussgebet und 
Abschiedswort an die Brüder zusammengeworfen und damit war die 
Confusion fertig. 

Weitere Proben sinnloser Verstümmelung des Textes bietet das 
Folgende 



At iüe (Nero) cum audisset, mi- 
ratus est valde et ingenti stupore 
attonitus coepit de Ais, quae nun- 
tiata sunt ei, cum philosophis et 
amicis atque ministris reipublicae 
. . . conferre . . . Dum enim 
haec invicem mirarentur . . . ve- 
nu Paulus circa horam no- 
nam ianuis clausis stetitque ante 
Caesarem et ait: 'Caesar, ecce 
ego Paulus , regis aeterni et in- 
victi miles: vel nunc crede quia 
non sum mortuus, sed vivo deo 
meo. Tibi autem, miser, non post 
mültum tempus mala ineffabilia 
imminent . . . eo quod . . . mül- 
tum sanguinem iustorum effudisti 
iniuste\ 



x£xe(vou ftaujAa^ovxog xal irco- 
poövtos, [^Xfrev 6 IlaöXoc S] 
öpav Jvvot'njv lax&twv rcoXXöv 
|A£T& toO Ka(aapo£ cpiXoa6<pü)v 
[axpaiKütöv xal jieytaxavwv im- 
a^jiwv, 5vxo£ 5k ofcv aui$ S] 
xal xoö xevTupfa>vo£, 
^Xftev 6 IlaöXos gfjjtpoad-ev rciv- 

TÜ)V 

xal e?7tev' Kafoap, ioob üaOXog, 
6 toö freoö oxpaxt(i)Ti7€, oi>x &Tzi- 
ftavov, dXXd £fi>. 

goI 8k TioXXd Sarai xaxa, 



&vd-' d>v 5txa(ü)v a7|xa S^e^ea^, 
oö jiei& KoXk&$ ^|i£pa£ xaüxaq. 



Das öpav Jvvccttjv in P gewinnt sein Verständnis lediglich aus S L. 
Es ist dort vorweggenommen und durch die Beziehung auf Iot&tcov 
rcoXXtöv sinnlos geworden. Doch mag hier lediglich eine Verderbnis in 
P vorliegen, der Slave hat ^jXfrev 6 IlaOXot an richtiger Stelle und 
schreibt nachher Icpavi) 5£ 6 IlaöXos statt ^X&ev 6 IlaöXos. Wie 
aber der Centnrio hierher gerathen ist, lässt sich nicht sagen. Die 



— 161 — 

verschlossenen Thüren in L gehören wesentlich zur Scenerie ; in P sind 
sie gestrichen. Gleich nachher fehlt in P die unentbehrliche Notiz, dass 
Paulus , nachdem er jene Worte gesprochen, verschwunden sei ; ebenso 
beseitigt ist die Berathnng Neros mit seinen Freunden, was nun zu 
thun sei. 



Nero siquidcm . . . timore per- 
etdsus . . . iussü Patroclum ac Bar- 
nabam et eos qui vincti erant cum 
Ulis solvi atque quo vdlent abire. 

Nun folgt die Schlussscene : 
Longinus denique, Megistus et 
Acestus, sicuteis constituerat Pau- 
lus, primo matte venientes ad 
sepulchrum eius videruni duos 
viros orantes et in medio eorum 
staniem Paulum. Quiperiimescen- 
tes in visu admiräbüi corruerunt 
d reveriti sunt decedere propius. 
Titus autem et Lucas . . . videntes 
praefectos atque centurionem . . . 
ad se properantes, humano timore 
subrepti in fugam versi sunt. Et 
Paulus evanuit ex oculis eorum. 
Itti vero post eos clamaverunt dt- 
centes: i Non ut suspicamini, beati 
dei homines, ideo venimus, ut vos 
persequamur ad mortem, sed ut 
nos credentesper aquam baptisma- 
tis advitam transferatis aeternam, 
sicut nobis verus doctor Paulus 
promisit, quem ante modicum in 
medio vestrum stantem et orantem 
conspeximus. Haec namque au- 
dientes ab eis Tüus et Lucas stete- 
runt cum mülta . . laetitia imponen- 
tes eis mox manus et dantes signa- 
ctdum sanetificationis perpetuae, 
siequeieiunio usque ad vesperum 
percurrente baptizati sunt . . . 

Li p eins, Apostelgeschichtoii. II, 1. 



6 5k xapax&el«; &x£Xeuaev XolMjvat 
xob$ 8ea|iioi>C) xal xöv üaxpoxXoy 

xal xoix; ntpl xöv Bapaaßäv. 



Kai &c Izd&TO IlaOXoc, öp&pou 
rcopeufl'fevTec 6 A6yYos %od 6 xev- 
xupfrov K£aro£ (Uta cp6ßoi> rcpoa- 
^PXovto t$ x&ytp IlaäXou. §7tt- 
axavxec 8fe eßov 860 ävSpac 
7cpoaeuxo{i£vou^ mal |iiaov IlaO- 
Xov, öaxe aixobq ixTiXa^vat, 
töv 5k Tfxov xal Aouxäv cp6ß<p 
auoxeMvxac dvfrpcoTtfvq) tl$ ^u- 
y$)v Tpa7cf)vat" 



xtöv 8£ 8c(ox6vt(i)v Xey6vxa)v" 



oö Scwxofiev 6|xÄ^ efc fravaxov 
dXX' e?s £(jWjv, Iva ^{xlv 8$xe, 

<5>C IlaOXot SvcxefXaxo, 6 |ie$' 
ö(iß)V rcpö jxixpoö jiiaog 7cpoaei>x6- 

of 8£ xaöxa axouaavxe^ l^iprjaav, 

xal SScoxav aöxolg x*jv £v xuphp 

aqppaytöa. 



11 



— 162 — 

Die Flucht von Titas und Lukas ist nur in L motivirt: nämlich 
damit, dass sie die Präfecten und den Centurio auf sich zueilen sehen. 
Die Erscheinung des Paulus ist auch in P erwähnt, sein Verschwinden nur 
in L, obwöl auch P im Folgenden darauf Bezug nimmt. Die Aufnahme 
unter die Zahl der Gläubigen erfolgt in P einfach durch die Taufe (die 
acppay^); inM geht der Ertheilung des signaculum die Handauflegung 
vorher; das signaculum selbst aber wird von der Taufe noch unter- 
schieden, auf welche sich die Neubekehrten nach dem Empfange des 
signaculum erst noch durch ein ganztägiges Fasten vorbereiten müssen. 
Hier hat also L noch einen gnostischen Zug — die Unterscheidung des 
signaculum von der Taufe — erhalten, welchen P verwischt. 

Aus dem griechischen Texte der kürzeren Recension der passio 
Pauli sind wieder die slavische und die orientalischen Uebersetzungen 
geflossen. 

Die kirchenslavische Version (p 245 a — 239 b in dem cod. Mos- 
quensis) ist wieder von grosser Wichtigkeit zur Berichtigung des Patmos- 
textes, obwol sie auch hier ebenso wie in dem Martyrium Petri häufig 
paraphrasirt. Die Ueberschrift lautet (nach So koloff 's Rückübersetzung) 
Mapxöptov toO dylox) inoax6Xo\} IlaöXou, woran sich sofort die (mis- 
verstandenen) Anfangsworte schliessen 'Eni N^pcovoc toO ßaoiX£(i>c ^v 
uept[iiv(i)v 6 HaOXoc iv xfl Tc&jAfl Aouxäv inb raXXttöv xal T£xov 
inb AaX|xax(a£ (also gerade umgekehrt statt rjaav ik it£pi|iivovx6£ 
xöv IlaöXov . . . AouxÄc . . . xal T(to$ xxX.) Von Berichtigungen des 
Textes P durch S sind folgende hervorzuheben : p. 97, 1. 7 meiner Aus- 
gabe fehlt 8taß6>)TO€ bk lyivexo (mit M). 1. 13 fehlt aöxoö 5i8öfoxovxoc 
(mit M). 1. 14 fehlt xoö 8k 7tovijpoü $taß6Xou . . x&v &5eX<p$v (mit M). 
p. 98, 1. 25 liest S x<p ßaoiXel dvcx^xq) (mit M). 1. 29 fehlt xal 
axpaxi&xac 'Iijaoö (mit M). 1. 32 vor ivfrpcorce + mal efaev 6 Kataap 
izpb$ IlaöXov (ähnlich M: 'dixit autem iüi J ). p. 99, 3 statt TcX-rjafrels 
iwe6[iaxo$ iyfoo liest S: 5(i7rpoa8-ev 7töfcvxa>v (mit M). 1. 8 oci>aet ae 
(mit M). 1. 18 sq. x6xe ratafrels Inl xo6xot£ Tiauaifievos Jvexe&axo. 
1. 28 sq. fehlt xotv<i)aa[ievo£ aöxotc xöv X6yov (vgl. L). p. 100, 1. 1 
st. 8t& xaöxa 1. St& x4$ &vo\ila<; x&s yevojjivas £v x$ x6a|i(|> xouxcp 
(mit L). 1. 16 iyep6vxt. 1. 18 maxeöaojiev. p. 101 1. 1 — 3 ^Xfrev 6 
HaOXoc öpav ivvflfcxijv Soxtixtov rcoXXtöv |iex& xoO Kafaapos cptXoa6- 
qpcov xal oxpaxtwxöv xal jt£ytax<£vcov imo^jicov, 5vxo$ 8k a&v aöx$ 
xal xoö xevxup[(i)vo£. 'Eqpöfcvij 8£ 6 IlaOXoc xxX. Oefters sind die 
Abweichungen von S erweiternde oder erläuternde Zusätze. So p. 97, 
1. 6 nach dXrjfrefas + |Aex4 Saxp6ü>v xal rc6vou xffc «Jw/fft. *• ^ xa * TÖV 
rcevfjxwv ^i>xal rcoXXaf. 1. 9 sq. statt moxeöovxas . . . x a P&v |ieyoEXijv 



— 163 — 

schreibt S: xal (baauxco; §7c(axeuov x<j> Xöyq> xfjc 8t8aaxaX(a£, öare 
efvat )(apdv (uydEXvjv üa6Xq> xal xo£$ äxououatv. 1. 16 nach dvay- 
ye&ai + xoöc 8oöXoü£. 1. 20 nach •jjveyxav + T &v rcalSa. p. 98, 
1. 17 oö jaövov xa<; ßaacXefa; 4XX& xal x4$ &PX&Q (Sovifiei^?) axo- 
xetv&s xal x^P tv ^vtjt^v xa( ß&ii/qv xffc xaxla^. 1. 24 nach Nipwvos 
-f #aXafio<p6Aax££. p. 100, 1. 3 nach elrcev -\- xfy ßaotXet. 1. 7 nach 
ö kAoOtoc + **l ^ 86£a aöxoö (doch ähnlich M, welcher aber f) x& 
vöv iv x$ ß((p XajATCpflfc weglässt). 1. 21 nach xpaxijXoxorojIMjvai + 
8tcü>s toO iXXoxptou Sarcep dXX6xptov Xifjtjjexat. 1. 23 nach xpa^^Xo- 
X07ri)ai}£ -f" xal ftavaxüNJ'flc (xe. 1. 24 nach £fKpayj}ao|ia( ooi -f~ ( ^ aTe 
tniYt&Gta&al ae. p. 100, 1. 3 nach aöx$ + rcplv iX&elv aöx6v. 
p. 101 , 1. 8 statt xal xoix; rapl xöv Bapaaß&v liest S xal dEXXouc 
idivTaq. 1. 9 nach |iex& <p6ßou -f- xal xp6|iou xal 8etA£<jc. 1. 10 vor 
IlauXou -{- xoö iy^ 00 ätioox6Xoü. 1. 17 nach otppaytSa -f- xal SXaßov 
aöxot>c (?) 8o£i£ovxec xöv freöv rcaxlpa xal x&v xöptov ^[iöv 'Itjaoöv 
Xpiax6v, oö Vj 86£a efc xo6$ atövac xtöv ai<S>vcov. Von sonstigen 
Varianten seien noch erwähnt p. 97, 1. 5 iv $ <j>xet . . . 8i8iaxü>v. 
1. 8 o? ^oav xaxi x*)v T&htjv" xal 7tpo<HQ£t. 1. 14 xoö IlaäXou. 1. 18 
fehlt 8teü>£ ö|xfic Tietpia^. p. 98, 1. 23 fehlt 6 7cXaxÖTCou£ xal O&pbov. 
p. 99, 1. 5 8t£xa£cv Vjjxtv ö x6pto$. 1. 9 xpCveiv st. dbtoXX6etv. 1. 11 
xout SeSefjivouc xoO Xptaxoü (tnüites Christi M). p. 100, 1. 5 dbto- 
Xuaojiev. 1. 25 sq. fehlt xotvoXoyqoajievos Ißpat'oxl xotg rcaxpdtetv. 

Das s ah idisc he Fragment der passio Pauli bei Zo6ga (a. a. 0.) ') 
reicht bis zum Verhöre des Apostels vor Nero. Die von Zo6ga ange- 
führten Namen sind mit geringen Verderbnissen die des Patmostextes : 
der Mundschenk heisst Patroklus, die übrigen von Paulus bekehrten 
kaiserlichen Beamten Bersabbas Justus, Orion und Phetus (Festus). Der 
Paulus , welchen die lateinischen Texte noch nennen und aus dessen 
Namen bei P ein Prädicat des Barsabas Justus geworden ist (6 rcXaxö- 
rcouc) fehlt: wol ein Beleg dafür, dass auch hier der Patmensis zu Grunde 
liegt. Ueber die sonstige Textbeschaffenheit ist freilich aus den kurzen 
Mittheilungen Zogga's nichts zu ersehn. Der äthiopische Text ist 
ebenfalls nur Fragment. Er beginnt mit einer sonst nirgends erhaltenen 



1) 'Martyrium sancti Pauli apostoli Christi, quod consummavü Romae 

sub Nerone rege die V Epiph in paee dei amen 9 . Lucas e Oalatia et Titue 

e DalmaHa Bomam veniuni ei cum Paulo habitant in loco extra urbem. Pa- 

trodus pincerna Neronis a Paulo in vitam revocaius profitetur fidem Christi 

una cum Bersabba Justo, Orione et Pheto satellütbus Neronis. Nero omnes 

müües Christi occidi iubet et S. Paulum vindum adduci. Coüoquium Huius 

cum Nerone. 

11* 



— 164 — 

Ansprache an das Volk, welche wol nur ans Versehn ans der passio 
Petri hierher gerathen ist nnd denselben Gegenstand zn behandeln 
scheint wie die Kreuzrede des Petrus *). Daran schliesst sich ohne 
Weiteres eine Rede an Nero, welche weder mit dem Patmostexte noch 
mit Pseudo-Linus übereinstimmt, obgleich sie sich in den Gedanken mit 
der zweiten Rede des Paulus berührt. Auch in der folgenden Er- 
zählung ist die Darstellung eine ziemlich freie Paraphrase, doch scheint 
hier derselbe Text zu Grunde zu liegen wie der im Patmensis bezeugte, 
nur hie und da noch etwas vollständiger erhalten als dort. Die Offiziere, 
die den Apostel zu Tode führen, heissen Cestus und Lycos (Longus); 
der Aethiope weiss also ebenfalls nur von zweien, nicht von dreien, wie 
Pseudo-Linus. Die Erzählung folgt durchweg dem griechischen Texte, 
erlaubt sich aber allerlei Willkürlichkeiten. Nachdem das Gespräch 
mit Cestus und Lycus , oder wie die beiden nachher heissen , Augustus 
und Lukas, wesentlich ebenso wie in P, nur stark paraphrastisch wieder- 
gegeben ist, folgt die Notiz, dass Nero vier Männer schickt, die sich 
überzeugen sollen, ob Paulus todt ist. Dieselben kehren mit der Bot- 
schaft, dass er noch lebe, zum Kaiser zurück und nun sendet dieser 
einen starken Mann ab, um den Paulus zu köpfen. Vor dem Tode betet 
Paulus längere Zeit auf hebräisch, dann unterredet er sich noch mit 
den Gläubigen *). Der Hergang der Hinrichtung wird mit einigen Aus- 
schmückungen erzählt wie in P, nur fliesst hier Blut und Milch aus der 
Todeswunde und nicht der Soldat, der den Streich gefuhrt hat, sondern 
die Anwesenden wundern sich über das Zeichen und preisen Gott für 
die grosse Gnade, die er seinem Jünger Paulus verliehen. Das Weitere 
wird wieder fast ebenso wie in P erzählt; statt von Philosophen ist 
Nero hier von Fürsten umgeben; nachdem Paulus ihm erschienen und 
schweres Unheil angedroht hat, lässt der Kaiser alle gefangenen Christen, 
Batracus (Patroklus), Barsarius (Barsabas), Lucas (Longus?), Quästus 
(Festus ?) und Cestus frei. Der Schluss paraphrasirt wieder den griechi- 
schen Text der Bekehrungsgeschichten der beiden Offiziere am Grabe 
des Paulus, ohne Berührungen mit Pseudo-Linus zu verrathen. 



1) Malan p. 11: '0 ye men, ihose among you who hatte knowUdge^ 
hearken and unterstand, and knote aU of you (hat 1 teU you the mystery of 
the first nature and every thing that took place in the first man*. 

2) Malan p. 13: l And he spread his hands and prayed a long Urne in 
Hehrem. And when he had done praying, he again conversed wüh the peoplc, 
who were in the true Word in our Lord, and many believed in htm through 
the-sweetness ofhis words, through the light of his countenance and the grace 
that rested on him\ Der Text ist so paraphrastisch, dass der Wortlaut der 
Vorlage nicht ermittelt werden kann. 



— 165 — 

Das Ergebnis hinsichtlich der Paulus-Texte weicht von dem über 
die Petras-Texte Gefundenen nicht unerheblich ab. Während wir bei 
diesen zwei ursprunglich verschiedene Bearbeitungen des griechischen 
Originals der 7ipa£et$ zu unterscheiden haben, von denen die eine, längere, 
in lateinischer Uebersetzung bei Pseudo-Linus resp. bei Pseudo-Hegesipp, 
die andere, kürzere, griechisch im cod. Patmensis, lateinisch im Ver- 
cellensis, ausserdem in der kirchenslavischen Version und den orienta- 
lischen Uebersetzungen erhalten ist, gehen die Paulustexte sämmtlich auf 
eine und dieselbe lateinische Bearbeitung zurück, die bei Pseudo-Linus 
in verhältnismässig ursprünglicher Gestalt, in den codd. Monac. in einer 
verkürzten Redaction erhalten ist, welche selbst wieder dem griechischen 
Texte des cod. Patmensis und vermittelst des letzteren einerseits der 
altslavischen, andererseits den orientalischen Uebersetzungen zu Grunde 
liegt. Die Spuren einer zweiten lateinischen Uebersetzung in M sind zu 
unsicher, um weitere Combinationen darauf bauen zu können. Während 
ferner der kürzere griechische Text der passio Petri, wenn auch in einer 
anderen als der im cod. Patmensis erhaltenen Recension, das Original der 
lateinischen Uebersetzung im cod. Vercell. zu sein scheint, so verhält sich 
der griechische Text der passio Pauli im cod. Patmensis zu dem lateinischen 
Texte der kürzeren Recension in den codd. Monac. als ein noch weiter 
abgekürzter Auszug. Während es endlich bei dem Patmostexte der passio 
Petri wenigstens zweifelhaft bleibt, ob derselbe eine Rückübersetzung 
aus dem Lateinischen darstellt, so kann ein ähnlicher Zweifel hinsicht- 
lich des Patmostextes der passio Pauli berechtigter Weise nicht auf- 
kommen. Mit völliger Sicherheit wird sich jedoch das Textverhältnis 
erst nach Auffindung neuer Hilfsmittel bestimmen lassen. Während des 
Drucks wird mir Kunde von einer anderweiten, bisher völlig unbekannten 
griechischen Handschrift der Martyrien des Petrus und des Paulus aus dem 
11. Jahrhundert, welche Pfarrer Ph. Meyer in Smyrna auf dem Athos 
aufgefunden hat. Das (JLapxuptov IKxpou führt hier die Ueberschrift ix 
töv EoToptxöv KX^jievtos Tü>|i7)£ ämaxÖTtou Sv x<p Saxixcp X6y«p faxo- 
poOvrot oGtcdc. Dasselbe bildete also den Schluss eines Clementinentextes, 
ähnlich wie im lateinischen cod. Vercellensis die Actus Petri den Schluss 
eines Textes der clementinischen Recognitionen bilden. Hiermit stimmt, 
dass dieser Codex auch sonst mit dem Texte von Vercelli Verwandtschaft 
zeigt. Derselbe schickt dem fiaptäpiov IKxpou eine Einleitung voraus, 
welche mit den Worten Kopiaxfjt oöaijs (= cod. Vercell. f. 365 r 1. 12) 
beginnt, und die Geschichten von der Chrysis oder Chryse und den 
letzten Wunderwettkämpfen des Petrus mit Simon bis zu dessen un- 
glücklichem Sturze, dem Beinbruche, der Transportation nach Terracina 



— 166 — 

und dem kläglichen Ende des Magiers enthält. Anf die Schlussworte 
£8ü>x£ Efytcov folgt sofort ebenso wie im Vercellensis die Passion mit 
den Worten 6 8k IKtpoc ^v £v Tc&jj/fl £YaXXt(i>|ievo£. Dieser That- 
bestand bestätigt das oben gefundene Ergebnis, dass das Martyrium im 
cod. Patm. aus einem grösseren Ganzen herausgelöst worden ist. Die 
gnostischen Stellen sind in der neuaufgefundenen Handschrift hie und da 
gekürzt. Dagegen scheint das Martyrium des Paulus in einem vielfach 
abweichenden Texte überliefert zu sein. Dasselbe hat offenbar ur- 
sprünglich kein integrirendes Bestandteil der vorangegangenen Petrus- 
acten gebildet, sondern ist erst von einem späteren Bearbeiter dem 
jjtaptupcov Hizpov angefügt worden. 

Auf Grund der bisher gewonnenen Ergebnisse und vorbehaltlich 
der durch die neuentdeckte Handschrift etwa geforderten Modificationen, 
stellt sich der Stammbaum der verschiedenen Texte folgendermassen dar : 

A. Die Petrus-Texte, 
alte griechische 7Cpi£etc IKipou 



Lateinische Uebersetzung A Kürzere griechische Bearbeitung 

I (Pseudo-Clemens) 

/ * \ I 

Pseudo-Hegesipp Pseudo-Linus I 



griechische 1% töv [oroptx&v Lateinische 
Passion EX^fievxo^ Uebersetzung B 

(Rückübersetzung?) (cod. Athous) 



codex Altslavische Orientalische cod. Vercell. 

Patmensis Version Uebersetzungen 

B. Die Paulus-Texte, 
alte griechische 7Cpflfc£et£ üauXou 



Pseudo-Linus zweite lateinische Uebersetzung? 



*v 



kürzere lateinische Recension 

i 



codd. Monac. Rückübersetzung ins Griechische 

> 

cod. cod. altslavische orientalische 

Patmens. Athous? Version Uebersetzungen 



— 167 — 

Was schliesslich die Abfassungs verhältnisse des Linustextes 
der paasio Pauli betrifft, so gilt von demselben wenn nicht dasselbe, so 
doch Aehnliches, wie von dem Linustexte der passio Petri. Nur ist der 
Name des Linus als angeblichen Verfassers wahrscheinlich erst von der 
passio Petri auf die passio Pauli übertragen. Die Abfassungszeit wird 
ungefähr die gleiche sein. Allerdings finden sich hier noch nicht wie 
in der passio Petri die Formeln der nachconstantinischen Orthodoxie, 
und die Art, wie hier die Lehren von der Trinität, Menschwerdung 
Gottes u. s. w. eingeführt werden, kann nur soviel beweisen, dass die 
Torliegende Redaction des Textes von katholischen und nicht von 
gnostischen Händen stammt. Einen festeren Anhaltspunkt giebt, dass 
auch hier die Schriftcitate mehr oder minder genau dem Texte der 
Vulgata entsprechen bezw. entsprechend gemacht worden sind '). 

Weiter kommt für die Bestimmung der Abfassungszeit in Betracht 
der im Eingange des Linustextes eingefügte, in der kürzeren Redaction 
fehlende Abschnitt über Seneca, dem institutor Caesaris, und dessen 
vertrauter Briefwechsel mit dem Apostel Paulus. Die be- 
treffenden Worte lauten: 

'Sed d institutor Caesaris adeo Uli est amicitia copulatus, 
videns in eo divinam scientiam, ut se a cdttoquio iUius vix tempe- 
rare possd. Qui tarnen, si ore ad os ülurn alloqui non valerd, 
frequentibus datis et acceptis epistolis ipsius dukedine et amicabüi 
coüoquio et consüio fruebatur, et sie eins doctrina agente spiritu 
saneto multiplicabatur et amabatur, ut lieite iam doceret et a multis 
libentissime audirdur. Disputabat siquidem cum dhnieorum philo- 
sophis et revincebat eos, unde d plurimi eius magisterio manus da- 
baut. Nam d scripta ittius quaedam 2 ) magister Caesaris cor am eo 
rdegit d in eundis atnmirdbüem reddidit Senatus diam de illo alta 
non medioeriter sentiebat\ 

Den fabelhaften Briefwechsel zwischen Paulus und dem Philosophen 
Seneca, dem Lehrer Nero's, erwähnen schon Hieronymus (catal. vir. 
illustr. 12 ed. Herding p. 18) 8 ) und Augustin (epist. 153 ad Macedon. 

1) Vgl. die Zusammenstellung in meinen Quellen der römischen Petrus- 
sage S. 119. 

2) Die Lesung i quidam > bei Faber wird auch durch codcL Paris, lat. 5357. 
11750. 15437. 11753. 3778. Montep. 14. Vatic. 1190 bestätigt. Aber Paris, lat. 
12602. 12611. 5343. 5273. 5322. 5274. 16821. Gasanat. BI 3. BarberinXII, 29. 
Beg. 541. 539 haben quaedam, was zweifellos das Richtige ist Hiermit fallen 
die Bemerkungen Quellen der römischen Petrussage S. 146 als gegenstandslos 
zu Boden. 

3) 'Lucius Ännaeus Seneca Cordubensis . . . quem non ponerem in 



— 168 — 

Opp. II, 529 ed. Benedict) *). Nach Hieronymus wurden jene Briefe, 
welche allein ihn veranlassen konnten, dem heidnischen Philosophen 
eine Stelle unter den kirchlichen Schriftstellern einzuräumen, von sehr 
Vielen gelesen. Er selbst nimmt Bezug auf eine Stelle in einem Briefe 
des Seneca an Paulus, welche in epistola XI der uns vorliegenden 
Sammlung erhalten zu sein scheint. Dagegen berührt sich nun Pseudo- 
Linus jedenfalls mit anderen Stellen dieses Briefwechsels. So namentlich 
mit ep. VII, wo Seneca dem Paulus berichtet, er habe dem Kaiser die 
Briefe des Paulus an die Galater, Eorinther und Achäer (d. h. den 
zweiten Eorintherbrief) mitgetheilt, und dieser habe seine Verwunderung 
darüber ausgesprochen , wie ein Mann ohne regelrechten Bildungsgang 
so zu schreiben vermöge. Für das Freundschaftsband, welches den 
Philosophen mit dem Apostel verbunden haben soll, vgl. ep. I. XII 
Qfrater')] III. IX. XI ('Paule carissime'), auch ep. IV und V; für die 
'divina sapientia\ welche Seneca in dem Apostel verehrt, vgl. das Ur- 
theil Seneca's über die Briefe des Paulus ep. VII Spiritus enim sanctus 
in te et super te excelsus sublitni ore satis venerabües sensus ex- 
primit\ 

Dass hier bereits auf den apokryphen Briefwechsel des Paulus mit 
Seneca Bezug genommen ist, muss ich auch nach den scharfsinnigen 
Ausführungen Weste rburg's 2 ) noch immer festhalten. Westerburg 
zerlegt die Briefe in zwei Gruppen: eine ältere, cap. X — XII, in welcher 
er den Ueberrest der schon dem Hieronymus und Augustinus bekannten 
Briefsammlung erkennt, und eine jüngere, cap. I — IX; XIII und XIV; 
welche erst in der Karolingerzeit entstanden sein soll s ). Die jüngere, 
welche sich mit Pseudo-Linus berührt, soll aber ebensowenig für diesen 
als Quelle gedient haben, wie dieser für jene, sondern beide sollen auf 
eine ältere Grundschrift, eine conciliatorische Bearbeitung ebionitischer 
Märchen, zurückgehen. Während jene Märchen erzählten, dass Paulus 
sich die Gunst des tyrannischen Nero und der lüderlichen Poppäa zu ge- 
winnen wusste, habe die conciliatorische Bearbeitung derselben die Poppäa 
zu einer durch Paulus bekehrten Christin gemacht, welche das ehelose 



catalogo sanctorum, nisi me Mae epistolae provocarent, quae leguniur a plu- 
rimis, Pauli ad Senecatn aut Senecae ad Paulum. In quibus cum esset 
Neronis magister et ittius temporis potewtissimus , optare se dicit eius esse 
loci apud 8uos, cuius sü Paulus apud CTuristianos'. 

1) 'Merito ait Seneca, qui tempcribus apostöhrum ftUt, cuius etiam 
quaedam ad Paulum apostolum leguntur epistolae: „Omnes odit, qui 
malos odü". 

2) Der Ursprung der Sage, dass Seneca Christ gewesen sei. Berlin 1881. 

3) A. a. 0. S. 13—22. 



— 169 — 

Leben erwählt und dadurch den Zorn des Kaisers auf ihren Bekehrer 
heraufbeschworen habe '). In derselben Bearbeitung habe auch Seneca 
die Vermittlerrolle zwischen Paulus und Nero übernommen 3 ). 

Ich kann nun an dieser Stelle nicht eingehend zeigen, warum ich 
diesen Combinationen nicht folgen kann. Es muss einer weiteren Erör- 
terung vorbehalten bleiben, ob etwa die gnostischen npd^en; üa6Xou 
wirklich, wie einige Spuren zu verrathen scheinen, die Gemahlin des 
Kaisers durch Paulus zum Christenthum und zur Keuschheit bekehrt 
werden Hessen. Aber gesetzt auch, dies liesse sich wahrscheinlich 
machen, so folgt daraus noch nichts für eine zu Grunde liegende ebio- 
nitische oder antipaulinische Tendenzerzählung. Denn ähnliche Motive 
kehren in den gnostischen Apostelgeschichten immer wieder. Gerade 
bei den gnostischen Paulus-Acten aber fehlt jede sonstige Spur einer 
antipaulinischen Grundlage. Scheinbarer ist die weitere Bemerkung, dass 
der Seneca -Abschnitt bei Pseudo- Linus im Widerspruch mit dessen 
eigener Darstellung das Verhältnis des Kaisers zu dem Apostel in einem 
freundlichen Lichte erscheinen lässt und dass dieses freundliehe Ver- 
halten noch einmal in dem angeblichen Christenedicte des Nero hervor- 
trete, freilich ohne dass demselben in der weiteren Darstellung Folge 
gegeben wurde '). In diesem Stücke hat sich Westerburg an meine 
eigenen früheren Andeutungen gehalten 4 ). Indessen sind diese Spuren 
zu schwach, um die Annahme verschiedener, in dem jetzigen Linus- 
texte aufeinandergelagerter Schichten zu begründen. Das Christenedict 
erscheint ja dem Nero nur abgedrungen, und wie es handgreiflich nach 
fremden, dem Erzähler bekannten Mustern formulirt ist 5 ), so wird es 
vom Kaiser selbst bei nächster Gelegenheit völlig unbeachtet gelassen. 
Folglich kann man das Edict auch nicht als Beweis für eine angeblich 
von der Grundschrift vorausgesetzte dem Paulus freundliche Haltung 
des Nero verwerthen wollen 6 ). Dann passt aber der Seneca-Abschnitt 



1) S. 26 ff. 30 ff. 

2) 8. 35 ff. 

3) S. 25 ff 

4) Quellen der römischen Petrussage. S. 145 flg. 

5) Vgl. Quellen der römischen Petrussage S. 132. 

6) Was Westerburg sonst für den ursprunglich ebionitischen Charakter 
des Erzählungstoffes beibringt, hat wenig Ueberzeugendes. Wie die Bekehrung 
der Kaiserin durch Paulus von dem Bearbeiter auf Petrus Abertragen worden 
sein soll, so soll auch die Auferweckungsgeschichte des Patroclus auf Petrus 
fibertragen und dort zu der Geschichte von der Auferweckung des vornehmen 
Jünglings, welche Simon vergeblich versuchte, Petrus aber vollbrachte, umge- 



— 170 — 

erst recht nicht in die Composition des Pseudo-Linus hinein, sondern 
scheidet sich von selbst als eine fremdartige Zuthat ans , welche erst 
von jüngerer Hand in den lateinischen Text der passio eingeschoben 
wurde. Es ist möglich , dass der Epitomator, von welchem die kürzere 
Redaction der passio herrührt, das Einschiebsel wieder entfernt hat; 
es bleibt aber ebenso möglich, dass es erst später in die Handschriften 
des Linnstextes hineininterpolirt worden ist. Eine Vergleichung des 
Abdiastextes hilft hier nichts zur Entscheidung, da die Benutzung des 
Linus durch ersteren erst bei einem späteren Abschnitte beginnt. Lässt 
sich aber eine Quellenschrift, wie Westerburg sowol für die nach seiner 
Ansicht jüngeren Bestandteile der Briefsammlung, als für Pseudo-Linus 
annimmt, nicht wahrscheinlich machen, so wird es bei der Annahme 
bleiben müssen, dass in dem Seneca-Abschnitte der passio bereits die 
Briefsammlung in der gegenwärtig uns vorliegenden Gestalt benutzt ist. 
Da unsere Handschriften des weiteren Linustextes nur bis zum 11. Jahr- 
hundert hinaufreichen, so bleibt von dieser Seite her die Westerburg- 
sehe Annahme möglich, dass die von ihm als jüngere Zuthat ausge- 
schiedenen Briefe erst aus der Karolingerzeit herrühren. Es ist also 
an diesem Orte nicht erforderlich, in eine nähere Prüfung jener Hypo- 
these einzutreten, obwol ich gestehen muss, durch die dafür ange- 
führten Gründe nicht überzeugt zu sein. 

Ebensowenig wie die Seneca-Episode bietet die in dem längeren 
Linustexte enthaltene Plautilla-Geschichte einen chronologischen 
Anhalt. Es ist bereits bemerkt worden, dass diese Erzählung einen 
integrirenden Bestandteil der ursprünglichen passio bildet und keines- 
falls um ihres Fehlens in dem kürzeren Texte willen als Interpolation 
ausgewiesen werden darf. Wir kennen nun aber noch mehrere Variationen 
der Plautilla-Geschichte. Die eine liegt in einem Theil der Handschriften 
der griechischen izpi%zi$ TLixpou aal HauXou (p. 34 sq. ed. Tischendorf), 



staltet sein. Gegenüber der ebionitischen Behauptung, dass Simon-Paulus ver- 
geblich einen Todten zu erwecken versucht, habe die conciliatorische Bearbei- 
tung der Paulusacten behauptet, dass Paulus das Wunder in Wahrheit voll- 
bracht habe (a. a. 0. 8. 33 flg.). Ich kann aber weder eine so enge Zusammen- 
gehörigkeit der passiones Petri und Pauli zugeben, dass die Tendenz der in 
der einen enthaltenen Erzählungen sich durch die der anderen erläutern Hesse, 
noch kann ich die beiden Auferweckungsgeschichten ursprünglich für identisch 
halten. Was die Bekehrungsgeschichte der Kaiserin betrifft, so konnte diese 
ursprunglich immerhin von Paulus erzählt worden sein, ohne dass sich daraus 
eine tendenziöse Uebertragung auf Petrus erweisen Hesse. Die Erzählung der 
passio Petri et Pauli (bei Tischendorf acta app. apoer. p. 13) ist wol blosse 
Confusion, entstanden aus unsicheren Reminiscenzen älterer Berichte. 



— 171 — 

die andere in dem Briefe des angeblichen Dionysios Areopagites an 
Timotheos über den Tod des Petrus und Paulus vor (bei Mombritius 
Sanctuarium Tom. II f. 196 r ). Die Sagengestalt bei Pseudo-Linus 
berichtet, dass Paulus auf dem Wege zur Richtstätte von der gläubigen 
Matrone Plautilla das Kopftuch (pannum oder mafora) derselben ent- 
lehnt, um sich, bevor er den Todesstreich empfangt, die Augen damit 
zu verbinden. Nach seiner Enthauptung wird das mit dem Blute des 
Apostels rosenroth gefärbte Tuch der Plautilla auf wunderbare Weise 
wieder zugestellt, und diese bewahrt es als ein kostbares Kleinod im 
Busen. Aehnlich wie bei Pseudo-Linus, nur weiter ins Wunderbare 
gemalt, lautet die Legende in dem Briefe des angeblichen Dionysios. 
Nur heisst die Paulasschülerin hier L e m o b i a. Paulus entlehnt von ihr 
auf seinem letzten Gange den Schleier (velum), mit dem sie ihren Kopf 
bedeckt hat , entfaltet ihn in dem Momente , wo er den Todesstreich 
empfangt, fangt selbst sein Blut damit auf und alsbald nach seinem 
Tode ins Leben zurückgekehrt, überreicht er ihr das wieder zusammen- 
gefaltete, mit seinem Blute gefüllte Tuch. In den Peter-Pauls- Acten 
dagegen leiht die einäugige Christin Perpetua dem Apostel zu demselben 
Zwecke wie Plautilla bei Linus ihren Schleier (oöpipiov oder qpaxsäXtov) 
und wird nach dem Tode des Paulus durch das auf wunderbare Weise 
zurückerhaltene blutige Tuch auf dem blinden Auge sehend. Letzterer 
Zug erinnert an die Legende vom Bilde Christi, durch welches König 
Abgar von Edessa von seiner Krankheit geheilt wird; die jüngere Gestalt 
der Abgarsage weiss von jenem Bilde zu berichten, dass Christus dasselbe 
auf ein ihm dargebotenes Linnentuch abgedrückt habe. Das Linnentuch 
oder der Schleier mit dem Bilde Christi darauf begegnet uns in den mannich- 
faltigsten Wendungen der orientalischen wie der abendländischen Sage, 
und wird bald mit Abgar, bald mit einer syrischen Christin Hypatia, bald 
mit einer syrischen Fürstentochter Berenike , die wieder mit dem blut- 
flüssigen Weibe im Evangelium identificirt wird, in Verbindung gesetzt. 
Aus jener Berenike ist später die Veronica der abendländischen Sage her- 
vorgegangen, welche aus Sehnsucht nach dem geliebten Meister sein Bild 
zu besitzen begehrt, worauf er selbst seine Züge in einem dargereichten 
Linnentuche abdrückt. Eine der jüngsten Formen dieser Veronicasage 
erinnert noch bestimmter an die Geschichte der Plautilla: hier prägt 
der Herr auf dem Todeswege sein blutendes Angesicht in dem weissen 
Schleier der Veronica ab 1 ). Die Sage von dem wunderbaren Bilde 



1) Vgl. meine edessenische Abgarsage S. 52—67. JPTh 1881, S. 167 ff. 
1882, 8. 190 ff. 



— 172 — 

Christi geht in ihren ersten Anfangen bis in die zweite Hälfte des vierten 
Jahrhunderts zurück. Ob etwa die Malerleinwand oder das Stück Linnen, 
auf welches der Herr die Züge seines Angesichts abdrückt , erst unter 
dem Einflüsse der Plautilla-Geschichte in einen Schleier oder ein Kopf- 
tuch verwandelt worden sei, muss dahingestellt bleiben. Umgekehrt 
scheint dem Schleier der Perpetua erst unter dem Einflüsse der Veronica- 
sage eine wunderbare Heilkraft beigelegt worden zu sein '). Die Sagen - 
gestalt bei Pseudo-Linus ist nicht blos ursprünglicher als die in den 
griechischen Acten des Petrus und Paulus, sondern allem Anscheine 
nach auch älter als die Veronicasage, und gehört wol zu dem ältesten 
Grundstamme der rcpa§et£ HaöXou. 

Anderweite Spuren, aus denen etwa auf ein jüngeres Zeitalter des 
Linus-Paulus geschlossen werden könnte, sind erst recht nicht vorhanden. 
Wir werden daher ähnlich wie beim Linustexte des Petrus etwa die 
Zeit zwischen Anfang des 5. bis Mitte des 6. Jahrhunderts für die Ab- 
fassungszeit offenhalten müssen. 

Seit dem 7. Jahrhundert begegnen uns handschriftlich die ersten 
Spuren der kürzeren lateinischen Recension der passio 
Petri, und zwar in einem Texte, der, wie wir gesehen haben, am 
Anfange und am Schlüsse die Schicksale des Paulus mit denen des 
Petrus in Verbindung setzt. Hiermit stimmt die ebenfalls bereits be- 
merkte Thatsache, dass der cod. Monac. saec. 4554 VW/EX auf das Frag- 
ment der kürzeren passio Pauli die Eingangsworte der kürzeren passio 
Petri und hierauf Marcellustext folgen lässt. Wie nach dem Schlüsse 
der kürzeren passio Petri Marcellus und die Brüder bis zu der Ankunft des 
Paulus in Rom sich gegenseitig im Glauben stärken, so wird nach dem 
Eingange der passio Pauli letzterer von Titus und Lukas in Rom er- 
wartet. Der Schluss der einen und der Anfang der anderen Passion 
schliessen sich so zu einem neuen Ganzen aneinander. Die Verbindung 
der beiden Texte wird im Abendlande, speciell in Rom, erfolgt sein, 
vermuthlich zu einer Zeit, in welcher es noch nicht für häretisch galt, 
den Tod der beiden Apostel zwar auf denselben Monatstag, aber in ver- 
schiedene Jahre zu verlegen, also wol schon vor dem decretum Gela- 
sianum (494) 2 ). Ist diese Annahme richtig, so würde sich die Abfassungs- 
zeit der beiden Linustexte auf die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts, die 



1) Quellen der römischen Petrussage S. 147 ff. 

2) Decr. Gelas. 2, 2 ed. Credner p. 190: \Petro) addita est etiam 
societas beaiissimi Pauli apostoli, vasi electionis, qui non diverso, ut haeretid 
garriunt, sed uno tempore, uno eodemque die gloriosa morte cum Petto in 
urbe Borna sub Caesare Nerone agonizans coronatue est\ 



— 173 — 

der kürzeren Redaction also etwa auf die Mitte desselben Jahrhunderts 
eingränzen. Zur Unterstützung dieser Zeitbestimmung lässt sich noch 
anfuhren, dass etwa um dieselbe Zeit wie die Linustexte die griechischen 
rcpa£et£ TLixpoi) xal IlaOXou redigirt wurden, deren lateinische Ueber- 
setzung, der sog. Marcellustext, spätestens im Laufe des 6. Jahrhunderts 
in der abendländischen Kirche verbreitet wurde. Dieser Marcellustext 
leistete den Anforderungen einer zusammenfassenden Darstellung der 
Geschicke der beiden grossen Apostel in noch vollkommnerer Weise 
als jene kürzere Redaction der passiones Genüge und zwar ohne wie 
diese von dem Verdachte der Häresie getroffen zu werden. In der 
Folgezeit begegnen uns in den Handschriften noch verschiedene andere 
Compilationen , wie die in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ent- 
standenen, aus Marcellus und Linus bez. aus Pseudo-Hegesipp zusammen- 
gestellten Abdiastexte. In diesen werden zwar die virtutes beider 
Apostel noch gesondert behandelt, aber so, dass ihr gemeinsames 
Wirken in Rom ausdrücklich vorausgesetzt wird (Fabricius 430, 9 ff.). 
Allerdings bemerkt noch der Abdiastext der virtutes Pauli ausdrücklich, 
dass Paulus nach dem Kreuzestode des Petrus noch längere Zeit in Rom 
gewirkt habe (Fabricius 449, 19). Aber gerade dieser Text erfreute 
sich auch eines weit geringeren Beifalls, als die virtutes Petri der Abdias- 
sammlung. In den Passionensammlungen der Folgezeit wurde er ebenso 
wie die älteren Texte der passio Petri — der Linustext l Post multimoda 
et muUifaria? und der textus Vercellensis — zu Gunsten von Pseudo- 
Marcellus und Pseudo-Hegesipp verdrängt, oder Abdias-Petrus und 
Linus-Paulus wurden in sehr verschiedenen Redactionen mit Pseudo- 
Marcellus bez. Pseudo-Hegesippus zusammengestellt und auf diese Weise 
der katholischen Tradition, welche den gemeinsamen Märtyrertod beider 
Apostel lehrte, entsprochen. So ist es gekommen, dass die handschrift- 
lichen Quellen für Marcellus und die jüngeren Compilationen sehr reich- 
lich fliessen, während wir, mit einziger Ausnahme des harmloseren 
Linus-Paulus, für die älteren Texte auf äusserst wenig Documenta an- 
gewiesen sind. Die Erhaltung eines so interessanten Schriftstücks wie 
der Actus Petri Vercellenses verdanken wir wie es scheint nur dem 
glücklichen Umstände, dass es als eine Art Supplement zu den clem en- 
tmischen Recognitionen , wo nicht gar als der ursprüngliche Schluss 
derselben betrachtet wurde; und dasselbe war wol der Fall mit jenem 
griechischen Texte, in welchem Clemens von Rom als Verfasser der 
passio Petri bezeichnet wird (s. oben S. 165). 



— 174 — 

2. Anderweite Ueberreste der ntploboi ü£xpou und HaäAou. 

a. Die Actus Vercellenses. 

Wie bereits bemerkt wurde, bilden die Passionen der beiden 
Apostel nnr die Schlnssabschnitte zweier, ursprünglich weit umfassender 
angelegter Schriften. Die Tcpd^eiQ TLixpou sind uns nun zu einem sehr 
erheblichen Theile noch erhalten in dem mehrerwähnten lateinischen 
Excerpt des cod. Vercellensis. Ein kleinerer Theil der im 
cod. Vercell. enthaltenen Erzählungen ist uns auch in griechischer 
Sprache in dem oben erwähnten cod. Athous erhalten. Doch muss sich, 
solange diese Handschrift noch nicht näher bekannt ist, die Unter- 
suchung auf die Darstellung im cod. Vercell. beschränken. Dieselbe 
behandelt nur die Thaten und Schicksale des Petrus in Rom, denen 
von dem Redactor ein ursprünglich den Ttpa^et^ IlauXou zugehöriger 
Abschnitt vorangestellt ist. Da indessen in dem vorliegenden Texte 
die paulinisohen Geschichten , welche ebenfalls in Rom spielen nnd bis 
zur Abreise des Apostels nach Spanien reichen, mit den römischen 
Thaten des Petrus zu einem Oanzen verschmolzen sind, so haben wir 
zunächst dem Gange der Erzählung, wie sie in diesen Actus Vercel- 
lenses vorliegt, zu folgen. 

Da die von St udem und vorbereitete, für eine Sammlung von Anec- 
dota varia bestimmte Ausgabe der Actus Vercellenses noch immer nicht 
erschienen ist, so benutze ich für das Folgende von p. 327* bis 362 r 
Z. 22 der Handschrift die Auszüge und Notizen , welche ich mir von 
den zwei ersten Correcturbogen des Studemundschen Textes angelegt 
habe. Dieselben tragen (oder trugen) die Seitenzahlen 32—64 und sind 
mit Capiteleintheilung versehen, der ich folge. Von f. 359 r an stand 
mir die von meinem Bruder Hermann genommene Abschrift zu Gebote. 
Dieselbe weist leider viele Lücken auf, da der Codex in seinem gegen- 
wärtigen Zustande stellenweise nicht mehr zu entziffern ist. 

Als Paulus in Rom verweilt und viele im Glauben stärkt, wird 
Candida, die Gattin des Quartus, eines der Leibwächter *), gläubig nnd 
bekehrt ihren Mann. Dieser gestattet dem Paulus, wenn er wolle, die 
Stadt zu verlassen. Der Apostel stellt die Entscheidung einer göttlichen 
Offenbarung anheim. Nach dreitägigem Fasten erscheint ihm der Herr 
uud spricht zu ihm: Paulus stehe auf, erscheine denen in Spanien und 
werde ihr Arzt *). Er theilt den göttlichen Befehl den Brüdern mit nnd 



1) ( a praedu8tonibu8\ 

2) 'et qui in Spania sunt corpori tuo medicus esto* L eis . . . compari- 
turus . . , 



— 175 — 

schickt sich zur Abreise an. Die Brüder brechen in Thränen ans nnd 
zerreissen ihre Kleider, weil sie fürchten, den Paulns nicht wiederzusehen. 
Zugleich erinnern sie sich seiner siegreichen Disputationen mit den 
jüdischen Lehrern und wie er ihnen lehrte, dass Christus Sabbat, Fasten, 
Feste, Beschneidung und alle übrigen Menschensatzungen aufgehoben 
habe. Als sie den Apostel bitten, nicht länger als ein Jahr fortzubleiben, 
ertönt eine Himmelsstimme, welche verkündigt, dass die Lebenszeit des 
Paulus unter den Händen des Nero vor ihren Augen werde beschlossen 
werden. Darauf bringen sie dem Paulus die Opfergaben Brot und 
Wasser dar, damit er nach geschehenem Gebet einem Jedem austheile. 
Unter ihnen tritt auch eine Frau Namens Rufina hinzu. Wie diese die 
Eucharistie aus den Händen des Apostels hinnehmen will , ruft Paulus 
vom h. Geist erfüllt ihr zu: „Rufina, unwürdig nahest du dem Altar 
Gottes, die du dich vom Lager nicht deines Gatten, sondern eines Ehe- 
brechers erhoben hast" und verkündet ihr, dass Satan sie vor den Augen 
aller Glaubigen niederstrecken werde. Wenn sie Busse thue, könne ihre 
Sünde ihr vergeben werden; wo nicht, werde das verzehrende Feuer 
und die äusserste Finsternis sich ihrer auf ewig bemächtigen. Alsbald 
stürzt Rufina, auf der ganzen linken Seite vom Kopfe bis zu den Fuss- 
zehen gelähmt und der Sprache beraubt, zu Boden '). 

Als die Gläubigen und Neubekehrten dies sehen, schlagen sie an 
ihre Brust, eingedenk ihrer früheren Sünden. Paulus aber verkündigt 
ihnen bei redlicher Busse die Vergebung ihrer Sünden und ermahnt sie, 
sich mit allen Tugenden des inwendigen Menschen zu rüsten. Darauf 
bittet der Apostel für die versammelte Gemeinde, fordert sie auf, im 
Glauben und in der Hoffnung festzustehen und empfiehlt sich und seine 
Sendung ihrer Fürbitte. Weinend beten die Brüder zu Christo, dass er 
mit Paulus und mit ihnen sein möge. Die Frauen küssen die Füsse des 
Apostels und geben ihm das Geleite zum Hafen; ebenso thun die 
römischen Ritter Dionysius und Baibus, der Senator Demetrius, der sich 
nur durch sein obrigkeitliches Amt abhalten lässt, dem Apostel zu folgen, 
ferner „vom kaiserlichen Hause" Cleobius, Ifitus, Lysimachus, Aristeus, 
die beiden Matronen Berenice und Philostrate und der Presbyter Nar- 
cissus. Als sie den Paulus zum Hafen geleitet, die Abfahrt aber durch 
ungünstige Witterung verzögert wird, sendet er die Brüder nach Rom 
zurück, um den dort Zurückgebliebenen sein längeres Verweilen zu 



1) Vgl acta Thomae p. 36 Bonnet, die analoge Geschichte mit dem 
Jüngling, dem beide Hände verdorren, als er von Judas-Thomas das Brot der 
Eucharistie empfangt 



— 176 — 

melden. Alsbald begeben sich die Einen zu Wagen, die Anderen zu 
Fnss, wieder Andere anf dem Tiber zum Hafen und werden drei Tage 
lang vom Apostel im Glauben gestärkt. Am vierten Tage beten sie bis 
zur fünften Stunde gemeinsam, bringen das Opfer dar, schaffen alles 
Nöthige aufs Schiff, übergeben dem Apostel zwei gläubige Jünglinge, 
die mit ihm fahren sollen, nehmen Abschied und kehren nach Rom 
zurück (cap. 1 p. 33—36, 16). . 

Nach wenigen Tagen verbreitet sich die Kunde, dass Simon, welcher 
sich für die grosse Kraft Gottes erkläre und wunderbare Dinge thue, 
sich in Aricia aufhalte. Die Gläubigen weisen anfangs die Yermuthung, 
dass jener Christus sei , zurück : durch den, welchen Paulus gepredigt, 
seien Todte erweckt und Kranke geheilt worden, jener aber suche nnr 
Streit und habe die Gemeinde in grosse Unruhe versetzt ; vielleicht sei 
er schon in Rom. Man erzählt sich, dass er Tags zuvor mit lautem 
Zuruf als „Gott in Italien 14 , als Retter der Römer begrüsst und gebeten 
worden sei , eiligst nach der Hauptstadt zu kommen. Darauf habe er 
versprochen , am folgenden Tage um die siebente Stunde über das 
Stadtthor zu fliegen. So beschliessen denn die Brüder, den Ausgang zu 
erwarten und begeben sich zum Thor. Um die siebente Stunde erscheint 
plötzlich von Ferne eine Staubwolke am Himmel wie leuchtender Rauch. 
Als Simon zum Thore kommt, verschwindet er plötzlich und steht darauf 
in der Mitte des Volkes , wo er von denen erkannt und begrüsst wird, 
die ihn Tags zuvor gesehen. Den Brüdern gereicht dies zu nicht ge- 
ringem Anstoss, zumal seit der Abreise des Paulus und der Entsendung 
des Timotheus und Barnabas nach Makedonien niemand da war, der sie 
im Glauben zu stärken vermochte '). Während Simon sich täglich mehr 
seiner Gaukelkünste überhebt, greift der Abfall vom Glauben immer 
weiter um sich, bis zuletzt von der ganzen Menge niemand treu 
bleibt als der Presbyter Narcissus, zwei Frauen im Hospiz der Bithynier 
und zwei Kranke, die das Haus nicht verlassen können und Tag und 
Nacht um die Rückkehr des Paulus oder um die Sendung eines anderen 
Heilsboten beten (cap. 2 p. 36, 18—37, 14). 

Nach Ablauf der 12 Jahre, welche der Herr dem Petrus geboten 
hatte in Jerusalem zu bleiben, offenbart er demselben in einer Vision, 
dass der Magier Simon, den er aus Judäa vertrieben, ihm auch in Rom wie- 
der zuvorgekommen sei und dort alle Gläubigen abtrünnig gemacht habe 2 ). 
Er befiehlt ihm, gleich am folgenden Tage nach Cäsarea zu reisen und 



1) 'et non esse qui nos confortareC p. 37, 6. 

2) Vgl. vita Petri et Pauli Acta SS. Jun. T. V. p. 414. 



— 177 — 

sich dort in einem segelfertigen Schiff nach Italien einzuschiffen. Petras 
meldet unverzüglich den Brüdern, was der Herr ihm geheissen, geht 
nach Cäsarea und besteigt ein Schiff, das eben abfahren will. Der 
Steuermann Theon ') nimmt ihn freundlich auf und ist bereit alles mit 
ihm zu theilen, der Apostel aber dankt ihm und fastet. Nach wenigen 
Tagen fordert Theon ihn auf, mit ihm zu frühstücken und erzählt ihm 
von einem nächtlichen Traumgesicht. Eine Himmelsstimme habe ihn 
zweimal mit Namen gerufen und habe ihm geboten, unter allen Schiffs- 
genossen den Petrus am höchsten zu ehren, denn um seinetwillen werde 
das Schiff ohne alle Fährlichkeiten seine Fahrt vollenden. Da merkt 
Petrns, dass Gott denen im Schiff seine Vorsehung kundmachen will, 
und beginnt ihm von den Orossthaten Gottes, von seiner Berufung zum 
Apostel und von seiner Sendung nach Italien zu erzählen. Da er ihn 
empfanglich für das Wort Gottes findet, fährt er täglich fort ihn zu be- 
lehren. Als sie im adriatischen Meere sind, tritt Windstille ein. Da 
bittet Theon den Petrus, weil die Gelegenheit günstig sei, um die Taufe. 
Während die übrigen Schiffsgenossen berauscht und in tiefen Schlaf 
versunken sind , lässt sich Petrns mit Theon an einem Seile ins Meer 
hinab und tauft ihn. An derselben Stelle erscheint ihnen ein glänzender 
Jüngling 2 ) und ruft ihnen zu : „Friede sei mit euch". Alsbald steigen 
beide wieder empor, Petrus spricht ein Dankgebet und spendet dem 
Theon die Eucharistie. Plötzlich erhebt sich ein günstiger Wind und 
führt das Schiff binnen 6 Tagen und ebensoviel Nächten glücklich nach 
Puteoli (cap. 3 p. 37, 15—38, 34). 

Als sie gelandet sind, begiebt sich Theon zu seinem Gastfrennde 
Ariston, einem gottesfürchtigen Manne, und meldet ihm seine Bekehrung 
durch Petrus und die Ankunft des Apostels. Ariston umarmt ihn vor 
Frenden, bittet ihn, er möge ihn zu Petrus führen und erzählt ihm, wie 
nach dem Weggange des Paulus Simon die ganze Brüderschaft aufge- 
löst habe. Er Belbst sei aus Rom geflohen, um den Petrus zu erwarten, 
von dem ihm Paulus erzählt und auch in einem Gesichte vieles offen- 
bart habe. Sie kommen zum Schiff, Ariston fällt dem Petrus zu Füssen 
und fleht ihn an, nach Rom zu kommen, um die Gemeinde wieder zu 
sammeln. Seit Paulus ihm im Gesichte geheissen , Rom zu verlassen, 
habe er täglich am Ufer gestanden und jeden Schiffer befragt, ob Petrus 



1) Denselben Namen fuhrt im gedruckten lateinischen Prochorustexte 
der vom Dämon im Bade zu Ephesos erwürgte Jüngling. Vgl. I, 370. 

2) Der Jungling ist Christus : 'tu enim nobis visus es Dens, Jesu Christe' 
p. 38, 28. 

Li p sias, Apostelgeschichten. 11,1. 12 



— 178 — 

mit ihm gekommen sei. Jetzt aber, nachdem die Gnade Gottes sich 
reichlich erwiesen , möge der Apostel sich unverzüglich mit ihm nach 
Rom begeben, damit die Lehre des gottlosen Simon nicht noch weiter 
um sich greife. Petras hebt ihn auf und giebt ihm tröstlichen Bescheid. 
Vergeblich bittet Theon den Apostel, bevor er den steinigen Weg 
nach Rom antrete, sich von der Seefahrt zu erholen. Petrus erwidert 
ihm, dann wäre er werth, dass ihm samt dem Feinde des Herrn 
ein Mühlstein um den Hals gehangt und er ersäuft würde. Da machen 
sich Theon und Ariston mit dem Apostel auf den Weg nach Rom und 
letzterer geleitet ihn in die Wohnung des Presbyters Narcissus (cap. 4 
p. 39, 1—40, 26). 

Alsbald durchfliegt die Kunde die Stadt, dass Petrus gekommen 
sei, den Simon als Verführer und Verfolger der Guten zu entlarven. Die 
zerstreuten Brüder sammeln sich, um den Apostel zu hören, der am Sonn- 
tage vor einer grossen Menge predigt und unter Hinweis auf seine eigne 
Busse nach der Verleugnung sie zur Umkehr auf den rechten Weg und 
zu erneutem Glauben an Jesum Christum ermahnt. Die Bussfertigen 
bitten den Apostel, den Simon zu besiegen, und melden ihm, derselbe 
wohne in dem Hause des Senators Marcellus. Dieser Marcellus sei ehe- 
dem die Zuflucht der Witwen und Waisen , der Patron aller Armen 
und von solcher Freigebigkeit gewesen, dass der Kaiser ihn seines 
Amtes entsetzt habe, damit er nicht alle Provinzen an die Christen 
verschenke. Jetzt aber sei er von Simon verführt, bereue seine frühere 
Wohlthätigkeit und lasse alle Fremden mit Schlägen von seiner Schwelle 
vertreiben. Schmerzerfüllt beklagt der Apostel in längerer Rede die 
Verführung8künste des Teufels (cap. 5 p. 41, 1 — 43, 26). 

Aus der Synagoge, wo er geredet, begiebt sich Petrus auf Bitten 
der Brüder von einer grossen Menge geleitet in das Haus des Marcellus. 
An der Thür gebietet er dem Pförtner, seine Ankunft dem Simon zu 
melden: jener aber lehnt dies ab, weil Simon für ihn nicht zu Hause 
sei. Darauf löst Petrus einen grossen mit einer mächtigen Kette ange- 
bundenen Hund, der alsbald ihn mit menschlicher Stimme nach seinen 
Befehlen fragt und den Auftrag erhält, den Simon im Namen des Apostels 
aus der Mitte seiner Versammlung herauszurufen. Alsbald springt das 
Thier herein, richtet die Vorderpfoten in die Höhe und spricht mit 
lauter Stimme : „Simon, es sagt dir Petras, der Knecht Christi, der an der 
Thür steht: Komm heraus, denn deinetwillen bin ich nach Rom ge- 
kommen, du Gottlosester und Verführer einfacher Seelen". Simon ver- 
stummt vor Schrecken, Marcellus aber geht hinaus, wirft sich renmüthig 
dem Apostel zu Füssen, bekennt, dass er sich von Simon hat verführen 



— 179 — 

lassen, dass er ihm sogar eine Bildsäule mit der Unterschrift „Simon 
dem neuen Gott" gesetzt hat, und bittet unter Berufung auf Christi 
Worte ') und des Apostels eigne Schwankungen um christliche Fürbitte. 
Petrus betet für ihn, umarmt ihn und wendet sich dann zu der um- 
stehenden Menge. Da erblickt er einen Besessenen, welcher lacht. Der 
Apostel gebietet ihm, sich öffentlich vor allen Anwesenden zu zeigen. 
Da stürzt der Jüngling auf das Atrium des Hauses zu, stösst mit dem 
Kopfe an die Wand und berichtet mit lauter Stimme, dass drinnen ein 
heftiger Streit zwischen Simon und dem Hunde ausgebrochen sei. Als 
jener verlangt habe, der Hund solle seine Anwesenheit leugnen, habe 
dieser zu ihm noch mehr gesagt, als Petrus ihm aufgetragen. Wenn 
derselbe seinen geheimnisvollen Auftrag vollendet habe, werde er zu 
den Füssen des Apostels sterben. Petrus gebietet zunächst dem aus dem 
Jünglinge redenden Dämon, vor Aller Augen auszufahren, ohne ihm ein 
Leids zu thun. Im Ausfahren zertrümmert er eine marmorne Kaiser- 
statue, die im Atrium aufgestellt war. Als Marcellus das sieht, schlägt 
er sich vor den Kopf und äussert seine Besorgnis, dass der Kaiser, 
wenn er das Geschehene erfahre, sie mit schweren Strafen belegen 
werde. Petrus verweist ihm seinen Kleinmuth und befiehlt ihm, wenn er 
wirklich bereue, Wasser mit den Händen zu schöpfen und damit unter 
Gebetsworten die Bruchstücke der Statue zu benetzen. Marcellus be- 
kennt im Gebet seinen Glauben, giesst Wasser über die Bruchstücke 
und alsbald ist die Statue wieder ganz. 

Inzwischen hat der Hund, welchen Simon aufgefordert hat, seine 
Anwesenheit zu verleugnen, diesen mit heftigen Worten wegen seiner 
Gottlosigkeit und seiner Verführungskünste zur Rede gestellt, und ihm 
das ewige Strafgericht angekündigt. Darnach verläset er das Haus, die 
Menge folgt ihm nach und lässt den Simon allein zurück. Von dem 
ganzen Haufen begleitet kommt er zu Petrus, weissagt ihm, dass er 
einen schweren Kampf mit Simon zu bestehen haben, aber viele von 
diesem Verführte bekehren und dafür den Lohn seiner Arbeit von Gott 
empfangen werde. Nachdem der Hund dies gesagt, fallt er todt zu 
Füssen des Apostels nieder 2 ). 

Die Menge, welche mit Verwunderung den Hund reden hört, wirft 
sich dem Petrus zu Füssen. Andere aber verlangen, wenn sie glauben 
sollen, noch ein weiteres Zeichen. Petrus sieht sich um, erblickt einen 



1) p. 45, 8 'audivi enim et hoc eum dixisse: „Qui mecutn sunt, non me 
inteUexerunt* . 

2) A cimlich fällt in den Actis Thomac p. 31 Bonnet das Eselsfallen, 
nachdem es seinen Auftrag ausgerichtet hat, todt zu Boden. 

12* 



— 180 — 

gesalzenen Häring am Fenster hängen, wirft ihn in einen nahen Teich 
und gebietet ihm, in Christi Namen lebendig zu werden und zu schwimmen. 
Stannend schaut die Menge das Wunder, Petrus aber lässt den Fisch, 
damit jeder Verdacht eines Trugbildes ausgeschlossen sei, längere Zeit 
umherschwimmen ; überallher läuft das Volk herbei, und Einer wirft 
ihm sogar Brot zu *). Da wird die Mehrzahl gläubig. Tag und Nacht 
kommt man im Hause des Presbyters Narcissus zusammen, wo Petrus 
die prophetischen Schriften auslegt und das Wort und die Werke des 
Herrn verkündigt. Marcellus aber ward durch die Zeichen, die er den 
Petrus thun sieht, täglich fester im Glauben gegründet. Ueber den 
Simon aber, der noch immer in seinem Hause sass, fällt er unter Schmäh- 
reden her und lässt ihn hinauswerfen. Die Sklaven benutzen die ihnen 
ertheilte Erlaubniss, den Magier zu misshandeln : die Einen schlagen ihn 
mit den Fäusten ins Gesicht, andere mit Knütteln, andere werfen mit 
Steinen, wieder andere, die er verleitet hatte, ihrem Herrn zu entfliehn 
und dafür lange Zeit gefesselt worden waren, schütten Stinktöpfe über 
seinem Haupte aus; andre endlich, von denen er zu ihrem Herrn Uebles 
geredet, schelten ihn und sprechen: „Jetzt ertheilen wir dir den ver- 
dienten Lohn nach dem Willen des Herrn, der sich unser und unseres 
Gebieters erbarmt hat" (cap. 6 p. 43, 27—48, 16). 

Uebel zugerichtet läuft Simon zum Hause des Narcissus und fordert 
an der Thür den Petrus auf, herauszu kommen, damit er ihm beweise, dass 
derselbe an einen jüdischen Zimmermannssohn glaube. Als dies dem Petrus 
gemeldet wird, schickt er ein Weib mit einem sieben Monate alten Säug- 
linge auf dem Arme zu Simon hinaus. Draussen spricht das Rind zu dem 
Magier mit männlicher Stimme und kündigt ihm das baldige Strafgericht 
für alle seine Schandthaten an. Da er weder durch das Wunder des 
redenden Hundes, noch jetzt durch das redende Kind sich bekehren 
lasse, werde er wider Willen am nächsten Sabbat auf das Forum Julium 
geführt werden, damit offenbar werde, wer er sei. Darauf gebietet ihm 
das Kind, die Thür des Narcissus zu verlassen und schliesst mit den 
Worten „Es sagt dir Jesus Christus: Verstumme durch meinen Namen 
gezwungen und gehe ajis Rom heraus bis zum nächsten Sabbat". Als- 
bald verstummt Simon, verlässt die Stadt bis zum Sabbat und hält in 
einem Stalle sich auf. Das Weib kehrt mit dem Kinde zu Petrus zurück 
und meldet ihm und den Brüdern, was es gesprochen habe. Alle aber 
preisen Gott (cap. 7 p. 48, 17—49, 12). 



1) Vergl. hierzu die ahnliche Erzählung im Evangelium Thomae lat A. 
cap. 1 ed. Tischendorf evang. apoeryph. ed. II p. 164 sq. 



— 181 — 

In der nächsten Nacht erscheint dem Petrus Jesus im glänzenden 
Gewände und spricht zu ihm : „Schon ist der grösste Theil der Brüder- 
schaft durch mich und durch den, durch welchen du Zeichen thatest in 
meinem Namen, zurückgekehrt. Du wirst aber einen Glaubenskampf am 
nächsten Sabbat zu bestehen haben, und es werden noch viel Mehrere 
aus den Heiden und Juden in meinem Namen zu mir, dem Aushandelten, 
Verlachten, Yerspieenen bekehrt werden. Denn ich werde dir auf deine 
Bitte Zeichen und Wnnder gewähren und du wirst Viele bekehren. Du 
wirst aber zum Widersacher den Simon haben vermöge der Werke seines 
Vaters (des Teufels); allein alle seine Zaubersprüche ('carmina') und 
magischen Trugwerke werden an den Tag kommen. Jetzt aber lass 
nicht ab, und alle, die ich dir senden werde, wirst du in meinem Namen 
festigen ( l fundabis , ) u . Am Morgen erzählt er die Vision den Brüdern 
und berichtet ihnen darauf, wie er eben jenen Simon schon früher aus 
Judäa, wo er mit seinen Zauberkünsten viel Böses stiftete, vertrieben habe. 
Simon — so erzählt er — habe in Judäa bei einer in dieser Welt hoch- 
angesehenen Frau Namens Eubola, welche viel Gold und kostbare 
Perlen besass, sich aufgehalten. Hier trat Simon mit zwei ihm ähn- 
lichen Begleitern ein, machte dieselben durch seine Zauberkunst un- 
sichtbar und während er allein sichtbar war, trugen jene alles Gold der 
Frau fort. Als Eubola das Geschehene entdeckte, beschuldigte sie ihre 
Dienerschaft des Diebstahls und liess sie foltern. Petrus aber hatte nach 
dreitägigem Fasten ein Gesicht : er schaute zwei von ihm Neubekehrte, 
Italiens und Antulus, und einen nackten gefesselten Knaben. Dieser gab 
ihm ein Waizenbrot und sprach zu ihm: „Petrus, halte noch zwei Tage 
aus, so wirst du die Grossthaten Gottes sehn: denn das, was aus dem 
Hause der Eubola verschwunden ist, hat Simon mit zwei Anderen durch 
Zauberkünste geraubt. Du wirst dieselben binnen zwei Tagen an dem 
Thore, welcher nach Napolis (Sichern) führt, an den Goldschmidt 
Agrippinus einen goldenen, zwei Pfund schweren Satyriscus, in welchem 
ein Edelstein eingefügt ist, verkaufen sehn. Du aber rühre nicht an, 
damit du nicht verunreinigt werdest; sondern es mögen einige Sklaven 
jener Matrone in deiner Begleitung sein. Zeige diesen nur den Laden 
des Goldschmidts und entferne dich dann. Um dieser That willen 
werden aber Viele an den Namen des Herrn gläubig werden : denn was 
jene durch Hinterlist und Bosheit geraubt haben, wird öffentlich kund- 
werden". Als Petrus dies gehört hatte, begab er sich zu Eubola, die er 
in tiefer Trauer, mit zerrissenen Kleidern und aufgelösten Haaren fand. 
Er mahnte sie von ihrer Trauer abzulassen und zu Christus zu beten: 
derselbe werde ihr alles Verlorene wiederverschaffen : darnach solle sie 



— 182 — 

dazuthun, dass auch Christus sie finde, damit sie dieser Welt entsage 
und ewige Ruhe erlange. Darauf fordert er sie auf, am folgenden Tage, 
etwa um die neunte Stunde, einige ihrer Diener an dem Thore nach 
Napolis aufpassen zu lassen, meldet ihr, was ihm im Gesichte offenbart 
worden ist, und mahnt sie nochmals, statt auf den Betrüger Simon, 
vielmehr auf den lebendigen Gott ihre Hoffnung zu setzen. Darauf be- 
giebt sich Petrus mit zwei Dienern der Eubola zu Agrippmus, stellt 
diese ihm vor, setzt ihn von dem in Kenntnis, was am folgenden Tage 
sich zutragen soll, und veranlasst ihn, wenn die beiden Gefährten des 
Simon kämen, sie aufzuhalten. Alles geschieht, wie verabredet: als die 
beiden Jünglinge mit dem goldenen Satyriscus kommen, werden sie er- 
griffen. Sobald dies der Eubola gemeldet worden ist, eilt sie zu dem 
Legaten Pompejus und berichtet ihm das Geschehene. Dieser lässt die 
Gefangenen sofort ins Prätorium führen, verhören und foltern. Da ge- 
stehn sie, dass Simon sie zu der That durch Geld gedungen hat und 
geben an, dass alles der Eubola Geraubte und noch vieles Andre in einer 
Höhle unter der Erde verborgen sei. Als Pompejus dies hört, lässt er 
sie in Ketten legen. In demselben Augenblicke tritt Simon ein, um zu 
sehen, wo seine Helfershelfer so lange verweilen : als er aber sieht, dass 
sie in Fesseln geschlagen sind und dass sich eine grosse Volksmenge 
ansammelt, merkt er, was geschehen ist, entflieht und wird in Judäa 
nicht länger gesehn. Eubola aber, nachdem sie alles Geraubte zurück- 
erhalten hatte, vertheilte alles den Armen, wurde gläubig, entsagte 
dieser Welt und lebte noch lange Zeit als eine Wohlthäterin der Witwen 
und Waisen. 

Soweit die Erzählung des Petrus. Mit dem Hinweise auf das da- 
mals in Judäa Geschehene begründet er die Malmung an die ver- 
sammelten Brüder, ihre Kniee zu beugen und zu Christus zu beten, da- 
mit er ihnen Kraft verleihe, die magischen Künste Simons, dieses Satans- 
engels, zu besiegen (cap. 8 p. 49, 13 — 52, 23). 

Als Petrus geendet hat, meldet Marcellus, dass er den Simon ver- 
trieben, sein ganzes Haus von dessen unseligen Spuren gereinigt und es 
unter Anrufung des Namens Christi mit Wasser besprengt hat. Darauf 
theiit er ihm mit, dass in dem gereinigten Hause *) sich Witwen und 
Greise zum Gebete versammelt haben, dass alles zum Gottesdienste bereit 
ist und dass die Versammelten, welche für ihn beten wollen, die An- 
kunft des Apostels erwarten. Petrus erfüllt seinen Wunsch und begiebt 
sich dorthin mit Narcissus und den übrigen Brüdern. 



1) 1. 'in domum commundatam 1 . 



— 183 — 

Wie er eintritt, erblickt er eine alte Witwe, welche blind war und 
sich von ihrer Tochter ins Haus des Marcellns führen Hess. Er ruft ihr 
zu, dasß von heute an Christus ihr seine Rechte darreichen wolle, und 
macht sie, indem er ihr im Namen Christi die Hände auflegt, sehend. 

Darauf betritt er das Speisezimmer, wo man grade das Evangelium 
von Christi Verklärung auf dem Berge verliest. Er hält eine Anrede 
in die Versammelten und zeigt ihnen, wie man die heilige Schrift ver- 
kundigen müsse. „Was wir durch seine Gnade gefasst haben, das haben 
wir geschrieben •), wenn es euch auch noch schwach erscheint, doch so, 
das« das Ueberlieferte verständlich ist für das menschliche Fleisch". Das 
Erste sei, Gottes Willen und Güte zu wissen. Da das Fleisch (die 
Menschheit) ehedem mit Irrthum erfüllt nnd viele Tausende von Menschen 
ins Verderben gestürzt waren, so habe der Herr in seiner Barmherzigkeit 
sich in andrer Gestalt gezeigt und sei im menschlichen Bilde erschienen, 
da niemand würdig sei, ihn anzuschauen, wie er ist. „Ein jeder von 
uns schaute ihn daher so, wie er ihn zu fassen vermochte, je nach seinem 
Vermögen 14 . Darauf wendet sich der Apostel zur Erklärung des vor- 
gelesenen Schriftabschnittes: ,Unser Herr wollte mich seine Herrlich- 
keit schauen lassen auf dem heiligen Berge. Als ich aber seinen Licht- 
glanz sah, fiel ich mit den Söhnen des Zebedäus wie todt zu Boden und 
schloss meine Augen und vernahm seine Stimme : eine solche Stimme, 
die ich nicht beschreiben kann. Ich glaubte mich (der Sinne) beraubt 
durch seinen Glanz und ein wenig aufathmend sprach ich bei mir „Viel- 
leicht wollte mich mein Herr hierherfuhren, um mich (der Sinne) zu be- 
rauben 44 und sagte : „Wenn dies dein Wille ist, so widerstrebe ich nicht, 
o Herr 44 . Da gab er mir die Hand, richtete mich auf und als ich mich 
erhob, sah ich ihn wieder so, wie ich ihn fassen konnte. So also 2 ), 
geliebteste Brüder , hat der barmherzige Gott unsre Schwachheiten 
und unsere Fehler getragen, wie der Prophet spricht *) : „Er trägt unsere 
Sünden und leidet für uns; wir aber meinten, er leide Schmerzen und 
und sei mit Wunden geschlagen 44 . Weil er im Vater ist und der Vater 
in ihm 4 ), so ist er selbst auch die Fülle aller Majestät, der uns 
alles Gute gezeigt hat. Er ass und trank um unsertwillen ohne Hunger 
und Durst zu empfinden, er trug und litt Schmähungen um unsertwillen, 



1) Vgl. Isidor Peius. II ep. 99 ad Aphrodisium (Petras sagt in seinen 
icpd£eic): & &x<Dp^aaiiev *YP&|>ot}i8V, 6 Öe x6ojio£ oöÖe x& ypacpivTa 4xa>p7ja6V. 

2) 1. *8%c ergo\ 

3) Jes. 53, 4. 

4) Joh. 17, 21. 



— 184 — 

er starb und auferstand unserthalben. Der auch mich, da ich sündigte, 
schützte und stärkte durch seine Grösse, der wird auch euch trösten, 
dass ihr ihn liebt: ihn der gross ist und klein, schön und hässlich, 
Jüngling und Greis, in der Zeit erscheinend und in Ewigkeit allenthalben 
unsichtbar, den keine Menschenhand hielt 1 ) und der von Knechten 
gehalten wird, den kein Fleisch sah und ihn dennoch jetzt sieht, 
den Niemand hörte und den man jetzt kennt und hört; der damals 
das Wort war und jetzt wie wenn er das äusserste*) Leiden erfahren 
hätte; der niemals geschlagen, jetzt aber geschlagen ist, der vor der 
Welt ist und in der Zeit erkannt wurde ; die erste und grösste aller 
Mächte und den Mächten übergeben ; der glänzend ist, aber unter uns 
niedrig ; der vom Himmel her sichtbar ward und verrathen wurde *)• 
Diesen Jesus habt ihr Brüder als Thür, Licht, Weg, Brot, Wasser, 
Leben, Auferstehung, Erquickung, Perle, Schatz, Samenkorn, Sättigung, 
Senfkorn, Weinberg, Pflug, Gnade, Glauben, Wort. Dieser ist alles und 
kein Anderer ist grösser als er. Ihm sei Lob in alle Ewigkeiten. Amen 4 , 
(cap. 9 p. 52, 24—55, 5). 

Als die neunte Stunde vollendet ist, erheben sie sich zum Gebet. 
Da plötzlich wenden sich mehrere blinde alte Witwen, die nicht zu den 
Gläubigen gehörten und von deren Anwesenheit Petrus nichts wusste, 
mit der Bitte an ihn, sie ebenso wie jene Eine sehend zu machen und 
bekennen ihren Glauben. Petrus erwidert, wenn in ihnen der Glaube 
an Christus stark sei, so würden ihre inwendigen Augen und Ohren sich 
öffnen, auch wenn die auswendigen verschlossen blieben. Dann wendet 
er sich an Christus mit der Bitte, sie sehend zu machen. Alle beten, 
da erglänzt das Zimmer plötzlich von Licht, als ob es blitzte, aber von 
einem übernatürlichen, unbeschreiblichen Licht. Die Anwesenden werden 
ihrer Sinne beraubt 4 ) und flehen den Herrn um Erbarmen, da sie solchen 
Glanz nicht zu ertragen vermöchten. Während alle am Boden liegen, 
stehen nur die blinden Witwen aufrecht. Das wunderbare Licht aber 
dringt in ihre Augen und macht sie sehend. Petrus befiehlt ihnen zu 
berichten, was sie sehen. Da erzählen die Einen, sie sähen einen Greis 
von unbeschreiblicher Gestalt, andere, sie sähen einen Jüngling, wieder 
andere einen Knaben, der ihre Augen sanft berührte. Da preist Petrus 
den Herrn für seine wunderbaren Gnaden. 



1) 1. 'detinuit'. 

2) 1. l extremam\ 

3) 'de coelo trisum sed prodüwn*. 

4) 'ita tarnen ut cxsensaremur' p. 55, 22. 



— 185 — 

Nachdem der Apostel noch Alle zur rechten Erkenntnis des Herrn 
ermahnt hat, beginnt er mit Marcellas nnd den übrigen Brüdern die 
Jungfrauen des Herrn zu bedienen und dann bis zum Morgen zu ruhen. 
Marcellus aber ladet die Jungfrauen ein, bei ihm zu verweilen uud sich zu 
erquicken, da am folgenden Tage — einem Sabbat — Simon mit Petrus 
kämpfen werde: der Herr werde seinem Apostel im Kampfe beistehen, 
Petrus aber die Nacht mit Fasten zubringen, um den Feind zu besiegen. 
Schon würden, wie seine Jünglinge ihm mitgetheilt, auf dem Forum Sitze 
und Stufen errichtet und die Menge erzähle sich, dass hier am morgenden 
Tage in der Frühe zwei Juden disputiren würden. Darauf bittet er die 
Anwesenden, die Nacht im Gebete zu durchwachen (cap. 10 p. 55, 
6—56, 24). 

Marcellus, kurze Zeit vom Schlafe überwältigt, hat ein Traum- 
gesicht, das er dem Petrus erzählt. Er sah den Apostel auf einem er- 
höhten Platze sitzen, rings um ihn einen grossen Volkshaufen und vor 
diesem ein hässliches Weib, schwarz wie eine Aethiopin, ganz in Schmutz 
und Lumpen gehüllt, am Halse, an Händen und Füssen mit Ketten be- 
schwert. Das Weib tanzte, Petrus aber rief dem Marcellus mit lauter 
Stimme zu, er solle diesem Weibe, in welchem alle Kraft Simons und 
seines Gottes beruhe, den Kopf abschlagen. Marcellus weigert sich: er 
sei Senator, vornehmer Abkunft, habe nie seine Hände mit Blut befleckt, 
ja nicht einmal einen Sperling getödtet. Da ruft Petrus: „Komm Jesu 
Christe, unser wahres Schwert und schlage ihr nicht blos das Haupt ab, 
sondern haue auch alle ihre Glieder zusammen in Gegenwart von diesen 
Allen, die ich in deinen Diensten erprobt habe". Und alsbald erschien 
Einer, der an Gestalt dem Petrus völlig glich, mit einem Schwerte in der 
Hand, und hieb den Dämon zusammen ; Marcellus aber staunte über die 
wunderbare Aehnlichkeit. Soweit das Traumgesicht. Wie der Apostel 
es vernimmt, fühlt er sich noch mehr gestärkt und begiebt sich auf das 
Forum (cap. 11 p. 56, 25—57, 12). 

Auch die Brüder versammeln sich und soviele in Rom anwesend 
sind, nehmen ihre Plätze ein 1 ). Auch die Senatoren , Präfecten und 
Staatsbeamten eilen herbei. Wie Petrus in ihrer Mitte erscheint, rufen 
sie ihm zu: „Zeige uns Petrus, wer dein Gott sei, oder welches die Macht 
ist, die dir Zuversicht verleiht. Sei nicht misgünstig gegen die Römer : 
sie sind Liebhaber der Götter. Wir haben Simons Proben, wir haben 
auch deine. Bewährt euch uns beide, damit wir wissen, wem wir in 



1) l occupante8 loca singulis aureis\ 



— 186 — 

Wahrheit glauben sollen". Als sie dieses eben sagten, erschien auch 
Simon, stand bestürzt neben Petrus und schaute auf ihn hin. 

Nach langem Stillschweigen ruft Petrus die Römer zu Zeugen auf. 
Er erklärt sich bereit, seinen Glauben an den wahren und lebendigen 
Gott zu erproben. Dagegen stehe Simon heute als ein Verurtheilter da '), 
welcher es verschweige, dass Petrus ihn aus Judäa wegen Betruges ver- 
trieben habe, und nach Rom in der Hoffnung geflohen sei, hier ver- 
borgen bleiben zu können. Darauf fordert er den Simon auf, zu ge- 
stehen, dass er ihm und dem Paulus (!) in Jerusalem zu Füssen gefallen 
sei, weil er ihre Heilwunder sah, und ihnen Geld geboten habe, wenn 
sie ihm die Hand auflegen und die gleiche Macht verleihen wollten. 
Damals habe er ihn dafür verflucht; und jetzt fürchte er nichts? Er, 
Petrus, führe seinen Namen davon, dass er in allen Dingen bereit stehe : 
denn er glaube dem lebendigen Gotte, durch welchen er des Simon 
Zaubereien bewältigen werde. Wohlan, so möge er jetzt seine Zauber- 
künste in Gegenwart dieser Versammlung wiederholen: wenn er's ver- 
möge, so solle man nichts von alledem glauben, was er selbst wider 
Simon gesagt. Simon aber sprach : „Du wagst es, von Jesus dem Naza- 
rener zu reden, dem Zimmermannssohn, der selbst ein Zimmermann 
aus Judäa war ? Höre, Petrus, die Römer haben Verstand, sie sind keine 
Thorcn". Dann wandte er sich an das Volk mit den Worten : „Römische 
Männer ! wird Gott geboren, gekreuzigt ? Wer einen Herrn hat, ist selbst 
nicht Gott". Diesen Worten spendeten Viele Beifall. Petrus erwiderte: 
, Verflucht seien deine Worte wider Christum! Wagst du es, dies zu 
sagen, da doch der Prophet von ihm spricht: „Sein Geschlecht, wer wird 
es erzählen?" 2 ) und ein anderer Prophet: „Und wir sahen ihn und er 
hatte nicht Gestalt noch Schöne" 3 ) und : „In den letzten Zeiten wird ge- 
boren ein Knabe vom heiligen Geiste, seine Mutter kennt keinen Mann, 
noch nennt Jemand sich seinen Vater" 4 ) und abermals: „Sie hat geboren 
und nicht geboren" 5 ) und abermals : „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger 
werden" 8 ) und ein anderer Prophet sagt zu Ehren des Vaters: „Weder 
haben wir seine Stimme gehört noch leistet eine Hebamme Beistand" 7 ). 
Ein anderer Prophet spricht: „Nicht aus dem Leibe eines Weibes ist 



1) l hunc reprehen8um esse ho die 1 [cod. iuodi, Hartel verbo dei], 

2) Jes. 53, 8. 

3) Jes. 53, 2 flg. 

4) Orac. Sybill. VIH, 457 ff. (?) 

5) Ascensio Jes. 11, 9. 13 p. 55, 13 cd. Dillmann (?) 

6) Jos. 7, 14. 

7) Ascensio Jes. 11, 14 p. 57 ed. Dillmann. 



— 187 — 

er hervorgegangen, sondern vom Himmel herabgestiegen" ') und: „Ein 
Stein ist losgehauen worden nicht von Menschenhänden und zerschmetterte 
alle Reiche" 2 ) und: „der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist 
zum Eckstein geworden" ß ) und diesen Stein nennt er „einen auserwählten, 
köstlichen Stein" 4 ). Und abermals spricht der Prophet von ihm : „Und 
siehe, ich sah Einen auf den Wolken kommen wie eines Menschen Sohn" s ). 
Hier bricht der Apostel ab, verweist die Römer auf das künftige Ver- 
ständnis der Prophetenschriften , das ihnen eröffnet werden soll und 
fordert den Simon auf, eins seiner betrügerischen Wunder zu thun, da- 
mit er selbst es durch seinen Herrn Jesus Christus auflöse. Simon er- 
widert frech : „Wenn der Präfect erlaubt, werde ich euch keinen ge- 
ringen Kampf bereiten" 6 ). Der Präfect will seine Langmuth und Ge- 
rechtigkeit zeigen, lässt einen seiner Pfleglinge herbeikommen, und 
fordert den Simon auf, den Knaben zu tödten, den Petrus aber, den- 
selben wieder lebendig zu machen. Zum Volke aber spricht er: „An euch 
ist es jetzt, zu beurtheilen, wer von jenen Gott wohlgefällig sei, der, 
welcher tödtet oder der, welcher lebendig macht". Alsbald redet Simon 
dem Knaben ins Ohr, und dieser verstummt und stirbt (cap. 12 p. 57, 
13—59, 16). 

Im Volke entsteht ein Gemurmel; eine der Witwen aber, die sich 
bei Marcellus erquickten, rief hinten im Volkshaufen aus: „Petrus, 
Knecht Gottes, mein Sohn ist gestorben, der einzige, den ich besass". 
Die Menge macht ihr Platz, sie fällt dem Apostel zu Füssen und klagt 
ihm», dass sie die einzige Stütze ihrer Hilflosigkeit verloren habe. Petrus 
fordert sie auf, die Leiche herbeizubringen. Als sie bewusstlos zu 
Boden fallt, lässt er den Todten durch Jünglinge herbeitragen. Als sie 
ihn bringen, erwacht die Witwe, ruft dem Todten zu : „Siehe, mein Sohn, 
Christi Knecht hat zu dir gesandt", rauft sich das Haar und zerkratzt 
sich das Gesicht. Die Jünglinge betrachten den Leichnam und unter- 
suchen ihn, ob er wirklich todt sei. Als sie sich davon überzeugt haben, 
trösten sie die Mutter: wenn sie an den Gott des Petrus glaube, werde 
dieser den Todten erwecken und ihr zurückgeben (cap. 13 p. 60, 1 — 18). 



1) Unbekanntes Citat 

2) Dan. 2, 34. 

3) <|> 117, 22. 

4) Jes. 28, 16. 

5) Dan. 7, 13. 

6) p. 59, 1 : 'Si praefectus permiserit [non tninimum praestabo vobis 
agonen?]. Die eingeklammerten Worte, welche im cod. versetzt sind, gehören 
hierher. 



— 188 — 

Da wendet sich der Präfect zu Petrus : im Vertrauen auf ihn und auf 
seinen Herrn habe er des von Simon getödten Knaben, obwol derselbe 
dem Kaiser theuer sei, nicht verschont. Der Apostel erwidert, man 
dürfe Gott nicht versuchen, er erhöre nur den Würdigen. Weil aber 
jetzt sein Gott und Herr Jesus Christus auf die Probe gestellt werde, 
so bitte er ihn jetzt in Gegenwart dieser Versammlung, den durch Simon 
Getödteten durch sein Wort zu erwecken. Darauf fordert er den Ge- 
bieter des Knaben auf, dessen Rechte zu erfassen, so werde derselbe 
lebendig werden. Agrippa thut also und erweckt den Todten. Die 
Menge aber ruft aus: „Es ist nur Ein Gott, der Gott des Petrus" (cap. 14 
p. 60, 19—61, 3). 

Inzwischen tragen die Jünglinge den Sohn der Witwe auf einer 
Bahre herbei, [p. 359*] l ) Petrus erhebt die Augen gen Himmel, streckt 
die Hände aus und betet zu dem Vater Jesu Christi, er möge mit seinem 
Lichtglanze sich offenbaren, und den Sohn der alten Witwe erwecken. 
Darauf spricht er mit Christi Worten : „Ich sage dir, Jüngling, stehe auf 
und wandle mit deiner Mutter, solange du ihr nützlich bist : später wirst 
du mir zu Höherem bemfen werden und mir als Diakonus und Bischof 
dienen 14 2 ). Alsbald erhebt sich der Todte, das Volk verwundert sich 
und ruft : „Du Gott bist Heiland, du Gott des Petrus, unsichtbarer. Gott 
und Heiland !" Der Menge, welche Staunen ausdrückt über die Wunder- 
kraft eines seinen Gott anrufenden Menschen, gereicht das Geschehene 
zur Heiligung (cap. 15 p. 61, 4 — 17). 

Als die Kunde von dem Vorfalle die Stadt durchfliegt, [p. 359 n ] 
kommt die Mutter eines Senators herbei, bricht sich Bahn durch die 
Menge, fallt dem Petrus zu Füssen und spricht: „Ich habe von den 
Meinigen vernommen, dass du ein Diener des barmherzigen Gottes bist 
und durch Beine Gnade allen, die das Licht begehren, es mittheilst. 
Dieses Licht theile auch meinem Sohne mit, da ich erkannt habe, dass 
du keinem mißgünstig bist. Wende dich von der Matrone, die dich 
bittet, nicht ab". Petrus fragt sie, ob sie an seinen Gott glaube, der 
ihren Sohn wiedererwecken werde. Sie betheuert unter Thränen ihren 
Glauben und die Menge ruft „Schenke der Mutter den Sohn!" Petrus 
befiehlt, den Todten herbeizubringen, wendet sich dann zu dem ver- 
sammelten Volke und mahnt dasselbe, nicht etwa zu meinen, dass er, 
ein sündiger Mensch wie sie, durch eigene Kraft thue, was er thue: nur 
im Vertrauen auf die Kraft Christi, der ihn gesandt, hege er die Zu- 

1) Von hier an citire ich die Seitenzahlen des Codex; 'die angegebene 
Ziffer bezeichnet immer den Anfang einer Seite. 

2) p. 61, 13 'tninütrans diaconi et episcopi [8or\te\ 



— 189 — 

versieht, den Todten zu erwecken, [p. 360 r ] Darauf wiederholt er die 
Aufforderung an die Mutter, den Leichnam herbeizuschaffen. Sie eilt 
nach Hause und lässt ihn durch ihre jungen Sclaven aufs Forum 
tragen. Zugleich fordert sie ihre Sclaven auf, zum Zeichen der Frei- 
lassung Hüte aufzusetzen und vor dem Tragbett herzugehn und alles, 
was sie zur Bestattung verwenden wollte, voranzntragen. Unter allge- 
meinem Wehklagen kommt der Zug auf dem Forum an, gefolgt von 
einer Menge von Senatoren und Matronen : denn der todte Nicostratus 
war im Senate besonders beliebt *). Darauf setzt man die Leiche vor 
Petrus nieder. Der Apostel heischt Stillschweigen und ruft den ver- 
sammelten Römern zn, jetzt solle zwischen ihm und Simon gerechtes 
Gericht gehalten werden. Sie selbst sollten jetzt entscheiden, wer von 
ihnen beiden an den lebendigen Gott glaube. Könne Simon den Todten 
erwecken, [p. 360 u ] so möchten sie ihm als einem Engel Gottes glauben. 
Vermöge er's nicht, so wolle er seinen Gott anrufen und der Mutter 
den Sohn lebendig zurückgeben. Daran sollten sie erkennen, dass jener 
ein Magier und Verfuhrer sei. Allen scheint dies billig, was Petrus 
gesagt. Man fordert den Simon auf : „Jetzt zeige öffentlich, wenn etwas 
in dir ist, entweder Überfuhre oder lass dich überfuhren. Was stehst 
du da? Wohlan, beginnet" Wie Simon sieht, dass Alle auf ihn ein- 
dringen, steht er schweigend da. Endlich ruft er aus: „Römische 
Männer, wenn ihr sehen werdet, dass der Todte auferstanden ist, werdet 
ihr den Petrus aus der Stadt werfen ? u Das ganze Volk erwidert : „Nicht 
blos hinauswerfen werden wir ihn, sondern zur selbigen Stunde ver- 
brennen 14 . Simon tritt zu dem Ilaupte des Todten heran, neigt sich 
dreimal darüber und zeigt dem Volke, wie derselbe sich aufrichtet, das 
Haupt erhebt, es bewegt und die Augen öffnet. Alsbald sucht man 
Hölzer und Scheite zusammen, um den Petrus den Flammen zu über- 
geben. Der Apostel aber erhebt in der Kraft Christi [p. 361 r ] seine 
8timme und ruft den wider ihn lärmenden Römern zu, er dürfe sie nur 
darum nicht Thoren schelten, weil ihre Augen, Ohren und Herzen ge- 
blendet seien, sodass sie den ihnen gespielten Betrug nicht merkten. 
Der Todte möge reden, möge aufstehen, wenn er wirklich lebe ; er möge 
mit seinen Händen die Binde vom Kinn lösen, möge seine Mutter rufen 
und zu der lärmenden Menge sprechen: Was lärmt ihr? er möge mit 



1) p. 360, 15. Der cod. ließt c eonsecuta est autem turba senatorum et 
tnatronarum, videntes dei mirabilia liberalis autem magis carissimus erat in 
senatu nicostratus qui mortuus erat\ Die Worte 'liberalis autem magis* sind 
▼erderbt, die naheliegende Conjectur 'liberatis* sehr unwahrscheinlich. 



_ 190 — 

seiner Hand ihnen zuwinken. Wenn sie sehen wollten, dass er todt sei, 
möge Simon von der Bahre sich entfernen. Der Präfect Agrippa hielt 
sich nicht länger, sondern trieb den Simon eigenhändig hinweg, [p. 36 l u ] 
Da lag der Todte da, wie zuvor. Wuthentbrannt will das Volk jetzt 
den Simon lebendig verbrennen: Petrus hat Mühe, es zur Geduld zu 
mahnen ; man dürfe nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern auch die 
Feinde lieben und für seine Verfolger beten. Wenn jener Busse thun 
könne, so werde auch er zum Lichte Christi gelangen. Könne er es nicht, 
so werde er das Loos seines Vaters, des Teufels, theilen; aber sie sollten 
ihre Hände nicht beflecken. Darauf tritt er zu dem Todten heran, 
nimmt aber zuvor der Mutter das Versprechen ab, die Freilassung der 
Sclaven nicht rückgängig zu machen, wenn ihr Sohn wieder lebendig 
werde, [p. 362 r ] Dieselben sollten frei bleiben, ohne den ihnen bisher 
gewährten Unterhalt einzubüssen. Die Mutter verspricht dies vor dem 
Präfecten und gelobt zugleich, ihnen alles, was sie zur Bestattung ihres 
Sohnes aufwenden wollte, zu überlassen. Petrus fügt die Aufforderung 
hinzu, das Uebrige den Witwen zu vertheilen. Dann wendet er sich 
fröhlichen Herzens zum Gebet und ruft Christum an, dass er ihm er- 
scheinen und nach seiner Barmherzigkeit und Güte in Gegenwart dieser 
Freigelassenen den Todten erwecken möge. Er berührt die Seite des 
Nicostratus und spricht : „Stehe auf!" Da steht der Jüngling auf, nimmt 
seine Kleider, lässt sich dann nieder, löst sich 1 ) das Kinn von den 
Binden, fordert andere Kleider, verlässt die Bahre [p. 362 u ] und 
spricht zu Petrus: „Ich bitte dich, lasst uns zu dem Herrn Christum 
gehen, den ich mit dir reden sah; welcher zu dir gesagt hat, indem 
er mich dir zeigte: Führe mir diesen zu, denn er ist mein!" Petrus, 
durch die Worte des Jünglings mit noch grösserer Zuversicht auf den 
göttlichen Beistand erfüllt, spricht zum Volke: „Römische Männer! so 
stehen Todte auf, so reden, so wandeln sie ; auferstanden leben sie, bis 
zu der von Gott bestimmten Zeit". Darauf crmahnt er die versammelte 
Menge, sich von ihren Sünden und ihrem Götzendienste zu bekehren, 
[p. 363 r ] 2 ) Um dem Volke zu predigen, sucht der Apostel darauf nach 
einem geeigneten Orte. Maro bietet ihm sein geräumiges, mehr als 500 
Männer fassendes Haus an, welches ein Garten umschiiesst. Dahin 



1) 'et sedü et sdlvit sibi' .... Bis hierher haben mir die Correcturbogen 
der Studemundschen Bearbeitung des Textes vorgelegen. Die Einsicht in das 
Folgende ist mir verweigert worden. 

2) Die letzten sieben Zeilen von p. 3G2 11 sind fast ganz verwischt Die 
folgende Seite ist blasser als die vorhergehenden Blätter, auch etwas ver- 
schiedene Schrift. 



— 191 — 

begiebt sich Petras und die Volksmenge strömt ihm nach. [p. 363 n ] ') 
Er besteigt eine Stufe, die sich zufällig an der Gartenmauer befand, 
und begrüsst das Volk. Da werfen sich viele Dämonische vor ihm nieder, 
aus denen er die bösen Geister austreibt. Kranke flehen ihn um Heilung 
an und werden durch sein blosses Versprechen, Fürbitte für sie bei 
Gott einlegen zu wollen, geheilt. Petrus heisst die Geheilten ebenso 
wie die von den bösen Geistern Befreiten einen abgesonderten Platz ein- 
nehmen. Immer mehr wächst die Volksmenge an, [p. 364 r ] 2 ) jetzt auch 
durch die Kunde von dem vollbrachten Wunder herbeigelockt. Petrus 
gebietet Stillschweigen und beginnt seine Predigt von der wahren 
Gottesverehrung mit der Lehre von der weltregierenden göttlichen Vor- 
sehung, welcher auch das menschliche Leben seinen Ursprung verdankt. 
Gott habe die Menschen nach seinem Bilde erschaffen , [p. 364 n ] ihnen 
einen Hauch seiner Gottheit eingepflanzt und sie dadurch befähigt, Mit- 
genossen seines eingeborenen Sohnes, Freunde Gottes und Adoptivsöhne 
zu werden. Den Weg, zu diesem Ziele zu gelangen, habe dieser selbst 
als der mit dem Willen des Vaters vertraute wahre Prophet ihnen ge- 
lehrt. So habe es damals nur Eine Gottes Verehrung gegeben : ein reiner 
Sinn und ein unverdorbener Geist habe alle Menschen beseelt; daher 
habe die ganze menschliche Greatur den Bund mit Gott unverletzt be- 
wahrt. Weil sie ihren Schöpfer verehrten, gab es noch keine Krank- 
heit, kein körperliches Gebrechen, keine Verderbnis der Speisen, daher 
die Menschen selbst bei einer Lebensdauer von 1000 Jahren von keiner 
Hinfälligkeit des Greisenalters betroffen wurden. Als die Menschen aber 
meinten, das mühelose Leben und den dauernden Genuss seiner Güter 
nicht einem Geschenke Gottes, sondern dem natürlichen Laufe der Dinge 
zu verdanken, verfielen sie von Stund an in die Anbetung falscher 
Götter «). 

[p. 365 r ] Auf die Predigt des Apostels hin wird das Gedränge der 
Hilfesuchenden und der zur Heilung ins Haus getragenen Kranken so gross, 
dass der Präfect den Petrus auffordert, sich zu entfernen. Dieser aber 
ladet das Volk ein, ins Hans des Marcellus zu kommen. Obwol die 
Matter des auferweckten Jünglings ihn bittet, in ihrem Hause einzukehren, 
bleibt Petrus bei seinem Entschlüsse, den Tag des Herrn im Hause des 



1) „Diese und die folgende Seite so blass, dass nur mit der Lupe zu ent- 
ziffern". 

2) Die letzten dreizehn Zeilen namentlich nach dem linken Rande zu 
stark verwischt. 

3) Hier ist im Text p. 365', 1 eine Lücke, durch welche der Schluss der 
Rede nnd der Anfang der folgenden Erzählung verloren gegangen ist. 



— 192 — 

Marcellus zu feiern. Der auferweckte Jüngling erklärte, den Petrus 
nicht verlassen zu wollen; seine Mutter aber begab sieb fröhlich nach 
Hause und brachte Tags darauf nach dem Sabbat dem Petras zwei- 
tausend Goldstücke ins Hans des Marcellus mit der Bitte, sie den Jung- 
frauen, welche Christus dienten, zu übergeben. Darauf brachte ihr Sohn 
[p. 365 u ] aus seinem Geldschrank viertausend Goldstücke als doppelte 
Oblation und erklärte, sich selbst Gott als ein lebendiges Opfer dar- 
zubringen. Am Tage des Herrn '), als Petrus eine Ansprache an die 
Brüder hielt und sie zum Ausharren im Glauben ermunterte, kamen 
Senatoren, römische Ritter, Matronen und andere ehrbare Frauen hinzu 
und wurden im Glauben gestärkt. Da erschien auch eine Hebamme 
Namens Chrysis 2 ): dieselbe führte ihren Namen davon, dass sie nur 
goldener Gefässe und keiner von Silber oder Glas sich bediente. Diese 
erzählt dem Petrus, sein Gott sei ihr erschienen und habe ihr ge- 
boten, ihm zehntausend Goldstücke zu geben, denn sie schulde sie ihm. 
Aus Furcht, von dem, der vom Himmel her auf sie herabgeschaut habe, 
Uebles zu erdulden, legte sie das Geld zu Füssen des Petrus und ent- 
fernte sich wieder, [p. 366 r ] Der Apostel aber pries Gott, dass er die 
Armen (nämlich von dem dargebrachten Gelde) erquicke. Einige der 
Brüder aber tadelten den Petrus, dass er das Geld von dieser Frau an- 
genommen habe, welche durch zügellose Unzucht berüchtigt sei und 
selbst ihrer Sklaven nicht schone. Sie mahnen ihn, keine Gemeinschaft 
mit ihr zu haben, indem er ihr Geld nähme, da das Feuer Christi sie 
(oder das Geld ?) verzehren werde 8 ). Petrus aber lächelt und erwidert, 
er habe das Geld, ohne zu wissen wer sie sei, als von einer Gehilfin 
Christi in Empfang genommen 4 ): denn er gebe es den Knechten Christi, 
für welche sie gesorgt habe. 

Man brachte aber dem Petrus am Sabbat allerlei Kranke, die an 
Podagra, Chiragra, Wechselfieber und anderen Uebeln litten. Sie alle 
wurden geheilt und täglich mehrte sich die Zahl der Gläubigen. 

Nach einigen Tagen trat Simon wieder auf und verhiess den Petrus 
zu besiegen, da dieser nicht durch den Glauben an seinen Gott, sondern 
durch [p. 366 Q ] *) Gaukelkünste alles vollbringe. Er machte jedoch die 

1) Hier beginnt der griechische Text des Codex Athous. 

2) Die letzte Zeile von p. 365° ist wieder an eine falsche Stelle gerathen 
nd gehört vor Z. 13. In cod. Ath. heisst die Frau übrigens Chryse. 

3) Dies scheint der Sinn der lückenhaft überlieferten Worte zn sein: 
'Si autem tibi videtur, communicare ei noli, demens a[b itta peeuniam et dan$ 
eam servis] domini nostri Jesu Christi; sed tnütetur ignis eins in eanC. 

4) p. 366r, 11: *ego hanc peeuniam aeeepi ab adiutrice Christ?. 

5) Diese ganze Seite wieder sehr blass. 



— 193 — 

bereits im Glauben Befestigten nicht abwendig. Denn seine angeblichen 
Heilungen waren nur auf kurze Täuschung berechnet, und waren keine 
wirklichen, wie die des Petrus. Zuletzt erklärte er den Römern, da sie 
meinten, er sei von Petrus besiegt, so wolle er am folgenden Tage seine 
Wanderkraft zeigen und zu seinem Vater gen Himmel fahren, [p. 367 r ] 
Tags darauf versammelt sich eine grosse Volksmenge auf der Via Sacra, 
um ihn fliegen zu sehen. Auch Petrus erscheint. Simon ruft ihm zu, er 
werde jetzt vor Aller Augen zu seinem Gotte emporsteigen; wenn der 
Gott des Petrus, welchen die Römer getödtet und dessen Anhänger sie 
gesteinigt hätten, etwas vermöge, so möge jetzt die Kraft seines Glaubens 
offenbar werden. Alsbald schwebte er vor Aller Blicken über alle 
Tempel und Hügel der Stadt empor. Da wendet sich Petrus im Gebete 
zu Christus : „Wenn Du dulden wirst, dass jener sein Unternehmen voll- 
bringe, so werden alle, die an Dich gläubig geworden sind, Anstoss 
nehmen und alle Wunder, die Du mir zu vollbringen verliehen hast, 
werden als blos vergebliche erscheinen". Darauf bittet er, Christus möge 
allen Gläubigen die Macht seiner Gnade erweisen, den Simon jedoch 
nicht sterben, sondern nur ein Glied brechen lassen, [p. 367 n ] Alsbald 
stürzt dieser zu Boden, stösst an einen Stein und bricht das Bein in 
drei Stücke 1 ). Alle Gläubigen lobpreisen Gott. Da kommt ein gewisser 
Gemellus, ein Freund des Simon, von welchem dieser viel empfangen 
hatte, die Strasse daher. Als er ihn mit gebrochenem Beine sieht, 
lächelt er und spricht: „Wenn du die Kraft Gottes bist, wer hat dir 
das Bein gebrochen? Etwa der Gott selbst, für dessen Kraft du dich 
ansgiebst?" Und Gemellus eilt zu Petrus und spricht den Wunsch aus, 
unter die Gläubigen Jesu Christi aufgenommen zu werden. Der Apostel 
weist ihn jedoch ab: „Dieser ist dein Bruder, komm und verkehre mit 
ihm". 

Simon aber, übel zugerichtet, findet Leute, die ihn auf einer Bahre 
ans Rom nach Aricia schaffen. Hier bringt er einige Tage zu und wird 
darauf nach Terracina geschafft, wo zwei Aerzte ihn operiren und er 
Bein Leben aushaucht. 

Unmittelbar hieran reiht sich mit den Worten 'Petrus autem liomae 
mordbatur cum fratribus gloriosus in domino' der Text der passio 
Petri. Ebenso folgt hier die Passion in dem neuaufgefundenen Codex 
Athous. 



1) p. 367 r 1. 21—24: *Ergo domine fac gratiam tuam [apparere] omni- 
fo* qui me adtendunt, [et virtujtem tuam. sed non peto ut mloriatur], sed ali- 
<I*id in membris [frangaf]. et continuo caeeidit ad terram, f regit crus in tres 
Portes tunc cum lapidi[üHderef]\ Im Folgenden ist eine Lücke. 

LipsiaB, Apostelgeschichten. II, 1. 13 



— 194 — 

Der Text der Actos Petri Vercellenses erhebt es zur Gewissheit, 
dass Erzählungen, welche sich bei Pseudo-Hegesipp, in der syrischen 
Predigt des Simon Repha in Rom, in den Acten des Nereus und Achilleus 
und in den sog. 7rpa£ec£ x(ov ctyfa>v £7to<rt6Xü>v bei verschiedenen 
griechischen Chronisten finden, wirklich auf die alten 7cpa£et£ üixpou 
zurückgehn. Wir sind hierdurch in den Stand gesetzt, die ausser der 
Passion fragmentarisch erhaltenen Ueberreste der 7cpa£ei£ noch voll- 
ständig zu verzeichnen. 

b. Psendo-Hegesipp. 

Das wichtigste Document bleibt nächst den Actus Vercellenses und 
dem Texte des Athos-Codex der mehrfach erwähnte Abschnitt de pas- 
sione Petri et Pauli, welcher sich bei dem lateinischen Bearbeiter der 
Schrift des Josephus über den jüdischen Krieg vorfindet (Hegesippi de 
excidio Hierosolym. III, 2 edd. Weber et Caesar 1864 p. 170—173). 
Der Name Hegesipp ist bekanntlich aus Misverständnis bez. Ver- 
derbnis von JosippuB d. h. Josephus entstanden, bezeichnet also ursprüng- 
lich gar nicht den lateinischen Bearbeiter, sondern den ursprünglichen 
Verfasser. Der Bearbeiter selbst schrieb ums Jahr 368 und ist trotz 
neuerdings erhobener Zweifel kein Geringerer als Ambrosius von 
Mailand, dem das Werk noch in Handschriften beigelegt wird (vgl. 
Caesars Bemerkungen S. 389 ff.). 

Der auf die Apostel Petrus und Paulus bezügliche Abschnitt wurde 
häufig besonders abgeschrieben und kommt in den Handschriften in 
ziemlich verschiedener Gestalt vor. Gewöhnlich führt derselbe die 
Ueberschrift L passio sanctorum apostolorum Petri et Patdi\ zuweilen 
'sermo de passione beati Petri apostolV (so Paris, lat. 5273 membr. 
saec. XIH [XH?] f. 13") oder 'passio beatissimi Pari apostolorum 
principis* (so Paris, lat. 12611 membr. saec. XH f. 143 r ). Der ein- 
fache Hegesippus-Text hat verschiedene Anfänge. In Paris, lat. 5310 
membr. saec. X f. 73 ' (ähnlich auch Paris, lat. 2648 saec. XV f. 53 r ) 
beginnt er l Demens Nero cum Judaeorum bello affectam Rornani 
exercitus validam manum cognovisset, adversus Christianos insur. 
rexit, ut ei debitus finis apprqpinquaret. Erant tunc temporis Eomae 
Petrus et Paulus doctores Christianorum sublimes operibus, dari 
magisferio etc\ .An den eigentlichen Hegesippustext ist hier nach den 
Worten ''alter cruce alier gladio necati sunt* noch eine kurze Erzäh- 
lung 'de morte Neronis 7 angefügt. Dieselbe findet sich in verschiedenen 
Handschriften in verschiedenem Texte. In Paris, lat. 5310 lanten die 



— 195 — 

Schlussworte f. 75 r : l Vere bonus necis suae artifex, qui comtncntus 
est ut sie periret nee vel mors sua scelere vacaret\ Etwas abweichend 
lautet der Nero-Schluss in cod. Casanat. B. I. 3 membr. saec. X (?) 
f. 17 r : { Ita acerbissimus parrieida dignum tneritis suis vitae [exitum] 
tulü\ woran sich die auch sonst als Schluss vorkommende Angabe des 
Datums für das Martyrium der beiden Apostel anreiht ^Petrus et Paulus 
apostoli domini passi sunt sub die tertio kalendarum Juliarum, re- 
gnante dotnino nostro Jesu Christo^ cui est honor et gloria in saecula 
saeculorum. amen\ Ebenso cod. Sessorian. 191 saec. XIII f. 160 r 
(der cod., dessen erstes Blatt fehlt, beginnt f. 159 r l merore consumptus. 
Et quamvis 1 . . .). — Häufiger beginnt der Text mit den Worten 'Erant 
tunc temporis Bomae Petrus et Paulus\ mit welchen auch der Abdias- 
text der virtutes Petri das von ihm aufgenommene Stück Pseudo- 
Hegesipps beginnt (= Fabricius 430, 11). So Paris, lat. 11753 membr. 
saec XII f. 19 u , wo der Hegesipptext ohne Unterschrift unmittelbar 
an Pseudo -Linus ('Post müUimoda et mtdtifarid 1 ) angefügt ist. Der- 
selbe Anfang findet sich in cod. Casanat. B. I. 3 f. 17 r ; cod. Laur. 
Plut. XX, 1 f. 167 * (Bandini I, 589); Plut. XX, 3 f. 81 (Bandini I, 
607); Vatican. lat. 1272 saec. XH f. 21*. Wenig verändert lautet der 
Eingang anderwärts 'Tempore Neronis Caesar is crant Bomae 1 oder 
y Tempore igitur Neronis Caesaris etc.\ So Paris, lat. 12611 membr. 
saec. XH f. 143 r ; 5273 membr. saec. XIH (XH?) f. 13* ; 17630 saec. 
XIH f. 145 r ; Vat. lat. 1191 membr. saec. XIII f. 70 r ; Taurin 
CCXVHI e. VI. 21 (k. II. 24) saec. XIH f. 170° ; Flor. bibl. Ricciard. 
223 saec. Xn f. 104; oder auch l In diebus Ulis erant Bomae 1 
Paris. Nouv. acq. lat. 2179 saec. X f. 200 u ; 2180 saec. X f. 193°; 
Paris, lat. 5306 saec. XIV f. 135 u oder 'Erant Neronis tempore 
Bomae 1 cod. Paris, lat. 5312 saec. XIII f. 103 u . Besondere Be- 
merkung verdient, dass in einigen dieser Handschriften der Hege- 
sippustext dem Marcel los zugeschrieben und mit der Einleitung 
versehen ist 'Ego Marcellus servus domini mei Petri apostoli et eius- 
dem diseipulus quod vidi scripsP oder l Ego Marcellus diseiputus 
domini apostoli Petri quae vidi scripsi\ Ersteres z. B. cod. Casanat. 
B. I. 3 ; letzteres cod. Laur. Plut. XX, 1 u. 3. 

Eine etwas längere Einleitung ist in cod. Paris. 13758 membr. 
saec. XI f. 113 r vorangeschickt. Dieselbe lautet: l Eo tempore , quo 
Bcmani seeptra imperii nequaquam iniquissimus gubernando Nero 
regebat, sed potius commaculando foedabat, quique terribilis vide- 
baiur ae metuendus, potens fori, domi tutvs, non sua virtute, sed 

Vespasiani fide ae fortitudine 9 cuius armis vitia Neronis apud 

13* 



— 196 — 

exteras gentes abscondebantur, quique dignus qui stipendia müüaria 
regno praeveniret docendo fidem praeferendo virtutem y erant tunc 
temporis Bomae Petrus et Paulus etc.\ 

Häufig begegnet uns aber in den Handschriften ein aus Elisebios 
und Hegesipp zusammengesetzter Text mit den Anfangs Worten l Cum 
fides domini et salvatoris nostri Jesu Christi per oninium cresceret 
mentes\ Derselbe enthält zunächst eine Zusammenstellung von Stücken 
ans der Kirchengeschichte des Eusebios in der lateinischen Uebersetzung 
Rufins (H. E. II, 13, 1—3 ; 14, 6 ; 15, 1—2 bis el$ Svxeugiv xclZq ex- 
xXTjofais); 20, 1—2 bis £mßdcvxa tfl aötfl 7i;6Xet) mit einigen Zu- 
sätzen. Dieselben erwähnen im Widerspruche mit dem Vorhergehenden, 
in welchem bereits die Besiegung Simons durch Petrus berichtet ist, 
noch einmal die Kämpfe, welche Petrus gemeinsam mit dem zum 
zweiten Male nach Rom gekommenen Paulus gegen Simon zu bestehen 
hatte ! ) und handeln alsdann kurz von den Schandthaten Neros gegen 
seine eigenen Familienglieder. Die Schlussworte lauten: L his omnibus 
deerat ut ipse primus ex imperatoribus Romanis etiam in ipsutn 
deum impietatis artna converteret 1 '. Hieran reiht sich sofort mit 'Deni- 
que 1 angeknüpft der Hegesipptext 'cum Judaeorum beUo afflietam 
Romani exercüus välidam manum cognovissef bis 'alter cruce alter 
gladio necati sunt\ Den Schluss macht ein Anhang über die Zeit der 
Passion und die Begräbnisstätten der beiden Apostel 2 ). Dieser Text 



1) 'Qui (Paulus) postquam denuo Bomam regressus est, ac bcato Petro 
8odum se praebuit: gravissime eis ac tota vi malignitatis suae exagitatus 
stimulis Simon obviare contendit. Sed divina virtus et gratia, quae in maximo 
praeeipue certatnine nunquam deserit suos, incensam maligni ßammam tota 
ederitate restinguit. Propter quod neque Simon neque alius quis congressus 
tunc adversus apostolos domini victoriam potuit obtinere, quia veritatis lux 
et verbi divini claritas, quae ob salutem hominum nuper affulserat, per apo- 
stolos suos totius mendadi discussa caligine de humanis mentibus ignorantiae 
fenebras effugabat\ 

2) 'Anno sexto et tricesimo post domini passionem. Sicque post apo- 
eiolatus meritum et martyrio coronantur. Denique beatus Petrus postquam 
Antiochiae fundavit eedesiam quinque et viginti annis Romanae urbis tenuit 
pontificatum. Sepultus vero est eius sacratissimum corpus in Vaticano, hoc 
est templo Apoüinis secus viam triumphalem contra occidentaJem plagam. 
Beatissimus vero Paulus cum apud Aquas quae dieuntur Saiviae martyrium 
excepisset t corpus eius tertio ab urbe lapide orientem versus in via Ostiensi 
sepulium est. Beatissimi apostoli et martyres Christi Petrus et Paulus sub 
Nerone Caesare passi sunt tertio kalendarum Juliarum, regnante in perpe- 
tuum domino nostro Jesu Christo, cui est cum patre et spiritu saneto honor 
et potestas in euneta saecula saeeuhrum. amen\ Ich habe den Text nach 



— 197 — 

findet sich z. B. in cod. Casin. 142 membr. saec. XI f. V unter der 
Ueberschrift 'Passio sanäarum apostolorum Petri et Pauli* (Bibl. 
Casin. III, 266) und ist abgedruckt im Florilegium zum dritten Bande 
der Bibl. Casin. p. 238 — 240. Denselben Text bieten cod. bibl. aedil. 
Florent. 143 saec. XI f. 236 u (Bandini suppl. lat. I, 435); cod. Paris, 
lat. 9739 membr. saec. XII f. 31 r und cod. Vatic. lat. 377 membr. saec. 
XII f. 84 r . In dem letzgenannten codex, von dem mir eine Abschrift 
vorliegt, lautet die Ueberschrift: l Passio beatorum apostolorum Petri 
et Pauli edita ab Eusebio Caesariensi cpiscopo atque Ysipo trans- 
lata vero a sancto Ambrosw*. Die Uebersetzung durch Ambrosius be- 
zieht sich natürlich nicht auf die vielmehr von Rufinus tibersetzten Stücke 
aus Eusebios, obwol dies die Meinung des Abschreibers gewesen zu sein 
scheint. Die betreffende Angabe ist vielmehr aus Handschriften herüber- 
genommen, welche lediglich den Hegesipptext enthielten, wie cod. Vat. 
1272, wo die Ueberschrift ganz richtig lautet: 'Passio apostolorum 
Petri et Pauli ex historia Josephi iudaicae captivitatis quam beatus 
Ambrosius de graeco transtulit in latinum\ 

In den Handschriften der kürzeren Eedaction, soweit dieselben nicht 
die Geschichten vom Tode Neros hinzufügen, endet der Text meist mit 
den Worten Pseudo-Hegesipps l alter cruce alter gladio necati sunt\ Zu- 
weilen finden sich noch kurze Notizen über Todestag und Begräbnis- 
stätte. So in cod. Paris, lat. 5273, wo f. 15 r am Ende der Abdias- 
schluss der virtutes Petri : i Cuius corpus Marcellus . . . celebratur in 
pace' (= Fabric. 440, 11) hinzugefügt ist. 

Der Abschnitt über Petrus und Paulus, welchen Ambrosius seiner 
Bearbeitung des Josephus eingefügt hat, erzählt im körnigsten Latein 
von der Wirksamkeit der beiden Apostel in Rom unter Nero, von den 
Kämpfen des Petrus mit dem beim Kaiser hochangesehenen Magier Simon, 
von dessen durch das Gebet des Petrus vereiteltem Flug und tödtlichem 
Sturz, endlich von dem Märtyrertode beider Apostel. Es hat sich bereits 
oben S. 104 flg. ergeben, dass Ambrosius hier und anderwärts eine alte 
lateinische Uebersetzung der npd&iQ IKipoo benutzt haben muss, deren 
Schluss in einer eigenthümlichen Redaction noch in der passio Petri des 
Pseudo-Linus erhalten ist. Mit den Actus Vercelienses berührt sich die 
Erzählung in der Uebersetzung des Josephus — für welche der einmal 
hergebrachte Name Pseudo-Hegesipp im Folgenden der Kürze halber 
beibehalten werden mag — namentlich in der Geschichte von dem 



cod. Tat. 377 gegeben, nur mit den nöthigen Berichtigungen. Der gedruckte 
Text im Florilegium Casinense weicht in Kleinigkeiten ab. 



— 198 — 

Jüngling, welchen Simon vergeblich von den Todten zu erwecken 
sucht, während dem Petrus das Wunder gelingt und in der Erzählung 
von dem unglücklichen Flugversuche des Magiers. Die Berührung 
ist hier aber überall nur eine sachliche, nirgends eine wörtliche. Die 
Abweichungen im sprachlichen Ausdruck können auch nicht aus 
freier Bearbeitung des Textes von Vercelli durch Pseudo-Hegesippus 
erklärt werden. Denn trotz der überall hindurchblickenden, stilistischen 
Eigentümlichkeiten des letzteren stimmt dieser doch wieder mit Pseudo- 
Linus stellenweise wörtlich überein. Die von Pseudo - Hegesipp be- 
nutzte lateinische Uebersetzung der npi^ei^ IKxpoo ist also auch in 
den durch Pseudo-Linus nicht erhaltenen Abschnitten eine andere als 
die in den Actus Vercellenses gebotene. Beide Texte gehen also da, 
wo sie sachlich übereinstimmen, unabhängig von einander auf die alten 
upd^eiq IKtpou zurück Allerdings aber hat Pseudo-Hegesipp den von 
ihm benutzten Text nicht blos vielfach umstilisirt, sondern auch sachlich 
nicht unverändert gelassen. Seine Vorlage handelte nur von denThaten und 
Schicksalen des Petrus ; Pseudo-Hegesippus dagegen befolgte die katho- 
lische Tradition, welche die beiden Apostel Petrus und Paulus gemein- 
sam in Rom wirken und gemeinsam daselbst den Märtyrertod sterben 
liess. Aber grade die auf Paulus bezüglichen Stellen erweisen sich deut- 
lich als fremdartige Zuthaten. In der Erzählung von den Wunderwett- 
kämpfen mit dem Magier und dessen schmählicher Niederlage spielt 
lediglich Petrus eine thätige Rolle, während man den Paulus überhaupt 
ganz aus dem Gesichte verliert. Es sind überhaupt in dem ganzen 
Stücke nur drei Steilen, in welchen des letzteren Erwähnung geschieht. 
Die erste findet sich im Eingange, der von Pseudo-Hegesipp selbständig 
hinzugefügt zu sein scheint: l Erant tunc temporis Romae Petrus et 
Paulus doctores Christianorum , sublimes operibus, dari magi- 
sterioj qui virtute suorum operum Neronem sibi adversum fecerant\ 
Hieran reiht sich sofort die Geschichte von dem hohen Einflüsse, welchen 
Simon beim Kaiser genoss und von der Entlarvung seiner trügerischen 
Künste durch Petrus. Nachdem hierauf die Simonsgeschichten zu Ende 
erzählt sind, folgen die Worte L et iam tempus aderat quo sancti 
vocarentur apostoli Petrus et Paulus 1 y welche den Zusammenhang 
in geradezu störender Weise unterbrechen. Denn unmittelbar vorher ist 
nur davon die Rede, dass Nero den Petrus als Urheber des kläglichen 
Geschickes des Magiers zu todten sucht, und ebenso beschäftigt sich die 
folgende Erzählung, eingeleitet mit den Worten 'denique dato ut com- 
prehendcrentur praecepto\ wieder lediglich mit der Flucht und der 
Kreuzigung des Petrus. Nachdem uns berichtet ist, dass Petrus verlangt 



— 199 — 

habe, umgekehrt gekreuzigt zu werden, schliesst die Erzählung mit fol- 
genden Worten l quo impetrato vd quia ita debebatur, üb Christus 
praedixerat , vel quia persecutor non invitus indulget paenarum 
incrementa, et ipse et Paulus alter cruce alter gladio necati sunt\ 
Es leuchtet ein, dass auch an dieser Stelle Paulus erst nachträglich in 
den ursprünglichen Text der Erzählung hineingetragen ist. Entfernt 
man diese Zuthaten wieder, so kommt man auf die Sagengestalt der 
7tpatjet€ IHxpou zurück. 

Von den Wunderwettkämpfen des Petrus mit Simon erzählt Pseudo- 
Hegesipp lediglich die dritte Auferweckungsgeschichte, von dem Jüng- 
linge, den Simon nicht wiederzubeleben vermochte. Dieselbe wird 
wesentlich übereinstimmend mit den Actus Vercellenses, nur weit kürzer 
berichtet. Simon rühmt sich, Todte erwecken zu können : auch Petrus 
steht in dem Rufe, dergleichen Werke zu vollbringen : beide werden her- 
beigerufen und der Wettkampf beginnt, aus welchem Petrus als Sieger 
hervorgeht. Der Jüngling wird hier nicht mit Namen genannt, auch 
nicht als Senator, sondern als propinquus Caesaris bezeichnet; nach- 
dem die vermeintliche Wiederbelebung des Todten durch Simon sich als 
Täuschung erwiesen hat, will das Volk nach den Actus Vercellenses 
den Magier verbrennen, nach Pseudo-Hegesipp will es ihn steinigen. Es 
folgt nun die Geschichte von der verunglückten Himmelfahrt Simons. 
Nach den Actus Vercellenses steigt Simon von der Via Sacra aus über 
alle Tempel und Hügel der Stadt empor, nach Pseudo-Hegesipp besteigt 
er den capitolinischen Hügel, stürzt sich vom (tarpejischen) Felsen herab 
und beginnt zu fliegen '). Dann erzählen beide Texte übereinstimmend, 
wie Petrus von Christus im Gebete erfleht, er möge den Magier herab- 
stürzen, aber nicht sterben lassen. Alsbald wird das Gebet erfüllt: 
Simon stürzt herab und bricht das Bein. Auch darin stimmen beide 
noch zusammen, dass der Verunglückte nach Aricia gebracht wird. Hier 
stirbt er nach Pseudo-Hegesipp 2 ), während die Actus Vercellenses 
seinen Tod nach Terracina verlegen. 

Für das Folgende können die Actus Vercellenses nicht verglichen 
werden, wol aber Pseudo-Linus und der Patmostext. Petrus wird von 



1) 'Conscendit stotuto die montem Capitölinum ac se de rupe eieiens 
volare coepü\ 

2) e Twnc Petrus in media stans aü: Jesu domine, ostende ei vanas arte* 
suas esse, ne hoc specie populus iste qui crediturus est decipiatur. Decidat 
dominey sie tarnen, ut nihil se potuisse vivens recognoscat. Et statim in voce 
Petri implicatis remigiis cüarum quas sumpserat corruit, nee exanimatus est, 
sed fracto debüitatoque crure Ariciam concessit atque ibi mortuue est\ 



— 200 — 

Nero gefangen gesetzt ; nach langen Bitten der Gläubigen lässt sich der 
Apostel endlich bewegen, die Stadt zu verlassen. In der nächsten Nacht 
nimmt er nach einem gemeinsamen Gebet Abschied von den Brüdern 
und macht sich allein auf den Weg. Die Gefangensetzung durch Nero, 
die nähere Motivirung der Bitte der Gläubigen, der Zeitpunkt der Flucht, 
das Gebet und der Abschied von den Brüdern sind ebensoviele Be- 
rührungen mit Pseudo-Linus, während der kürzere Text abweicht. Auch 
die Erscheinung Christi am Stadtthor, sein Gespräch mit Petrus und die 
reumüthige Rückkehr des Flüchtlings sind zum Theil wörtlich überein- 
stimmend mit Pseudo-Linus erzählt. Den Schluss macht ein ganz kurzer 
Bericht über die Gefangennahme des Apostels, seine Verurtheilung zum 
Kreuzestod und die Motivirung seiner Bitte, häupüings gekreuzigt zu 
werden, l quod indignus esset qui similh modo crucifigeretur ut passus 
est dei filius*. Auch hierzu bietet wieder nur Pseudo-Linus, nicht aber 
der kürzere Text (für den hier neben dem cod. Patm. auch cod. Vercell. 
wieder verglichen werden kann) eine Parallele. 

Der Text Pseudo-Hegesipps verräth auch nicht durch die leiseste 
Spur, dass er aus einem ursprünglich gnostischen Buche geflossen ist. 
Alles ist gut kirchlich, das Häretische, was bei Pseudo-Linus noch ganz 
unverkennbar hervortritt, ist aufs Sorgfältigste ausgetilgt. Die Ver- 
werfung der ehelichen Gemeinschaft durch Petrus und die dadurch her- 
aufbeschworenen Conflicte, die gnostische Scenerie, vor Allem die gno- 
stischen Reden sind gründlich beseitigt. Charakteristisch ist die Moti- 
virung der Bitte, häuptlings gekreuzigt zu werden. Nach dem kürzeren 
Texte (codd. Vercell. u. Patm.) soll dies darum geschehen, weil Petrus den 
Hörern das Mysterium des Kreuzes offenbaren will. Nach Pseudo-Linus 
darum, weil er nicht würdig sei, gekreuzigt zu werden, wie seih Herr, 
aber auch darum, weil er so das Mysterium des Kreuzes erblicken und 
den Umstehenden besser verständlich werden kann. Bei Pseudo-Hegesipp 
ist nur das erstere und einfachere dieser beiden bei Pseudo-Linus ver- 
bundenen Motive übriggeblieben. 

c. Die Acten des Nereus und Achillens. 

Beträchtliche Ueberreste der 7Cßcc££t£ üetpou haben auch die 
Acten des Nereus und Achi Ileus zum 12. Mai aufbewahrt (Acta 
SS. Maii Tom. in p. 4 sqq.). In denselben wird erzählt, dass Nereus 
und Achilleus, zwei Kämmerer Qeunuchi cubiculariV) der Prinzessin 
Domitilla, der Nichte Domitians, mit ihrer Herrin nach der Insel „Pon- 
tiana" verbannt werden, woselbst sie mit zwei Simousschülern, Furius 



— 201 — 

und Priscus, zusammentreffen. Da letztere die ganze Insel durch ihre 
magischen Künste bethören, und zum Glauben an die Gottessohnschaft 
Simons verleiten, wenden sich Nereus und Achilleus brieflich an Marcellus, 
den Söhn des Stadt-Präfecten Marcus, um dessen Zeugnis über Simon, 
dessen Schüler er früher selbst gewesen ist, zu erbitten. Hierauf ant- 
wortet Marcellus in einem Briefe an die beiden Confessoren, welcher 
das wichtigste Bestandteil der Acten bildet (a. a. 0. p. 9 sq.). Da- 
mit die Adressaten beurtheilcn können, ob Simon mit Recht oder mit 
Unrecht von Petrus verflucht worden ist, will Marcellus ihnen Einiges aus 
Simons Leben mittheilen, damit sie aus Wenigem Alles erkennen können. 
Er selbst habe den Simon als schändlichen Knabenmörder und Ver- 
derber kennen gelernt und sei darum von ihm abgefallen und zu Petrus 
übergegangen. Als Simon den Apostel einen Magier schalt, und das 
Volk zum Hasse wider ihn aufreizte, sei grade eine Witwe vorüber- 
gegangen, welche ihren einzigen Sohn unter einem unermesslichen 
Trauergefolge zu Grabe geleitete. Nun folgt die Geschichte von 
der Auferweckung des Jünglings, welche uns aus den Actus 
Vercellenses und Pseudo - Hegesippus bekannt ist. Die Erzählung ist 
kürzer als in ersteren, aber ausführlicher als bei letzterem. Petrus 
fordert hier das Volk auf, den Sarg mit dem Todten niederzusetzen 
und demjenigen, der denselben erwecken könne, Glauben zu schenken. 
Simon fragt das Volk, ob es den Petrus tödten (nach den Actus 
Vercellenses aus der Stadt hinaustreiben) wolle, wenn er selbst den 
Todten erwecke, und erhält zur Antwort, man wolle dann den Apostel 
lebendig verbrennen. Jetzt ruft er alle Dämonen an, und bewirkt mit 
ihrer Hilfe, dass der Todte sich bewegt. Das Volk bricht in Lobes- 
erhebungen des Magiers aus und will den Petrus tödten. Mit Mühe 
bringt dieser die tobende Menge zum Schweigen und ruft ihr zu : „Wenn 
er lebt, möge er reden, wandeln, Speise zu sich nehmen, in sein Haus 
zurückkehren. Wo nicht, so mögt ihr erkennen, dass Simon euch be- 
trogen hat". Das Volk droht jetzt dem Simon, wenn er das Geforderte 
nicht leisten kann, dieselbe Strafe an, welche er dem Petrus bestimmt 
hat. Simon spielt den Beleidigten und will die Flucht ergreifen, wird 
aber vom Volke festgehalten. Da breitet Petrus seine Hände gen Himmel 
aus und betet zum Herrn Jesus Christus, er möge sich durch Er- 
weckung dieses Jünglings als alleiniger Gott erweisen. Der Jüngling 
steht auf, huldigt dem Apostel und spricht zu ihm : „Ich habe den Herrn 
Je8um Christum gesehen, wie er seinen Engeln gebot und sprach: Auf 
die Bitte meines Freundes Petrus werde dieser Jüngling seiner ver- 
witweten Mutter wiedergegeben". Da ruft alles Volk : „Es ist Ein Gott, 



— 202 — 

der, welchen Petras verkündigt". Simon verwandelt sieh in einen 
Hundskopf ('in Caput caninum*) und will eutfliehn. Das Volk aber hält 
ihn fest und will ihn verbrennen. Da schlägt sich Petrus ins Mittel und 
befreit ihn mit den Worten : „Unser Meister hat uns gelehrt, Böses mit 
Gutem zu vergelten". 

Die Erzählung zeigt einige Abweichungen von beiden anderen 
Texten. Mit den Actus Vercellenses finden sich keine, mit Pseudo- 
Hegesipp an Einer Stelle eine wörtliche Berührung. 

Pseudo - Hegesippus epistola Marcelli 

Tunc sanctus apostdus poposcü Tunc Petrus vix impetrato si- 

silentiumetaü: 'Sivivitdefundus, lentio ait ad populum: l Si vivitj 

loquatur, si resuscitatus est, sur- loquatur, ambulet, accipiat cibum, 

gat et ambtdd et fabuletur\ revertatur ad domum suam\ 

Hierauf wird die aus den Actus Vercellenses bekannte Geschichte 
von dem redendenHunde, aber in sehr abweichender Fassung er- 
zählt. Während dort Petrus sehr bald nach seiner Ankunft in Rom sich zu 
dem Hause des damaligen Simonschülers Marcellus begiebt, und einem 
grossen, mit mächtiger Kette an der Thür angebundenen Hunde ge- 
bietet, den drinnen befindlichen Simon herauszurufen, ist hier Marcellus 
längst schon gläubig geworden, Simon aber, welcher sich einbildet, 
jener habe von der misglückten Todtenauferweckung nichts erfahren, 
bindet den Hund an die Thür mit den Worten : „Wir wollen doch sehen, 
ob Petrus, welcher dich zu besuchen pflegt, einzutreten vermag". Eine 
Stunde nachher kommt Petrus, löst den Hund mit dem Kreuzeszeichen 
und gebietet ihm, dem Simon zu sagen: „Höre auf, mit dämonischer 
Hilfe das Volk, für welches Christus sein Blut vergossen hat, zu bethören". 
Als Marcellus dieses Wunder sieht, fällt er dem Petrus zu Füssen, 
nimmt ihn in sein Haus auf und treibt den Simon heraus. Hier blickt 
unwillkürlich die ursprüngliche, in den Actus Vercellenses noch erhaltene 
Gestalt der Erzählung durch, nach welcher Marcellus erst jetzt durch 
das Wunder mit dem Hunde bekehrt wird. Das Folgende wird nun 
wieder völlig abweichend von den Actus Vercellenses erzählt. Der 
Hund zeigt sich gegen alle Menschen zahm, nur gegen Simon nicht, 
sondern dringt auf diesen ein und wirft ihn zu Boden. Da befiehlt ihm 
Petrus, dem Simon kein Leid anzuthun. Der Hund begnügt sich, seinem 
bisherigen Herrn die Kleider vom Leibe zu reissen und ihn in Gesell- 
schaft eines Haufens übermüthiger Knaben zur Stadt hinauszutreiben. 
Simon hält sich aus Scham über die erlittene Schmach ein Jahrlang 
verborgen, bis es ihm gelingt, bei Nero Ansehn zu erlangen. Da er- 



— 203 — 

scheint dem Petras der Herr, kündigt ihm die binnen sieben Monaten 
bevorstehenden neuen Kämpfe mit Simon, aber auch die nahe Ankunft des 
Paulus, die Ueberwindung des Magiers und seinen und seines Mitapostels 
gemeinsamen Martertod an. Tags darauf kommt Paulus wirklich nach 
Rom. Für das Weitere wird auf die griechisch geschriebene Schrift 
des Linus über die Passion der beiden Apostel verwiesen. 

In demselben Briefe des Marcellus an Nereus und Achilleus wird 
auch die Geschichte von Petronilla-, der paralytischen 
Tochter des Petrus erzählt. Die Adressaten des Briefes sollen 
Augenzeugen gewesen sein, wie Petrus die Heilung der Petronilla, 
welche durch den Willen des Apostels paralytisch geworden war, ver- 
weigert habe. Auf die Frage des Titus, warum Petrus, der doch alle 
anderen Kranken heile, seine eigne Tochter nicht gesund machen wolle, 
erwidert dieser, es sei ihr so heilsam. Damit man aber nicht glauben 
solle, dass der Apostel nur die eigne Ohnmacht, die Kranke zu heilen, 
durch diese Reden verbergen wolle, befreit er sie einen Augenblick von 
ihren Leiden, läset sie aber alsbald wieder zu ihrem Lager zurück- 
kehren. Erst als sie hinlänglich in der Gottesfurcht erstarkt ist, wird 
sie wieder gesund, und verhilft nun durch ihre Gebete auch anderen 
Kranken zur Genesung. Als darauf ein Comes Flaccus sie um ihrer 
Schönheit willen zur Ehe begehrt, bestellt sie ihn nach drei Tagen 
wieder, bringt die Zwischenzeit in Gesellschaft ihrer Milchschwester 
Felicula mit Fasten und Gebeten zu und stirbt am dritten Tage, un- 
mittelbar nachdem ihr der Presbyter Nikomedes das Abendmahl ge- 
reicht hat. Dem mit Flaccus gekommenen Haufen von Matronen und 
Jungfrauen bleibt nur übrig, die Exequien der Petronilla zu feiern. Als 
Flaccus darauf der Felicula die Wahl stellt, entweder sein Weib zu 
werden oder den Göttern zu opfern, verweigert sie beides, weil sie ihrem 
Verlobten Christus nicht untreu werden will, bringt zuerst sieben Tage 
im Kerker, dann andere sieben Tage im Tempel der Vestalinnen zu, 
ohne Nahrung zu sich zu nehmen, wird darauf gefoltert und zuletzt in 
eine Cloake gestürzt. Ebenso wie Felicula stirbt auch der Presbyter 
Nikomedes den Märtyrertod. 

Soweit der angebliche Brief des Marcellus an die zwei Confessoren. 
Wie die Geschichte von Petrus und Simon, so ist auch die Erzählung 
von der Petronilla aus den izpafcu; Hixpou geschöpft. Auch Augu- 
stinus berichtet uns ja (c. Adimant. Manich. 17 Opp. T. VHI col. 101) '), 



1) 'In iüo ergo libro, ubi apertissime Spiritus Sanctus, quem dominus 
consokUorem promiser at, venisse declaratur, Jegimus ad sententiam Petri ceci- 



— 204 — 

dass in den bei den Manichäern im Gebrauch befindlichen Apokryphen 
von der paralytischen Tochter des Petrus die Rede sei, welche durch 
das Gebet des Vaters gesund geworden, und von der Tochter des 
Gärtners, welche durch das Gebet desselben Petrus gestorben sei: 
beides nämlich sei nach den Manichäern so heilsam gewesen, der Einen 
die Genesung, der Andern das Sterben. 

Von der Tochter des Gärtners erzählt der Brief des Marcellus 
nichts. Wahrscheinlich klang der Text für katholische Ohren zu an- 
stössig und wurde daher in der dort benutzten Bearbeitung beseitigt. 

Dagegen wissen auch die 7cpa£ei£ <E>iX(tctou davon zu berichten, 
dass die Tochter des Petrus um ihrer Schönheit willen in Versuchung 
gerathen sei; um sie vor Sünde zu bewahren, habe der Apostel zum 
Herrn gebetet; und alsbald sei sie paralytisch geworden. Der Text 
lautet im cod. Paris, gr. 1468 (bei Tischend, appendix ad apoc. apocr. 
p. 149): xal 8ti toöto 6 dSeXcpög Vj|iG>v IKxpos £qpuyev änb Tzwzbq 
tötcou, £v $ örcfjpxev yuv/j' 6xc Sk xal axavSaXov efyev 6ta xtjv tötav 
•fruyaxlpa, xal Tjöijaxo npb<; xöpcov, xal lyivexo Iv napotküaei xf^ 
rcXeupa$ aöxfjs, 5cde zb (i$) dTCax7}(Hjvai aur/jv. Etwas abweichend 
lauten die Worte im cod. Barocc. 180 (bei Tischend. 1. c. p. 155) : 
xat 6 xopuqpafos 5k II£xpo€ Iqpuyev £x npoa&Tzou yuvatxös" x$jv y£p 
•9«uyax£pav aöxoö eöorcxov ouaav xai 'JjStj [TCecpaafrelaav, axdcvSaXov 
aÖT(p] ! ) yeyevfja&at 8ti x$jv eö|iopqp£av. xai 6 |iaxapc(i>xaxo£ IUxpos 
£Ö£axo, xal Sydvsxo £v rcapaXuaec V) fruyaxTjp aöxoö. 

Man wird es nicht bezweifeln können, dass die Philippusacten, 
deren gnostischer Ursprung sich noch nachweisen lässt, hier auf die 
Erzählung der alten 7tpd£e:$ Dixpou zurückblicken. Die Einzelheiten 
derselben lassen sich mit unseren gegenwärtigen Mitteln nicht wieder- 
herstellen. Ebensowenig sind wir noch in der Lage, die Stelle zu be- 
zeichnen, welche sie in den Acten eingenommen hat. Da die Actus 
Vercellenses nichts davon erwähnen, liegt die Vermuthung nahe, dass 
der Vorfall sich noch im Oriente, also noch vor der Uebersiedelung 
des Petrus nach Rom zugetragen hat. Andererseits setzt der Brief des 

disse homine8 et mortuos esse virum et uxorem, qui mentiri auai erant Spiritui 
Sancto. Quod isti (Manichaei) magni caecitate vüuperant, cum in apocryphis 
pro magno legant et ülud quod de apostolo Thoma commcmoravi, et ipsius 
Petri füiam paralyticam sanam factam precibus patris, et hortulani ßiam ad 
precem ipsius Petri esse mortuam; et respondent, quod hoc eis expediebat, ut 
etüla solveretur paralysi, et itta moreretur; tarnen ad preces apostoli factum 
esse non neganf. 

1) Ich ergänze die Textlücke wie der Sinn es erfordert, ohne mich für 
die Richtigkeit grade dieser Ergänzung verbürgen zu wollen. 



— 205 — 

Marcellus ausdrücklich voraus , dass Nereus und Achilleus Zeugen der 
Erkrankung der Petronilla waren; er verlegt also das Ereignis nach 
Rom, und ebendaselbst soll sie auch begraben liegen. Denn wie es in 
dem Briefe der heiligen Eutyches, Victorinus und Maro an Marcellus 
über das Martyrium des Nereus und Achilleus heisst (acta Nerei et 
Achillei p. 11): 'quorutn corpora rapuit Auspicius disciptUus eorum, 
ntdrüor sanctae virginis Domüiüae: qui etiam navictdac imponens 
adduxit et in praedio Domüiüae in crypta arenaria sepelivit, in via 
Ardeatina, a muro Urbis milliario uno semis, iuxta sepulcrum, in 
quo seputta fuerat PetroniUa apostoli Pari ßia\ Der Cultus der 
Heiligen (am 31. Mai) ist wahrscheinlich nicht jünger als der des 
Nereus und des Achilleus, geht also bis ins 4. Jahrhundert hinauf 1 ). 
Ueber dem Coemeterium an der ardeatinischen Strasse erhob sich eine 
der h. Petronilla gewidmete Kirche. Gregor III. führte, wie seine 
Lebensbeschreibung im Buche der Päpste erzählt, die Feier eines Jahres- 
festes an dieser Stätte ein und stiftete das erforderliche Kirchengeräth. 
Paul I. Hess 738 die Reliquien der Heiligen aus der Krypta der Domi- 
tilla nach dem Vatican übertragen 2 ). 

Der Name Petronilla ist bisher nur durch die Acten des Nereus 
und Achilleus und die Martyrologien bezeugt, von denen die verschiedenen 
Texte des martyrol. Hieronymianum sie gar nicht einmal wie die späteren 
Martyrologien als Tochter des Petrus bezeichnen. Man darf also fragen, 
ob schon die alten Tzpdfeig Uixpou diesen Namen genannt haben. Petro- 
nilla kommt von Petro oder von Petronius, nicht von Petrus; der Ver- 
dacht liegt also nahe, dass erst eine jüngere Combination eine in Rom 
verehrte heilige Petronilla auf eine oberflächliche Namensähnlichkeit hin 
mit der Tochter des Apostelfürsten identificirt hat. Obwol die Acten 
des Nereus und Achilleus auf die 7tpa£ei£ IUtpou zurückgehen, so bieten 
sie den Erzählungsstoff der letzteren doch schon in stark überarbeiteter 
Gestalt, wie schon die Thatsache beweisen kann, dass der Brief des 
Marcellus übereinstimmend mit der katholischen Tradition ein gemein- 
sames Wirken der Apostel Petrus und Paulus in Rom und einen gemein- 
samen Kampf beider wider den Magier Simon kennt. Auf Rechnung 
dieser Ueberarbeitung könnte auch die Eintragung des Namens Petronilla 
kommen. Dann aber haben wir auch keine Gewähr, dass die alten 



1) Vgl. Hasenclever, Christliche ProBelyten der höheren Stände im 
ersten Jahrhundert. JPTh 1882 S. 264 ff. 

2) Vgl. Acta SS. Mali T. VII p. 420 sqq. Ucbrigens ist es sehr fraglich, 
ob dieses Coemeterium mit der heute unter dem Namen Tor Mancia bekannten 
Oertiichkeit identisch ist. Vgl. Hasenclever a. a. 0. S. 261. 



— 206 — 

7tpdt£ei€ die Geschichte der paralytischen Tochter des Petrus wirklich 
nach Rom verlegten. Da die Acten des Nereus und Achilleus, wie sich 
an der Hundegeschichte noch nachweisen lässt, an die vorgefundene 
Ordnung des Erzählungsstoffes sich nicht gebunden haben, so könnten 
sie auch hier eine Geschichte, die sich nach den 7tpa£ei£ irgendwo im 
Oriente zugetragen haben mag, vielleicht veranlasst durch die Combina- 
tion der römischen Heiligen Petronilla mit der Tochter des Petrus, nach 
Rom verlegt haben. Sicheres lässt sich zur Zeit nicht ausmitteln. 

d. Die syrische Predigt des Simon Kephas in Rom. 

Mittelbar, wenn auch in sehr abgeleiteter Weise, geht auch die 
syrische Predigt des Simon Kephas in der Stadt Rom (bei 
Cureton, Ancient Syriac Documents p. 35—41 der engl. Uebersetzung) 
auf die 7tpi£et£ ffixpoo zurück. Im dritten Jahre des Claudius kommt 
Simon Kephas von Antiochia nach Rom und predigt daselbst , mit 
Freuden aufgenommen von der dortigen Gemeinde. Nach beendigter 
Predigt warnt er die römischen Christen vor dem Magier Simon, und 
erklärt, ein Wunderwerk möge entscheiden, ob sie ihm oder dem Simon 
glauben sollen. Ein Todter, der Sohn eines römischen Vornehmen, wird 
vorbeigetragen. Der Magier versucht es vergeblich, ihn wiederzubeleben. 
Petrus (Kephas) dagegen vollbringt im Namen Jesu Christi das Wunder. 
Das Volk will den Magier steinigen, dieser aber entzieht sich ihm durch 
die Flucht. Petrus aber predigt weiter und thut Wunder. Cuprinus 
(Cyprianus), der Vater des auferweckten Jünglings, nimmt ihn in sein 
Haus auf und bekehrt sich mit seiner ganzen Familie zum Glauben. 
Petrus baut Kirchen in Rom und in den Ortschaften Italiens und ver- 
waltet 25 Jahre in der römischen Gemeinde das Bischofsamt. Zuletzt 
wirft Nero ihn ins Gefängnis. Als er gekreuzigt werden soll, setzt er 
den Ansus (Linus) an seiner Statt zum Bischöfe ein und trägt ihm auf, 
das Volk zu lehren und nur das Alte und das Neue Testament in der 
Kirche lesen zu lassen. Darauf wird Petrus nach seinem Willen häupt- 
lings gekreuzigt, Paulus aber enthauptet. Isus (Linus) hebt die Leich- 
name des Nachts auf und bestattet sie. An der Stelle, wo sie begraben 
liegen, wurde eine Kirche erbaut. Nero verlässt sein Reich ; die Christen- 
verfolgung hört zeitweilig auf. Lange Zeit nachher, als die Priester- 
weihe in Rom und in Italien fortgepflanzt war, brach eine grosse Hungera- 
noth in Rom aus. 

Der Zusammenhang dieses syrischen Textes mit den 7ipa£ei£ Ulxpou 
ist ein sehr loser. Denn aus letzteren ist nichts genommen als die Ge- 



— 207 — 

schichte von der Auferweckung des Jünglings, überdies in stark ver- 
änderter Gestalt. Von einem Vater des Jünglings wissen die Actus 
Vercellenses ebensowenig wie Pseudo-Hegesipp und die Acten des 
Nerens und Achilleus. Nach den Actus Vercellenses ist der Jüngling 
— der hier Nicostratus heisst — Senator und Sohn einer Witwe; auch 
Pseudo-Hegesipp berichtet nur von der Mutter des Gestorbenen. Erst 
die spätere römische Tradition erwähnt einen überlebenden Vater, 
nennt dessen Namen Puden 8, und identificirt ihn mit dem angeblichen 
Senator dieses Namens, in dessen Hause auf dem Viminal Petrus gast- 
liche Aufnahme gefunden haben soll (Baronius annal. ad ann. 44 no. 61). 
Was der Syrer sonst von Petrus in Rom zu berichten weiss, ist zum Theil 
aus der Kirchengeschichte des Busebios, zum Theil aus der Tradition 
der römischen Kirche geschöpft. Die „Predigt", welche dem Apostel in 
den Mund gelegt wird, verbreitet sich ausführlich über die Lehre von der 
Gottheit Christi und trägt das Gepräge der nachnicänischen Orthodoxie ; 
eine Stelle scheint sogar schon monophysitische Anschauungen zu ver- 
rathen; indessen finden sich ähnliche, an den Monophysitismus anklingende 
Wendungen auch schon in etwas früherer Zeit ] ). Für die Wunder Jesu 
nimmt diese Rede ähnlich wie die katholischen acta Petri et Pauli 
(p. 16 sq. Tischendorf) auf den „Brief des Pontius Pilatus an den Kaiser" 
Bezug. Die Geschichte von der verunglückten Himmelfahrt Simons fehlt 
ganz ; neben dem Märtyrertode des Petrus wird zugleich der des Paulus 
erwähnt, offenbar als gleichzeitig; im Widerspruche mit der Angabe 
der Acten, aber im Einklänge mit der katholischen Tradition übernimmt 
Linus die Bestattung. Die Kirche, welche über „den Gräbern beider 
Apostel" erbaut sein soll, ist St. Peter im Vatican; eine Notiz, die uns 
jedenfalls über die Mitte des 4. Jahrhunderts hinausführt 2 ). 

e. Die katholischen npdc^ec^ töv iyfcov dbioaxiAeav. 

Bedeutsamer als die syrische Predigt des Simon Repha in Rom 
sind die Ueberreste einer katholischen Bearbeitung der izpd- 
£et£lI£Tpoü in griechischer Sprache, welche bisher nur durch 
den Auszug in der Chronik des Johannes Malala aus dem 6. Jahr- 
hundert und bei einigen späteren Byzantinern bekannt war, jetzt aber 



1) Vgl. p. 37 der engl. Uebers. : „Der Sohn Gottes kam in seiner eigenen 
Natur, obwol er vermischte seine Gottheit mit unsrer Menschheit, um unsre 
Menschheit durch die Hilfe der Gottheit zu erneuen". 

2) Erbes, die Gräber und Kirchen des Paulus und Petrus in Rom. A. a. 0. 
S. 47 flg. 



— 208 — 

auch als selbständiges Stück in kirchenslavischer Uebersetzung aufge- 
funden worden ist. Die byzantinischen Chronisten haben sämmtlich, direct 
oder in direct aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft, welche Malala 
als TCpcfcgeis töv <£yfa)V dbrocjToXcov bezeichnet und ausdrücklich citirt *). 

Die kirchenslavischc Uebersetzung ist bisher in zwei ver- 
schiedenen Recensionen bekannt, welche Herr S okolof f aufgefunden und 
mir freundlich mitgetheilt hat. Der eine dieser Texte, der leider nur 
fragmentarisch erhalten ist, findet sich in verschiedenen Handschriften 
Moskaus: im Rnmjanzew'schen Museum, Collection von Undol'sky cod. 
1296 f. 249 b — 251 a ; Collection von Bol'schak'ow cod. 187 f. 132 a — 
133 b ; 191 f. 144 b — 146 a ; 195 f. 97 a — 99 a ; 335 f. 134 a - 135 b ; in 
der Synodalbibliothek cod. 240 f. 124 b — 125; 243 f. 154 a — 155 a ; cod. 
995 [slavische Menäensammlung des Makarius von 1552] f. 434 ; in der 
Bibliothek der Moskauer geistlichen Akademie cod. 229 f. 419; ferner 
in der Bibl. der geistlichen Akademie zu Kasan cod. 652 f. 20. Dieselbe 
führt in einigen Handschriften die Ueberschrift „Conflict (oder Kampf) 
des Petrus mit dem Magier Simon", in anderen „Disputation (Xoyo|iax^) 
mit dem Magier Simon". Der Inhalt ist folgender. 

Als Petrus von Antiochia nach Rom gekommen ist, nimmt er seine 
Wohnung nahe beim Forum bei einem Schiffer (!) Clemens, und lehrt 
den zu ihm Kommenden das Wort Gottes. Da wird ihm gemeldet, dass 
ein gewisser Simon aus Aegypten gekommen sei, der sich selbst für 
Christus ausgebe, viele Wunder verrichte und vom Kaiser T i b e r i u s 
gern gehört werde. Vom heiligen Geiste entbrannt, begiebt Petrus sich 
in das Haus, wo Simon sich aufhält. Vor der Thür findet er eine Menge 
Menschen versammelt, die ihn am Eintreten hindern. Als Petrus die 
Leute nach dem Grunde fragt, warum sie ihn bei dem Magier nicht ein- 
treten lassen wollen, erwidern dieselben, er sei kein Magier, sondern ein 
starker Gott, und habe an seine Thür einen Wächter gestellt, der die 
Gedanken der Menschen durchschaue. Man weist auf einen an der Thür 
liegenden schwarzen Hund hin, welcher alle ungerecht über Simon Ur- 
theilenden tödte. Petrus erwidert : „Ich urtheile gerecht über ihn, wenn 
ich sage, Simon stamme von einem Dämon". Alsbald tritt der Apostel 
zu dem Hunde und spricht zu ihm: „Geh zu Simon und melde ihm: 
Petrus, der Apostel Christi, will bei dir eingehn". Alsbald richtet der 
Hund mit menschlicher Stimme seinen Auftrag aus. Der den Simon um- 
gebende Haufe erschrak. Simon aber sendete gleicherweise den Hund 
zu Petrus mit der Aufforderung einzutreten. In Gegenwart des Apostels 

1) p. 329 Oxon. (p. 255 Bonn.): xal ÄXXa 710XX& SrcoC^aav o^jista xax- 
£vavti äXX^Xcov, &xtva iv xalg 7cpdgsatv xöv &yta>v äTioaiöXcüv ouyy§ypa7CTai. 



— 209 — 

begann Simon vor dem Haufen Gaukelstücke aufzuführen, wogegen 
Petrus in der Kraft Christi noch grössere Wunder zeigte. Von diesen 
Vorgängen wird dem Kaiser Tiberius Bericht erstattet. Dieser lässt 
beide vor sich führen und fragt den Simon, ob er Christus sei. Als 
Simon dies bejaht, bestreitet es Petrus und giebt sich selbst als einen 
Schüler des zu Jerusalem unter Pilatus gekreuzigten, am dritten Tage 
auferstandenen und am Pfingstfeste gen Himmel gefahrenen Christus 
kund. Der Kaiser lässt darauf den Pilatus herbeiholen und befragt ihn, 
ob Simon der von ihm ungerechterweise zum Kreuzestode verurtheilte 
Christus sei. Pilatus erwidert: „Er ist es nicht. Christus hatte ein 
bräunliches Gesicht, einen schönen Bart und leuchtende Augen. Dieser 
Mann aber ist unbärtig und ganz schwarz, mit gespaltenen Augenbrauen 
und meerblauen Augen: ich glaube, hier findet ein Betrug statt". Dar- 
auf befragte ihn der Kaiser weiter, ob er den Petrus in der Begleitung 
Christi gesehen habe. Pilatus erwidert : „Den kenne ich ; denn man führte 
ihn mir vor, und er verleugnete Christum und sprach: ich kenne ihn 
nicht". Da befahl der Kaiser, beide aus dem Palaste zu jagen, den 
Simon, weil er gelogen, den Petrus, weil er verleugnet hatte. 

Bis hierher geht der ursprüngliche Text. Das Folgende ist ein aus 
den katholischen 7tpa£et£ IKxpou xod IlauXou, dem sogenannten Mar- 
cellustexte, geschöpfter Zusatz. 

Zwischen Petrus und Simon besteht grosse Zwietracht. Der Kaiser 
befiehlt dem Eparchen Agrippa, sie zu richten. Simon fordert den Kaiser 
(oder den Eparchen?) auf, ihn enthaupten zu lassen und verheisst am 
dritten Tage zu erstehen. Durch Zauberei schiebt er an seiner Stelle 
einen Widder unter, der statt seiner enthauptet wird. Aber Petrus ent- 
larvt ihn. Darauf lässt Simon eine Säule erbauen, um sie zu besteigen 
und verheisst, gen Himmel zu fahren und abermals wiederzukommen. 
Wirklich erhebt er sich von Dämonen getragen zum Himmel; Petrus 
aber befiehlt den Dämonen, ihn fallen zu lassen und Simon stürzt herab, 
zerbricht in vier Stücke und stirbt eines elenden Todes. Dem Petrus 
aber schenken viele unter den Römern Glauben und lassen sich taufen 
auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. 

Dass dieser letzte Theil der Erzählung kein ursprüngliches Bestand- 
teil des Confiictes des Petrus mit Simon gebildet haben kann, zeigt 
schon der Umstand, dass sowol die andere kirchenslavische Recension 
als auch der griechische Text bei Malala und den späteren Chronisten 
hier vielmehr die Geschichte von dem Ochsen folgen lassen, welchen 
Simon todtet, Petrus aber auferweckt. 

Auffällig bleibt in dem mitgetheilten Texte, dass die Kämpfe des 

Llpuina, Apostelgeschichten. II, 1. 14 



— 210 — 

Petrus mit Simon in die Regierangszeit des Tiber ins verlegt werden. 
Aber das Räthsel klärt sieb alsbald durch die weitere Notiz auf, dass 
Petras in Rom bei dem „Schiffer" Clemens Quartier genommen habe. 
Wir haben hier eine dunkle Erinnerung an die in den clementinlschen 
Homilien und Recognitionen berichtete Seefahrt des Clemens und dessen 
Bekehrung durch Petrus. Da die dort erzählten Geschichten des Clemens 
ebenso wie die Disputationen des Petrus mit dem Magier Simon unter 
Tiberius sich zugetragen haben sollen, so verlegt der Verfasser des 
neuentdeckten Stückes auch die römischen Kämpfe des Petrus mit Simon 
unter denselben Kaiser. Mit dieser Zeitbestimmung stimmt es nun gut 
überein, dass Pilatus zur Zeit dieser Kämpfe noch lebt, obwol es frei- 
lich ein arger Anachronismus bleibt, wenn derselbe, wie hier vorausgesetzt 
ist, schon unter Tiberius von seiner Procuratur nach Rom zurück- 
berufen worden sein soll. Zu der weiteren Erzählung von dem Zeugen- 
verhör, welches Tiberius mit Pilatus anstellt, darf die Nachricht Ter- 
tullians (apologet. 21), dass Pilatus dem Kaiser Tiberius über die Kreu- 
zigung Christi schriftlichen Bericht erstattet habe, und der angebliche 
Brief des Pilatus an Tiberius (bei Tischendorf evang. apoer. ed. II 
p. 433 sq.), vor allem aber die Darstellung der von Tischendorf edirten 
ftpo^ett IÜTpoü %<xl HauXoü (des sogenannten Marcellustextes), nach 
welcher ein schriftlicher Berieht des Pilatus an den Kaiser Claudius ver- 
lesen wird, verglichen werden. Es lag nahe, den Berichterstatter auch 
als Zeugen mündlich darüber vernehmen zu lassen, ob Simon, wie er 
vorgab, wirklieh mit dem gekreuzigten Christus eine Person sei, oder 
ob Petrus, der dies bestritt, die Wahrheit gesprochen habe. Beachtung 
verdient übrigens noch die Personalbeschreibung, welche Pilatus hier 
von Christus und von dem falschlich sich für Christus ausgebenden 
Simon giebt. Dieselbe setzt nicht nur das Vorhandensein von Bildern 
Christi, sondern speciell Bekanntschaft des Erzählers mit dem Abgar- 
bilde voraus, auf welches das bräunliche Gesicht, der Vollbart und die 
zusammengewachsenen Augenbrauen dentlich zurückweisen. Eine Per- 
sonalbeschreibung des Magiers findet sich meines Wissens nur hier. Ob 
dieselbe etwa auf die gnostischen 7tep£o8oi zurückgeht, wird sich ebenso 
wenig mehr ausmitteln lassen, als sich die Vermuthung, dass auch hier 
hinter dem Magier ursprünglich Paulus verborgen sei, zur Zeit weiter 
verfolgen lässt. 

Die zweite kirchenslavische Version findet sich in der Bi- 
bliothek des Grafen Rumjanzew in cod. 1299 der Collection Undol'sky 
f. 330 b — 340»; ferner in cod. 435 der Collection Rumjanzew f. 375 b bis 
382; in cod. 677 der Bibliothek des Trinitatisklosters f. 275— 293 b ; 



— 211 — 

in der Synodalbibliothek cod. 995 f. 442 b [Menäen des Makarius] und 
cod. 806 [in der Menäensammlung des Joh. Miljütin, aus den Jahren 
1646—1654]. Dieselbe stimmt ziemlich genan mit dem von Malala ans 
den Tzpi&i<z xöv iyfoöv dc7ioat6X(ov entnommenen Texte überein. Die 
Ueberschrift lautet in Sokoloffs Rückübersetzung MrjvE 'Iouv(o) xö*' toO 
iytou <£tcoot6Xou IKtpou Sxav ^Xftev e2$ T&iiTjv* Kopie eöXiyifjaov. 
Nach Sokoloffs Mittheilungen hatte der slavische Uebersetzer einen 
besseren Text vor. sich als die griechischen Chronisten. Doch ist der- 
selbe hier und da kürzer als der letztere; so fehlt z. B. die Geschichte 
von dem Verhöre des Pilatus vor dem Kaiser. Die Zeit ist sowol im 
griechischen als im kirchenslawischen Texte die Regierung des Nero. 
Im letzteren beginnt die Erzählung mit den Worten: „Nach Claudius 
regierte sein Sohn (!) 14 Jahre lang. Unter diesem kam der Magier 
Simon nach Rom und vollbrachte viele Wunder durch seine magischen 
Künste, auch einige (Todten-)Erscheinungen, indem er sich für einen 
Gott ausgab. Als der grosse Apostel Petrus nach Rom kam, begab er 
sich auch zu dem Magier Simon". Nun folgt sofort die Geschichte von 
dem redenden Hunde, den Simon mit eisernen Ketten an seine Hansthür 
gebunden hat. 

Der Erzählungsstoff der griechischen 7cpi£ei£ ttöv iyftov dtatooräXcov 
ist am vollständigsten von Malala (p. 325 sqq. ed. Oxon.) excerpirt. 

Simon, der hier als ägyptischer Zauberer bezeichnet wird, kommt 
unter Nero nach Rom; Petrus folgt ihm von Antiochia aus nach, wo 
er an des Euodios Stelle den Ignatios zum Bischöfe ordinirt. In Rom 
angelangt, erkundigt sich der Apostel nach der Wohnung des Simon 
und begiebt sich zu ihm. Nun folgt sofort die Geschichte mit dem Hunde. 
Im Folgenden gebe ich den Inhalt der Erzählung nach beiden Texten, 
und bemerke dazu, wo der eine von dem andern abweicht. Simon hat 
den Hnnd vor die Thür seines eigenen Hauses gebunden, um den Petrus 
und jeden, der* ohne seine Erlaubnis die Schwelle überschreiten will, zu 
tödten. Petrus aber nimmt dem Thier die Fesseln ab und gebietet ihm, 
zu Simon mit menschlicher Stimme zu sagen: „Petrus, der Knecht des 
höchsten Gottes ') will eintreten". Eiligst führt der Hund seinen Auftrag 
aus. Die um Simon, welcher gerade einige seiner magischen Künste lehrt, 
versammelte Menge geräth darüber in Staunen. Dieser aber versichert, 
solches vermöge auch er, und auf seinen Befehl muss der Hund abermals 
mit menschlicher Stimme reden und den Petrus hereinrufen. Dieser tritt 
ein und neue Wunderwettkämpfe beginnen, aus denen der Apostel durch 

1) Nach dem kirchenslavischen Texte : „der Knecht Christi", was wol ur- 
sprünglicher ist. 

14* 



— 212 — 

seine Heilungswerke als Sieger hervorgeht. Die Sache erregt grosses 
Aufsehen in Rom und der Eparch Agrippa meldet sie dem Nero, welcher 
beide vor sich bescheidet und verhört. Simon erklärt sich für Christus, 
Petrus bestreitet dies und giebt sich als Schüler des Gekreuzigten, Auf- 
erstandenen und gen Himmel Gefahrenen zu erkennen. Um die Glaub- 
würdigkeit der beiderseitigen Aussagen zu prüfen, lässt der Kaiser den 
Pilatus aus dem Gefängnisse holen. Dieser bestätigt die Aussage des 
Petrus, dass jener Simon nicht der Christus sei, welchen er habe ans 
Kreuz schlagen lassen, dass er dagegen den Petrus unter den Schülern 
des Christus gesehen habe ; fugt aber hinzu, dass Petrus selbst auf sein 
Befragen seinen Meister verleugnet habe '). Da lässt Nero sowol den 
Simon als den Petrus, weil beide Lügner seien, aus dem Palaste jagen. 

Beide bleiben in der Stadt und nehmen ihre Wunderwettkämpfe 
wieder auf. Simon tödtet einen grossen Ochsen durch ein blosses Wort, 
das er ihm ins Ohr flüstert; Petrus weckt das Thier sofort wieder anf 
und das Volk erklärt ihn für den grösseren Wundermann. Endlich, nach- 
dem beide einander noch durch viele andre, in den 7cpa£ei£ töv dyuov 
dbioax6X(i)v verzeichnete Wunder bekämpft haben, verheisst Simon dem 
Petrus, eben so wie dessen Gott Christus gen Himmel zu fahren. Aber 
wie er sich mitten in der Stadt Rom durch magische Kunst in die Lüfte 
erhebt, stürzt er durch das Gebet des Petrus mit grossem Getöse auf 
die Strasse herab und stirbt. Die Ueberreste werden an der Stätte, wo 
er herabfiel, beerdigt: der Ort, von einer steinernen Einfassung um- 
geben, heisst noch heute Simonium. 

Als Nero hört, dass Simon durch Petrus getödtet worden ist, be- 
fiehlt er, von Zorn übermannt, den letzteren umzubringen. Bevor der 
Apostel abgeführt wird, setzt er den Linus zu seinem Nachfolger ein 
und wird dann, gemäss seiner gegen den Eparchen ausgesprochenen 
Bitte mit den Füssen nach oben gekreuzigt. Ein Jahr nachher kommt 
auch Paulus von Judäa nach Rom und leidet an demselben Monatstage 
wie Petrus, am 29. Juni, den Märtyrertod durchs Schwert. Nero be- 
fiehlt, die Leiber der beiden heiligen Apostel sollten unbestattet bleiben. 

Einige der von Malala gegebenen, im kirchenslavischen Texte feh- 
lenden Mittheilungen stammen nicht aus den npd&ic, ttöv cfy£ü)v aizoaro- 
Xo)v. So beruft sich Malala für seine Angabe, dass Linus der Nach- 
folger des Petrus auf dem römischen Stuhle geworden sei, ausdrücklich 
auf die Chronik des Eusebios. Auch die Consuln für die Todesjahre 

1) Diese Erzählung fehlt in der hier zum Vergleiche stehenden kirchen- 
slavischen Redaction, ist aber, wie die andre Redaktion zeigt, nur irrthümlich 
ausgefallen. 



— 213 - 

beider Apostel, Apronianus and Capito für Petrus, Nero und Lentulus 
für Paulus, sind aus andrer Quelle geschöpft. Ununterbrochen ist Malala 
den TCpflfc£et£ bis zu der Verurtheilung des Petrus durch Nero und wie es 
scheint der Uebergabe des bischöflichen Gewandes an Linus gefolgt; 
derselben Quelle gehört wol auch die nachfolgende Personalbeschreibung 
des Petrus an 1 ). Darnach entnimmt Malala ihr nach zwischenein- 
geschobenen anderen Notizen noch die Geschichte von der Ankunft des 
Paulus in Rom und von den Martyrien beider Apostel und wie es scheint, 
die Personalbeschreibung des Paulus' 2 ). Zwei andere Personalbeschrei- 
bungen finden sich bei Nikephoros (H. E. II, 37) und in den griecli. 
Menäen zum 29. Juni Venedig 1683 (S. pi£' und px'); und wieder 
anders lautet die Personalbeschreibung des Paulus in den Acten des 
Paulus und der Thekla (p. 41 bei Tischendorf). 

Dieselben Geschichten, nur in etwas kürzerer Fassung, doch häufig 
wörtlich mit Malala übereinstimmend, finden sich auch in der Chronik 
des Georgios Hamartolos aus dem 9. Jahrh. (p. 269 sqq. ed. 
Muralt). Den Hamartolos hat wieder im 11. Jahrhundert Kedreno 8 
(p. 360 sqq. ed. Bonn.) vollständig ausgeschrieben; Michael Glykas 
(12. Jahrh.) giebt aus ihm ein stark verkürztes Excerpt (p. 438 sqq. ed. 
Bonn.). In die Auszüge aus den np&%ei<; xöv dtyfov cc7toax6Xb)v ist bei 
Hamartolos unmittelbar hinter der Geschichte von dem Ochsen (p. 270 l0 
bis 273 I3 ) ein den Zusammenhang unterbrechender längerer Abschnitt 
eingeschoben, welcher Disputationen des Simon mit Petrus und magische 
Künste des ersteren berichtet, und durch Nennung seiner Quelle, des 
Clemens von Rom, sich ausdrücklich als ein fremdartiges Einschiebsel 
verräth. Derselbe ist eine von Hamartolos wie es scheint in der vor- 
liegenden Gestalt schon vorgefundene Compilation von Stellen aus den 
clementinischen Homilien (Hom. III, 38 — 45; 55 — 58; n, 32; IV, 4; 
XX, 14), welche auch beiKedrenos ganz ebenso wiederkehrt; einTheil 
dieser Stellen findet sich auch anderwärts ähnlich verbunden 8 ). An 
die dem Einschiebsel folgende Erzählung von Simons Flug und tödt- 
lichem Sturz reiht Hamartolos (p. 275 sq.) den auf Simon bezüglichen 

1) p. 330 D: 6 öi aöxög &fio$ Hlxpog y^ptov örcijpxe z% ^Xix£a öt|iotptaTog, 
äva<fdXag, xovÖöO-pig, iXorcöXiog xtjv xdpav xal yivsiov, Xeöxug, ÖTCÖ^Xcopog, 
o!votwiy}€ xoi>g dcpO-aXjioug , eÖTtc&YWv, eö)iexdßXi!]X0€, ÖstXög, qpd'eYYÖp.svog bnb 
ftveöiLaxog &yio\> xal d-aop.axoupYÖv. 

2) p. 332 A : örcijpxe ük ö IlaöXog 5xi rcepttov xfl ^Xtxia xovöoeiÖifa, ^aXaxpög, 
jitgoTCiXtog xtjv xdpav xal xö Y^veiov, eöptvog, Ö7iÖY* aux0 C> oövo<ppO£, Xe'jxöxpooc, 
dvibjpo7Ep6oci>7io£ , suntoYCöv, ÖKOYsXövxa Sx* 07 T ^ v X a P axx ^lP a » «fpövi|iog, 
•»i^ixög. e'j6|uXog, Y^uxug, örcö 7tvsö|iaxog &fio\> ivd-oüata^p-svog xal cd>jievo£ f 

3) Römische Petrussage S. 158 flg. 



— 214 — 

Abschnitt der apostolischen Constitutionen (VI, 8 und 9), worauf schliess- 
lich noch die auch von Augustin *) erwähnte Notiz folgt, der Tag, an 
welchem Simon umgekommen, sei ein Sabbat gewesen und habe den 
Anlass zur römischen Sitte des Sabbatfastens gegeben. 

Dieselben Geschichten aus den npdfcis ttöv ctytwv dbioatoXwv 
begegnen uns auch in der Kirchengeschichte des Nikephoros 
(II, 27. 36), aber ebenso, wie bei Hamartolos und dessen Ausschreiben! 
ohne Angabe der Quelle. Nachdem Nikephoros die Nachrichten des 
Eusebios über den Magier Simon wiederholt hat (II, 14), giebt er in einem 
weit späteren Abschnitt (II, 27) zuerst die Geschichte mit dem Hunde, 
dann das aus Hom. U, 32 ; IV, 4 compilirte Stück über [die magischen 
Künste Simons, das wir auch bei Hamartolos in dem grösseren Ein- 
schiebsel aus „Clemens Romanus", aber an einer späteren Stelle der 
Erzählung lesen, darnach die Geschichte mit dem Ochsen, die hier aber 
ganz abweichend von den Andern erzählt wird 8 ). Sehr flüchtig berührt 
er hierauf das Verhör vor Nero, lässt beide Gegner nicht blos aus dem 
Palaste, sondern auch aus Rom vertrieben werden und fügt hieran gleich 
die Notiz, Simon sei später beim Kaiser wieder zu Ehren gekommen. 
Nun folgen (II, 28 — 33) die Erzählungen der Apostelgeschichte von der 
letzten Reise des Paulus nach Jerusalem bis zum Ende der zwei Jahre 
seiner unbehinderten Predigt in Rom. Von hier an, wo die Apostel- 
geschichte schliesst, will Nikephoros totg t&£ SxxXTjawcarnt&s laxoplaq 
ipiS-qkox; ötvaTa£a|iivoi£ folgen. Er berichtet daher von der Befreiung 
des Paulus aus der römischen Gefangenschaft, von den Briefen, die er 
darnach geschrieben habe (zu denen Nikephoros ausser 1 Tim. und Tit. 
auch die Briefe an die Korinther, Epheser, Galater, Kolosser, Philipper, 
Thessalonicher, Hebräer und Römer versetzt), darnach von der zweiten 
römischen Gefangenschaft, während welcher der 2. Brief an Timotheus 
verfasst sein soll. Bei seiner zweiten Ankunft in Rom habe Paulus den 
Petrus daselbst angetroffen und sei zugleich mit ihm Märtyrer geworden 
(II, 34). Hieran reihen sich (U, 35) weitere Nachrichten über die 

1) Augustin ep. 36, 21 ad Casulan. Opp. ed. Antw. 1700 T. U col. 58 : 'est 
quidem et haee opinio plurimorum, quamvis eam perhibeant falsam plerique 
Bomani, quod apostolus Petrus cum Simone mago die dominico certaturus 
propter ipsum magnae tentationis periculum pridie cum eiusdem Urbis 
ecclesia ieiunaverit, et consecuto tarn prospero gloriosoque successu, eundem 
morem retinuerit, eumque imüatae sint nonnuüae occidentis eccU*iae\ 

2 ) Statt einen Ochsen durch ein ins Ohr geflüstertes Wort zu tödten, 
schlachtet Simon hier einen Ochsen und setzt das Fleisch desselben Einigen, 
die ihn für einen Irrlehrer hielten, zur Speise vor. In Folge dieser Mahlzeit 
verfallen sie in schwere Krankheiten und in die Gewalt der Dämonen. 



— 215 — 

Schicksale des Petrus. Nachdem der Apostel überall umhergewandert, 
in Palästina und Syrien, ja fast in der ganzen Welt das Evangelium ge- 
predigt hat, kehrt er unter Nero abermals um Simons willen, der 
sogar in öffentlichen Inschriften sich hat Gott nennen lassen, nach Rom 
zurück, bekämpft seine magischen Künste durch Wort und Werk und 
stirbt darauf, nachdem er zuvor der Reihe nach den Linus, den Anencletus 
und — im Angesichte des Todes — den Clemens zum Bischof geweiht hat. 
Episodisch werden dann aus den Clementinen weitere Nachrichten über 
die syrischen Kämpfe des Apostels mit Simon — die sich nach ihrer 
Austreibung aus Rom zugetragen haben sollen — eingefügt. Petrus 
kommt wieder nach Jerusalem und den orientalischen Städten, durch- 
wandert Palästina, Syrien, Phönikien, Pontos, Galatien, Kappadokien, 
Bithynien, 1 ) und kehrt zuletzt gegen Ende der Regierung Neros nach 
Born zurück, wo er mit Paulus zusammentrifft. 

Das Folgende (H. E. II, 36) ist nun wieder aus der früheren 
Quelle geschöpft, deren Nachrichten er hier zum Theil vielleicht noch 
vollständiger auszieht, aber zugleich nach anderweiten Ueberlieferungen 
umgestaltet. Nero, über die grossen Erfolge der beiden Apostel er- 
grimmt, lässt eine so grosse Menge Christen tödten, dass selbst der 
Senat über dieses unter den Römern angerichtete Blutbad unwillig wird 
(vgl. Pseudo-Linus und das griech. (xapxupiov üauXou p. 99, 17). 
Simon fahrt fort, die Apostel zu verfolgen und es kommt zu einem neuen 
Verhör vor Kaiser und Senat, bei welchem Nero alles daransetzt, sie zu 
verderben. Nachdem Petrus den* Magier wiederholt überwunden hat, 
fliegt dieser, von Dämonen getragen, gen Himmel. Petrus betet ihn 
herunter und er bricht auf den Erdboden aufschlagend in Stücke (vgl. 
actus Vercellenses p. 367 u lin. 1 sq.). Das Volk erkennt nunmehr den 
wahren Gott, welchen Petrus und Paulus predigen; die Stelle aber, wo 
der Magier stürzte, heisst noch heute Simonium. Einige aber glaubten, 
er werde wiederauferstehn und bewahrten seinen Leichnam auf, bis er 
in Fäulnis überging. Nero giebt Befehl die beiden Apostel zu tödten. 
Petrus wird gekreuzigt, auf seinen Wunsch mit den Füssen nach oben, 
einmal weil er sich für unwürdig erachtet, wie sein Meister aufrecht am 
Kreuze zu hangen, sodann damit es ihm leichter werde, zum Himmel 
emporzusteigen (die doppelte Motivirung ähnlich wie bei Pseudo-Linus). 
Paulus dagegen stirbt durch das Schwert, zur selben Zeit, am selben 
Tage und beide (!) werden an der Strasse nach Ostia, 37 Jahre nach 

1) Im Vorbeigehen wird hier auch der Bekehrung der Familie des Clemens, 
der Ordination des Markus für Alexandrien, des Euodios für Antiochia, des 
Pancratius für Sicilien gedacht. 



— 216 — 

Christi Passion, bestattet. Von Paulus erzählt man (<paa£), er habe dem 
Nero vorher angekündigt, dass er ihm am dritten Tage nach seinem 
Tode lebend wieder erscheinen wolle. Dies sei wirklich eingetroffen; 
aber als Nero den Apostel habe greifen wollen, sei die Erscheinung ver- 
schwunden (vgl. Pseudo-Linus und griech. {iocpx. IlauXou p. 101, 2 sq.). 
Im Folgenden (c. 37) wird zunächst der Lebensausgang des Nero be- 
richtet. Dann fügt Nikephoros hinzu, Todesjahr und Todestag beider 
Apostel seien die gleichen, was mit Zeugnissen des Oajus und Dionysios 
belegt wird gegen diejenigen, welche behaupten, Paulus sei ein Jahr 
später an demselben Tage gestorben wie Petrus. Den Schluss bildet die 
Personalbeschreibung beider Apostel. 

Dass sowohl Nikephoros als Malala und Georgios Hamartolos aus 
derselben Quelle geschöpft haben, darf als ausgemacht gelten. Dagegen 
ist der Titel dieser katholischen Bearbeitung der izpi^eic, IKxpou bez. 
der npd&iQ ElaöXou nicht ganz aufgeklärt. Denn 7tpa£ei€ xwv dyiwv 
öctcootoXcov ist eine zu weitschichtige Bezeichnung, um für eine Be- 
arbeitung der Acten lediglich jener zwei Apostel sich zu eignen. Die 
Bearbeitung selbst weicht in Einzelheiten von dem echten Texte der 
7tpcti;£L€, wo wir diesen noch vergleichen können, ab. Am auffälligsten 
ist die Veränderung, welche sie mit der ersten der drei in den actus 
Vercellenses berichteten römischen Auferweckungsgeschichten vorge- 
nommen hat. Aus einem Knaben, den dort der Präfect Agrippa zu 
diesem Experimente herleiht, ist hier ein Ochse geworden. Offenbar 
erschien es anstössig, dass, um die grössere Wunderkraft der beiden 
Kämpfer zu erproben, zuerst ein Menschenleben geopfert werden sollte. 
Die Umbildung der ursprünglichen Erzählung scheint unter dem Ein- 
flüsse der acta Silvestri erfolgt zu sein. Dieselben berichten ganz dasselbe, 
was hier von Simon und Petrus erzählt wird, von dem jüdischen Magier 
Zambres und dem Papste Silvester 1 ). 

Bemerkung verdient nun aber ein weiterer Zug, welcher sich in 
den actus Vercellenses nicht findet und wie es scheint auch in dem Zu- 
sammenhange der dort berichteten Kämpfe zwischen Petrus und Simon 
ursprünglich keine Stelle gefunden haben kann. Dies ist die auch in 
der anderen kirchenslavischen Hedaction enthaltene, dort aber, wo die 
Erzählung in die Zeit des Tiberius verlegt wird, offenbar besser motivirte 
Nachricht, der Kaiser habe beide Nebenbuhler vor sich beschieden, um 
sie zu verhören, habe den Pilatus als Zeugen vernommen und auf dessen 
Aussage hin beide aus dem Palaste werfen lassen. Diese Angaben er- 
innern, wie bereits oben S. 210 bemerkt wurde, an die Darstellung des 

1) Acta Silvestri bei Combefis illustr. martyr. triumphus. Paris 1659. 



— 217 — 

sog. Marcelinstextes (der npd&tc, EUxpou xal IlauXou bei Tischendorf 
p. 15 sqq.), nur dass hier Petras and Paulus gemeinsam vor Nero er- 
seheinen und nicht Pilatus leibhaftig aus dem Gefangnisse geholt, sondern 
der schriftliche Bericht des letzteren an Kaiser Claudius verlesen wird. 
Hier scheint bereits eine Contamination der Erzählung der alten neploSoi 
IKxpoo durch den Marcellustext vorzuliegen. Der durch das uic6|iV7j|ia 
auf Petrus und Paulus dargebotene Ausweg, dass die TcpcHjetg den 
Petrus zweimal nach Rom geführt haben, wird auch durch die Dar- 
stellung des Nikephoros nur scheinbar empfohlen. Denn bei letzterem 
ist die künstliche Combination verschiedener Quellenberichte mit Händen 
zu greifen. Das Verhör vor dem Kaiser ist hier einfach verdoppelt: das 
eine Mal werden nur Petrus und Simon, das andere Mal Petrus, Paulus 
und Simon verhört. Die Grundlage der zweiten Darstellung bei Nike- 
phoros (II, 36) sind offenbar die (katholisch überarbeiteten) rcepfoSoi, 
wie zahlreiche Berührungen mit Pseudo-Linus, den actus Vercellenses 
und den griechischen Martyrien des Patmostextes erweisen. Aber auf 
diesen Grund sind fremdartige Elemente aufgetragen, wohin ausser der 
Betheiligung des Paulus an den Kämpfen gegen Simon und dem gleich- 
zeitigen und gemeinsamen Martyrium beider Apostel namentlich das 
Verhör vor Kaiser Nero gehört. Auch hier wird die zweite Quelle keine 
andere sein als die izpd&ic, IKxpou xal IlauXou. 

f. Das dem Symeon Metaphrastes zugeschriebene u7CÖ|iV7]|ia. 

Eine Benutzung, wenn auch nicht derselben, so doch irgend einer 
anderen katholischen Bearbeitung der gnostischen rcepfoSoi liegt endlich 
auch in dem öic6|iV7j|ia 8taXa|ißavov |iepix(t>£ xobc, iy&vat xal 
dföXa yuxl £ico57j|jia€ xal xeXetaaiv xöv ayfov xal xopucpaiwv dbto- 
ax6X(i>v Hexpou xal IlauXou vor, welches mit den Worten beginnt 
Kai xöv xexvtöv oü ji6vov xo&c £5 *PX*i€ naxipou; <z7w6ex6|Uira. 
Dasselbe wird, aber mit Unrecht, von Lipomanus und Surius dem Symeon 
Metaphrastes beigelegt und findet sich mit der lateinischen Uebersetzung 
Sirlets ex tnscr. Medicaeo graeco Regis christianissimi abgedruckt 
in den Actis Sanctorum Junii T. V p. 411 — 424. Leo Allatius (de 
Simeonibus p. 76) zählt es nicht unter die Schriften des Metaphrasten, 
dessen Namen es auch nirgends in den Handschriften trägt. Auch in 
die Migne'sche Ausgabe der Schriften des Symeon Metaphrastes hat 
es keine Aufnahme gefunden. Die Zahl der Handschriften scheint 
übrigens nicht gering zu sein. Thilo (acta Thomae prolegg. p. LIII 
not. 1) verzeichnet die codd. Paris, gr. 1474 saec. XI; 1475 saec. XI; 
1516 saec. XII und Laud. cod. gr. 84 bibl. Bodlei. Hinzugefügt seien 



— 218 — 

cod. Paris, gr. 559 saec. XIII; 816 saec. XIV; 1504 saec. XII; 1527 
saec. XII; 1608 saec. XIII; ferner cod. Valicell. 1314 f. 111 (saec. XI) 
und cod. Neapol. II G. 25 saec. XIII, eine Abschrift aus einem älteren 
Codex vom Jahre 1180. Nach: einer Mittheilnng des Herrn Sokoloff 
befinden sich auch auf der Synodalbibliothek zu Moskau zwei grie- 
chische Handschriften desselben JTextes. 

Ueber den Inhalt des ersten Capitels des U7i6[iV7j|ia 7iepi Ilixpou 
ist bereits oben S. 8 flg. berichtet worden. Dasselbe enthält die 
früheren Reisen des Petrus bis zu seiner ersten Ankunft in Rom. Die 
Reise nach Rom wird (c. 2 p. 413 sq.) durch eine Vision motivirt, 
welche der Apostel in Jerusalem hatte. Dieselbe gebietet ihm, das 
Abendland in Besitz zu nehmen, welches seiner Erleuchtung bedürfe. 
Motivirt wird dieses Gebot durch die früher erwähnte Notiz, dass der 
Magier Simon den zu seiner Gefangennahme nach Antiochien geschickten 
kaiserlichen Dienern entwischt und nach Judäa entflohen sei f ). Hier sei 
er bald nachher von den Häschern ergriffen und nach Rom transportirt 
worden, um daselbst für seine Uebelthaten gerichtet zu werden. Dort 
angelangt aber habe er durch seine magischen Künste Viele bethört, 
also dass er nicht allein der Strafe sich entzogen habe , sondern sogar 
von Vielen für einen Gott gehalten worden sei. So sehr habe der Vor- 
läufer des Satan die Römer, ja selbst den Kaiser Claudius durch seine 
Gaukelstücke geblendet, dass man ihm sogar eine Bildsäule zwischen 
den beiden Tiberbrücken mit der Inschrift Simoni deo sancto gesetzt 
habe. Für diese letztere Notiz beruft sich der Verfasser des Ö7i6fiV7j|ia 
auf Justin und Irenäus 2 ). 

Gleichwol begiebt sich Petrus nach dem Folgenden nicht so- 
fort nach Rom, sondern zuerst nach Antiochia, wo er den Paulus 
trifft und von ihm olxovo|ux&£ widerlegt wird, dann nach Tarsos, 



1) 1, 1, 6, p. 413: Sv&a (in Antiochia) SCjitov |ikv 6 iiayog xoi>g ftnl ^xtjoiv 
aöxoö axaXdvxag ßaoiXtxoi>£ ftxxXCvwv elg xd$ nöXetg xffc 'IoodaCag cps6yaiv 
Tcpcjpyjxo. Vgl. 1, 2, 7 p. 414. 

2) 11,2, 7 p. 414: axfO-rj dfe aux$ 6 xupiog ftv 6pd)iaxi xffc voxxog Xtfm 
'Avaaxdg ü£xpe ttjv §07t£pav xaxdXaße' XPlSC 81 Y*P oou *rt)S ÖaÖouxtaC xal kyfo 
jxsxd oou 600{iai. 6 y&P 2({iü)v rcapd xöv Imtqxoövxcüv adx6v (ct>$ q^daavxec 
££ed-£p.8iW) pixpöv öoxspov dXoug ini xijv Tcoirqv Aftzdi, Ö£xac xöv xexoX|mj- 
jjivu>v etocppd^aaO-at' &v $ ysvöjievo^ xal icoXXoug täte payslait Sxoxijoas, ob 
povov ÖCxtjv oöx ixiasv, dXXa xal ä-eog xotg rcoXXotc hvoplöbrf xoooOxov y&P 
6 xoö Saxavd 7ip68pojio£ xoug e Pa>|ia£ouc xatg jj.aY&tai£ igdnX^ev, dXXd p.TjV 
xal aöxöv KXaödtov, a>g dvÖpidvxa ox^oavxeg aöx$ pexagi) xcöv äv x<p Tißeptöt 
$6o YeqpopüW £mYpd<J>at Simoni Deo sancto, 8 §oxi jis^ep[i7jveuö|i£vov 2(|udvi 
$6$ dytep. 



— 219 — 

Ephesos, Smyrna, Makedonien, Griechenland nnd Sicilien. Nun erst 
kommt er nach Rom, woselbst er durch seine Predigt binnen Karzern 
Viele bekehrt. 

Im Folgenden wird nun erzählt, wie Simon, als er die Erfolge des 
Apostels vernimmt, denselben auf alle Weise durch seine Gaukelkünste 
vor dem Volke zu übertreffen sucht. Er lässt sich von Schatten begleiten, 
die er für die Seelen der von ihm erweckten Todten ausgiebt, lässt 
Lahme gehen, zaubert sich selbst ein doppeltes Angesicht an, verwandelt 
sich in eine Ziege , eine Schlange , einen Vogel ! ). Zuletzt besteigt er 
lorbeergeschmückt einen Altar, um gen Himmel zu fliegen. Hände- 
klatschend erhebt er sich, von Schatten oder vielmehr von Dämonen 
getragen , in die Lüfte. Da wendet sich Petrus im Gebet an Christum 
und befiehlt darauf den Dämonen, den Magier fallen zu lassen. Alsbald 
stürzt dieser herab, zerschlägt sich den ganzen Körper beim Sturz und 
haucht zwei Tage darauf unter unsäglichen Schmerzen seinen Geist aus. 
Das Volk ruft stundenlang: „Gross ist der Gott, den Petrus verkündigt" ; 
der Apostel aber besteigt eine Anhöhe, winkt mit der Hand und predigt 2 ). 



1) II, 2, 9 p. 414: Taöxa 6 Stjitov &sc6|ievoc oöx ^fdna oiyäv xal ttjv 
olxtlav ftmxpöitxeiv xaxtav* dXXd itapeodoxi|isTo$ai dägag elg xöv drcöaxoXov, 
xaxaXtrccbv rcavxl o&ivei xolg iv Td>ng xtjv dX^fotav xaxayydXXaiv, frpaoiwg 
dpa xal ditai9e&xa>£ ftv pioiQ r§ rcöXei itappi)oid£6o&ai fjpgaxo xal dvxiXkystv 
aöx$ djwt^ög &nsxB(pei. (Folgt die Aufzählung seiner Gaukelstücke). 

2) II, 2, 9 p. 415; '0 9k piyac xo ° xoptou drcöoxoXog jidvov (paivöjievog 

&icav aöxoö (2(|aü)vo^) jiTjxdv7jp,a (5$oxa 9ikXi>8v. IloXXäv oSv &g elxög d]i<pi- 

oß^x^aewv *9* kxaxdpoo Y c T avir 3P-^ v<ÖV » H*] &X<*> V ^ Tt x *l öpdaoi Xoiwöv 6 2(}icdv, 

iwl ßcopöv xiva ddqpvaig ioxeqpavwnivog dvetoi, ig oSrcsp xotfc SxXot^ 9pYlX(i>c 

Rp&xov 8iaXsx$s££ ISneidifyitep, 5cpYj , xoooöxov Tj^povsöoaoO-e m 'Propatoi woxe 

xaxaXmeTv jikv ft|U, x$ 9k IHxpcp dxoXouJBjoai, l9oö ftvcftmov öpöv ftvxsXo&iiai 

xolg dYT^Xoig pou, xal ircl x 8t PÖv dpoöot pe, xal rcpög xöv naxlpa jioo slg xöv 

oöpavöv dvanx¥joo|iai , x$xet$sv öji&£ koxdxcog xi|ia>p^0O|iai , d>( x$ X6y(p nou 

p.ij s>[ie£vavxa£. xaöxa staä>v 5«eixa xpoxffiv xdg X e ?P*C kwaqpslc 9id xoö dipog 

fjpgaxo «ixeo&at, oxtöv xivöv, (i&XXov 9k rcovijpöv Öaijiövcov, dva>9oövxa>v xal 

9iaßaoxa£6vxcöv aöxöv. "0 9k ^ifac dndaxoXo^ näxpog ßpaxö xi imax^v, 

dxoüövxtov ndvxov ^pjjaxo Xly 6 ^' Köpis TqaoQ Xptox6, 6 freög |iot>, pT) ftdcrgc 

adxöv itXtjpcooai 5 npotösxo, tva jitj rcixpav dqp^oei oxavÖdXou xal XiO-ov itpo- 

oxömiaxot 6 7covT)p6( ircl xoüg eis ok maxeöaavxag. Kai rcpög xöv S(|io)va xöv 

<5<pO-aXjiöv dpag, qpwvg Y 8 T WV0X *P a kßör^oev' T|iTv xolc ömjpixaic xoö SaxavÄ 

icpooayYiXXo) jitj 9taßaoxd£atv , dXXd dcpttvat aöxöv iv $ vQv koxi xön(p' xal 

aöx(xa xöv cpatvojidvcov icspl auxöv axtöv Onoxeop^oaoSv xal el( xö |ir] 5v 

dvaXu^etaöv, 6 2(|A0)v xoS dipo^ igoXtaO^aag, xaxd *pfc ftXeetv&g qpipsxai xal 

dd-Xt(p x$ Tixwjiaxt auvxpißslg dnav xö Juoxtjvov oßp,a, Öeuxepalo^ xyjv d^-Xiav 

^uxV dnoppr^Yvoai 9pip.a(oig dXYrjööat xaxaxeivö^evo^. Touxoo o5v ytvojiivou 

xal tod öxXou knl noXXatg wpat^ xö Mdyag 6 d-eög ö 6nö IUxpoo ^|iTv xtjpuo- 



— 220 — 

Nach langem Aufenthalte in Rom setzt er den Linus zum Bischof ein, 
unternimmt weitere Reisen nach Terracina, Sirmium, Karthago, Aegypten, 
kehrt über Aegypten und Afrika nach Rom zurück, reist dann über 
Mailand nach Britannien , wo er zahllose Juden bekehrt. Ein Engels- 
gesicht gebietet ihm die Rückkehr nach Rom und verkündet ihm den 
Kreuzestod. Im 12. Jahre des Nero kommt er zum dritten Male nach 
Rom und setzt dort statt des den Märtyrertod gestorbenen Linus den 
Clemens zum Bischöfe ein, der mit ihm die Kirche regiert. Als Petrus 
aber zwei Concubinen des Kaisers zur Keuschheit bekehrt, befiehlt 
dieser wuthentbrannt, alle Christen zu tödten ; Clemens als Verwandter 
des Kaisers bleibt verschont. Herodion und Olympas werden enthauptet, 
Petrus wird gekreuzigt. Clemens begräbt ihn an einer ansehnlichen 
Stätte. 

Das zweite Buch behandelt das Leben des Paulus (p. 417 sqq.). 
Zuerst giebt der Erzähler biblische Nachrichten wieder, doch erwähnt 
er (II, 4, 17 p. 418) bei Gelegenheit des Aufenthaltes des Paulus und 
Barnabas in Ikonion der Bekehrung der Thekla. Von der ersten 
römischen Gefangenschaft kommt Paulus frei und unternimmt weitere 
Reisen. Lukas reist von Rom nach Theben in Böotien und berichtet 
daher nichts weiter von den Schicksalen des Apostels. Dagegen soll 
Eusebios im zweiten Buche der Kirchengeschichte von dem , was nach 
der Befreiung aus der ersten Gefangenschaft folgt, erzählen. Zehn Jahre 
lang predigt Paulus noch in Freiheit: in diese Zeit fällt die Reise nach 
Spanien (II, 6, 24 sq. p. 422), desgleichen Reisen nach Gallien und 
Italien. In Spanien bekehrt er die Frau des Probus, welche nach der 
Taufe den Namen Xanthippe erhält, darnach auch den Probus selbst, 
einen yv(oax6$ des Nero, und den ünapypq Philotheos. Nun wird die 
Rückkehr nach Rom und das Ende des Apostels berichtet (p. 423). 

Nero hat seine Mutter Agrippina, die Schwestern seines Vaters, 
seine Gattin Octavia und unzählige Verwandte getödtet. Darauf veran- 
staltet er eine allgemeine Christenverfolgung, welcher auch die Apostel 
erliegen. So wird auch Paulus im 36. Jahre der Passion Christi, im 
13. Jahre Neros, durchs Schwert enthauptet. Nach dem Zeugnisse des 
Gajus, des Bischofs Zephyrinus von Rom und des Bischofs Dionysios 
von Korinth seien Petrus und Paulus gleichzeitig im 13. Jahre Neros 



oöjievog xpd^ovxog, ö üdxpog knl xivog ö<JnjXoö ßdftpou dveXS-wv, xaxaoetoag 
8fc x$ X ei Pl Xft l otü)7iYjv xolg SxXoig gyneXeoadiievog drcö xe Mooa^cüg xal xöv 
rcpocpTjTöv xöv xöptov ^jitov Itjooöv Xptox6v 0-söv npoatamov xaxainfstXag 8a£- 
|iova£ xe rcXedoxoug £g dvO-pamcov drcodicögac xal ndO"q itotxUa &epajie6aa€, 
dn&Xuo&v aöxou£. 



— 221 — 

Märtyrer geworden. Zu dieser Zeit nämlich habe Nero die Christen- 
verfolgung erregt, um seiner Weiber (Concubinen) willen, welche sich 
bekehrt, ein züchtiges Leben erwählt und ihm den ferneren Umgang 
verweigert hätten, nnd nicht um des Magiers Simon willen '). Bestätigt 
werde dies anch durch Johannes Chrysostomos in der Schrift rcp&g tobe, 
xoaXuovxas (xova^ecv, welcher sage, um der von Paulus bekehrten 
TtoXkaxlc, willen sei der Apostel ins Gefängnis geworfen nnd darnach, 
als er sich geweigert dem Mädchen zuzureden, enthauptet worden. Zur 
weiteren Bestätigung der aufgestellten Ansicht über die Veranlassung 
des Martyriums beider Apostel beruft sich der Verfasser endlich auch 
auf die Chronologie. Die beiden Apostel seien im 13. Jahre des Nero 
vollendet worden, wogegen den verfluchten Simon sein elendes Geschick 
schon um die mittlere Regierungszeit des Claudius erreicht habe. Einige 
lassen allerdings den Petrus ein Jahr früher als Paulus Märtyrer werden, 
wofür sich der Erzähler auf Justinus und Irenäus beruft; beide Apostel 
hätten aber fünf Jahre lang gemeinsam gepredigt und die Widersacher 
bekämpft. Letzterer Angabe will der Erzähler beipflichten. Aber Eusebios 
lasse den Petrus zwölf Jahre im Orient, 23 Jahre in Rom, Britannien 
und den abendländischen Städten, zusammen also 35 Jahre predigen; 
Paulus aber habe nach ihm 21 Jahre gepredigt, 2 Jahre im Kerker 
zugebracht. Hierzu füge er die beiden vor seiner Gefaugensetzung in 
Rom zugebrachten zwei Jahre und die letzten 10, nehme also ebenfalls 
35 Jahre seit seiner Berufung an. 



1) p. 423: xal ouxa>£ (nach dem durch Nero in seiner Familie angerich- 
tetem Blutbade) inl xdg xöv drcooxöXcov JjXd-ev oy &-(&$. 5v$a 8tj auvißij xal 
xöv ÜaöXov, xptaxooxQ Ixxcp 6xei xoö ocoxTjpCoo nd&ooc, xptaxaidexdxcp 8e 
Nipawot (lapxupTjoai , gtysi xtjv xa^aXrjv 4xx|iT)9-ivxa. rdl'og 86 xig SxxXtj- 
ciaaxixöc dvqp xal Zeqpuplvot &it£oxoito£ 'Pwjitjs xal Atovöotog inlanonoQ 
Koptv&ou ypoLyouoi xa(K Iva xaipöv xal öjioö {xapxupfjoai Ddxpov xal ÜaöXov, 
Tptoxai8exdx<p Sxai x$)£ ßaaiXsCa^ N&pcovog. Toöxov fdp qp i\ o t xöv x?^ vov xaxd 
XpioxiavSv xivqd-fjvai Nipcova Öid xdg rcemoxeuxoCac aöxofll Y uva ? xa € 4wl ?&v 
xöpiov xal ooaqppovfilv alpoop&vac xal \iy] dv&xo}i6vac xoö XoiitoÜ ouvsXO-slv 
aöx$, xal oö 9td 2(jia)va xöv (idyov. Kai jiapxupsl x<j> Xöyq> xal 'Itüdvvyjg ö 
XpuooOg xtjv Y^xxav ... 6v x<j> rcpög xo&g xcoXöovxag }iovd£eiv Xöycp xotdö* 
Ypdqpav" Töv Ndpawa itdvxa>t dxoöexe' xal y&P iwtoijlioc 6 dvrjp dnö xijg daeX- 
Yc{a£ &Y^ VftT0 • • * 05xo£ o5v ö Nipcov xöv jiaxdpiov ÜaöXov . . . xoiaöxa 
4YxaXö)v, otaicsp ö(ieTg vöv xolg &Y* ot C xoöxoic dvöpdoi, naXXaxtoa Y&p auxoö 
o^öfipa inipaaxov xöv wspl xf)g rctoxawg d&gaa&at Xgyov £nei&sv xal xfjg dxa- 
$dpxoo ouvoooCac dnaXXaY^vai ixsCvrjs' xaOxa o5v ky%a.\toiv ixstvog xal Xu|i8tdva 
xal rcXdvov xal xaöxa drcsp Opett vöv ?$6yY 60 ^ 8 ' cov ÜaöXov dnoxaX&v, xö (Uv 
itpaxov Sö^oe , t{{ sfpxxrj &Y x ^ ft ^ oa € &C && oux Jneid-s x$)$ rcpög xtjv xöprjv drco- 
oX^o^at ou|ißouXfJc, xiXog gCcpst xijv xeqpaXtjv ditixtfiev. 



— 222 — 

Das Ö7i6|iV7)|ia verräth sich deutlich als eine Compilation ans sehr 
verschiedenen Quellen. Den spätesten Bestandteil des hier zusammen- 
getragenen Stoffes bildet der früher besprochene Reisebericht, welcher 
ähnlich in dem Fragmente des Sophronios von Jerusalem über die 
Thaten, Kämpfe und Reisen der Apostel Petrus und Paulus und theil- 
weise auch in den katholischen rcp^etg 'Av6p£ou wiederkehrt. Derselbe 
stammt spätestens aus dem 7. Jahrhundert, kann aber seinem Kerne 
nach älter sein. Aus der gleichen Quelle stammen wahrscheinlich die 
weiteren Nachrichten über Reisen des Petrus von Rom aus nach Terra- 
cina, „Sinnium" in Spanien, Karthago, Aegypten, über seine Rückkehr 
nach Rom, seine Reise nach Photike *), Mailand und Britannien, wo er 
sich längere Zeit aufhält, endlich über seine dritte und letzte Reise nach 
Rom. Alle diese Reisestationen werden durch Bischofsweihen bezeichnet, 
welche, ebenso wie die früher besprochenen, grossentheils auf alten 
Localtraditionen beruhen. So die Ordination des Epaphroditos zum 
Bischöfe von Terracina, vgl. die dortige Localtradition Acta SS. Jun. 
Tom V p. 430. Bei Dorotheos im Verzeichnisse der 70 Jünger (cod. 
Vindobon.) und bei Pseudo-Hippolyt wird er als Bischof von Adriake 
bezeichnet. In Sirmium in Spanien 7 ) soll er den Epänetos, in Karthago 
den Orescens, in Theben in Aegypten den Rufus, in Alexandrien den 
Markus zum Bischöfe geweiht haben. Den Epänetos fuhren Dorotheos 
und Pseudo-Hippolyt als Bischof von Karthagena auf; der lateinische 
Dorotheus-Text (Bibl. Patr. Max. Lugd. III 428) nennt dafür Karthago. 
Den Crescens bezeichnen Dorotheos und Pseudo-Hippolyt als Bischof 
von Chalkedon in Gallien; den Rufus übereinstimmend mit dem 57c6|iV7][ia 
als Bischof von Theben 8 ). Die Tradition von dem alexandrinischen 



1) «fcctmxTJ in Epirus, Bischofssitz, vgl. Procop. Hierocl. 652. 

2) Ein anderes Sirmium als das pannonische ist schlechterdings nicht 
bekannt. 

3) Der Gedächtnistag des Epaphroditos ist, wie bereits oben S. 10 
bemerkt, in der lat. Kirche der 22. März vgl. Acta SS. Martii III, 369, in der 
griechischen dagegen der 9. December, Menolog. Basil. II, 17 Albani (117, 197 
Migne). Der des Crescens ist bei den Lateinern der 27. Juni vgl. Acta SS. 
Jun. Tom V, 250. Die Griechen feiern sein Andenken zugleich mit dem der 
Paulusschüler Silas, Andronikos und Epänetos am 30. Juli (Menaea Graec. 
Venedig 1684 p. P ^'; Menolog. Basil. in, 186 Albani (117, 565 Migne). 
In der lat. Kirche ist dem Epänetos meines Wissens kein Tag geweiht 
Rufus wird in den grossen griechischen Menäen zum 8. April zugleich mit 
Herodion, Agabos, Asynkritos genannt (Venetianer Quartausgabe 1682 p. 34). 
Unter den zahlreichen in den Actis SS. aufgeführten Heiligen dieses Namens 
scheint keiner mit dem Rufus von Theben identisch zu sein. 



— 223 — 

Bisthnm des Petrusschülers Markus ist bekannt (vgl. die Acten des 
Markus II, 2 S. 322 ff.); von einer Reise des Petrus nach Alexandrien 
weiss dagegen die ältere Ueberlieferung nichts. Die Anwesenheit des 
Petrus bei der Himmelfahrt der Maria, zu welcher er ebenso wie die 
übrigen Apostel durch eine besondere Offenbarung berufen wurde, ist 
aus der Schrift Transüus Mariae bekannt. Dagegen werden die 
Reisen nach Aegypten, Afrika und Britannien von der älteren Tradition 
einem anderen Simon beigelegt, nämlich ursprünglich dem Simon Rlopa 
(II, 2, 147 ff.) f ). Dass diese Reisen des Petrus nicht auf älteren Local- 
traditionen beruhn, beweist wol auch der Umstand, dass wenigstens für 
Afrika und Britannien keine Ordinationen namentlich gemeldet werden, 
sondern nur im Allgemeinen der Einsetzung von Bischöfen und Pres- 
bytern Erwähnung geschieht. Dasselbe gilt von den angeblichen Reisen 
des Apostels nach Photika (<X>ümxTj) und Mailand. 

Eigenthümlich ist noch die Nachricht, dass Petrus bei dem Antritt 
seiner ersten grösseren Reise den Linus, nach dessen Martyrium aber 
im 12. Jahre des Nero den Clemens zum römischen Bischöfe eingesetzt 
habe, welcher noch (ein Jahr lang) mit ihm zugleich die Kirche regierte. 
Dies ist gegen die Rechnung des Eusebios, welcher in der Chronik den 
Linus im 12. Jahre des Nero sein Amt erst antreten lässt und ihm nicht 
den Clemens, sondern den Anencletus zum Nachfolger giebt. Dagegen 
erstreckt die lateinische Chronik des Philocalus den Episcopat des 
Linus bis zum Consulate des Capito und Rufus, welches dem 13. Jahre 
des Nero (= 67 u. Z.) entspricht und giebt ihm ebenfalls den Clemens 
zum unmittelbaren Nachfolger. Hiermit ist constatirt, dass unter den 
vom &7t6|iV7)|ia mittelbar oder unmittelbar benutzten Quellen auch 
abendländische waren. Die letztere Nachricht von der Ordination des 
Clemens zum römischen Bischöfe kurze Zeit vor dem Tode des Apostels 
findet sich übrigens auch im Briefe des Clemens an Jacobus (c. 2). 

Von den auf Reisen und Ordinationen bezüglichen Abschnitten 
unterscheiden sich nun aber sehr merklich die ausfuhrlichen Nachrichten 
über den Magier Simon, seine Flucht von Antiochia, seine Gefangen* 
nähme in Judäa und Transportation nach Rom und seine römischen 
Gaukelkünste, ferner über die Vision, welche dem Petrus gebietet, nach 
dem Abendlande sich zu begeben, über die Wettkämpfe des Magiers 
und des Apostels, endlich über des ersteren verunglückte Himmelfahrt 



1) Doch lässt auch die syrische Doctrina apostolorum (bei Cureton, An- 
cient Syriac documents p. 34 flg.) das apostolische Gebiet des Petrus Rom, 
Italien, Spanien, Britannien und „die angrenzenden Länder" umfassen. 



— 224 — 

und schmählichen Untergang. Die Art wie diese Nachrichten in den Reise- 
bericht eingeschoben sind, zeigt deutlich die Benutzung einer besonderen 
Quelle. Diese Quelle kann aber keine andere gewesen sein, als eine 
katholische Bearbeitung der 7ipa£ec$ lUtpou, aus welcher 
der Erzähler sehr ansehnliche Auszüge mittheilt. Die darin enthaltene 
Beschreibung der in Rom vollbrachten Gaukelstücke des Simon ist wol 
demselben Cento aus den Clementinischen Homilien, speciell den Stellen 
Clem. Hom. II, 32; IV, 4 entlehnt, welches auch bei den Bearbeitern 
der vorher besprochenen npd£ei<; töv dfcy£<öv ötoiocFT6Xü>v, bei Georgios 
Hamartolos, Eedrenos, Glykas und auch anderwärts, wie bei den an- 
geblichen Anastasios Sinaites (quaestion. et respons. 23 vgl. Gretseri opp. 
T. XIV p. 280 sq.) wiederkehrt. Da aber gerade dieses Stück bei 
Johannes Malala, dem ältesten uns bekannten Bearbeiter der npi^eiq 
t&v £y(ü)v dbtoax6Xu)v fehlt, so ist es schwerlich aus letzterer Schrift 
entlehnt, kann also auch keine Benutzung derselben durch den Verfasser 
des Ö7i6|iV7][ia beweisen. Hiermit stimmt, dass der letztere trotz seiner 
so ausführlichen Nachrichten über Simon doch keine specielleren Be- 
rührungen mit der genannten Bearbeitung zeigt. Dagegen stimmt er 
mit den actus Petri Vercellenses in der wichtigen Notiz überein , dass 
Petrus zu Jerusalem in einer Vision vom Herrn den Befehl erhält, sich 
in Cäsarea einzuschiffen und dem Simon, der ihm auch in Rom wieder 
zuvorgekommen, dorthin nachzureisen. Ferner berührt er sich einerseits 
mit den acta Petri et Pauli, andererseits mit den actus Vercellenses in 
einigen speciellen Zügen der Erzählung von dem letzten Kampfe des 
Apostels mit dem Magier in Rom: mit jenen stimmt, dass Simon 
lorbeerbekränzt gen Himmel fliegt, ferner dass Petrus eine Zeitlang 
zögert, bevor er die Strafe an dem Magier vollzieht, auch die Beschwö- 
rung der Dämonen durch den Apostel, den Fliegenden fallen zulassen 1 ); 
mit diesen stimmt nicht blos die Notiz, dass er sich im Gebete an 
Christus wendet, sondern auch der Inhalt dieses Gebetes in einem 
charakteristischen Zuge überein, ebenso die Nachricht, dass der Magier 
nicht sofort todt ist, sondern nur schwer verletzt, und erst nach zwei 



1) Acta Petri et Pauli c. 75 p. 32 Tischend.: xal £xxs£vag xa£ X s *P a C 
&oztyavtü\Livo<z Ödqpvatg fjpgaxo rcdxeod-ai. c. 76 spricht Paulus zu Petrus: 
n&xpa, t( &pys?c; xeXsCcooov 8 ivigpgcD. c. 77 p. 33 Tischend.: xal äxev(aag 6 
üixpog xaxa xoö 2i\L<övo% efaev* e OpxC£a> öp&G» °E &YY 8 ^ 01 x ° ö 2axav& oi 
9&povT6£ auxöv elg xiv &£pa . . . Iva ömb xaöxrjg xfjg Spag iiiptäxi aöxdv 
ßaoxagrjxs, äXX* Sgeaoaxe aöxöv. xal itapaxpjjiia ÄTtoXud-slg Irceaev xxX. 



— 225 — 

Tagen seinen Geist aufgiebt '). Das Gebet an Christus und die Be- 
schwörung der Dämonen haben schwerlich ursprünglich in derselben 
Quelle gestanden, weil die eine Handlung die andere überflüssig macht ; 
wir haben hier also, ebenso wie in den apostolischen Constitutionen, 
eine Combination zweier verschiedener Nachrichten. Die Quelle der 
einen werden die TCpa£et$ Iüxpou xod IlaöXoo, die Quelle der anderen 
die neploSoi ffixpou sein. Ob der angebliche Metaphrast diese Com- 
bination selbst vollzogen oder bereits in der von ihm benutzten Bear- 
beitung der Petrusacten vorgefunden hat, muss dahingestellt bleiben; 
doch erscheint die letztere Annahme als die wahrscheinlichere. 

Sicher auf die gnostischen Acten geht die Nachricht zurück, dass 
der Anlass für das Martyrium des Apostels nicht der Tod des Simon, 
sondern die Bekehrung der Concubinen des Nero gewesen sei. Es ist 
wol kaum zweifelhaft, dass in der von dem Erzähler vorgefundenen 
Bearbeitung Nero an die Stelle des Agrippa getreten ist. Sieht man 
von diesem Differenzpunkte ab, so ist dies in der That der in dem 
griechischen [lapxupiov üexpou ebenso wie in den Actus Vercellenses 
bezeugte Hergang, der auch bei Pseudo- Linus erhalten ist, obwol 
dieser die Beziehung auf Simon nachträglich hereinbringt. Dagegen 
setzen die 7cp<££eic üexpou xal IlauXou das Martyrium des Petrus (und 
Paulus) mit dem Untergange Simons in ursächliche Verbindung. Unser 
Erzähler legt augenscheinlich ein besonderes Gewicht darauf, diejenige 
Motivirung für den Tod der beiden Apostel, welche er für die richtige 
hält, festzustellen. Denn er kommt am Schlüsse der vita des Paulus 
noch einmal darauf zurück. Aber nicht er ist es gewesen, welcher 
diesen Thatbestand zuerst geltend gemacht hat. Denn an der zweiten 
Stelle beruft er sich dafür ausdrücklich auf einen Gewährsmann, den er 
mit cp?ja£ wörtlich einführt. Dieser Gewährsmann kann unmöglich unter 
den vorher von ihm angerufenen Zeugen für den gleichzeitigen Märtyrer- 
tod der beiden Apostel gefunden werden, denn diese sagen darüber 
nichts, und ihre Namen sind wahrscheinlich erst aus der benutzten 



1) Actus Vercell. p. 367 r 1. 15: 'Petrus vero clamavü ad dominum Jesum 
Christum: [domine] si passus fueris hunc quod conatus est facere, omnes qui 
crediderunt in te scandedizantur . . . sed non peto ut mforiatur] sed aliquid 
in membris frangat\ (Vgl. auch hierzu die Erzählung bei Pseudo-Hcgcsipp 
oben S. 199). f. 367 u L 14: ' Simon autem male tradatus invenit qui cum 
toüerent in gravato extra Romam Ariciafm] et ibi paueos dies fteit et inde 
tulius est quasi exÜio [in] vicum ab urbe nomine castrorum Terracina[e] et 
ibi duo medici conddebant cum. extremo autem die angeli satanae fecerunt 
ut expiraref. (Vgl. auch hierzu Pseudo-Hegesipp oben a. a. O.). 

L i p s i u s , Apostelgeschichten. II, 1 . 15 



— 226 — 

Quelle abgeschrieben. Die Zusammenstellung der Namen stammt ur- 
sprünglich aus der Kirchengeschichte des Euscbios (II, 25), und be- 
gegnet uns sowol vollständiger als correcter auch bei Nikephoros (H. £. 
II, 37) und Glykas (ann. p. 437 sq. ed. Bonn.). Das wunderliche 
Quidproquo, welches auch den Zephyrinus, der von Eusebios nur zur 
Zeitbestimmung des Gajus erwähnt ist, als Gewährsmann aufzählt, kommt 
wol lediglich auf Rechnung des Verfassers des Ö7r6fiv>}[ia. Gleichwol 
hat dies katholische Gelehrte (vgl. Baronius annal. ad ann. 69 m. 2. 4) 
nicht gehindert, sich für das gleichzeitige Martyrium der beiden Apostel 
in Rom auf die Autorität dieses Bischofs zu berufen. 

Wie es nun auch mit der unmittelbaren Herkunft jener aus Euse- 
bios geschöpften Nachrichten stehe, die Quelle, aus welcher der Mar- 
tyrolog seine Nachrichten über Simon, den Märtyrertod des Petrus, bez. 
der beiden Apostel, und den nächsten Anlass desselben schöpfte, muss 
eine katholische Bearbeitung der npd^eic, IKxpou gewesen sein, die 
mit den oben besprochenen 7rpa£eis xcov dyitöv dtacoaxöXcöv nicht iden- 
tisch war. Dieselbe verräth sich selbst wieder als eine Compilation 
älterer Quellen, welche noch vielfach ältere Stoffe bewahrt hat. Hier- 
durch gewinnen aber auch Nachrichten, welche das Ö7t6|iV7j|ia allein 
erhalten hat, insbesondere auch die Notizen über die Flucht und Ge- 
fangennahme des Simon und seine Transportation nach Rom, sowie über 
die Vision, welche dem Petrus gebietet, als Fackelträger der Wahrheit 
ins Abendland zu gehen, erhöhte Bedeutung. Man wird dieselben nach 
obigen Nachweisen nicht mehr mit dem geringschätzigen Hinweise auf 
die spätere Zeit des „Symeon Metaphrastes" bei Seite schieben dürfen, 
wenn auch an eine directe Entlehnung aus alten ebionitischen Petrus- 
acten nicht gedacht werden kann, welche zur Zeit, als jene katholische 
Bearbeitung entstand, sicher nicht mehr existirten. 

Ungleich spärlicher als die Nachrichten des Erzählers über Petrus 
sind diejenigen über Paulus. Ausser den bereits erwähnten Notizen 
über die Todeszeit der beiden Apostel und der gelegentlichen Beziehung 
auf die Theklaacten bieten sie fast nur biblischen Stoff. Sieht man ab 
von den Entlehnungen aus Chrysostomos, von der angeblichen Nachricht 
des Justinus und Irenäus über eine fünfjährige gemeinsame römische 
Wirksamkeit der beiden Apostel, sowie von den aus Eusebios geschöpften 
bez. abstrahirten chronologischen Schlussbemerkungen, so kommt nur 
noch in Betracht, was über die spanische Reise des Paulus be- 
richtet wird. Diese Reise wird auch in den actus Vercell. erwähnt, 
welche wenigstens des Abschieds des Apostels von den römischen 
Christen und der Einschiffung nach Spanien eingangsweise gedenken. 



— 227 — 

Ob dagegen die specielleren Notizen über die Bekehrung der Xanthippe 
nnd des Probus, ihres Gemahls, sowie des QnoLpyps Philotheos in den 
gnostischen rcepfoSoi ILxuXou erwähnt waren, lässt sich mit unseren 
gegenwärtigen Mitteln nicht mehr entscheiden. Dieselben Geschichten, 
welche unser Erzähler erwähnt, sind übrigens auch dem Michael 
Gly kas bekannt. Derselbe erzählt in seinen Annalen (p. 441 ed. Bonn.), 
dass die Gattin eines angeschenen Mannes Namens Probus, vor Begierde 
den Paulus zu sehen, auf dem Markte niedergekniet sei und als sie den 
Apostel vorüber gehen sah, ihren Mann veranlasst habe, ihn in sein 
Haus aufzunehmen. Bei seinem Eintritte sei ein grosses Wunder ge- 
schehen: auf der Stirn des Apostels liest sie mit Goldbuchstaben die 
Worte: IlaOXog 6 xoO XptcrroO xrjpuij. Da fällt sie ihm zu Füssen und 
lässt sich samt ihrem Gatten und „allen Uebrigen" taufen. Dieselbe 
Legende erzählt das spanische Martyrologium des Tamayo de 8 a 1 a - 
zar im Leben des Paulus zum 30. Juni. Als Stätte, wo das Wunder 
sich zugetragen, wird Laminium oder Libisosa, das heutige Lezuza ge- 
nannt. Ausserdem knüpfen sich Localtraditionen an Astigi (Ecija), wo 
Paulus das Bisthum gegründet, und Dertosa (Tortosa), wo er den Rufus 
als ersten Bischof eingesetzt haben soll 1 ). Xanthippe und ihre Schwester 
Polyxena werden im Menologium des Basilios (I, 65 Aibani; 117, 71 
Migne) und im Martyrologium Romanum zum 23. September genannt 
(Acta SS. Sept. VI, 635 sqq. vgl. auch Acta SS zum 16. Februar in 
der vita des S. Onesimus [Acta Febr. II, 855 sqq.]). Probus, mit vollem 
Namen L. Sabinus Probus, soll Präfect zur Zeit des Claudius und nach- 
mals Bischof von Ravenna gewesen sein. Sein Gedächtnistag ist der 
10. November. 



g. Der apokryphe Brief des Areopagiten Dionysios an Timotheus 
über den Tod der Apostel Petrus und Paulus. 

Unter dem Namen des Areopagiten Dionysios ist uns ein lateinischer 
Brief an Timotheus über den Tod der Apostel Petrus und Paulus er- 
halten, welcher in die Sammlung der Schriften des Dionysios nicht auf- 
genommen worden ist. Derselbe ist abgedruckt bei Mombritius, Sanc- 
tuarium (Mailand circa 1476) T. II f. 194 u — 196 r , und findet sich auch 
handschriftlich in cod. Moiac. lat. 18535 (Teg. 535 Ä ) saec. XV fol. 207 
sowie in mehreren Handschriften der kaiserlichen Bibliothek zu Wien 
(vgl. tabula codd. m, 489: es sind die codd. Vindob. 3296 saec. XIV; 



1) Garns, Kirchengeschichte Spaniens I, 66 ff. 

15* 



— 228 — 

4248 saec. XV; 4576 saec. XV; 4940 saec. XV mit der Ueberschrift 
l Dionysii Areopagüae epist. ad Timotheum de decollatione Pauli') 
ferner die cödd. Vindob. 4936 saec. XIV; 3662 saec. XV; 4067 saec. 
XV mit der Ueberschrift i Dionysii Areopag. de morte apostolorum 
Petri et Patdi\ Die Ueberschrift in dem Druck bei Mombritius lautet : 
'epistola beati Dionisii Ariopagite de morte apostolorum Petri et 
Pauli ad Thymoteum\ Die Anfangsworte sind L ScUuto te dominum 
discipalum et filium spiritualem veri patris et boni amatoris' die 
Schlussworte: l et sciverunt quod corpus erat Pauli itnmaculati: qui 
fuit servus et apostolus domini nostri Jesu Christi, quem decet gloria 
laus et cidtus cum patre etc. . . . in saectda saeculorum\ Der an- 
gebliche Brief ist ein rhetorisches, lang ausgesponnenes Klag- und Con- 
dolenzschreiben des Dionysius, welcher sich als Augenzeugen der Ent- 
hauptung des Paulus einführt, an Timotheus, welcher als der hervor- 
ragendste Schüler des Apostels bezeichnet wird 1 ). Des Petrus ge- 
schieht nur gelegentliche Erwähnung. Nachdem Dionysius im Eingange 
den Timotheus, den ständigen Begleiter und getreuen Leidensgenossen 
des Paulus, um seiner Verwaisung willen beklagt hat, geht die Rede über 
zu einer ganz in dem bekannten Enkomienstile gehaltenen Lobrede auf 
Paulus und zu einem ziemlich schwülstigen Ergüsse von Wehklagen über 
den Verlust des Apostels. Hieran reihen sich dann Mittheilungen über 
die letzten Schicksale des Petrus und Paulus. Petrus, welcher als 
'fundamentum eccksiarum et gloria sandorum apostolorum 1 bezeichnet 
wird, erleidet den Kreuzestod; Paulus l gentium famüiaris consolator 
parentum' wird enthauptet. Als die Stunde ihrer Vollendung gekommen 
ist, werden „die Säulen der Welt" unter den Wehklagen der Brüder 
gefesselt und von einander getrennt. Paulus spricht beim Abschiede 
zu Petrus : ,Friede sei mit dir, Fundament der Kirchen und Hirt der 
Schafe und Lämmer Christi/ Petrus erwidert: ,Geh hin in Frieden, 
Prediger der Guten, Mittler und Führer des Heils der Gerechten.' Da- 
rauf werden beide abgeführt, jeder nach einer andern Gegend: c non 
enim in eodem vico occiderunt cos 1 ; Dionysius aber begleitet seinen 
Lehrer Paulus auf dessen letztem Wege. Auf Geheiss des Henkers 
bietet dieser seinen Nacken zum Streiche dar, nachdem er Stirn und 
Brust bekreuzigt hat und alsbald strömt sein Blut ans der Todeswunde. 
Es folgt ein abermaliger längerer Klageerguss. Nach dem Tode 
der beiden Apostel sieht Dionysius, wie sie Hand in Hand durch 



1) l Et quamvis multos haberet Paulus discipulos: in nullo tarnen re- 
quievit spiritus eius sicut in te\ 



— 229 — 

« 
die Stadtthore eintreten, geschmückt mit lichten Gewändern und Strahlen- 
kronen. Aber er ist nicht der einzige Augenzeuge. Nun folgt die bereits 
oben 3. 171 besprochene Geschichte von der Lemobia, welcher Paulus 
den Schleier entlehnt und nach seinem Tode selbst, angefüllt mit seinem 
Blute, zurückbringt '). Auf diese Erzählung folgen abermalige rhetorische 
Ergüsse. Auf die beiden Apostel wird dabei das Wort aus dem Klage- 
Hede Davids auf Saul und Jonathan angewendet: „Die im Leben Eins 
waren, sind auch im Tode nicht getrennt. " Den Schluss des Ganzen 
bildet die Geschichte von der Wiederauffindung des abgehauenen Hauptes 
des Paulus und die wunderbare Wiedervereinigung desselben mit dem 
Rumpfe. Als die Henker den Apostel enthauptet hatten, warfen sie das 
Haupt in eine Schlucht, weit weg vom Leibe. Bei der grossen Menge 
der an jenem Tage Hingerichteten kam es abhanden und ward nicht 
wieder aufgefunden. Nach langer Zeit befahl der König (Kaiser), den 
Graben zu reinigen. Bei dieser Gelegenheit ward auch das Haupt des 
Paulus herausgeworfen. Ein Hirt hob es auf, steckte es auf seinen 
Stab und befestigte es über seinem Schafstall. In derselben Nacht er- 
blickte er über dem Haupte einen unbeschreiblichen Lichtglanz. Als 
die Erscheinung sich drei Nächte hindurch wiederholte, ging er in die 
8tadt und meldete seinem Herrn was er gesehn. Dieser kommt, wird 
gleichfalls Augenzeuge des Wunders und berichtet dasselbe dem 
römischen Patriarchen Fabellins 7 ), sowie allen Priestern und Vornehmen 
des Volks. Viele pilgern hinaus, nehmen die Erscheinung wahr und sprechen 
unter einander : „Dies ist in Wahrheit das Haupt des Paulus." Darauf 
zieht der Patriarch mit einer grossen Schar ebenfalls hinaus. Man legt 



1) 'Non autem ego solus vidi, sed Lemobia pedissequa Serie [sie] regis, 
quae discipula erat Pauli. Et cum duceretur ad mortem martyrii Paulus et 
egrederetur ex urbe t occurrü ei pedissequa iUa flens cum lamento. Tunc dixit 
ei Paulus : „Noli flere: sed da mihi velum, quo operitur Caput tuum: et statim 
tibi restüuam u . Percutiente autem carnifice et amputante Pauli caput, tunc 
beatissimus in ipso ictu explicuü velum et coUegit sanguinem proprium in 
velo ligavitque velum et obvolvit et tradidit Uli feminae. Et converso carnifici 
müiti dixit sancta Lemobia: „Ubi dimisisti magistrum meum Paulum? u Be- 
spondit mües .- „Cum socio enim iacet ibi extra urbem in vaüe pugilum et velo 
tuo velata est fades eius*. Ipsa autem respondens ait : „Ecce nunc intraverunt 
Petrus et Paulus induti veste praeclara et Coronas fulgentes luce radiantes 
habebant in capüibus suis*. Et protulit velum sanguine cruentatum et mon- 
stravit eis. Propter quod opus quamplures crediderunt in domino et facti 
sunt Christian^. 

2) 'Nunciavit Fabellio patriarchae Romano et omnibus presbyteris et 
principibus populi\ Fabellius scheint Fabius zu sein; an Säbel Mus ist doch 
sicher nicht su denken. 



— 230 — 

es auf einen goldenen Tisch und will es zu dem Leibe des Paulus legen. 
Der Patriarch verhindert dies, weil er fürchtet, ein fremdes Haupt mit 
dem Rumpfe des Apostels zu verbinden, schlägt aber vor, dasselbe zu 
den Füssen des Leichnams zu legen und Gott um ein Wunder anzu- 
flehen, welches die Aechtheit des Hauptes offenbaren sollte. Man thut 
nach seinem Geheiss: und während er noch betet, wendet sich der 
Leichnam um und verbindet sich fest mit dem Haupte. Darüber ver- 
wundern sich Alle und erkennen, dass dies wirklich das Haupt des 
Paulus war 1 ). 

Das Recht, diesen pseudodionysischen Brief unter den Bearbeitungen 
der gnostischen rcepfoSoi anzuführen, beruht einzig auf der Geschichte 
von der Lemobia. Es bedarf keines Beweises, dass dieselbe eine spätere 
Weiterbildung der Plautilla- Geschichte ist. Das Wunder wird ins Ab- 
geschmackte gesteigert: Paulus selbst muss den Schleier im Augenblick, 
da er den Todesstreich empfängt, entfalten, sein ausströmendes Blut 
damit auffangen, dann den Schleier wieder zusammenlegen und — natür- 
lich zum Beweise seines Fortlebens — der Lemobia persönlich über- 
bringen. Dass der Schleier nur überhaupt mit dem kostbaren Blute ge- 
tränkt wird, ist dem Erzähler ebenfalls nicht genug; derselbe dient, 
noch dazu nach des Apostels eigner Veranstaltung, gewissermassen als 
Sack, um die ganze Blutmasse darin aufzusammeln. 

Wie es kommt, dass die Plautilla in eine heilige Lemobia ver- 
wandelt worden ist, lässt sich vielleicht noch eher erklären, als was es 
für eine Bewandtnis mit der Bezeichnung derselben als 'pedissequa Serie 
regis 1 hat. Ein König Serte oder Serta ist eine völlig unbekannte Grösse. 

Abgesehen von jener Geschichte hat der Brief natürlich mit den 
neploSoi nicht das Mindeste gemein, sondern setzt einfach die katholische 
Tradition von dem gemeinsamen Martyrium der beiden Apostel voraus. 
Der eigentliche Zweck, um deswillen die Sammlung pseudodionysischer 
Briefe durch dies neue Stück vermehrt wurde, ist der, den heiligen 
Dionysius als Paulusschüler und Augenzeugen des Märtyrertodes der 
Apostelfürsten zu feiern. Ein Nebenzweck scheint sich durch den Schluss 
des Briefes zu enthüllen, welcher die Legende von der Auffindung des 
Hauptes des Paulus erzählt. Dieselbe ist der römischen Tradition voll- 
kommen unbekannt 12 ). Dagegen bildet der Paulus, welcher nach seinem 
Tode den Schleier der Lemobia persönlich überbringt und dessen Haupt 

1) 'Et seiverunt quod corpus erat Pauli immaculaiV. Offenbar ist Caput 
statt corpus zu lesen. 

2) Nur in einigen Handschriften des martyrol. Hieron. lesen wir zum 
25. Februar: l Bomae inventio capitis saneti Pauli apostoli. 



— 231 — 

sich nachmals auf wunderbare Weise mit dem Rumpfe verbindet, ein 
Seitenstück zu dem heiligen Dionysius von Paris, der nach seiner Ent- 
hauptung seinen Kopf unter den Arm nimmt und nach der ihm ge- 
weihten Stadt St. Denis spaziert. Alles Uebrige ist theils rhetorische 
Stilübung, theils blosse Staffage. Die lateinische Sprache des Schrift- 
stücks ist original ; der Abfassungsort gewiss nicht Rom, mit dessen Topo- 
graphie und Kirchengeschichte der Erzähler wenig Bekanntschaft ver- 
räth, sondern Gallien, vielleicht das Kloster St. Denis bei Paris; die 
Abfassungszeit fallt sicher nicht vor die Mitte des 9. Jahrhunderts. 
Denn erst 834 hat der Abt Hilduin von St. Denis durch gefälschte 
Märtyreracten die Identität des heiligen Dionysius von Paris mit Diony- 
sius Areopagita zu erweisen gesucht 1 ). So wird wol auch die heilige 
Lemobia in Gallien heimisch sein, und irgendwie mit Lemovica 
(Lemovicae, Lemovicum) zusammenhängen, dem späteren Namen für 
Augustoritum im Lande der Pictonen, dem heutigen Limoges, in der 
Landschaft Limousin, dem heutigen Departement Haute- Vienne. 

h. Sonstige Fragmente. 

Ausser den bisher besprochenen katholischen Bearbeitungen der 
7cpa§eig IUTpoo und IlaöXou sind noch einige anderweite Ueber- 
reste derselben zu verzeichnen. Das wichtigste Stück ist eine von 
Nikephoros, wie er unter ausdrücklicher Angabe seiner Quelle be- 
merkt, den 7cep(o8ot üaäXoo entnommene, sonst nirgends erhaltene 
Geschichte (H. E. II, 25). 

Als Paulus in Ephesos weilt, billigt der Archon Hieronymos zwar 
seine Predigt, erklärt sie aber für unzeitgemäss. Das Volk sperrt den 
Apostel in den Kerker, um ihn den Löwen zum Frasse vorzuwerfen. 
Eubula und Artemilla, die Frauen zweier vornehmen Epheser, besuchen 
ihn des Nachts, um von ihm belehrt zu werden, und begehren die Taufe. 
Die Nacht wird durch wunderbaren Glanz erhellt, die Fesseln des 
Apostels werden gelöst. Er begiebt sich mit den Frauen zum Strand (!) 
und tauft sie. Dann kehrt er in den Kerker zurück, ohne dass die 
Wärter etwas merken. Ein gewaltiger Löwe wird in der Arena auf ihn 
losgelassen, und legt sich zu seinen Füssen. Andere wilde Thiere 
werden auf ihn gehetzt ; auch sie wagen den zum Gebet aufgerichteten 
Apostel nicht zu berühren. Plötzlich fällt unter grossem Getöse Hagel 
vom Himmel. Vielen Männern und Bestien schlägt der Hagel die 



1) Acta SS. Octobr. IV p. 865 sqq. R. Foss, über den Abt Hilduin, 
St. Denis und Dionysius Areopagita. Progr. d. Luisonst. Gymnas. Berlin 1886, 



— 232 — 

Köpfe ab, dem Hieronymos das Ohr. Darauf bekehrt sich dieser und 
wird getauft. Der Löwe entflieht ins nahe Gebirge ; Paulus reist weiter 
nach Makedonien und Griechenland , dann abermals durch Makedonien 
nach Troas, Milet und Jerusalem (bis hierher reicht das aus den nzpio- 
Soi IlauXou gegebene Excerpt). 

Man kann fragen, ob die rcepioSoi IlauXou, aus denen dieses Stück 
entnommen ist, ein Bestandteil jener 7cpa£et£ xöv iytwv dbcoaxoXcov 
gebildet haben, weiche Nikephoros ebenso wie Malala und Hamartolos 
benutzt haben. Der Name TceptoSoi kommt sonst nur für häretische, 
insbesondere gnostische Schriftstücke vor, während jene npi^&K; sicher 
eine katholische Schrift waren ; indessen beweist dies noch nichts gegen 
die Annahme, dass jenes Excerpt bereits aus einem katholisch über- 
arbeiteten Texte der alten nepioSoi stammt. Jedenfalls können die 
nepioSoi üauXou nur die gnostischen — sei es nun in ihrer Urgestalt 
sei es in einer späteren Redaction — , nicht aber die alten katholischen 
7Cpa£ei£ IlauXou sein, welche man im kirchlichen Alterthum beinahe der 
Aufnahme in den Kanon würdig hielt. Denn der ganze Erzählungsstoff 
ist im Geiste der gnostischen Apostelgeschichten behandelt. Die Ge- 
schichte von dem nächtlichen Besuche der Frauen im Kerker, dem 
wunderbaren Lichte, welches den Kerker erhellt, der wunderbaren Be- 
freiung des Apostels aus dem verschlossenen Gefängnis und seiner den 
Gefangenen Wärtern unbemerkt gebliebenen Rückkehr erinnert Zug für Zug 
an ganz ähnliche Erzählungen in den doch sicher gnostischen nzpioSot 
6ü)|ia (I, 265; 269 flg.). Die Löwengeschichte findet sich ähnlich in 
den Acten des Paulus und der Thekla, und eine Benutzung der letzteren 
bleibt eine Möglichkeit, mit der man zu rechnen hat. Aber das nächste 
Motiv für die Erfindung jener Geschichte liegt in dem £{bjpt0(jujtyi}aa 
£v 'E<peaq> 1. Kor. 15, 32. Was das Personal betrifft, so ist der durch 
Anhängung der lateinischen Endung — illa von Artemis gebildete Name 
Artemiila gewiss kein acht ephesinischer Frauenname, sondern eine Er- 
findung des Legendenschreibers ; der sprachlich unbedenkliche Name 
Eubula oder Eubola kommt auch in den Actus Vercellenses für eine 
Matrone in Judäa vor; der dep^cov Hieronymos scheint als 'Aaiapx>J£ 
gedacht zu sein. Die am Schlüsse erwähnte Reiseroute des Apostels ist 
einfach der kanonischen Apostelgeschichte (Act. 20 und 21) entnommen. 
Da letztere auch sonst in den 7tpi£ei£ IlauXou benutzt war, wie die 
Geschichte von Patroclus bei Pseudo- Linus und im griechischen Martyrium 
zeigt, so könnte auch jener Reisebericht dort gestanden haben; doch 
bleibt es möglich, dass derselbe erst auf Rechnung des katholischen Be- 
arbeiters kommt. So lange nicht noch weitere Stücke der alten rcpa^eis 



— 233 — 

oder iztploSoi IlaäXou wieder aufgefunden sind, muss das Urtheil über 
diese und manche andre Frage in der Schwebe bleiben. 

Zweifelhaft ist dagegen, ob ein andres, unter der Ueberschrift ix 
tcöv Tcpa^ewv xoö iyfou dc7coax6Xou n£xpou in einem codex 
der bibliotheca Angelicäna in Rom (cod. Angelic. B. 2. 2 saec. XI oder 
XII f. 265 u - 268 r ) erhaltenes Stück wirklich auf die alten neplotoi 
IUxpou zurückgeht. Das Stück, von weichem ich eine vollständige 
Abschrift besitze, hat die Anfangsworte Jylvexo xöv arc6axoXov IIIxpov 
SiepxeaS'ac d<; "A^wxov 1 ) xal Ttaaav teoXiv xa2 x^P av ' ^ 8 der 
Apostel am Abend auf dem Wege ist, begegnet ihm der oberste der 
Dämonen in Gestalt eines Erzengels samt sieben anderen Dämonen. 
Derselbe giebt sich auf Befragen des Apostels für den Erzengel der Ge- 
rechtigkeit, seine sieben Begleiter für die Engel des Friedens, der Ent- 
haltsamkeit, der Keuschheit, der Geduld aus, streitet dem Petrus den 
Besitz des göttlichen Geistes ab, weil er sonst hätte wissen müssen, 
wer und woher sie seien, und wirft ihm seine Verleugnung des Heilandes 
vor, wobei er aber die Magd, vor welcher Petrus verleugnete, als sein 
und der Seinigen Werkzeug bezeichnet, also aus der angenommenen 
Rolle eines guten Engels herausfällt. Petrus vermuthet in ihm den 
Drachen, der durch die Scheidewand ins Paradies eingebrochen sei und 
die Eva verführt habe. Er bezeichnet sich Brust und Stirn mit dem 
Kreuzeszeichen, ruft den Namen des Heilandes an, bekreuzigt dann die 
Dämonen und bittet mit lauter Stimme den Herrn, die Wahrheit offenbar 
zu machen. Durch das Kreuzeszeichen werden die Dämonen gefesselt, 
und vernehmen auf ihr Wehklagen die Drohung, dass sie nicht eher von 
dem Banne frei werden sollen, bis sie die ganze Wahrheit bekannt haben. 
Darauf gesteht zunächst der Oberste der Dämonen : „Ich bin der Teufel 
des Trugs, der Drache, der durch die Scheidewand ins Paradies ein- 
drang und die Eva verführte. Ich bins, der den Kain anstiftete, seinen 
Bruder Abel zu tödten, der das Ohr des Pharao verstockte, der die 
Israeliten in Knechtschaft schlug, der den Judas verleitete, Christum zu 
verrathen. Ich bins, der die Busse hasset und die Sünde liebt. Ich 
bin der Gehilfe der Hellenen und der Feind der Christen. Ich habe 
die Juden verleitet, Christum zu kreuzigen und den Barrabas freizu- 
lassen. Durch mich haben sie die Propheten getödtet. Denn ich bin 
aus eigenem Antriebe böse (aöxe£o6atO£ yap x^j xaxfa |iou). Denn 
ich bin der Oberste der sechshundert Engel, die das Gebot Gottes über- 
treten haben und aus dem Himmel gefallen sind. Denn ich habe auch 



1) Asdod im alten Pbilistorland. 



— 234 — 

den Heiland, da er Hunger litt, in der Wüste versucht; ich habe den 
Brüdern des Joseph den Neid eingepflanzt. Durch mich kommt die 
Lüge und die Heuchelei und die Verläumdung und der Hochmuth, durch 
mich Selbstüberhebung und eitles Rühmen. Denn ich bin der Fall (?) 
in meiner Bosheit (iyö) ydcp efyit rcxtöats £v x^j xaxt'qc (iou) a . Nach- 
dem der Apostel Petrus dem Obersten der Dämonen den Mund ge- 
schlossen, müssen ihm ebenso alle übrigen der Reihe nach Rede stehen, 
und bekennen sich als die Geister der Bosheit, der Lüge, des Ehe- 
bruchs, des Geizes, der Verleumdung. Als er ebenso wie die andern 
auch den siebenten befragt, erwidert dieser in längerer Rede, dass die 
Menschen , obwol sie Gottes Bild tragen , dennoch die Werke der 
Dämonen thun, lügen, lästern, verleumden, morden u. s. w. Christus 
aber sei parteiisch und während sie selbst aus dem Paradiese ausgetrieben 
worden seien und gestraft würden, nehme er Huren, Zöllner, Verleugner, 
Lästerer und Verleumder, wenn sie nur Reue zeigten, in sein Reich 
auf. Nicht sie, die Dämonen, seien es, welche die Menschen zur Sünde 
verführten, sondern diese sündigten vielmehr aus freien Stücken ; falsch- 
lich klagten sie den Teufel an, der doch ohne ihre Sünde gar keine 
Macht über sie habe. „Aller Orten giebt es Christen: mögen sie sich selbst 
vor Sünde bewahren und nicht uns beschuldigen. 44 Zur Antwort fesselt 
Petrus die Dämonen sieben Tage lang und während dieser Zeit geschieht 
keine Sünde auf Erden. Darnach bekennt der Oberste der Dämonen, 
sie hätten auf Erden das Geschäft, die Menschen zu versuchen, damit 
die Bewährten offenbar würden und die Siegeskrone im Himmel em- 
pfingen, die Verführten aber mit ihnen gemeinsam der angekündigten 
ewigen Strafe theilhaftig würden. Da lässt Petrus auf Christi Befehl 
die Dämonen von ihren Fesseln frei. 

An diese Erzählung reiht sich sofort, eingeleitet mit den Worten 
Sixacov y&p Vj|uv £cpiv>j, xexvfa, xoö xyjpö^at ö|uv xot$ dv&pcirtcots 
xaSe xA £vep*pf)|iaxa xöv 6at|i6vcov eine kurze Predigt, welche die 
Nutzanwendung der Geschichte enthält und die Hörer (oder Leser ?) er- 
mahnt, sich vor den Sünden der Hurerei, des Ehebruchs, der Verleum- 
dung u. s. w. zu hüten. „Sehet Kinder, ich habe euch vorgelegt Feuer 
und Wasser vor euer Angesicht, das Leben und den Tod (Jer. 21, 8): 
sehet also zu, das Leben und nicht den Tod davon zu tragen. 44 Zum 
Schlüsse werden die Sünder ermahnt, ernstliche Busse zu thun, damit 
Gott ihnen „die Tochter der Zerknirschung, die Busse 44 (xfjv xaxavuxxixfjv 
fruyaxlpa, x$jv (lexavotav) verleihe, damit auch ihnen dasselbe Los zu 
Theil werde wie denen, welche niemals gesündigt haben. „Denn es ist 
Eine Taufe, Ein Glaube, Eine Busse, Ein Herr Jesus Christus, aus dem 



r 



— 235 — 

und durch den alle Dinge sind. Ihm sei Ehre und Macht jetzt und 
immerdar und in Ewigkeit. 41 

Das vorliegende Stück ist also eine Busspredigt, welche die Ge- 
schichte von der Fesselung und den Bekenntnissen der Dämonen im 
paränetischen Sinne verwerthet. Dass letztere von dem Verfasser der 
Predigt nicht erst erfunden ist, darf man wohl aus der Ueberschrift £x 
T(bv ftpa£sü)v toO iytou inoaxoXou IKxpoo schliessen. Ob aber das 
aufgenommene Stück ursprünglich ein Bestandtheil der TzepioboiHizpou ge- 
bildet habe, lässt sich mit unsern dermaligen Mitteln nicht mehr feststellen. 
An gnostische Ideen erinnert höchstens der zweimal wiederkehrende 
Ausdruck, der Teufel habe die Scheidewand des Paradieses (x&v cppayjiöv 
xoO TtapaSetaoo) durchbrochen. Doch ist hieraus kein sicherer Schluss 
auf gnostischen Ursprung gestattet. Jedenfalls trägt die Erzählung in 
ihrer gegenwärtigen Gestalt ein gut katholisches Gepräge und gehört 
in eine spätere Zeit, in welcher der Sieg des Christenthums im römischen 
Reiche bereits entschieden war. Sollte sie wirklich auf einer älteren, 
den 7cepioSoi entnommenen Grundlage beruhen, so würde sie zeigen, 
dass die gnostischen Petrusacten nicht bios in Rom, sondern vorher in 
Syrien spielten. Aus der episodisch eingefügten Geschichte von der 
Eubola iu den Actus Vercellenses lässt sich dieser Sachverhalt nicht 
sicher erschliessen. 



3/ Die patristischen Zeugnisse seit Mitte des 4. Jahrhunderts. 

Die ersten Spuren einer Bekanntschaft der Kirchenschriftsteller mit 
den neploSoi üexpou und IlauXou gehen bis auf die Mitte des 3. Jahr- 
hunderts zurück. Die Geschichte von dem Hunde, der auf Befehl des 
Petrus zu Simon mit menschlicher Stimme redet, begegnet uns, wie 
wir oben gesehen S. 31 haben, schon bei Commodian (carm. apolog. v. 
618 sq. p. 19 ed. Ludwig). Auch die Grundschrift der apostolischen 
Constitutionen (VI, 9), und Arnobius (adv. gent. II, 12) setzen 
eine Form der Sage vom Sturze Simons voraus, welche, wie sich zeigen 
wird, der Darstellung der gnostischen Acten entspricht. 

Zahlreicher werden die Beziehungen auf die izzpioSoi erst seit 
Mitte des 4. Jahrhunderts. Neben Angaben, welche deutlich auf die 
gnostischen Acten zurückweisen, finden sich aber wieder viele andere, 
welche einfach auf die schon seit Ende des 2. Jahrhunderts verbreitete 
katholische Tradition zurückgehen und bei einer dritten Gruppe von 
Stellen muss es wenigstens zweifelhaft bleiben, woher sie entlehnt sind. 



— 236 — 

Nichts beweisend sind die zahlreichen Stellen, in welchen nur über- 
haupt des Märtyrertodes des Petrus und Paulus unter Nero in Rom, der 
Kreuzigung, bez. umgekehrten Kreuzigung des ersteren, der Enthauptung 
des letzteren gedacht wird '). Dagegen nehmen andre deutlich auf den 



1) Ich verzeichne, was ich gefunden habe, ohne Vollständigkeit garantiren 
zu können. Des römischen Martyriums unter Nero gedenken: Hilarius 
Pictav. in epist. ad Ephes. bei Pitra Spicileg. Solesm. I, 97 (erwähnt nur 
das Martyrium des Petrus). Athanasius apoL de fuga sua (Opp. I, 1, 331 
ed. Benedict. Paris. 1698). Augustinus enarr. in Ps. GXL (Opp. ed. Antw. 
T. IV p. 1176). Epiphanius haer. 27, 6. Leo Magnus in praef. ad codi- 
cem canon. et constit. (Opp. ed. Ballerin. Tom. III col. 23). Ueber die Todesart 
(Petrus gekreuzigt, Paulus enthauptet): Ambrosius de interpell. Job et David 
I. 1 (Migne XIV, 836) erwähnt die umgekehrte Kreuzigung. 'Nam de Petro quid 
loquar, qui crucem suam futura remuneratione indignam arbüratus, inverso 
suspendi poposcit vestigio, ut aliquid passioni sitae adderct, cuius acerbare 
ipse sibi supplicia non timeret?' Ebenso derselbe Ambros. in Ps. 118 sermo 
21, 21 (Migne XV, 1588). l Non fuit opprobrio Petro crux Christi, quae tan- 
tum ei gloriae dedit, ut inversis Christum Honorar et vestigiis'. — Hiero- 
nymus catal. vir. illustr. I: ' Simon Petrus . . . secundo Claudi anno ad ex- 
pugnandum Simonem magum Rom am pergit ibique viginti quwque annis 
catliedram sacerdotalem tenuit usque ad ultimum Neronis annum f id est quar- 
tum decimum. A quo et adfixus cruci martyrio coronatus est catfite ad 
terram verso et in sublime pedibus elevatis, asser ens se indignum qui sie cruci- 
figeretur ut dominus 9 , cap. 5 (von Paulus:) 'et hie ergo quarto deeimo anno 
Neronis eodem die quo Petrus Eomae pro Christo capite truncatur 
sepultusque est in via Ostiensi anno post passionem domini XXXV IV. — 
Gregor. Nyss. orat. VIII de beatitudinibus (Opp. ed. Paris. 1638 Tom. I 
p. 834 [854 ist Druckfehler]): x&v hnl xscpaXijv dvaaxoXoman&v (sc. 8£x***0 
6 jiaxdpioc IUxpog. — Orosius hist. adv. pagan. VII, 7, 10 (p. 455 
ed. Zangemeister): '(Nero) beatissimos Christi apostolos, Petrum crucc, Paulum 
gladio oeeidit'. — Dorotheus de Xu app. ex cod. Vindob. th. gr. 40 (Doro- 
theos A): npffixog 2£jiü)v IUxpog 6 xßW ditooxöXcov xoptxpalog . . . £v x$ 
IIövx<p xal raXaxta xal KaTtrcaÖoxia xal BiOuvla [xal iv TcaX<4 add. cod. 
Matrit. et Anonym, ap. Oecumen.] xTjpögas tö söayY^ov *oÜ xopfou 'Iifjaou 
Xpiaxoö, öoxepov £v TtojiTg bnb [lizl Matr. Anon.-Oec] Nipcovog [ßaaiX6o>c 
Anon.-Oec] oxaopoöxai xaxd xe^aXfjg, oöxeog aöxög d£ia>oag [aöxoö oöxttfg 
dguooavxog Matr. Anon.-Oec] rcafrelv. ftdrcxexai dh £v aöxfl x$ [x^| aöx$ Anon.- 
Oec] 'Ptöjig [larjvi 'Erciqpl s' 8 iaxt Vind., om. Matr. Anon.-Oec] Tcpö xpitöv 
xaXavÖöv 'IouXiwv. Darnach in cod. Vind. hinter Matthias: üaüXog Ük 6 jisxi 
xt)v dvdXyjcpiv xoö xoptou 'Irjooö Xptoxoö npo%\rftsl$ bn" aöxoö xal xolg dico- 
axöXoig ooYxaxaXsyeCg, dp£d|i6vo£ drcö 'IepoooaXTjn xijpöoasiv xö eüaYyiXiov 
xoö Xpioxoö TtpofjXftav Icog 'IXXupixoö xal xfjg TxaXfag xal xöv Z7tav£a»v, o5 
xal SiuaxoXal jieaxal Ttdo^g oo?£ag <p§povxai. lizl bh Ndpcovog xoö ßaatXitog 
d}iapx6p7jasv Sv 'Pe&ufl, ^ijv xe<paXYjv diroxji^slc W P° tpiöv xaXavöÖv TouXCag 
jiyjvI 'Ercicpl s' xal d-dnxsxat iv aux^j xfl 'Fiü\liq, ü>£ xal IUxpO£ 6 irp<&xo$ töv 



— 237 — 

Inhalt der gnostischen Acten Bezug. Dahin gehören schon alle die- 
jenigen Stellen, welche den Tod der beiden Apostel, wenn auch auf 



drcooxöXcüv. — Dorotheos B (bei Du Gange, Chron. Paschale H, p. 136): 
Ilixpov jiev xöv dito" oxoXov iv raXXCa xal iv xolg lieooyaCoiG IIövxou, xal Tiaaav 
ttjv KamtaSoxtav xal Bt\h>v£av XTjp6£a£ xö eday^iXiov jiexd xö ircava^eögai 
aöxöv drcö 'Avxtox«£ag, öoxepov 8i xal iv xf} TcaXCa «do^/ xal Tc&jifl, Iv$a 
xal Ö7iö Nepcüvog oxaupco&slt iv aöx*g x*j} Tcüji-q $ditxsxai rcpö xpiföv xaXavÖföv 
*IooX£o>v (Paulus fehlt). — Pseud-Epiphanios cod. Paris, gr. 1115 f. 233u: 
SCjitüv Üixpog ö x<öv dnooxöXcov xopoqpalog o>G Öid xöv iitioxoX&v aöxoö <pa£ve- 
xai dijXföv iv Ilövxq) xal TaXaxCa xal Karcrca&oxta xal Bi&ov£a xal iv TtaXfa, 
*Ao£a xal iv x<j> *IXXopix$, £xijpu£e xö söayY^Xtov xoö xoptou Vjfiöv Trjaoö 
XptoxoÖ. öoxepov di iv*P<üjifl ircl Nipwvog ßaoiXia>£ oxaupoöxai xaxd xscpaXfJs, 
auxoö oöxoo TiaO-slv d£ia>aavxo£. S-drcxsxai 8e iv aöxfj xfl 'Pwjitj rcpö xpiffiv 
xaXavÖöv louXtov, ö ioxi 'Eixtqpl, Ilaüvl 8s %r{ 8 ioxiv loöviog. Darnach hinter 
Matthias: üaöXog öe 6 dnöaxoXog p.exd xtjv 8lg oöpavöv xoö xupfou dvdXy]<|" v 
fjp^axo xTjpöaoetv xö eöaYYiXiov xoö xoplou. dp£djisvog drcö *l8poaoXu|xo)v, 
itpo^XO-sv Scog xoö 'IXXupixoÖ xal TcaXCag xal xfjc 2«av(ag. o5 xal imoxoXal 
psxd aocpfag nap* ^jjitv «pipovxai. inl 8e Nepcovog xoö uloö KXauöCou xoö ßaai- 
Xiö)g iv z% nöXsi 'Pwji^ xtjv xscpaXrjv drcexjiij&T). ejj-apxöpyjosv 'Ercicpl s' rcpö y' 
xaXavööv 'IooXtov xal ixsl ixdcpTj icXtjoCov xoö &y(ou drcoaxöXoo Ilexpou. ixsl 
slotv Sö)g a>j|ispov iv Xpiox$. — 

Pseudo-Hippolyt indic. XII app. (bei Combefis auctar. novum n. 
831 sqq.): Ilixpoc jiev iv Hcvxq) xal TaXax£a xal KamtadoxCa xal BtO-uvfqc xal 
TcaXCa xal *Aa£a X7jp6£a£ xö eöaYY^ t0V > öoxepov örcö Nipcavoc iv 'Pcöjig 
oxaupoöxai xaxd x&9aXfj£ oöxcog aüxoö dgicäoavxog rca&elv [xal tataxexai 
ixet add. codd. Goislin. 120. 296. Paris, gr. 1555 A]. Darnach (hinter Mat- 
thias): üaöXog S& [lex" iviauxöv 8va xffc xoö xuptoo [XpiaxoÖ Combefis] dva- 
Xfj<|>ea>t 8loi)X$8v slg xtjv diiooxoXifiv, xal dp£djievo£ &nb 'IspouaaXyjp. npofjX^ev 
§©€ xoö *lXXupixoö xal 'IxaXCag xal Urcavias XYjpuoocov xö eöaYY^^tov lxtj Xe'. 
4tcI tk Nipcovog iv "Pwjifl t^v xscpaXTjv dicox{iv]delg ä-drcxexai ixsl. — Anonym, 
apud Oecumen. (ebenfalls hinter Matthias): üaöXog 6 dnöoxoXoc ^pgaxo 
dnö Aafiaoxoö (folgt eine längere Erzählung von den Thaten und Schicksalen 
des Apostels bis zu seiner Predigt in Rom; die Schlussworte lauten:) öoxepov 
iv aöx$ T(ojit3 ip.apx6pY]osv. Hieran reiht sich sofort der Text: 'Eni Ndpcovog 
xoö Kataapog Ttöjiattov iiiapxöprjaev aöxöO>i IlaöXog 6 dicöoxoXog gCqpet xyjv 
x69aX7jv drtoxjiyjO-s^ , iv x$ xpiaxooxq> xal ixxft ixei xoö otoxTjptou 7cdd*ou{;, 
xöv xaXöv dyc&va dYcovtod|ievog iv 'Pojji^ xxX. — Derselbe Text begegnet uns in 
dem papxöpiov des Paulus aus dem Jahre 396. Dasselbe findet sich 
handschriftlich z. B. cod. Vatic. 370 f. 80; 973 f. 102; 1270 f. 54; Vatic. 
Palat 10 f. 4; 204 f. 178 u ; Regin. Suec. 29 f. 106 und ist auch gedruckt bei 
Euthalius epp. Pauli ed. Zacagni vet. monum. nov. collect, p. 535 sq. Das 
Martyrium findet sich hinter dem Prolog zu den paulinischen Briefen (p. 515 sqq.)) 
darin die Tita, welche mit den Worten beginnt üaöXoc 6 dnö'oxoXot 'Eßpatog 
pev fjv xö Y ivo C &* (poXifc Bsvtajiiv, ^apioatog bk xtjv atpsatv und welche am 
Schlüsse (p. 522 sq.) die Worte des Martyriums paraphrasirt. Die Tita bei 
Oikumenios üatiXog 6 dnöoxoXo^ dicö Aajiaaxoö ^pgaxo findet sich ebenfalls 



— 238 — 



denselben Jahrestag, so doch in ein verschiedenes Jahr verlegen, oder 
doch der Meinung Erwähnung thun, dass die beiden Apostel nicht in 



handschriftlich als besonderes Stück z. B. cod. Regin. Suec. append. 50 f. 118. 
Vatic. Palatin. 10 f. 2 ; 38 f. 1—3. — Die Texte des Dorotheos und Pseud- 
Epiphanios kehren mit geringen Abweichungen auch anderwärts wieder. So 
in der oövagig xöv TtjiCoov drcoaxöXcüv (codd. Paris. 1587. 1588): üixpog 
6 drcöoxoXos xal npöxoc jia^T^C- rcpöxepov jiiv Sv 'IouÖaCa, elxa Sv \Avxioxsta, 
Ircsixa &v IIövTcp xal raXaxta xal Kamcadoxta, "AaCa xs xal BiOuvfa" xaxijXO-sv 
|i^xpt 'PöjiTjg aöxijg' xal Öid xö TiapsuSoxiji^aou auxöv 4v xotg 3-a6|iocaiv slg x6v 
2£jiu>va jidyov, urcö N£po>vo£ oxaupw^-slg xaxd xeqpaXyjc xeXeiotJxai. — HauXoc 
6 navsöcfYjjiog xal xopoqpalog xöv ditooxöXcov xal xqi MXq> xal x^ slg Xpiaxöv 
rcCaxei rcdvxa£ xoi>g drcooxöXouG u7t£pßaXu>v* drcö 'IepouaaX^pL ix&XP 1 x0 '3 'iXXupi- 
xoö xyjp6£a£ xöv Xpiaxöv xal xaxaXaßöv xyjv Tcöjiatov rcöXiv, &rcö N£pa>voc xijv 
xs^aXijv d7:ex|nj^. — Menologium Basilii in der oövagig xöv aytcov iß' 
arcoaxöXoJv zum 30. Juni (ed. Albani III, 146 ; Migne ser. gr. CXVII, 516) : TSaiio 
xoivuv tc&v npöxo£ &7ca£vo)v £rcd£io£ IHxpog, 6 ötdiwpoc jiaOTjxr^, 6 bnb Nipawog 
xaxd xscpaX^ axaupw^edg. äeöxspog IlauXog, xö oxsOog xifc SxXoYfjg, 6 Oit* aüxoö 
dnoxscpaXio6-eC£. — MenaeaGraecorum zum 30. Juni (ed. Venet. 1683 S. px&') : 
IUxpog drcöoxoXog xal npöxog xöv jiatbjxöv' rcpöxspov ydp xö eöayySXiov xtj- 
pögag Sv 'AvxioxsCa xxX. (von da an wörtlich wie in codd. Paris. 1587. 1588). 
IlaOXog 6 drcöaxoXog xal xopuqpalog xöv dnoaxdXcov x$ (^Xcp xxX. (von da an 
wörtlich wie in den genannten codd.). Die Menaea zum 29. Juni (ed. Venet. 
1683 S. piC) schicken die Verse voraus: 

2xaöpü>oi£ etXs xr/puxa Xpiaxoff IHxpov 

Tojnj fcfe IlaöXov xöv xe|iövxa xtjv rcXdvYjv. 

TX-g Svdxfl axaupöv IUxpog slxddi dop <5 IlaOXog. 

Dann folgen über Petrus die Notizen über seine Familienverhältnisse, und von 
den Worten an xal Xomöv xTjpögag 6 IUxpog xö eöa*ry£Xiov 4v lot>8a(a xal 
"Avxtoxsfa xal iv üövx(p xal TaXaxCa derselbe Text wie in der aöva£i£, nur 
mit abweichendem Schlüsse : (nach Stjitova jidyov) aöxö$i Nipwvog ön&pxovxo^ 
oxaüptoO-elg xaxd xecpaXTjs <*>G aöxög &g7jx>5oaxo , xö jiaxdpiov xSXog SÖSgaxo. 
Ilicran reiht sich die Personalbeschreibung ^v bk x-ijv löiav Xsuxög xxX. Es 
folgt die vita Pauli '0 bh dytog üaöXos 'Eßpatog |i£v fjv xö yivoc xxX. (s. o. 
Euthalios). Die Schlussworte lauten: xal Sv 'Ptojig xaxavxijoa^, xal öidd^ac 
itoXXoöc, gxsTos xöv ßtov xaxiXuos, XP 0V0V öaxspov jiexd IIsxpou xöv aux^va 
TirqtaCg. ** 8& x5)g rcXijyfJg drcoppeöaai 9aalv atjia oOv ydXaxxi. 
el bk. xal öoxspov ixsXsKoO-Tj 6 ptaxdpco; IlaOXog x^ XP* V( P> a ^* ^ v ^ v ^ tiit<P 
£x£*bj aöxoO xd XsCcpava. Daran reiht sich wieder die Personalbeschreibung 
$jv bk x'Jjv lö^av 6 (iaxdpiog dnöoxoXoc XT ^- ^ ß r Schluss des Artikels über 
Paulus ist der einzige dieser Texte, der eine Bekanntschaft mit den gnostischen 
Acten verräth. Derselbe Text mit geringen Abweichungen findet sich auch in 
einer Moskauer Handschrift in der Collection Sewastjänow, sect. graec. Nr. 33 
f. 417 unter der Ueberschrift iiv^jjlt] töv dyteov dnooxöXcov xal xoptxfaCwv 
nixpou xal IlauXou und mit den Anfangsworten xoöxoig x£va ft*puJ>p.iov ö«ö- 
^■eotv jieCCova dv xtg Snivo^oete xxX. Ich verdanke eine Abschrift der Güte 



— 239 — 

demselben Jahre gestorben seien. So zunächst der nnter dem Namen 
Angustinsals sermo V in natale apostolomm Petri et Pauli enthaltene 
Sermon eines unbekannten Autors, mit welchem zwei andre von Mai 



des Herrn Sokoloff. — Nike tas David in dem Enkomion auf Petras nnd 
Paulus (bei Combefis Auctar. noviss. II, 331) wiederholt nur die herkömmlichen 
Notizen: xal ngxpog piv xqi axaupQ xag fspag xe xal Tipeaßoxixag naXd^ia^ 
ixrceitsxaouivos' xal xdxa> jiiv rcp&g rg y*8 t ^ v xe^aX^v, dv<o S& icpög oupavöv 
Toug Tcööag dTtyjtopTjjidvo^ <*>£ av xal xfj öjiotöxTfjxt xoö ftd&oo£, xal xfl avojioiö- 
xrjxt x6v diddoxaXov äogdaeiev. IlaGXoc öfe xtjv öit£pxi|iov xapav ötnox^TjO-elc 
xal x6 öaxipTjjia xaüxTj xwv na^ptaxwv XptaxoO 7C67EX7)pa>xa>£ , ouxoo vsvCxaoi 
x6v xöopov. — Von den späteren Lateinern Bind noch anzuführen: Gregor. 
Turon. glor. mart. I, 28 p. 750 Ruinart: 'Sanctus vero Petrus apostolus . . . 
cum post Neroniana ac Simoniana betla ad crucem venisset, impleto tarn 
felicis trophaei certamine, resupinis ad caelum vestigiis se expetit crudfigi, 
indignum se vociferans ut dominum exaltari: sicque dirigens spiritum vivacem 
in astra, sepultus est in templo quod vocitabatur antiquitus Vaticanum' (die 
Worte über Paulus s. u.). — Ferner das Breviarium apostolomm (gedruckt 
bei d'Achery Spicileg. II, 25 sq. ed. Paris 1723, auch bei Martine et Durand. 
Thesaur. nov. anecd. III, 1549 sq., handschriftlich in den codd. Paris, lat. 2136. 
12604. S. Genovef. Paris. H 1 10 und mit Zusätzen in Paris, lat 2543): l Symon 
qui interprttatur obediens, Petrus agnoscens , filius Johannis, f ratet Andreae 
dicitur. Ortus vico Bethsaida provinciae Galilacae, qui propter Symonem 
magum licet occutto dei nutu Romam per venu ibique praedieans evangelium, 
XXV annorum eiusdem urbis tenuit pontifieatum. Sexto autem et ricetsimo 
anno post domini passionem sub Nerone Caesare ut voluit eruce suspensus est. 
euius natalidum 111 hol. Julii celebratur. — Paulus qui interpretatur pius, 
ortus ex tribu Beniamin, apostolus gentium, hie secundo post ascensionem 
domini anno baptieatus est et sub Nerone Romas eodem die quo et Petrus 
eapite truncatus ibique sepultus est II kl Juli?. Pseudo-Isidorus de vita 
et obitu sanctorum (Basler Orthodoxographa II, 597) * Simon Petrus (zuerst 
Biblisches, darnach:) 'Simonetn etiam magicis artibus caelum conscendentem 
ad terram elisit. Hie postquam Antiochenam fundavit ecclesiam, sub Claudio 
Caesare contra eundem Simonem magum Romam pergit,- ibique praedieans 
evangelium viginti quinque annis eiusdem urbis pontifieatum tenuit Sexto et 
tricesimo anno post passionem domini a Nerone Caesare in urbe Roma deor- 
sum ut ipse voluit [eapite] crueifixus est Sie post apostolicum meritum etiam 
martyrio coronatus, sepultus Romae in Vaticano secus viam iuxta vicum [sie] 
triumphalem 9 . Die Worte von *Hic postquam 9 bis 'crueifixus est 9 auch bei 
Freculf chron. II, 1, 10. — Dann folgt der Abschnitt über Paulus. Der 
Schluss lautet: *ad ultimum a Nerone caedttur eo die, quo et Petrus crueifixus 
est. Sic enim oportuit, ut qui sünul confessi sunt, uno die eoronarentur. 
Sepultus est Romae via Ostiensi anno post passionem domini septimo et tri- 
cesimo, tertio ab Urbe milliario contra occidentalem plagam\ Weit kürzer 
Freculf chron. II, 1, 17 : *hic ergo Xllll Neronis anno eodem die quo Petrus 
Romae pro Christo eapite truncatur. Sepultus est in via Ostiensi anno post 
passionem domini septimo et tricesimo 9 . 



— 240 — 

edirte pseudoaugustinische Sermonen zu vergleichen sind 1 ). Ferner 
Prüde iitius in dem zwölften Hymnus ntpl Sxecpavöv, welcher der 
Passion der beiden Apostel Petrus und Paulus gewidmet ist 2 ), die oben 



1) Augustini opp. T. V appendix, sermo 205 p. 240 ed. Antwcrp. 1700: 
*Currunt utrique ad pahnam martyrii et uirique perceniunt ad coronam: non 
quidem eodem temporis cursu, sed eodetn anni revertentis occursv. Petrus 
pro Christo eapite deorsum in ligno suspenditur, Paulus pro Christo pugione 
truncatur. lue propriis gressibus proficiscebatur ad Christum, oculisque 
superiora respiciens beatum spiritum deduQcbat ad caelum. Iste cervicem cur- 
vabat ad poenam et afferebat verticem capitis ad coronam'. Pseudo- 
Angustin. sermo XIX de natali app. Petri et Pauli bei Mai Nova Patr. 
Bibl. I, 1, p. 40: 'Units dies duorum martyrum et duorum apostolorum, quan- 
tum ecclesiae traditione percepimus, non uno die passi sunt et uno die 
pa8si sunt 1 . Sermo L de nat. app. Petri et Pauli ibid. p. 101 wird dagegen 
dieselbe Angabe ahnlich wie im decretum Gelasii ausdrücklich verworfen: 
l Nam unus dies duorum martyrum est et duorum apobtolorum, quantum ecclesiae 
traditione pereepimus: nam non diverso, sicut quidam garriunt, sed uno tem- 
pore, uno eodemque die gloriosa morte in urbe Roma sub Caesare Nerone 
agonusanles coronati sunt', 

2) Prudentius nepiaxeqpavc&v hymn. 12 v. 3 — 28 (p. 152 sq. ed. Heinsius): 

Festus apostolici nobis redit dies triumphi 

Pauli atque Petri nobilis cruore. 
5 Unus utrumque dies pleno tarnen innovatus anno 

Vidit superba morte laurcatum 
Seit Tiberina palus quae flumine labitur propinquo 

Binis dicatum caespitem tropacis, 
Et crucis et gladii testü : quibus irrigans easdem 
10 Bis fluxü imber sanguinis per herbas. 

Prima Petrum rapuit sententia, legibus Neronis, 

Pendere iussum praeminente ligno. 
Ille tarnen veritus celsae decus aemülando mortis 

Ambire tanti gloriam magistri : 
15 Exigity ut pedibus mors um caput imprimant supinis 

Quo spectet imum stipitem cerebro. 
Figitur ergo manus subter, sola versus in cacumen: 

Hoc mente maior quo minor figura. 
Noverat ex humili caelum citius soler t adiri: 
20 Deiecit ora t spiritum daturus. 

Ut teres orbis Her flexi rota percueurrit anni, 

Diemque eundem Sol reduxit ortus; 
Eoomit in iugulum Pauli Nero fervidum furorem: 

Jubet feriri gentium magistrum. 
25 lpse prius sibimet finem cito dixerat futurum : 

Ad Christum eundum est, iam resolvor t inquit 
Nee mora protrahitur, poena datur, immolatur ense: 

Non hora vatem, non dies fefellit. 



— 241 — 

erwähnten griechischen Chronisten, welche die (katholischen) 7cpdt£ei£ 
töv iyfwv dtaoaxäXcov benutzen, Nikephorosin derEirchengeschichte 
(11,37) ^Michael Glykas in seiner Chronik 2 ), sowie die bereits be- 
sprochene, unter dem Namen des Symeon Metaphrastes erhaltene 
vita Petri et Pauli; 8 ) von lateinischen Schriftstellern späterer Zeit noch 
Gregor von Tours 4 ), Isidor von Sevilla*), der Dichter 
Arator 6 ) und die in der Abdiassammlung enthaltenen virtutes Petri 

1) Nike p hör. H. E. II, 37: oöx dyvoö ye ji^v, ö>g elolv ol Xifouow 
|isxd &v6g XP^ V0U napiXsuoiv, xaxd ttjv aöxrjv ^jiipav x$ |iapxup(cp xdv xal 
üaöXov xeXtuo&Jjvai. 

2) Michael Glykas annal. (p. 437 sq. ed. Bonn.): oSxog ö Tia^Capog 
(Kipcov) . . . xot>$ xopixpaCoug dvaipet, ä>g p,iv Eoxopixod xiv»g txepoi Xiyouotv, 
fev ^(tipa |u$ xal x$ aöxfj, &v &\\<p tk xal d&Xcp trat» ä>g $s Eöoäßiog Ä xoö 
üapicpCXou, xal ixet x$ aöx$ xal %6pa xfl aöxfl. dXXd TepxooXXiavög xtg 
dvyjp xöv inl Tcftpty XajiTipöv xal rdl'og dvTjp ixxXrjoiaaxixös xal Aiovöotog 
intoxorcog Kop(v$ou Ypd^ouot xaS-' 8va xaipöv xal 6|io0 jiapxupfjoai IUxpov 
xal IlaOXov, xpiaxaiÖexdxcp Exti xfjg ßaoiXsCag Nipcovog. 

3) Tn6pivv])ia iwpl xöv dytov dnooxöXuv IUxpoo xal IlaöXou §. 27 in 
Actis Sanctorum Jon. T. V p. 423: ot jisv o5v xopuqpaToi xal %-bXoi dnöoxoXoc 
&g qp$daavxtc i€t$6iit&a, xpioxaidsxdxcp Ixsi xoö Nftpcavog xsXeioOvxai, xiv dt 
xaxdpaxov 2£|M»va rcspl xd jiioy] nou xöv xpävcav KXaodCou xöv Ix$i<rcov jiöpov 
avtvirxao&ai. X*Youot 8i xtveg, ftpoXaßttv jiav xöv IUxpov iviauxöv Sva xal 
xö paxdpiov ftxatvo xal ötonoxixöv 8ft£ao$ai itd&og, xtjv ^ u xV töv npoßdxov 
npoe^|i«vov* dxoXotriHjoai öfe xoöxtp xöv ii&rav dnöoxoXov IlaöXov, ä>$ 'IouoxTvoc 
xal Elpvjvatöt qpijaiv, i^' ÖXoig ixaoi rcdvxs xdg ouvdgsic xal -xdg dvxi^ioaig 
apö xfjg sie Xpioxöv dvaXöatcag xa&' §auxot>£ noiou^ivoug. Beide Apostel 
h&tten hiernach fünf Jahre lang in Born zusammengewirkt. Hiernach ist die 
Angabe in meiner Römischen Petrussage S. 163 zu berichtigen. 

4) Gregor. Turon. glor. martyr. c. 28 (p.,504 ed. Krusch [Script, rer. 
Meroving. T. I P. II]; p. 751 ed. Ruinart): ' Paulus vero apostolus post revo- 
lutum omni circulum ipsa die, qua Petrus apostolus passus, apud urbem 
Romain gladio percussus occubuif. 

5) Isidor Hispal. de Tita et obitu sanctorum (in den Basler Orthodoxo- 
graphis II, 597): '[Simon Petrus] sexto et tricesimo anno post passionem 
domini a Nerone Caesare in urbe Borna deorsum ut ipse voluit [capite Fre- 
culph] erucifiaeus est* — [Paulus] eo die, quo et Petrus crucifixus est . . . 
SepuUus est Romas via Ostiensi anno post passionem domini tricesimo septimo, 
tertio ab urbe miUiario contra occidentalem ptagam\ Isidor hat seine Nach- 
richt aus einer alteren Quelle geschöpft Ohne den hierdurch entstehenden 
Widerspruch zu beachten, schreibt er nach 'Petrus crucifixus est 1 : 'Sic enim 
oportuit, ut qui simul confessi sunt, una die coronarentur 9 . Die betreffenden 
Worte fehlen bei Freculph. 

6) Arator ad Vigil. et Florian, de apost. hist. lib. II (Bibl. Patr. Maxim. 
Lugd. X, 141): 

Urbis cogü honor subüdus ut audiat orbis 
Dignaque materies Petri Paülique Coronas 

L ips i u s , Apostelgeschichten. II, 1. 16 



— 242 — 



et Pauli. Wie bereits oben S. 172 bemerkt wurde, schreibt das decretum 
Oelasii (de libris recip. n, 2) die Annahme eines verschiedenen Todes- 
jahres beider Apostel den „Häretikern 14 zu 1 ). Die Identität des Todes- 
tages (29. Juni) setzt bereits die katholische Tradition voraus, welche 
sich frühestens gegen Ende des 3. Jahrhunderts fixirt haben kann ; die 



Caesarea* superare minas ei in arte tyranni 
Pandere iura poli summumque in agone tribunal 
Vincere, ne titulos parvus contingeret nostis 

Bis etiam germanus amor, quibus amplius actus 
Quam natura dedit, geminos quos edidit astrtSj 
Non eadem, tarnen una dies, annique voluto 
Tempore saeravit repetitam passio lucem 
Et tenet aeternatn socialis gloria palmam. 

1) Völlig dahingestellt muss es bleiben, ob die Nachrichten der späteren 
Kirchenlehrer aber die Reise des Paulus nach Spanien direct oder 
indirect auf die «epioöot HauXou zurückgehen. Wie oben 8. 174 flg. bemerkt ist, 
findet sich die spanische Reise des Paulus allerdings in den Actus Vercellenses, 
ferner (S. 220) in dem theilweise aus den nepCodot geschöpften öit6fivr)}ia rcspl 
HauXou und (S. 227) in den Annalen des Michael Glykas erw&hnt Aber die be- 
kannte Notiz im Muratorischen Fragment oben S. 21 scheint unabhängig von der 
gnostischen Legende direct aus Rom. 15, 24 erschlossen zu sein, und dasselbe dürfen 
wir wol auch von den patristischen Angaben urtheilen, die uns seit Ende des 
4. Jahrhunderts häufig begegnen. Eusebios erwähnt in der bekannten Stelle, 
in welcher er des aus 2. Tim. 4, 16 entstandenen Gerüchtes (Xöfoc ixet) von einer 
Befreiung des Paulus ans der (ersten) römischen Gefangenschaft gedenkt, von 
einer Reise des Apostels nach Spanien nichts, und Ränan (der Antichrist, deutsche 
Ausgabe S. 84 Anm.) urtheilt vielleicht nicht mit Unrecht, dass die Tradition 
über die spanische Reise des Paulus in der kirchlichen Meinung des 3. und 

4. Jahrhunderts mit einer gewissen Ungunst belegt war, weil man a priori die 
Erzählung vorzog, nach welcher Paulus mit Petrus als Märtyrer in Rom gestor- 
ben sei und weil die spanische Reise dieser Erzählung zu widersprechen schien. 
Dagegen erwähnt Epiphanios (haer. 27, 6) die spanische Reise des Paulus ein- 
fach als geschichtliche Thatsache; und dasselbe ist bei einer Reihe anderer, 
theüs gleichzeitiger, theils späterer Schriftsteller der Fall. Vgl. Athanasius 
epist. ad. Dracontium c. 4 (Opp. I, 265 ed. Paris. 1698) ; Cyrillus Hieros. catech. 
17, 13 (Opp. p. 243 ed. Mffles Oxon. 1703); Chrysostom. hom. in Matth. LXXV 
(Opp. T. VII, 725 Montfaucon) und zu 2. Tim. IV (Opp. XI, 724 Montfaucon); 
Hieronymus in Jes. lib. IV zu c. 11 (Opp. IV, 164 Vallarsi); Theodoret zu $> 
116 (Opp. ed Schultze I, 1425), zu Phil. I, 25 (Opp. HI, 451) und zu 2. Tim. IV 
(Opp IH, 696) ; Gregor. M. Moralia in Job XXXI, 12 (Opp. I, 1091 ed. Basil. 
1564); Dorotheus A ex cod. Vindob. th. g. 40 (oben S. 236); Pseudo-Hippolyt. 
bei Combefis (oben S. 237); Pseud-Epiphanios ex cod. Paris, gr. 115 (oben 

5. 237); Pseudo-Isidor. de vita et obitu sanctorum in den Basler Orthodoxogr. 
II, 597 (auch bei Freculf chron. II, 1, 17). 



— 243 — 

Verschiedenheit des Todesjahres aber führt auf eine Darstellung zurück, 
welche die Passionsgeschichten beider Apostel getrennt behandelt oder 
doch nur in einen ganz äusserlichen Zusammenhang gesetzt hat. Nach der 
seit Ensebiosin der katholischen Kirche herkömmlichen Rechnung wird das 
Todesjahr der beiden Apostel auf das 13. Jahr des Nero, oder auf das 
sechsunddreissigste Jahr nach Christi Passion, bez. auf das neunund- 
sechzigste Jahr nach Christi Geburt verlegt, oder wenn man als gemein- 
sames Todesjahr das 14. Jahr des Nero zählt, auf das siebenund- 
dreissigste Jahr nach Christi Passion. Ersteres z. B. in dem Martyrium 
des Paulus aus dem Jahr 396 *); letzteres bei Hieronymns (vir. illustr. 5 
vgl. chronicon ad ann. 2084 Abr.). Mithin verräth sich deutlich der 
Einfluss der gnostischen Passionen, wenn Pseudo-Isidor(de vita et 
obitu sanctorum) den Petrus im 36., den Paulus im 37. Jahre nach Christi 
Passion Märtyrer werden lässt (oben S. 241). Dagegen muss es zweifelhaft 
bleiben, ob dasselbe auch von der Angabe des Nilus und der grossen 
griechischen Menäen gilt, dass Paulus später als Petrus Märtyrer 



1) Die Anfangsworte des Martyriums sind oben S. 237 Anm. mitgetheilt 
Der Vollständigkeit halber stehe hier der ganze wesentlich chronologische Angaben 
enthaltende Text: 'Eni Nipuvog xoö Katoapog Teujiaiwv ijiapxöpTjoev aöxöä-i 
üadXoc 6 dwöaxoXog, gtyei ttjv xtcpaXJjv dLTzo-zprftels, iv t$ xpiaxoax$ xal 8xxq> 
Sxtt toö oö)T7jp(oü itd^oog tdv xaXöv dyfiWa *yamodpL»vO£ ^ v "P<&|»fl, niiiiccg 
Vjjiipa xaxd 2upojiaxeö6va^ üaväjiou pt^jvög, ^Ti£ Xiyoixo av «apd AlyotrcCoic 
TSiwqpl e', rcapd 81 TcüjiaCotg ^ rcpö xptöv xaXavdffiv looXCcov, xa(K fjv ixcXeito^T] 
6 &f t0 € fotäoroXoc x<p xax' aüxöv jiapxüp£(p, fe£yjxoax$ 81 xal ftvvdxcp Ixei xfjg 
xoO owTfjpog ^|iÖv ItjooÖ XpioxoO napoooCag. TSoxlv o5v 6 n&g XP^ V0 C *6 o& 
ijiapxuprjaa xptaxöota xpidxovxa Ixt) jiixP 1 X *)C rcapoöoyjg xaöxjjg öitaxeCac, 
xexdpxrjg jifev 'ApxaStou, xpixijg 8s 'Ovoptoo xöv öuo döeX^Öv Aötoxpatöpcov 
AÖYOuaxtov, ivvdxTj^ Iv&ixxi&voc xijc itevcexaidexaexTjpixfjc Tieptdöou, ptrjvög 
'IotivCou, elxooxfl ivvdxTj i^jiipqt. oxCxoi ig\ — Hiernach berechnet auchEutha- 
lios (bei Zacagni p. 1. c.) die Zeit des Paulus. Derselbe setzt (p. 530) den 
Anfang der Predigt des Paulus ins Jahr nach Christi Passion, also nach der 
Berechnung der xP 0Vt *° l xavövsg des Euscbios ins 19. Jahr des Tiberius. 
Dann f&hrt er fort (p. 532): jieTdtteixa ös xaO-oXix&v fcxivijae (6 Nepeov) 8iü>y- 
jiöv xaxd xöv Xpioxiavföv xal oöxwg StxI xdg xaxd xtöv dicooxöXcov irc^p^hj 
a^pa^dg. jisxaoxsiXdnevog yoOv töv IlaGXov a5th£ x$ ßijpiaxt rcapiax$. ouv^Xfts 
5e «dXiv 6 Aouxag aöx$. SvO-a öyj ouvißyj xöv IlaOXov xptaxoox^ Ixxcp Ixet 
xoO oo)XTjptou Tcd^oog, xpioxaidsxdxq) ük Nepo)vo£ (lapxupfjoai, §£qpsi xtjv xecpaXfjv 

dÄOXjiTj&ivTa. Soxlv o5v Ö tc&€ XP^ V0 S T °8 X7jp6Yjiaxog IlaöXou etxooi 

xal £v äxog, xal Ixspa 8öo Sxr), & öisxSXsoev 4v t$ xaxd Kaiadpeiav 8sap.ümrjp((p. 
ixpög &fe xoöxoig rcdXiv xd 4v Tü>|i^ Ixspa Ööo §xtj' xal xd xeXsoxata Öe 6xyj 
Wxa, öoxe ioxl xd ixdvxa §xtj drcd xf^g xXijoecog aöxoö ji^XP 1 T ^)€ xsXewüocwg 
xptdxovxa xal rcdvxs. 

16* 



— 244 — 

geworden sei '). Denn diese findet sich, auch wo die katholische Tradition 
über das Ende der beiden Apostel festgehalten wird, in zweifacher Ge- 
stalt: entweder so, dass beide an demselben Tage, aber Panlns nach 
Petrus, oder so, dass Paulus einen Tag nach Petrus, also dieser am 29., 
jener am 30. Juni gestorben sei. Erstere Ansicht wird in einem pseud- 
augustinischen Sermon als eine überlieferte bezeichnet 2 ). Letztere findet 
sich z. B. im Sacramentarium Gregor 's des Grossen, wo zum 29. Juni 
l natale sancti Petri 1 zum 30. Juni l nataie Sancti Pauli 1 bemerkt ist 8 ) 
und demgemäss auch die i commemoratio Pauli' auf den letzteren Tag 
verlegt wird. Ebenso setzt das Breviarium apostolorum das natalicium 
des Petrus m kal. Jul., die Enthauptung und Bestattung des Paulus 
II kal. Jul. an 4 ), wogegen die übrigen Kaiendarien und Martyrologien 
der lateinischen Barche 5 ), ebenso wie die Griechen, Syrer, Armenier, 
Kopten, Aethiopier den 29. Juni als gemeinsamen Todestag beider 
Apostel feiern ). 

Auf den Inhalt der gnostischen Acten nehmen ferner Bezug eine 
Anzahl von Erzählungen, welche über die Apostel Petrus und Paulus, 



1) Nil üb apud Photium bibl. cod. 276 (Nili opp. ed. Migne ser. gr. LXDC 
col. 1500): 'Idbtcoßog dc.neiip.yeio xal Uiipo$ dXXog ndXiv u-dprug dvtqpörco. 
oSxog igsxircrsTO xal IlaöXov &XXo xXf)u.a noXöxapitov ^ f>l%>oc. npoößdXXsxo. 
Die Stelle der Men&en s. oben S. 238. 

2) Pseud- Augustini serm. LIV de nat. app. Petri et Pauli bei Mai Nova 
Patr. Bibl. I, 1 p. 107): l Benc sibi occurrerunt ad unum diem, ut quünu fuü 
communis praedieatio civitatis, una esset sors individuae caritaiis. Sans sicut 
traditum hdbemus primus Petrus passus est; oportebat enim vocationis ordi- 
nemetin morte servari: deinde beaHsÜmus Paulus, novissimus quidem aposto- 
lorum, sed magister gentium 9 . 

3) Sacram. Gregor, in Liturg. Roman, vetus ed. L. A. Muratori (Venedig 
1748) T. n col. 102 u. ICH. 

4) S. oben S. 239 Anmerkung. 

5) So das martyrolog. Hieronym. in sammtlichen Texten, das martyrol. 
Roman, parvum, das kalendarium Romanum des Fronto (ed. Fabricius Hamb. 
1720 p. 209) und alle Sp&teren. Eine Ausnahme macht nur das Kalendarium 
des Polemius Sylvius vom Jahre 448 (acta Sanctorum Jon. Tom. VII p. 179 ; 
Ruinart Acta martyr. III p. 415). Dasselbe erwähnt den Todestag beider 
Apostel nicht zum 29. Juni, sondern VIII Kal. Mart. (22 Februar) mit folgenden 
Worten: 'Deposüio 88. Petri et Pauli. Gara cognoiio, ideo dieta, quia turne, 
etsi fuerint vivorum parentum odia, tempore dbitus deponantur\ 

6) Doch feiern die heutigen unirten Armenier den 6/18. Juli, die Grego- 
gorianer den 26. Dec/7. Jan. Das von Malan herausgegebene äthiopische 
Certamen apostolorum nennt wol irrthümlich als Todestag des Petrus den 
14. April, das äthiopische Kalendarium Ludolfs als Passionstag beider Apostel 
den 14. Hamle (8. Juli). 



— 245 — 

beziehungsweise über den Magier Simon bei verschiedenen Kirchen- 
schriftstellern sich finden. 

Besonders häufig begegnet uns der Zug, dass bei der Enthauptung 
des Paulus eine Milchwelle aus seinem Nacken hervorsprudelt. So ums 
Jahr 400 bei Makarios Magnes, welcher ziemlich eingehend von den 
Martyrien der beiden Apostel handelt, und sich hierfür ausdrücklich 
auf Erzählungen, die zu seiner Zeit umliefen, beruft 1 ). Ferner er- 
wähnen denselben Vorgang ein bald dem Augustinus, bald dem 
Ambrosius zugeschriebener Sermon 3 ), Gregor von Tours 8 ), Pseudo- 



1) Macarius Magnes IV, 14 p. 181 sqq. ed. Blondel: Aomöv ttjv öitö&eoiv 
Ilixpou xal IlaöXot) xal xföv <5p.0YVü)p.öva)v aöxolg &iuaxercx£ov n(b$ sItküv 
Ilixpcp *B6oxs xa dpvta p,ou' xal IlaöXcp 'AdXei, p.73 oiäna, öxi jiexd aoö sljit 
xal o&Stlc xaxeooet oe', &(iqpQx6pot>c didcpopov xip,ü)p£av digacröai auvex<öpi)oev. 
"Ov |iiv ydp o-caupoöjisvov, 8v 8s dcnoxep.vop.8Vov 6p&v ixapxipTjas xal pdXa 
icpeftövxug* oö rcpö xßv dycovcov oöäs xßv xfj$ o , tÖaoxaX£ag Tiaiößujidxeüv xal 
itpdg&aw, dXXd jiexd xou^ Cdpffixag, oög örcipetvav eöosßffig o , i&doxovxsg, y^) v 
toiXaaaav rcoXXfjc xapax% ixrcpaövovxsg , vtjoou£ iv <ßo&$ rcXdvnjg xexXijidvag 
irs(povx&€, xd bn oöpavöv qpcoxöc dxrjpdxoo Yep.££ovxs£, <|mx&G äoitiXcopsvag 4v 
itovijpCa xa&afpovxsg . . . TtoXXd &aup,ao{(öv Ipycov x$ xöapcp |i7jvuaavxec oxaop$ 
xal x|i^aei xöv ßfov §£fj|ua>oavxo . . . T£ yoöv ol Yavvdöat ftvxet&ev jiexd xtjv 
xooaöxirjv SrcCÖsigiv CoxopoOvxat tcoioövxsg; deUtaX?) iiapxuptou ot>|inX&xot>oi 
art^pavov, dpdpavxov <5p.oXoftag itoioöai ötdÖTjpa . . . "Iva yoGv |i»xd rc«XXd 
xöv xaXäW dYö)vtop.dxö)v öaxdxtp xapdxcp axsqpavTxai drcsX&oöai, auvsxcop^^oav 
ftlatX&tlv sl$ xö jidya xtöv itövcov xal äntavjtiov ftdaxpov, xal 6 jisv xo{iv]v 
xS9aXijg, 6 ö* oxaupöv örceXttelv, 5i' &v *Jj xoG öpdxovxog orcslpa ouvexörcu]' 
6 jiev ydp xfjg xeqpaXfjg xpnrj^-elg atpaxt xal Y a ^axxi xöv 8q>iv sie 
Xtxvsdav äoitsp idsXiaoev, 6 d& x$ oxaup$ xoöxov söxävcog ouvixo^sv. 

2) P send -Augustin. Sermo 201 (serm. I in natal. app. Petri et Pauli) 
Opp. V append. p. 237 ed. Antwerp. 1700): l Nam prima haec in iÜis beati- 
tudo est, quod ambo una die passi esse noseuntur, seüicet ut quos una fides 
servüio devinxerat, una dies martyrio coronaret. Deinde ipsa passio diver sa 
licet in singulis fuisset, tarnen quanta referia est gratiae sanetitate? Nam 
Petrus crucia sieut solvator exüum tulü, ei dominicae devotionis similitudine 
nee in motte discerptus est: seüicet ut, quem imitabatur fide, imitaretur et 
passione. De Pauli vero eerviee, cum eam perseeutor gladio per- 
eussisset, dieitur fluxisse magis lactis unda quam sanguinis, 
et mirum in modum sanetum apostolum baptissimi gratia in ipsa caede ex- 
sUtisse spHendidum potius quam cruentum.' 

3) Gregor. Turon. glor. mart I, 28 (p. 504 ed. Krusch; p. 751 ed. 
Ruinart): l Ex cuius (Pauli) sacro corpore lac defluxit et aqua. Nee 
mirum si lac eius manavit ex corpore, qui gentes incredulas et parturivit et 
peperit ae lade spiritudli nutrüas ad eibum solidum seripturarum sanetarum 
opaca reserando perduxitf. 



— 246 — 

Chrysostomos in der Homilie auf Petrus und Paulus 1 ) und die 
grossen griechischen Menäen 8 ). 

Auf dieselben gnostischen Acten weist ferner wenigstens mittelbar zu- 
rück was Chrysostomos von der durch Paulus zur Keuschheit zurück- 
geführten Goncubine des Nero, von der Bekehrung des Mundschenken 
des Kaisers, des Kerkermeisters und des Agrippa durch denselben Apostel 
erzählt 8 ). Der Hundschenk ist sicher aus den gnostischen Tipd^tu; 
IlaöXou geschöpft, welche seiner sowol im längeren als im kürzeren 
Texte gedenken. Die drei andern Notizen dagegen beweisen wol, dass 
Chrysostomos die 7cpdE£etc HxuXou nicht unmittelbar vor sich gehabt, 
sondern bereits eine katholische Bearbeitung derselben benutzt hat. Der 
von Paulus bekehrte Kerkermeister ist wol eine Reminiscenz an die 
Geschichte des Pseudo-Linus von der Bekehrung der Präfecten Longinus 
und Megistus und des Genturio Cestus oder Acestus (oder nach dem 

kürzeren Texte der codd. Monac. u. des Patm. des Präfecten Longinus 

> 

1) Pseudo-Chrysost Hom. in app. princip. Opp. YU1, 2 p. 10 ed. 
Montfaucon : xfttp<">€ üixps, 6 xoG göXoo xoö oxaopoS dnoXaöooc xal xafr' 6|iot- 
öxijxa xoö SidaoxdXoo oxaopa>3H)vai |jri) 8*Xiflaas ftv Öp&Ccp x$ ox^paxi, xa$&c 
6 Öeoiröxijc ^jjißv' dXXd p&XXov ftnl xtqpaXijv &$ tlg oöpavöv rijv noptfav dnö 
Yfjc noioö|itvog. IlaGXoc ök 6 xptqiaxdpiog tijv xeqpaX^v §£9«. dTCSTjiYJ^-rj, 6 
dvsxdiifr^xoc dv^pamog. itoTov g£qpoc ÖifjX&sv &xb£voo xöv Xdpoyya . . . itotoc 
x&tog xö oöv iöigaxo atpa, xö faXaxxotidfcc Äpafrkv ftv x$ x tTÖVt 
xoö oe dvaoxoXowtaavxoc; 

2) Menaea Junii ed. Venet. 1683 S. pxö': xal ftv Tc&mj xaxavxifyoac 
xal öiddgac noXXoug, ftxstot xöv ßtov xaxiXuos XP * * öaxspov jisxi Ilixpoo 
xöv aöx^va x|AY)8*tc. *x Öfc xfjg «Xi^C dnopptGoai qpaalv atpa oov ydXaxxi. 

3) Ghrysost. adv. vitup. vit monast I, 3 (Opp. ed. Montfaucon 
Paris 1718 T. I, 48): 05xog 6 Nipcov xöv paxdptov üotöXov (xal y&p Sxt>x 8 
xaxd xo&g aftxobg ftxsCvou Y 8V 6ß 8V0 € XP* vou c) xoiaöxa ftYxaXffiv, otdittp öpsTc 
xot^ ayCoic xoöxoig dvdpdoiv" naXXaxCSa ydp aftxoO aqpööpa taipaoxov nstoac 
xöv itBpl xfjg fcCoxtoog digao^at Xöyov, Ikbi&sv <5jioÖ xal xifc dxa&dpxou ouvoo- 
ofa$ dnaXXaYfjvat ftxsCvYjt* xoiaöxa Y o0v &T xa ^^ v ixttvo^ xal Xuptffiva xal 
rcXdvov xal xd aöxd ditsp &psT£ qp^YY 80 ^ 8 T0V üaöXov ditoxaX&v, xö ptv 
7ip65xov iöijosv, ri>c xal oöx 5iwi&* xffc np&€ T *) v xöpYjv dTcoaxeofau oupßooXJfc, 
xiXog drcixxeivsv. 

in acta app. hom. 46 (Opp. IX, 349): Xiysxai (fi IlaGXot) Nipcovoc 
xal olvoxöov xal icaXXaxCÖa dorc&oai. 

in 1 Tim. hom. 3 (Opp. XI, 673): npooixpooos yäp (6 IlaGXoc) x6xs x$ 
Nipam, xivd xöv dvaxsijiivüov aöx$ olxetaadjisvo^. 

in 2 Tim. hom. 10 (Opp. XI, 722): fticsiM) dt xöv-olvoxöov aöxoO 
(Nftprovog 6 üaOXoc) fcorofiX 1 ? 08 ) t6t8 *^^v dnixspicv. 

in Antiochen. hom. XVI, 5 (Opp. II, 168) : jwxd xoöxwv (xöv dBO|i£(»v) 
iv x^> Ö8aji(0XTjp{(p diaxp(ßc0v xöv 8eajxoqp6Xaxa Iictioc, ja«x4 xoöxcöv xöv'Ayptn- 
jcav ftneatcdoaxo, psxd xo6xa>v icoXXouc (lad^xdg xaxeoxsöaatv ö IlaOXog. 



— 247 — 

oder Longus und des Centurio Egestius oder Cestus), denen Nero die Be- 
wachung des Gefangenen und die Vollstreckung des Todesurtheils über- 
trägt. In dem Zusätze, welchen mehrere Handschriften des griechischen 
Marcellustextes (sect. 80. 85 p. 35. 37 Tischendorf) enthalten, scheinen 
diese römischen Offiziere mit den beiden Soldaten Parthemins und 
Feritas, welche bei Psendo-Linus das Amt der Henker ausüben, identificirt 
zu sein; und dieselbe Identificirung begegnet uns noch einmal, wie be- 
reits oben S. 102 bemerkt wurde, in dem sogenannten Abdiastexte. 
Agrippa, welchen Paulus nach Chrysostomos ebenfalls bekehrt haben 
soll (denn etwas Anderes kann das Inzandaoixo doch wol nicht heissen), 
ist natürlich der aus Pseudo-Linus bekannte Stadtpräfect. Von seiner 
Bekehrung durch den Apostel weiss aber der Linustext nichts. In keiner 
uns bekannten Recension der passio Pauli wird überhaupt seiner ge- 
dacht, vielmehr spielt er nur in der passio Petri eine Rolle, und hier 
ist er es grade, weicher, weil Petrus seine Concubinen zur Keuschheit 
bekehrt hat, die Kreuzigung des Apostels anordnet. Sonach setzt die 
Erzählung des Chrysostomos jedenfalls einen von den uns bekannten 
Recensionen der passio Pauli stark abweichenden Text voraus. Ob 
etwa im ursprünglichen Texte der gnostischen neploBoi IlauXou der 
Urheber des Martyriums des einen Apostels schliesslich durch den andern 
Apostel zum Olauben bekehrt worden ist, können wir mit unsern der- 
maligen Bütteln nicht einmal als Vermuthung aufstellen ; denn ebenso 
gut möglich bleibt es, dass dieser Zug erst in eine katholische Bear- 
beitung der passio Pauli eingefügt wurde. Ebenso wenig vermögen wir 
endlich über die von Chrysostomos wiederholt erwähnte Concubine des 
Nero etwas Sicheres auszumitteln. Ich habe früher 1 ) die Vermuthung ge- 
äussert, dass die „Concubine" unter katholischen Händen aus der Ge- 
mahlin des Kaisers (acta Petri et Pauli sect. 31. 84 p. 13. 38 Tischen- 
dorf), oder auch aus der Gemahlin des Agrippa entstanden sei, welcher 
letztere in der von Chrysostomos benutzten Erzählung vielleicht durch 
den Kaiser Nero verdrängt worden sei. Die Bekehrung der beiden 
Frauen wird in den katholischen npife<; Uixpou xad IlauXou (sect. 31) 
noch dem Petrus und nicht dem Paulus zugeschrieben ; doch weiss ein 
nur in einem Theile der Handschriften enthaltener Zusatz (sect. 84) im 
Widerspruche mit der vorangegangenen Erzählung zu berichten, dass 
die Kaiserin durch ihre Schwester Potentiana, eine eifrige Schülerin 
des Paulus, nach dem Tode des Apostels zum Evangelium bekehrt worden 
sei und mit einigen Senatorenfrauen den Palast verlassen habe. Diese 



1) Römische Petrussage S. 136. 



— 248 — 

und andre Angaben beweisen, wie häufige und wie verschiedenartige 
Umgestaltungen die ursprüngliche Erzählung der gnostischen Acten er- 
fahren hat. Auch die Notiz der npd&ic, Il&rpou med IlaöXou (c. 31), 
dass Petrus nicht blos die Kaiserin Livia, sondern ^auch die Gattin des 
Agrippa, Agrippina, bekehrt habe, dient zum Beweise hierfür. Denn 
Agrippina ist bei Pseudo-Linus nicht der Name der Gattin, sondern 
einer der Concubinen des Agrippa. So bleibt die Möglichkeit stehen, 
dass ein katholischer Bearbeiter umgekehrt die Frau des Kaisers in eine 
Concubine verwandelt und ihre Bekehrung statt dem Petrus vielmehr 
dem Paulus zugeschrieben hat. In dem oben besprochenen Ö7c6|xvt)|ia 
auf die Apostel Petrus und Paulus ist ganz ähnlich von mehreren Con- 
cubinen des Nero die Rede, deren Bekehrung dem Petrus zugeschrieben 
und als Anlass des Martyriums dieses Apostels bezeichnet wird. (S. o. 
S. 220). Indessen wird schon die Einführung des Kaisers und der 
Kaiserin in einen Zusammenhang, der ursprünglich nur von Agrippa 
und seinen Concubinen und verschiedenen Senatoren und Senatoren- 
frauen handelte, eine spätere Aenderung sein, für welche wir weiter 
unten auch den Grund noch werden auffinden können. Eine andre 
Auffassung des Sachverhaltes hat Westerburg 1 ) vorgetragen. 
Nach ihm hätte die älteste Legende wirklich von einer Be- 
kehrung der Kaiserin durch Paulus erzählt; unter dieser sei aber 
nicht die durch einen wunderlichen Anachronismus zur Gattin des Nero 
gemachte Livia, sondern die Judenfreundin oder Proselytin Poppäa 
Sabina gemeint, welche zuerst die Maitresse, später die Gemahlin des 
Nero war. Pseudo-Linus und die npd%ti$ IUxpou xal IlaöAou hätten 
hiernach in das Martyrium des Petrus gebracht, was nach der Quelle 
in das Martyrium des Paulus gehört. Indessen ist es nicht zulässig, die 
offenbar durch verschiedene Hände hindurchgegangene Angabe des 
Chrysostomos vor der sowol durch Pseudo-Linus als durch den kürzeren 
Text der codd. Monae. und des griechischen |xapxöpov Hixpov bezeugten 
Ueberlieferung zu bevorzugen, ganz abgesehen von den sonstigen Be- 
denken, welche der Westerburgschen Ansicht von der Entstehung des 
Linustextes entgegenstehen. Einfacher als durch diese Annahme Hesse 
sich die Erzählung des Chrysostomos dadurch erklären, dass aus dem 
Mundschenken und Lustknaben des Nero zwei verschiedene Personen 
geworden seien, ein Mundschenk und eine Concubine. Man hätte bei 
dieser Annahme wenigstens den Vortheil, jene Nachricht lediglich aus 
einer Umbildung der noch erhaltenen passio Pauli ableiten zu können, 



1) Der Ursprung der Sage dass Seneca Christ gewesen sei S. 27 ff. 



— 249 — 

ohne eine Vermischung der Erzählungen beider Passionen in der einen 
oder andern Weise annehmen zu müssen. Indessen bleibt auch dies 
eine blosse Vermuthung 1 ). 

Nächst Ghrysostomos (bez. Pseudo-Chrysostomos) ist der etwa 
gleichzeitige Asterios von Amaseia (2. Hälfte des 4. Jahrh.) zu 
erwähnen, welcher in seiner Homilie auf die Apostelforsten Petrus und 
Paulus nicht bloß der gemeinsamen Wirksamkeit beider in Rom, sondern 
auch der näheren Umstände ihres Märtyrertodes gedenkt. An seiner 
ausführlichen, wenn auch rhetorisch stark überladenen Erzählung ist 
zunächst bemerkenswert^ dass er den Tod keines der beiden Apostel 
durch den Untergang des Magiers Simon veranlasst sein lässt. Viel- 
mehr giebt er als Todesursache des Petrus nur die Verkündigung des 
Königthums Christi, als Todesursache des Paulus die Predigt von der 
Keuschheit an: durch beides sei der Zorn des Tyrannen aufs Aeusserste 
gereizt worden 2 ). Beide Apostel scheinen hier die Rollen getauscht zu 



1) Michael Glykas chron. (p. 439 sq. ed. Bonn.) erwähnt ebenfalls 
die Bekehrung des Mundschenken des Nero und der rcaXXaxrj aöxoö in&paoxos 
und bezeichnet die Bekehrung der letzteren als den Anlass zu der neronischen 
Christenverfolgung und zu der Enthauptung des Paulus, während die Kreuzigung 
des Petrus um Simons willen erfolgt Bei. Aber er schreibt hier nur den Chry- 
sostomos aus, den er ausdrücklich citirt und dem er in demselben Zusammen- 
hange auch die Geschichte von der Milchwelle, welche aus dem Nacken des 
Apostels hervorgequollen sei, entlehnt. Die Herausgeber haben aus der rcaXXaxTj 
ingpaoTog eine Mannsperson Eperastos gemacht. 

1) Asterii Amaseni hom. in app. princip. Petr. et Paul, (bei Combefis 
Auctar. Nov. I Paris. 1648): p. 148 (von Petrus): Xpövou 8s ÄBpl'övxog xtjv 
ßaoiXsöouoav n6Xiv xöv dvd-pumwv Xaßcbv, IxsTd-Bv eul xrjv ßaaiXsCav AvdÖpajiev. 
ftvappiitio$8lc y*P $ Nepo&v slg dprtv, ä>g ttoxb xaxd xyjv naXaioxCvqv "Hp<ft8i)€, 
jjvixa ßaoiXia x6v Xptoxöv ol [idyot 8t^YY*^ 0V örcspßaCvsi pev xoug AXXoug 
xöv xoXdoscov xpditoog' c|nr)qp££si 8b xov xpiopaxdpiov npooiQXa>iHjvai oxaup$, 
Iva jiTj povov ite£söa>v d-aXdoaijv IUxpog xöv 8botc6x>)v pipslxai, dXXd xal srcl 
göXou xpepdpsvot. öpitüg d>g eöXaßrjg xal 0096g xav x$ ***P$ *?)€ dYwviag, 
sldtbt **€ 8tacpopa xupCou itp6g 8oöXov, p£av -gx^oe itapa xfflv sx*P® v X*P tv " 
ji^xt y» ftv 8|io£q> x$ ox^Jiaxt x$ §öXq> itpooaYaYBlv , dXXa xyjv xscpaXvjv x$ 
itpooYBCcp |i4pst xoö oxaupoö rcpooijXt&oavxac' oö ydp ££iov, oöde sv rcd&si xöv Toa>v 
xdv 8oGXov x$ Ö8O71ÖXT0 xuxelv bTicsv. xal bxuxbv Sv ftßoöXBxo, xal 8id xoö oxaopoö 
wpdg xdv oxaupoo&ivxa xal dvaoxdvxa d7if)X$ev* aöxög (ifcv xöv xoö (lapxupCoo 
dvadijodpBvog axiqpavov' ^p,tv de xoöxcov xöv feopxöv xaxaXm&v xdg alxiag. 
TaÖxd ooi xal 4)|isTc xaxd Süvajuv, u> qpCXij xal tepd xscpaXifl, xöv «oXXtöv 
xaxop$a>|idxa>v dnsdflbxapBv x^pi^pia. &pa 8b Xoircdv, in* dXXov dYcoviox^v 
xpfcpai xov Xdyov, x6v xoivdv xfjg ofjg dpBxffc, x6v Tapoia* x6v ota<pöp<p p,ev 
xpörctp xi)g xtpicopda«, evl 8e oxo«$ xijs BÖoeßetag, psxd ooö «poc Xptoxdv dva- 
Xöoavxa. 



— 250 — 

haben: denn in den Passionen des Petras und Paulas wird der .Märtyrertod 
beider Apostel grade umgekehrt motivirt: der des Paulus durch die 
Predigt von der Keuschheit, der des Petrus durch die Verkündigung 
Christi als des ewigen Königs, der allen irdischen Königreichen ein Ende 
machen werde. Gleichwol gehen die Angaben des Asterios wahr- 
scheinlich indirect auf die 7cep(o5ot zurück und setzen wol eine ähn- 
liche Bearbeitung derselben, wie Chrysostomos sie vor sich hatte, vor- 
aus. Doch scheint er in dem, dem Paulus gewidmeten Abschnitte noch 
einer anderen Quelle gefolgt zu sein, welche man mit einiger Zuversicht 
in den katholischen 7cpi£et€ IlauXou (oder Dixpou xal IlauXou) wieder- 
erkennen darf. Uebereinstimmend mit letzteren berichtet Asterios, 
Paulus habe bei seiner Ankunft in Rom den Petrus dort vorgefunden, 
und habe gemeinsam mit ihm gewirkt. In den Synagogen habe er den 
Juden, auf den Markten den Heiden gepredigt. Als Inhalt seiner 
Predigt wird, abermals übereinstimmend mit den 7cpi£et£ TLixpou xal 
IlaöXou, die ^frix*) äpexif), vor allem die Mahnung zu einem keuschen 
und züchtigen Lebenswandel angegeben. 

Sicher ist, dass Ambrosius von Mailand mit den actus Petri 
bekannt war. Ausser der von ihm herrührenden S. 103 ff. 194 ff. bereits 
besprochenen Erzählung in der lateinischen Uebersetzung des jüdischen 



p. 168 (Paulus): instö*) ydp n&oav exrc6pieX$ > d>v rrjv ol%oo(iivi}v xal {folg 
inl xf)g Xt>x v fo€ ?& v Xöyov, jiiyav dv^^B xfjg söaYysXixffc yvtöoscot xöv itupoäv, 
d^Cxsxo rcpög Tetyiatoug &<; ßaoiXsöooaav tcöXiv, Iva xo&c xpaxoGvxa{; xöv icdv- 
xa>v dvfrptintcov |iuoxaY(0Y4 oa € **l ftstootg xal xx^odpsvot (lajhjxdg, ftx xoO tis- 
pl'övxog xot$ dXXoig dvO-peSmoig rcpoooiiiXoCT]. s6pä>v 8 s xal töv IIsxpov 
ex st, xf)$ aöx9fc epYdxrjv onoud^g, xal Jepdv xtva xal Iv$eov guvapCda £et>£d- 
Hevog, ev auvaya>yaTg xoög ötsö vöpov taaCdeuoev, ev dyopaTg xo&g e^vtxoög 
ttpooexxftxo' xal woixCXog Jjv xßv dya&Sv ÖtödoxaXog, 6-eoÖ yvßoiv eji^av^eov 
xtjv xa&apdv xal dx(ß8i]Xov' fjS-ix^g dp ex fjjg xavävag &e0iio$exäv axpißetg' 
d7isXa6vo)v n6pp<0 xöv dv&pärccov xop*ta€ xal ueJHgv, xal n&aav xyjv dxö- 
Xaoxov ^dond&eiav, jj jidXtoxa xal xö wXfj&og anav xal 6 xöxe 
ßaotXeög eve£x 8T0 * xa$")Jc|>axo ydp oqpoöpög xoO Nipavog ^ xfjg 
dptaxijg xal oüxppovos «oXtxe£ag eloaycoyi}, xal «Xeov dXy^oag 
xfjg ^8ovf)g xaxaXoöiievog, t) st xig ßaoiXetag a&xfjc egeßdXXexo. xalydp 
jjv etrcep xig ÄXXog ooqptaxift ^Sov&v, xpotpföv xal xaxaoXoftpevoc , ßXd£ xal 
{bjXoöpfag, rcopvföv ß7uaxdxY]£, oö ßaoiXeög dvöpöv . . . p£av Ifrexo qppovxCda, 
6ico>c dv exxö<|>ai ix xfjg nöXecog töv xfjg eöoeßetag xal acoqppooövijc öiÖdoxaXov. 
xal Cr)X(ooac töv 'Hpcftd^v xfjg yv<f>|iY)€, dicdyei xoüg dwoaxöXoug «lg dec|iw- 
x^ptov, ä>g x6v ItodvvTjv exetvog' Sx (0V &* xa ^ <5|io£ox7)xa ÄXXtjv "Hpadidäa, xtjv 
dxöXaoxov xal qpiXi^dovov yveo|iT)v, xtjv £v)TO0oav üexpou xal IlaöXou xi}v xtqpaX^v, 
djiyoxepoug dviS^oc x(ß oxeqpdvq> xoO jiapxoploo' xöv pev x$ göXq> TipoorjXcbaa^, 
xoÖ de üa6Xou xrjv xsqpaX^v exx«p,cbv' ^|itv xal xqi xöojiqj xaxaXmcbv xö xAv 
dy£(ov «d^og, Tcavijyopiv xal xooaüXT]^ sopxfjg d90p|ii5v. 



— 251 — 

Kriegs von Josephus ist hier namentlich noch die oben 8. 105 ange- 
führte Stelle ans dem sermo contra Anxentinm zu erwähnen 
(Migne ser. lat. XVI p. 1053). Dieselbe ist das älteste sichere Zeugnis 
für die Benutzung der Acten in katholischen Kreisen. Ambrosius er- 
zählt hier die Geschichte von der Flucht und Umkehr des Petrus wesent- 
lich übereinstimmend mit der Fassung bei Psendo - Linus. Die Worte 
Jesu an den fliehenden Petrus werden hier ebenso wie dort von einer 
Kreuzigung des Herrn in seinem Jünger gedeutet und ebenso werden 
die bei Pseudo-Linus erzählten näheren Umstände des Martyriums des 
Apostels vorausgesetzt: die längere Wirksamkeit des Petrus in Rom 
nach der Besiegung des Magiers und die besonders hervorgehobene Er- 
mahnung zur Keuschheit, sein Verlangen zu sterben und die Bitten des 
Christenvolks, seine Rückkehr und der Bericht über die Vision an die 
Brüder, worauf sofort die Abführung zum Tode folgt. 

Einzelne Züge der passio Petri kehren auch bei anderen Kirchen- 
schriftstellern wieder. So das Wort des Herrn: „Ich gehe nach Rom um 
mich abermals kreuzigen zu lassen" und die Deutung desselben auf die 
Kreuzigung Christi in seinem Jünger bei Gregor dem Grossen in 
der Erklärung des 4. Busspsalms 1 ). Eben dahin gehört wol auch die 
Notiz in dem dritten (von Faustus Rejensis herrührenden?) 
pseudaugustinischen Sermon auf die Apostelfürsten, von den 
Ketten, welche den gefangenen Apostel so heftig bedrückt hätten, dass 
sie die Knochen beinahe vom Fleische entblössten, womit die Erzählung 
des Pseudo-Linus von der Binde zu vergleichen ist, welche der Apostel 
an seinem durch die Fesseln verwundeten Beine getragen habe 9 ). Eine 



1) Gregor. Magn. explan. in quartum Psalm, poenit (Opp. ed. Paris. 
1586 II, 634): l Et Petro ait: „Venio Romam Herum crucifigi.* qui enim in se 
ipso iampridem erucifixus fuerat, in Petro se Herum crucifigendum dieebat. 

2) Senn. 203 (in nat. Petri et Pauli m, Opp. ed. Antw. V append. p. 239: 
l Si inanis quaedam species vacuae imaginis habere potuü in se vim salutis, 
quanto plus de corpore meruerunt adtrahere salubritatis ferreo pondere sacris 
impresso membris (Petri) vincula passionis? Si ad praesidia supplieantium 
tarn potens fuü ante martyrium, quanto magis effieaxfecit triumphum. Felices 
iüi nexus, qui de manieis et compedtbus in coronam mutandi apostolum con- 
tmgentes martyrem reddiderunt. Felices eatenae, quae nudatis paene 
ossibus inhaerentes, vivas reliquias de sanguinis sudore iam attrita carne 
rapuerunt. . . . In iüa itaque eruce imitari metuens sacrificium redemptoris 
eapüe in terram demergi elegW. Vgl. hierzu auch die Legende von den 
Ketten des Petrus und die um 440 in Rom eingeführte Kettenfeier des Apostels 
(ZeitBchr. I wies. Theol. 1871 S. 131 ff.). 



— 252 — 

Berührung mit dem griechischen Martyrium liegt vielleicht in der Er* 
Zählung des Theodoret vor, Petrus habe xouc 8t)|xfouc gebeten, ihn 
nicht zu kreuzigen in der Weise wie sein Herr gekreuzigt worden sei '). 
Indessen kann die Berührung im Ausdrucke zufällig sein. Die Tradition 
von der umgekehrten Kreuzigung allein braucht nicht auf die npdc^eic 
Iüxpou zurückzugehen. 

Sehr häufig begegnet uns auch bei den späteren Kirchenschrift- 
stellern die Geschichte von dem unglücklichen Flugversuche Simons und 
seinem, sei es durch Petrus aliein, sei es durch Petrus und Paulus ge- 
meinsam verursachten Sturze. In den bald kürzeren, bald ausführlicheren 
Angaben läset sich leicht eine doppelte Sagengestalt wahrnehmen. 
Die eine entspricht der Darstellung der Actus Vercellenses und Pseudo- 
Hegesipps (beziehungsweise der TtpoE^eig bei Malala) und geht, möge 
nun directe oder indirecte Benutzung obwalten, auf die gnostischen 
TtepfoSoi zurück; die andere entspricht der Form der Legende, wie sie 
in den Tzpd&ic, IKtpop xal IlaöXou schriftlich fixirt ist, und lässt sich 
im Unterschiede von jener ersteren als die katholische Tradition be- 
zeichnen. 

Eine Bezugnahme auf die actus Petri liegt bei August in u s in 
der bereits oben S. 214 angeführten Stelle des Briefes an Casulanus 
vor. Er führt hier zunächst die Worte des Urbicus an, welcher be- 
richtet, dass Petrus den Simon nur durch Fasten habe besiegen können, 
und erwähnt es weiter unten als eine von Vielen gehegte, aber von den 
meisten Römern für falsch erklärte Meinung, dass Petrus, als er im Be- 
griff war, am Tage des Herrn mit Simon zu kämpfen, wegen der grossen 
mit diesem Kampfe verbundenen Gefahr den Tag vorher mit der 
römischen Gemeinde gefastet habe. Als der Kampf siegreich ausge- 
fochten war, habe man dieselbe Sitte des Sabbatfastens beibehalten 
und von Rom sei dieselbe auch zu einigen abendländischen Gemeinden 
gekommen. Diese Erklärung des Sabbatfastens ist natürlich nicht aus 
den gnostischen Acten geschöpft. Nun findet sich aber dieselbe Er- 
klärung ebenfalls in Verbindung mit der Notiz, der Tag, an welchem 
Simon umgekommen, sei ein Sabbat gewesen, auch in den katholishen 
7tpa£ei€ tcov dtyfov dbioaT6X(ov bei Malala (s. oben a. a. 0.) und eine 



1) Theodoret de caritate (Opp. III, 1309 Schulze): xal tasidi) 5xö 
Nipcovog ty)v di& oxaupoQ öitip xoO o?aopa>&£v?oc xaxedixdo&T) aqparpjv, na.pt- 
xdXsi?o6gdif)}i£ot)€, |ii) xfy AsorcÖTg TcapanXvjotog t$ IxpCcp rcpoo^Xco&^vai' 
ösCaag d>£ slxög, |i*fy 4) xoö itd&ouc Tairc6*CT}£ tbov a&x$ itapdt tÖv ävo^xwv 
eloevifKoi *& Y*P a €* 8i& xoOxo xdxo) rcpooigAcoJHjvai x&£ X*?P a C * al * VÖ) T0 ^S 
n68ag £x£?8i>sv. 



— 253 — 

ganz verwandte Erzählung lesen wir auch in den Actus Vercellenses. 
Dieselben berichten, dass Petrus die Nacht vor dem „Sabbat 44 , an welchem 
er mit Simon kämpfen sollte, mit Fasten hingebracht habe (s. oben 
S. 181. 185). Der hier gemeinte Wettkampf ist nicht der durch Petrus 
vereitelte Flugversuch des Magiers, sondern die dem Simon missglückte, 
von Petrus dagegen vollbrachte Todtenerweckung. Aus dem ,Sabbat 4 , 
an welchem der Wettkampf vor sich gehn sollte, ist in der späteren 
Sagengestalt ,der Tag des Herrn 4 , also der Sonntag geworden, so dass 
nun das Fasten des Petrus auf den Sabbat fällt. Für die Erzählung, 
aus welcher man den späteren römischen Brauch des Sabbatfastens her- 
geleitet hat, dienten also wirklich die rapfoSoi IUxpou als Quelle. Dass 
Augustinus die letzteren kannte, steht ohnehin durch die ebenfalls be- 
reits früher S. 203 flg. angeführte Stelle aus der Schrift c. Adimantum 
(c. 17) sicher, in welcher derselbe aus den von den Hanichäern ge- 
brauchten Apokryphen die Geschichte von der Tochter des Petrus an- 
fuhrt, welche durch das Gebet des Vaters von ihrer Lähmung befreit 
wurde, während die Tochter des Gärtners durch das Gebet des Petrus 
gestorben sei. 

Ganz zweifellos ist die Benutzung der actus Petri in dem zweiten 
der dem Augustinus zugeschriebenen Sermone in natal. app. Petri et 
Pauli (sermo 202 des appendix). Derselbe wird auch dem Ambrosius 
und dem Maximus von Turin zugeschrieben ; unter des letzteren Namen 
steht er im Breviarium Romanum. Zunächst vernehmen wir hier die 
katholische Tradition, dass beide Apostel, wie sie gleich an Verdiensten 
waren, auch gleichgemacht worden sind in der Passion. An Einem und 
demselben Tage, an Einem und demselben Ort, wurden sie von Einem 
und demselben Tyrannen getödtet. Als Anlass der Passion beider 
Apostel wird sodann angegeben, dass durch ihr gemeinsames Gebet der 
Magier Simon aus den Lüften elend herabgestürzt worden sei. Auch 
dies entspricht noch der katholischen Tradition, wie sie in den npd&i<z 
Ittxpoo %cd IlaöXou (bei Tischend, p. 32 sq.) schriftlich fixirt ist. Aber 
bei der näheren Schilderung von dem Sturze Simons ist plötzlich Paulus 
verschwunden und Petrus allein zur Stelle geblieben. Sein kniefälliges 
Gebet ist es, welches den Magier, der vorgiebt, als Sohn Gottes zu seinem 
Vater gen Himmel zu fahren, zum Falle bringt. Statt von einer Be- 
schwörung der Dämonen wie in den katholischen Acten lesen wir von 
einem Gebet, das Petrus zum Herrn emporsendet. Und während in den 
katholischen Acten der auf der Erde aufschlagende Körper des Magiers 
in Stücke bricht, schlägt er hier beim Fallen auf einen Stein auf und 
bricht die Beine, so dass der, welcher sich noch eben vermessen hat, 



— 254 — 

gen Himmel zu fliegen, plötzlich nicht einmal mehr zu gehen vermag 1 ). 
Alle diese von den katholischen Acten abweichenden Züge sind ebenso 
viele Berührungen mit den actus Petri Vercellenses. — Dieselbe Er- 
zählung der gnostischen Acten ist auch von Ambrosiusin seiner Er- 
klärung des Sechstagewerkes vorausgesetzt. Er gedenkt hier in aller Kürze 
des Sturzes des Simon durch das Gebet des Petrus, ohne dabei die 
Mitwirkung des Paulus zu erwähnen 8 ). Da überdies die Benutzung der 
gnostischen Acten bei Ambrosius ausser Zweifel steht, so bleibt auch 
hier allein die Annahme im Rechte, dass er seine Nachricht vom Sturze 
Simons derselben Quelle entlehnt hat. Dasselbe gilt endlich wol auch 
von der oben S. 56 ff. besprochenen Erzählung der apostolischen 
Constitutionen (VI, 9). Dieselben wissen noch nichts von einer 
Betheiligung des Paulus an der Besiegung des Magiers; der Sturz des 
letzteren erfolgt durch das Gebet des Petrus, kraft dessen Simon Hüfte 
und Knöchel bricht. Doch finden sich daneben wieder einige andre 
Züge, welche auf die zweite Sagengestalt zurückweisen 3 ). 

1) Pseud- Augustini sermo 202 (sermo II in nat. app. Opp. ed. Antw. 1700 
Y appendix p. 230): t Puio enim tüos aequaks esse meritis, qui aequales sunt 
passione et simüi eos fidei devotione vixisse, quos simui videmus ad martyrii 
gloriam pervenisse. Non enim sine causa factum putemus, quod una die uno 
in hco unius lyranni toleravere sentenUam. Una die passi sunt, ut ad Chri- 
stum pariter pervenirent; uno in loco, ne alteri Borna deesset; sub uno per- 
secutore, ut aequälis crudelitas utrumque perstringeret . . . Hodierna igitur 
die beati apostoli sanguinem profuderunt; sed videamus causam, quare isti 
perpessi sint: scilicet quod inier cetera mirabüia etiam magum illum Simonem 
orationibus suis de aeris vacuo praecipiti ruina prostraverint Cum enim idem 
Simon st Christum diceret, et tamquam fiiium ad patrem assereret vcHando te 
posse conscendere, atque elatus subito magicis artibus volare coepisset: tunc 
Petrus fixis genibus precatus est dominum, et precatione sancta vidi magicam 
levitatem. Prior enim adscendü ad dominum oratio quam volatus et ante 
pervenit iusta petitio quam iniqua praesumtio. ante inquam Petrus in tcrris 
positus obtinuit, quod petebat, quam Simon perveniret ad caelestia, quo tende- 
bat. Tunc igitur Petrus velut vinctum illum de sublimi aere deposuit, et quo- 
dam praecipüio in saxo elidens eins crura conf regit; et hoc in opprobrium 
facti iüius: ut qui paulo ante volare tentaverat, subito ambulare non posset, 
et qui pennas assumseraty plantas amitteret. Sed ne forte hoc mirum videatur, 
quod magus iste praesente apostolo per aerem aliquamdiu volitaverit- hoc 
patientia Petri fecit. Permisit enim illum süblimius adscendere, ut aUius 
caderet Voluit eum in excelsum levari ad conspectum omnium, ut meutern 
illum de excelso oculi omnium perviderent*. 

2) Ambrosius in Hexaem. IV, 8 (Opp. IV, 49 ed. Basil. 1567): 'Sic 
et Petrus Simonem alta caeli magico volatu petentem, dissoluia carminum 
potestate deiecit et stravit 9 . 

3) Während die übrigen Texte den Sturz des Magiers entweder durch 



— 265 — 

Die Reihe der Stellen der zweiten Gruppe eröffnet Kyrillos von 
Jerusalem. Derselbe geht in der sechsten Katechese mpl atpdaecov 
ziemlich ausführlich auf die Simonsgeschichten ein. Er bezeichnet zu- 
nächst den Simon als Stammvater der Ketzerei, erwähnt die Geschichte 
Act. 8, 21 und die Helena, wiederholt die Angabe der Häreseologen, 
dass Simon sich zuerst für Gott Vater, dann bei den Juden für den Messias, 
zuletzt für den heiligen Geist ausgegeben habe und von den bethörten 
Römern mit der bekannten Bildsäule geehrt worden sei. Hierauf fährt 
Kyrillos fort: Als der Irrthum sich weiter ausbreitete, stellt „das Z wie- 
gespann der Guten" das Verdorbene wieder zurecht. Petrus und Paulus 
treten auf und bringen den angeblichen Gott, welcher seine Künste 
zeigen wollte, alsbald zum Tode. Simon verheisst gen Himmel zu 
fliegen und schwebt auf einem von Dämonen getragenen Wagen zu den 
Lüften empor ; da beugen die beiden Apostel die Kniee und stürzen 
durch ihr einmüthiges Gebet den Betrüger zur Erde 1 ). Da der Sturz 
Simons nach dieser Darstellung nicht durch Petrus allein, sondern wie 
in den katholischen ftpi£et£ Hixpov xal HaäXou durch das apostolische 
Zwiegespann herbeigeführt wird, so sind die rcepfoSoi Uixpou jedenfalls 
nicht direct benutzt; auch der sofortige Tod des Magiers stimmt zwar 
mit jenen, aber nicht mit diesen überein. Der von Dämonen getragene 
Wagen erinnert an die ähnliche Erzählung bei Arnobius (oben S. 31 flg.). 
Auch die Erzählung des Sulpicius Severus setzt die katholische 
Tradition voraus, nach welcher beide Apostel an dem Sturze Simons be- 
theiligt waren. Der Magier fliegt hier gestützt auf zwei Dämonen empor ; 
aber durch das Gebet beider Apostel werden die Dämonen verjagt, 
Simon stürzt zur Erde und bricht vor den Augen des Volkes in Stücke. 



das Gebet des Petras oder durch die Beschwörung der Dämonen erfolgen 
lassen, verbinden die Constitutionen beides. Als Stätte des verunglückten 
Fluges nennen sie übereinstimmend mit den Kpdgstg IHxpou xal IlauAoo das 
»Theater", d. h. das Amphitheater auf dem Marsfelde, nicht wie Pseudo- 
Hegesipp den capitolinischen Hügel. 

1) Cyrill. Hier os. cat 6 (Opp. ed. Oxon. 1703 p. 88): ftapaxsivö|isv7£ 
St x% rcXdvrjc, **radt&v £t>va>(>lg öiop&oöxai xö «xatajia, üixpog xal IlaöXoc 
ftapaY£v6|isvoi ol i9^ ixxXijoCac «poaxdxat, xal ircidstxxi&vxa xdv vo|u£öpevov 
faöv ECjicova, vcxpöv eöd-bg Anidstgav. InoLyyiXkoptvoi} ydp xoö 2£|ia>voc 
ti6?sc0p££to&at etg xoag oöpavoög xal in" dx^jiaxos Saipövrov in* dipog cpspopiivou, 
yövu xXlvavxsg ol xoö O-soö ÖoöXot xal x*;v ou|i<pä>v£av iväeigdpevoi, ty sfasv 6 
IrjooÖ^ 6xi TSdv Mo 4£ öjiöv ou|iqp (övijocoot itspl itavxoc icpäyiiaxog o5 4dv alxifi- 
ocovxat, yev^oexai aöxoTg, tö tJ)£ 6\iovo(*q ßiXog Öid xi)g upooeux^C «4|wl>avxes 
xaxd xofl ndyou, xaxipaAov a5xöv slg xijv yfjv ... ig dipog i«l yfjv xaxift- 
yayev xöv vo}u£ö|i8vov &8&v jiiXXovxa slg xd xaxax&övia xaxdYso^ai. 



— 256 — 

Der letztere Zug, der doch seinen sofortigen Tod einschließt, stimmt 
ebenfalls mit den katholischen 7tpi£et£ Uixpou xal UocüXou überein ! ). 
Noch weit deutlicher weist die Erzählung im Chronikon des Isidorus 
von Hispalis zum Jahre der Welt 5266 auf die katholischen Acten zurüde. 
Auch hier sind beide Apostel an dem Kampfe mit dem Magier betheiligt, 
welcher am hellen Tage zu seinem Vater gen Himmel zu fahren ver- 
heisst. Während Paulus betet, beschwört Petrus die Dämonen, welche 
den Simon tragen, ihn fallen zu lassen, worauf er stürzt und in Stücke 
bricht. Die Folge dieser That ist das Martyrium des Petrus am Kreuze, 
des Paulus durchs Schwert 2 ). Dieselbe Sagengestalt scheint auch 
Gregor von Tours vor Augen zu haben, wenn er den Simon durch 
das gemeinsame Gebet beider Apostel gestürzt werden lässt. Im Zu- 
sammenhange damit gedenkt er einer Localtradition, welche eben dieses 
gemeinsame Gebet zur Voraussetzung hat. Noch zu seiner Zeit wurde 
in Rom ein Stein mit zwei Vertiefungen gezeigt, über welchem die 
beiden Apostel gebetet haben sollen. Das Regenwasser, welches in 
diesen Vertiefungen sich sammle, solle wunderbare Heilkraft besitzen. 
Den Kreuzestod des Petrus bringt auch Gregor übereinstimmend mit der 
katholischen Legende in unmittelbare Verbindung mit den „neronischen 
und simonischen Kämpfen" 9 ). 

1) Sulpic Sever. H, 28 (ed. Halm p. 83): 'Namque eo tempore Jjcar 
Zeit der neron. Verfolgung) divina apud urbem religio mcahierat, Petro ibi 
epieeopatum gerente et Paulo, poeteaquam ab iniueto praesidis indiciö Caeearem 
appeUaverat, Bomam dedueto: ad quem tum audiendum pltures eonveniebanty 
qui veritate inteUeeta virtutibueque apoetolorum, quae tum erebro ediderant, 
permoti ad euüum dei et conferebant Et enim tum iüustris iÜa adversum 
Simonem Petri et Pauli eongreeeio fuit Qui cum magieis artSbue ut ee 
deum probaret, duobus euffultue daemoniie evolaeeet, orationibus apoetolorum 
fugatis daemonibue delapeue in terram populo inepeetante dieruptus eef. 
cap. 29 ist zunächst von der neronischen Verfolgung die Rede. Dann heisst 
es: 'Tum Paulus ae Petrue capitis damnati: quorum uni eervix gladio deseeta, 
Petrus in crucem eublatus eef. 

2)Isidori Hispal. Chron. ad ann. 5266 (ed. Colon. Agripp. 1617 
p. 268 C): l üuius (Neronie) temporibue Simon Mague, cum altercationem pro- 
posuisset cum Petro et Paulo apostoUs, dicens ee quandam virtutem eeee dei 
magnam, medio die dum ad patrem volare promiUü in caelum, a daemoni- 
bue, a quibue in aere ferebatur, adiurante eoe Petro per deum, Paulo vero 
orante, dimieeue erepuü. Ob eine neeem a Nerone Petrue crueifigitur, Paulus 
gladio caeditur'. 

3) Gregor. Turon. glor. martyr. I, 27 (p. 503 Krusch; p. 750 Ruinart): 
'Petrus apoetolus ob humüitatem docendam eaput deeuper tonderi instüuit y 
qui ab apottolie ceterie episcopus ordinatur, Somae eathedram locaviL Cuius 
oraüone et Pauli Simonie Mögt calliditae vel deteeta est vel obrüta. JSr- 



i 



— 257 — 

Keine sichere Entscheidung läset dagegen eine Stelle hei Isidor 
vonPelusinm zu. Derselbe erwähnt nnr überhaupt den Sturz des 
Simon aus der Höhe, ohne der näheren Umstände desselben zu ge- 
denken ')• 

Aus dem Bisherigen ergiebt sich, dass seit der zweiten Hälfte des 
4. Jahrhunderts der Legendenstoff der gnostischen Acten als gute Beute 
im Besitze der katholischen Schriftsteiler sich findet *). Ambrosius von 
Mailand liefert die erste uns bekannte katholische Bearbeitung der- 
selben. Er scheidet nicht nur alles Häretische aus, sondern weiss auch 
den Erzählungsstoff selbst mit der katholischen Ueberlieferung in Ein- 
klang zu setzen, welche die gemeinsame Wirksamkeit der Apostelfursten 
auch zu einem gemeinsamen Kampfe wider den Magier erweitert und 
in Folge des durch ihr Gebet veranlassten Sturzes Simons beide 
unter Nero das Martyrium leiden lässt. Daneben ist aber die Erinnerung 
nicht völlig erloschen, dass nach der ursprünglichen Darstellung Petrus 



stant hodieque apud urbem Romanam duae in lapide fossulae, super quem 
beati apostoli, deüexu popUte, orationem contra ipeum Simonem magum ad 
dominum effuderunt In quibus cum de pluviis lymphae eöUectae fuerint, a 
morbid/in expetuniur, haustaeque mos eanitatem tribuunt. Sanctus vero Petrus 
apostohu, ut praefati sumus t cum poei Neroniana ae Simoniaea beUa ad 
crueem venisset, impiUto tarn felici» trophei certamine, resupinis ad eadum 
vestigüs ee expetnt crudfigi, indignum ee vociferane ut dominum esaUari: 
sieque dirigens spiritum vivacem in astris, sepultus est in templo quod voci- 
tabatur antiquüus Vaticanum'. 

1) Isidor. Peius, epist. I, 13 : xal ig (tyoug xctTvjvix&i) (ZCpav) 6 ösCXaiog 
icp&C t&v noXofrpöXXij'tov Mvatov, tva- 8«tx&U &C *6 ^6g toÖ xat* ftxstvov irwsb- 
\loxoq oloov TUYX^ VOÜOtv 4&oi ot oöpdvtov 8pö|iov ^söööhsvoi. 

2) Die Vermuthung liegt nahe, dass noch einige andere Nachrichten 
katholischer Schriftsteller, welche in unseren trümmerhaften Ueberresten der 
ntpCodoi üfrtpoo xal üaöXoü nicht mehr erhalten sind, dennoch von dorther 
entlehnt sind. Dahin gehört vielleicht die Notiz bei Gregor von Nazianz 
(orat XIV, 4 T. I, 259 ed. Paris 1840): n*cpo£ (sc. diddoxsi jifc) Äaoaptou 
^•pjiolc -cps?ö|itvoc. Doch könnte diese Nachricht auch mit den ebionitischen 
Schilderungen von dem asketischen Leben des Apostels zusammenhängen. Auf 
die obige gnostische Quelle könnten möglicherweise auch die oben S. 213 er- 
wähnten, in verschiedenen Formen umlaufenden Personalbeschreibungen beider 
Apostel, speciell die Nachrichten von der tonsura S. Petri und S. Pauli, be- 
ziehungsweise der tonsura Simonis Magi zurückweisen. Vgl. Fabricius cod. 
apocr. n, 697. Lagarde in dem Vorwort seiner Clementinen-Ausgabe S. 16 flg. 
Vgl dazu auch Gregor. Turon. glor. martyr. I, 27; ferner die Notiz bei 
Hieronymus comm. in Gal. I, 18 (Opp. VII. 394 Vallarsi), Petrus sei 
kahlköpfig gewesen und die Erzählung, dass Simon Magus den Petrus geschoren 
haben soll, bei Sanctorius Acta Petri et Pauli (Acta Sanctorum Jun. T.VH 
p. 10 n. 48). 

L i p « i n » , Apostelgeschichten. II, 1. 17 



— 258 — 

allein den Magier bekämpft und besiegt. In der Folgezeit gehen die 
beiden, auch in ihren einzelnen Zügen abweichenden Sagengestaiten bald 
neben einander her, bald in mancherlei Mischungen durch einander. Die 
in den katholischen izpAfcu; Uixpou xal EauXou fixirte Sagengestalt 
ist mindestens ebenso früh als die den gnostischen rcepfoSot entlehnte 
bei den kirchlichen Schriftstellern verbreitet. Eine nähere Untersuchung 
derselben muss aber für einen späteren Ort aufgespart bleiben. 



4. Gnostischer Charakter der rcepfoSot. 

Schon in meinen Quellen der römischen Petrussage ') habe ich mit 
den damals zu Gebote stehenden Mitteln nachgewiesen, dass die beiden 
unter dem Namen des Linus erhaltenen Passionen des Paulus und Petrus 
trotz der katholischen Ueberarbeitung noch zahlreiche gnostische Reste 
erhalten haben. Ganz besonders ist dies bei der passio Petri der Fall. 
Mit dem Linustexte können wir jetzt auch die Actus Vercellenses und 
die Zeugen für die kürzere Recension der passio Petri vergleichen, und 
hierdurch das bereits früher gewonnene Material noch erheblich ver- 
mehren. 

Am unverkennbarsten ist der gnostische Charakter in den Reden 
de 8 Petrus. Aus der Passion ist hier namentlich die schon früher 
bekannte längere Rede hervorzuheben, in welcher der ans Kreuz ge- 
heftete Apostel das Mysterium des Kreuzes offenbart. Schon als 
er dem aufgerichteten Kreuze sich naht, begrüsst er den Namen des 
Kreuzes als ein verborgenes Geheimnis, verkündet seine Absicht, jetzt 
im Angesichte des Todes dieses Geheimnis zu offenbaren, und mahnt 
darauf die versammelten Gläubigen, von dem sichtbaren Kreuze die Ge- 
danken zu dem in demselben verborgenen Unsichtbaren zu erheben. 
Darauf motivirt er seine Bitte an die Henker, ihn häuptlings zu kreuzigen, 
nicht blos mit der demüthigen Erklärung, dass es ihm, dem Knechte, 
nicht gezieme, so gekreuzigt zu werden wie sein Herr, sondern auch 
damit, dass er so das Mysterium des Kreuzes stets vor Augen haben 
und was er sagen werde, den Zuhörern leichter verständlich machen 
könne 9 ). Mit anderen Worten: die umgekehrte Kreuzigung ist nicht 



1) S. 119—123. 

2) Pseudo-Linus : 'Est etiam, ut mysterium crucis iniento semper vultu 
posaun conspicere, quo facüius quidinde dixero a circumsiantibus possü audiri\ 
Der kürzere Text motivirt die Bitte, häuptlings gekreuzigt zu werden, lediglich 



— 259 — 

blos Ausdruck der Demuth, sondern dient zugleich als Symbol für das 
zu offenbarende Mysterium. Nachdem seine Bitte erfüllt ist, tröstet er 
das Volk mit folgender Anrede: „Gross und tief ist das Geheimnis des 
Kreuzes, ein unaussprechliches und untrennbares Band der Liebe. Durch 
das Kreuz hat Gott alles zu sich gezogen. Dies ist das Holz des Lebens, 
durch welches die Herrschaft des Todes zerstört worden ist. Dies hast 
du Herr mir eröffnet: eröffne auch die Augen jener Aller, damit sie den 
Trost des ewigen Lebens sehen" '). Alsbald eröffnet Gott die Augen 
der Trauernden und über die Passion des Apostels Thränen Ver- 
giessenden : sie sehen Engel stehn mit Kränzen von Rosen und Lilien 
und erblicken den Apostel, wie er in Kraft des aufgerichteten Kreuzes 
dasteht a ), ein Buch von Christus empfangt und die Worte, die er redet, 
aus demselben abliest. Nun folgt die eigentliche, bei Linus an Christus 
gerichtete Kreuzesrede. 

Christus allein, als der ewig Aufrechte und Erhabene, durfte mit 
aufwärts gerichtetem Scheitel gekreuzigt werden ; dagegen sind die nach 
dem Fleisch Geborenen Söhne des ersten Menschen, dessen Fall durch die 
Art und Weise menschlicher Geburt angedeutet wird. Wie jener sein Haupt 
zur Erde hinabsenkte, so werden auch wir bei unserer Geburt gleichsam 
kopfüber ausgegossen auf die Erde, sodass was rechts ist links, und was 
links ist rechts erscheint, nach der in den Urhebern dieses Lebens ge- 
gründeten verkehrten Ordnung dieser Welt. Denn diese Welt hält das- 
jenige für rechts, was vielmehr links ist, wo der Herr uns wie die Nini- 
viten als dem Untergange Geweihte vorgefunden und durch seine heilige 
Botschaft errettet hat. Der erste Mensch, dessen Gestalt der Apostel 
mit seinem nach unten gerichteten Haupte darstellt, symbolisirt die 
einst verderbte Geburt ; seine Geburt war todt und hatte keine Lebens- 
bewegung. Aber aus Mitleiden mit ihm kam die obere Macht in die 
Welt durch Vermittelung einer leiblichen Substanz, um dem nach ge- 
rechtem Urteilsspruche zur Erde Niedergestreckten Hilfe zu bringen, 
und am Kreuze hangend stellte sie jener durch die Gestalt des Kreuzes 



mit der Bemerkung, dass er den Hörern schon sagen werde, warum. VercelL : 
l et propter quam causam sie peto figi, audientibus dicam'. Patm. : xal öidt 
x(, toTg ftxo&oooiv ipft. 

1) 'Grande et profundum est mysterium crucis, et ineffabüe atque in- 
separabüe vineulum caritatis. Per crucem ad se traxii omnia deus. Hoc est 
lignum vitae, quo destruetum est mortis Imperium. Hoc mihi tu aperuisti, 
domine .- aperi et omnium istorum oculos, ut videant consolationem vitae aeternae*. 

2) 'in vir tute crucis erectae stantem Petrum'. So s&mmtliche codd. 
Faber hat in vertice corrigirt. 

17* 



— 260 — 

wieder her, und brachte uns das wieder zarecht, was vorher durch des 
Menschen schlimmen Irrthum verkehrt worden war; indem er nämlich 
das Gegenwärtige zum Linken machte , und das, was für Linkes ge- 
halten wurde, nämlich das Ewige, als Rechtes verherrlichte. Er ver- 
wandelte alle Zeichen in ihrer eigentümlichen Natur, indem er nämlich 
als gut erkannte, was nicht für gut erachtet wurde, und für wahrhaft 
wohlthätig, was für schädlich gehalten wurde. Daher sprach der Herr 
geheimnisvoll : „Wenn ihr nicht das Rechte dem Linken, und das Linke 
dem Rechten und das Obere dem Unteren und das Vordere dem Hinteren 
gleichmacht, so werdet ihr das Reich Gottes nicht erkennen 44 . Diesen 
Spruch, fahrt Petrus fort, habe er auf sich selbst angewendet, und dies 
sei die Figur, in welcher ihn fleischliche Augen hangen sähen. D. h. 
die Kreuzigung mit den Füssen nach oben ist die symbolische Dar- 
stellung dessen, was jener Spruch besagt. Sie ist das Schema des 
ersten Menschen. Wer durch diese Botschaft sich von seinem früheren 
Irrthume bekehrt, im festen Glauben und in einem guten Wandel zur 
Ruhe der oberen Berufung zu gelangen strebt, wird der Vollkommenheit 
theilhaftig 1 ). „Der Weg, welcher dahin fuhrt, ist Christus. Mit Jesu 



1) Linus: 'Digne tu Bolus, domine, in altum porreeio eervice cruetfixus es, 
qui totum mundum a peccato redemisti . . . Tu semper rectus, tu semper ex* 
celsus, tu semper permanens. Nos seeundum earnem primi hominis füii sumus, 
gut prineipak suum demersü in terram: euius lapsus significatur speeie gene- 
raUonis humanae. Sie enim naseimur, ut proni videamur in terram effundi, 
et quod ad dexleram est, hoc ad sinistram sit, et quod ad sinistram, hoc ad 
dexteram fiat, eo quod in auetoribus huius vüae mutata conditio est Hoc enim 
putat mundus iste dextrum, quod est smistrum, in quo nos tu, domine, sicut 
Ninivitas invenisti et perituros tua saneta praedicaUone UberasU. Vos vero, 
fratres, quibus est proprium audire, aures cordis apponüe, et nunc quae 
annuntianda sunt vobis cognosdte, scüicet omnis naturae mysierium et omnis 
faetae constituUonit initium. Nam primus homo, cuius genüs in speeie ego 
habeo, misso deorsum capite ostendit olim perditam generationem. Mortua 
enim erat generatio eius, et nee vitalem habebat motum. Sed tractum miseri- 
cordia sua prineipium venu in mundum per corporalem substantiam ad eum, 
quem iusta sententia in terram proiecerat, et suspensum in cruce per speciem 
horrendae vocaUonis, videUcet crucis, restituit Et constituit nobis ea, quae 
antea hominum iniquo errore immutata fuerant, praesentia videlicet pro sinistra, 
et quae pro sinistra dueebantur aeterna, siquidem ut dextera glorificans 
omnia Signa ad propriam mutavit naturam t sicut bona inteUigens, quae non 
putabantur bona, et revera benigna, quae maligna aesUmabantur. Unde 
dominus in mvsterio dixerat: w 5i non fecerüis dexteram sicut sinistram et 
sinistram sicut dexteram et quae sursum sunt sicut quae deorsum et quae ante 
sunt sicut quae retro, non cognoscetis regnum dei u . Istam ergo sententiam 
[scientiam alii] in me produxi fratres, et haec est figura, qua me pen- 



— 261 — 

Christo müssen wir das Kreuz übersteigen : er ist uns geordnet als ein- 
ziges und alleiniges Wort. Daher spricht anch der Geist: „Christus ist 
Wort und Stimme" (oder: „Christus ist das zur Stimme gewordene 
Wort"). „Nämlich das Wort bezeichnet das aufrechte Kreuzesholz, an 
welchem ich gekreuzigt bin; die Stimme aber, welche eigentlich etwas 
Körperliches ist, wird durch das Querholz bezeichnet ; dasselbe stellt die 
menschliche Natur dar, welche in dem ersten Menschen den Irrthum der 
Umkehrung erlitten, aber durch den Gottmenschen die wahre Erkenntnis 
wiedergewonnen hat. Wie aber das Querholz in der Mitte durch Nägel 
an dem Kfeuzesstamme befestigt ist, so ist auch die menschliche Natur 
durch 'die Nägel der Disciplin' am Kreuze befestigt, durch die Be- 
kehrung und den guten Wandel, den Glauben und die Busse" '). Der 
im Faberschen Texte kaum verständliche Gedanke wird theils durch 
die Handschriften von L, theils durch die Zeugen des kürzeren Textes 



dentem oculi carnales respiciunt. Seema enim est primi hominis. Vos vero, 
fratres mei düectissimi, haec audientes, et quae audüis ad perfecHonem con- 
vertendo et conversando ducentes, sicut de primo vestro erröte ad certissimam 
fidei stationem redistis, itaperseverare curantes, ad quietem supernae vocationis 
vestrae tendüebene eonversantes 1 . Der kürzere Text (PS VA) bietet hier nichts 
Besseres, und ist theflweise unheilbar verderbt. Vgl. hierzu auch acta Philippi 
(p. 90 Tischend.) : M^ o5v XohtjJHJxi Ott xpipa|iai oöta>c ' xöv y&p xörcov qpipca xoö 
Tipwxou dv&pdmou, xaxd xsqpaXJjv ivsx&ivxog *«l t% Y%» ** 1 icdXiv didc göXoo 
xoö axaopoö (cooftoi^&ivroc *x ?o9 ^avatou tfjg itapaßdoscoc. xal vOv dvanX^pfö 
xö Tipoaxax^iv \xoi " tlrctv ydp poc. 6 x6piot [folgt das Citat aus den ev. Aegypt.]. 
1) L.: l Via enim, qua üluc iter ager debetis, Christus est. Oportet igitur 
cum Jesu Christo deo vero superascendere crucem, qui est eonstitutus [xtxay- 
pivoc] nobis Sermo unus et totus. Unde et Spiritus dicit: „Christus est ver- 
bum et vox dei". Verbum quidem significat istud rectum lignum, in quo 
crucifigor. Et quia vox proprie corporis est, quod lineamenta reeipü, quae 
divinitati non imputantur, lateralia [naturalia Faber] crucis humanam prae- 
iendere noscuntur naturam, quae immutationis errorem m primo homine passa 
est, sed per deum et hominem veram inteüigentiam recuperavii, Ipsa namque 
disciphnae elavis in tncdio astricta est, eonversione scüicet et conversatione at- 
que cum fide paenitentia hominis.' P : intßatvovtag ?$ xoö Xpioxoö <rcaop$, 
8axi£ iaxlv xtxajiivoc Xdyog, slg xal |i6voc, rctpl o5 xö nvs0|ia Xiysi' T( y*P 
ioxtv Xpiatöc, ***•* b X^yog [xal] ^x°€» *l Y"P ^^Y°C» ^ toöxo x6 göXov, iyl* 
$ taxauptüjiai ; Jjx°€&& T & rcXdyiöv iartv, dv&pctmou 96015* b bk Xd-pC [vielmehr 
JjjXot] 6 auvixa>v inl t$ dp$$ £öXq> xö nXdfiov xaxd iiiaou, ^ 4:uaxpoqpYj xal 
^ jitxdvoia xoö dväpcimoo. V: 'sttWicmtif me ttogw domini mei Jesu Christi 
eruci, quod est extensum verbum unum et solum, de quo Spiritus sanctus dicit: . . . 
Quid enim est verbum nisi hoc lignum in quo crucifixus sum; clavum [sie; 
exspeetas vox] autem de plagio hominis figura est; elavus autem 9 qui continet 
in directo ligno lignum plagium in medio, conversio et paenitentia hominis es f. 



— 262 — 

aufgehellt '). Christus ist beides, Wort und Stimme, oder zur mensch- 
lichen Stimme gewordenes ewiges Wort. Dies erinnert an die Er- 
zählung der acta Joannis (p. 223 ed. Zahn), dass der Herr dem Johannes 
gestaltlos, nur wie eine Stimme erschienen sei (aöxiv 84 xiv xöptov 
^Tiavcü xoO axaupoO £cbpa>v Qyfj^oL |xi] Sxovxa, iXkd xcva fcov^v 
|i6vov) 3 ). Als Wort oder X6yoc gehört Christus der übersinnlichen 
Welt an und kann mit leiblichen Sinnen nicht wahrgenommen werden; 
sofern das Wort sich zur Stimme gestaltet, nimmt es dagegen Theil an 
der Materialität, denn die Stimme wird auf physischem Wege hervor- 
gebracht und äussert sich in bestimmt unterschiedenen Tönen 8 ). Eben 
darum bezeichnen Wort und Stimme jenes das göttliche Wesen, diese die 
menschliche Erscheinung Christi. Nun wird aber weiter der X6yog 
wieder mit dem axaup6c, d. h. dem aufrechtstehenden Kreuzesstamm 
identificirt, die Stimme dagegen mit dem Querholz, welches durch einen 
Nagel am Stamme befestigt wird. Wie das Querholz mit dem Kreuzes- 
stamm, so ist die Menschheit Christi mit dem Logos verbunden. Ebenso 
erfolgt nun aber auch die Erlösung der Menschen dadurch, dass unsere 
menschliche Natur durch die „Nägel der Disciplin", durch Glauben und 
Busse, mit dem Logos, wie das Querholz mit dem Kreuzesstamm ver- 
bunden wird. Eben hierin besteht also jenes Geheimnis des Kreuzes, 
dass die Verbindung des Querholzes mit dem Stamm die Erlösung der 
Menschheit durch den Logos, also vor allem die Mittheilung der rechten 
Erkenntnis symbolisirt, durch welche sie der oberen Berufung theil - 
haftig werden. Hiermit verbindet sich der weitere Gedanke, dass die 
Anheftung des Querholzes an den Kreuzesstamm zugleich die Her- 
stellung der Menschheit zu ihrer ursprünglichen, durch die vergäng- 
liche Geburt verkehrten Ordnung bedeutet. Durch die physische Ge- 
burt kommt der Mensch „kopfüber" zur Welt, d. h. zuerst mit dem 
Kopfe aus dem Mutterleibe hervor. Hierin findet der Verfasser der 
rcepfoSoi ein Symbol des Sturzes des ersten Menschen auf die Erde 

1) Die von mir Quellen der römischen Petrussage S. 119 flg. gegebene Dar- 
stellung, welche lediglich auf dem Faberschen Texte fusste, bedarf hiernach 
vielfach der Berichtigung. 

2) Vgl. auch die Erzählung von Kallimachos in den Johannesacten (I, 
461) und dazu acta Thomae sect. 27 p. 20 Bonnet. 

3) Vgl. auch die weiter unten folgenden Worte in L: 6 non labiis istis con- 
/irta, nee lingua per quam verum et fäUum procedat neque verbo articulata 
et maieriali natura producto; seä xtta voce gratias ago tibi, rex bone, quae 
per 8üentium inteüigitur, quae non in manifeste auditur 9 quae non per Organa 
ori8 corruptibüis procedit, quae non carnaUs aures percutit f quae non a 
natura corruptibüi percipitur, quae nee est terrea, nee in terram demittitur' 



— 263 — 

herab, woselbst er hilflos, todt und bewegungslos am Boden lag, bis 
ans Mitleiden mit ihm die obere Macht auf die Erde herabkam, um ihn 
aufzurichten und zu beleben. 

Während die bisher besprochenen Gedanken mehr oder minder be- 
quem auch eine katholische Deutung zulassen, so erinnert der letzt- 
genannte Zug deutlich an die ältere syrische Gnosis, wie sie uns nament- 
lich im Systeme Saturnins, aber auch bei den sogenannten Ophiten be- 
gegnet '). Selbst im Ausdruck tritt die Darstellung der rapfoSot an 
die Berichte der Häreseologen über das satuminische und ophitische 
System nahe heran. Die Belebung und Aufrichtung des leblos und 
regungslos auf der Erde liegenden Menschen durch ein unter Ver- 
mittelung der körperlichen Substanz von oben herabsteigendes Geistes- 
wesen (principium) erinnert auch an die |i6pf(i)at( xax' oäafav im 
valentinianischen System, welche dort freilich von der |i6p<ptDat£ xaxd 
yvöatv, mit welcher erst die vollkommene Erlösung eintritt, noch unter- 
schieden wird (Iren. I, 4, 1. 5; exe. ex Theodot. §.31. 45). Es liegt 
aber wol nur an der Kürze der Darstellung in den uns erhaltenen 
Resten der nzpioSoi, wenn es hier scheint, als ob die Belebung des 
todten Gebildes der Archonten durch eine obere Macht mit der Erlösung 
am Kreuze oder* mit der Wiederherstellung alles durch Sünde und Irr- 
thum Verkehrten zu seiner ursprünglichen Ordnung zusammenfalle. 
Die Rolle, welche in der Kreuzesrede den Engelmächten, den audores 
huius vitoe, bei der Schöpfung des ersten Menschen zugeschrieben wird, 



1) Iren. haer. 1, 24, 1 (griechisch Fseudorig. Fhilos. VII, 28) : oÖ ysvo|iivot> 
qptjol xal jitj dovapivoo AvoptoGo&ai xoö «Xdo|iaxo£ 8ta zb adpavfcc xd&v dyy4- 
Xcov, &XX& &€ oxcdXyjxoc oxap£Covxo$, olxxttpaoa a&xöv ^ aveo 8öva|uc ötA xö 
iv 6|ioi(6|JLaxi a&x% Y*Y 0V * val > irc»|*4» ontvIHjpa («>%9 8g 8iifrstps T & v dvfrpw- 
novxal fjp&pcoos [et artieulavit vet. interpr.] xal p)v ittottjosv. Philaster haer. 
31: 'et facto homine, quia impotent erat, salvari non potuit. videns itaque 
virtus eüperna, quod iüi hoc fecerant, misit seintiüam, qua* correxü hominetn 
etauecitavitetfecit cum trivere. eeintiQam itaque vohmtsalvarf. Fseudotertull. 
& 3: 'hunc super terram iaeuüse reptantem; euius Urnen tilud et virtütem 
ittam euperiorem propter mieericordiam, seintiüam salvam esse*. Epiphan. 
haer. 23, 1: y* vo P-* voü 8* qptjol xoö ftv&pcfaoo, 8id x&v aöxöv &8pavfcc jitj 86- 
vao&at aüxdv xsXsoqpopfjoai, xslo&ai 8fc xal oxapi^itv x^* 1 xst|itvov 8Cxyjv 
oxobXiptoc ipnovroci W 86vao3m 8fc infix» dvop&oöofrai (i^tt xt ixtpov 
«pdxxsiv, fa>c ^ Ävco 8uva|ue napax6c|>aoa xal oitXayxvwö-tloa 8i& xtjv töiav 
aäxffc slxöva xal I84av, xax* otxxov dwioxstXs omvIMjpa xfjg aöxfjc 8uvd|is»€, 
xal 81* aÖxoO dvcöp&cooe xöv dv&pawwv xal oöxcoc ftta>07co(i)os, 85jfr§v xöv omv- 
4H)pax*)v +oxV^ v dv^pamCvKjv ydoxav. Iren. haer. I, 30, 6: 'Sex autem vir- 
tute* . . . formaverunt hominem immensum Jatituäine et longitudine; ecari- 
eante autem eo tantum advexerunt eum Patri euo etc.* 



— 264 — 

ist ebenfalls acht gnostisch, und erinnert sowol an Saturnin als an die 
öphitische Gnosis *). In dieselben gnostischen Kreise verweist uns auch 
der Gegensatz des Rechten and Linken, welcher hier durch seine Ver- 
bindung mit der Ereazessymbolik eine ganz eigentümliche Bedeutung 
gewinnt 3 ). Aber auch diese Kreuzessymbolik selbst ist ursprünglich eine 
specifisch gnostische, wie bereits früher gelegentlich der Johannes- 
Acten eingehend nachgewiesen worden ist (I, 523 ff.). Die Aufforderung 
zur Uebersteigung des Kreuzes gewinnt nur dann ihr völliges Licht, 
wenn wir uns der Bedeutung des 2xaup6t als der Grenzscheide zwischen 
der oberen und unteren Welt erinnern 8 ). 

In seiner gegenwärtigen, im Linustexte erhaltenen Gestalt ist der 
vom Mysterium des Kreuzes handelnde Abschnitt katholisch über- 
arbeitet 4 ), während der kürzere Text (PV) sich begnügt hat, beim 
Excerpiren alles Anstössige möglichst zu beseitigen. Doch ist auch so 
noch immer genug übriggeblieben. 

Sehr deutlich tritt der gnostische Ideenkreis in der Stelle der Actus 
Vercellenses hervor, in welcher Petrus das Evangelium von der Ver- 
klärung Christi auf dem Berge auslegt (s. oben S. 183). Hier wird der 
ausgesprochenste Doketismus gelehrt. Da in Folge des mensch- 
lichen Irrthums und Verderbens Keiner würdig war, Christum anzuschaun 
wie er ist, so erschien er im menschlichen Bilde und gab sich einem 
Jeden zu schauen, wie er es zu fassen vermochte. Er ass und trank, ohne 
Hunger und Durst zu empfinden, lediglich um unsertwillen ; ebenso ist 
sein Leiden, Sterben, Auferstehen lediglich um unsertwillen erfolgt. 
Er ist gross und klein, schön und hässlich, Jüngling und Greis, in der 
Zeit erscheinend und in Ewigkeit allenthalben unsichtbar. Der hier 
vorausgesetzte Doketismus ist derselbe, der uns auch in den Acten des 

1) Vgl. die in der vorhergehenden Anmerkung für die Lehre Saturnins 
und der Ophiten angeführten Stellen. 

2) Vgl. auch für die Valentinianer Iren. haer. I, 5, 1 ; 6, 1. exe. ex. Theod. 
§. 23. 34. 40. * 

3) L: 'oportet igüur cum Jesu Christo deo vero superascendere crucem\ 
P: ftitavadpa|isTv rcpoofjxsv, taißocCvovtag ?$ ?o& XpiaxoO o?aup$. 

4) L: '0 cruXj quae deo hominem coniunxisti et a domimio didboUcae 
capitivitaHs magnifice segregastL crux, quae humano generi passionem 
salvatoris mundi et redemptionem captivitatis humanae vera comitante fide 
semper repraesentas incolumem. crux quae cotidie cames immaculati 
agni fidelibus dividis populis, et dira serpentis veneria poculo sahUari de- 
peUis atque rumphaeam paradisi ignitam credentibus eine iniermissione re- 
stinguis etc.\ Weiter unten im Gebete an Christus finden sich die bereits er- 
wähnten Formeln des Bekenntnisses von Nicäa. Auch in den Worten 'Christus 
est verbutn et vox de? ist das 'dei' katholisirender Zusatz. 



— 265 — 

Johannes begegnet (I, 521 flg.). Obwol er nicht über das, was wir auch 
bei dem alexandiinischen Clemens lesen, hinausgeht, so unterliegt es doch 
keinem Zweifel, dass wir es hier mit einem acht gnostischen Producte 
zu thun haben. Im Zusammenhange mit dieser doketischen Christologie 
steht der in den Actus Vercellenses mehrfach wiederkehrende Zug, dass 
Christus bald als glänzender Jüngling, bald als Knabe, bald wieder als 
Greis erscheint, bald geradezu die Gestalt seines Apostels, also hier des 
Petrus, annimmt. Vgl. auch den glänzenden Jüngling, der bei der Taufe 
des Theon erscheint (S. 177), die Geschichte von den blinden Frauen, 
welche Christum theils als Greis, theils als Jüngling, theils als Knaben 
erblicken (S. 184), den Traum des Marcellus, in welchem Christus in der 
Gestalt des Petrus erscheint (8. 185) und die Erzählung des Niko- 
stratus, er habe den Herrn Christus mit Petrus reden sehen (S. 190). 
Es ist bereits zu den Johannesacten (I, 464) bemerkt, dass Photios 
(bibl. cod. 114) grade diesen Zug als ein charakteristisches Merkmal 
der leucianischen Apostelgeschichten anfuhrt. So erscheint Christus ein- 
mal in den Thomasacten (I, 269) und wiederholt in den Johannesacten 
als schöner oder glänzender Jüngling (I, 460. 542), in den Andreasacten 
als Knabe (I, 552. 554. 556. 590), während er in den Thomasacten am 
häufigsten in der Gestalt seines „Zwillings" Thomas erscheint (I. 250. 
256. 269. 291). Die menschliche Gestalt ist für Christus eben nur die 
vorübergehend angenommene Erscheinungsform, mit welcher er je nach 
Bedürfnis und Umständen wechselt. Die specifisch patropassianische 
Christologie der Johannesacten (vgl. I, 536. 542) tritt in den uns er- 
haltenen Ueberresten der TtepfoSoi IKxpou nicht mehr so bestimmt her- 
vor, und wo von der Gottheit Christi die Rede ist, begegnen uns bereits 
die nicänischen Formeln. Der älteste Text wird aber auch hier Christum 
einfach mit dem göttlichen Wesen identificirt haben und wenigstens 
einige Spuren haben sowol der Linustext als auch die kürzere Recen- 
sion, ersterer inmitten von gutkatholischen Wendungen erhalten. So 
namentlich in dem an Jesus Christus gerichteten Schlussgebete des 
Apostels am Kreuz, welches in den verschiedenen Texten ziemlich über- 
einstimmend erhalten ist ! ), aber auch in den Schlussworten der Predigt 
über die Verklärung Christi in den Actus Vercellenses, welche nicht blos 
in der stilistisch charakteristischen Häufung der Prädicate, sondern zum 
Theil wörtlich mit verwandten Stellen der acta Joannis sich berühren: 



1) L : 'Tu mihi, domine, pater et amieus, auctor et perfector salutis, tu 
desiderium, tu refrigerium ettusatietas. Tu mihi omnia es et omnia mihi in 
te sunt. Tu mihi totum es et iotum, guod est, tu mihi es: tu es enim mihi 
omnia. In te vivimus, movemur et sumus ; et ideo te ut omnia habere debemus, 



— 266 — 

„diesen Jesus habt ihr, Brüder, als Thür, Licht, Weg, Brot, Wasser, 
Leben, Auferstehung, Erquickung, Perle, Schatz, Samenkorn, Sättigung, 
Senfkorn, Weinberg, Pflug, Gnade, Glauben, Wort. Dieser ist Alles, 
und kein Anderer ist grösser als er; ihm sei Lob in alle Ewigkeiten. 
Amen" (s. oben S. 184). Die Berührung dieser letzteren Stelle mit den 
Johannesacten ist eine so auffällige, dass man nur die Wahl hat zwischen 
schriftstellerischer Abhängigkeit der Petrusacten von den Johannesacten 
oder aber der Annahme eines und desselben Verfassers *). 
Das Lebensideal der npi^ei^ EUxpou ist ebenfalls das gnostische. 
Dies zeigt sich zunächst in der Ansicht von der unbedingten Verwerf- 
lichkeit aller geschlechtlichen, auch der ehelichen Gemeinschaft. Wie 
in den Thomasacten die durch die Lehre des Apostels veranlasste ehe- 

uttu des nobis Ma, quae promisisH, quae nee oculus vidit, nee awis audivit, 
nee in cor hominis ascendit, quae praeparasH hie qui düigunt te\ [Die 
folgenden Worte sind katholisch überarbeitet]. P: 26 (ioi naxiflp, ab jioi dÖsX- 
96$, aü qpCXog, ab öoGXog, ab olxovöiiog' ab xö n&v xal xö n&v iv aoC ' xal xö öv ab, 
xal oöx iaxiv &XXo 8 Soxtv, tl jitj pövog ab. 'Eni xoöxov o5v xal ^pslc, dötXqpot 
xaxaqwYövxt^ .... ftxtEvcov xs&gtod't, öv Xdyst öjilv' & oöxs ö<?$aX}iöc tt&tv, 
oöx§ Inl xapÖCav dvd-pcönwv oöx Avißrj. Alxo3}itv o8v, nspl Sv ^|itv önäoxou 
doüvai, d|i£avxs IyjooÖ' alvoOptv os, söx a pi°™3|iiv aot **l dvO , o|AoXoYoö|is&a 
do{;d£ovxkc ob ixi iod'svett &v&pa>noi, öxi ai> S-sög |iövo£, xal oöx Sxspog, $ ^ 
Ööga xal vöv xal sie ndvxag xoög alcßvac xtöv atwvwv. d|ii)v. V: c 2\* wtÄi 
paier, tu wtÄt mater, tu mihi frater, tu mihi amicus, tu procurans et 
omniain te. Et quidquid tu, et non est alius nisi tu. In hune autem et vos 
refugientee . . . . ut possüis ad ea pervenire, „quae promisit se datu[rum\ % 
quae neque oculus vidit, nequ[e auris] audivit, neque in cor hominis pecca[toris] 
ascendü", precantes eum de [iis] quae promisit se daturum. Oramus te, 
domine Jesu, et invocamus gloriantes et [te] precantes confitemur tibi, honori- 
ficantes te adhuc homines infirmi, quoniam tu es dominus [deus?] solus et 
non est alius. Tibihonor, claritas et potestas et nunc et in saecula saeculorum. 
amen . 

1) Ich übertrage, um die Vergleichung zu erleichtern, die betreffenden 
Worte ins Griechische zurück: xoffxov xöv IyjooOv Ixsts, ddsXqpoC, $6pav, qp&g, 
dpxov, ödeop, ((o^v, dvdoxaoiv, dvdnaootv, papYapCxijv, 6*qoat>pöv, onöpov, xöpov, 
xöxxov otvansoog, d|intX&va, dpoxpov, x*P tv » rctoxiv, Xdyov. Hiermit vgl acta 
Joann. p. 223 Zahn: 6 oxaopög 6 xoö cpcüxög noxk |ikv Xöyog xaXelxat ön* 
ijioO &V öjiÄg, noxk dl voög, n ^xl dk Xpiaxög. noxk $6pa, noxk 656g, noxk 
dpxog, noxk onöpos, noxk dvdoxaoig, noxk IrjaoÖ^, noxk nax^p, noxk nvtSpa, 
noxk t»i5» n ^xk dX^&sia, noxk ntaxig, noxk x*P l €' P- 243: Öo5d£o|i4v oou xöv 
onöpov, xöv Xöyov, xijv x^ptv, xyjv ntoxiv, xö &Xag, x6v dvsxXdXqxov jiapyapCxTjv, 
xöv d-yjaaopöv, xö fipoxpov, xyjv oay^v^v, xö jikyt^og, xö didd'qiia, xöv öt' ^jiÄg 
Xsx^ivxa otöv dvfrp(&noü, xi)v 4X>j^ttav, x^v dvdnaooiv, xijv yvöotv, x^jv Ö6va- 
|itv, xi)v ivxoX>jv, xijv nappyjoiav, xyjv IXnCöa, xijv dYdnujv, xtjv IXtu^-tpCav, xtjv 
tlg ok xaxaqpuy^v (ich gebe den Text abweichend von Zahn auf Grund von oocL 
Vatic. 654). 



— 267 — 

liehe Enthaltsamkeit der Mygdonia und Tertia (I, 264 ff.), so fahrt hier 
der Erfolg, welchen die Predigt des Petrus vom enthaltsamen Leben bei 
zahlreichen römischen Matronen nnd Senatorenfrauen hat, das Martyrium 
des Apostels herbei. Die „Jungfrauen Christi", welche in den Actus 
Vercellenses eine ziemlich bedeutende Rolle spielen (8. 185), mögen im 
Sinne des späteren Excerptors schon als katholische Nonnen vorgestellt 
sein ; ursprünglich sind darunter wol gnostische Asketinnen zu verstehn. 
Neben der Mahnung zur geschlechtlichen Enthaltsamkeit wird kein Gebot 
so hochgeschätzt, als das der freiwilligen Hingabe der irdischen Reich- 
thümer, wie dies durch die Geschichten der Eubola, des Marcellutf, des 
Nicostratus und der Chrysis veranschaulicht wird. Die gnostische Askese 
verräth sich endlich auch in der Enthaltung vom Weingenuss. Die 
Eucharistie wird daher mit Brot und Wasser gefeiert (S. 175 vgl. 
I, 339. 520). Die sonstigen Cultusbräuche bieten wenig Eigen- 
thümliches. Neben dem Sabbat (S. 180. 181. 190. 192) wird auch der 
„Tag des Herrn" (der Sonntag) erwähnt (S. 192). Der Gottesdienst, 
welcher auch Wochentags stattfindet (S. 183 an einem Freitag), wird 
mit Schriftverlesen und Predigt gefeiert (S. 183. 190. 192). Um die 
neunte Stunde erhebt man sich zum Gebet (S. 184). 

Auch die Scenerie erinnert nicht blos überall an den eigen- 
tümlich gnostischen Geschmack, sondern bietet bis ins Einzelne hinein 
Parallelen zu den übrigen „leucianischen" Apostelgeschichten dar. So 
der reiche Apparat von Wundern, Visionen, Himmelsstimmen, die dem 
Aristo zu Theil gewordene Paulus- Vision, die wiederholten Erscheinungen 
des Petrus vor Marcellus und vor Nero, die Engel mit Kränzen von 
Rosen und Lilien, welche den Gemarterten schmücken u. a. m. Der 
phantastische Zug, dass die Gläubigen den mit den Füssen nach oben 
gekreuzigten Apostel plötzlich aufrechtstehend erblicken, begegnet 
uns ganz ähnlich in dem gnostischen Martyrium des Matthäus (p. 185 
bei Tischend.). Aber auch sonst lassen sich zahlreiche Parallelen ziehen. 
Die Geschichte von der Rufina , welcher , weil sie die Eucharistie un- 
würdig gemesst, die linke Seite verdorrt, hat ihr Seitenstück in den 
Acten des Thomas an der Geschichte von dem Jünglinge, der seine 
Geliebte ermordet hat (I, 258 vgl. p. 36 sq. Bonnet). Der redende. 
Hund des Simon, der, nachdem er seinen Auftrag ausgerichtet hat, todt 
zu Boden fallt, erinnert an die redenden Esel der Thomasacten, von 
deren Einem Aehnüches erzählt wird (I, 257. 260 f. vgl. p. 29 sqq. 
48 sqq. Bonnet). Neben dem redenden Hunde findet sich übrigens hier 
auch ein redender Säugling (oben S. 180). Der durch Petrus belebte 
Häring, welcher lustig umherschwimmt, ist ein Nachklang eines ganz 



— 268 — 

ähnlichen Wunders, welches im Evangelium des Thomas von dem 
Knaben Jesus berichtet wird (ev. Thom. lat. A cap. 1 bei Tischen- 
dorf, evang. apocr. ed. II p. 164 sq.). Endlich das wunderbare Licht, 
welches in der Erzählung von den blinden Witwen (S. 184) das Zimmer 
erhellt und in die Augen der Blinden dringt, begegnet uns ähnlich in 
den Acten des Thomas (I, 269 p. 79 flg. Bonnet). 

Von Wichtigkeit für die Feststellung des Ursprungs der Petrus- 
acten ist auch der häufige Gebrauch von Apokryphen, nament- 
lich solcher, welche auch in gnostischen Kreisen verbreitet waren, wie 
des Evangeliums der Aegypter. Letzterem ist die bereits oben S. 260 
angeführte Stelle entlehnt, die sich ziemlich übereinstimmend in allen 
Texten der Passion wiederfindet : „daher sprach der Herr geheimnisvoll : 
wenn ihr nicht die Rechte der Linken und die Linke der Rechten und 
das Obere dem Unteren und das Vordere dem Hinteren gleich macht, 
so werdet ihr das Reich Gottes nicht erkennen" 1 ). Vgl. dazu die ver- 
wandten Sprüche bei Clemens von Alexandrien (Strom. HI, 13, 92 p. 
553 Potter) und in dem sogenannten zweiten Briefe des Clemens an die 
Korinther c. 12 (bei Gebhardt u. Harnack p. 128 ed. IL). Der in den 
Petru8acten citirte Spruch findet sich in etwas anderer Fassung auch in 
den Acten des Philippus (bei Tischend, apoc. apocr. p. 90; voll- 
ständiger von mir H, 2, 19 angeführt) 2 ); und wenigstens eine An- 
spielung auf dieselbe Stelle lesen wir auch in den Acten des Thomas 
in dem Schlussgebete des Apostels (p. 91 Bonnet = p. 282 der engl. 
Uebersetzung bei Wright) 8 ). Ein anderes unkanonisches Citat ist der 
bereits oben besprochene Spruch : „Christus ist Wort und Stimme" oder 
nach anderer Fassung „Christus ist das Wort, welches Stimme ist". Bei 
L ist derselbe mit den Worten eingeleitet: „Daher spricht auch der 

1) L: 'Undc dominus in mysterio diaer at: Si non fecerüis dexteram 
sicut sinistram et sinistram sicut dexteram et quae sursum sunt sicut quae 
deorsum et quae ante sicut quae reiro, non cognoscetis regnum dei\ P: rctpl 

SV 6 XÖpiOg ftV |iUOTY}p((p X&YSI* E&V |1Y) TC017J07JTS xd Ösgid d)£ xd dpioxtpd xal 

xddpioxspd d)g xd Äegid xal xd avco ü)£ xd xdxoo xal xd öic(oa> &g xd I|iitpoo- 
&tv, oö jitj imYväxt xtjv ßaoiXeCav. V: 'Et dominus ipse dixit: Si non fece- 
ritis dextram tanquam sinistram et sinistram ut dextram et quae sunt [sursum] 
tanquam deorsum et quae retro [sunt] tanquam et ante, non intrabit[is'] in 
regna eaelorum\ 

2) TSdv jirj noi^oijxs öjiäW xd xdxa> elg xa dvco xal xd Svoo sie ?& xdxo> xal 
[xd] dsgid sie [xa] dpiaxepd xal xd dpioxspd tlg xd Ösgtä, oö |iv) tlaiAJHjxt sie 
xrjv ßaoiXsidv |iou. 

3) T6 ivxög ixx&£ Twiotyxa xal xö ixxög [*vxög], xal n&v oou xö nX^pa>|xa 
iv Sjiol ln\fip(b$f]. stg xd dnlotö oöx örc£axpsc|>a, elg 8k xd ip.TtpooO'iv itpoißtjv, 
tva |i^j öveiöog Yivo>|iab. 



— 269 — 

Geist"; in PV: „von welchem der Geist spricht". Die Fassung scheint 
in dem kürzeren Texte ursprünglicher als in dem längeren erhalten zu 
sein, welcher bereits eine katholisirende Umbildung verräth 1 ). — Eine 
Reihe weiterer unkanonischer Gitate sind in den Actus Vercellenses ent- 
halten. So das Wort des Herrn, welches Petrus selbst vernommen zu 
haben versichert: „Die mit mir sind, haben mich nicht verstanden" 2 ). 
Ferner einige angebliche Prophetenstellen, welche zum Belege der 
wunderbaren Geburt Christi inmitten ächter Citate aus den alttest. Pro- 
pheten sich finden. Dahin gehört wenigstens ein anderweit nachweis- 
bares Citat: „Weder haben wir seine (ihre?) Stimme gehört, noch leistet 
eine Hebamme Beistand". Dasselbe stammt aus einem — nach Dill- 
mann interpolirten — Abschnitte der Ascensio Jesaiae 8 ). Zu einigen 
weiteren Citaten lassen sich wenigstens Parallelen aus der genannten 
8chrift, sowie aus den sibyllinischen Weissagungen anfuhren: „In den 
letzten Zeiten wird geboren ein Knabe vom heiligen Geist, seine Mutter 
kennt keinen Mann noch nennt Jemand sich seinen Vater" und aber- 
mals „Sie hat geboren und nicht geboren" 4 ). Gar nicht auffindbar ist 
dagegen das angebliche Wort „eines anderen Propheten" : „Nicht aus 

1) P: T( y&p iortv Xpiaräg, dXX' 6 \6yo$ JJX°S; S: tt fip lotiv Xptotäc, 
dXX'ö Xöyoc xal fftoc xoO frtoG; L: 'Christus est verbum et vox def (in V 
ist der Satz ausgefallen); A: 'And who is this Jesus Christ Inst (he Word and 
(he 8peech\ Die Weglassung des 'de? und die fragweise Fassung sind gewiss 
ursprünglich. Zweifelhaft kann man nur sein, ob vor 4jx°C m *t SLA ein x&C 
einzuschieben ist, oder ob Christus vielmehr als das zur Stimme gewordene 
Wort bezeichnet werden soll. Wie sich Übrigens dieser Spruch zu dem oben 
S. 71 flg. besprochenen Gitate des Origenes (de princ I, 2, 3) aus den ftpdgsig 
Ila&Xoo verhalte: 'quia hie est verbum animal vwens\ wird sich nicht mehr 
ausmitteln lassen. 

2) Y p. 342* 1. 5 : 'qui meeum sunt, non me ifUeUexerunt\ 

3) V p. 857r l g: <neque vocem iUius audiwmus, neque obstetrix subnt\ 
Vgl. Abc. Jes. 11, 14 p. 57 Dillm. : l non parturiü, nee ascendit obstetrix, nee 
damorem dolorum audkrimus*. Das Hütus* in V scheint nach dem Context 
auf den Vater sich zuruckzubeziehen ; in der Asc Job. dagegen ist der Schmerz- 
ruf der Gebftrerin gemeint. 

4) V p. 357* 1. 1 : Sri novissimis temporibus nascüur puer de spiritu 
saneto ; maier ipsius virum nescit, nee dicü aliquis patrem se esse eius\ ibid. 
1.4: 'peperit et non peperit 1 . Die letztere Stelle geht wahrscheinlich ebenfalls auf 
die Ascens. Jes. zurück, wo wir 11, 18 flg. (p. 55. 57 Dillm.) lesen: 1S 'erant 
qui dicerent: parturiit virgo Maria, priusquam duos menses nupta erat. 
u Et muUi dicebant: non parturiit\ VgL auch ibid. 11, 9: Hnveniebatur 
uterus eius sicut antea, priusquam cum coneepisseV und dazu die Kindheits- 
evangelien, Protev. Jacob, c. 19 (bei Tischend, ed. II p. 37) und Pseudo- 
Matthaeus c 13 (bei Tischend, p. 78). Zu dem vorhergehenden Gitate vgl. 
Orac. Sibyll. VÜI, 457: 



— 270 — 

dem Leibe eines Weibes ist er hervorgegangen, sondern vom Himmel 
herabgestiegen" ! ). 

Weit weniger deutlich wie in den actus und der passio Petri sind 
die gnostischen Spuren der passio Pauli. Es erklärt sich aus der 
Geschichte dieses bei den Katholikern soviel gebrauchten Textes, dass 
die gnostischen Lehren hier aufs Sorgfältigste ausgetilgt 2 ) und durch 
gut katholische Anschauungen ersetzt sind 8 ). Dennoch kann wenigstens 
die Scenerie den gnostischen Ursprung nicht verleugnen. Dahin ge- 
hört die auch sonst in den gnostischen Acten häufig wiederkehrende 
Angabe, dass der Apostel sein letztes Gebet in hebräischer Sprache 
gesprochen habe. Dahin gehören ferner die Erzählungen von dem ab- 
geschlagenen Haupte, das mit lauter Stimme den Namen Jesu Christi 
ruft, von der Milchwelle, welche dem Nacken des Enthaupteten ent- 
strömt, von dem wunderbaren Lichtglanz und Wohlgeruch, welcher sich 
im Momente seines Todes verbreitet. Dahin gehören endlich auch die 
wiederholten Erscheinungen des Apostels, vor Plautilla, der er vom 
Himmel her, von zahllosen Engeln in weissen Kleidern umgeben, das 
geliehene Tuch zurückbringt, vor Nero, dem er bei verschlossenen 
Thüren erscheint und ihm das bevorstehende Strafgericht ankündigt, 
endlich vor Longinus, Megistus und Acestus, welche den Apostel an 
seinem Grabe, inmitten seiner Schüler Titus und Lukas erblicken. An 
die gnostischen Cultusgebräuche erinnert endlich am Schlüsse der 
Passion noch ein ganz vereinzelter halb verlöschter Zug. Als Longinus, 
Megistus und Acestus nach der Weisung des Paulus von Titus und 
Lukas die Taufe begehren, legen diese ihnen zunächst die Hände auf, 
ertheilen ihnen „das Sigel der Heiligung" (signactdum sanctificationis), 
und nachdem die Neubekehrten bis zum Abend gefastet haben, voll- 

ToTaxCoic 8* xpövoit x^ 07 ' &ß*(<|>a'co *al ßp*X&6 iX$ä>v 
üapO-ivou ix Maplat Xayövoov &vixtiXt väov c|*&£, 
oöpovdfttv dt |ioXü)v ßpoxiyjv ivtdöoaxo jiopcprjv. 

1) Vgl. p. 357' 1. 9: l non de vulva mulieris notus, sed de caelesti loco 
descendü\ 

2) Was ich Quellen der römischen Petrussage S. 121 angeführt habe von 
dem durch Hochmuth veranlassten Fall und von den Engelm&chten, welche aus 
Unwissenheit und Hochmuth sich zu Herrschern der ihnen wesensverwandten 
Menschen aufwerfen, ist nichts specifisch Gnostisches. 

3) Vgl. namentlich in der Predigt des Paulus auf dem Todeswege fol- 
gende trinitarische Stelle : 'Cognoscüe quia dettatis nomen per plures nequa- 
quam dividüur, quia unus deus a quo omnia et unus dominus Jesus Christus 
per quem sunt omnia et unus spirüus sanctus in quo eonsistunt universa, 
cui fidelüer obtemperant omnia, et non est seisma in divinitate quia caret 
pluralitate\ 



— 271 — 

ziehen die Apostelschüler an ihnen die Taufe f ). Das Sigel ist also 
nicht, wie nach katholischem Sprachgebrauche, mit der Tanfe identisch, 
sondern wird ausdrücklich von derselben unterschieden. Dann aber 
kann unter dem signactUutn oder der oqppayCc nichts Anderes ge- 
meint sein, als die Salbung mit Oel. Dieselbe folgt aber nicht, wie 
nach der ursprünglichen gnostischen Sitte, als JmacppofytqAa der Taufe 
erst nach, sondern geht ihr voran: es ist also hier bereits der seit dem 
4. Jahrhundert aufgekommene katholische Brauch vorausgesetzt und 
gnostische Reminiscenz ist lediglich der Ausdruck „Sigel" für die Salbung 
(vgl meine ausführliche Erörterung zu den Acten des Thomas I, 331 
bis 338). Von apokryphischen Citaten sind im Linustexte der 
passio Pauli zwei erhalten: „der Herr spricht: die Gottlosen haben 
keinen Frieden" und : „Sie sollen jenen ähnlich werden, welche solches 
thun" 8 ). Keins von beiden ist nachweisbar. 

Von den der Passion vorangegangenen Abschnitten der nepto&oi 
IlauXou besitzen wir nur das von Nikephoros in der Kirchengeschichte 
aufbewahrte Fragment, dessen gnostischer Ursprung bereits oben S. 232 
nachgewiesen wurde. Es sei hier also nur noch einmal daran erinnert, 
dass der Erzählungsstoff die grösste Verwandtschaft mit den neplo&oi 
8ü)|a£ verräth. 

Die Frage nach der Abfassungszeit ist wieder für die Acten 
des Petrus und die Acten des Paulus getrennt zu behandeln. Die Ant- 
wort wird in beiden Fällen durch den Umstand erschwert, dass wir 
nicht mehr die ursprünglichen Texte besitzen. Von den izp£fet.$ IKxpou 
haben wir gesehen (S. 79), dass schon Eusebios sie kennt; um die 
Mitte des 4. Jahrhundert existirte bereits eine katholische Ueberarbeitung 
des lateinischen Textes derselben. Aber wir müssen mit der Abfassungs- 
zeit derselben noch bedeutend höher hinaufgehn. Wenn auch das Citat 
jenes Herrenwortes ävco&ev \iiXka> OTaupoGofrat bei Origenes (in 
Joann. T. XX, 12) nicht aus den mploSoi EUipou entlehnt ist, so darf 
man dafür die Erzählung des alexandrinischen Clemens (Strom. VII, 11, 
63 p. 869 Potter) von dem Trostworte, welches Petrus seiner Gattin 
auf dem Todeswege zuruft (oben S. 82 Anm.), wol mit grösserem 
Rechte auf dieselben zurückführen, und eben daher scheint die Notiz 
desselben Clemens (Strom. III, 6, 52 p. 535 Potter) zu stammen, dass 



1) In P ist die Eigentümlichkeit der Erzählung verwischt: die Apostel- 
schüler geben hier den drei Offizieren einfach xfjv iv xupCcp ocppayTöa, worunter 
nichts Anderes als die Taufe zu verstehen ist. 

2) l Non est enim impiis pax y dicit dominus 1 und Hmpktum est in Ulis 
quod dictum est verbis sanctissimis: Simües Ulis inquit fiant qui faeiunt ea\ 



— 272 — 

Petras ebenso wie Philippus Rinder erzengt habe, wenn sie auch keinerlei 
directe Benutzung der npifttii EUxpou durch den alexandrinischen 
Kirchenlehrer beweist. Hiernach wäre das Vorhandensein derselben 
für das Ende des 2. Jahrhunderts bezeugt. Hierzu kommt aber weiter 
die schon früher (I, 514. ü, 1, 266) hervorgehobene Verwandtschaft der 
mploSoi Etexpou mit den icepCoSot 'Itoivvou, nicht blos was den Ge- 
dankenkreis, sondern auch was den Stil beider Schriften betrifft. An 
einer Stelle findet sich, wie bereits bemerkt wurde, eine so auffallige 
wörtliche Uebereinstimmung , dass hier nur die Wahl zwischen 
schriftstellerischer Abhängigkeit und Identität des Verfassers bleibt. 
Erstere Annahme ist wenig wahrscheinlich, scheint vielmehr schon durch 
die nähere Beschaffenheit der betreffenden Stelle der Petrusacten aus- 
geschlossen zu werden; denn abgesehen davon, dass die letztere auch 
wieder Eigentümliches bietet, so müsste sie, wenn sie von den Johannes- 
acten abhängig sein sollte, ziemlich künstlich aus zwei verschiedenen 
Stellen der letzteren zusammengesetzt sein. Mit den ntploSoi 'Icodcwoo 
berühren sich die Petrusacten endlich auch noch darin, dass hier wie 
dort der Erzähler in erster Person redet, wenn auch in letzteren 
nur zwei Stellen übriggeblieben sind, wo dies der Fall ist (I, 113) 1 ). 
Wer dieser Erzähler war, ist eine, hier womöglich noch schwerer, als 
bei den Johannesacten zu beantwortende Frage. Dass Leucius Charinus 
sich selbst als Augenzeugen der Thaten des Petrus und als Schüler 
dieses Apostels bezeichnet habe, ist die unwahrscheinlichste Annahme 
von allen, gleichviel, ob er wirklich Schüler und Begleiter des Johannes 
war, oder ob er nur — sei es mit Recht oder mit Unrecht — als Ver- 
fasser sowol der Petrusacten als der Johannesacten galt. Denn der Be- 
gleiter des Johannes kann nicht zugleich Begleiter des Petrus gewesen 
sein; ist aber umgekehrt Leucius blos der Schriftstellername, so folgt 
daraus natürlich gar nichts für die Person des angeblichen Augenzeugen. 
Wie bei den Johannesacten Eutyches oder Veras, so scheint bei den 
Petrusacten Marcellus den meisten Anspruch darauf zu haben, als 
der angebliche, in den „Wir" eingeschlossene Erzähler zu gelten. Seine 
Persönlichkeit tritt von Anfang bis Ende dermaassen in den Vorder- 

1) In den Actos Vercellenses lesen wir in der Geschichte von der An- 
kunft Simons in Rom, dass seit der Abreise des Paulas und der Entsendung 
des Timotheus und Bamabas nach Makedonien niemand da gewesen sei, der 
die Brüder im Glauben zu starken vermochte : ( et non esse qui nos confortaref. 
Ferner in der Geschichte von den blinden Witwen (oben 8. 184) wird von 
einem aufleuchtenden übernatürlichen Lichte erzählt, dessen Glanz so gross 
ist, dass die Anwesenden ihrer Sinne beraubt werden: l usque adeo ut exse*- 
8aremur\ 



— 273 - 

grund, dass jedenfalls kein Andrer, der sonst in den Acten erwähnt 
wird, ihm jene Ehre streitig machen kann« Hierai kommt, dass, wie 
oben 8. 195. 201 bemerkt wurde, verschiedene von den ntplotoi IUxpou 
abhängige Docnmente den Marcellns als ihren Verfasser bezeichnen, was 
wol auf eine ältere, in den jüngeren Stöcken benutzte Tradition zurück- 
weist. Dass Marcellns (abgesehen von dem den Acten des Nereus und 
Achilleus eingefügten angeblichen Briefe) in unseren Texten immer nur 
in dritter Person erwähnt wird, bildet keinen Gegenbeweis. Denn dies 
kann spätere Aenderung sein. In dem ausfuhrlicheren Texte der Passion 
ist überdies Linus, der angebliche Nachfolger des Petrus auf dem 
römischen Bischofsstuhle, in dem kürzeren wie es scheint Clemens, 
an seine Stelle getreten. Die apokryphe Autorität ist also durch Namen 
verdrängt, die in katholischen Kreisen einen guten Klang hatten. 
Davon kann natürlich keine Rede sein, dass schon der ursprüngliche 
Text der ntplotoi IUxpou den Linus oder den Clemens als Verfasser 
genannt habe. Denn der erstere Name haftet, wie früher S. 189 be- 
wiesen worden ist, ursprünglich an dem längeren, katholisch über- 
arbeiteten Texte der passio Petri; der letztere findet sich nur in der 
kürzeren den Recognitionen angehängten Bearbeitung der actus Petri. 
Die Erzählerrolle des Marcellns ist natürlich fingirt; ja es muss sehr 
fraglich bleiben, ob derselbe überhaupt eine geschichtliche Person war. 
Hiernach dürfen wir die ntpioSoi IUxpou in die nächste Nachbar- 
schaft der icepfoSot 'IcddEvvou verweisen, sowol was die Abfassungszeit 
als was die sonstigen Entstehungsverhältnisse, insbesondere den wirk- 
lichen Verfasser beider Schriften betrifft. An der Identität des Ver- 
fassers zu zweifeln hätte man nur dann ein Recht, wenn etwa der Ab- 
fassungsort der rapfoSot 'Icoivvou nach Ephesos, der der icepCoSoc 
IUxpou nach Rom wiese. Aber sowenig wie jene eine genauere ephe- 
sinische, verrathen diese eine genauere römische Localkenntnis. Die 
römische Localsage hat den Kerker des Petrus in Rom, den Fluchtweg, 
das Thor, wo ihm der Herr begegnet, die Richtstätte und das Grab des 
Apostels genau fixirt. Aber dies beweist natürlich gar nichts für die 
Bekanntschaft unsres Schriftstellers mit jenen Oertlichkeiten. Die schein- 
bar genaue Ortsangabe, welche die Todesstätte betrifft l ad locum qui 
vccatur Naumachiae iuxta dbeliscum Neronis in montem 1 ist erstens, 
wie sich noch zeigen wird, nicht weniger als präcis, und sodann gehört 
sie lediglich dem katholisch überarbeiteten Linustexte an, in welchen 
sie in einer Zeit eingetragen ist, in welcher längst die Grabstätte des 
Apostels „auf dem Vaticanischen Hügel beim Obelisken des Nero" gezeigt 
wurde. Vollends der „mamertinische Kerker" ist erst durch eine noch 

Lipaiun, Apontelgenchichten. n, 1. 18 



— 274 — 

jüngere Interpolation in den Linustext eingefugt. Etwas reicher mit 
römischen Lokalnotizen ausgestattet erscheinen die Actos Vercellenses. 
Dieselben wissen, dass der Magier Simon vor seiner Ankunft in Rom 
sich in Aricia aufgehalten, nach seinem klaglichen Sturze ebendahin 
wieder transportirt worden ist und zuletzt in Terracina seinen Tod ge- 
funden hat Sie erzählen weiter, dass der Leichenzug des Nicostratus 
zum Forum Julium sich bewegt, wo der Wunderwettkampf des Petrus 
mit Simon stattfinden soll, und lassen das Volk auf der via Sacra zu- 
sammenlaufen, um den Magier gen Himmel fliegen zu sehen. Was die 
letztere Local-Notiz betrifft, so kehrt dieselbe ähnlich auch in den katho- 
lischen 7tpi£eic II^xpou xal üa6Xou (sect. 77) wieder, wo Simon auf 
der via Sacra zur Erde stürzt. Dieselbe lässt sich mit der Angabe 
Pseudo-Hegesipps, nach welchem der Magier von dem capitolinischen 
Hügel aus geflogen sein soll, recht wohl, desto weniger aber mit den 
noch näher zu erörternden anderweiten Nachrichten vereinbaren, welche 
die Scene vielmehr in das Amphitheater auf dem Marsfeld verlegen; 
man darf also vermuthen, dass die gnostischen Acten, beziehungsweise 
deren alte lateinische Version, sich hier von der älteren Ueberlieferung 
willkürlich entfernt, und die weniger bekannte Oertlichkeit mit der be- 
kannteren vertauscht haben *). Aricia begegnet uns als die Stätte, wo- 
hin der verunglückte Simon gebracht wurde, auch im cod. Athous und 
bei Pseudo-Hegesipp, scheint also schon ursprünglich in den rapfoSot ge- 
nannt gewesen zu sein. Aber auch dieser Nachricht steht eine anderweite 
und wie es scheint ältere Ueberlieferung entgegen. Wie man grade auf 
Aricia verfiel, lässt sich vielleicht noch erklären. Nach einer Notiz des 
Scholiasten zu Juvenal war Aricia, die Bettlerstadt, der Aufenthaltsort 
der aus Rom vertriebenen Juden 2 ), schien sich also gut auch als 
Zufluchtsstätte des Magien zu eignen. Daneben nimmt sich die Nach- 
richt von dem Tode des Simon zu Terracina wie eine anderweite 
Localisation aus, welche in den Actus Vercellenses und im cod. Athous 
mit der obigen Angabe künstlich combinirt ist. Wie dem aber auch 
sein möge, der römische Ursprung der neploSoi ffixpou lässt sich aus 
jenen par vereinzelten, dem Erzähler vielleicht durch dritte Hand zu- 
gekommenen Notizen nicht mit Sicherheit erschliessen. Aber auch wenn 
die TcepCoSoi nicht in Rom, sondern anderwärts abgefasst sind, begreift 

1) In dem jetzigen Texte der katholischen npdgcit finden sich beide un- 
vereinbare Angaben neben einander. 

2) SchoL ad Juvenal. Sat. IV, 117—118 : 'qui ad portam Aricinam sivc 
ad clivum mendicaret inter Judaeos, qui ad Ariciam transierant ex urbe 
missi\ (Teuffei Römische Lit. Gesch. 3. Aufl. §. 331, 7). 



— 275 — 

sich, dass die römischen Christen an ihnen ein besondres Interesse nahmen, 
sie übersetzten, abschrieben, bearbeiteten, excerpirten, interpolirten. 
Sowol die alte lateinische Version, als anch deren spätere Bearbeitungen, 
sind ebenso wie die mnfhmassliche Uebersetzung des verkürzten 
Textes ins Lateinische nirgends anders als in Rom entstanden (oben 
8. 113. 172). 

Die ntploSot, Ittxpoo sind, wie bereits früher bemerkt wurde 
(S. 204. 268 vgl. n, 2, 19 flg.), auch in den Philippnsacten benutzt. 
Dieselben haben nicht blos die umgekehrte Kreuzigung des Petrus und 
die Kreuzrede desselben nachgebildet, sondern nehmen auch Beziehung 
auf anderweite, jetzt nicht mehr erhaltene Stücke der Petrusacten, 
insbesondere auf die Geschichte von der Tochter des Petrus. Die 
Verwandtschaft einzelner Erzählungen unsrer Acten mit den Acten 
des Thomas reicht nicht aus, um die Annahme eines literarischen 
Abhängigkeitsverhältnisses zu begründen, welches dann freilich nur auf 
der Seite der letzteren gefunden werden könnte. Dagegen scheint das 
Evangelium des Thomas zu den Quellen der mploSoi Uixpox) 
gehört zu haben. Die Geschichte von dem Häring ist zu eigentümlich, 
als dass zwei verschiedene Schriftsteller unabhängig von einander 
darauf gekommen sein sollten. Dann aber bleibt es doch das einzig 
Wahrscheinliche, dass das von dem Kinde Jesus berichtete Wunder 
auf den Apostel übertragen wurde, also dass die Petrusacten von dem 
Thomasevangelium abhängig sind. Die Abfassungszeit des letztgenannten 
Apokryphum, welches von den Markosiern und Naassenerh gebraucht 
und zuerst von Origenfes und Irenäus erwähnt wird, scheint die Mitte 
des 2. Jahrhunderts zu sein; die Petrusacten würden hiernach etwas 
später, frühestens c. 160 entstanden sein. Bei Feststellung der in den 
Petrusacten benutzten biblischen Literatur ist der Linustext mit 
Vorsicht zu benutzen, da derselbe bereits den Kanon der lateinischen 
Kirche im Texte des Hieronymus voraussetzt. Das Citat aus 2. Kor. 
9, 7 Vulg. 'hilarem enim datorem diligit deus* kann also ebensowenig 
für Benutzung der paulinischen Briefe in den ursprünglichen rcepfoSot 
beweisen, als das Citat aus Act. 17, 28 L \n te vivimus tnovemur et su- 
mu8 J für Benutzung der Apostelgeschichte; letzteres Citat fehlt in 
den kürzeren Texten, obwol es grade durch seine patropassianische 
Ausdeutung geschützt zu werden scheint. Mit Sicherheit lässt sich das 
in sämmtlichen Texten, aber in verschiedener Fassung erhaltene Wort 
2. Kor. 2, 9 auf die Petrusacten zurückfuhren ; aber jener Spruch war 
bekanntlich bei den Gnostikern überhaupt sehr beliebt, und ist schwer- 
lich aus dem zweiten Korintherbrief , sondern ebenso wie bei Paulus 

18* 



— 276 — 

selbst einem Apokryphum entlehnt (vgl. 1, 515). Ton den drei Evangelien 
citaten bei Linus Mt. 26, 53 ; 10, 24 ; 8, 22 ist nur das letzte in dem 
kürzeren Texte erhalten : bei P lautet es (a. a. 0. p. 96) : iyzxz xou^ 
vexpoüc ftdbcTsdtai bnb xtöv töfo>v vexpöv. Reichere Ansbeate ge- 
währen die Actus Vercellenses. Hier finden wir zunächst ausser den 
bereits erwähnten apokryphen Sprüchen eine Reihe Prophetenstellen 
Jes. 53, 4; 53, 8; 53, 2 flg.; 7, 14; Dan. 2, 34; Jes. 28, 16; Dan. 
7, 13, desgl. <|> 117, 22 citirt; ferner aus den kanonischen Evangelien 
Mt. 18, 6; 17, 20; 17, 1 ff.; Joh. 17, 21. Zahlreiche Anspielungen an 
Evangelienstellen finden sich endlich am Schlüsse der Predigt über 
die Verklärung Christi, in den dort Christo beigelegten gehäuften Prä- 
dic&ten. Wie die Benennungen Tbür, Licht, Weg, Brot, Wasser, Leben, 
Auferstehung auf das Johannesevangelium, so gehen die Bezeichnungen 
Erquickung (iv&tauoic vgl. Mt. 12, 29), Perle, Schatz, Samenkorn, 
Senfkorn, Weinberg, Pflug (vgl. Luk. 9, 62) auf die synoptische Tradi- 
tion, insbesondere auf das erste und dritte Evangelium zurück. 

Der geschichtliche Werth der neploSoi Ettxpou ist ein ver- 
hältnismässig geringer. Für die Lebensgeschichte des Apostels kommen 
sie gar nicht in Betracht, sondern nur für die Geschichte der allmäh- 
lichen Ausbildung der römischen Legende über ihn. Doch bedarf es 
noch einer besondern Untersuchung, inwieweit die in den nepCoSoi 
vertretene Sagengestalt ursprünglich, inwieweit sie von einer bereits 
vorgefundenen Ueberlieferung abhängig sei. Mit den biblischen Nach- 
richten schaltet der Erzähler ziemlich willkürlich. So berichtet er, 
Simon der Magier habe dem Petrus und Paulus in Jerusalem Geld 
geboten, wenn sie ihm die Hände auflegen und ihre Machtvollkommenheit 
verleihen wollten. Aber auch die bekannte Erzählung des Justin von 
der Bildsäule, welche Senat und Volk dem Simon auf der Tiberbrücke 
errichtet haben soll, wird hier beliebig umgemodelt: als Donator er- 
scheint hier der Senator Marcellus. Noch weit weniger Verlass ist auf 
die Geschichtlichkeit des wie immer in diesen Apokryphen ausser- 
ordentlich zahlreichen Personals. Der von Paulus im Römerbrief 
(richtiger in dem Empfehlungsschreiben nach Ephesos) bestellte Grass 
an die Leute des Narcissus (Rom. 16, 11) giebt dem Verfasser Anlass, 
einen Presbyter Narcissus zu creiren, der in einer Zeit des allgemeinen 
Abfalles vom Glauben durch seine Sündhaftigkeit im Bekenntnisse sich 
auszeichnet; der in demselben Brief grüssende Quartus (Rom. 16, 23) 
wird zu einem kaiserlichen Leibgardisten, der mit der Bewachung des 
Paulus betraut ist (V f. 327 r ); der Gross im Philipperbrief an die 
Heiligen Ix tfj; Kafoapog oixfa; (Phil. 4, 22) bietet willkommne Ge- 



— 277 — 

legenheit, eine ganze Reihe von Gläubigen „aus dem kaiserlichen 
Hanse", Kleobius, Iphitas, Lysimachus, Aristäus auftreten zu lassen. 
Von diesen Namen erscheint der des Kleobios in den rcep(o8oc 'Loivvoo 
in ganz andrer Umgebung (I, 99. 517). Dem N. T. entlehnt sind endlich 
auch die Namen des Timotheus und Barnabas, von denen es in den 
Actus Vercellenses heisst, sie seien vor der Abreise des Paulus nach 
Spanien nach Macedonien gegangen. Eine eigne Gruppe bilden ferner 
die bereits früher (Köm. Petrussage S. 125 flg.) besprochenen Namen 
des Stadtpräfecten Agrippa, des Senators Marcellus und der Agrippina. 
Dieselben begegnen uns, noch vermehrt durch die Person der Kaiserin 
Livia, auch in dem jetzigen Texte der katholischen 7tpc££ei; IKxpou nuzl 
üaäXoo, aber in Abschnitten, welche, wie noch naher gezeigt werden 
soll, mehr oder minder stark dem Verdachte der Interpolation aus den 
gnostischen Acten unterliegen. Ein Rest der ursprünglichen gnostischen 
Ueberlieferung liegt vielleicht in der Notiz der genannten katholischen 
Acten (sect. 31 p. 13 ed. Tischend.) vor, dass Agrippina, welche in den 
oben besprochenen Texten der Passion als eine der vier Concubinen 
des Agrippa erscheint, hier vielmehr als rechtmässige Gattin des Agrippa 
bezeichnet wird, welche durch die Predigt des Petrus veranlasst, ihrem 
Gemahl den ehelichen Umgang verweigert. Alle diese Namen führen 
uns in die Zeit des augusteischen Kaiserhauses, an welches freilich 
nur sehr dunkle Erinnerungen noch übrig sein konnten, wenn man es 
wagen durfte, die Gemahlin des Augustus dem Nero, die des Claudius 
dem Agrippa zuzuschreiben. Hinter dem Präfecten Agrippa wird der 
bekannte Sieger von Actium, des Augustus alter ego M. Vipsanius 
Agrippa verborgen sein ; hinter Agrippina wol nicht seine Tochter, die 
Gemahlin des Germanicus, sondern wahrscheinlich seine Enkelin, die 
berüchtigte Gemahlin des Claudius und Mutter des Nero '). Marcellus 
wird bei Pseudo-Linus ebenso wie in den Acten des Nereus und Achil- 
leus als „der Sohn des Präfecten Marcus" bezeichnet; sein Vater soll 
also M. Marcellus gewesen sein, der Schwiegersohn und Neffe des 
Augustus. So komisch es sich auch ausnimmt, dass die Petrusacten 
den noch unter Augustus verstorbenen Agrippa als Hauptgegner des 
Petrus anfuhren, oder gar eine Agrippina durch den Apostel zur Keusch- 
heit bekehrt werden lassen , so lehrt doch schon die Zusammenstellung 



1) Westerburg (a. a. 0.) vermuthet nicht blos, dass unter der Gemahlin 
des Kaisers sich die Poppaa Sabina verberge, worüber schon oben S. 248 ge- 
redet worden ist, sondern bestreitet auch, dass unter Agrippina die Mutter des 
Nero gemeint sei Hinter Agrippa soll Burrus stecken, der Name Agrippina 
aber sei erst durch den Namen Agrippa in die Sage gekommen. 



— 278 — 

der Namen, dass diese ganze Gruppe von Personen wirklich nirgends 
andersher als ans der Geschichte des augusteischen Hauses entlehnt 
ist. Liegen hier immer noch einige, wenn auch sehr verworrene, ge- 
schichtliche Reminiscenzen zu Grunde, so ist das übrige Personal der 
Sage wol rein fingirt Hierher gehören zunächst die in der Einleitung der 
Actus V6rcellenses (f. 327) erwähnten Personen, die angeblich von Paulus 
bekehrte Gattin des Quartus, Namens Candida, und die Ehebrecherin 
Rufina; weiterhin die romischen Ritter Dionysius und Baibus, der 
Senator Demetrius, die Matronen Berenice und Philostrate (V f. 330r), 
der Steuermann Theon (V f. 332 u ), der Gastfreund Aristo (V f. 334 r ), 
der erweckte Jüngling Nicostratus (V f. 360 r ), ein Christ Namens Maro, 
der dem Apostel sein Haus zum Gottesdienst öffnet (V f. 363 T ) und 
vielleicht identisch ist mit dem Maro, der in den Acten des Nereus und 
Achilleus als einer der Schüler und Freunde der beiden Märtyrer ge- 
nannt wird ; ferner die Hebamme Chrysis (V f. 365 n ), der Genosse des 
Simon, Gemellus (V f. 367 u ) ; desgleichen von dem Personal der sama- 
ritanisch - syrischen Episode die Matrone Eubola (V f. 347"), die Kate- 
chumenen Italiens und Antulus, der Goldschmidt Agrippinus (V f. 348 r ) 
und der Legat Pompejus (V f. 350 r ). Ferner in der Passion die Namen 
der Concubinen Agrippas, bei Linus (ausser Agrippina) Eucharia, Eu- 
phemia, Dione , in P Nikaria, Euphemia, Doris ') ; ferner Albinus, der 
Freund des Kaisers und seine zur Keuschheit bekehrte Gattin Xantippe 
oder Xandips 2 ), endlich (blos bei Linus) Hieros, der Scherge des 
Agrippa, der den Apostel zur Verurtheilung abfuhrt 3 ). Auszuscheiden 
haben aus diesem Verzeichnisse der Kerkermeister Paulinus und die 
Soldaten Processus und Martinianus, welche erst durch spätere Interpo- 
lation in die Passionsgeschichte des Petrus bei Linus eingetragen sind. 
Dagegen ist aus den sonst auf uns gekommenen Fragmenten noch der 
Name Petronilla für die Tochter des Petrus hinzuzufügen. 



1) Diese für das zweite Jahrhundert allerdings auf&Uligen Namen (s. 
meine Römische Petrassage S. 125) fehlen im Texte von Vercelli. Daraus ist 
noch nicht zu schliessen, dass sie erst spätere Zuthat seien (s. oben S. 114); 
aber beachtenswert bleibt immer die oben hervorgehobene Variante in dem 
Zusätze zu den katholischen itpdgtic (sect 31). Vielleicht gehören auch diese 
Namen zu denZuthaten der alten lateinischen Version aus dem 4. Jahrhundert 
und gingen erst von dieser in die Rückübersetzung Ins Griechische (P) über. 

2) In P heisst sie irrthümlich Agrippina; aber V und S stimmen hier mit L 
überein. 

3) Statt des Hieros, der mit vier Knechten kommt, um den Apostel abzu- 
führen, liest P IsponoXtxai xtoootpsc (p. 92). V hat hier eine grössere Lücke. 



— 279 — 

Die Frage nach den Abfassungsverhältnissen der rcepfo- 
Soi HauXou ist durch die für die rcep£o8oi Tlkxpox) gefundenen Er- 
gebnisse noch nicht als erledigt zu betrachten. Die Passionen beider 
Apostel sind völlig getrennt; sowenig wie des Paulus in der passio Petri, 
ebensowenig wird des Petrus in der passio Pauli gedacht. Die Voraus- 
setzung ist also die bereits oben näher besprochene, dass beide Apostel 
nicht gleichzeitig, sondern zu verschiedenen Zeiten den Märtyrertod 
erlitten haben. Wenn wir nun die ursprünglichen Texte der rcspfoSoi 
noch besässen, so würde sich daraus entnehmen lassen, inwieweit die- 
selben auch in den den Passionen vorangehenden Abschnitten die Tren- 
nung der Schicksale beider Apostel vollständig durchgeführt haben. 
Die kürzere $ecension der actus Petri hat allerdings, wie wir oben 
S. 119 gesehen haben, auf die römische Anwesenheit des Paulus Bezug 
genommen ; aber sie läset denselben nach Spanien reisen, bevor Petrus 
nach Rom kommt, und läset ihn ebenso an den Kämpfen mit dem Magier 
Simon völlig unbetheiligt sein, da auch dieser erst nach der Abreise 
des Paulus, kurze Zeit vor Petrus, nach Rom kommt. Was in den Actus 
Vercellenses eingangsweise von der römischen Wirksamkeit des Paulus 
erzählt wird, kann an sich ebensogut eine Episode der ursprünglichen 
wepfoSoi Ittipou, als auch eine von dem Redactor der jüngeren, ledig- 
lich auf die römischen Dinge sich beschränkenden Recension neu hinzu- 
gefügte Einleitung sein. Doch bleibt die entere Annahme darum die 
wahrscheinlichere, weil das hier auftretende Personal zu dem der rapfo- 
Sot üaäXoo nicht stimmt. Am Schlüsse derselben kürzeren Redaction 
wird dann auf die bevorstehende Ankunft des Paulus in Rom hinge- 
wiesen: Marcellus und die Brüder stärken sich nach dem Märtyrertode 
des Petrus im Glauben {tixP 1 T % im8i}|ifac Uaükou rfjc efc Tcipjv 
(P p. 96). Auch hier bleibt an sich nur eine doppelte Möglichkeit offen : 
entweder haben schon die ursprünglichen icepfoSoi TLlxpov auf die 
zweite römische Reise des Paulus und auf sein dortiges Martyrium Bezug 
genommen, oder erst der römische Redactor der jüngeren Recension hat 
die Pässionen beider Apostel, obwol jede von beiden für sich erzählt 
wird, doch zu einem literarischen Ganzen verbunden. Für die letztere 
Ansicht scheint das Münchener Fragment der passio Pauli zu sprechen 
(S. 99). Dergleichen literarische Verbindungen der älteren Texte der 
beiden Passionen begegnen uns auch sonst in verschiedener Gestalt; es 
lag also zu solchen Combinationen ein wirkliches Bedürfnis vor. Auf 
keinen Fall können jedoch die rapfoSoi Ettxpou undüaäXou ursprüng- 
lich in einer zusammenfassenden Schrift vereinigt gewesen sein. Der 
Beweis dafür liegt zunächst darin, dass in der Passion des Paulus ein 



— 280 — 

ganz anderes Personal auftritt, wie in der Passion des Petrus; nicht 
Marcellus (den die Actus Vercellenses doch als Paulusschüler bezeichnen) 
und die Bruder, sondern Titas und Lukas erwarten den Paulus in Rom ; 
und auch sonst kehrt kein einziger Name der actus Petri (ausser dem 
Kaiser Nero) in der passio Pauli wieder. Ferner lässt sich mit der An- 
nahme einer ursprünglichen Verbindung der Schicksale beider Apostel 
in einer und derselben Schrift der Charakter der beiden Passionen nicht 
vereinigen. Denn eine solche Verbindung hatte doch nur dann einen 
Sinn, wenn, wie in der katholischen Tradition, beide Apostel gemeinsam 
in Rom gewirkt und gemeinsam daselbst gestorben sein sollten. Unter 
den Voraussetzungen der gnostischen Tradition dagegen lässt sich nur 
eine gelegentliche Bezugnahme auf den römischen Aufentlvrit des Paulus, 
um denselben zu beseitigen , bevor Petrus auftrat , erklären , nicht aber 
eine die Schicksale beider Apostel umfassende , zu einem literarischen 
Ganzen verbindende Darstellung. Auch könnte man sich von der Com- 
position einer derartigen Schrift kaum eine Vorstellung machen. Endlich 
aber steht auch die Ueberlieferung über die rcepfoSoi Ilixpou und üa6Xou 
jener Annahme entgegen. Denn dieselbe nennt zwar die nepfoSot 
IlaäXou erst später als die rapfoSoi IUxpou, aber sobald der Name der 
ersteren aufgetaucht ist, begegnen uns beide Schriften immer getrennt, 
als zwei ganz verschiedene Bestandteile der leucianischen Sammlung 
ebenso wie die icepfoSoi 'Icoivvou, 6u>|i&, 'Av8p£oo. Obgleich also die 
7tep(oSoi IKxpou gelegentlich auch auf Paulus Bezug nehmen, so haben 
doch die itepfoSoi IIa6Xou gar nichts weiter mit ihnen gemein, als dass 
sie aus denselben oder verwandten gnostischen Kreisen stammen. An 
Identität des Verfassers ist schwerlich zu denken ; denn hiergegen spricht 
wieder das völlig verschiedene Personal. Da die neploBoi IlauXou erst 
später bezeugt sind, als die rapfoSot IKxpou, so lässt sich hieraus jeden- 
falls auf eine geringere Verbreitung der ersteren', vielleicht auch auf 
eine etwas spätere Abfassungszeit schliessen. 

Literarische Beziehungen zu anderen Apokryphen lassen sich bei 
den Paulusacten nicht nachweisen, ausser vielleicht zu den Acten des 
Paulus und der Thekla (S. 232). Sachlich verwandt ist, wie mehrfach 
(S. 232 und 275) bemerkt wurde, der Erzählungsstoff des von Nikephoros 
aufbewahrten Fragmentes mit verschiedenen Geschichten der Thomas- 
acten. Dasselbe Fragment nimmt auf eine Stelle des ersten Briefes an 
die Korinther (15, 32) Bezug, aus welcher die ganze dort enthaltene 
Erzählung herausgesponnen ist; ebenso geht die am Schlüsse erwähnte 
Reiseroute des Apostels auf die kanonische Apostelgeschichte (20. 21) 
zurück. Auch die passio benutzt, wenngleich ziemlich frei, die Apostel* 



— 281 — 

geschieht*. Denn die Erzählung von dem Fenstersturz und der Auf- 
erweckung des kaiserlichen Mundschenken Patroklus ist bis ins Einzelne 
hinein eineNachbildung von Act. 20, 9 ff. Der Linustext enthält ausserdem 
verschiedene Citate aus den paulinischen Briefen, zum Theil abweichend 
von Vulgata: so 2. Tim. 4, 8: l restat mihi Corona victoriae, quam 
reddet mihi cui credidf; 1. Cor. 8, 6 : l unus deus a quo sunt omnia et 
unus dominus Jesus Christus per quem sunt omnia et unus Spiritus 
sanetus in quo consistunt universa'; Rom. 1, 28 (vgl. 24): l quoniam 
non prebaverunt deum habere in netitiam, traditi sunt in voluptates 
suas\ Ferner Anspielungen: auf Jer. 2, 27: 'ad tantam insaniam 
sunt deveiuti ut trunco ligni dicant: deus noster es, et lapidi: ad- 
iuva nos>; auf Matth. 13, 8 : l tempus est } ut setnen aeternae vitae in 
bonam terram deveniens centuplicata segete frudificet 1 ; Matth. 9, 8: 
'ghrificabat deum } qui dedit potestatem totem hominibus'; Matth. 16, 27 : 
l cum Mo veniam in darüate sua et patris et sanetorum angelorum 
iudicare orbem terrarum'; Joh. 4, 24 : l quia Spiritus est deus et ittum 
qui adorat et edit eum in spirüu et veritate, sanetis spiritibus socium 
faciet\ Sogar eine Anspielung auf das Symbolum findet sich in den 
Worten: 'qui venturus est iudicare vivos et mortuos\ 

Der geschichtliche Werth der acta Pauli ist noch geringer 
als der der Petrusacten. Während letztere doch bis ins Einzelne hinein 
auf eine ältere Ueberliefernng zurückgehen und sich jedenfalls mit der 
katholischen Tradition vielfach berühren , scheinen die Paulusacten, so- 
weit sie nicht aus Nachrichten der Apostelgeschichte und der paulini- 
schen Briefe herausgesponnen sind, eine völlig selbständige Dichtung 
zu sein. Jedenfalls ist dies mit der Passion des Paulus der Fall, der 
von älteren Ueberlieferungen gar nichts weiter als die Enthauptung unter 
Nero zu Grunde liegt. 

Das Personal der Acten ist theilweise der geschichtlichen Kunde 
von den Schülern und Begleitern des Paulus entlehnt. Oleich im Ein- 
gange der Passion begegnen uns die Namen des Titus und des Lukas, 
welche den Paulus in Rom erwartet haben sollen. Dass Lukas aus 
Galatien, Titus aus Dalmatien gekommen sein soll, geht natürlich auf 
2. Tim. 4, 10 flg. zurück, wenn man auch schwer begreift, wie der 
Erzähler seine Angaben aus jenen Worten hat herauslesen können. 
Dieselbe Passion erwähnt unter denen, welche gläubig wurden, auch 
Leute aus dem kaiserlichen Hause (Phil. 4, 22), nennt aber ganz andere 
Namen als die Actus 'Vercellenses. Ausser dem Lustknaben und Mund- 
schenken des Kaisers, Patroklus, treten hier „Barnabas, Justus, ein ge- 
wisser Paulus , Arion aus Kappadokien und Festus aus Galatien" auf. 



— 282 — 

Ob bei Barnabas an den bekannten Mitarbeiter des Paulos, bei Justus 
an den Act. 1, 23 erwähnten Mann gedacht ist ') , kann dahingestellt 
bleiben. Die übrigen Namen sind rein fingirt Dasselbe gut von dem 
ganzen übrigen Personal, natürlich mit Ausnahme des Kaisers Nero selbst 
und des Seneca, des 'instüutor 1 oder 'magiskr Caesaris* ; aber die Er- 
wähnung des letzteren beruht wol erst auf Interpolation. Das Fragment 
über die *rjpo(tax£a nennt zwei ephesinische Damen Artemiila und 
Eubula und einen gewissen Hieronymus (S. 231 flg.). Die Passion erwähnt 
zunächst drei römische Offiziere, die Präfecten Longinus und Megistua 
und den Centurio Gestus oder Acestus*), welche den Apostel gefangen 
nehmen und zur Richtstätte abfuhren sollen, aber sich durch seine 
Predigt bekehren lassen ; ferner die beiden mit der eigentlichen ßxe- 
cution beauftragten Soldaten, Parthemius (Parthenius) und Feiita (Feritas, 
Phereta); endlich die 'nöbüissima tncUrona? Plautilla, welche dem Apostel 
auf dem Todeswege ihren Schleier oder ihr Kopftuch leiht und dasselbe 
nach seiner Hinrichtung auf wunderbare Weise zurückgestellt erhält. 
Dieselbe wird als l apostolorum ferventissima düedrix et rdigionis 
divinae venerabüis cultrix* bezeichnet, und ist die einzige der zuletzt 
genannten Personen, welche auch sonst in der Legende eine Bolle spielt. 
Sie scheint nämlich identisch sein zu sollen mit jener Plautilla, die in 
den Acten des Nereus und Achilleus als Mutter der jungfräulichen Mär- 
tyrerin Domitilla, einer Verwandten Domitians, bezeichnet wird. Moderne 
Gombinationen haben sie zu einer Schwester des Flavius Clemens ge- 
macht, und zu ihren Aeltern den T. Flavius Sabinus und eine eigends 
ad hoc erfundene Plautia creirt 8 ). In dem Zusätze einiger Handschriften 
der katholischen izpd&u; Etecpou xal HauXou (hinter c. 80 p. 35 sqq. 
ed. Tischend.) wird der Name der Frau Perpetua genannt; auch die 
Legende selbst ist hier ganz anders erzählt (s. oben S. 170 flg.). Nachdem 
sie durch den Schleier, mit dem der Apostel, als er den Todesstreich 
empfing, sich die Augen verbunden hat, von ihrer Einäugigkeit wunder- 
bar geheilt ist, wird sie ins Gefängnis geworfen und macht hier die 
Bekanntschaft der christlichen Jungfrau Potentiana, die ihrerseits wieder 
ihre Schwester, die Gemahlin des Kaisers, zum Christentimm bekehrt. 



1) P hat jedenfalls die, Stelle Act 1, 23 im 8inne gehabt und demgem&ss 
Barnaba8 in Botpootß&c corrigirt. 

2) Die kürzere Recension hat nur zwei Namen, den Präfecten Longinus 
(P Longus) und den Centurio Egestiuß. Ware dies ursprünglich, so wurde 
Longinus wol als 'proefectus praetorio' gedacht sein. 

3) Vgl. Hasenclever, Christliche Proselyten der höheren 8tande im 
ersten Jahrhundert JPTh 1882 8. 70. 230 fl. 



— 283 — 

Sowol die Perpetua als die mit jener Potentiana wol identische Puden- 
tiana werden auch sonst in der römischen Legende gefeiert ') ; doch 
haben beide schwerlich mit den gnostischen Acten ursprünglich etwas 
zu schaffen gehabt. Näheres weiter unten. 

Ueber den Abfassungsort der ntpioSoi IlaäXou lässt sich nichts 
Positives ausmachen. Dass sie nicht in Ephesos entstanden sein können, 
lehrt das Fragment bei Nikephoros , welches die Stadt Ephesos an den 
Meeresstrand verlegt. Die Abfassung in Rom bleibt eine blosse Mög- 
lichkeit, für welche es an jedem näheren Halte gebricht. Dagegen 
gehört der Linustext der Paulus-Passion ebenso wie der der Petrus- 
Passion sicher nach Rom. Dorthin weisen zwar keine topogra- 
phischen Notizen (nicht einmal die Grabstätte des Apostels ist in 
dem jetzigen Texte näher bezeichnet), wohl aber zahlreiche andere 
Spuren. Dahin gehört schon die öftere Bezeichnung Roms einfach als 
{ urbs\ besonders aber die wiederholte Bezugnahme auf die l leges 
Romanae? oder Heges Romanorum\ Wie von Verbrechen die Rede ist, 
welche auch nach römischen Gesetzen l cutn execratione' belegt sind, 
so wird Paulus durch ein Senatusoonsult 'secundum leges Romanas 
tamquam maiestatis reud zum Tode verurtheilt Auch der kürzere, 
aus L excerpirte Text MP weiss von einer Vernrtheilung des Apostels 
zur Enthauptung 'secundum leges Romanos? (M 1. c. p. 336; P p. 99). 
Auch in der Aufruhrscene vor dem kaiserlichen Palaste, wo das Volk 
den Kaiser zur Zurücknahme seiner blutigen Ediote zwingt, weil die 
Hinrichtung so vieler Römer die Kraft des römischen Reiches breche, 
verräth sich wol das Bewusstsein des römischen Schriftstellers. Auch 
dieser Zug ist in die kürzeren Texte übergegangen. Einen römischen 
Schriftsteller verräth auch die Vorliebe für militärische Bilder , welche 
namentlich in der fast zu Tode gehetzten Bezeichnung Christi als l rex 
inviäus\ und der Christen als 'tnilües Christi 9 hervortritt. Beachtung 
verdient auch das hier dem Nero zugeschriebene, durch den Volkstumult 
abgedrungene Christenedict: f ut nemo änderet contingere Christianos 
nee quidquam eis meiesiiae inferre, donec relatio plenissimae cogni- 
tionis ex ddatione cuiusque referretur ad Caesarem 1 . Dasselbe 
scheint nicht blos nach dem Muster des bekannten Briefes Tnyans an 
Plinius, sondern auch nach dem angeblichen Rescripte Hadrians an 
Minuoius Fundanus (bei Justin hinter Apol. I, 68) erdichtet zu sein. 
Doch kann dieses angebliche Christenedict auch schon in dem ursprüng- 
lichen Texte der rcepfoSoi gestanden haben ; einen sicheren Beweis für 



1) Quellen der römischen Petruaeage S. 147 £ 155 ff 



— 284 — 

römische Abfassung enthält es nicht. Ebenso wenig bildet aber die ge- 
legentlich vorkommende Bezeichnung Neros als l rex' einen Beweis 
dagegen. 



B. 

Die katholischen npd%ti$ Uixpox) %od IlauXou. 

(Der sogenannte Maroellustezt). 

1. Die Texte. 

Der lateinische Text der passio Petri et Pauli ist zuerst von 
Friedrich Nauseä als erstes Stück in dessen Sammlung der passiones 
apostolorum (Anonymi Philalethi Eusebiani in vitas miracnla passiones- 
que apostolorum Rhapsodiae. 1531) f. l r — 8 r gedruckt. In dieser 
Sammlung nimmt er die Stelle ein, welche sonst den Abdiastexten 
der virtutes Petri und Pauli eingeräumt ist. Die Ueberschrift lautet 
einfach * Passio Petri, et PatdV, die Anfangsworte sind: 'Cum venisset 
Paulus Romam, convenerunt ad eum omnes Judaef. Dem Berichte 
über das Martyrium der beiden Apostel wird hier hinzugefügt, dass die 
Beisetzung der Gebeine des Petrus durch Papst Cornelius, die des 
Paulus l per Lucinam Christi famutam' erfolgt sei. Darauf folgt, ein- 
geleitet mit den Worten 'Dehinc elapsis a passione sanctorum aposto- 
lorum ducentis fere et quinquaginta annis\ die aus dem über Pontificalis 
eingeschobene Erzählung vom Bau der Basilica S. Petri durch Kaiser 
Constantin an Stelle des Apollotempels auf dem Vatican, von der Bei- 
setzung der Reliquien daselbst, von der Errichtung des goldenen 150 Pfund 
schweren Kreuzes über dem Grabmal , endlich von der Beisetzung der 
Reliquien des Paulus in der von Constantin ihm zu Ehren erbauten Basilika. 
Die Schlussworte lauten : 'ad quorum sacra vestigia dum toto undique 
mundo fideles concurrunt, petüionum suarum eorum merüis conse- 
quunfur effectum*. Hierauf erst folgt der Schluss der Passion: l passi 
sunt autem sancti apostdi Petrus et Paulus sub die tertia (Men- 
darum Juliarum, regnante domino nostro Jesu Christo, qui cum deo 
patre et spirüu sancto vivit et regnat deus per omnia saecula saecu- 
lorum. amen\ Ueber die Handschrift, welcher Nansea folgte, ist nichts 
überliefert. Einen zweiten Druck besorgte Franz Maria Florentini 
in seiner Ausgabe des Martyrologium Hieronymianum (Vetustius occid. 
eccl. Martyrol. Luccae 1668) p. 103—111 unter dem Titel l Marcdli 
quem discipulum Petri apostoli ferunt de mirificis rebus et actibus 
beatorum Petri et Pauli et de magicis artibus Simonis magp und 



— 285 — 

mit der Unterschrift l ego Marceüus disciptdus domini mei apostoli 
Petri quae vidi seripsf. Dieser Text ist darnach wiederabgedruckt 
von Fabricius cod. apocr. N. T. III, 632—653. Derselbe war im 
Mittelalter viel gelesen und ist z. B. als l epistola MarceOi de eonflictu 
Simonis Petri ä Simonis Mögt ziemlich vollständig übergegangen 
in die historia ecclesiastica des Ordericns Vitalis (lib. IIp. 392 sqq. 
bei Duchesne Scriptor. Normann.). Auch Sigebert von Gembloux 
nennt in seiner Schrift de scriptoribns ecclesiasticis den Marcellus, den 
Sohn des romischen Stadt-Präfecten Marcus, der ans einem Schüler 
8imon des Magiers ein Schüler des Apostels Petrus geworden sei, als 
Verfasser des 'conflidus apostdorum Petri et Pauli cum Simone 
mago cui assidue interfuif und bemerkt, dass derselbe auf Bitten der 
Gläubigen diesen Bericht verfasst habe (die Stelle ist angeführt bei 
Fabricius cod. apocr. II, 780). Den Titel 'conflidus apostolorum (Pari 
et Pauli) cum Simone* führt die passio zuweilen auch in Handschriften. 
Eine griechische Handschrift des „Martyriums der Apostel 
Petrus und Paulus" fand zuerst im Jahre 1490 Constantinus 
Laskar is in dem Kloster S. Maria de Trapizomata bei Reggio auf, 
und theilte dieselbe dem Senate der Stadt Messina mit Eine von 
Laskaris veranstaltete lateinische Uebersetzung des ersten Theiles dieser 
Acten, welcher den Bericht über die Reise des Apostels Paulus nach 
Rom enthielt, veröffentlichte 1647 aus dem Archive von Messina aus- 
zugsweise Joann. Franc. Abela (Melita illustrata lib. H notit. VII 
col. 179); vollständig samt dem griechischen Originaltexte des be- 
treffenden Abschnittes PlacidusReyna (Notitia Historica urbis Mes- 
sanae P. II col. 91 sqq.). Letzterer erwähnt ausser der von Laskaris 
benutzten Handschrift noch zwei andere Codd., einen Florentiner und 
einen im Basiliuskloster zu Messina, in denen die historia peregrina- 
tionum Pauli unter den Werken des Johannes Chrysostomos stehe. Der 
paulinische Reisebericht hatte ein besonderes Localinteresse für die 
Kirche von Messina, weil darin erzählt wird, Paulus habe auf der Reise 
von Sicilien nach Rom in Messina sich aufgehalten und daselbst den 
Bakchylos (Barchyrius) zum ersten Bischöfe geweiht. Zugleich schien 
derselbe es ausser Zweifel zu stellen, dass unter der Insel Melita, bei 
welcher Paulus nach Act 28 , 1 Schiffbruch litt, wirklich Malta im 
mittelländischen Meere und nicht die kleine Insel Melite, jetzt Meleda, an 
der dalmatinischen Küste, wie zuerst Constantin Porpbyrogennetos und 
nachher namentlich die Venetianer behauptet haben, zu verstehen sei. 
Während man daher auf der einen Seite (Ignaz Oiorgio, D. Paulus 
apostolus in man quod nunc Venetus sinus dicitur naufragus. Venetiae 



— 286 — 

1720) die Glaubwürdigkeit der von Laskaris aufgefundenen Acten eifrig 
bestritt , wurde dieselbe von anderer Seite ebenso lebhaft vertheidigt 
(J. A. Ciantar, Dissertatio apologetica Pauli Apostoli in Melitam, 
Siculo-Adriatici maris insulam, nanfragio eiecto. Venetiis 1738) *). 

Die seitdem nur gelegentlich 2 ) nach der einen oder anderen Hand- 
schrift benatzten griechischen Acten sind zuerst vollständig von Thilo, 
zugleich mit dem lateinischen Texte herausgegeben (Acta Petri et Pauli 
fasclnndü. Halle 1837. 1838). Derselbe benutzte Ar den griechischen 
Text den alten Pariser Cod. 1470 und nebenher den cod. Paris. 897 ; 
für den lateinischen Text die zwei WolfenbütÜer Handschriften, welche 
den Text der Acten hinter dem Abdiastexte der virtutes Petri und Pauli 
enthalten. Eine Tergleichung des griechischen und lateinischen Textes 
stellte sofort klar, dass ersterer keine andere Schrift bot, als den langst 
bekannten lateinischen Marcellustext, nur vermehrt durch den vorange- 
schobenen paulinischen Reisebericht. Einen reicheren, aber noch lange 
nicht vollständigen handschriftlichen Apparat konnte Tischendorf 
seiner Ausgabe der griechischen np&%&.$ IKxpoo xal TLaükov zu Grunde 
legen (Acta App. apocr. p. 1—39). Derselbe hat ausser den beiden 
von Thilo benutzten Codd. noch zwei andere pariser Handschriften des 
14. Jahrhunderts, Colbert. 121 und Paris. 635, sowie den wichtigen cod. 
Venet. Marcian. XXXVH classis VH, ausserdem für den Reisebericht 
den Druck des Reyna verglichen. 

Was nun den handschriftlichen Befund betrifft, so ver- 
zeichne ich zunächst, was mir von codd. des griechischen Textes be- 
kannt geworden ist. In Paris 8 ) finden sich folgende Handschriften: 

cod. Paris, gr. 1470 saec XI f. 98 u B. lupigetc Ttöv iyfov 
&no<rc6\m Itexpou xal HauXoo f[zoi jtapxupiov fiaptup^aivTtDV iv 
Tciii'jj . . . 'Eylvexo |J£T& xi igeXfalV xiv dfyiov HaOXov xiv Ä7i6oto- 
Xov inb rauSo|ieXiry]c xijc vVjaou. Schluss f. 108 r A: 716X6(05* tv 



1) Vgl. aber den ganzen Streit Baum garten» Nachrichten von merk- 
würdigen Büchern VIII, 157 ff. Walch, biblioth. theol. m, 455. Thilo, 
acta Thomae p. UV. Tischendorf, prolegg. ad. acta app. apocr. p. XIV sq. 
Die Schriften von Placidus Reyna und Abela sind abgedruckt bei Graevius, 
Thesaurus antiquitatum et historiarum Siciliae tom. IX und XV. Lugd. 
Batav. 1723. 

2) So von Du Fresne im Glossar, med. et inf. graec. zu den Worten 
ßoöXAot, xaoriAXiov, dpdivsösiv und von Cotelerius in den Anmerkungen zu 
Const Ap. VI, 10. Nach Tischendorf hat nicht Mos Cotelerius, sondern 
auch Du Fresne den cod. Paris, gr. 897 (früher 2429) benutzt 

3) Ich verdanke die folgenden Nachweise über die pariser Handschriften 
Herrn Dr. Gundermann. 



— 287 — 

ofg t6tcoi£ Si& xtöv rcpoaeox&v aüxöv tfepyecrfat noXXod icapixovxat 
to^ motor^ iv t$ &v6|iaxi . . . iteXettMh] 8fe 6 8p6|io^ xöv cfyfov 
dbtoaxdXcov . . . &|i4]v. focartja . . . xal itaäXoo. Der Cod. ist von 
Thilo seiner Ausgabe zu Grande gelegt, von Tischendorf genauer colla- 
tiönirt (A bei Tischend.). 

cod. Paris, gr. 89 7 saec. Xu f. 131 Q npdJ^etq xöv dfyfow 4to- 
ax6X<ov nixpou xal TtaiSXou xal tiö; Jv £6|ifl i|iapxupr)aav ircl vi- 
pcovoa. i&' Tüep: iyivexo jiexi xö igeX-ö-erv xiv Äyiov itaOXov Arci 
yao8o|ieX£n]c xffc v^jaou. Schlnss f. 157 r : wie in 1470. Der codex 
ist von Thilo benutzt, von Tischendorf vollständig verglichen (B bei 
Tischend.). 

cod. Paris, gr. 1505 saec. Xu f. 154* B: &9>Ai)ai£ xöv dEyCcov 
xopocpouöv xal £vS6£ci>v 4rcoox6Xa>v xoO xö 7c£xpou xal rca6Xou xl effx 
*Ey£vexo jiexdfc xi igeXfrelv xiv (iaxaptov 7uaöXov &nb yauSoficA^xr^ 
xfjc v^aou . . . Schlnss f. 157° A: icöXecog' gv ofc xörcois 8i4 xöv 
Tipoaeuxöv aüxtöv eöepyqafat icoXXal xal Waeic iwcpdxovxat xotg 
maxo?(. ixeXewMto) 8k 6 5p6|ioc . . . dc|Aifjv. Bisher unbekannt. 

cod. Paris, gr. 97 9 saec. Xm f. 294 T itpigeic xai |iapx6piov 
xöv iyfcov &icoox6Xc0V ic£xpou xal rcaüXou. xal ötcöo £v xfl £(5>|A{j 
IxeXet&ltajoav' eöX6yijaov 5eon6xa . . iy£v£xo xxX. (Anfang wie 897, 
nur yauSöjieXfrnjo). Schluss f. 309*: . . tfj; n6\twt iv oft Sei xöv 
Tipoceuxöv aöxöv icoXXala taäeia iy£vovxo xo *€ 5eo|i£voia, iv x$ Öv6- 
|juxxt xoö xu' . . . ixeXet&Oi) 8k V) (tapxupfa xöv iy£a>v dbwaxöXwv . • . 
äßVjv. Bisher unbekannt. 

cod. Paris, gr. 635 saec. XIV f. 171 r |iapx6piov xöv iyfo>v 
xal xopucpafov dbroax6Xü>v rc£xpoo xal icaäAou. Sylvexo xxX. Anfang 
und Schluss f. 189 r wie 897, nur fehlen die Worte 8i4 xöv 7tpoaei>xöv 
aöxöv. Unvollständig verglichen von Tischend. (D). 

cod. Paris, gr. 771 saec. XIV f. 289 r . Ueberschrift wie cod. 
897, nur x b tcö$ h £ct)|jq). TSydvexo xxX. Schluss wie 897. 

cod. Paris. Coislin. 121 vom Jahre 1343 f. 114-117. Der 
Codex ist Fragment und schliesst mit den Worten £XX& rcivxa <|>eu[Sfj 
Xiyetd (sect. 61 p. 27, 8 Tischend). Von Tischend, verglichen (C). 

Auf römischen Bibliotheken finden sich folgende Codd.: 1 ) 

cod. Vatic, 821 membr. saec. XIII f. 140 n l'oxopfa JxxXijat- 
aoxixf) xöv rcpigccov xöv iyfrov dbtoaxöXcov nixpox) xai 7tauXou. 
'Ey£vexo jiexi xö igeX^eTv xöv Syiov rcaiXov dito yau8o|A£X£x>jc ^ft 
v^oou. Schluss f. 153 a = Tisch, p. 39 9 sed verbosius'. 



1) Die folgenden Mittheflungen verdanke ich theilweise Max Bonnet. 



— 288 — 

cod. Palat. Vatic. 317 membr. saec. Xu f. 19 u rcpfiHjeis xtöv 
iyftov . . . dbtoaxöXtov rcfrcpou xal rcaiXoo xal rctöc £v ß&M) ^ a P" 
xöpijaav iiä v£pcovot xoö |uap<j)x<£xou. 'Eylvexo. . . . (== Tischend, 
p. 1). Schluss f. 27" (= Tischend, p. 39). L multis rebus et verbis 
plerisque extrema pars a Tischendorfio discrepat. Potentiana memo- 
ratur , loca ubi deponuntur corpora nominantur , aZ. Verba etiam 
aliis locis tnutata sunt 1 . 

cod. Barberin. XXXIII, 118 ex schedis Holstein! (Copie 
ex codice Medic. Laurent.) p. 46: npi&is xöv iybov &kqox6\w 
EUxpou xal HaöAou. EöXöyrjaov. 'Eyivexo (= Tischend, p. 1). 
Schluss p. 70. 

Von anderweiten mir bekannt gewordenen Handschriften verzeichne 
ich folgende: cod. Venet. bibl. Marcian. XXXVII classis VH 
Von Tischendorf seiner Ausgabe von sect 22 an zu Grunde gelegt (E 
bei Tischend.). Derselbe hat den Reisebericht nicht, beginnt vielmehr 
wie die lateinischen Texte mit sect. 22 'EXWvxoc el<; xijv TcbjAijv xoö 
iylou HaäXou inb töv Sicavtffiv auvfjX-ö'OV npb$ aöxöv icivxec 
o£ louSafai. Der Codex stimmt fast überall mit den lateinischen Texten, 
wo diese von dem gewöhnlichen griechischen Texte abweichen, bietet 
aber öfters allein die richtige Lesart. Vgl. Tischend, prolegg. 
p. XVH sq. 

Ferner cod. Vindobon. bist. gr. OXXVI ol. 36 loco 12 
(beschrieben bei Lambec. VUUL p. 802 sq. ed. Kollar). Ueberschrift: 
npcfcgl'c xal baüpata xtöv iyfo>v xal icaveu^iicov dtaoaxdAcov Hixpou 
xal HaOXou, tzG><; iv e P(5>|ifl i|iapxöpi}oav örci N£p<j)V0£. Anfang: 
TEylvexo (iexdb xi igeAftetv x6v dfytov IlaöXov drci rau$o|uXfa}C x*j; 
vVjaou xai iXÖ-erv aöxöv ircl IxaXCa^, xal 8t8ioxovxo$ x6v X6yov xoö 
xupfou. Kollar hält ihn irrthümlich für eine Homilie. Tischend, hat ihn 
als G bezeichnet, *ber nicht collationirt. 

cod. Laurent. Plut. IX cod. 6 saec. XI f. 358 (Bandini cat. 
codd. gr. I, 393) Anfang : 'Eylvexo |iex& xi iJjeXfretv xiv dfytov üaöXov 
inb rau8o|ieX£x7)c xffc v^aou iXfretv aöx&v Inl 'IxaXCav. Schluss 
wie cod. A bei Tischend, p. 39 bis x&P m xa * 9iXav8 , p<üirfqc xoO xupfou 
Vjjaöv 'IrjaoO Xpwxoö, dann |ie$' o5 x$ rcaxpl . . . dtydjv. Eine 
Randbemerkung bezeichnet den Text irrthümlich als Homilie und schreibt 
ihn dem Johannes Chrysostomos zu. 

cod. Tau r in. CXXXV vgl. catal. codd. gr. Taurin. p. 232. 

cod. Oxon. Barocc. 147 f. 176 saec. XV (Thilo actaThomae 
p. LIII) Ueberschrift: |iapx6piov xöv dfyfov xal £v86lj<i)v Tupßxoxo- 
pu^afcov xal xoajioacixjxcov xoO Xptaxoö dbtoox6X<i>v TOxpou xai 



— 289 — 

üa6Aou. 6ÖX6y7]aov nazip. Anfang: T5y4veTo |ietdb xö i^eXtalv xöv 
jiaxöcpiov IlaOXov xxX. ') 

Ungleich häufiger als die griechischen finden sich auf den Biblio- 
theken die lateinischen Handschriften. Der Text beginnt hier mit 
den Worten 'Cum venissä Paulus Eomam (oder in urbemBomam) 
convenerunt ad eum ornnes Judaef. Derselbe begegnet uns meist als 
selbständiges Stück, zuweilen jedoch mit anderen Stücken zu einem 
neuen Ganzen verbunden. Die Ueberschrift lautet meist einfach wie 
bei Nausea 'passio apostolorum Petri et Patdf; die Marcellusunter- 
8chrift kommt nur vereinzelt vor. 

Ich verzeichne im Folgenden, was mir von Handschriften bekannt 
geworden ist, ohne Vollständigkeit zu garantiren. Die besonders reich- 
haltige Liste der Pariser Codd. verdanke ich grossentheils den Be- 
mühungen von Dr. Gundermann 2 ). 

Es finden sich in Paris folgende Handschriften : 

Paris, lat. 5 301 saec. X f. 190* A 'III hl iuli. Passio san- 
ctorum apostolorum petri et patüi. Cum venissä paulus romam 9 
. . . Schluss f. 99' B . . . 'ubi pstantur beneficia . . . amen 9 . 

Paris, lat. 3 7 92 saec. X/XI f. 176*— 177* (ohne Titel, von 
anderer Hand als das Vorhergehende und Folgende) 'Cum venissä 
paulus in urbem Romam 9 . . . Der Codex ist Fragment und endet 
mit den Worten 'ut fieret subito puer et post haec senior* (sect. 35 
Tischend, p. 14, 12). Es folgt f. 178 r 'Quis üfm abibit amicum et 
ibit ad ittum 9 (Luc. 11, 5). 

Paris, lat. 38 51 A saec. X f. 19 r . f. 24* = NauseaVHP med. 
(fehlt i Behinc ddapsis a passione cet\) 

Paris, lat. 12596 saec. XI f. 144 Q 'Incipiuntpassiones aposto- 
lorum petri et paüH. Cum venissä 9 . . . Schluss f. 155 r l Ego 
MarceUus discipulus dm mei petri quae vidi scripsi 9 . 

Paris, lat. 12 602 saec. XII f. 1* 'Incipü passio gloriosissi- 
tnorum apostolorum petri et pauli que est III A£ iidii. Cum 
venisset paulus in urbem romam' . Schluss f. 6 r 'miliario secundo 
. . . amen 9 . (Folgt der Linustext der passio Petri). 



1) Ob die in Mi Hers Katalog der griechischen Handschriften desEscurial 
p. 195 u. 276 verzeichneten codd. Y. H. 4 (256 MilL) und y. II. 11 (316 MÜL), 
von denen jener £. 303r les actes des apötres Saint Pierre et Samt Paul, dieser 
1 19 Peregrinations de Saint Pierre et de Saint Paul enthalt, diesen Text 
bieten, habe ich bisher nicht erfahren können. 

2) Ausser den Mittheilungen von Dr. Gundermann standen mir die 
Aufzeichnungen von Max Bonnet zu Gebote. 

Lipsiua, Apostelgeschichten. II, 1. 19 



— 290 — 

Paria, lat. 1 2604 saec. Xu f. 78* 'confliäus aptorum petri et patdi 
cum symone. Cum patdus venisset in urbem romam'. Schluss f. 85*. 

Paris, lat. 12 606 saec. Xu f. 61 r A' Incxp passio . . . Tem- 
pore ülo cum venissä patdus romam 9 . Schluss f. 62 a wie cod. 1260&. 
Folgen die actus: 'Tempore Mo surrexit quidam sytnon samarius 
genere' (Abdias-Petrus = Fabric. 411, 9). 

Paris, lat. 9 73 7 saec. Xu f. l r — 10* wie cod. 12602. 

Paris, lat. 11753 saec. XII f. 8* 'Incipit passio . . . Cum 
venisset pafdus romam\ f. 15 r die Marcellusunterschrift wie 12596. 
(Folgt der Linustext der passio Pauli). 

Paris, lat. 52 74 saec. XII f. 7 n A (hinter dem Linus-Paulus): 
'Passio beati Petri apostoli. Cum venisset patdus in urbem romam.' 
Schluss f. 15 r A. 

Paris, lat. 15681 saec. Xu f. 96 r 'Incipit historia passionis 
apostolorum petri et patdi. Cum venisset patdus in urbem romam. 9 

Paris, lat. 2653 saec. Xu f. 15l r * Incipit passio sanctorum 
apostolorum petri et patdi quod est III JA itdias. Cum venisset 
paülus in urbem romam\ Schluss f. 157 r : ( in via ostensa . . . amen\ 

Paris, lat. 12615 saec. Xü/XHI f. V—1(Y (fast buchstäblich 
wie 12602). 

Paris, lat. 527 3 saec. XÜ/XHI f. l u A: Anfang wie 2653, am 
Schlüsse f. 8 r A l ibi praestantur . . . amen\ Dann die Marcellus- 
unterschrift wie 12596. (Folgt Linus-Petrus). 

Paris, lat. 13091 saec. Xm f. 38 r passio Petri. 'Cum venisset 
paulus romam\ f. 39 r '. . . neronem ... a lupis ee comestum. 7c amen.' 

Paris, lat. 52 76 saec. XIII f. 4 r 'Incipit passio apostolorum 
petri et patdi. Cum venisset patdus romam? '. Schluss f. 11" 'in via 
hostiensi . . . amen'. 

Paris, lat. 5280 saec. XIII f. 273 r A — f. 279 r . Anfang und 
Schluss wie 52 76 (Folgt ein kleines Stück 'II Jd udii. natalis et cde- 
bratio Herum sei patdi apli codem die natl beatissim§ lucin§' ... (f. 
279' B. Folgt Linus-Paulus). 

Paris, lat. 5296 saec. XIII f. 74° B ( Incipit passio beatorum . , . 
Cum venisset patdus romam\ f. 78 u A 'ostiensi . . . amen 9 . (Folgt 
Prolog Hicet plurimd' und Abdias-Petrus mit dem ausführlichen Marcellus- 
sehlnss, dann Linus-Paulus). 

Paris. Nouv. acq. lat. 2179 saec. X (westgothische Schrift, 
grosses Format; 1878 erworben aus der Abtei Silos in Spanien) f. 
194 r B 'passio sanctorum apostolorum petri et patdi qui passi sunt 
rotn§ sub nero cesare ... in temporibus Ulis quum venisset patdus 



— 291 — 

in urbem romam.' Schluss f. 200 A a : 'hie mundus steterü regnante 
dnb Uro ihu yfiö cui est honor . . . ameri. Folgt Hegesippustext). 

Paris. Nouv. acq. lat. 2 1 8 säec. X (Schrift, Format, Provenienz 
wie 2179) f. 185 r B: l ÄUerccUio csorü apostolorum petri ei pauli coTitra 
symonem magum simtd et passio gui pasi sunt in urbe rotna sub 
nerone imperatore die III Äf iulias. In diebus Ulis quum venisset 
paülus in urbe ronta ete? Schluss f. 193* A : 'qui apostohs suos in 
pace suscepU cui est honor . . . ameri (folgt Hegesippustext). 

S. Genovef. Paris. H. 1. 3 saec. XII f. l r l In ypi nomine in» 
cipiunt passiones apto% Petri j Pauli. Cum venisset paulus 1 . . . 
Schlnss f. 8 T '. . . müiario scdo. Ibi pstanP . . . amen 9 . 

S. Genovef. Paris. H. 1. 10 saec. XJH .f 2 r 'Incip passio 
beato'A- aptorum petri J pauH in urbem roma stA nerone impatore?. 
f. 2 U i Oum venisset paulus in urbem . . .' f. 11" 'müiario scdo ab 
urbe roma . . . amen\ 

cod. bibl. Mazarin. 1318 saec. X f. 8 Q 'Incipit passio 
aptorum petri et pauli qui passi sunt in urbe roma sub nerone 
eesare quae est III kt iulias. Cum venisset paülus in urbem 
romam.' f. 26 r l ostensi ab urbe roma müiario scdo .... amen\ 

Ferner in Montpellier: 

cod. Montepessnl. (6cole de Med. de Montpellier) 14 saec. XI 
(hinter Abdias- Petrus und Linus-Paulus) f. 14° l Passio scö% a$o% 
petri et pauli. Cum venisset paulus in urbe romam.' f. 24 u 
'müiario scdo . . . amen'. 

cod. Montepess. (äcole de Med. de Montpellier) 55 saec. 
Vm/IX f. 27 : 'Cum venisset Paulus in urbem romam .... müiario 
seeundo .... ameri. 

In Au tun: cod. 34. 4 (s&ninaire d' Antun) f. 289. 

Unter den Codd. auf deutschen Bibliotheken sind vor allen zn 
nennen die beiden Wolfenbüttler codd., ans denen Thilo den lateinischen 
Text der passio abgedruckt hat: 

cod. Guelferbyt. inter Wizanburgenses n. 48 saec. 
IX/X f. 21*— 32*. 

cod. Guelferbyt. 497 (früher Helmsted. n. 141) saec. XI f. 
16° — 26° 'incipü passio aptorü Petri et Pauli. Cum venisset Paulus 
in urbe Romam 1 . Schlnss : 'müiario seeundo ubipraestantur . . . ameri. 
(Yorhergehn in beiden Codd. die Abdiastexte des Petras nnd Paulus). 

Ferner : 

cod. lat. Monac. 4554 saec. VM/IX fol. 3 r — 12 r . Derselbe 

enthält zuerst das Fragment des kürzeren Linustextes der passio Pauli 

19* 



— 292 — 

(8. oben S. 96 flg.), darnach die Eingangsworte der kurzen passio Petri : 
'in diebus autem Ulis petrus apostdus . . . suscipiebat\ Hierauf wird 
der Uebergang zur' passio Petri et Pauli mit den Warten gemacht: 
l Besistebant autem Uli quidam iudaei, quos revmcebat petrus per 
verbum domini. Cumque audissent de paulo in tempore Mo cum 
venisset paulus romam, convenerunt ad eum omnes iudaei eU?. 

cod. lat. Monac. 22020 saec. Xu. Enthält als Einleitung das- 
selbe Fragment wie Monac. 4554. 

cod. lat. Monac. 19 642 saec. XV f. 25 r — 45 r . Wie cod. 4554. 
(Die beiden letztgenannten codd. sind mit cod. 4554 aus derselben Quelle). 

cod. lat. Monac. 14418 saec. IX f. 27*. Anfang: k Tempore iüo 
eum petrus et paulus semina vitae aeternae evangdium praedieando 
seminarent in urbe roma 9 senior es civitatis hoc audientes gravüer 
resistebant, egeruntque ut sermo eorum in murmuratümem populi 
pervenire? (vgl. Tischend, p. 13 not. 1. 5). Der Codex enthält eine 
eigentümliche Textesrecension, Eine Abschrift desselben verdanke ich 
Herrn Dr. Weymann in München. 

Weiter sind zu verzeichnen: 

cod. S. Galli 561 saec. X f. l r 'Incipit passio scörum aposto- 
lorum petri et pauli. Cum venisset paulus ad romam. 9 

Ferner auf der kaiserlichen Bibliothek in Wien: 

cod. 12 6 2 (Salisb. 81) membr. saec. XIV f. 138 r — 145 r 'Vita 
Petri et Pauli app. Anfang [C]um venisset Paulus Bomam 9 Schluss : 
'Passi sunt apostdi domini nostri Jesu Christi sub die III hol. 
iulias cui est etc. . . . amen 9 . 

cod. 3785 (Lunaelac. f. 77) chart. saec. XV f. 143 r — 148 r . 
'incipit passio sanctorum apostoloruni Petri et Pauli. Cum venisset 
Paulus in urbem Bomam 9 . 

Vergleichungsweise selten begegnet uns die lateinische passio auf 
den italienischen Bibliotheken. Zu Rom finden sich folgende Codd. : 

cod. Casanat. A 1 16 saec. X/XIf. 87 vorher Prolog l In universo 
orbe terrarum . . . vdociter demonstrare 1 . Dann : 'cum ergo venisset 
paulus romam\ Schluss f. 110* l Ad quorum sacra vestigia dum 
ex toto undique mundo fiddes cöcurrunt . . . seetorum. amen 9 . 

cod. Sessorian. 6 saec. XI/XH f. 159 r l III tä iulii ßs scor 
aptorü petri et pauli. Cum pervenisset paulus romam 1 . f. 162° 
'loca in quibus fuerunt posita Corpora eorum . . . in via ostiensi 
müiario secdo . . . amen\ 

In der vaticanischen Bibliothek scheinen nur zwei Fragmente 
vorhanden zu sein: 



— 293 — 

Yat. lat. 5771 meinte, saec. X. Der Anfang ist auf einem vor- 
geschobenen Blatte saec. XTTTI ergänzt, wo man nach einer Lücke liest: 
< drcumcisorum defensor fadus tu cum sis drcumcisus . . . (= Tisch. 
8, 4). — f. l r beginnt ['scultilibus inqui]nati exsecrabiles exsti- 
tistis\ (= Tisch. 10, 6). Auch das Folgende ist lückenhaft £ 6 r . . . 
'et haec dicens emisü spiritum 1 (= Tisch. 37, 16). 'Statim appa- 
ruerunt viiri saneti. 1 Schlnss f. 6 n l quausque fabricareniur loca in 
quibus posita fuerunt corpora eorum . . . amen\ 

Yat lat 4315 membr. saec. XIV (1311 zu Pisa geschrieben) 
enthält von f. 172 A — 187 A Auszüge aus einem 'Itinerarium demente 
de dictis d (actis a beaio Pdro apostdo 1 . Darin auch f. 185 r l martirium 
Pdri d Faul?, ein Stück aus den Acten, Petrus und Paulus vereint, 
Simons Sturz, dann den Tod. Schluss 'comprehenderunt eos in loco qui 
dicitur catacumba . . . in via hostiensi ab urbe Roma miliario IV. 
ubi praestantur benefieia . . . amen\ 

Zu Montecassino: 

cod. Ca s inen s. 142 saec. XI (vgl. Bibl. Gasin. m, 266 sqq.) f. 5 
hinter Hegesippustezt folgt zunächst der Prolog l In universo erbe 
terrarum .... demonstrare\ abgedruckt Bibl. Casin. III, Florileg. 
p. 240; dann:) f. 6: 'Cum venisset patdus romam\ Schluss: 'conse- 
quuniur effedum. Prestante domino . . . seetdorum. amen\ Dem 
Schlüsse geht die Notiz des Weissenburger Codex von der Erbauung 
der basilicae S. Petri u. Pauli und der Beisetzung der heil. Reliquien 
durch Constantin vorher. 

cod. Casin. 147 saec. XI f. 10 (wie cod. 142 ; vgl. Bibl. Casin. in, 
302 sqq.). 

cod. Casin. 148 saec. XI f. 2 (ebenso; vgl. Bibl. Casin. m, 306). 

cod. Casin. 104 saec. Xu enthält drei Fragmente der passio Petri 
et Pauli (vgl. Bibl. Casin. II, 437 sqq.). 

In Florenz: 

cod. Laurent Plut XX, 1 saec. XI f. 162 u (Bandini I, 588 sq.). 

cod. Laurent Plut. XX, 2 saec. XI f. 114 b (Bandini I, 599). 

cod. Laurent Plut XX, 3 saec. Xu ineunt f. 89, vorher die 
zwei Prologe 'Simon qui interpretatur obediens' und 'Paulus qui 
interpretatur pius? (Bandini I, 607). 

cod. Laurent Plut XX, 4 saec XU f. 81 (Bandini I, 612). 

cod. Laurent Plut XXX, sinistra 4 saec. XI f. 332 A (Ban- 
dini lat IV, 254) 'Cum venisset patdus romam\ f. 336 A Schluss 
Hn via ostense miliario seeundo übt praestantur . . . amen\ 

cod. bibl. aedil. Flor. eecl. 139 saec. XI f. 125 (Bandini 
suppl. lat. I, 369). 



— 294 — 

cod. bibl. Mugellan. de nemore 13 saec. XI f. 140 b (Ban- 
dini suppl. I, 570). 

cod. bibl. Mugellan. de nemore 14 saec. XI f. 105 (Bandini 
suppl. I, 585). 

cod. bibl. Amiatin. 2 saec. XI f. 197 (Bandini suppl. I, 630). 
Vorher der Prolog L Simon qui interpretatur dbediens* dann 'Cum 
venisset Paulus Romain.' am Schlüsse die Marcellusunterschrift 'ego 
Marceüus . . . quod vidi scripsi\ 

cod. bibl. Leopold. Strozzian. 4 saec. XV f. 157 (Bandini 
suppl. II, 297). 

cod. Laur. conv. suppr. 231 saec. XIII f. 180. l Passio san- 
ctorum apostolorum Petri et Pauli 1 (ohne Prolog). Anfangsworte: 
'Cum pervenisset Paulus Romam'. 

Ausserdem : 

cod. Taurin. DLXI K VI, 19.1, 1117 saec. XIV f. 305 'passio 
ss apostolor. Petri et Pauli. Cum venisset Paulus JRomam\ 

cod. ürbin. 49 membr. saec. XIV/XV f. 135 A . l III Jet Jtdii. 
Passio beatorum Petri et Pauli a MarceUo diseiptdo Petri edüa 
quique idem interfuü passioni. Cum venisset Paulus Romam\ 

Schluss f. 140 A Hn via Ostiense müiario seeundo ubi prestantur 

amen. Ego Marceüus diseiptdus domini mei Petri que vidi scripsi\ 

Vgl. übrigens noch die lateinischen Handschriften Acta SS. Jun. 
Tom. V. p. 398 sq. 

Eine altitalienische Uebersetzung der Passio Petri et Pauli, 
welche aus dem latein. Marcellustexte geflossen ist, findet sich unter den 
Legende del Secolo XIV. Firenze 1863 II p. 34—160 '). 

Von einer kirchenslavischen Uebersetzung habe ich durch 
die Güte des Herrn Sokoloff in Moskau Kunde erhalten. Dieselbe 
findet sich in folgenden Handschriften: Bibliothek des Trinitatsklosters 
zu Moskau: cod. 746 f. 317; cod. 764 f. 254. Rumjauzew'sches 
Museum, Collection von Ündol'sky : cod. 1299 f. 304 — 309. Chlüdow'sche 
Bibliothek cod. 251 f. 434. Moskauer geistliche Akademie cod. 219 f. 48. 
Bibliothek des geistlichen Seminars im Dorfe Bethania (unweit des 
Trinitatsklosters und der Moskauer geistl. Akademie): cod. 8 [94] f. 272. 
Bibliothek der geistlichen Akademie in Kasan' cod. 151 f. 271. Ferner 
in der Menäensammlung des Makarius [vom Jahre 1552]: Synodal- 
bibliothek zu Moskau cod. 995 f. 435 b . In der Menäensammlung des 
Joh. Miljütin [1646—1654]: Synodalbibl. zu Moskau cod. 816. 



1) Ich verdanke diese Notiz Herrn Dr. Fr. Rödiger. 



— 295 — 

Ausserdem findet sich noch eine ganz eigentümliche Redaction in 
der Chlüdow'schen Bibliothek (im Kloster der Edinowfrzen) cod. 105 
(vom Jahre 1023) f. 57. Der Anfang lautet hier (in SokolofFs griechischer 
Rückübersetzung): TSylvexo x$ Uixpy äXS-etv efc T&jirjv xal 4xet 
8t8iaxovTog [sie] 6 IlaOAot SlftXfte &*& rauSofieXlxrjg xffc vifjoou xal 
SßoöAexo JXS-erv efc 'IxaAJav. xal äxcuaxiv äylvexo xof£ 'Iou8a£ot£ 
xotg wÄat wpeoßuxipots £v T&jifl xfl 7c6Xet. 

Was das Verhältnis der verschiedenen Texte zu einander betrifft? 
so unterscheiden sich leicht drei Hauptrecensionen. Die sämmtlichen 
bisher bekannten griechischen Handschriften mit Ausnahme des cod. 
Marcian. XXXVII stimmen darin überein, dass sie den Reisebericht des 
Paulus TSydvExo |xex& xö i^eXä-etv xöv IlaOXov inb rauSo(ie>ixif]c xfjs 
vVjaou voranschicken, während umgekehrt sämmtliche lateinische Texte 
denselben weglassen und mit 'Cum venisset Paulus (in urbetn) Romam y 
beginnen. Aber auch sonst bemerken wir zwischen jenen griechischen 
Handschriften und den lateinischen erhebliche Unterschiede. Erstere 
schieben in der Passionsgeschichte zwei Abschnitte ein (hinter sect. 80 
und 84 bei Tischend.). Der erste erzählt die Geschichte von dem 
Schleier, den die Perpetua dem Apostel Paulus zum Verbinden der Augen 
leiht und von der wunderbaren Heilung ihres blinden Auges ; der zweite 
berichtet das Martyrium der Perpetua, der Jungfrau Potentiana und der 
drei durch das an Perpetua geschehene Wunder bekehrten Soldatem 
Diesem Zusätze entsprechend werden am Schlüsse der Acten nach dem 
Todestage der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni) auch die der drei 
Soldaten (2. Juli) und der Perpetua und Potentiana (8. Juli) angegeben. 
Alle diese Stücke fehlen beim Lateiner, der dafür sect. 62 — 66 einen 
grösseren, von dem gewöhnlichen griechischen Texte weggelassenen 
Abschnitt, und ausserdem eine Reihe kleinerer dort ebenfalls fehlender 
Stücke bietet. In allen diesen Fällen unterliegt es keinem Zweifel, dass 
der Lateiner noch das Ursprüngliche bewahrt hat; nur der paulinische 
Reisebericht ist, wie noch weiter gezeigt werden soll, zwar in seiner 
gegenwärtigen Gestalt ein Zusatz der erwähnten Gruppe der griechischen 
Handschriften, seinem ursprünglichen Kerne nach aber als der ursprüng- 
liche Anfang der Tcpcüjetc zu betrachten. Der lateinische Text nimmt 
ebenso wie der gewöhnliche griechische Text an einer späteren Stelle 
noch ausdrücklich auf denselben Bezug >). Seine Weglassung erklärt sich 
leicht daraus, dass die letzten Kämpfe der beiden Apostel mit Simon und 
ihr gemeinsamer Martertod ein in sich abgeschlossenes Ganzes bildeten. 

1) sect. 25 berichtet Paulus dem Petras nach seiner Ankunft in Rom 
'omnem textum casuum suorum et qualiter navigii fatigationibus advenmef. 



— 296 — 

Dagegen macht überall wo der Lateiner mehr bietet als der gewöhn- 
liche griechische Text, letzterer den Eindruck einer verkürzten Recension. 

Von beiden Recensionen unterscheidet sich nun aber der griechische 
Text des cod. Marcian. so erheblich, dass derselbe beiden als eine selb- 
ständige dritte Textgestalt zur Seite gestellt werden mnss. Die Weg- 
lassung des Reiseberichtes ist hier dadurch bedingt, dass der Erzähler 
den Paulus nicht von Caesarea in Syrien, sondern von Spanien aus nach 
Rom kommen lässt '). Er verlegt also das Zusammentreffen der beiden 
Apostel in Rom in die Zeit der zweiten römischen Reise des Paulus. 
Abgesehen hiervon erweist sich der venetianische Text, wie schon 
Tischendorf gesehen hat, als der relativ ursprünglichste von allen 
dreien. Abgesehen von handschriftlichen Verderbnissen steht derselbe nur 
an verhältnismässig wenigen Stellen, wo er paraphrasirt, ins Orthodoxe 
übersetzt oder kleinere Sätze ausläset, den beiden anderen Recensionen 
nach. Wo der Lateiner von dem gewöhnlichen griechischen Texte ab- 
weicht, stimmt er fast überall mit jenem gegen diesen. Dennoch kann 
er nicht als das griechische Original des Lateiners betrachtet werden. 
Denn häufig weicht letzterer wieder vom venetianischen Texte ab und 
stimmt dafür mit dem gewöhnlichen griechischen Text überein, in welchen 
Fällen fast immer der venetianische Text der vorzüglichere ist. Vielfach 
erweist sich der gewöhnliche Text als eine verkürzte und überarbeitete 
Fassung; nur selten bietet er gegen den venetianischen noch das 
Ursprüngliche. Ich bezeichne im Folgenden die drei Recensionen 
mit O (gewöhnlicher griechischer Text) L (der lateinische) V (der 
venetianische Text). 

Innerhalb der beiden jüngeren Recensionen unterscheiden sich 
wieder verschiedene Gruppen. Die pariser Texte von O, mit denen 
Vat. 821, ebenso wie die codd. Laur. Plut. IX, 6. Oxon. Barocc. 147. 
Vindob. Hist. gr. 36 zusammengehören, weichen unter einander nur 
wenig ab, während Pal. Vatic. 317 namentlich gegen Ende eine viel- 
fach eigenthümliche Textgestalt bietet. Unter den Lateinern bilden die- 
jenigen codd., welche am Schlüsse den Marcellus als Verfasser be- 
zeichnen, eine eigene Gruppe für sich ; dieser Zusatz ist aber, wie auch 
eine Vergleichung der griechischen Texte lehrt, nicht für ursprünglich 
zu erachten. Die älteste lateinische Textüberlieferung bezeichnet die 
Schrift einfach als passio apostolorum Petri et Pauli ; einige wenige Hand- 
schriften haben die ungenaue Ueberschrift passio Petri. 



1) Auch die oben angeführte Stelle sect. 25, in welcher auf die Seereise 
des Paulus Bezug genommen wird, ist hier weggelassen. 



— 297 — 

2. Der Inhalt. 

Nachdem Paulos die Insel Gaudomelete verlassen hat, nimmt er 
seinen Weg nach Italien. Als die Juden in Rom von seiner bevor- 
stehenden Ankunft in Rom hören, befürchten sie, er wolle sie beim 
Kaiser verklagen und schicken eine Gesandtschaft an Nero, welcher 
ihren Bitten Gehör giebt und in alle Provinzen den Befehl schickt, die 
Reise des Paulus nach Italien zu verhindern. Auch veranlassen sie 
den Magier Simon zu demselben Zwecke mitzuwirken (sect. 1 — 4). 
Einige der von Petrus bekehrten Heidenchristen aber senden zwei 
Boten an Paulus mit einem Briefe, in welchem sie ihm einerseits von 
den) kaiserlichen Befehl ihn zu tödten Kunde geben, andrerseits ihren 
Glauben an die unzertrennliche Zusammengehörigkeit des Petrus und 
Paulus und ihre Zuversicht, dass sie auch der Belehrung des Paulus 
würdig seien, betheuern (sect. 5). Paulus. ist über die Botschaft hoch 
erfreut und schifft sich nach Sicilien ein. Er fährt mit den beiden Boten 
zuerst nach Syrakus, dann nach Rhegium in Calabrien, von da nach 
Messina, wo er den Bakchylos zum Bischof weiht, von da nach Didymos, 
wo er eine Nacht verweilt. Von hier aus kommt er am zweiten Tage 
nach Puteoli (sect. 6 u. 7). Der Schiffer Dioskoros, welcher den Paulus 
nach Syrakus gefahren hatte, war ihm aus Dankbarkeit für die Rettung 
seines Sohnes unter Zurücklassnng seines Schiffes in Syrakus nach Puteoli 
gefolgt. Während nun der Apostel um des kaiserlichen Befehls willen 
sich in Puteoli bei einigen Jungern des Petrus, die er dort angetroffen, 
sieben Tage lang verborgen hält, geht Dioskoros gleich am ersten Tage 
offen in die Stadt, wird, weil er ebenfalls kahlköpfig ist, für Paulus ge- 
halten, ergriffen und enthauptet. Sein Haupt wird dem Kaiser zuge- 
schickt, welcher die Vorsteher der Juden kommen lässt und ihnen die 
Enthauptung des Paulus meldet. Diese feiern auf die gute Botschaft hin ein 
Freudenfest. Paulus aber fleht Gott um Rache für den Mord an, fordert 
darauf alle Glaubigen auf, mit ihm Puteoli zu verlassen und kommt nach 
Bigae, von wo aus er und seine Begleiter es mit ansehen, wie die Stadt 
Puteoli vom Meere verschlungen wird (sect. 8 — 12). Von Bajae kommt 
Paulus mit seinen Begleitern nach GaSta, wo er drei Tage lang im 
Hause des Petrusschülers Erasmus bleibt und dort das Wort Gottes 
verkündigt. Dann reist er weiter nach Terracina, wo er sieben Tage 
im Hause des ebenfalls von Petrus angesetzten Diakonus Cäsarius bleibt; 
dann fährt er auf dem Flusse weiter nach Tres Tabernae (sect. 13). Als 
dem Kaiser der Untergang von Puteoli gemeldet wird, gerath er darüber 
in grosse Trauer und wirft den Juden vor, dass seine Nachgiebigkeit 



— 298 — 

gegen sie dieses Unglück verschuldet hätte. Diese aber erwidern ihm, 
besser eine Stadt gehe zu Grunde als das ganze Reich (sect. 14 und 15). 

Nach dreitägigem Aufenthalte zu Tres Tabernae kommt Paulus nach 
Forum Appii bei Vicus Sarapis, woselbst er in der folgenden Nacht einen 
merkwürdigen Traum hat. Er sieht Einen auf goldenem Stuhle sitzen, 
von einer Menge Schwarzer umgeben, die ihre Schandthaten erzählen. 
Der Eine hat einen Vatermord veranlasst, der andere den Einsturz eines 
Hauses, wobei Aeltern und Kinder das Leben verloren ; Andre wieder 
berichteten Andres. Einer aber meldete, er habe veranlasst, dass der 
von Petrus ordinirte Bischof Juvenalis bei der Aebtissin Juliana schlafe. 
Alsbald entsendet Paulus einen seiner Begleiter nach Rom zu Juvenalis, 
der ihm mittheilen muss, was der Apostel erfahren hat. Am folgenden 
Tage wirft der Bischofsich dem Petrus zu Füssen, gesteht unter Thränen 
sein Vergehen und theilt ihm sodann seine Ueberzeugung mit, dass 
Paulus in der Nähe sei. Als Petrus dies für unmöglich erklärt, da 
Paulus ja todt sei, bringt Juvenalis den abgesendeten Boten zu Petrus. 
Dieser meldet ihm, Paulus lebe, komme, und halte in Forum Appii sich 
auf. Petrus preist Gott und sendet seine Jünger dem Paulus nach Tres 
Tabernae entgegen. Als letzterer sie sieht, wird er sehr getröstet und 
reist in ihrer Begleitung weiter nach Aricia, wo sie übernachten (sect. 16 
bis 20). Inzwischen verbreitet sich in Rom die Kunde von der bevor- 
stehenden Ankunft des Paulus. Während die Gläubigen von grosser 
Freude erfüllt werden, gerathen die Juden in Schrecken und ersuchen 
den Magier Simon, dem Kaiser zu melden, Paulus sei nicht todt, sondern 
lebe und sei gekommen. Jener aber glaubt den Juden nicht, sondern 
fragt sie, wem denn das von Puteoli ihm geschickte kahle Haupt ange- 
hört habe (sect. 21). 

Bis hierher der Reisebericht nach G. Im Folgenden treten auch 
V L hinzu *). 

Als Paulus nach Rom gekommen ist, überfallt die Juden grosse 
Furcht. Sie begeben sich zu ihm und fordern ihn auf, den Glauben, in 
dem er geboren sei, zu vertheidigen. Denn es sei Unrecht von ihm, 
dass er als Beschnittener sich zum Anwalte der Unbeschnittenen auf- 
werfe. Ja sie stellen an ihn das Ansinnen, den Petrus, welcher das 
ganze Gesetz aufhebe, Sabbate, Neumonde und Feiertage abthue, zu be- 
kämpfen (sect. 22). Paulus erwidert, er sei ein wahrhafter Jude, denn 
er halte den Sabbat und die wahre Beschneidung ; was aber den Petrus 
betreffe, so wolle er ihn widerlegen, wenn derselbe eine neue Lehre ein- 



1) Die Inhaltsangabe Bchliesst sich von hier an V an. 



— 299 — 

führen wolle; sei seine Lehre aber wahr und durch die heilige Schrift 
der Hebräer geschützt, so zieme sich, dass Alle ihm Folge leisteten 
(sect. 23). Da gehen die Juden zu Petrus, melden diesem die Ankunft 
des Paulus und fordern ihn auf zu ihm zu kommen, da jener bevor er vor 
dem Kaiser erschienen sei, nicht frei mit wem er wolle verkehren könne. 
Als Petrus dies hört, eilt er freudig zu Paulus. Beide umarmen sich und 
vergiessen Freudenthränen. Paulus erzählt dem Petrus die Erlebnisse 
seiner Seefahrt, dieser jenem wieder die Nachstellungen, die er von Seiten 
des Magiers Simon zu erfahren habe. Erst am Abend scheiden sie von 
einander (sect. 24 u. 25). Am folgenden Morgen findet Petrus bereits 
einen Haufen Juden vor der Thür des Paulus. Judenchristen und Heiden- 
christen streiten sich. Während Erstere sich für das erwählte Volk 
Gottes erklären und letzteren ihren früheren Götzendienst vorwerfen, 
rühmen diese sich wiederum, auf die erste Kunde von der Wahrheit 
ihren früheren Irrthum aufgegeben zu haben, ganz im Gegensatze zu den 
Juden, die trotz aller göttlichen Wunderzeichen sich ein goldenes Kalb 
gemacht und dasselbe verehrt hätten. Beide Theile weiss Paulus durch 
den Hinweis darauf zu versöhnen, dass Gott seine dem Abraham ge- 
gebene Verheissung, in Abrahams Samen sollten alle Heiden des Erbes 
theilhaftig werden, erfüllt habe. Juden und Heiden sollten Gott danken, 
dass er sie nach seiner Barmherzigkeit zu seinem Volke gemacht habe 
und Alle seien sie Eins im Glauben an seinen Namen (sect. 26 — 28). 
Hierauf predigt Petrus den ungläubigen Juden, indem er sie auf die Er- 
füllung der dem David gegebenen Weissagung durch die Sendung seines 
Sohnes verweist: ihn haben die Hohenpriester und Obersten des Volkes 
gekreuzigt: Gott aber hat um des Heiles der Welt willen zugelassen, 
dass er solches leide. In ihm hat Gott allen Söhnen Abrahams den 
Zugang zum Heile eröffnet, indem er ihn zum ewigen Hohenpriester ge- 
macht hat (sect. 29 u. 30). Schweigend hören alle der Predigt des 
Apostels zu, und täglich vermehrt sich die Zahl der Gläubigen. Die 
jüdischen Synagogenvorsteher und heidnischen Priester fangen an, um 
ihre Herrschaft zu furchten, regen die Volksmassen wider die Apostel 
auf und suchen dafür den Magier Simon beim Volk und beim Kaiser in 
Ansehen zu bringen. Unter den Unzähligen, welche die Predigt des 
Petrus bekehrt hat, befindet sich auch Livia, die Gemahlin des Nero, 
und Agrippina, die Gattin des Eparchen Agrippa, welche beide sich dem 
Umgange ihrer Männer entziehn. Durch die Predigt des Paulus aber 
werden viele Soldaten und Palastbeamte des Kaisers bekehrt (sect. 31). 
"Nun tritt Simon der Magier auf. Von Eifersucht erfüllt, schilt er den 
Petrus einen Zauberer und Betrüger und verführt Viele durch seine 



— 300 — 

magischen Künste: denn er lässt eine eherne Schlange und steinerne 
Bildsäulen sich bewegen, und erhebt sich selbst plötzlich in die Luft. 
Petras aber stellt diesen Zauberstücken Heilwunder, Dämonenaustreibungen 
und Todtenerweckungen gegenüber, und fordert das Volk auf, nicht Mos 
den Trug des Simon zu fliehen, sondern auch ihn selbst zu entlarven 
(sect. 32 u. 33). So geschieht denn, dass alle Frommen den Simon ver- 
abscheuen, während seine Anhänger den Petrus als Magier verlästern. 
Auf die Kunde hiervon lässt Nero den Simon vor sich kommen. Vor den 
Augen des Kaisers verwandelt derselbe sich in alle möglichen Gestalten, 
sodass dieser ihn für Gottes Sohn hält. Petrus dagegen fährt fort, wider 
ihn als einen Lügner und Betrüger zu predigen (sect. 34 u. 35). Nun- 
mehr sucht Simon den Kaiser zu Gewalttaten wider die Apostel zu 
verleiten, indem er ihm vorstellt, seit der Ankunft des Paulus, welcher 
dieselbe Lehre führe wie Petrus, habe sich das Uebel, welches die Herr- 
schaft des Kaisers bedrohe, verdoppelt (sect. 36). Besorgt gemacht lässt 
Nero am folgenden Tage den Petrus und den Paulus ebenso wie den 
Simon vor sich fuhren, und eröffnet ein Verhör, bei welchem er mit 
richterlicher Unbefangenheit beiden Theilen das Wort gönnt Simon 
denuncirt die Apostel als Schüler des Nazareners, und erwidert auf Be- 
fragen des Kaisers, warum er denn diese verfolge, dass sie ganz Judäa 
verleitet hätten, ihm keinen Glauben zu schenken. Als der Kaiser sich 
hierüber befremdet zeigt, droht Petrus, die trügerischen Künste Simons 
zu entlarven, und spricht seine Verwunderung aus, wie dieser sich ein- 
bilden könne, durch seine magische Kunst die Jünger Christi zu be- 
siegen. Nero begehrt zu wissen, wer dieser Christus sei, worauf sich 
Petrus auf den schriftlichen Bericht des Pontius Pilatus an den Kaiser 
Claudius beruft. Nero lässt das Actenstück herbeiholen und verlesen 
(sect. 37 — 39). Es folgt der Wortlaut des Berichtes. Derselbe handelt 
von den Wunderthaten Jesu, von dem Neide der Hohenpriester wider ihn, 
der von ihnen erhobenen Anklage, seiner Kreuzigung und Auferstehung, 
welche die Juden vergeblich zur Lüge zu stempeln versucht hätten (sect. 40 
bis 42). Nach Verlesung des Briefes bekräftigt Petrus die Wahrheit 
aller darin berichteten Thatsachen, und stellt Christum, in welchem die 
göttliche Majestät eine Menschheit angenommen habe, um den Menschen 
zu Hilfe zu kommen, dem vermeintlichen Gotte Simon gegenüber, in 
welchem sich vielmehr eine menschliche und eine teuflische Natur ver- 
bunden habe (sect. 43). Simon antwortet mit verächtlichen Reden und 
droht seinen Engeln befehlen zu wollen, dass sie ihn an Petrus rächen; 
dieser aber erwidert, dieselben hätten vielmehr Ursache, ihn um der 
Macht seines Herrn willen zu furchten (sect. 44). Als Nero erwidert, 



— 301 — 

Simon habe seine Gottheit durch Thatsachen erwiesen, fordert Petrus 
als Beweis dafür, Simon möge seine Gedanken errathen und theilt dem 
Kaiser heimlich sein Vorhaben mit. Auf den Wunsch des Apostels lässt 
dieser ein Gerstenbrot bringen und dem Apostel heimlich übergeben, 
zweifelt aber selbst keinen Augenblick, dass der, welcher einen Todten 
erweckt, ja sieh selbst habe enthaupten lassen und am dritten Tage auf- 
erstanden sei, auch diese Probe bestehen könne und bekräftigt gegenüber 
dem Unglauben des Petrus die Wahrheit jenes Zauberstückes als ver- 
meintlicher Augenzeuge. Der Apostel erwidert, nur um so mehr müsse 
der, welcher das Grössere gethan, auch das Geringere vermögen. 
Als Simon von Petrus verlangt, derselbe solle zuvor seine eigenen Ge- 
danken errathen, erklärt letzterer sich dazu bereit, besteht aber trotz der 
Winkelzüge des Magiers auf der Forderung, ihm zu sagen, was er im 
Verborgenen gethan habe. Darauf segnet er das Gerstenbrot, bricht es 
und verbirgt die Stücke in den Aermeln (sect. 45 — 47). Da ruft der 
Magier, aus Zorn, dass er das Geheimnis des Apostels nicht errathen 
kann, Hunde herbei, die diesen vor den Augen des Kaisers verschlingen 
sollen. Petrus aber hält ihnen das gesegnete Brot vor, und sie ver- 
schwinden« Hiermit — so erklärt er dem Kaiser — habe er nicht 
durch Worte, aber durch die That den Beweis geliefert, dass er die 
Gedanken des Simon erkannt habe: denn dieser habe statt der ver- 
heissenen Engel Hunde kommen lassen (sect. 48). Nero hält den Simon 
für besiegt ; der aber beklagt sich, dass Petrus ihm schon früher in Judäa, 
in ganz Palästina und Gäsarea Aehnliches zugefügt habe. Nur um ihm 
zu entfliehen, habe er diese Künste gelernt: denn die Gedanken der 
Menschen zu errathen vermöge nur Gott. Petrus aber sieht gerade in 
der Unfähigkeit Simons, solches zu leisten, einen Beweis für dessen nur 
eingebildete Gottheit (sect. 49). Nunmehr ergreift Paulus, der bisher 
schweigend dabei gestanden, auf Befragen des Kaisers das Wort und 
warnt ihn vor den Gefahren, die sein Reich und seine Herrschaft be- 
drohen, wenn er den Magier gewähren lasse. Dieser verheisst hierauf, 
seine Gottheit öffentlich zu bethätigen ; der Kaiser möge einen hölzernen 
Thurm erbauen lassen, so wolle er denselben besteigen und seinen Engeln 
gebieten, ihn vor Aller Augen zu seinem Vater in den Himmel zu er- 
heben. Der Kaiser geht auf den Vorschlag ein und setzt die Ausführung 
auf den folgenden Tag fest (sect. 51). Nochmals erinnert Simon den 
Kaiser an den Beweis, den er ihm für seine Gottheit gegeben habe, da 
er gestorben und auferstanden sei. In Wahrheit aber hatte er statt seiner 
einen Widder, dem er durch magische Künste seine eigene Gestalt ver- 
lieh, im Dunkeln köpfen lassen; der mit der Enthauptung beauftragte 



— 302 — 

Knecht hatte darauf den Kopf und die Glieder des Thieres gefanden, 
die Sache aber ans Furcht vor dem Kaiser verheimlicht. Simon aber 
hatte, nachdem er durch Zauberkunst die Ueberreste des Thieres bei 
Seite geschafft, am dritten Tage sich dem Nero gezeigt und ihn aufge- 
fordert, sein vergossenes Blut abwischen zu lassen, denn er sei, wie er 
versprochen, nach seiner Enthauptung wieder erstanden (sect 52 u. 53). 
Nochmals wendet sich der Kaiser, nachdem er den folgenden Tag für 
die verheißene Probe festgesetzt hat, an Paulus, dessen Schweigen er 
geringschätzig aus mangelnder Weisheit und Wundermacht ableitet und 
befragt denselben nach seiner Lehre und deren Erfolgen. Paulus erklärt 
es für überflüssig, mit einem Menschen, dessen elender Untergang nahe 
bevorstehe, zu streiten, wiederholt seine Warnung vor der Gefahr, die 
der Herrschaft des Kaisers bevorstehe, wenn er jenem Betruger glaube, 
der die von ihm Bethörten wie einst Jannes und Jambres den Pharao 
zu Grunde richten werde, und verkündet, dass der, welcher sich zum 
Himmel zu erheben dünke, in die Tiefe des Hades werde herabgestürzt 
werden (sect. 54). Hierauf wendet er sich zur Beantwortung der Frage 
nach seiner Lehre, welche nur die, welche reines Herzens seien, zu 
fassen vermöchten, und setzt dann in ausfuhrlicher Rede auseinander, wie 
er alle Tugenden, Frieden und Liebe und Glauben an den Einen Gott 
gelehrt habe. Diese seine Lehre habe er nicht von Menschen, sondern 
durch unmittelbare Offenbarung Christi vom Himmel empfangen (sect. 
55 — 59). Petrus bestätigt auf Befragen das Gesagte und berichtet, wie 
sein Mitapostel, im Gegensatze zu den falschen Messiassen und falschen 
Aposteln und Propheten, aus lauterem Eifer um die Wahrheit und um 
das Gesetz die Christen verfolgt habe, bis er durch die Stimme der 
Wahrheit selbst vom Himmel her bekehrt, aus einem Verfolger ein eifriger 
Vertheidiger des Pfades Christi geworden sei (sect. 60). Während 
Simon die beiden Apostel verdächtigt, sich wider ihn, der die Wahrheit 
sei, verschworen zu haben, bestätigt Paulus alles, was Petrus gesagt 
hat und betont seine völlige Uebereinstimmung mit ihm. Simon be- 
droht sie, was die Apostel nur lächerlich finden im Hinblick auf das 
ihm selbst bevorstehende Verderben. Als darauf* der Magier den Kaiser 
gegen die Apostel, welche wie alle Beschnittenen hinterlistig seien, von 
Neuem einzunehmen sucht, entspinnt sich eine Streitverhandlung über 
die Beschneidung, bei welcher der Kaiser zu seiner Verwunderung er- 
fährt, dass Simon, obwol er die Beschnittenen verfolgt habe, selbst 
ein Beschnittener sei. Schliesslich giebt der Kaiser beiden Theilen 
seine Verachtung kund und verlangt lediglich, dass sie seine Fragen 
beantworten (sect. 61 — 67). Als Simon jede weitere Antwort ver- 



— 303 — 

weigert, schilt ihn der Kaiser einen Lügner, schenkt aber ebensowenig 
den Aposteln Glauben. Dem Bekenntnisse des Petras zu dem Einen Gott 
und Vater Jesu Christi setzt Simon nochmals die Behauptung seiner 
eigenen Gottheit gegenüber und wiederholt sein Anerbieten, zum Beweise 
für seine Behauptung am folgenden Tage gen Himmel zu fliegen (sect. 
68—71). Auf des Kaisers Befehl wird auf dem Marsfelde ein hoher 
Holzthurm errichtet und alles Volk samt den Würdenträgern einge- 
laden, dem Schaustücke beizuwohnen. Am folgenden Tage, als Alle ver- 
sammelt sind, werden auch die beiden Apostel herbeigeholt. Paulus 
wirft sich auf die Kniee, um zu beten, Petrus als der erstberufene 
Apostel übernimmt es, den Magier zu entlarven und kündigt diesem dies 
an; der Kaiser verhöhnt sie beide (sect. 72 — 74). Simon besteigt 
lorbeerbekränzt den Thurm, breitet die Hände aus und beginnt zu fliegen. 
Nero erklärt ihn für wahrhaft, die beiden Apostel für Lügner, erhält 
aber von Petrus die Antwort, bald werde er sich vom Gegentheil über- 
zeugen. Paulus sieht den Magier fliegen und treibt unter Thränen seinen 
Mitapostel zur Eile an, während der Kaiser fortfahrt, beide zu verhöhnen. 
Da beschwört Petrus die Engel des Satan, welche den Simon tragen, ihn 
fallen zu lassen und sofort stürzt dieser auf die via Sacra herab , und 
zerbricht in vier Stücke (sect. 75 — 77). Nero befiehlt die beiden Apostel 
in Eisen zu legen, den Leichnam des Simon aber drei Tage lang auf- 
zubewahren, in der Erwartung, derselbe werde wieder auferstehen. 
Petrus erklärt diese Hoffnung für vergeblich und rechtfertigt gegenüber 
den Vorwürfen des Kaisers sein Verhalten mit Simons Lästerung Christi. 
Doch Nero wird dadurch nicht umgestimmt. Er will zuerst beide 
Apostel zur Strafe mit eisernen Ruthen peitschen und dann in der 
Naumachie umbringen lassen, beschliesst aber auf den Rath des Präfecten 
Agrippa, den Paulus enthaupten, den Petrus aber als den Schuldigeren 
kreuzigen zu lassen. Darauf werden beide abgeführt und zuerst Paulus 
an der Strasse nach Ostia enthauptet (sect. 70—80) *). Petrus bittet 
auf dem Wege zum Kreuze, man möge ihn mit den Füssen nach oben 
kreuzigen, weil nur Jesus Christus, der vom Himmel auf die Erde kam, 
würdig war, aufrecht gekreuzigt zu werden, während er selbst durch 
Christus berufen ist, seine Füsse von der Erde gen Himmel zu richten. 
Sein Wunsch wird erfüllt. Als aber die versammelte Menge wider den 
Kaiser tobt und ihn umbringen will, beruhigt der Apostel sie damit 



1) Hier fügt G die Geschichte von dem Schleier der Perpetua, ein und 
giebt die genaue Angabe aber die Richtst&tte: sie enthaupteten ihn aber auf 
dem Grundstücke Aquae Salviae, nahe beim Fichtenbaome. 



— 304 — 

dass er dies nicht ans eigenem Antriebe, sondern als Diener des Satans 
thue. Bei dieser Gelegenheit erzählt er die Geschichte seiner Flucht 
und renmüthigen Umkehr. Vor wenig Tagen, als mir von Seiten 
Agrippas der Untergang drohte, entwich ich, auf Bitten der Brüder. 
Da begegnete mir der Herr. Ich fragte ihn : „Herr wo gehst dn hin ?* 
und erhielt die Antwort: „Nach Rom, um mich kreuzigen zu lassen. u 
Auf die weitere Frage : „Herr bist du nicht schon einmal gekreuzigt 
worden ?" erwiderte Christus: „Ich sah dich dem Tode entfliehen und 
will an deiner Statt mich kreuzigen lassen." Da, so schliesst der Apostel 
seinen Bericht, entschloss ich mich umzukehren, den Auftrag des Herrn 
zu erfüllen und vernahm das Trostwort: „Fürchte dich nicht, denn ich 
bin mit dir." Durch diese Erzählung weiss Petrus die Umstehenden 
zu bestimmen, dass sie seinen Tod nicht hindern, befiehlt dann die 
Schafe, die ihm der gute Hirte gegeben hat, dem Herrn zur künftigen 
Aufnahme in sein Reich und stirbt (sect. 81—83). Alsbald erscheinen 
glanzende Männer von fremdartigem Aussehen von Jerusalem, heben zu- 
gleich mit Marcellus, der aus einem Anhänger Simons ein Schüler des 
Petrus geworden war, den Leichnam auf und bestatten ihn unter der 
Terebinthe bei der Naumachie auf dem Vatican *). Darauf trösten sie 
das Volk über den Hintritt der Apostel, und verkündigen ihm das baldige 
Ende der neronischen Herrschaft. Bald darauf muss der Kaiser vor 
dem aufständischen Volke in die Wüste fliehen und kommt dort vor 
Hunger und Kälte um. Sein Leichnam wird der Frass wilder Thiere 
(sect. 84—86). Den Schluss bidet die Geschichte von der durch ein 
Erdbeben verhinderten Uebertragung der heiligen Reliquien nach dem 
Orient, worauf die Römer dieselben zuerst drei Meilen von der Stadt 
beigesetzt 3 ) und ein Jahr und sieben Monate lang bewacht, nach der 
Vollendung der für sie bestimmten Begräbnisstätten aber dorthin über- 
tragen hätten 8 ). Als Tag des Martyriums wird der bekannte 29. Juni 
genannt (sect. 87 u. 88) 4 ). 



1) Hier fügt G die Geschichte von der Bekehrung der drei Soldaten, 
welche den Paulus enthauptet haben, sowie von deren Martyrium, desgleichen 
vom Martyrium der Perpetua und der Potentiana ein. 

2) G fügt hinzu: in den Katakomben an der via Appia. 

3) LG geben die Begräbnisstätten genauer an: die des Petrus auf dem 
Vatican bei der Naumachie, die des Paulus an der Strasse nach Ostia, zwei 
Meilen von der Stadt. 

4) G nennt noch die Todestage der drei Soldaten (2. Juli), sowie der 
Perpetua und der Potentiana (8. Juli). 



— 305 — 

3. Entetehungsverhältnisse. 

a. Der Reisebericht. 

Die Untersuchung über den Reisebericht ist zunächst völlig von 
der über die übrigen Bestandtheile der Acten zu trennen. Derselbe fehlt, 
wie bereits bemerkt wurde, sowol beim Lateiner als im venetianischen 
Texte. Dass wir mit unseren heutigen Mitteln die handschriftliche 
Ueberlieferung für L bis ins 9., für G bis ins 11. Jahrhundert zurück- 
verfolgen können, würde an sich nichts beweisen. Aber die Bezeichnung 
von Rhegium als einer Stadt in Calabrien (T^ycov rfjc KoXaßp(at), 
welche sich im Reisebericht findet, war erst seit dem 9. Jahrhunderte 
möglich, da erst seit der Wiedereroberung von Unteritalien durch die 
byzantinischen Kaiser das alte Bruttium und Lucanien unter dem Namen 
Calabrien, und Rhegium als Hauptstadt dieser Provinz vorkommt (vgl. 
dazu Thilo acta Petri et Pauli I, 9 flg.). In dieselbe Zeit würden wir 
herabgeführt werden, wenn der Erasmus, welchen Petrus nach Gaöta 
geschickt haben soll, mit dem unter Diocletian Märtyrer gewordenen 
Bischof von Formii identisch wäre, «dessen Reliquien im Jahre 842 durch 
Gregor IV. zugleich mit dem Bischofsitze nach Ga6ta übertragen wurden 
(Acta SS. Jun. I, 212). Der Reisebericht kann also seine gegenwärtige 
Gestalt erst in einer Zeit erhalten haben, aus welcher wir bereits Hand- 
schriften besitzen, in denen der Bericht fehlt. Hierzu kommt ferner 
eine geradezu komische Entstellung der in der lukanischen Apostel- 
geschichte (Kap. 27. 28) vorkommenden Namen. So wird aus der Insel 
KaOSa (TaOSog, Act. 24, 16 KXa68r), das heutige Gozzo) bei Malta eine 
Insel rau8o(ieX£xT] , aus dem Schiffisnamen Aiooxoöpoi ein Schiffer 
At6oxopo£, aus Puteoli — ÜOTtäXot — eine Stadt IIovtc6Xrj '). Zum 
Theil hat es mit diesen Entstellungen eine eigene Bewandtnis. Der 
Name Ta\j5o\ukivri scheint eigends erfunden zu sein, um das MeXfo] 
im mittelländischen Meere, in dessen unmittelbarer Nähe das Inselchen 
TaOSa oder KXa68i) lag, von dem MsXfo] an der dalmatinischen Küste 
zu unterscheiden. Dies scheint frühestens auf die Zeit von Constantin 
Porphyrogennetos (t 959) zurückzuweisen; wenigstens ist uns erst von 
diesem kaiserlichen Schriftsteller bekannt, dass er (de administr. imper. 36) 
das Melite Act. 28, 1 auf die illyrische oder dalmatinische Insel be- 
zogen hat. Die Aenderung IIoti6Xoi in IIovTt6Xrj aber ist absichtlich, 



1) Mit Unrecht habe ich Rom. Petrussage S. 54 Anm. 1 auch die Creirung 
eines Orts Tplßoug Taßipvrjg statt Tres Tdbernae dem Verfasser des Reise- 
berichtes zur Last gelegt. TpCßooc Taßipvrjg ist einfach der lateinische Ablativ 
Tribut Tabernis. 

Li Pilus, Apostelgeschichten. II, 1. 20 



— 306 — 

um daran ein unglaublich abgeschmacktes Wortspiel(IIovTi6Xi} Tcovx^exat) 
und die nicht minder abgeschmackte, für einen mit italienischen Ver- 
hältnissen bekannten Schriftsteller ganz unmögliche Erzählung zu knüpfen, 
dass Puteoli durch ein Strafwunder im Meere versunken und zur Er- 
innerung an das Geschehene bis heutigen Tages unter Wasser seil Die 
Entstellung der biblischen Namen steht aber nicht allein. Auch eine 
Reihe anderweiter Verunstaltungen namentlich lateinischer Namen kommt 
hinzu, um den Urheber des vorliegenden Textes als einen der Sprache 
und des Landes völlig unkundigen Oraeculus zu kennzeichnen. Dahin 
gehören Formen wie Supaxoöaa für Supaxoöaat, HeaCvi) (MijaJjv?)) für 
Meaa^VY] (Messana), A(8u|ioc (A(6u|iot) für At6u|irj (Insel an der Nord- 
küste von Sicilien), Bixouaapam) (Vicus Sarapis?) als Beiname von 
Forum Appii, während bald nachher beide Orte unterschieden und nur 
als benachbart bezeichnet werden. Ganz Aehnliches findet sich in den 
Zusätzen, welche die Handschriften von G gegen Ende der Acten bringen, 
wie 'AxxoOoct SaAßCas für Aquae Salviae, 626g t% 'Amtfag tcoXecot 
für via Appia. Andere Verderbnisse, wie die n6pxa Mojxevxava, der 
t6tco$ Brcixav6c, die Boarrjafa 6S6g finden sich nur in einem Theile 
der Handschriften von G. Ganz ungeheuerlich ist ferner, dass Paulus 
von Terracina nach Tres Tabernae zu Schiffe auf dem Flusse (dem 
Tiber ? !), statt auf der via Appia, und von Tres Tabernae nach Forum 
Appii, statt umgekehrt gereist sein soll. Zu diesen Spuren von grober 
Unkenntnis der Orte und Ortsnamen, von denen die Erzählung handelt, 
kommen weiter Verhältnisse und Tendenzen, die jedenfalls auf eine 
spätere Zeit weisen. Dahin gehören, abgesehen von dogmatischen Aus- 
drucken wie das 6 (iovoyev^ aou X6yo£, 6 xöpiog i^töv 'IijaoOg Xptor6c 
(sect. 11) die Angaben über angeblich von den Aposteln herrührende 
Ordinationen : so des Bakchylos als ersten Bischofs von Messana durch 
Paulus, des Erasmus (eines Märtyrers unter Diocletian ?) in Gagta und 
des (von Damasus 369 ordinirten?) Juvenalis von Forum Appii (oder 
gar von Rom?), sämmtlich durch Petrus; auch die Priorin Ofroujiivij) 
Juliana gehört hierher. Das Verdächtige hierbei ist nicht sowol das 
Interesse an apostolischen Ordinationen überhaupt, als vielmehr der 
Umstand, dass der Erzähler mit den anderweitigen Traditionen (s. oben 
S. 9 flg. 222) völlig unbekannt ist und dass umgekehrt seine eigenen An- 
gaben nirgends anderweite Bestätigung finden, mit einziger Ausnahme der 
Erwähnung des Diakonus Cäsarius von Terracina '). Nichts wird von der 

1) Derselbe wird in den Acten des Nereus und Achilleus (Acta SS. Mal 
T. LU p. 13) erwähnt, wo berichtet wird, dass er die wunderbar erhaltenen 
Körper der heil. Petronilla und Felicula zu Terracina in einem neuen Sarko- 



— 307 — 

Ordination des Marcianus zum Bischöfe von Syrakus, des Epaphroditus 
zum Bischöfe von Terracina berichtet, Angaben, die der Verf. doch gar 
nicht umgehen konnte, wenn er auch nur die im 9. und 10. Jahrhunderte 
nicht Mos durch die Localtradilion, sondern auch durch griechische 
Schriftsteller verbreitete Legende gekannt hätte. Dagegen scheinen die 
von ihm mitgetheilten Ordinationen durchaus seine eigene Erfindung, 
wenngleich unter oonAuer Benutzung einzelner überlieferter Namen zu 
sein. Dass diese seine Erfindungsgabe keine besonders gluckliche war, 
beweisen die Erzählungen, mit denen er den Reisebericht ausstaffiert, 
das den Juden zu Gefallen erlassene Edict, den Paulus zu tödten, sobald 
er den Boden Italiens betrete, die Verwechselung des Schiffers Dioskoros 
mit Paulus, blos weil beide kahlköpfig waren, das Strafgericht über 
Puteoli, welches Paulus von Bajae aus gemächlich in Augenschein nimmt, 
der Teufelstraum des Paulus und die saubere Geschichte von dem 
Bischof Juvenalis und der Priorin Juliana, die überdies ganz zwecklos 
im Zusammenhange dasteht, und lediglich ans Lust an obscönem Klatsch 
über hochgestellte Kleriker eingefügt zu sein scheint. Spuren einer späteren 
Zeit sind auch die acht byzantinische Anrede der Juden an den Kaiser 
Nero eftaeßiaraTt ßaaiXsO und V) byAispa eöoißeta, der pluralis maje- 
statious im Munde des Kaisers, die Eintheilung des Reiches in Eparchien, 
ferner lateinische Worte wie ipScvsöstv, xpaxtat^ctv und aus den letzten 
Abschnitten von G ic6pro, ßoöXXa, oöpiptov, afttxec, icccxpcov u. a. m. 

Die Hervorhebung der von Paulus vollzogenen Bischofsweihe in 
Messina, und der Umstand, dass die ersten Handschriften von G in und 
bei Messina aufgetaucht sind, konnte den Verdacht erwecken, dass der 
Erzähler ein Geistlicher von Messina war. Aber derselbe müsste sehr 
ungebildet und selbst in der Topographie der näheren Nachbarschaft von 
8icÜien sehr schlecht bewandert gewesen sein, wenn er sich solche Un- 
geheuerlichkeiten leisten konnte. 

Mit den bisher besprochenen Spuren grober Unkenntnis von Land 
und Sprache steht nun aber die anderweite Thatsache im auffallenden 
Widerspruch, dass die angegebene Reiseroute von Malta über Sicilien 
nach Campanien und weiter von Puteoli durch Latium nach Rom auf 
sehr genauer geographischer Kunde beruht. Die Apostelgeschichte 



phage bestattet habe. Sein Ged&chtnistag ist der 1. November, an welchem 
Tage er zugleich mit dem Presbyter Julianus in einen Sack gesteckt und ins 
Meer geworfen worden sein soll, Acta SS. Mai. m p. 13; Baronius Martyrol. 
Roman, zum 1. Nov. Ein Wunder des h. Märtyrers C&sarius von Terracina soll 
die Kaiserin Eudoxia c. 440 veranlasst haben, die Kirche S. Petri in vincula 
zu bauen. Acta SS. Jon. T. V, p. 450. 

20* 



— 308 — 

(28, 11 — 15) giebt nur einen Theil der Stationen an die Hand. Von 
Malta geht die Fahrt nach Syrakus, wo ein dreitägiger Aufenthalt ge- 
nommen wird, von da über Rheginm die Küste entlang nach Puteoli, 
wo wieder eine siebentägige Rast bei den dort vorgefundenen Brüdern 
folgt, darnach über Forum Appii und Tres Tabernae nach Rom. Der 
erste Theil der Reise von Malta nach Puteoli wird dadurch erweitert, 
dass Paulus von Rhegium nordwestlich nach Messina, von da zu der 
Insel Didyme, wo Nachtquartier genommen wird, sodann am zweiten 
Tage nach Puteoli fahrt. Diese Angaben sind unwahrscheinlich, aber 
sie Verstössen wenigstens nicht gegen die Geographie. Dann folgt die 
Reise von Puteoli nach Rom. Sie geht — offenbar zuerst auf der via 
Domitiana bis zu ihrer Einmündung in die via Appia, dann weiter auf 
dieser — zuerst nach Bajae, dann nach OaSta, dann zum xaoxiXXiov 
Tapaxfvag (castra Terracina). Nun folgt freilich die arge Confusion, 
dass Paulus von Terracina nach Tres Tabernae (überdies zu Wasser!) 
und von da (rückwärts!) nach Forum Appii gereist sein soll. Aber 
grade hier widerspricht sich der Erzähler selbst. Er berichtet, Paulus 
habe von Forum Appii aus seine Ankunft nach Rom gemeldet, und ganz 
dieselbe Botschaft, Paulus halte zu Forum Appii sich auf, bringt nach- 
her der Bischof Juvenalis dem Petrus. Oleichwol reisen ihm die Jünger 
des Petrus nicht bis Forum Appii, sondern bis Tres Tabernae entgegen, 
müssten also nach den geographischen Voraussetzungen der voran- 
gegangenen Erzählung bei ihm vorbeigereist sein nach einer schon 
Tags vorher verlassenen Station ! Diese Verwirrung lässt doch wol nur 
die Eine Lösung zu, dass hier ein älterer Text durch spätere Ein- 
schiebsel in Verwirrung gebracht ist. Sieht man hiervon ab, so ist alles 
in Ordnung. Von Forum Appii reist Paulus auf der appischen Strasse 
weiter nach Rom ; in Tres Tabernae, 38 (vielmehr 33) romische Meilen 
von der Stadt, begegnen ihm die Abgesandten des Petrus. In Aricia — 
etwa auf dem halben Wege — wird noch einmal Nachtquartier ge- 
macht ; folgenden Tags erreicht der Apostel sein Reiseziel Rom. 

Dass der vorliegende Text des Reiseberichtes nur von einem 
späteren Ueberarbeiter herrühren kann, lässt sich aber auch noch ander- 
weit beweisen. Schon die Rolle, welche Simon der Magier sect. 4 und 
21 spielt, lässt sich schwerlich mit dem vereinigen, was im Folgenden 
von ihm erzählt wird. Wenigstens sect. 31 nach dem Texte von V 
lesen wir, dass die Obersten der Juden, erst um das Ansehn des Petrus 
und des Paulus in den Schatten zu stellen, den Simon beim Volke und 
beim Kaiser in Ansehn zu setzen bemüht sind, während er nach dem 
Reisebericht beim Kaiser schon aus- und eingeht und von den Juden als 
Mittelsperson benutzt wird. Tischendorf hat, um diesen Widerspruch 



— 309 — 

zu verdecken, den sonst von ihm zu Grunde gelegten Text V zn Gunsten 
von G verlassen. Aber dies ist willkürlich, anch hier behauptet V viel- 
mehr den Vorzug. Weiter ist der Brief der römischen Heidenchristen 
an Paulus (sect. 5) zu beachten. Derselbe besteht aus zwei ganz zu- 
sammenhanglosen Stücken : der Meldung von dem durch Nero gegen den 
Apostel erlassenen Edict und dem Bekenntnis von der Unzertrennlichkeit 
des Petrus und Paulus. Im Sinne des gegenwärtigen Erzählers soll das 
zweite Stück des Briefes wol der Zuversicht der Schreibenden Ausdruck 
geben, dass Paulus trotz aller Nachstellungen mit Petrus in Rom räumlich 
vereinigt werden müsse. Aber damit geschieht dem Wortlaut keine 
Genüge, der offenbar dem Gedanken Ausdruck giebt, dass Niemand ein 
Recht habe, die beiden grossen Apostel zu trennen oder in einen Gegen- 
satz zu einander zu bringen. 

Hiernach wird man in dem Reiseberichte eine alte Grundschrift 
von einer sehr späten Ueberarbeitung *) scheiden müssen. Dann aber 
fällt auch jeder Grund hinweg, den ursprünglichen Text des Reise- 
berichtes von dem übrigen Theil der Acten zu trennen und für einen 
späteren Zusatz zu denselben zu erklären. Im GegentheU hängt er nicht 
nur eng mit dem Folgenden zusammen, sondern bezeichnet in der Stelle 
über die Unzertrennlichkeit des Petrus und des Paulus schon programm- 
artig den in den Acten durchgeführten Hauptgedanken 2 ). Nach Aus- 
scheidung der Interpolationen behandelt der Reisebericht überhaupt nur 
noch zwei Gegenstände: er führt, auf Grund sehr genauer topogra- 
phischer Kenntnis, die von der kanonischen Apostelgeschichte erzählte 
Reiseroute des Paulus von Malta nach Rom noch mehr ins Einzelne aus, 
und er nimmt überall darauf Bedacht, die innige Zusammengehörigkeit 
und brüderliche Eintracht der Apostel Petrus und Paulus hervorzuheben, 
die sich namentlich auch darin zeigt, dass Paulus auf verschiedenen Stationen 
seines Weges von Schülern des Petrus begrüsst, beziehungsweise ein- 
geholt wird. Die Ausscheidung der Zusätze vollzieht sich ohne Schwierig- 
keit; nur hier und da kann man über ein paar Worte zweifelhaft sein, 
ob sie zu streichen oder zu halten sind. Von kleineren Unebenheiten 
bleibt höchstens die Eine übrig, dass nach den Eingangsworten Paulus 
Malta bereits verlassen zu haben scheint, beim Empfang der Boten aus 
Rom aber dort noch anwesend ist. Hier liegt vielleicht eine Text- 
änderung vor a ). 

1) Letztere ist übrigens schon in der weiter unten zu besprechenden 
Urchenslavischen Passion des Petrus und Paulus vorausgesetzt 

2) Im Folgenden unternehme ich einen Versuch der Herstellung des Grund- 
textes. Die Sätze bez. Worte, über deren Ausscheidung ich nicht ganz sicher 
bin, sind in eckige Klammern eingeschlossen. TSyivrco |irc& xö IgtX&ttv xöv 



— 310 — 

b. Die jetzigen Texte der übrigen Bestandteile der Acten, 

a. Abfassungszeit. 

Wenden wir uns jetzt von dem Reiseberichte zu dem übrigen, in 
allen drei Recensionen erhaltenen Texte der update, so ist derselbe 
jedenfalls von solchen Ungeheuerlichkeiten, wie sie die jetzige Gestalt 
des Reiseberichts in der Recension G bietet, freigeblieben. Als terminus 
ad quem für die Entstehung dieses Textes müssen wir die Bütte des 
6. Jahrhunderts ansetzen. Denn die lateinische Recension ist bereits in 
den virtutes Petri, welche ein Bestandteil der sogenannten Abdias- 
sammlung bilden, benutzt. Mit der Bestimmung des terminus a quo 



IlaOXov dxö [Taoöo-] MaXaxrjc xJfc vijaou iX&sTv a&xöv inl TcaXlav* xal dxoo- 
oxöv iyavaxo xolc looöalotg xolg o5atv iv T(6|i^i öxt Ö IlaOXog $xi)oaxo npb$ 
Kaloapa iXtotv. [AbniQ o&v |isydX^ «spixsaövxsg xal d$t>|i(a noXXf, strcav 
npöc iauxoöc* Oöx dpxsT, öxt itdvxac xoöc ddtXcpoög xal xobg T ovt *€ *il*Äv 
l&Xi4*v 4v xjj loudala xal 2ajiap«(a xal iv n&o-Q xfl IlaXaioxCvg pövoc' xal 
oöx jjpxsolh) iv xoöxotc, aXX* l$o6 xal ivxaB&a ipxtxai, ÖV im&ioscoc ataqod- 
lisvog Kalaapa xoö dxoXioat 4P&C]- Ttvi^ Öl ix xÄv |isxavoi)odvxcov ig ifrvöv 
xal ßaimo&ivxcov tf ixaYysX(a xoO Ilixpoo dxioxstXav xpög xöv IlaQXov npso- 
ßslg |isx' imoxoXfjc xsptsxoöaiflc oöxa>g * HaöXs, doOXs -jv^ 01 * xo ° &*o*6xou ^jiäv 
Tqaoff XpioxoÖ xal dÖtXqps Ilixpoo xofl xpcöxoo xöv diwox6Xa>v' ixtoxsöoa|isv 
xal itioxtöopsv, öxt ftonsp oöx d*oxa>p£G*i Ö frsög xoö$ 06o 9eiax4)pac xo6c !*•* 
YdXooc, o5g iitotyosv, oöxcag oöx *X ft VMplaai öpÄc dx' dXX^Xcov, xo&V lotiv 
oöxsllsxpov xapdllaöXoo, oöxa 81 IlaöXov xapd Ilixpoo ' dXXd xoptog moxsöo- 
usv slg xov xöpiov %öv TqcoÖv Xpioxöv, sie 8v ißaxx{o{h}|LSV, 8xt dgioi iysvd- 
|is&a xal x5|c öpsxipag 8i8aoxaXla€. Asgdpsvoc da üaOXoc xoög 8öo dvdpag 
xoög dxsoxaX|iivooc psxd xijc iittoxoX5|c, icpötopog iyivsxo xal i)öxap{oxif)otv 
x$ xop(<p xal 8aoxorg TqooÖ Xpiox$. drcoxXsöooc 8k dnö [Taodo-j MsXixtft 
[oöx ixt J}X&tv 8id 'Aqpptxffe tal xd pipi] 'IxaXEac, dXX 1 ] iftl £ixtA£av dvidpa- 
|iav, tag oö ijX&sv iv 2upaxoö<jg [1. üopaxoöoaig] xjj nöXst |i«xd xAv 8öo dv- 
8pftv xöv Tit|i.qp^ivxcov dxö Tü)(i7]g xpöe aöxöv. Edx«Id«v dxonXs6oae napt- 
Yivsxo alg xö T^yiov xal dn6 xoö Ttjy(oü [ixipaosv iv Maotv^ xal dttö Msotvijg] 
dxixXsoasv iooe Ai8ö(iou [1. Ai8ö|i7]c] xal Ipittvav IxtT vOxxa ji(av # xdxct^tv 
dnoxXsöoac f)X9«v al^ üovxidXYjv [L Hoxi^Xo^] xQ dtoxipa ^|i«p«. ^x di xÄv 
jwc^yjxÄv xoö Ilixpoo söpa^ivxag ixtt xal icpoedsgd|Mvoi xöv HaÖXov icapsxd- 
Xsoav aöxov ^alvat npög a6xo6g' xal ipsivsv 4ßdo|idda (ilav. xal igsXMv dnö 
üovxtöXyjg [üoxiöXoov] ^X^sv [^Xö^v G] slg xöxov xaXo6|xtvov Bata^. igsX&ebv 8i 
[ifsXd'övxov 8i aOxöv G] dx6 Batag, iyivtxo [iyivovxo G] sie Tatxac, 
xdxsl [idldaaxsv xöv Xöyov xoG fsoG] ijittvav [ydp ixst] xpttg ^ptipa^ [sie töv 
otxov *Epao|i.oO, 8v dnioxsiXsv ö üixpog dnö T(6|i7]€ Ötödgat xö sÖa^iXiov xoö 
^aoO]. igsXMv 8t dxö Tatxag ^jX^sv a(g xaoxiXXiov Xsyö|isvov Tapax£vac, xal 
ipittvav ixst ^pipog ixxd [ttg xöv otxov KaioapCoo xoö diaxövoo, 8v §x«ipoxö- 
vyjotv Ilaxpog]. xal igeXWjv ixsttov {X6«v sie *Aitn(oo *öpov [nXipCov Bixoo- 
aapdc7tY)g], xal tcapaxpf))ia ditioxtiXtv iv *P(6|i^ ix x65v dxoXooJhjadvxav aöx^ 
npö^ xöv llixpov. xal aöxög aöxf dv^f^tiXtv 8xi ioxlv slg "AmcCoo *öpov. xal 
i)öxap(oxi]crtv 6 llixpog xal idögaotv xöv faöv xal naxipa xoO xuploo 4jp&v 



— 311 — 

dürfen wir etwa ein Jahrhundert höher hinaufgehn. Aber die Mitte des 
5. Jahrhunderts bleibt auch för den besseren Text von V und L die 
oberste Zeitgr&nze. In beiden Texten wird sect. 43 bereits die Zwei- 
naturenlehre vorausgesetzt 1 ); auch der Anachronismus, die auftretende 
Volksmasse als christlich zu denken (sect. 82. 83. 85. 87), ferner Aus- 
drücke, wie die Anrede Eep&Tore ßaaiAeO, die Titulatur Kataap N£po>v 
fiir Nipwv Kataap, die aus dem Lateinischen entnommene Bezeichnung 
Avrjp £XXo6orpto£ (sect 84) n. A. m. weisen in diese Zeit. Schwerer 
datirbar sind dogmatische Vorstellungen wie die, dass wie Eva aus der 
Seite Adams, also auch die Kirche aus der (durch den Lanzenstich Joh. 
19, 34 verwundeten) Seite Christi geschaffen sei. Die Stelle fehlt in V, 
findet sich aber in LG und ist von Tischendorf, freilich mit zweifel- 
haftem Rechte, in den Text genommen *). 

Audi die gesteigerte Vorstellung von der magischen Wirkung der 
Consecration des Abendmahlsbrots verr&th wol ein späteres Zeitalter*); 
doch kommt Aehnliches bei gnostischen Schriftstellern ziemlich früh- 
zeitig vor. 

Einen weit festeren Halt für die Zeitbestimmung des gegenwärtigen 
Textes bieten die Nachrichten über die Begräbnisstätten der 

heiligen Leiber. Von Petrus berichten alle drei Texte übereinstimmend, 

lyjooa XptoxoÜ. Tdxs npooxaXsod|isvoe xoög wsmoxsuxdxac paJtyt&e aöxoö 
a«iaxtiXsv aöxo&c npög xöv IlaGXov lug TpCßoug Taßdpvyjc' loxiv dt xö 8id- 
orrjjia dwd Tripr^ ta>c TpCßoug TaßipvYjc pCXia xpidxovxa 6xtü> [1. xpidxovxa 
xp(a], xal tÖcöv xoftxoag 6 HaÖXog töxaptcrnioac x$ xuptep f|jiöv IyjooÖ Xpiox$ 
IXaßtv &dpoog. xtv^oavxt^ di ixtttov ixotiii^oav elg rcöXiv xaXoo|Uvif)v 'Api- 
x(av. ISX&övxog di xoö IlaöXoo sie ttjv ?<&|M)v xxX. 

1) V: iv Öi x$ Xptox$ rc&oa ^ dxpa v(xtj did xoö e*oö xal did xoö 
Äv^pamoi), o5 dviXaßsv ^ Mga 4x«iv7] dxaxdXtpcxog, fjxig 8i* dv&pcbrcou xotg 
&v$p<taoic ouvsXtolv xaxujECwosv. sie xoöxov Öi xöv 2Cp<Dva Ööo oöo(ai sloCv, 
4v&pc&*ot> xal diaßöXou, 9g ÖV dv^potmou toug dv$p<faiout i«ix*tpst ipnodCCsiv. 
Ebenso L Dagegen hat G hier stark gekürzt Derselbe bietet statt des ganzen 
Abschnittes nur die Worte : iv di x$ Xpiox$ ic&oa i} dxpa vlxij, 8c Ötd xyjv 
xöv av&pcfoicov ocox7]pCav aöÖ6x7joav Öid xfjg 0-sCac olxovo|i(ac xoT$ dv&pobitoie 
rovavaöxpa<p*jvai. Die auf Simon bezüglichen Worte sind weggelassen, obwol 
sich die folgende Erwiderung des Magiers auf sie zurückbezieht 

2) sect 29: Aorctp o&v ix x% TcXaDpÄg ™& *A8d{ji ixxCo$Y) ^ Eöo, oOxo^ 
xal ix r9Jc nXsup&c xoö XptoxoÖ ixx(o$b) ^ ixxXTjota, flxig oirtXov oöx Ix«t 
o69i pApov. Aelter kann die aus dem Hebraerbriefe herausgesponnene Vor- 
stellung sein, dass Christus erst am Kreuze Priester geworden, als er seinen 
Leib und Blut zum Opfer dargebracht habe, sect 30: ttpfög ydp * v ** axaop$ 
Y*Yovsv, fyfixa. t&jv dXoxdpftaonv xoO lödoo oäpaxog xal atpaxog &nip xott 
xöqioo navrog JtooCav npoeivspesv. 

3) sect. 48 wird erzählt, dass Petrus die dämonischen Hunde des Simon 
durch das von ihm gesegnete und gebrochene Gerstenbrot vertrieben habe. 



— 312 — 

dass er „unter der Terebinthe nahe bei der Naumachie auf dem Vatican" 
bestattet worden sei (sect. 84 ; Znsatz zu sect. 87 in LG l ) ; die Statte 
seiner Kreuzigung wird nicht genannt. Die Enthauptung des Paulus 
verlegen alle drei Texte an die via Ostienßis (sect. 80), der Text G (Zu- 
satz zu sect. 80) noch genauer „am dritten Meilensteine vor der 
Stadt", bei der Hufe, genannt Aquae Salviae, nahe beim Fichten- 
baume, also bei der heutigen Abtei alle Tre Fontane 2 ); seine Grab- 
stätte nennen nur LG: an der via Ostiensis am zweiten Meilenstein 
(da wo heute San Paolo fuori le mura steht). Die Ueberfiihrung der 
Reliquien des Petrus aus den Katakomben in den Vatican hat zwischen 
354 und 366 stattgefunden, da der vermuthlich schon von Constantin 
dem Grossen begonnene Bau der Peterskirche erst unter seinem Nach- 
folger Constantius vollendet wurde; die Beisetzung des Paulus in der 
von Constantin ihm zu Ehren erbauten Kirche an der Strasse nach Ostia 
ist etwas früher, zwischen 336 und 354, erfolgt. Die näheren Nachweise 
für diese Ansätze werden weiter unten gegeben werden 3 ). Eine weitere 
Zeitbestimmung gestattet die Erzählung der Acten von den Orientalen, 
welche die heiligen Leiber hätten mitfuhren wollen, aber durch ein Erd- 
beben daran gehindert und von den Römern eingeholt worden seien, 
worauf diese ihnen die Reliquien wieder abgenommen und an der appi- 
schen Strasse beim dritten Meilensteine von der Stadt, in den Kata- 
komben, so lange bewacht hätten, bis der Bau der für sie bestimm- 
ten Grabstätten vollendet war (sect. 87). Ich habe bereits früher 
bemerkt, dass diese Angaben aus Misverständnis einer damasianischen 
Inschrift an dem ehemaligen Grabmale der Apostelfürsten in den Kata- 
komben hervorgegangen seien 4 ); VictorSchultze und Erbes haben 
dies jetzt noch näher im Einzelnen nachgewiesen 5 ). Die Erzählung 
stammt aus einer Zeit, in welcher man nicht mehr wusste, welche Be- 
wandtnis es mit der früheren Grabstätte der beiden Apostel in den 
Katakomben hatte, sondern die Worte des Damasus ganz naiv auf eine 
vorübergehende Beisetzung der heiligen Leiber sehr bald nach dem 

1) sect. 84: xal ttbjxav aöxö önö tyjv xep4ßiv$ov nX^oCov xoö vocupaxCoo 
elg TÖTcov xaXoöjisvov Baxixdvov. sect. 87: GL: xal zb ptv xoO bflou nfrtpoo 
oc5|ia slg t&v Baxixdvov xdnov nX^olov xoG vai>|iax(ou |is?a 86£yjc xal öjivwv 
dvtxXi^ [L avtxXlto)]. 

2) sect 80* : anayoiiavou 9t xoö üaöXoo, dort aöxöv aitoxtqpaXioJHjvai, 
&7tö x% nöXtcog dxpt |uXCa>v xpiffiv. sect 80 c : ditsxtqpdXioav 8i aöxöv tlg 
jidaaav xaXot>|iivif)v MxxoSai ZaXßCag «Xigolov xoÖ divdpoo xoö cxpoßfXoo. 

3) Vgl. vorläufig Erbes, die Gräber und Kirchen Pauli und Petri in 
Rom S. 24 ft 

4) Quellen der römischen Petrussage S. 99 flg. 

5) Schnitze, Archäologische Studien S. 241 ft Erbes a. a. 0. 8.31 ff. 



— 313 — 

Märtyrertode der Apostel bezog, bis die ihnen bestimmten Grabmonu- 
mente im Vatican und an der Strasse nach Ostia vollendet waren. Erst 
auf Grund des völligen Erlöschens einer zur Zeit des Damasus noch 
lebendigen Erinnerung war die Mißdeutung der Inschrift und auf Grund 
derselben die Entstehung der in den Acten des Petrus und Paulus, aber 
auch in den syrischen Acten des Scharbil *) und bei Gregor dem Grossen *) 
bezeugten Legende möglich. Näheres über die Apostelgräber weiter 
unten. 

Sonach ist auch von dieser Seite her bewiesen, dass der gegen- 
wärtige Text der npi%u$ Ulxpov xal IlaOXou nicht wol vor der Mitte 
des 5. Jahrhundert redigirt sein kann. 

ß. Verhältnis zu den gnostischen Acten. 

Es unterliegt keinem Zweifel und ist bereits früher von mir fest- 
gestellt worden 8 ), dass der gegenwärtige Text der katholischen TCpa£et£ 
ffiipou xal IlauXou die gnostischen ntplotioi voraussetzt und mehr oder 
minder ausgiebig benutzt. Dies gilt zunächst von den Zusätzen in G, 
vom Schleier oder Kopftuch (<paxe6Xiov oder oöpdfcpiov) der Perpetua 
und dem Martyrium derselben, sowie von den Martyrien der Potentiana 
und der drei Soldaten. Ich habe bereits anderwärts ausfuhrlich gezeigt, 
dass die Erzählung vom Schleier der Perpetua eine unter dem Einflüsse 
der Veronicasage entstandene Umbildung der Legende von der Plautilla 
ist, welche sicher einen ursprünglichen Bestandteil der itepfoSoi HaOXoo 
gebildet hat 4 ). Erst aus der Veronicasage stammt die neue Wendung 
der Legende, wonach die Entlehnung des Schleiers durch Paulus, um 
sich die Augen zu verbinden und die wunderbare Zurückstellung des- 
selben durch ein Heilungswunder motivirt wird, welches wie dort die 
Leinwand oder auch das Kopftuch mit den eingedrückten Gesichts- 
zügen des Herrn, so hier das mit dem Blute des Apostels getränkte Tuch 
vollbringt 5 ). Dagegen weiss der Linustext noch nichts von einem Heilungs- 
wunder. Plautilla erhält hier das blutgetränkte Tuch einfach als ein 
theures Andenken des Paulus und als Unterpfand seiner Liebe zurück ; 
ja sie wird einer Vision des Apostels gewürdigt, der nach der Ent- 

1) bei Cure ton, Andent Syriac Documenta p. 61 der engl. Uebers. 

2) ep. IV, 80 ad Constantinam Angustam. 

3) Quellen der römischen Petrussage S. 75 flg. 147 flg. 

4) Quellen der römischen Petrussage 147 flg. Vgl. oben S. 171. 282 flg. 
6) Paulus spricht bei Linus zu Plautilla: 'Vade, Plautüto, aeternae salutis 

füia: commoda mihi pannutn, quo Caput tegis et seeede pauluhm in partem 
propter plebis impedimentum, me hie expeetans, donee revertar ad te et tibi 
restituam beneficium. Ligabo enim mihi oculos vice eudarii et tuae düectioni 
omorie mei pignue pro Christi nomine ad ittum pergens relinguam\ 



— 314 — 

hauptung ihr den Schleier vom Himmel her zurückbringt. Das Heüangs- 
wunder ist in diesem Zusammenhange gar nicht am Platze; dagegen 
begreift es sich leicht, wie die Sage späterhin unter dem Einflösse der 
Veronicalegende zu einer HeilungBgeschichte fortgebildet werden konnte. 
Wie es geschehen ist, dass die Plautilla zu Gunsten der Perpetua 
verdrängt wurde, wird sich schwer ermitteln lassen. Letzteren Namen 
fuhrt eine angeblich von Petrus getaufte Heilige, welche ihren Sohn 
Nazarius und ihren Gatten Africanus zum Christenthum bekehrt und 
die Leiber vieler Märtyrer bestattet haben soll. Ihr Gedächtnis feiert 
die römische Kirche am 4. August '). — Auch sonst blickt in diesen 
Zusätzen die Erzählung des Linustextes noch deutlich durch. Die drei 
Soldaten, welche den Paulus zur Richtstätte führen und durch das Wunder 
mit dem Schleier bekehrt werden, beruhen auf Verwechselung der bei 
Linus genannten zwei, Parthemius und Feritas, welche die Execution 
vollziehn, mit den drei andern, welche den Apostel zum Tode fuhren 
sollen, aber vorher durch seine Predigt bekehrt werden, den Präfecten 
Longinu8 und Megistus und dem Genturio Cestus. Es bezieht sich auf 
diese letztgenannten drei zurück, wenn wir lesen, dass die drei Soldaten, 
welche den Apostel abfuhren, vornehmer Abkunft (yevoug ftrpaXou) ge- 
wesen seien. Auch der weitere Zug, dass Paulus in Ketten (at8i)po8£o|uot) 
abgeführt wird, erinnert an die Nachricht der passio Pauli, dassPaulus schon, 
als er vor Nero erschien, seine gewohnten Ketten (consuetudinarias cate- 
nas) getragen habe. Von der Bekehrung der beiden Vollstrecker des Todes- 
urtheils ist in der passio nichts erzählt. Diese kehren vielmehr einfach 
zu Nero zurück und berichten das Wunder mit dem Schleier, worauf 
ihrer nicht weiter gedacht wird. Doch lesen wir daselbst, dass sie zuerst 
dem Paulus, als dieser auch sie auf dem Todeswege bekehren will, die 
Antwort ertheilen, wenn er gestorben und auferstanden sei, wollten auch 
sie seinem Könige glauben. Da es nun im Folgenden heisst, sie hätten 
durch Plautilla erfahren, dass der enthauptete, aber gleichwol lebendige 
Paulus ihr den Schleier auf wunderbare Weise zurückgestellt, so be- 
durfte es kaum erat der Verwechselung mit den drei schon vorher gläubig 
gewordenen Offizieren, um auch auf die Bekehrung der „Soldaten" zm 
schliessen. Das Weitere ist nur eine nähere Ausschmückung. Die Sol- 
daten weigern sich hier, in den Palast des Nero zurückzukehren, weil 



1) Acta SS. August T. I p. 314 sq. Die Söhne dieser Perpetua, Nazarius 
und Celßus, sollen unter Nero zu Mailand gemartert worden sein; ihr Ge- 
d&chtnistag ist der 28. Juli Vgl Acta SS. JuL T. VI p. 593 sqq. Der in dem 
Martyrium der Heiligen genannte Richter Anolinus wird anderwärts in die 
Zeit des Maximinus Thrax verlegt 



— 315 — 

sie Christen geworden seien ; statt ihrer übernimmt es Perpetua, die 
Kunde von dem Geschehenen zu überbringen. Nero lässt dieselbe in 
Eisen legen, von den drei Soldaten aber den ersten enthaupten, den 
zweiten zersägen, den dritten am ersten Meilensteine vor der Stadt 
steinigen. Hieran reiht sich nun das Martyrium der Perpetua« Dieselbe 
trifft im Kerker mit einer christlichen Jungfrau, Potentiana, der Schwester 
der Kaiserin, zusammen, welche um Christi willen alles verlassen hat, 
und erzählt ihr, was sich mit Paulus zugetragen hat, wodurch diese nicht 
wenig im Glauben gestärkt wird. Durch Potentiana wird wieder die 
Kaiserin heimlich im Christenthum unterrichtet und flieht mit mehreren 
Senatorenfrauen aus dem Palast, um für die Darangabe zeitlicher Güter 
ewige zu gewinnen. Hierüber erzürnt, lässt Nero die Perpetua zuerst 
foltern, darnach mit einem grossen Steine um den Hals einen Abhang 
herabstürzen. Potentiana aber wird an demselben Tage lebendig ver- 
brannt — Diese Geschichte berührt sich mit dem, was die passio Petri 
zwar nicht von der Kaiserin, die dort überhaupt gar nicht vorkommt, 
wol aber von den Concubinen des Agrippa, der Gattin des Albinus 
und vielen Senatorenfrauen erzählt. Wir haben bereits oben S. 247 ff. 
gesehen, dass in jenem Zusätze zu G wahrscheinlich eine der vielen Um- 
bildungen vorliegt, welche die gnostischen Acten unter katholischen 
Händen zu erfahren hatten. Die Bekehrung der Kaiserin wird auch in 
den katholischen Peter-Panls-Acten und zwar in allen Recensionen des 
gegenwärtigen Textes erwähnt (sect 31). Dort wird sie aber un- 
mittelbar auf den Apostel Petrus zurückgeführt, was der älteren Sagen- 
gestalt näher zu stehen scheint, als die Angabe des Zusatzes zu sect. 84, 
der von keinem persönlichen Verkehr der Kaiserin mit einem der beiden 
Apostel weiss. 

Als Todestag der drei Soldaten wird ebenso wie in dem Zusätze 
zu G in einer Anzahl lateinischer Martvrologien der 2. Juli genannt (so 
bei Ado, Usuard u. A). Dagegen weiss die römische Tradition nichts 
von dem 8. Juli als Todestage der Perpetua und Potentiana. Die Nata- 
litien der Petrusschülerin Perpetua werden sonst am 28. Juli gefeiert; 
von Potentiana aber schweigt die Tradition völlig, wenn Potentiana nicht 
etwa eine Verderbnis aus Pudentiana ist. Doch feiert die römische 
Kirche auch das Gedächtnis der heiligen Pudentiana nicht am 8. Juli, 
sondern am 19. Mai (Acta SS. Mai. Tom. IV p. 299 sq.). 

Aber auch abgesehen von den Zusätzen in G fehlt es nicht an Be- 
rührungen der katholischen Acten mit den gnostischen rapfoSot. Von 
dem Personal der passio Petri begegnen uns hier der Präfect Agrippa 
(sect 31. 79. 82), die Agrippina (sect. 31), sowie der frühere Simons- 



— 316 — 

schaler, nachmalige Petrußjünger Marcellas wieder (sect. 84). Der 
nähere Zusammenhang, in welchem die betreffenden Personen eingeführt 
werden, zeigt deutlich, dass hier die gnostischen Acten, wenn auch 
nicht in ihrer Urgestalt, so doch in irgend einer katholischen Be- 
arbeitung zu Grunde liegen. So wird sect. 31 die Bekehrung der 
Kaiserin Livia und der Agrippina, die hier nicht die Concubine, sondern 
die Gattin des „Eparchen" Agrippa ist, auf die Predigt des Petrus zu- 
rückgeführt; und ganz wie in den gnostischen Acten hat diese Bekeh- 
rung zur Folge, dass die Frauen das Ehebett ihrer Gatten verlassen. 
Ebenso ist es wol eine Reminiscenz aus der passio Pauli, wenn wir 
ebendort lesen, dass Paulus viele Soldaten und mehrere Palastbeamten 
des Kaisers (inb xoO xoix&voc xoü ßaaiX£o>c) bekehrt, welche, nachdem 
sie Christen geworden sind, nicht mehr ins Heer und in den Palast zu- 
rückkehren wollen. Wie ferner in der passio Petri, so spielt auch hier 
Agrippa bei der Hinrichtung des Apostels eine Rolle (sect. 79) ; auch 
das stimmt überein, dass der Kaiser eine härtere Strafe plant, während 
die von Agrippa bestimmte mildere Strafe — als solche erscheint die 
Kreuzigung beidemale! — vollzogen wird. Im Uebrigen ist freilich die 
Darstellung wieder völlig verschieden. Während es sich dort lediglich 
um die Bestrafung des Petrus handelt, so wird hier auch die an Paulus 
vollzogene Strafe auf den Rath des Agrippa zurückgeführt Während 
er dort auf eigne Faust vorgeht, ohne den Kaiser weiter zu befragen, 
so ist er es hier, welcher dem Nero die mildere Bestrafung der beiden 
Apostel annehmbar macht. Endlich während dort die Bekehrung der 
Concubinen, so giebt hier Simons Sturz den Anlass für den Märtyrertod 
des Petrus. Die dritte Stelle, an welcher Agrippa erwähnt wird, findet 
sich sect. 82 nur in V. Hier erzählt Petrus seine Flucht und reu- 
müthige Umkehr und leitet den Bericht mit den Worten ein: „Vor 
einigen Tagen, als Agrippa mir nachstellte, verliess ich auf Bitten der 
Brüder die Stadt". Hier liegt die Reminiscenz an die gnostischen Acten 
klar auf der Hand : denn von diesen Nachstellungen des Agrippa ist nur 
dort, nicht in den katholischen Acten die Rede gewesen. 

Sicher auf die gnostischen itepfo8oi geht auch die Notiz zurück, 
dassMarcellus, der ehemalige Simonschüler und nachmalige Petrusjünger, 
den Leichnam des Apostels begräbt (sect. 84). Während derselbe aber 
dort entweder allein oder in Gemeinschaft mit seinem Bruder Apulejus*) 

1) In den jetzigen Texten der Passion ist die Spur dieses Apulejus ver- 
wischt. Aber derselbe wird nicht nur in den Acten des Nereos und Achflleua 
(Acta SS. Mal T. III p. 11) erwähnt, welche sicher direct oder indirect auf die 
nsptodot üixpou zurückgehe sondern kommt auch in einigen am Schlüsse er- 



— 317 — 

die Bestattung des Petras besorgt, thut er es hier gemeinsam mit jenen 
geheimnisvollen Männern ans Jerusalem, welche plötzlich „um der Apostel 
willen" erscheinen. 

Weitere Berührungen mit den gnostischen Acten finden sich nur 
noch in dem Abschnitte, der das Martyrium des Petrus behandelt. Hier 
wie dort wird Petrus auf seine Bitte von den Soldaten häuptlings ge- 
kreuzigt ; beidemale motivirt er die Bitte mit dem demüthigen Worte, er 
sei nicht würdig, gekreuzigt zu werden wie sein Herr. Nur fügt die 
gnostische Passion die weitere Motivirung hinzu, dass der Apostel durch 
seine umgekehrte Kreuzigung das Mysterium des Kreuzes symbolisch 
bezeichnen will, während es hier einfach heisst: „Da mein Herr Jesus 
Christus vom Himmel herabgestiegen und auf der Erde am aufrecht- 
stehenden Kreuze erhöht worden ist, mich aber, der ich von der Erde 
bin, gewürdigt hat, zum Himmel zu rufen, so muss mein Kreuz mit dem 
Haupte zur Erde befestigt werden, damit er meine Füsse zum Himmel 
lenke". Hieran schliessen sich dann unmittelbar die Worte: „Denn ich 
bin nicht werth, gekreuzigt zu werden wie mein Herr" f ). Hier wie 
dort lesen wir ferner die Geschichte von der Flucht des Apostels, die 
Begegnung des Herrn, die Frage „Herr, wo gehst du hin?" und die 
Antwort „Nach Rom, um mich kreuzigen zu lassen", sowie die reu- 
müthige Umkehr des Apostels. Nur wird hier die ganze Geschichte 
episodisch" erzählt und dem Petrus auf dem Kreuzeswege in den Mund 
gelegt (sect. 82). Dies hängt hier damit zusammen, dass Petrus durch 
diese Erzählung die Mahnung an das gläubige Volk, seinen Tod nicht 
gewaltsam zu hindern, begründen will. Grade hier zeigt sich aber eine 
weitere Berührung mit der passio Petri. Wie Petrus dort das gegen 



weiterten Abdiastexten, wie Paris, lat. 5348. 5822. Tat. Reg. ?uea 539 als Treu- 
nehmer an der Bestattung des Apostels vor. 

1) Linus hat die Bitte des Petrus an zwei Stellen. Zunächst spricht der 
Apostel zn Agrippa, der ihn fragt, ob er gekreuzigt werden wolle wie sein 
Herr: 'Non sum dignus, recta eruee mundum festem faeere passionis meae\ 
Später redet er die Henker an: 'Precor vos, bom salutis meae ministri, ut 
crucifigentes me Caput deorsum ponatis et pedes sursum. Non entm decet me, 
servum ultimum, Ha erueifigi, ut dominus universüatis pro salute tofku 
mundi dignatus est pati, quem passione mea constat glorificari. Est etiam, 
ut mysterium crucis intento semper vuftu possim conspicere, quo f acutus, 
quid inde dixero, a circumstantibus possit audiri\ acta Petri et Pauli sect. 81: 
TSiwtÖi) 6 xöpidg poo 'ItjooÖc Xpioxög ix xoö oöpavoG xaxaß&c ftnl ?% r% 6p$$ 
x$ oxaop$ 64>a>$7), ftpk Öi öVca dmb xffc r*)S **€ oöpavöv xaXtoat xatagioT, 6 
pcaupög |iot> rijv x»qpaX*jv xaxa yfjc Ä<p»(X»i «aY^vat, Iva npb$ oöpavöv xaxso- 
Mv»i xot>€ ic6öa€ |ioo" oö ydp tl|u Ä£iog ä>g 6 xöptög jaoo araopo&ijvai. 



— 318 — 

Agrippa aufgeregte Volk ermahnt, sein Opfer nicht zu hindern, und 
gegen den Präfecten nicht erbittert zu sein, da er nur das Werkzeug 
einer fremden Gewalt, des Teufels, sei, so lesen wir hier ganz Aehn- 
liches, nur mit dem Unterschiede, dass nicht Agrippa, sondern Nero als 
Werkzeug des Teufels bezeichnet wird. Auch sonst finden sich im 
Einzelnen manche Verschiedenheiten, die aber die UebereinsÜnunimg in 
der Hauptsache nicht aufheben. Während der Apostel in der gnostiaehen 
Passion zuerst sieh bereit erklärt, dem Herrn, der sich abermals 
kreuzigen lassen will, zu folgen, und alsdann nach dessen plötzlicher 
Rückkehr in den Himmel erkennt, dass jenes Herrenwort sich auf die 
Kreuzigung Christi in den Seinen beziehe, spricht hier der Herr seine 
Absicht aus, sich anstatt des flüchtigen Jüngers kreuzigen zu lassen, 
bringt denselben dadurch zur Umkehr und zur reumüthigeu Ergebung 
in seinen Rathschluss und giebt ihm das Trostwort mit auf den Weg: 
„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir" 1 ). 



1) Linus: *Ut autem portam civitatis vohiü egredi, vidü sibi Christum 
occurrere. Etadorans eumait: „Domine quo vadis?" Bespondit ei Christus: 
„Bomam venio üerum crucifigi". Etaiiad cum Petrus : „Domine, Herum crud- 
figeris?" Et dixü ad eum dominus: „Etiam, Herum crucifigar". Petrus andern 
dixü: Domine, revertar ei sequar te*'. Ei Ms diotis dominus aseendU in c a eh m . 
Petrus auiem prosecutu8 esteum cum mulio intuüu atque dutcissimis laerimis 
Ei posthaec rediens in se ipsum, inteüexit de sua dictum passione, quod tu 
eo dominus esset passurus, qui paiitur in electis misericordiae compassione 
et glorificationis celebrüate. Conversusque in urbem rediü cum gaudio, glori- 
ficans dominum et narrans fratribus, quod ei obviam fuisset dominus et 
dedarassei ei, quod in ipso esset Herum crucifigendus*. 

Acta Petri et Pauli sect 82: itpö ÖXlyw fdp xftv ^jitpöv xoöxtov facava- 
oxdoscog Y«vaji4v7]g poi bnb xoö 'AYptmca, rcapaxXqtolc bnb xöv ddsXqpffiv ftgi)X- 
$ov xfjg rc6Xs«c" xal ömflvxijol poi 6 x6pt6g jioü Tqooffc Xpioxög, xal itpooxu- 
v^oag a&x$ tticov ' xöpie, «oö itopsög ; xal dnoxpitolc ttniv poi ' "Ort iv Täp^ 
&icipxo|xai oxaopuJHjvat. iyd) Öi tticov icpög aöxöv' K6pis, oftx torat>pcMh£ 
&7ca£; xal drcoxpttolc 6 x6piog tfatv* EtÖ6v os qptöyovxgi töv $dvaxov, xal 
&i\(ü önip oou oxaupa>{M}vai. xal sfaov' Köpis, iya) KOpsöopai, xo npöoxaYP* 
oou TiXrjpö. xal etpTpti poi" Mtj qpoßoö, öxt p*xd ooG tlpi. Die Erzählung von 
der Begegnung Christi wird hier folgendermaßen eingeleitet: 2uvijx^ H xö 
nX^og Xoidopo0vxt£ xöv KaCoopa xal ßouXöpsvot aüxöv dvaipsTv. Htxpog 04 
disxc&Xosv aöxoüg X4y»v" Mij x a *«* a(vrc * Ä P^C aäxöv' ömjpixi^ T*P * OTt T ° ö 
itaxpög a&xoff xoG oaxavft* i\xk ydp dsl xtjv xoö xopCoo (iou itp6oxa£iv 
4x«Xijp«5oai [die Worte von |x^ x a ^** a(vrca — ixwXijpöoat nur in V, ebenso 
wie das Folgende taavaoxdoscog Ytvajiiv^g p.01 ftnö xoO 'ÄYpCmta. Tischend 
folgt hier der Lesart von LG]. Am Schlüsse der Erzählung lesen wir 
die Mahnung: Aid xoOxo o5v, xexvCa, pfj &|i,nodCai]xt xyjv 6döv ^ot>" fjdij 
Ydp ol rcöösg |iou ttjv oöpdviov ödsöouoiv 66öv. |iij o5v Xwctto&t, dXXd 
ouyx^P^s P-o* pftXXov, 5xi a%epov xtöv «ovcov |iou xöv xapitöv dnoXaji- 



— 319 — 

Aach in dem letzten Gebete des Apostels am Kreuz findet sich 
noch eine Berührung mit den gnostischen Acten: hier wie dort empfiehlt 
der Sterbende die ihm von Christo anvertrauten Schafe dem guten 
Hirten und giebt nach beendetem Gebet seinen Geist auf 2 ). 

Nach dem Allen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die 
acta Petri et Pauli zu den gnostischen nsploSoi in einem, sei es directem, 
sei es indirectem Abhängigkeitsverhältnisse stehn. Jedenfalls gilt dies 
nnwidersprechlich von dem gegenwärtigen Texte der Acten. Manche 
Spuren scheinen darauf zu deuten, dass die rapfoSot, bevor sie in den 
Peter-Pauls-Acten benutzt wurden, bereits von katholischen Händen be- 
rührt und theilweise umgebildet sind : die beinahe völlige Verdrängung 
Agrippas durch Nero, die Einführung der Kaiserin Livia, die schwerlich 
in den mploSot ursprünglich ist, vielleicht auch die Motivirung des Todes 
der Apostel statt durch die Bekehrung der Frauen durch Simons Sturz 
scheint hierauf zu deuten. Die letztere Abweichung von den ntpioboi 
laset allerdings noch eine andere Deutung zu, wovon später die Rede 
sein muss; um so beachtenswerther bleibt aber, dass wenigstens an 
einer Stelle (sect. 82) in der Recension V, die freilich hier auch von 
dem Lateiner verlassen ist, der in den nepioSoi berichtete Sachverhalt 
noch durchschimmert. Nur um so mehr aber wird hierdurch das Ab- 
hängigkeitsverhältnis der Peter-Pauls-Acten zu den itspfoSot bestätigt. 

pdvo. Hiermit vergleiche man folgende Stelle bei Linus: 'Et coeperunt in 
Agrippam saevire popuK, moUentes üJaesum r apere et conservare Petrum . . . 
Tunc Petrus restiüt modicum et . . . . aü: „0 vm et fideles dei, qui Christo 
müüatisl o omnes qui in Christo speratis! Si Caritas vestra in me vera est 
et viscera integra in me pietatis ostendtois, noUte revocare euntem ad do- 
minum; nohte impedire properantem ad Christum" . . . Et respidens fientem 
populum et Herum seditionem excitare txtientem ait voce clara: „Nohte, ob- 
*ecro vos, fratres, oMationem meam impedire. Nolite adversus Agrippam 
naevire et amaro animo esse. lue enim minister est alienae operationis. Neun 
damnationis meae seeundum corporis qualitatem diabolus auetor est, dotninica 
äbutens permissione, quia dolet vasa contumeUae per me sibi suUata esse et 
facta esseätoersoria continentiae, templa Christi, domicäia honoris et gratiae a . 

1) Linus: 'Tibi commendo oves quas tradidisti mihi. Tu eas in ovile 
fcw» aggrega et con&erva, quia tu ostium ovüis et ostiarius, tu pascua, tu 
aetemae vüae refecHo. Tibi gloria etc. u ... Et mox ut omnis piebs magna 
amen reddidü, Petrus spiritum tradidit 1 . 

Acta Petri et Pauli sect 83: E&xapiOT<5 oot, &y<x&k tioiji^v, Äxt ?& np6- 
ßerca & fticloTsoodc poi ot>|i7idoxouo{ poi * alxffi o5v, Iva auv ijiol |isp(da ixcooiv 
tv rQ ßaoiXaiqp ooo. xal toÖto staä>v napidcoxsv zb nysOpa (V). Noch näher an 
Linus tritt hier L : t Commendo tibi oves, quas mihi credidisti, ut non sentiant 
*c eine me esse 9 quia te habent rectorem, per quem ego gregem hunc regere 
potu?. 



— 320 — 

Dann aber scheint alles zu dem Schlüsse zu drängen, dass die 
ganze Composition der acta Petri et Pauli lediglich aus einer späteren, 
im . katholischen Interesse unternommenen Umbildung der gnostischen 
rcepioSoi zu erklären ist. Wir hätten dann einen ähnlichen Fall, wie 
bei der epistola presbyterorum et diaconorum Achaiae über den Tod 
des Apostels Andreas, deren vermeintliches hohes Alterthum sich als 
Täuschung erwiesen hat, seit eine nähere Untersuchung in ihnen nichts 
als eine spätere, auf Grund der nzploSoi 'AvSpioo von einem katho- 
lischen Verfasser herrührende Neubildung erkannte (I, 564 ff.). 

Bevor wir aber unser Urtheil abschliessen, gilt es theils die Ver- 
schiedenheit der Traditionen über die römischen Geschicke der Apostel 
Petrus und Paulus, theils die äussere Bezeugung und die Composition 
der acta Petri et Pauli noch genauer zu untersuchen. 



c. Der Zwiespalt der Traditionen 
über die römischen Geschicke des Petrus und des Paulos. 

Das Verhör der Zeugen für den Gebrauch der rapfoSot in der 
katholischen Kirche hatte das Vorhandensein einer doppelten Tradition 
über die römischen Geschicke der Apostel aufgewiesen. Von diesen 
beiden, einander übrigens gelegentlich kreuzenden, Formen der Ueber- 
lieferung hatte sich die eine als die der gnostischen Acten herausgestellt, 
während die andre, deren Spuren sich bis zum 2. Jahrhundert hinauf 
zurückverfolgen lassen, als die katholische bezeichnet werden musste. 
Wie jene in dem sogenannten Linustexte und seinen Sippen, so fand 
diese in den Peter-Pauls- Acten sich wieder, wenngleich in letzteren hier 
und da mit Elementen, welche der ersteren Sagengestalt angehören, 
durchsetzt. 

Die Differenzen betreffen vornehmlich folgende Punkte: 1) das 
Verhältnis der Geschicke des Petrus zu denen des Paulus, 2) den Anlass 
des Martyriums, 3) die näheren Umstände der Besiegung des Magiers. 

1. Während die katholische Tradition seit dem 2. Jahrhunderte 
die beiden Apostel in der Welthauptstadt zusammenfuhrt, sie hier 
gemeinsam wirken und gemeinsam sterben lässt '), behandelt die gno- 



1) Dionys. Corinth. bei Eus. EL £. II, 25. Iren. haer. III, 1, 1; 3, 2. 
Gajus bei Eus. H. £.11, 25. Tertullian adv. Marcion. IV, 5; scorpiace 15. 
Commodian. Carmen apolog. v. 820 sq. Lactant. mort persecut 2. Euseb. Chron. 
ad ann. 2083 Abr. ; H. E. II, 25. Hierzu die S. 236 ff. Anm. verzeichneten Schrift- 
steller. 



— 321 — 

stißche Legende die Martyrien derselben völlig getrennt ')• Die katho- 
lische Sage läset den Paulus nach längeren Reisen mit Petrus in Rom 
zusammentreffen, wo letzterer bereits vor der Ankunft des Paulus eine 
Zeitlang gewirkt hat 9 ). Und zwar wird diese, der Ankunft des Paulus 
vorhergegangene römische Wirksamkeit des Petrus vor allem auch auf 
seine Kämpfe mit dem Magier bezogen *). Dagegen lässt die gnostische 
Legende den Paulus vor der Ankunft des Petrus nach Spanien abreisen, 
und erst nach dem Märtyrertode seines Mitapostels wieder nach Rom 
zurückkehren *). 

Die älteste katholische Tradition stimmt mit der gnostischen (ebenso 
wie mit der ebionitischen) darin zusammen, dass sie nur den Petrus mit 
dem Magier Simon kämpfen lässt 5 ). Wo sie das gemeinsame Wirken 
des Petrus und Paulus berührt, schweigt sie von Simon. Dies hängt 
ebenso wie die Ueberlieferung, dass Paulus bei seiner Ankunft in Rom 
den Petrus daselbst vorfindet, mit der hier vorausgesetzten Zeitrechnung 
zusammen. Die Kämpfe des Petrus mit Simon werden unter Claudius, 
sein gemeinsames Wirken und Sterben mit Paulus unter Nero verlegt. 
Die gnostische Tradition weiss ebensowenig wie die katholische noch 
von einem Lehrgegensatze zwischen Petrus und Paulus ; im Gegentheile 
wird die Ankunft des ersteren sehnsüchtig von den Schülern des letzteren 
erwartet ; wenn diese Form der Legende also den Paulus von Rom ent- 
fernt, bevor Petrus dort ankommt, so ist sie zu dieser Darstellung jeden- 
falls durch kein dogmatisches Interesse veranlasst. Der Grund hierfür 
kann vielmehr nur darin liegen, dass die Geschicke des Paulus erst 
nachträglich mit einer Sagengestalt combinirt worden sind, welche ur- 
sprünglich seiner gar nicht, sondern nur des Petrus und des Magiers 
8imon gedachte. Dass hier wirklich eine nachträgliche Combination vor- 
liegt, zeigt schon die Verwirrung in der Chronologie. Denn nur die 



1) Pseudo-Linus und die kürzeren passiones (VercelL Patm. Slav. Aethiop. 
Monac); Abdias-Petrus und Abdias-Paulus; Ttpdgtic ?& v &Y fo)V AtcootöAcdv bei 
Johannes Malala u. A. ; öicöp.vv}p.a ictpl xöv AyCtov AtcootöXcov Hixpoo xal 
ÜaöAoo. 

2) Praedicatio Pauli bei Pseudo-Cyprian. de rebaptism, 17; acta Petri et 
Pauli; Aeterius Amasenus homil. in app. princ. Petrum et Paulum. 

3) Acta Petri et Pauli sect 25. 

4) Actos Vercellens. ab init. ; passio Petri ex cod. Patmens. p. 96; 
kirchenslavische passio Petri et Pauli; npdgsig xöv AfCov dnooröXcov in den 
kirchenslav. Texten, bei Joh. Malala, Hamartolos u. A. 

5) Pseudorig. Philosophum. VI, 20. Didascalia Apost. VI, 9. Conet. Ap. VI, 9. 
Arnob. adv.gentes II, 12. Euseb. H. E. II, 15. Philaster haer. 29. Ambros. 
Benno contr. Auxentium und in Hexaem. IV, 8. Augustin. ep. 36 ad Casulan. 

L i p s i n 8 , Apostelgeschichten. II, 1. 21 



I 



— 322 — 

spätere Ankunft des Paulus in Rom, nicht aber die des Petrus laset sich 
chronologisch zurechtlegen. Auch wenn man eine doppelte Bomreise 
des Paulus, die eine von Cäsarea, die andere nach Befreiung aus der 
ersten Gefangenschaft von Spanien aus, unterschied, konnte man doch 
mit der ersten Reise ohne argen Verstoss gegen die beglaubigte Zeit- 
rechnung nicht auf die Zeit des Claudius zurückgehen. Für das Mar- 
tyrium des Paulus steht nun aber auch nach der gnostischen Erzählung die 
neronische Zeit fest ; dagegen ist es sehr fraglich, ob die rapCoSot ursprüng- 
lich das Martyrium des Petrus unter Nero verlegt haben. Nero spielt bei 
demselben — ganz anders als bei der Passion des Paulus — gar keine Bolle ; 
die uns erhaltenen Texte gedenken seiner meist nur zum Schluss, nachdem 
der Apostel bereits hingerichtet ist ! ). Auch dies aber geschieht ledig- 
lich zu dem Zwecke, eine nachträgliche Combination der Petruspassion 
mit den Simonsgeschichten herzustellen, während die gnostischen Acten 
erstere ganz anders als durch den Sturz des Magiers motiviren. Nun 
setzen aber alle Texte der gnostischen Acten diesen Neroschluas bereits 
voraus; man hat also nur die Wahl, entweder jene Umbildung auf eine 
alte lateinische Bedaction, aus welcher unsere sämmtlichen heutigen Texte 
geflossen sind, zurückzufuhren, oder aber, wenn sie in den icepfoSot 
schon von Anfang an vollzogen gewesen sein sollte, auf eine hinter 
den gnostischen Acten liegende uralte Ueberlieferong zu schliessen, 
welche nicht blos den Sturz des Magiers, sondern auch die ursprünglich 
mit demselben in Causalzusammenhang stehende Passion des Petras 
überhaupt noch nicht unter Nero, sondern schon unter Claudius ver- 
legt hat. 

* Ueberall wo neben Petrus auch Paulus in dem Kampfe wider Simon 
genannt wird, ist Paulus erst nachträglich eingezeichnet, um die Petrus- 
Simon-Legende mit der katholischen Peter-Pauls-Sage in Verbindung zu 
bringen. Das Einschiebsel verräth sich noch deutlich bald durch stili- 
stisches Ungeschick, bald durch die müssige Rolle, welche Paulus neben 
Petrus spielt. Dies ist bei verschiedenen Darstellungen der Fall, welche 



1) Uebereinstimmend erzählen sammtliche Texte der gnostischen Passion 
(LyPSA), Nero sei über die Hinrichtung des Petrus durch Agrippa unwillig 
gewesen, weil er demselben eine weit schwerere Strafe zugedacht habe. Dies 
wird bei Pseudo-Linus durch Bezugnahme auf den durch den Apostel verur- 
sachten Tod des von Nero hochverehrten Simon erklärt, wahrend der kürzere 
Text ziemlich undurchsichtig den Zorn des Kaisers gegen den Apostel durch 
die Bekehrung verschiedener Personen aus der kaiserlichen Dienerschaft moti- 
virt. Dagegen findet sich die Notiz von der Gefangensetzung des Petrus durch 
Nero nur im Linustexte. 



— 323 — 

auf die gnostischen rapfeBoi zurückgehn f ); dieselbe Erscheinung findet 
aber auch an einer Reihe patristischer Stellen statt , welche die katho- 
lische Tradition repräsentiren 2 ), und übereinstimmend mit letzteren in 
den katholischen Peter-Pauls- Acten, obwol hier die Einfügung des Paulus 
in ganz anderer Weise als in den katholischen Redactionen des gno- . 
stischen Textes erfolgt ist. Ueberall ferner, wo die Combination der 
Peter-Pauls-Sage mit der Simonsage vollzogen ist, erscheint Nero als 
die Hauptperson, welche das Martyrium nicht blos des Paulus, sondern 
beider Apostel herbeifuhrt. 

Dies fuhrt sofort auf einen weiteren Differenzpunkt beider Traditionen. 

2. Während die spätere 8 ) katholische Tradition, sofern sie über- 
haupt auf die römischen Kämpfe des Petrus mit Simon Bezug nimmt, 
das Martyrium des Apostels mit dem Sturze des Magiers in Verbindung 
bringt 4 ), findet die gnostische Liegende den nächsten Anlass für die 
Kreuzigung des Petrus in der Bekehrung der Concubinen des Agrippa 
und zahlreicher Ehefrauen zur geschlechtlichen Enthaltsamkeit. Die 
erstere Fassung begegnet uns ausser in den katholischen Peter-Pauls- 
Acten auch bei Kyrillos von Jerusalem, Sulpicius Severus, Isidor von 
Sevilla, Gregor von Tours ; die letztere bei Pseudo-Linus, in den Actus 
Vercellenses, im Patmostexte und beim Aethiopier, ausserdem in über- 
arbeiteter Gestalt in den Geschichten bei Johannes Chrysostomos und in 
dem Ö7i6|jLV>]fia auf Petrus und Paulus. Letztere beiden übertragen, was 
in den itepfoSot von der Bekehrung der Concubinen des Agrippa durch 
Petrus erzählt ist, auf die Bekehrung der Concubine oder der Concu- 
binen des Nero durch Paulus. Gleichwol findet sich nun aber im Linustexte 
der passio Petri und fast wortlich übereinstimmend mit ihm bei Pseudo- 
Hegesipp eine Bezugnahme auf dens durch Simons Sturz erregten Zorn 



1) So Pseudo-Hegesipp, die Acten des Processus und Martinianus, die 
Acten des Nereus und Achilleus, die syrische Predigt des Simon Kepha in 
Rom, Pseudo-Augustin serm. 202, Nikephoros Kallistos (H. E. II, 36). 

2) So Kyrül. Hierosolym. catech. 6. Sulpicius Severus chron. II , 28. 
Isidor. HispaL chron. ad ann. 5266. Gregor. Turon. glor. mart I, 28. 

3) Der einzige Altere Schriftsteller, welcher sowol den Sturz des Magiers 
als den M&rtyrertod des Petrus erwähnt, Eusebios, hat beide Thatsachen 
nicht combinirt. 

4) Die chronologische Schwierigkeit lösen die Peter -Pauls -Acten, und 
übereinstimmend mit ihnen die Katholisches und Gnostisches combinirenden 
Acten des Nereus und Achilleus, sowie die Erz&hlung des Nikephoros durch 
die Annahme zweimaliger römischer Kämpfe des Petrus mit Simon: die ersten 
besteht er allein, die zweiten in Gemeinschaft mit Paulus. Nikephoros verlegt 
die ersten unter Claudius, die zweiten unter Nero. 

21* 



— 324 — 

des Nero gegen Petrus. Bei Linus ist diese andere Tradition ober- 
flächlich mit der ersteren ausgeglichen, indem nur die Gefangensetzung 
des Apostels auf Nero selbst zurückgeführt und zum Schlüsse von seinem 
Unwillen gegen Agrippa, der ihm das Opfer seiner Rachsucht durch eine 
mildere Todesart entzogen habe, geredet wird '). Pseudo-Hegesipp geht 
noch einen Schritt weiter, und leitet die Hinrichtung des Petrus einfach 
von dem Zorn des Kaisers wegen Simon ab. Die alte lateinische Be- 
arbeitung der rapfoSoi, aus welcher Pseudo-Linus und Pseudo-Hegesipp 
schöpften, hat also die Beziehung auf Neros Zorn bereits enthalten. 
Der kürzere Text der passio (VPSA) weiss ebenfalls von dem Zorne des 
Kaisers Nero gegen Agrippa über die vorschnelle Kreuzigung, giebt aber 
eine andere Motivirung, die nichts mit Simon zu schaffen hat. Dieselbe 
Umbildung der gnostischen Sagengestalt wie bei Pseudo-Linus und 
Pseudo-Hegesipp liegt in den 7tpa£et£ xöv &y. dbcoor. (in dem kirchen- 
slavischen Texte, bei Johannes Malala, Georgios Hamartolos u. A.), des- 
gleichen bei Pseud- Augustin (oder Maximus von Turin?) Senn. 202 vor. 
3. pie Stätte des verunglückten Flugversuches und des Sturzes 
des Simon wird von der katholischen Tradition auf das Marsfeld, be- 
ziehungsweise in das dort errichtete Amphitheater des Nero, von der 
gnostischen auf den capitolinischen Hügel, beziehungsweise die via Sacra 
verlegt. Auch hier ist aber bereits eine Kreuzung der Traditionen ein- 
getreten. Nach den Peter-Pauls-Acten errichtet der Kaiser auf Simons 
Wunsch auf dem Marsfelde ein thurmartiges Holzgerüst. Der Magier 
besteigt dasselbe und beginnt lorbeerbekränzt mit ausgestreckten Händen 
zu fliegen (sect. 70 ff.). Die Constitutionen nennen statt des „Holz- 
thurmes" auf dem Marsfelde das „Theater". Beidemale ist dieselbe 
Oertlichkeit genannt. Auf dem Marsfelde stand das von Holz erbaute 
Amphitheater des Nero ; von der höchsten Stelle des Baues aus (e pro- 
scenii fastigid) pflegte der Kaiser den Schauspielen zuzusehn (Sueton. 
Nero 12). Nun wird uns weiter erzählt, Nero habe längere Zeit hin- 
durch an seinem Hofe einen Menschen unterhalten, welcher versprochen 
habe, zu fliegen. Aber beim ersten Versuche stürzt der neue Icarus 
jämmerlich zu Boden, sodass das Blut dem bei dem Schauspiel an- 
wesenden Kaiser ins Gesicht spritzt. Die Scene spielt, wie wir aus- 
drücklich bemerkt finden, im Amphitheater auf dem Marsfelde *). Mag 

1) Eine andere Erklärung des Widerspruchs der beiden Sagenmotive hat 
Westerburg a. a. 0. S. 21 ff. versucht. Seine Combinationen erledigen sich 
aber durch obige Darlegungen. 

2) Sueton. Nero 12. Dio Chrysostom. orat XXI, 9 de pulcritudine. Vgl. 
Juvenal. ß&tir. Hl, 79 sq. 



— 325 — 

nun diese Geschichte die Grundlage der Sage von Simons Flugversuch 
bilden, oder erst später mit letzterer combinirt worden sein, jedenfalls 
fällt ihr Ursprung in eine Zeit, in welcher die Erinnerung an neronische 
Zeiten und Verhältnisse noch nicht erloschen war. Dagegen nennt 
Pseudo-Hegesipp als Statte den capitolinischen Hügel. Hiermit stimmt 
nicht nur die Angabe der Actus Vercell. zusammen, nach welcher sich 
das Volk auf der via Sacra versammelt, um den Simon fliegen zu sehen, 
sondern auch die mit dem „Thurm auf dem Marsfelde" freilich unvereinbare 
Nachricht der acta Petri et Pauli, der Magier sei auf der via Sacra zur 
Erde gestürzt. Will man nicht annehmen, dass der Verfasser der letz- 
teren Schrift die beiden widersprechenden Angaben in zwei verschiedenen 
Quellen gefunden habe, so bleibt hier nur die Bezugnahme auf eine 
römische Localtradition übrig, welche er, ohne den Widerspruch zu 
merken, in die von. ihm bearbeitete Grundschrift eingetragen hat. Denn 
dass der Magier vom Marsfelde aus bis zur via Sacra geflogen sei, 
kann doch schwerlich ein mit den Oertlichkeiten bekannter Schrift- 
steller berichtet haben. 

In meiner früheren Untersuchung ! ) habe ich nun die Localisirung 
der Scene in den gnostischen Acten für die ursprünglichere erklärt und 
direct auf die alte ebionitische Legende zurückgeführt. Hierfür spricht, 
dass die katholische Sagengestalt die Simonsgeschichten bereits unter 
Nero verlegt, während sie nach der ältesten Ueberlieferung unter Clau- 
dius spielen. Aber wenn doch die ursprüngliche Sage als Stätte des 
Flugversuchs den capitolinischen Hügel und die via Sacra genannt hat, 
so begreift man das Motiv der Aenderung nicht. Vielmehr schien sich 
nach Erlöschen der Erinnerung an den Gaukler, der im Amphitheater 
des Nero durch die Lüfte flog, der capitolinische Hügel besser zu dem 
Schauspiele zu eignen, als das tiefgelegene Marsfeld. 

Nur ist hiermit die so beharrlich wiederkehrende Erwähnung der 
via Sacra noch nicht erklärt. Die Lösung der Schwierigkeit bringt uns 
die römische Localtradition. Die Recension G der katholischen 7tpc£get£ 
Hixpou xal Ha6Xou und wörtlich übereinstimmend mit dieser der 
lateinische Tezt erzählen, Simon sei, als er auf die via Sacra herab- 
stürzte, in vier Stücke zerbrochen und habe (durch sein Blut) vier Steine 
zusammengefugt, welche zum Zeichen des von den Aposteln erfochtenen 
Sieges „noch heute" zu sehen sind *). Die Actus Vercellenses wissen 



1) Quellen der römischen Petrussage S. 92. 

2) xal xiooapa pip-q y»vöji»vo^ xiaaapas oCXixac auv^vooaev, ol ttoiv elg 
paptöpiov ?i}g xföv &koot6Xo>v vCx-qg fta>$ ?9fc o^fitpov fuiipag. 



— 326 — 

hiervon nichts, obwol auch sie die via Sacra als Stätte des Fluges be- 
zeichnen ; ebensowenig Pseudo-Hegesipp. Dagegen erzählen die icpdE- 
§et£ töv iyCcov 4tcoot6Xcov bei Johannes Malala und übereinstimmend 
mit ihnen Nikephoros, die Stätte an welcher Simon zur Erde gestürzt 
sei, werde noch heute gezeigt: sie sei von einer steinernen Einfassung 
umgeben und führe den Namen Simonium. Die steinerne „Einfassung" 
oder Ummauernng ist nun sicher schon eine Weiterbildung der in die 
Peter-Pauls-Acten übergegangenen Localsage. Man zeigte also auf der 
via äacra einen Stein, den man mit dem Sturze des Magiers in Ver- 
bindung brachte. Franz Maria Turrigio berichtet in seiner 1644 
erschienenen Schrift Sacra Trophaea Romana 1 ) von einem im römischen 
Archive befindlichen handschriftlichen Ceremoniale des Kanonikus Bene- 
dictes aus dem Jahre 1143, welches den Weg beschreibt, den die Päpste 
am zweiten Ostertage vom Vatican zum Lateran zu nehmen pflegten. 
Aus diesem Manuscript führt er folgende Stelle an : ' Transit per Sili- 
cetHy ubi cecidü Simon Magus, iuxia templum Bomtd?. Dieselbe 
Localtradition bezeugt eine Stelle aus einem Briefe Petrarcas an Phi- 
lippus de Vitriaco, welcher ebenfalls den mit dem verspritzten Gehirn 
Simons befleckten Stein erwähnt 2 ). Aber welche Bewandtnis hat es 
nun wol mit jenem Steine gehabt ? Der „Tempel des Romulus" lag an 
der via Sacra, nach der gewöhnlichen Meinung dort, wo jetzt die 
Kirche S. Cosimo ed Damiano steht. Hier errichtete nach einer Angabe 
des über Pontificalis Paul I (757—767) eine Kirche zu Ehren der 
Apostel Petrus und Paulus an der Stelle, wo sie, als sie das Martyrium 
leiden sollten, ihre Kniee zum gemeinsamen Gebete gebeugt haben: 
zum Zeugnisse für kommende Geschlechter sollen sich die Spuren ihrer 
Kniee in einem grossen Steine eingeprägt haben 8 ). Die Worte des über 
Pontificalis begünstigen die spätere Meinung, dass dies geschehn sei, 
als die Apostel aus dem Kerker zum Tode abgeführt wurden. Aber da- 
neben erzählt eine andere Tradition, die uns schon bei Gregor von 
Tours (glor. martyr. I, 27) begegnet, der Stein mit den Spuren der 
Kniee beider Apostel bezeichne die Stätte, wo beide einst Gottes Bei- 



1) Auszüge daraus sind mitgetheilt in den Actis SS. Jon. Tom. V p. 432. 

2) Acta SS. L c. 

3) 'Hie fecü noviter eedesiam infra hanc civitatem Romano** in Via 
Sacra iuxia temphm Romuli in honorem SS. apostolorum Petri et Pauli, ubi 
ipsi beatissimi prineipea apostolorum tempore quo martyrio eoronaU sunt, 
dum redemptori nostro funderent preees, propria genua fleetere vi$i sunt: 
in qito loeo usque hactenus eorum genua pro testimonio omnis imposterum 
venturae generationis in guodam fortissimo süiee esse noseuntur designata\ 



— 327 — 

stand wider den Magier Simon erbeten hätten ! ). Hit letzterer Angabe 
stimmt die von Turrigio erwähnte Inschrift eines in der Kirche Santa 
Maria Nuova nahe beim Romnlnstempel aufbewahrten Steines, nach 
welcher Petras über diesem Steine gebetet haben soll, als die bösen 
Geister den Magier Simon in die Lüfte trugen *). 

Es bedarf kaum der Bemerkung, dass hier überall ein und der- 
selbe Stein gemeint ist, dem die Localtradition nur verschiedene Bezie- 
hungen gab. In die Acten des Petrus und Paulus sowie in die von 
Johannes Malala und Nikephoros benutzten griechischen Texte ging 
diejenige Fassung über, welche jenen Stein an der via Sacra als die 
Stelle bezeichnet, an welcher der Magier Simon mit zerschmetterten 
Gliedern zur Erde gesunken sei. Die weitere Angabe, der Fallende 
habe (mit seinem Blute) vier Steine zu einem einzigen verkittet, weist 
wol auf die eigentümlichen Vertiefungen hin, die man an jenem Steine 
bemerkte, und die nach anderer Tradition von den Knieespuren der 
betenden Aposteln herrühren sollten. 

Mit der Frage nach der Oertlichkeit habe ich in meiner früheren 
Schrift 8 ) eine weitere Verschiedenheit der Tradition in Verbindung ge- 
bracht. Nach der Einen Darstellung handelte es sich um einen ein- 
fachen Flugversuch, nach der andern um eine förmliche, von Simon 
beabsichtigte Himmelfahrt. Nach den clementinischen Recognitionen 
(II, 9 ; 46) gab der Magier unter anderm vor, sich von einem hohen 
Berge herabstürzen und von den Händen seiner Engel getragen, gleich- 
sam fahrend (tanquam subvectus) unversehrt zur Erde herabkommen zu 
können. Auch die Homilien (H, 32) wissen zu erzählen, dass Simon 
die Kunst des Fliegens verstanden habe. Hiermit stimmt sowol die 
Angabe der Peter-Pauls-Acten, dass Simon unter andern Gaukelstücken 
auch die Kunst, sich in die Luft zu erheben, ausgeübt habe 4 ), als auch 
die Erzählung der Actus VerceUenses, dass der Magier einst versprochen 
habe, über das Stadtthor hinweg nach Rom zu fliegen, und scheinbar 



1) Opp. ed. Ruinart p. 750; ed. Krasch p. 503: 'Extant hodieque apud 
urbem Bomae duae in lapide fossuiae, super quem b. apostoli deflexu popUte 
orationem contra ipsum Simonem Magum ad dominum effuderunf. Von 
diesen Vertiefungen in dem Steine weiss Gregor noch eine weitere Wunder- 
geschichte zu berichten: 'in quibue (fossuUs) cum de phmis Jytnphae coUectae 
fuerint, a morbidü expetuntur, houeioeque mox eanüatem tribuunf. 

2) 'Cemee lapidem infando Simonis cerebro maculatufn\ 

3) a. a. 0. S. 91 flg. 

4) Beet 32 : ftitoCei f&p 8?tv x<*XxoOv xivtlv latnöv xal XiJKvoog ftydpidvrac 
YtXftoai xal xivfjaai iauxo&c, aöxöv ök dpap.etv xal alcpv(Ötov iv ?$ aipi ap&f)vai. 



— 328 — 

sein Wort eingelöst habe. Nach diesen Vorbildern legt die Vermuthung 
sich nahe, dass die ursprüngliche Legende von dem Sturze des Magiers 
nur von einem Fluge von der Höhe herab, nicht aber von einer 
Himmelfahrt gewusst habe. So lässt ihn in der That Pseudo - Hegesipp 
den capitolinischen Hügel besteigen , sich vom Felsen herabstürzen und 
durch die Lüfte fliegen, bis Petrus den Fliegenden herunterbetet, worauf 
er mit zerschmetterten Gliedern zu Boden sinkt. Nach dieser Darstellung 
scheint es sich also bei dem mit dämonischer Hilfe in Scene gesetzten 
Flug um ein Seitenstück zu jenem Sprung von der Zinne des Tempels 
zu handeln, welchen in der evangelischen Ueberlieferung der Teufel 
Jesu ansinnt als eine Probe seiner Messianität (Luc. 4, 9 flg. Matth. 4 
5 flg.). Auch die syrische 8i8acntaX£a erzählt nur, Petrus habe den Magier 
fliegen sehn, und habe ihn durch sein Gebet zur Erde gestürzt. Indessen 
zeigt der ausführlichere Text der Constitutionen, dass in der benutzten 
Quelle allerdings schon von einer Himmelfahrt Simons die Rede war. 
Simon verheisst, im Theater durch die Lüfte zu fliegen, indem er vor- 
giebt, gen Himmel zu fahren. Mit dieser Darstellung stimmen aber ßo- 
wol die Actus Vercellenses als die Peter-Pauls-Acten. Wie er nach jenen 
— von der via Sacra aus — sich zu Gott in den Himmel erheben will, 
so verheisst er auch nach diesen, vom Thurm auf dem Marsfelde aus 
alsbald in den Himmel emporzusteigen, von wo aus er seine Engel 
senden will, um den Nero zu sich zu holen. 

Hiernach findet in diesem Stücke zwischen der gnostischen und 
der katholischen Ueberlieferung keine Verschiedenheit statt. Auch der 
kirchenslavische conflictus Petri cum Simone, die 7ipa£et£ xöv dtyfa)v 
&7toaT6Xcov (bei Malala u. A.), Nikephoros, das Ö7c6|iV7]|ia auf Petrus 
und Paulus, ferner Ambrosius (in hexaSm. IV, 8) und der zweite pseud- 
augustinische Sermon in natal. app. Petri et Pauli (sermo 202), welche 
sämmtlich die gnostische, Kyrill von Jerusalem (cat. 6) und Isidor von 
Sevilla, welche die katholische Sagengestalt vor Augen haben, wissen 
übereinstimmend von der Himmelfahrt, welche Simon versucht, zu er- 
zählen. Die verschiedene Angabe der Localitat reicht um so weniger, 
wie ich früher vermuthete, aus, die Differenz zwischen Bergfahrt und 
Himmelfahrt zu begründen, als es in der Sache selbst doch keinen 
Unterschied macht, ob Simon sich von einem „Thurm", oder von einem 
Felsen aus durch die Lüfte bewegt. 

Eine Combination beider Sagengestalten glaubte ich bei Arnobius 
(adv. gentes U, 12) zu finden. Nach dessen Darstellung versucht Simon 
zuerst als ein andrer Elias im Feuerwagen gen Himmel zu fahren ; herab- 
gestürzt bricht er die Beine und nimmt sich darauf selbst das Leben, 



— 329 — 

indem er sich von einem hohen Berge (t) { ex aUissimo cultninis fastigid* 
herabstürzt. Die Himmelfahrt im Feuerwagen ist aber nur eine Aus- 
schmückung der älteren Erzählung durch Nachbildung der Eliasfahrt. 
Die Geschichte von dem Sturze vom Berge kann natürlich nicht hieraus 
entstanden sein; aber damit ist noch nicht erwiesen, dass sie eine 
Reminiscenz an die Sagengestalt bei den Clementinen sei; denn der 
Sturz vom Berge ist hier nicht als beabsichtigtes Wunder , sondern als 
Selbstmord gefasst. 

Sowol in der katholischen als in der gnostischen Sagengestalt ist 
Simon bereits als Pseudomessias, als angeblicher Gott oder Sohn Gottes 
vorgestellt, der durch die Himmelfahrt den Beweis seiner Gottheit zu 
geben verspricht. Gleichwol bleibt die frühere Vermuthung in ihrem 
Rechte, welche diese ganze Sage von der verunglückten Himmelfahrt 
aus einer Umbildung der älteren, in den Recognitionen und Homilien be- 
zeugten ebionitischen Legende von den Gaukelkünsten des Magiers er- 
klärt, zu denen auch das Fliegen durch die Lüfte gehört. Nur findet 
abgesehen von der verschiedenen Localität hier eine weitere Ver- 
schiedenheit der katholischen und der gnostischen Sagengestalt nicht statt. 

4. Dagegen tritt, wie schon früher bemerkt wurde, die Differenz dieser 
beiden Sagengestalten sofort wieder bei den näheren Umständen des 
Sturzes hervor. Nach der einen Darstellung betet Petrus zu Christus, 
er möge den Magier ans den Lüften herabstürzen, aber so, dass er nicht 
alsbald todt sei, sondern nur die Beine breche. Alsbald stürzt er mit 
zerbrochenen Fersen und Knöcheln zur Erde und wird von Rom nach 
Aricia geschafft. Hier oder nach einer anderen Version in Terracina, 
wohin er weiter transportirt wird, findet er sein Ende. So die Actus 
VerceUenses und der codex Athous, welche ihn in Terracina sein Leben 
aushauchen lassen, ferner Pseudo-Hegesipp, nach dem er in Aricia stirbt; 
ferner der weiter unten zu besprechende Florentiner Text der passio Petri 
et Pauli (der aus Pseudo-Hegesippos schöpft), die apostolischen Con- 
stitutionen, Arnobius (nach welchem er in „Brunda" sich selbst das 
Leben nimmt), der pseudoaugustinische Sermon 202 (ohne Nennung 
des Orts) und das Ö7t6|ivt]|ia, nach welchem er am zweiten Tage nach 
dem Sturz unter grässlichen Schmerzen sein Leben aushaucht (der Ort 
des Todes ist auch hier nicht genannt). Dagegen beschwört Petrus 
nach der andern Darstellung die Dämonen, welche den Magier tragen, 
ihn fallen zu lassen ; er stürzt mit zerschmetterten Gliedern l ) zu Boden 



1) Nach den Peter-Pauls-Acten zerbricht er in vier Stücke, während die 
Actus VerceUenses sein Bein in drei Theile zerbrechen lassen. Letzteres scheint 



— 330 — 

und bleibt sofort todt. Diese Sagengestalt bieten die katholischen Peter- 
Pauls -Acten und übereinstimmend mit diesen Kyrill von Jerusalem, 
Sulpicius Severus, Isidor von Sevilla der kirchenslavische conflictus 
Petri cum Simone, die itpi£eic xtöv dtyfoov dbtooriXcov und Nikephoros. 
Eine Kreuzung der Traditionen liegt in dem Florentiner Texte der 
passio Petri et Pauli, welcher Pseudo - Hegesipp mit dem Texte der 
Peter-Pauls-Acten combinirt, und in dem kirchenslavischen conflictus, 
sowie in den npAfc&s töv iyfav dbtoar6Xb>v vor, welche sonst der 
gnostischen Sagenform folgen, hier aber der katholischen Legende den 
Vorzug geben 1 ). Eine Combination derselben bieten die Constitutionen 
und das Ö7i6|iv>]|ia, nach welchen Petrus zuerst wie in der gnostischen 
Legende betet, und darnach noch die Dämonen Simons beschwört. Da 
der letztgenannte Bericht jedenfalls aus den gnostischen ntploSoi und 
den katholischen Peter-Pauls-Acten zusammengewebt ist, so scheint die 
Vermuthung ausgeschlossen zu sein, dass die Constitutionen noch das 
Ursprüngliche, die anderen Berichte aber nur den einen oder den anderen 
Zug aufbewahrt haben. Auch spricht gegen diese Annahme der Um- 
stand, dass uns das Gebet an Christus sonst constant bei den- Zeugen 
für die gnostische Tradition 2 ), die Dämonenbeschwörung bei den Ver- 
tretern der katholischen Sage begegnet. 

Das Ergebnis kann nicht zweifelhaft sein. Neben der Darstellung 
der 7cep(oSoi lässt sich eine andere Sagengestalt durch die Jahrhunderte 
verfolgen, welche von Haus aus bei katholischen Schriftstellern heimisch 
ist. Dort die Trennung, hier die Vereinigung der Schicksale beider 
Martyrien ; dort eine Verknüpfung derselben mit Simons Sturz, hier eine 
völlig andere Motivirung für die Hinrichtung sowol des einen als des 
anderen Apostels ; hierzu endlich eine bei aller Verwandtschaft in der 
Hauptsache doch in den einzelnen Zügen constante Verschiedenheit in 
der Darstellung der näheren Umstände von Simons Sturz. Die katholische 
Tradition in ihrer Festigkeit lässt sich nicht wol ohne eine schriftliche 
Quelle, eine loxopla JxxXrjacacrccx^, denken, auf welche sie zurückwebt. 
Nun liegt diese Form der Sage aber in den actis Petri et Pauli als ein 



(wenn wir die lückenhaften Worte richtig ergänzen) beim Aufschlagen des 
Fallenden auf einen Stein erfolgt zu sein, wie auch der pseud - augustinische 
Sermon erzählt Die im venetianischen Texte fehlende Notiz der Becensionen 
L G der actus Petri et Pauli von den durch das Blut des Petrus verkitteten 
vier Steinen ist wol nur eine spätere Zuthat. 

1) Zu unbestimmt, um eine Entscheidung für die eine oder andere An- 
sicht zuzulassen, lauten die Worte bei Philaster haer. 29. Epiphan. haer. 21, 5. 

2) Das Gebet des Apostels erwähnt auch Philaster haer. 29. 



— 331 — 

zusammenhängendes Ganzes noch vor; die einzelnen widersprechenden 
Züge aber, welche dieser Darstellung sich beigemischt haben, lassen sich 
leicht ausscheiden und bestätigen damit nur das Urtheil, dass hier eine 
ältere Grundschrift unter Benutzung der gnostischen Sage überarbeitet 
ist, grade wie umgekehrt auch gewisse Züge der katholischen Sage sich 
in verschiedene, von katholischen Händen herrührende Bearbeitungen 
der gnostischen rcspfoSot Eingang erzwungen haben. Wenn sich nun 
auch die katholische Sagengestalt nicht mehr in allen ihren einzelnen 
Details über die Mitte des 4. Jahrhunderts hinauf verfolgen lässt, so 
geht doch die Tradition von dem gemeinsamen Wirken und Sterben der 
beiden Apostel in Rom sicher bis ins 2. Jahrhundert zurück. Ausser- 
dem hat sich wenigstens eine Spur aus dem Anfange des 3. Jahrhunderts 
auch für den wichtigen Zug der katholischen Acten erhalten, dass die 
Apostel d. h. Petrus und Paulus gemeinsam an der Besiegung Simons 
betheiligt waren. Es ist dies die Erzählung des Pseudorigenes in den 
Philosophumena (oben S. 29), welche um so charakteristischer ist, da 
gleich nachher Petrus allein genannt ist. Freilich weicht gerade diese 
Darstellung sonst erheblich von allen anderen bekannten Berichten ab: 
denn sie erzählt, der Magier habe sich zuletzt lebendig begraben lassen 
und verheissen, am dritten Tage wieder aufzuerstehen. Er sei aber 
im Grabe geblieben : denn er war nicht der Messias. Doch tritt auch 
in dieser sonst so einzig dastehenden Erzählung eine merkwürdige Be- 
rührung mit den Peter-Pauls-Acten (sect. 46. 52. 53 ; 78) hervor, welche 
uns schon früher (S. 30) die Vermuthung nahe gelegt hat, dass hier 
eine Vermischung verschiedener Berichte vorliege. 



d. Die äusseren Zeugnisse für die katholischen Acten des 

Petrus und Paulus. 

Mit der Untersuchung der in den Peter-Pauls-Acten bezeugten, von 
der gnostischen Sagengestalt abweichenden Tradition hängt die weitere 
Frage nach den äusseren Zeugnissen für das Vorhandensein jener Acten 
nahe zusammen. Dieselbe gewinnt dadurch an Wichtigkeit, dass der 
gegenwärtige Text dieser Acten nicht über die Mitte des 5. Jahrhunderts 
hinaufreicht. Lässt sich nun die Spur derselben auch nur um ein Jahr- 
hundert weiter hinauf zurück verfolgen, so findet dadurch die Unter- 
scheidung einer älteren Grundschrift von der jetzt allein erhaltenen 
Ueberarbeitung eine weitere, von den bisherigen Beobachtungen unab- 
hängige Bestätigung. Solche äussere Zeugnisse finden sich nun aber 
allerdings. Als erster Zeuge ist — wenn wir hier von den eben be- 



— 332 — 

sprocheiien , aber unsicheren Sporen bei Pseudorigenes absehen — 
Kyrillos von Jerusalem (t 368) anzuführen (s. oben S. 255). 
Wenn derselbe (hom. 6) den Magier durch das Zwiegespann der Guten", 
Petrus und Paulus, besiegt werden läset, indem sie den angeblichen 
Gott, als er zu den Lüften emporschwebt, durch ihr einmüthiges Gebet 
zu Boden stürzen, so ist diese Darstellung schwerlich einer anderen Quelle 
als der Grundschrift der Peter-Pauls-Acten entlehnt, wenngleich nach 
diesen nur Paulus betend seine Eniee beugt, Petrus aber die Dämonen 
beschwört. Ganz dieselbe Erzählung begegnet uns dann bei Sulp i ein s 
Severus in dessen c. 403 n. Chr. geschriebene Chronik (II, 28) (8. 
oben S. 255 flg.). Derselbe muss ebenfalls eine ixxXtjoaoTix}] faropCa be- 
nutzt haben, welche älter war als der gegenwärtige Text der Acten, 
und höchstwahrscheinlich mit der Grundschrift derselben identisch ist. 
Als dritter Zeuge darf wol der etwas ältere Asterios von Amaseia 
(2. Hälfte des 4. Jahrh.) genannt werden. Wie wir oben 3. 249 flg. ge- 
sehen haben, gehen die Angaben seiner Homilie auf die Apostelfürsten 
Petrus und Paulus zwar theilweise, wenigstens indirect, auf die mpfoSot 
zurück. Dagegen kann der dem Paulus gewidmete Abschnitt woi nur 
den npi&i$ IKxpou xal IlauXou entnommen sein; denn nur in diesen 
lesen wir, dass Paulus bei seiner Ankunft in Rom den Petrus dort vorge- 
funden, mit demselben ein „Zwiegespann" gebildet (£uvcop(8a £eo£dE|i€vo£) 
und gemeinsam mit ihm den Juden und Heiden gepredigt habe; auch 
der Inhalt seiner Predigt stimmt wesentlich mit dem überein, was Paulus 
in den Acten sect. 57 u. 58 über seine Lehre berichtet. Wenn dann 
freilich im Folgenden der Haas des Nero gegen die Apostel, und speciell 
gegen Paulus mit dessen Mahnungen zur geschlechtlichen Enthaltsamkeit 
motivirt wird, so liegt hier wol eine ähnliche Darstellung zu Grunde, 
wie sie Chrysostomos vorfand. Es ist möglich, dass der Bericht, welchen 
Asterios benutzte, bereits aus den Nachrichten der katholischen und der 
gnostischen Acten zusammengewebt war ; es bleibt aber ebenso möglich, 
dass jener mehrere Quellen benutzt und auf eigene Hand combinirt hat. 
Eine derselben war dann jedenfalls die Grundschrift unserer Peter-Pauls- 
Acten. 

Die jüngeren Zeugen stammen sämmtlich aus einer Zeit, in welcher 
der gegenwärtige Text der Acten schon existirt hat. Um hier von den 
kirchenslavischen Texten (der kürzeren Recension des conflictus Petri 
cum Simone und der Passion des Petrus und Paulus) abzusehn, gehören 
hierher IsidorvonSevilla, der in der kurzen Notiz in seiner Chronik 
(oben S. 256) deutlich die Erzählung unserer Acten von den näheren 
Umständen, unter denen der Sturz Simons erfolgte, vor Augen hat; 



— 333 — 

ferner Gregor von Tours (glor. martyr. I, 27), welcher ähnlich wie 
Kyrill von Jerusalem beide Apostel ihre Eniee beugen und durch ihr 
gemeinsames Gebet den Untergang des Magiers herbeiführen lässt; end- 
lich die virtutes Petri in der Abdias-Sammlung, deren Verfasser 
(ebenfalls Gregor von Tours?) bereits ein längeres, in den jüngeren 
Texten noch erweitertes Stück des sogenannten Marcellustextes seiner 
Darstellung einverleibt hat. Tiefer ins Mittelalter hinunter das Zeugen- 
verhör zu verfolgen, hätte keinen Zweck. Dagegen ist hier der Ort, 
schliesslich noch daran zu erinnern, dass wie wir (oben S. 20 ff.) sahen, 
von den älteren Zeugen für die katholische Peter-Pauls Sage jeden- 
falls schon Tertullian (scorpiace 15), aber aller Wahrscheinlichkeit 
nach auch Eusebios (H. E. n, 25) einen schriftlichen Bericht, eine 
laiopia ixxXrjatacrcixif), als Quelle ihrer Nachrichten voraussetzen. Nun 
ist uns aber keine andre derartige loxopla über das gemeinsame Schicksal 
der beiden Apostel in Rom bekannt, als eben jene von uns nachge- 
wiesene Grundschrift der 7cpc££etc IKxpou xal üa6Xou *). Dann aber 
bleibt es nach wie vor das einzig Wahrscheinliche, dass jene Grund- 
schrift eben jene alten rcpaljetc IlauXou waren, aus welchen schon 
Origenes (Tom. XX, 12 in Joann.) eine noch jetzt in den Peter-Pauls- 
Acten vorhandene Stelle citirt, und deren hohes, beinahe kanonisches 
Ansehen in der katholischen Kirche Eusebios (H. E. m, 3, 5. in, 
25) und das alte Schriftenverzeichnis des codex Claromontanus 
(epp. Paul.) bezeugen. Derselben Schrift wird Origenes (exeget. in genes. 
Tom. IH) auch die umgekehrte Kreuzigung des Petrus entlehnt haben. 

4. Die Compositum der Acten. 

a. Die katholische Grundschrift aus dem 2. Jahrhundert. 

Die bisher durch verschiedene äussere Merkmale begründete Unter- 
scheidung einer Grundschrift und einer Ueberarbeitung der acta Petri 
et Pauli hat sich nun noch näher durch eine Untersuchung der Com- 
position dieser Acten selbst zu bewähren. Hier ist zunächst noch einmal 
an den bereits oben S. 325 hervorgehobenen Umstand zu erinnern, dass 
in der Angabe der Oertlichkeit für Simons Sturz ein Widerspruch waltet, 
indem zuerst als Stätte des unternommenen Flugs durch die Lüfte das 
Holzgerüst d. h. das Amphitheater des Nero auf dem Marsfelde, darnach 
aber als Stätte des Sturzes vielmehr mit den Actus Vercellenses und sach- 
lich übereinstimmend mit Pseudo-Hegesipp, die via Sacra bezeichnet wird. 

1) Letztere werden auch handschriftlich zuweilen als Ectopia ixxXrjotao- 
xtxyj bezeichnet. So in cod. Vat. 821. 



— 334 — 

Eine nähere Betrachtang zeigt nun, dass verschiedene Stellen, 
welche sicher den gnostischen Acten entnommen sind, dem dringenden 
Verdachte der Interpolation unterliegen. Hierher gehört zunächst sect. 31 
die Stelle von der Bekehrung der Livia und Agrippina durch Petrus 
und der Soldaten und Palastbeamten des Kaisers durch Paulus. Im 
Tischendorf sehen Texte (p. 13) ist der wirkliche Sachverhalt dadurch 
undurchsichtig geworden, dass der Herausgeber zuerst dem Texte G 
folgt, darnach aber plötzlich zu V L überspringt. So hat es den An- 
schein, als ob das sect. 32 berichtete tumultuarische Murren des Volkes 
durch jene Bekehrungen motivirt sei, während es unmittelbar vor den 
Bekehrungsgeschichten hiess, die Hehrzahl des Volkes sei gläubig ge- 
worden. Man braucht aber [nur auch hier dem Texte V L consequent 
zu folgen, so zeigt sich alsbald, dass der Eingang von sect. 32 sich 
genau an den ersten, den Bekehrungsgeschichten vorangehenden Satz 
von sect. 31 anschliesst, während jene Geschichten den Zusammen- 
hang störend unterbrechen. Der Zusammenhang ist folgender. Als 
die jüdischen Synagogenvorsteher und heidnischen Priester wahrnahmen, 
dass durch die Predigt der Apostel fast ganz Rom an Christus gläubig 
geworden ist, fangen sie an, einen Tumult im Volke anzustiften und 
Murren zu erregen, streichen den Simon vor der Menge der von den 
Aposteln durch ihre Predigt Getadelten heraus, bemühen sich jenen 
beim Kaiser in Ansehen zu setzen, die Apostel des Herrn aber zu ver- 
dächtigen. Als daher (sect. 32) die Volksmenge ein tumultuarisches 
Murren erhebt, tritt Simon von Neid erregt auf den Plan und beginnt 
dem Petrus allerlei Uebles nachzusagen; die Volksmenge aber glaubt 
ihm, da sie seine angeblichen Wunder sieht *). Hier ist doch klar, dass 
die Einschiebung der Bekehrung der Frauen, Soldaten und Palast- 
beamten den Pragmatismus der Erzählung unterbricht Denn die Worte 
sect. 32 ivTeO&ev xoö XaoO araauoSt) 7iparciv?u>v yoyyuo|i6v sehen 



1) sect. 31: TaGxa xal xd xoöxoic äp-oia Xsyövxwv Ilixpoo xal IlaöXoii, 

iatyigoav ndvxtc **l fjxouov aöxöv öi&aoxövxav xal xrjpuxxövxcöv n&oi xote 
TtiOTOtc ?&v ™& xupCou Xöfov" xaJK 4)|Upav ök taXq&övovxo xöv moxtuövxov 
•lg xöv xöpiov TqaoGv Xptoxöv dvapC&pifjxov nX9i&o$. Idövxtc bk ot dpxi- 
auvdyoöyot xöv loudaCav xal xöv TSXXijvcov Ctpttc, öxt Öid xoG xijpÖYPanoC 
aöxffiv ox»Ööv nftoa ^ Twjir) 4it(oxtootv tl^ xöv xöpiov ItjooOv Xptoxöv, 
^pfavxo xax* aöxffiv xapaxV iftlpw tlg xöv Xaöv xal yoffua^d^, ftitatvtlv 
H 2{|i(ova xöv jidyov ftvcfaciov navxö^ xoO nX^frouc *Öv 6itö xÄv ditoaxöXov 
xax-jjYopoövxwv' ^y<övCCovxo xal ftvcfatiov xoO ßaoiXtoc Nipcovog Ötaßöipov aöxöv 
icoi5jaai, c};4^ai th xoög xoO xupCou dnooxöXouc. [Nun folgt das Einschiebsel], 
sect. 32: ivxe8$sv xoO XaoÖ axaoiwÖTj 7tpaxx6vxa>v fOYYUO|iöv, ö 2(|ia>v MXq> 
xtvoujisvog ötsYS^PS^ * al ^PS« «spl Ilixpoo noXXä Xiyeiv xaxd. 



— 335 — 

deutlich auf das fygavTO xax' aöxföv tapa/^jv iyefpciv ct£ xöv Xaöv 
xal yo7yua|x6v zurück, die Herausstreichung Simons vor allem Volk aber 
bereitet unmittelbar das im Folgenden erzählte Auftreten des Magiers vor. 

Ein zweites Einschiebsel findet sich sect 79, wo plötzlich der 
Eparch Agrippa, der. vorher nur in dem Einschiebsel sect 31 erwähnt 
war, auftritt und für Paulus auf mildernde Umstände plaidirt, weil 
Petrus allein den Tod des Simon verschuldet habe. Da Nero im un- 
mittelbar Vorhergegangenen bereits beiden Aposteln den Tod ange- 
kündigt hat, so sieht man nicht ein, wie er dazu kommt, auf einmal 
den bisher gar nicht activ gewesenen Agrippa um Rath zu fragen, 
seinen ursprunglichen Vorsatz beide in der Naumachie zu tödten, aufzu- 
geben und dem abweichenden Vorschlage des Agrippa Folge zu leisten. 
Das Einschiebsel dient hier dem Zwecke der Motivirung der verschiedenen 
Todesart, mit welcher die Apostel bestraft werden. Der ursprüngliche 
Text lässt sich hier noch leicht wiederherstellen *). 

Ein drittes Einschiebsel liegt sect. 84 in der Erzählung von der 
Bestattung des Petrus vor. Sobald der Apostel den Geist aufgegeben 
hat, erscheinen glänzende Männer von fremdartigem Aussehen und sagen, 
sie seien um der heiligen Apostelfürsten willen von Jerusalem ge- 
kommen. Dieselben heben „zugleich mit Marcellus, einem vornehmen 
Hanne, welcher auch dem Petrus Glauben geschenkt und den Simon ver- 
lassen hat", heimlich den Leichnam auf und bestatten denselben unter der 
Terebinthe nahe bei der Naumachie auf dem Vatican 2 ). Im Folgenden 
(sect. 87) wird dann von „frommen Männern aus dem Oriente* be- 
richtet, welche gekommen seien, die Leichname der Heiligen zu rauben, 
an ihrem Vorsatze aber durch ein Erdbeben gehindert worden seien. 
8chon Erbes 8 ) hat hier scharfsinnig darauf hingewiesen, dass der 
ursprüngliche Bericht hier nur von „Orientalen" oder „Männern aus 
Jerusalem" geredet haben kann, welche bei dem Tode des Petrus zu- 
gegen waren, mit dem offenen Geständnis, dass sie seinetwegen ge- 
kommen, nämlich ihn heimzubringen. Die alten npifcziz hatten also, 
wie Erbes richtig bemerkt, noch gemeint, der Leib des Petrus sei mit 



1) Ich stelle den Text von sect 79 her, wie er ursprünglich gelautet 
haben wird. T6ts Nipcov tfatv' 'Av&pomoos &pTjoxeöovxac xax&c XP*J Aiwfravttv. 
6&tv xeAeöco dtaoT|MQ4Hivai xoG IlaöXou tJjv xecpaXiJv, xöv dfc Ilixpov inl crtaupoff 
dpJHjvau 

2) xal aüxol &jia MapxiXAcp dvöpl IXXouorpCcp , Carte xal nsTtCorsoxt 
IUxpqp xaxaXin&v töv 2£jicova, Jjpav xö oöjia aöxoö Xdfrpa xal HHjxav aöxö 
tmb xfjv xspißiv^ov nX-rjofov xoö vaup.ax(ot> tlg töitov xaXo6p.svov Baxixdvov. 

3) A. a. S. 31 ff. 



— 336 — 

den Orientalen verschwunden. Seitdem aber durch die „Auffindung" 
und Beisetzung der Reliquien der thatsächliche Beweis geliefert war, 
dass dieselben noch in Rom vorhanden waren, „so blieb den Orientalen 
jetzt in der Ueberarbeitung zunächst nichts übrig, als dem eigends ein- 
geführten und damit betrauten Marcellus zu helfen, den Petrus der 
späteren Voraussetzung entsprechend gleich im Vatican zu begraben und 
dazu noch im Hinblick auf die Inschrift des Damasus die Römer sich 
freuen zu heissen, dass sie so grosser Patrone gewürdigt worden." Die 
Tradition von den Grabstätten der Apostel wird weiter unten noch be- 
sonders zu besprechen sein. Hier genügt zunächst die Constatierung 
einer doppelten Thatsache. Erstens steht der Raubversuch durch die 
eöXaßetfc £vSpec xtöv t% AvaxoXffc pep&v, welche offenbar identisch 
sind mit den vorher erwähnten ävSpeg Ev8o£oi xal ££voi t$ tö£a, 
welche bekennen, um der Apostel willen von Jerusalem gekommen zu 
sein, zu dem jetzt diesen Männern zugeschriebenen Werke der Be- 
stattung des Petrus im handgreiflichen Widerspruch. Zweitens aber 
sieht man nicht ein, warum jene Männer sich bei der Bestattung der 
Hilfe des Marcellus bedienen. Letzterer wird ganz abrupt in die Er- 
zählung eingeführt, und verdankt seine Erwähnung lediglich dem Um- 
stände, dass zur Zeit der Ueberarbeitung der alten 7tpi£et£ die aus den 
gnostischen itspCoSot stammende Ueberlieferung bereits feststand, Marcellus 
habe den Petrus begraben. Wir haben also jedenfalls die Erwähnung 
des Marcellus und die Geschichte von der Vereitelung des Raubversuchs, 
im Zusammenhange hiermit aber wol auch die Notiz , dass die Männer 
von Jerusalem den Apostel im Vatican bestattet hätten, dem Ueberarbeiter 
zuzuweisen. Bedenken dagegen erregt nur die Erwähnung der Tere- 
binthe auf dem Vatican, welche gewiss kein späterer Zusatz ist, sondern 
auf uralter Erinnerung beruht. Der Terebinthe entspricht der bei der 
Enthauptung des Paulus in G genannte Fichtenbaum an der Strasse 
nach Ostia, bei der Hufe Aquae Salviae. Aber grade dies fallt auf, dass 
bei Paulus die Richtstätte, bei Petrus dagegen die Grabstätte genannt 
wird. Diese Incongruenz lässt sich doch wol nur durch die Annahme 
beseitigen, dass beide Male im ursprünglichen Text nur die Richtstatte, 
und nicht die Grabstätte genannt war. Die Naumachie auf dem 
Vatican wird ausser unseren Acten nur noch bei Pseudo-Linus, hier aber 
ausdrücklich als Richtstätte erwähnt. 

Ungleich enger als die bisher besprochenen Stellen sind die Ab- 
schnitte, welche von der Kreuzigung des Petrus mit dem Kopfe nach 
unten, von seiner episodisch eingeführten Flucht und reumüthigen Um- 
kehr, sowie von seinen letzten Worten am Kreuze handeln, mit dem 



— 337 — 

Gefuge des Textes verwachsen. Diese Abschnitte sind es auch, welche 
am meisten die Annahme zu begünstigen scheinen, dass die rcpiSetc 
Itetpou %x\ UaüXox) von Hans ans unter Benutzung der gnostischen 
Acten componirt seien. Indessen begegnet uns zunächst die umgekehrte 
Kreuzigung schon bei Origenes (exeget. in Genes. Tom. m) und seitdem 
als ein Gemeingut der gnostischen und der katholischen Tradition, und 
ebensogut wie letztere hier aus der ersteren geschöpft haben kann, können 
beide auf eine gemeinsame ältere Ueberlieferung, aus welcher beide ge- 
schöpft haben, zurückweisen. Was sodann die Legende von der Flucht des 
Petrus betrifft, so fuhrt, wie wir gesehen haben, Origenes das dem Flüchtigen 
zugerufene Wort des Herrn £vo>ftev (jiXAco oxaupoOaftot auf die 7tpi£etc 
üa6Xou und nicht auf die gnostischen rcepfo&oi Hdipou zurück, und 
man hat erst gewaltsam den Text ändern müssen, um statt ersterer 
Schrift vielmehr letztere bei dem gelehrten Alexandriner bezeugt zu 
finden. Nun lässt sich allerdings in dem gegenwärtigen Texte der Peter- 
Pauls-Acten die Benutzung der gnostischen Acten nicht leugnen, wie 
schon sect. 82 die Erwähnung des Agrippa, aber auch abgesehen hier- 
von die ganze Beschaffenheit der Erzählung von der Kreuzigung und 
den letzten vom Kreuze herab gehaltenen Reden des Petrus (sect. 81 
bis 83) verräth (s. oben S. 315 — 319). Dass speciell auch die Motivirung 
der Kreuzigung mit den Füssen nach oben sect. 81 ein späterer Zusatz 
sei, habe ich bereits früher ausdrücklich anerkannt '). Dem gegenüber 
lässt sich auch nicht einwenden, dass diese Motivirung in den itpi£etc 
TLixpou xal HaöXou einfacher und ursprünglicher als in den itepCo&ot 
sei. Denn ebensogut wie in der Darstellung der izpd&u; das Ursprüng- 
liche noch erhalten sein kann, könnten umgekehrt jene durch sorgfältige 
Ueberarbeitung die gnostischen Spuren getilgt und die künstlichere, nur 
im Zusammenhange gnostischer Lehre verständliche Motivirung durch 
eine einfachere ersetzt haben. Weit eher kann man auf die Ver- 
muthung kommen , dass die älteste Erzählung überhaupt noch nichts 
von der umgekehrten Kreuzigung gewusst habe, letztere vielmehr erst 
aus dem von Origenes bezeugten Herrenworte ävcofev |iiXXa> oraupottafrae, 
auf Anlass der Doppelbedeutung von ävcoftev herausgesponnen sei. So 
schon Thilo (acta Petri et Pauli H p. 23) und nach ihm wieder 
Holtzmannin seiner beachtenswerthen Recension meiner Petrussage 

1) Römische Petrussage S. 75. Dagegen muss ich jetzt theilweise zurück- 
nehmen, was ich S. 127 ff. über die grössere Ursprünglichkeit der Ttpdgsie 
Ütrpou xal IlaöXoo in den folgenden Abschnitten sect 82 und 83 ausgeführt 
habe. Abgesehen von der noch näher zu besprechenden Erzählung von der 
Christophanie ist die Abhängigkeit von den gnostischen Acten unverkennbar. 

Li p sins, Apostelgeschichton. II. I. 22 



— 338 — 

(Prot. Kirchenzeitnng 1871 N. 50 Sp. 1102). Andererseits setzt ja der- 
selbe Origenes, wie oben 8. 337 in Erinnerung gebracht wurde, schon 
die Kreuzigung mit den Füssen nach oben voraus, hat diese also ver- 
muthlich schon in derselben Quelle, der er jenes Herrnwort entnahm, 
d. h. in den izpi&u; IlaOXou gelesen. Dieser Umstand wurde an sich 
der anziehenden Thilo-Holtzmann'schen Hypothese noch nicht im Wege 
stehen. Nur würden wir dann wieder über die npdc^etc üauXoü hinaus 
auf eine ältere Ueberlieferung zurückgewiesen, welche sowol in jenen, 
als in den gnostischen itepfoSoi verarbeitet ist Erstere mögen dann 
immerhin, wie ich früher ') annahm, hier nur das einfache Wort der 
Demuth enthalten haben: oöx el\u. ä^ioq d>c 6 x6pi6g |iou oraoperftijvrc. 
Jedenfalls muss die Legende von der umgekehrten Kreuzigung älter 
sein, als die immer weiter ausgesponnenen dogmatischen Reflexionen 
über ihre Motive, wie namentlich wieder die Darstellung bei Psendo- 
Linus zeigt, welcher bereits mehrere Motive neben einander stellt Aach 
das wird sich schwerlich bestreiten lassen, dass die Deutung des Herrn- 
worts auf Christi Bereitschaft zu einer (abermaligen) Kreuzigung an 
der Stelle des kreuzesflüchtigen Jüngers einen ursprünglicheren Eindruck 
macht, als die Interpretation der gnostischen Acten von einer Kreuzigung 
Christi in seinem Jünger 'misericordiae compassione et glorificationis 
cdebrüate?. Der berühmte Spruch soll einfach den von Feigheit über- 
wältigten Jünger beschämen, und dadurch seine reumüthige Umkehr 
motiviren. Das Trostwort „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir" 
richtet dann seinen gesunkenen Muth wieder auf. Dagegen ist der 
immerhin tiefsinnige, auch in der christlichen Barche frühzeitig ver- 
breitete 2 ) Gedanke, dass alles Leiden der Erwählten ein Leiden Christi 
in ihnen sei, in diesem Zusammenhange ganz gewiss nicht am Platze. 
An die Stelle der Beschämung und der Reue über seine Wankelmüthig- 
keit, dieses für Petrus so überaus charakteristischen Zuges, ist in den 
gnostischen Acten vielmehr der Ausdruck der sofortigen Bereitwilligkeit 
des Apostels getreten, dem Herrn, der sich abermals kreuzigen lassen 
will, zu folgen und darnach nichts als Jubel und Freude über die 
Gnade, deren er gewürdigt ist. Also zuerst nimmt Petrus das Herrn- 
wort ganz einfach buchstäblich, ohne über dessen Sinn weiter zu grübeln 
und erklärt sich, als ob er nicht grade auf der Flucht vor dem Tode 
sich befände, ja ganz als verstünde sich dies für ihn von selbst, zur 



1) a. a. 0. S. 75. 

2) Vgl. ausser Stellen wie Gal. 6, 17. 2 Kor. 1, 5. Kol. 1. 24 auch den 
Brief der Gemeinden von Lyon und Vienne bei Euseb. H. E. V, X, 23. 



— 339 — 

Nachfolge Christi bereit '). Darnach als der Herr wieder in des 
Himmels Wolken verschwunden ist, sieht er — wieder ohne eine Spnr 
von Demuth und Rene — in dem Herrnwort nur eine Hindeutung auf 
die in ihm als in einem Erwählten bevorstehende Verherrlichung Christi. 
Und diese Verballhornung des einfach ergreifenden Gedankens der 
katholischen Acten findet sich nicht etwa blos bei Pseudo-Linus, sondern 
ganz ebenso bei Pseudo-Hegesipp. Wenn diese speciellere Ausführung 
in dem kürzeren Texte des gnostischen Martyriums, in dem cod. Patm., 
der kirchenslav. und der äthiop. Version 9 ) fehlt, so ist in diesem 
Excerpte überhaupt jede Deutung des Herrnworts hinweggefallen, das 
Uebriggebliebene aber — die fröhliche, dankerfüllte Stimmung, mit 
welcher Petrus nach der Wiedererhebung Christi in den Himmel nach 
der Stadt zurückkehrt — setzt ja doch deutlich dieselbe Motivirung 
wie bei Pseudo-Linus voraus. 

Hier wird es -also bei unserem früher gefundenen 8 ) Ergebnisse ein- 
fach verbleiben müssen, dass die Darstellung der Peter -Pauls -Acten 
die relativ ältere sei. In diesem Punkte kann weder von einer ursprüng- 
lichen Abhängigkeit von den gnostischen Acten, noch von nachträglicher 
Interpolation aus letzteren die Rede sein. Dennoch bleibt der Eindruck 
zurück, dass diese ganzen Schlussabschnitte sect. 81 sqq. etwas Unan- 
gemessenes haben. Es ist schon unpassend, dass diese ganze Geschichte 
von der Flucht und Reue des Petrus hier episodisch eingeschoben und 
von dem Apostel vom Kreuze herab erzählt wird. Nun sieht aber die 
Einleitung dieser Erzählung — vollends in dem hier sicher ursprüng- 
liche Text V — ganz zweifellos auf die gnostischen Acten zurück. 
Hierzu kommt weiter, dass die ganze Darstellung der letzten Schicksale 
der Apostel etwas Abgerissenes, Dürftiges hat. Ganz flüchtig ist Paulus 
behandelt; aber auch die Kreuzigung des Petrus erscheint nur darum 
etwas ausführlicher, weil ausser der hier eingeschalteten Episode die 
sicher nicht ursprüngliche Motivirung der Kreuzigung mit dem Kopfe 
nach unten und die ebenso sicher aus den gnostischen Acten entlehnten 
Gebetsworte des sterbenden Apostels eingeschoben sind. Nimmt man 
diese Zuthaten hinweg, so ist die Erzählung von der Kreuzigung des 
Petrus eben so dürftig wie die von der Enthauptung des Paulus. Nicht 



1) l Domvne revertar et seguar te\ Das dem Herrn in den Mund gelegte 
Gebot dxoXo6$si jiot, welches in der passio Petri et Pauli ein Theil der Hand- 
schriften von G und der Lateiner haben, ist natürlich ein abgeschmackter 
Znsatz, den auch Tischendorf mit Recht weggelassen hat. 

2) Cod. Vercell. hat hier leider eine grössere Lücke. 

3) a. a. 0. S. 127 ff. 

22* 



— 340 - 

einmal die Richtstätte ist, wie bereits oben erinnert wurde, näher be- 
zeichnet. Wir haben also gegründeten Anlass zu der Vermuthung, 
dass hier die ursprüngliche Darstellung unter dem Einflüsse der 
gnostischen Legende stark verändert worden ist 

Das Ergebnis dieser Untersuchung der Schlussabschnitte bestätigt 
also von einer neuen Seite her die bereits oben als unabweisbar erkannte 
Unterscheidung einer älteren Grundschrift von der vorliegenden Ueber- 
arbeitung. Nur hat der Redactor hier tiefer in das Gefuge des vorge- 
fundenen Textes eingegriffen, sodass dessen vollständige Wieder- 
herstellung nicht mehr gelingt. So viel steht indess fest, dass schon 
die Grundschrift nicht blos die Erzählung von der Flucht und der durch 
das Herrnwort veranlassten reumüthigen Umkehr des Petrus, sondern 
auch die Kreuzigung mit den Füssen nach oben und höchstwahrscheinlich 
auch die Angabe der Richtstätte — bei der Terebinthe auf dem 
Vatican — enthalten hat. Der Zusammenhang, in welchem die ent- 
genannte Erzählung ursprünglich gestanden hat, lässt sich ebensowenig 
wie der genaue Wortlaut des Herrnwortes mehr ausmitteln. Die jetzige 
Fassung des letzteren lautet hier 2v T&ufl &nipxo\Lai oraupciriHjva:, 
ziemlich wörtlich übereinstimmend mit dem Patmostext : eto£pxo|iat efe 
xf)v Tü)|at)v otaupüriHjvat, während wir bei Pseudo-Linus lesen i Bomam 
venio Herum crucifigf und bei Pseudo - Hegesipp l üerum venio 
crucifigi*. Ob dieses 'Herum* die Uebersetzug von rcoAtv oder von ivcofcv 
ist, wissen wir nicht ; und ebenso muss es zweifelhaft bleiben, ob das 
eine oder das andere Wort oder keine von beiden in dem ältesten Texte 
der katholischen itpi£eic gestanden hat. 

Sieht man nun von diesen Schlussabschnitten und den wenigen 
leicht auszuscheidenden Interpolationen sect. 31 und 79 ab, so zeigen 
die acta Petri et Pauli nur in der Aufzählung der von dem Magier voll- 
brachten Gaukelstücke eine flüchtige Berührung mit den gnostischen 
itepfoSoi ; dieses Stück bildet aber ein Gemeingut der Tradition, und 
stammt sicher aus der alten ebionitischen Legende, wie sich denn hier 
die katholischen Acten weit näher mit den Clementinen, als mit den 
TtepCoSoi berühren f ). Im Uebrigen haben sie nach Plan und Aus - 
führung nicht das Mindeste mit letzteren gemein. 

In meiner „Petrussage" habe ich eingehend gezeigt, dass der 



1) Vgl sect. 32. 35 mit Recogn. Giern. H, 9. III, 47.. Hom. II, 34. IV, * 
Die entsprechende Stelle in den Actus Vercellenses f. 366a ist leider stark 
verderbt. Dieselbe stellt ähnlich wie Hom. II, 34; acta Petri et Pauli sect 32 
den Gaukelkünsten Simons die ächten Heilwunder des Petrus gegenüber. 



— 341 — 

Schwerpunkt dieser ganzen Darstellung in der innigen Gemeinschaft 
liegt, welche beide Apostel im Leben und Sterben verbindet '). Wieder- 
holt heben die Acten mit dem grössten Nachdruck hervor, man dürfe 
den Petrus und den Paulus von einander nicht scheiden, beide seien 
ganz Eines Sinnes, was der Eine lehre, lehre auch der Andere *). Petrus 
und Paulus gehören zusammen wie Sonne und Mond. Schon im Bebe- 
berichte beherrscht dieser Gedanke die ganze Compositum. Als die 
Kunde von der nahen Ankunft des Paulus in Rom sich verbreitet, 
müssen ihm die von Petrus bekehrten Heidenchristen in einem ihm noch 
nach Malta zugeschickten Begrüßungsschreiben bezeugen : „Wir haben 
geglaubt und glauben, dass ebensowenig wie Gott die beiden grossen 
Lichtträger, die er geschaffen hat (Sonne und Mond) von einander 
scheidet, man euch von einander zu scheiden vermöge, dass heisst weder 
den Petrus von Paulus noch den Paulus von Petrus" 8 ). Die Stelle 
motivirt zunächst den Gedanken, dass wo Petrus ist, auch Paulus nicht 
fehlen dürfe. Dies geschieht aber so, dass die untrennbare Zusammen- 
gehörigkeit beider Apostel gradezu als Glaubensartikel hingestellt wird. 
Dem entsprechend müssen die beiden Petrusschüler, wefohe den Brief 
überbracht haben, den Paulus auf seiner ganzen Reise nach Rom be- 
gleiten. An allen Orten Italiens, wohin er auf seiner Reise kommt, 
wird er von den Schülern des Petrus bewillkommnet und beherbergt. 
So in Puteoli, wo er sieben Tage lang bei den dortigen Petrusschülern 
verweilt; so in Ga6ta, wo ihn Erasmus, den Petrus dorthin abgeordnet 
hat um das Evangelium zu lehren und in Terracina, wo ihn der von 
Petrus geweihte Diakonus Cäsarius aufnimmt. Von Forum Appii aus 
lässt er dem Petrus seine Ankunft melden ; und alsbald sendet dieser 
ihm seine Schüler zur Begrüssung nach Tres Tabernae entgegen. Ganz 
dieselbe Tendenz, beide Apostel als unzertrennliche Genossen zu 
schildern, waltet auch in dem weiteren Verlaufe der Darstellung ob. 
Auf die erste Kunde von der Ankunft des Paulus in Rom sucht Petrus 
ihn sofort auf. Die Apostel sehen sich, umarmen einander unter Freuden- 
thränen und Einer erzählt dem Andern seine Erlebnisse (sect. 24. 25). 



1) a. a. 0. S. 60 ff. Die dort gegebene Ausfuhrung ist im Folgenden 
umgearbeitet, beziehungsweise berichtigt. 

2) Vgl. hierzu schon Baur, Paulus 2. Aufl. I, 260 flg. 

3) sect 5 : ^pttc imor«6cra|itv xal rciaxtüop-tv 5xt äorctp oöx ditoxcopCgti 
6 todg xoi>€ döo qpwcrcijpag xoüg [i.ifötXonq oüg ircoCijatv, oöxcog oöx Ix«i ptptoai 
&P&C dif dXXijXcov, Tooxiortv oöxt Ilixpov rcapd HaöXou oöxs dt IlaÖXov ttapd 
Htxpou' dXAd xopCoog mortöoptv tlg xöv xöpiov ^p-töv TrjooÖv Xpioröv, ttg 8v 
fcftatrCoJhfjiisv, $ti djioi iftvdptfra xal T^g Öpstipac didaaxaXCa^. 



- 342 — 

Alsbald tritt Paulos als ein treuer Gefährte in das Arbeitsfeld seines 
Mitapostels ein. Gemeinsam müssen sie Juden und Heiden belehren, 
gemeinsam vor dem Kaiser erscheinen, gemeinsam mit dem Magier 
streiten. Daher spricht Petrus zu Nero: „Alles was Paulus geredet 
hat ist wahr" und umgekehrt werden wieder dem Paulus die Worte in 
den Mund gelegt: „Was du von Petrus gehört hast, das glaube, ist so 
gut, als wäre es auch von mir gesagt; denn wir sind Eines Sinnes, weil 
wir Einen Herrn haben, Jesum den Christ ')." Nur räumt Paulus, wie 
auch sonst in der petropaulinischen Tradition, dem Petrus bereitwillig 
den Vorrang ein, und überlässt diesem als dem Eretberufenen den 
Ruhm, den Flugversuch des Magiers allein zu vereiteln, während er 
selbst im stillen Gebete verharren will 3 ). Dafür übernimmt es anderer- 
seits Petrus, die apostolische Würde des Paulus durch Berufung auf die 
demselben gewordene Offenbarung zu rechtfertigen. „Die Wahrheit 
selbst" redete, wie Petrus sich hier ausdrückt, vom Himmel herab, und 
sofort begann Paulus, den bisher verfolgten Pfad Christi zu vertheidigen s ). 

Und wie im Wirken und Streiten, so bleiben beide Apostel auch im 
Leiden vereinf. Gemeinsam werden sie von Nero verhört, gemeinsam in 
den Kerker geworfen, gemeinsam verurtheilt, gemeinsam zum Tode geführt 

Wie lässt sich diese Betonung der Gemeinsamkeit beider Apostel 
geschichtlich erklären? Welche Zeitverhältnisse setzt diese Darstellung 
voraus? Man kann darauf verweisen, dass ähnliehe Betheuerungen der 
unzertrennlichen Zusammengehörigkeit beider Apostel uns wiederholt, 
noch bei Schriftstellern des 4. Jahrhunderts, ja noch weit später be- 
gegnen. Beide bilden das „apostolische Zwiegespann". Aber wenn man 
dem Zusammenhange nachfragt, in welchem uns diese Bezeichnung be- 
gegnet, so geschieht dies entweder an Stellen, welche deutlich auf die 
Erzählung unserer Acten zurückweisen, oder sie dient dem apologetischen 
Zwecke, den Streit der beiden Apostel in Antiochien Gal. 2, 11 ff. in einer 
solchen Weise zu erklären, dass jeder Schein eines wirklichen Zwie- 



1) sect. 60: (Ilitpoc) dtotxpCihf) xal sfatv* IldVca 6aa ä IlaOXoc iXdXqasv 
&Xv}4Hj tloCv. sect 62: IlaöXog tfasv "A napaII*cpou ^xooaac, xaöra xal nap* 
ijiotf ntoTsus «Ipfjo&ai* xb Sv yap <ppovoQp.sv , fci Iva xöpiov ixopsv, lijooöv 

TÖV XpiOTÖV. 

2) sect. 73: xal crcpacpslc 6 IlaOXoc icp6( töv üfrcpov tlxtv* *S|&6v |itv xö 
Y<5vt> xXTvai xal töv ^«6v (xrctötiv, aiv dt tö dvöoai, fru ofr itpfrcoc icpotx«- 
pCofrqc dnb toÖ xopCoo. 

3) sect 60: afrri) ^ &A^£tia ix to& qftpavoö npooo)i£XiQO»v afrc$ Xlyouoa* 
'Ey<& tl^t 4 &X4&«ia ^v ou ixdtcfrxttc' naöoou &ia>x»v pt. &c o5v lyv» ofc«* 
tTvai, xataXiit&v dntp dit{td£xsi, ^pjato dttxdixfjoai xaimjv. -ctjv tp(ßov tot* 
XpioxoO f)v ftdtoxtv. 



— 343 — 

spaltes derselben zerstreut wird. Ersteres ist der Fall in den oben 
S. 255. 249 ff. angefahrten Stellen des Kyrill von Jerusalem und Asterios 
von Amaseia; letzteres z. B. bei Johannes Chrysostomos, der in 
seinem Commentar zum Galaterbriefe nach älteren Vorgangen sich sehr an- 
gelegentlich um eine harmonistische Erklärung des antiochienschen Streites 
bemüht 1 ). Derselbe nrtheilt in der Homilie über den Apostelstreit, 
dass keine Apologie zufriedenstelle, „bei welcher aneh nur das Eine 
Robb des apostolischen Zwiegespannes hinkend bleibe" *). 

Die Bestrebungen der Kirchenlehrer, den Streit in Antiochien auf 
einen möglichst harmlosen, die Eintracht der Apostel nicht im Mindesten 
beeinträchtigenden Vorgang zurückzuführen, setzen die katholische An- 
sicht von dem Verhältnisse des Petrus und Paulus zu einander schon 
voraus. Eine geflissentliche Betonung ihrer Eintracht aber findet sich 
(abgesehen von Festhomilien auf den Peter-Pauls-Tag) nur auf gegebenen 
Anlass, speciell durch die von Häretikern und Gbristenfeinden aus- 
gebende Bestreitung derselben. 

Es bedarf nun wol kaum der näheren Begründung, dass der An- 
lass, welcher den Peter-Pauls-Acten die durchstehende Tendenz auf Be- 
tonung der Eintracht beider Apostel verleiht, ein anderer gewesen sein 
muss, als der, welcher jene apologetischen Bemühungen der Kirchen- 
lehrer inspirirt. Weder auf Markion noch auf einen heidnischen Christen- 
feind wie Celsus oder Porphyrios findet sich hier irgend welche Be- 
ziehung. Aber auch des Conflictes in Antiochien wird mit keiner Silbe 
gedacht. Die Aufgabe, welche sich der Erzähler gestellt bat, ist auch 
nicht sowol die theologische Begründung der Uebereinstimmung beider 
Apostel in einem speciellen, vom Scheine des Gegentheiles gedrückten 
Fall, als vielmehr die ganz allgemeine, durch Wort, That und Schicksal 
der Apostel immer aufs Neue veranschaulichte These ihrer unzertrenn- 
lichen Zusammengehörigkeit und durchgängigen brüderlichen Oemein- 



1) Opp. X, 686 sqq. Montfauc. Vgl. Overbeck, über die Auffassung des 
Streites des Paulus mit Petrus in Antiochien bei den Kirchenvätern. Basel 1877 
8. 29 ft Der Erste, welcher von jener Stelle einen Anlass nahm, den Wider- 
spruch des Petrus gegen das von Paulus gepredigte Evangelium zn behaupten, 
tot Markion (vgl. Tertull adv. Marcion. I, 20. IV, 3. V, 3). Späterhin suchte 
namentlich Porphyrios den Streit in Antiochien zum Beweise für die Uneinig- 
keit und Streitsucht der Apostel zu verwerthen. Vgl. Hieron. ep. 112 ad 
AugustiiL Opp. I, 736 sqq. Vallars. comm. in Gal. praef. Opp. VII, 371. Vgl. 
Overbeck a. a. 0. S. 7 ft 

2) Hom. in illud.: in faciem Petri restiti Opp. m, 363 Montfaucon : -et 



1 



— 344 — 

schaft im Leben und Sterben. Vor allem aber sind es die römischen 
Thaten und Erlebnisse beider Apostel, durch welche die Wahrheit dieser 
These ans Licht gestellt werden soll. 

Trotz aller heut zu Tage Mode gewordenen Ungeneigtheit, das 
Vorhandensein einer Richtung in der alten Kirche anzuerkennen, welche 
Paulus und Petrus zu einander in Gegensatz stellte, wird man sich dem 
Zugeständnisse nicht zu entziehen vermögen, dass die ganze Compositum 
der Acten von dem apologetischen Interesse beherrscht ist, die Meinung 
von einem principiellen Gegensätze beider Apostel zu bekämpfen. Nun 
ist aber die geschichtliche Situation, aus welcher eine Darstellung wie 
die unserer Acten hervorgehen konnte, nur in den Zeitverhältnissen bis 
etwa zur Mitte des 2. Jahrhunderts und sonst niemals wieder in der 
Geschichte der Kirche gegeben gewesen. Den geschichtlichen Hinter- 
grund der Acten bildet mit einem Worte der Gegensatz der petro- 
paulinischen und der ebionitischen Legende, wie derselbe uns im zweiten 
Jahrhundert begegnet. Derselbe ist bereits oben S. 61 ff. näher besprochen 
worden ; doch mussten wir vorläufig von den Peter Pauls- Acten noch 
absehen. Jetzt dürfen wir es aussprechen, dass die Abfassungszeit der 
Grundschrift unserer Acten etwa in dieselbe Zeit fallt, in welcher 
Dionysios von Korinth die untrennbare Gemeinschaft des Petrus und 
Paulus betonte. Die oben aus unseren Acten angeführten Stellen ge- 
hören zu den für die petropaulinische Legende am Meisten charak- 
teristischen. Nur aus dem Gegensatze zu der judaistischen Ueber- 
lieferung, welche das Verhältnis des Petrus und Paulus als ein feind- 
seliges aufgefasst, welche in jenem den wahren, in diesem den falschen 
Apostel gesehen hat, versteht sich der so geflissentlich wiederholte und 
durch immer neue Züge illustrirte Grundgedanke des Ganzen, dass 
beide Apostel untrennbar zusammengehören, dass Petrus mit Paulus 
und Paulus mit Petrus ganz einig ist, dass man also kein Recht habe, 
den Einen von dem Andern zu scheiden. Vor Allem aber ist es die 
Vorstellung von einem Conflicte beider Apostel in Rom, welche durch 
diese Darstellung verdrängt werden soll. 

Wir haben es also in der Grundschrift der 7tpa£et£ TLixpou xa! 
üauXou mit einer Schrift von ähnlicher Tendenz zu thun, wie die 
katholische Predigt des Petrus und Paulus, welche ebenfalls in der 
Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden ist. Das Hauptinteresse ist der 
Legitimation des Paulus als des ächten Mitapostels und Bruders des 
Petrus zugewendet. Die apostolische Würde und Autorität des Paulus 
als „des ächten Knechtes unseres Herrn Jesu Christi und Bruders des 
Petrus des ersten unter den Aposteln", wie die Anrede in dem Briefe 



— 345 — 

der römischen Petrusschüler an ersteren lautet '), wird hier mit einer 
Geflissenheit hervorgehoben, welche jeden Zweifel an dem apologetischen 
Charakter dieser Darstellung ausschliesst. Demselben Zwecke dient 
es, dass kein Geringerer als Petrus selbst, der „Erste der Apostel", die 
Verteidigung der apostolischen Würde des Paulus übernehmen muss. 
Alle Hauptanklagen, welche das Judenchristenthum wider Paulus 
erhebt, werden hier durch Petrus zurückgewiesen : dass er aus Neid die 
älteren Apostel verfolgt habe, dass er ein Gesetzesverächter, ein falscher 
Apostel sei, dass seine Lehre den heiligen Schriften und der göttlichen 
Wahrheit zuwiderlaufe. „Eine Stimme vom Himmel hat den früheren 
Verfolger des Messiasglaubens berufen und ihm die Wahrheit gelehrt; 
denn nicht aus Neid, sondern aus Unwissenheit war er ein Verfolger 
unseres Glaubens. Denn vor uns sind falsche Messiasse, falsche Apostel 
und falsche Propheten gekommen, welche, wider die heiligen Schriften, 
die Wahrheit ihres Inhaltes zu entleeren strebten. Wider sie musste 
dieser Mann erwählt werden, dem von Klein auf nichts Anderes am 
Herzen lag, als die Geheimnisse des göttlichen Gesetzes zu erforschen, 
um durch sie ein Vertheidiger der Wahrheit und ein Verfolger der Lüge 
zu werden. Weil nun seine Verfolgung nicht aus Neid, sondern um der 
Verteidigung des Gesetzes willen geschah, so redete die Wahrheit 
selbst vom Himmel her zu ihm herab und sprach : ,Ich bin die Wahrheit, 
die du verfolgst ; höre auf, mich zu verfolgen'. Alsbald nun, da er er- 
kannte, dass es sich also verhalte, verliess er was er vertheidigt und 
begann diesen Pfad Christi zu vertheidigen, den er verfolgt hatte, welcher 
Pfad der Weg der Wahrheit ist für Alle, die ihn mit aufrichtigem 
Herzen wandeln"*). Ist es hier Petrus, welcher die judaistischen 
Anklagen gegen Paulus widerlegt, so wird umgekehrt der juden- 
christliche Vorwurf, dass Paulus gar kein wirklicher Schüler Christi 



1) JlaöXs doOXs yv^ais xoö dsofcöxou ^jiöv IrjaoO XpioxoÖ xal ddtXqpi 
Hixpoo xoö npcftxoo xöv dicooxöXa>v. 

2) sect 60: Aicbxxoo y*P aö-coö övxog x$ xoöXpioxoÖ itCortt, <pü)v*j aöxöv 
ix xoö oüpavoö ixdXtasv xal iöCdaf« xtjv dXi)$tiav* oö ydp Jjv ixfrp&C xaxd 
9&6vov xifc ^psxipac xtoxstDC, dXAd xaxd Äyvotav. xal ydp iyivovxo xpö ^jiöv 
4»«uWxpiatot, &€ xal Stpav, tytob<xn6(rzo\oi dt xal cpsuöonpocpfj'cat, ottivsg xaxd 
x6v ttp&v x a P a TM^ TÖ)V tasT^dsoaav xtvffioai x*jv dXifltoiav' xal xaxd xoöxcov 
dvapcatov ^v xoffxov icpoxsipfoao&ai xdv dvdpa, x6v ix uaiöd&sv ouöiv 
Ixtpov ircixtjdsöaavxa, sl pij xoö A-sloo vöp-oo iptov&v xd jiooxi)- 
pta, iv ol$ xf}c dXij&sCas IxÖixoc xal xoO ty&btoos yivTjxai 
dtöxxijc. iittl xotvov 6 ÖtcoYJJtög aöxoö oft did qp&övov iYivtxo, dXXd 
ötd xi]v xoO vöjioü ixödxigoiv, aörJj ^ dXijtoia ix xoö oöpavoö rcpooo- 
liAiptv aöx$ XiYOuaa' Täyt» • l P ,t 4 dX^toia, f)v au ixSiäxtig' nattaai &«6- 



— 346 — 

sei, dem Magier Simon in den llnnd gelegt 1 ), der dabei aus seiner 
Christuarolle herausfallt und als der Wortführer des antipaulinischen 
Judenthums erscheint. Anderwärts ist es sogar der Auferstandene 
selbst, welcher, nachdem er den Paulus vom Himmel her zu seinem 
Apostel berufen, das paulinische Evangelium ausdrücklich beglaubigen 
muss*), worauf dann sofort als weiteres Zeugnis die obenerwähnte Be- 
steuerung des Petrus folgt: „Alles was Paulus geredet hat, ist wahr 44 . 
Von hier aus sind wir im Stande, noch tiefer in die Composition 
der Acten hineinzublicken. Die Grundschrift versetzt uns mitten hinein 
in die Kämpfe zwischen Judenchristen und Heiden- 
christen, welche ausdrücklich mit Bede und Gegenrede einander 
gegenübergestellt werden. Am Morgen des Tages nach der Ankunft 
des Paulus in Born findet Petrus vor der Thür desselben eine Menge 
Juden. Zwischen den Judenchristen und Heidenchristen aber war ein 
grosser Tumult. Die Judenchristen sagen : „Wir sind das auserwählte 
Geschlecht, eine königliche Priesterschaft (2. Petr. 2, 9), Freunde 
Abrahams, Isaaks und Jakobs und aller Propheten, mit denen Gott ge- 
redet hat, denen er seine Geheimnisse und seine grossen Wunder gezeigt 
hat. Ihr aber aus den Heiden habt nichts Grosses in eurem Samen, 
wenn nicht etwa, dass ihr durch Götzen und Schnitzbilder unrein und 
greulich geworden seid". Als die gläubigen Juden dies und dem Aehn- 
liches sagen, antworten die Heidenchristen: „Wir sind der Wahrheit, 
als wir sie hörten, unverzüglich gefolgt und haben unseren Irrthum ver- 
lassen. Ihr aber habt die Wunder an euren Vätern gekannt und hattet 
die Lehren des Gesetzes und der Propheten; ihr habt das Meer mit 
trockenen Füssen durchschritten, euch leuchtete die Feuersäule bei 
Nacht und die Wolkensäule bei Tage; vom Himmel her wurde euch 
Manna verliehen und aus dem Felsen strömte euch Wasser. Und dennoch 



x»v ps. d>£ oöv lyvo) oöxcoc tlvat, xaxaXirccbv 8iwp ditfsdtxst, ^pfaio disxdi- 
xfjoai xa&Trjv xijv xptßov toO XpiatoÖ f)v ftd£a>xsv, 4Jtic iorlv ödäg AXij&slac 
?ot£ slXtxpiv&e icopsoopivoic 4v aürg (die letzten Worte von ijxi^ an fehlen 
in V wol mit Unrecht). 

1) sect 65: 2£pa>v tticsv* O&x Ifivszo xoO HaöXou dtddtoxaXoc 6 Xpioröc. 
IlaüXog sfasv' Na(, di' diwxaX64>tG>c xA|it foattsootv. 

2) Am Schlüsse der Bede des Paulus sect. 59, in welcher er dem Nero 
den Inhalt seiner Lehre auseinandersetzt, folgt zunächst die Versicherung GaL 
1, 1 flg, dass er dieselbe nicht von Menschen, sondern durch Jesus selbst vom 
Himmel her empfangen habe. Dieser, heisst es dann weiter, habe ihn sur 
Predigt ausgesandt mit der Yerheissung: üopsöoo, $u i^ön foopat pstdi ooS, 
xal ndvxa öaa Äv tln^c 9\ woujosig, iyä) dixaietaco. Die betreffenden Worte 
fehlen wol mit Unrecht in Y, stehen aber auch in L. 



— 347 — 

habt ihr nicht geglaubt und nach dem Allen euch das Idol eines Kalbes 
gefertigt nnd eure Kniee vor dem Schnitzbilde gebeugt Wir aber, die 
wir nichts von den Zeichen sahen, wir glauben, dass der der wahr- 
haftige Gott sei, den ihr im Ungehorsam verlassen habt '). u 

Diese Beden versetzen uns aufs Lebendigste in die Streitverhand- 
lungen der christlichen Urzeit hinein, wie wir sie namentlich aus den 
Briefen des Paulus kennen. Auf der einen Seite steht der Aristokra- 
tismus des jüdischen Geblüts, der auf die ganze Heidenwelt als unrein 
herabsieht; auf der anderen vernehmen wir Anklagen gegen den Un- 
glauben der Juden, wie schon Stephanus sie erhebt, und wie sie nach- 
mals noch oft wiederholt wurden, gegenüber dem bereitwilligen Glauben, 
welchen die Heiden dem göttlichen Heilswillen entgegenbringen. Moti- 
virt doch auch Paulus Born. 11 die zeitweilige Verwerfung Israels und die 
Berufung der Heiden durch ähnliche Gedanken. 

Dagegen ist es ganz dem apologetischen Zwecke unserer Acten 
gemäss, wenn sie gerade den Paulus auftreten lassen, um beide Theile 
zur Eintracht zu mahnen. „Als sie so und ähnlich um den Vorzug 
streiten, spricht der Apostel Paulus, es gebühre sich nicht, auf diese 
Weise mit einander zu hadern, sondern vielmehr darauf zu achten, 
dass Gott seine dem Abraham gegebene Verheissung erfüllt hat: 'In 
deinem Namen sollen alle Völker gesegnet werden' (vgl. Gal. 3, 16. 



1) Der ursprüngliche Sachverhalt ist hier in dem Texte G bereits ver- 
wischt, während er aus VL noch deutlich ersehen wird. Sect. 26: fjv dt 
jitxagb xöv loudaCcov xP ta ' ctavöv ?* **l ifrvtxöv ilsyoXi) xapax^« 
ol o5v hg loodaCav tXrpv' *Hp«Tc fivog ixXsxxdv scjUv, ßaoCXtiov CspdxtDßa, 
cpCXoi ts xoö Mßpadp xal loadx xal lax&ß xal ndvxcov xöv rcpoqpyjxöv, \u& 
Äv iXdXijosv 6 frsöc, ol$ Idsigtv xd ftauxoff poontypia xal xd $aöp.axa aöxoö 
xd lisydXa. 6|isTc dt oC §£ ifrvöv oöÖiv piya ftv x$ aicip|iaxt öp-Öv Ixsxs, st 
|ri) 4v tlft&Xoic xal fXwmoTs ßißijXot xs xal ßdtXoxxol fsydvaxt (so mit Thilo 
und Tischend, nach L; G hat ßsß^Xoig xt xal ßdsXoxxote» V l&sst xal yXon- 
xolc ßsßqXolxt xa£ weg und liesst ebenfalls ßdtXuxxolg). Sect 27: xaöxa xal xd 
S|iota xoöxoig Xtydvxwv xfiv ici9xsuodvxo>v loodaCav [xxoxtuodvxov fehlt 
in LG, ist aber sieber &cht] dictxpCvavxo oE ft{ ifrvtöv Xiyovx«^ Hpttc &s 
4jxo6oa)itv xty dX^&tiav, t&&ta>c f)xoXotrih}oatitv x$ Xpiox$, Tg 6vxa>c dXij- 
toia, xaxaXfcKÖvxov ^Äv xijv fyisxipav itXdvtjv. öp-tlg dt xal xd^ «axpixdc 
Yv6vxb^ dovdtitic xal xd xoO vöjjlou xal xd xäW icpoqpYjxtiW ftxovxsg ÖtÖdyp-axa, 
ot xal xrjv &dAaooav £?}potc diaßtß^xaxt xotg rcooCv, xal xo&c ix&poöc öpAv 
ßoJK(op4vooc l&övxtf, xal ax6Xoo xupd^ voxxdg 6|ilv qpalvovxoc xal vsqpiXTjc 
fyiipa^, xal |idwa öjitv 45 oöpavoö do$tvxo$ xal ftx wixpa$ ÖÖaxog öjaTv 0oiv- 
xoe, oäx liuoxtöoaxt, dXXd xal jitxd xaöxa wdvxa tldcoXov tauxolg päoxo» 
ixtxxijvaxt xal «pootxuvijoaxt x$ yXoitx$. Öpstc 94 oftdtv ßXfaovxsc xÄv oij- 
pttov icioxtäopsv xoöxov tlvai ocoxfjpa [so richtig G, xöv dXqfcvöv V] &sdv, 8v 
6|ittc iyxaxtXtCrcaxt dittid^oavxtc. 



— 348 — 

Rom. 4, 13. 14. Act. 3, 25). Denn es gilt kein Ansehn der Person 
vor Gott: so Viele unter dem Gesetze sündigten, werden nach dem Ge- 
setze gerichtet werden, und so Viele ohne Gesetz sündigten, werden ohne 
Gesetz umkommen (Rom. 2, 11. 12). Wir aber, Brüder, müssen Gott 
danken, dass er nach seiner Barmherzigkeit uns erwählt hat zu seinem 
heiligen Volk. Denn seiner müssen wir uns rühmen, sei es Juden sei 
es Griechen: denn Alle seid ihr Eins im Glauben an seinen Namen" 
(vgl. Eph. 1, 4. Rom. 3, 27. 4, 2. GaL 3, 28) ')• Als Paulus dieses 
geredet hat, werden sowol die Judenchristen als die Heidenchristen be- 
sänftigt. 

Im Sinne des Erzählers ist es also grade die Aufgabe des Paulus, 
Judenchristen und Heidenchristen mit einander zu versöhnen. Die Lehre, 
welche er „von Jerusalem bis Illyrikum u verkündet hat, ist ja recht 
eigentlich ein Werk des Friedens und der Liebe (vgl. Rom. 15, 19) *). 
Wenn er sich für diese Auffassung mit Recht auf den geschichtlichen 
Paulus und auf zahlreiche Stellen seiner Briefe berufen kann, so lagen 
doch die geschichtlichen Voraussetzungen für einen Schriftsteller der 
werdenden katholischen Kirche wesentlich anders, als die Zeitver- 
hältnisse, unter denen einst der Apostel eine Einigung der beiden 
Theile der christlichen Gemeinde erstrebte. Wie Paulus nach der Dar- 
stellung der Acten die Versöhnung der Judenchristen und Heidenchristen 
wirklich erreicht, so hat auch Petrus in Rom nicht blos den Juden, 
sondern auch den Heiden gepredigt, und von ihm bekehrte Christen 
aus der Zahl der Heiden sind es, welche den Paulus bei seiner bevor- 
stehenden Ankunft in Rom im Voraus begrüssen (sect. 5). Allerdings 
wendet sich Petrus in dem Abschnitte, welcher auf die oben mitgetheilte 
Rede des Paulus folgt, zunächst an die Juden, um diesen die Messianitat 

1) sect. 28: xaGxa xal x& xoiaöxa aöxftv qpiXovttxoövxaw slnsv 6 dtao- 
oroXog na&Xog ptrj XP^ vat aöxoüg xd$ xoiaöxag paxa^ü dXXijXcov Ix«iv &|*?t- 
ßoAiac, AXXd zotixo npooixsw jiÄXXov, 5xi iMiiX^pwxtv 6 &tb<; xdg iaoxoS iuay- 
ysAiac, &c ßpootv 'Aßpadji t$ rcaxpl 4)|i6&v, "Ort iv ?$ orcippaxC ooo söXo-p}- 
Jhfloovxai ftdvxa xd IO-vyj. ob ydp ioxiv «poocwcoXi^Ca «apd x$ $*$' Öaot iv 
vöjjwp 4}|iapxov xaxd v6(iov xpiJhflaovxai, xal 6aoi dvößttc fj|vapxov, dväpac 
dnoXo&vxai. ^p-sTg di d&sXqpol töxaptorsTv d^BCXoptv x$ &•$, dxi xaxd xö IXtoc 
aöxoö igtXi{jaxo ^ji&c •*€ ^aöv aöxoO dytov. öoxt iv aöx$ d(f sCXojisv xat>xaa$ai, 
•txs *Ioudatoi, ttxt "EXXtjvs^* «dvx«c ydp 6|istg elg ioxi iv *rg nioxsi xoö 
dväpaxog aöxoß. Taöia xoö HaöXou XiYOVxoc, xaxaiipaOvd-yjaav oC xt i£ 
loodaCav xal ol ig i&v&v. In den Texten L und G ist der Unterschied von 
ot loudaToi und ot ig loudaCov bereits mehrfach verwischt Die Sätze von 6001 
iv vöp.qp bis dvöpaxog aöxoG fehlen in G, werden aber auch von L vorausgesetzt 

2) sect. 57: 8oa fdp xd xfjg tlp^vnjt xal dY*«^, xaGxa iÖCÖa^a' xöxXy 
drcö ItpouoaXYjji xal p-iXP 1 To5 "IXXupixoG ntttX^poxa x6v \6fov xfjc tlp4 vt ^* 



— 349 — 

Christi aas dem Alten Testamente zn beweisen. Aber auch in dieser 
Rede giebt er dem Glauben Ausdruck, dass Christus für das Heil der 
Welt — also nicht Mos der Juden — habe leiden müssen '). 

Kurz diese Darstellung versteht sich nur aus einer Zeit, in welcher 
die Versöhnung der Judenchristen und Heidenchristen im Grossen und 
Ganzen bereits eine vollzogene Thatsache ist und beide Apostel, Petrus 
und Paulus, ebensogut als Apostel der Heiden wie als Apostel der Juden 
erscheinen. Es ist also nicht genau, wie dies in meiner früheren Dar- 
stellung geschehen ist, von einer „conciliatorischen" Tendenz der 
Acten zu sprechen 2 ). Während aber die Mehrzahl der Judenchristen 
bereits mit den Heidenchristen zu Einer kirchlichen Gemeinschaft ver- 
einigt ist, dauern doch in gewissen judaistischen Kreisen die alten An- 
griffe auf die Person und Lehre des Paulus noch fort. Die Acten bilden 
das katholische Gegenstück zu der ebionitischen Legende, welche den 
Paulus als falschen Apostel, Irrlehrer und Gesetzesverächter bekämpft, 
und ihm gegenüber den Petrus als den wahren Apostel auf den Schild hebt. 

1) W&hrend im Bisherigen der Text von Y das Ursprüngliche bewahrt 
hat, hat er sect. 29 den charakteristischen Zug verwischt, dass, nachdem Paulus 
die Juden- und Heidenchristen mit einander versöhnt hat, nun Petrus mit 
den Juden zu thun bekommt Er Jährt fort 6jio(coc dt xal üixpoc iW- 
öaoxsv aftxo&c X*y»v xtX. Hier hat Tischendorf mit Recht den Text von L G 
beibehalten: dXX* ol dpxovxsg tffiv loodatcov tarcC&evro t$ nfrtp<p' 6 ÜkUixpos 
itp6c to&c ftAiYX ovxa C aöxöv fct ?&€ ouvaY»Y*C aftxßv dTnjY^ptutv sfcisv. Auch 
in der folgenden Rede gehen beide griechische Recensionen stark auseinander, 
Der Lateiner schlieft sich auch hier wieder an G an. Im Folgenden gebe 
ich den ausführlicheren Text vonV: 'EitiffY 8 ^*™ * &**£ x $ rcaTpidpxtf Aaold 
X&Yttv* TSx xapnoO t% xoiXCae aoo O^oopiat tat xoö frpovou aou [$. 132, 11]. 
xoOxo 6 &s6€ wX^pÖv i£aiUoxsiXt xöv aöxoö uCöv, aapxudivta ix orcip|iaTOC 
aöxoö' 8 xal Äp.apröpyjatv Öti toö aötoO Aauld sItwov' Y16$ pou sl 06, &y^ «jwov 
YtYiwrjxd at [$. 2. 7]. toÖto o5v 6 naxYjp {ispapxöpTpcs X«yg>v' 05x0g ioxtv 
6 ü(6c jioo 6 dYan7]TÖc, iv $ YjöSoxigoa' aöxoö dxoöstt [Matth. 17, 15]. 8v xal 
ioxa&pwaav Sid qp^-övov ot dpxtspstc xal o£ dpxovxtc xoö XaoQ' Ivsxtv Öl Tffc 
io0 xöopoo oonrjp(ac oovsxc&pqos xaöxa wdvxa ttatoTv aöxöv. *Ev xo6xtp o5v 6 
fredg icftoiv ^votgtv tlooöov tote oCotc *Aßpadp xal 'Ioadx xal laxäß, xoö »fvat 
aöxot>£ * v *$ nCorti x^c sl€ aöxöv 6|ioXoYtac, ix* tv &* (Jttijv xal atoxyjpCav iv 
x$ övöpa'ci aöxoff. [tatoxpi^axs o5v rcal sloiXfraxt sie xtjv x a P av T ° ö *c«P&€ 
öyAv "Aßpadp fügen LG wol mit Recht hinzu.] 8 y*P ta^YT f ^ axo * *•*€ *$ 
'Aßpadp-, taX^pwosv' d&sv xal Aaold 6 rcpoqp^xiQg X^y« ntpl aöxoö [<|>. 110, 4]* 
"ßjioatv xöpiog x$ Aaott, xal oft ^•xap.sX'rj&TJatxai. 25 sl (tptftg sie x6v 
alöva xaxd x^v tdfiv MsXxtosdix. Cspsbc y*P $ ooöxtjp y*Y 0V * v > 4 vlxa T *) v 
6Xoxdpita>otv xoO ISCou oc&paToc xal atpatog önip xoö x6ap.oo navtöc OtiaCav 
npooifvtYxtv. — Uebrigens scheint hier keine der drei Recensionen das ur- 
sprüngliche TextgefUge ganz rein bewahrt zu haben. 

2) A. a. 0. S. 61. 64. 66. 



— 350 — 

So ist denn auch das Geschichtsbild, welches die Acten von den 
Aposteln entwerfen, das Vorstellungsbild der nach&postoliachen Zeit. 
Es ist nichts weniger als eine absichtliche Fälschung dar Geschichte, 
sondern der treue Ausdruck der bereits in der kanonischen Apostel- 
geschichte beginnenden, durchaus ehrlich und ernstlich gemeinten 
katholischen Geschichtsbetrachtung, wenn Paulus und Petrus in ihrer 
Stellung zum mosaischen Gesetze ganz einig erscheinen. Beiden gilt 
das Ceremonialgesetz in seinem buchstäblichen Verstände, wenigstens 
„im Heidenreiche" für abgeschafft; beide aber bleiben darum doch 
ächte Juden. Ja ähnlich wie in der Apostelgeschichte ist es grade 
Petrus, welcher den Heiden die Last des Gesetzes erleichtert, während 
Paulus sich für einen ächten Juden erklärt, der den Sabbat hält und 
das Gebot der Beschneidung zwar nicht im leiblichen wohl aber im 
geistlichen Verstände erfüllt. Als Paulus nach Rom kommt, fordern die 
Juden ihn auf, die mosaische Gesetzestreue gegen Petrus zu vertheidigen, 
welcher die ganze Gesetzesbeobachtung, Sabbate, Neumonde und gesetz- 
liche Ruhetage abschafft. In seiner Antwort schliesst sich Paulus so 
eng wie möglich an die jüdische Auffassung an: „Mich werdet ihr als 
einen wahrhaftigen Juden darin erproben können, dass auch ich, wie 
ihr sehen könnt, den Sabbat und die wahrhaftige Beschneidung beob- 
achte. Denn am Tage des Sabbats ruhte Gott von allen seinen Werken. 
Wir haben die Väter, die Patriarchen und das Gesetz." Unmittelbar 
darauf fragt Paulus, was denn Petrus eigentlich im Heidenreich predige, 
erbietet sich ihn zu widerlegen, wenn er eine neue Lehre einfuhren 
wolle, fordert aber auch die Juden auf, dem Petrus zu folgen, wenn 
dessen Lehre wahr, durch das Buch und Zeugnis der Hebräer gestützt 
sei 1 ). Als Prüfstein für die Wahrheit der Lehre muss also grade Paulus 
ihre Uebereinstimmung mit dem Alten Testamente geltend machen, also 



1) sect 22 (die Juden sprechen zu Paulus:) "Oxav o3v tdgc ütcpov, dvxa- 
ydmoai xaxd xfjg aöxoS ÖtÖaaxaXfag, öxt nÄaav xoö 4)}&sxftpot> vö|iOt> ttapaqpu- 
Xaxyjv xax^py^asv' dicixXsioe x&v aaßßaxiopöv Kai vsopTjvCac xal xdg voplpo% 
dpylag. sect. 23: 'Anoxpitolg Öi 6 IlaöXog tfatv aöxotc "Ept loudatov 4Xr r 
4Hv&v ftv xo6xq> Öuv^aeod-e 8oxi|idoai, 8xi xal xö odßßaxov xtjpfjoai xal xijv 
AXtjÖ-ivtjv itspiTOjiijv xaxavofjoa; öuvYj^Hjxe' xal ydp ftv x$ 4){i£pa xoö oaßßdw» 
xaxftitaoosv 6 &&b$ dn& «dvxwv xöv Spya>v a&xoß. Jjpett ix°pc v naxipat, 
icaxpidpxac xal xöv vöfiov. Tl oÖv 6 üftxpog xijpöoott ftv x$ xöv ftdvöv ßa° 1 ' 
XsCa; dXXd xal ftdv xiva xatvijv ^sX^osi slaayaysTv didaaxaXCav, x w P^ WV °C 
xapax% **l qpd-ävou xal xönoo duayyeiXaxs adx$, Cva xal ^tisTg Idwpev, xai 
ftvcomov Tidvxov ftXiy^co aftxäv. ftdv Öi $ ^ didaoxaXta aöxoO dXfj&ifo t$ *& v 
*Eßpa£(ov ß(ßXq> xal papxupCa cbxupwiiftvY}, npftnov ftoxlv ndvxa^ «fti&apxtfv «W 
(Die Satze von *E|ifc "Iooöalov bis ftX&ygco aOxöv fehlen in G). 



■-1 



— 351 — 

die Identität der christlichen Offenbarung mit der Offenbarung im Alten 
Testamente anerkennen und jeden Vorwarf der „Neuheit" der christ- 
lichen Lehre entkräften ; und grade Petrus ist es, der in den Verdacht 
kommt, eine neue Lehre zu predigen und über die Autorität des 
mosaischen Gesetzes sich hinwegzusetzen. Scheint es hier als hätten 
beide Apostel die Rollen vertauscht — ähnlich wie man von der kano- 
nischen Apostelgeschichte gesagt hat, dass hier Petrus paulinisire und 
Paulus petrinisire — so erheben doch andrerseits wieder die Juden gegen 
Paulus den Vorwurf, dass er die Beschneidung thatsächlich abschaffe, 
indem er den Unbeschnittenen das Evangelium predigt „Den Glauben, 
in dem du geboren bist, den vertheidige : denn es ist nicht recht, dass 
du, ein Hebräer und von Hebräern stammend, dich selbst einen Lehrer 
der Heiden und Vertheidiger der Unbeschnittenen nennst, und da du 
doch selbst ein Beschnittener bist, den Glauben an die Beschneidung zu 
Nichte machst 1 )." Der Widerspruch, dass derselbe Paulus, der die 
Beschneidung bekämpft, gleichwol wieder die jüdische Festbeobachtung 
und das ganze mosaische Gesetz gegen „die neue Lehre" des Petrus 
vertheidigen soll, verräth freilich die Unmöglichkeit der ganzen Situation. 
Aber die Voraussetzung ist einfach diese, dass Paulus als geborener 
Hebräer nach der Meinung der römischen Juden gehalten sei, das ganze 
Gesetz zu erfüllen, also die von ihm abgeschaffte Beschneidung ebenso 
aufrechtzuerhalten, als die jüdische Festbeobachtung gegen Petrus zu 
vertheidigen. Dem gegenüber beruft sich nun Paulus ganz im Sinne 
der nachapostolischen Kirche auf den ächten Sinn der alttestament- 
lichen Urkunden. Indem er aber sein achtes Judenthum betont, be- 
kennt er sich wol dazu, die wahrhaftige Beschneidung zu wahren; 
was aber darunter verstanden sei, muss derselbe Apostel weiter unten 
noch ausdrücklich erklären. Es ist die Herzensbeschneidung, 
die an die Stelle der Beschneidung des Fleisches getreten ist: „Bevor 
wir die Wahrheit erkannt haben, besassen wir die Beschneidung des 
Fleisches ; als die Wahrheit aber erschien, werden wir beschnitten und 
beschneiden wir mit der Herzensbeschneidung 2 )." Hierbei verdient 
Beachtung, dass noch nicht wie bei Justin (Dial. c. Tiyph. 19) die 



1) sect.22 (unmittelbar vor den vorher angeführten Worten): Ttjv nloxiv 
iv jj ftrtw^ihf)c, TotÖTtjv ftxSCx^oov' ob y&p 8(xai6v ioriv, "Eßpatoc ö)v xal £g 
'Eßpalcov, Iva lauxöv ÖiödoxaXov sta^c i$vc5v xal ixÖiYjfq-cTjv xöv afitpiTin^TOv, 
xal aö?öc &v fttpiTrtiiyjpivot rrjv ?jjc ictpi?op,fjt xaTapy^agc rcloriv. 

2) sect. 63: IlaöXoc tfatv' lipo xoö ^|aÄ£ taiYvffivai r*)v dX^stav, oapxög 
toxoptv TC8pixo|i^v' öx« dt iqpdvrj 4} dXiJtoia, iv t% t% xapWag tttpiTO|i$ xal 
ntptte|ivö|is^a xal 7i«pix4p,vo|iev. 



— 352 — 

Taufe als Ersatz der Beschneidung betrachtet, sondern der paulinische 
Gedanke Rom. 2, 29 festgehalten ist Wenn aber dem gegenüber Paulus 
gegen Simon die Beschneidung als solche in Schutz zu nehmen scheint, 
während dieser sie als eine nur zeitweilig giltige göttliche Anordnung 
bezeichnet (sect. 63. 65), so hat es mit dieser Stelle, welche aus dem 
Zusammenhange der bisher entwickelten Gedanken völlig herausfallt, 
eine ganz eigenthümliche Bewandtnis. Schliesslich ist nicht zu über- 
sehen, dass grade Paulus die Fortgiltigkeit des alttestamentlichen Sabbat- 
gebotes im Ghristenthume, und zwar ganz im alttestamenüichen Sinne 
vertheidigt. Dass unter dem „Sabbat" vielmehr der christliche Sonntag 
zu verstehen sei, ist durch nichts angezeigt ; vielmehr spricht die Auf- 
fassung des Sabbats als des Tages, an welchem Gott von seinen Werken 
ruhte, entschieden dagegen. Ebenso wenig finden wir eine Hindeutung 
auf ein allegorisches Verständnis des siebenten Tages 1 ). Die Annahme 
liegt also nahe, dass die jüdische Sabbatfeier nach unseren Acten in 
der römischen Gemeinde noch fortbestand. Indessen spricht hiergegen 
wieder die Thatsache, dass ja auf der anderen Seite Petrus die Sabbate 
und die ganze jüdische Festfeier „im Heidenreiche" für abgeschafft erklärt. 
Dies ist aber schon früher ganz allgemein in der Heidenkirche der Fall 
gewesen 2 ). Paulus feiert also den Sabbat nach wie vor als geborener 
Jude; Petrus erklärt ihn nicht überhaupt, aber in der Heidenkirche für 
unverbindlich. Auch hier kann von einer Differenz zwischen beiden 
Aposteln keine Rede sein. 

Wie die immer wiederkehrende Betonung der brüderlichen Eintracht 
und durchgängigen Uebereinstimmung beider Apostel, so versetzen uns 
auch die Streitreden zwischen Judenchristen und Heidenchristen und 
die Auseinandersetzungen der Heidenkirche mit dem Judenthnm in die 
geistige Atmosphäre des zweiten Jahrhunderts hinein. 

In dieselbe Zeit fuhren uns aber noch eine Reihe anderweiter Merk- 
male. Hierher gehört vor allem die durchaus den Standpunkt des 
nachapostolischen Heidenchristenthums verrathende Auffassung der 
christlichen Religion, wie sie namentlich in der Rede des Paulas 
sect. 58, aber auch in dem Bekenntnisse des Petrus vor Nero (sect. 69) 
und anderwärts hervortritt. Als Paulus auf Verlangen des Kaisers 
über seines Meisters Lehre Rechenschaft giebt, antwortet er zunächst, 
dass nur diejenigen sie zu fassen vermögen, die ihr mit reinem Herzen 



1) Wie etwa ep. Barnab. 15, wo der siebente Tag, da Gott ruhete, auf 
die Weltvollendung im siebenten Jahrtausend der Schöpfung bezogen wird. 

2) ep. Barnab. 1. c. Justin. Dial. e. Tryph. c 19. 21. 23—26. 



— 353 — 

Glauben schenken. Die Lehre die er verkündige, sei eine Lehre des 
Friedens und der Liebe '). Dies wird nun sofort wie folgt weiter aus- 
geführt: „Ich habe gelehrt, dass Einer dem Andern an Ehrerbietung 
zuvorkomme; ich habe die Hochgestellten und Reichen gelehrt, sich 
nicht zu überheben, noch auf den ungewissen Besitz des Reichthums zu 
vertrauen, sondern ihre Hoffnung auf Gott zu setzen. Ich habe die 
Geringen gelehrt, sich mit Nahrung und Obdach genügen zu lassen; ich 
habe die Armen gelehrt, sich eben dieser ihrer Armuth zu freuen. Ich 
habe die Väter gelehrt, ihre Kinder in der Furcht des Herrn zn erziehen 
und die Kinder, ihren Aeltern zu gehorchen zu heilsamer Zucht. Ich 
habe die Frauen gelehrt, ihre Männer zu lieben und als ihre Gebieter 
zu ehren, und die Männer, ihren Frauen die Treue zu halten. Ich habe 
die Herren gelehrt, nachsichtig mit ihren Knechten zu verfahren und 
den Knechten, ihren Herren treu zu dienen. Ich habe die Gemeinden 
der Gläubigen gelehrt, Einen allmächtigen, unsichtbaren und unbegreif- 
lichen Gott zu verehren 2 ). u 

Also das Wesen der christlichen Lehre wird in den monotheistischen 
Glauben und eine einfache, aber ernste Moral gesetzt. Dies ist um so 
bemerkenswerther, als diese dem nachapostolischen Heidenchristenthum 
eigene Betrachtungsweise 8 ) dem Apostel Paulus in den Mund gelegt, 

1) rcspl 8k x% xoö öiöaoxdXoo jiou didax%, fc taspctmgo&c jis, oft xw 
poöotv aöxijv el iiT} ol xa&apol Tg xapÖCa [Matth. 5, 8] ttjv irtoxiv rcpootSjievot. 
öaa ydp xd t% stpijvTjg xal dydnriG, xaöxa äd(8ocga' xöxXcp inö 'IspoooaXrjii 
xal [i^xpt xoö 'iXXopixoö [Rom. 15, 19] rcsnX^pcoxa xöv \6fov xfjg slpTJvTjg. 

2) Vgl zu dem Folgenden die Ausführungen über das zum Katholicismus 
sich entwickelnde Heidenchristenthum bei Harnack, Dogmengeschichte I, 
106 ff. bes. S. 116 f 120 f. 125 f. 128 t 

3) sect. 58 : 'EÖ(Ö<x£a ydp Cva t% xijifl dXX^Xoug itpoTjyoövxai [Rom. 12, 10 ; 
die Worte fehlen in V]' iöt&aga xoög ÖTtspdxovxac *al «XoüoCouc jit] örcspaC- 
peofrai pyfik äATii^stv ftnl itXoöxoo dÖnjXöx^xi , dXX* ftnl x$ 0-s$ xrjv SXrctöa 
athöv xl&so&ai. iöföaga xoög jisxpiooc *po<P*j€ xal oxsrcaajjtdxog dpxealBjvai 
[lTim. 6, 8]' äötöaga xoi>c rcxo>xoüg 4v xfl löCa x*£p stv «xwxeta. iötöaga xoög 
tax^pag didd£ai xd x6xva aüxtöv rcaiöslav xrjv iv <p6ßq> xuplou [Eph: 6, 4], xd 
xdxva 7i5i0-apx«tv xotg yovsuaiv slg vou$so(av ouxTjpuüdT) [Eph. 6, 1], £8t$a£a 
tag yuvatxag dyan&v xöug id£ou£ dvöpag xal <poßala$ai auioug <bg ösarcöxag 
[Eph. 5, 22. 24], xal xoug dvdpag xijpslv xatg yovaiglv xyjv rtioxiv. idföaga 
?o>>€ ösarcöxag ämatxög auvavaoxpicpsoO-at xolg SoöXoic [Eph. 6, 9], xal 
xoug öoöXoug rcioxßg] ÖouXsuetv, xolg l5£oig Ösoitöxaig [Eph. 6, 5; Tit. 2, 9J. 
£&Öa£a xdc ixxXijoCag xöv moxsuövxcov fiva iwcvxoxpdxopa döpaxov xal dxa- 
täXyjttcov odßsiv d-eöv. Hieran reiht sich unmittelbar die aus Gal. 1, 1 ent- 
nommene Versicherung, dass Paulus diese seine 5i8ax^ weder von Menschen 
noch durch einen Menschen, sondern unmittelbar von Jesus Christus, der vom 
Himmel zu ihm geredet, empfangen habe. 

Lipsius, Apostelgeschichten. II, 1. 23 



— 354 — 

und mit zahlreichen Stellen panlinischer Briefe belegt wird. So häufig 
aber auch die Acten auf die Briefe des Paulus Bezug nehmen, so findet 
sich doch nirgends eine Bezugnahme auf die eigenthümlich paulinische 
Theologie. Das Christenthum besteht in der „Wahrheit", der rechten 
Erkenntnis Gottes ; die „Wahrheit selbst" hat vom Himmel her den 
Paulus belehrt (sect. 23. 60). Die Summe des Glaubens fasst sich in 
dem monotheistischen Bekenntnis und der Anerkennung Jesu als des 
Xpt0r6£ und u£ö$ xoö freoö zusammen. Gott ist der atox^jp (sect. 23) 
oder der aw-rtjp rcivTüW xöv &9*vöv (sect. 69), der dX7)&cvö; ßaotXeu$ 
oder ßaatXeüc xupcos (ibid.). Die Gläubigen sind ein aus Juden und 
Hellenen gnadenweise von Gott erwähltes heiliges Volk, denn sie sind 
Alle Eins im Glauben an seinen Namen d. h. eben an den Namen des 
Einen Gottes (sect. 28) '). Dieser monotheistische Glaube ist näher der 
Glaube an den Einen, allmächtigen, unsichtbaren und unbegreiflichen 
Gott 2 ). Petrus fasst denselben näher dahin zusammen : „ Wir predigen 
den Einen Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, welcher den 
Himmel und die Erde und das Meer und Alles was darin ist geschaffen 
hat: dieser ist der wahrhaftige König, und seine Königsherrschaft wird 
kein Ende nehmen" (sect. 69) 8 ). Diese Stelle ist darum besonders be- 
deutsam, weil sie eine der ältesten Formen des Symbolums 
darstellt und sich theilweise wörtlich mit der Fassung bei Irenäus and 
anderen alten orientalischen Formen desselben berührt 4 ). Neben dem 



1) Hpelc 8& dSeXcfol eOxapiaxelv ä^sCXopsv t$ $6$, Sxt xaxd x6 IXsc; 
aöxoü £{jsXd£axo ^|i&6 sie Xaöv aoxoö ayiov. &axs 6v ai>x^ dqpetXoiisv xaox&sfaii, 
eTxs 'Iouöalot eTxe "EXXr-ves' rcdvxsg ydp öjisTc e^ fioxe &v x\) rcloxsi xoö Öv6- 
paxog aöxoö [Gal. 3, 28; man bemerke aber die charakteristische Umdeutnng 
der paulinischen Worte]. 

2) sect. 58 (8. vorige Seite Anm. 3). Vgl. dazu Praedicatio Petri bei Hilgenfeld 
N. T. extr. can. ed. II fasc. IV, 56, 22 sq.: 6 döpaxog . . . dx^pr-xos . . . dxa- 
xdXY-itxog. 

3) "Eva $söv xal nax£pa xoö xuploo fjjiöW 'Irjaoö Xpioxoö X7jpuoco|i6v. 
xöv notfjoavxa xöv oupavöv xal xyjv yfjv xal xrjv $dXaooav xal ndvxa xd 4v 
aOxotg, Sg iaxiv dXyjthvöc ßaaiXeug, xal xfjg ßaciXslag auxoö oOx iaxai xiXo^. 
Die Worte sind sowol in V als in L bereits im späteren katholischen Interesse 
geändert. Der Ausdruck 6 $sö£ xal naxi-p xoö xoptoo -Jj^öv Itjooö Xpiaxoö 
findet sich auch sect. 19. 

4) Iren. haer. 1, 10, 1: elg Sva 9*6v, itaxipa navxoxpdxopa, xöv ntnoir^ 
xöxa xöv oupavöv xal xtjv $dXaaoav xal ndvxa xd £v aöxot£. Die Betonung 
der Einheit Gottes kehrt öfters wieder: Praedicatio Petri a. a. 0. p. 56, 20*. 
yivwoxsxs ßxi sXq ftsög Soxtv, 8g dpx*qv ndvxcov ircoCrjosv xal xiXoüg i£oua£av 
Ix<dv. Liturgia Jacobi (bei Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln 
2. Aufl. S. 61) : 7UOX8ÖÜ) slg Iva taöv trax£pa rcavxoxpdxopa tcoiijx^v o&pavo0 xal yifc. 



— 355 — 

Glauben an den Einen Gott tritt wieder wie bei Irenäus u. A. der 
Glaube an den „Einen Herrn Jesus Christus" (sect. 62). Dieser ist der 
Sohn Gottes, fleischgeworden ans Davids Samen, nach der Verheissnng 
der Propheten (sect 30. 72) ') ; in dem Glauben, welcher im Bekenntnisse 
zn ihm besteht, haben die Söhne Abrahams, Isaaks und Jakobs sammt 
jedem Volke der Erde Leben und Heil in seinem Namen (sect. 30 vgl. 60 
^ xoO XpcoroO nioxiq) 3 ). Dieser Glaube wird auch in altertümlicher 
Weise als „der Pfad Christi" (^ xp£ßo$ xoö Xptcrcoö sect. 60) be- 
zeichnet, wobei auch dieses Beachtung verdient, dass mit der Benennung 
Itjgoöc Xptox6; oder einfach Xptor6c sehr häufig noch die urchristliche 
Bezeichnung 6 Xpcar6$ wechselt. Das christliche Heil wird nirgends 
in die Sündenvergebung, sondern in die Erkenntnis der Wahrheit 
(sect. 60) und in das ewige Leben gesetzt: es ist £ü)^j xal ocoxrjpfac 
(sect. 30). Auch der Heilsbedeutung des Todes oder vielmehr des 
Leidens Christi wird nur ganz gelegentlich, in dem weitschichtigen 
Sinne der nachapostolischen Zeit Erwähnung gethan (sect. 29) 8 ). 

Ferner das Symbol Kyrills von Jerusalem (Hahn S. 62) der alexandrinischen 
Kirche nach Alezander von Alexandrien (Hahn 67) und nach Pseud-Athanasios 
(Hahn 68), der Kirche von Salamis (Hahn 70), des Epiphanios (Hahn 72). 
Dieselbe Bezeichnung Gottes als des Einen in Verbindung mit der weiteren 
Bestimmung „Vater Christi" auch Constit App. VI, 11: Iva jiövov 0-eöv . . . 
toO Xpioxoö «axipa. VH, 41: slg Iva dydvvifjxov pövov dXTjd-tvöv &söv rcavxo- 
xpdxopa xöv naxipa xoö Xptoxoö. Besonders hervorzuheben ist noch die alter- 
thümliche Formel öS xifc ßaoiXetac oöx Soxai xiXog, welche sich auch sonst 
häufig in verschiedenen Formeln des Symbolum findet, übrigens schon auf Christus, 
nicht wie hier auf Gott bezogen. So Const Apost. VII, 41; ferner im Symbol 
des Pseud-Athanasios (Hahn S. 70), der Kirche von Salamis (Hahn S. 71), des 
Epiphanios (Hahn S. 73), des Kyrill von Jerusalem (Hahn S. 63). — Vgl. auch 
noch das Bekenntnis Basilios des Grossen (Hahn S. 195): ßva jjlövov dXijdtvöv 
xai dya^-öv $söv xal rcaxipa navxoxpdxopa , 4g o5 xd ndvxa, xöv 0-söv xal 
"atipa xoö xupfou fjnöv xal tooö 'Irjooö Xpioxoö. 

1) sect. 62: fiva xöpiov Sxopev Itjooöv xöv Xpicxöv. sect. 30: xoöxo 6 
^eig TiXrjpÖv i£an£oxsiXs xöv aöxoö ulöv [Gal. 4, 4], oapxoo&ivxa &x Gn£p\i<xxo<; 
autoö [Aautö] vg. auch sect. 72. — Iren. haer. I, 10, 1: xal elg Iva Xpioxöv 
'Itjooöv, xöv ulöv xoö $eoö, xöv oapxü>d-£vxa ÖTisp xfjg jjfisxipac ao&XTjplac. 
Vgl. auch Constit. Apost. VI, 10 Iva $söv fevög uloö rcaxdpa. Liturg. Jacobi 
(a. a. 0.) xal sie Iva xöpiov lyjooöv Xpiaxöv xöv ulöv xoö $soö. Ebenso die 
Symbole des Kyrill von Jerusalem (a. a. 0.), Alexander von Alexandrien 
(&. a. 0. S. 68), Pseud-Athanasios (S. 69), der Kirche von Salamis (S. 71), des 
Epiphanios (S. 72). 

2) sect. 30: xoö slvat aüxoug 4v xfl itCoxst xijc *l€ auxöv öiioXoYtac, 
^xetv öfc tcorjv xal atoxTjpiav iv x$ övdpaxi aöxoö. 

3) Sv xal iaxaöpcoaav öid cpftövou oC dpxispstg xal ot dpxovxsg xoö XaoÖ' 
Svsxftv ö& xijg xoö xöojioo atoxTjpiag ouvex^P 1 ? 08 xaöxa rcaftstv aöxöv» 

23* 



— 366 — 

Besondere Bemerkung verdienen auch verschiedene Berührungen 
mit der „Predigt des Petrus". Ausser der bereits erwähnten 
Bezeichnung Gottes als des £6pato<; und ixaxfl&TjTCTo;, sowie der Be- 
tonung der Einheit Gottes ist hier namentlich auch die Auffassung der 
christlichen Gemeinde als eines aus Juden und Griechen erwählten 
Gottesvolkes hervorzuheben. Dieselbe findet sich freilich schon im 
Epheserbriefe (1, 11 ff.), wird aber erst in der Predigt des Petrus auf 
ihren charakteristischen Ausdruck gebracht, durch die Bezeichnung der 
Christen als eines xphov y£vo£ zu Juden und Hellenen *). Ein weiterer 
Berührungspunkt liegt noch darin, dass beidemale grade Petrus es ist, 
welcher die jüdische Festbeobachtung bekämpft 2 ), eine Debereinstimmung, 
welche, je unhistorischer sie ist, um so sicherer auf literarische Ver- 
wandtschaft hinweist. Im Uebrigen ist uns die „Predigt des Petrus" 
zu fragmentarisch erhalten, als dass sich über ihr Verwandtschafts- 
verhältnis zu den Acten Näheres aussagen liesse. Sicher steht nur, 
dass ein solches Verwandtschaftsverhältnis besteht. 

Als ein Merkmal hohen Alterthums kann weiter auch dieses hinzu- 
gefugt werden, dass ausser in den handgreiflich interpolirten Stellen 
(sect. 31. 84) der Christenname uns nur ein einzigesmai begegnet. 
Hier ist der Ausdruck adjectivisch gebraucht, um die Judenchristen von 
den Heidenchristen zu unterscheiden 8 ). Sonst finden sich nur die 
älteren Benennungen oE (leTavo^aavxes, 61 maxeöaavxec , [tadTjxaC, 
TC€7uoxeu>c6xe£ {lalrTjxaf, rceiwoxeux6xec x<j> (re<j>, Tccaxeuaavxe^ x<p 
X6ycp xgO &£o0. Die Gesammtheit der Gläubigen wird mit dem Namen 
<xl dxxXrjatat xöv max£u6vx(ov zusammengefasst (sect. 58). Dagegen 
ist die Stelle von der £xxX7)o(a als Einheit, welche aus der Seite 
Christi geschaffen ist wie Eva aus der Seite Adams (sect. 29) eine Zu- 



1) Praedic. Petri 1. c. p. 57, 7: xd y*P 'EXAiJvcdv xal loudaCuv naXaid, 
öptTg dh oi xaivög auxöv xp(x<p ydvst oeßöpsvoi XpioxiavoC. 

2) sect. 22 : 6xi it&oav xoö ^pexipoo vöpou rcapaqpuXaxijv xax^pYTjasv' dnixXstas 
x6v oaßßaxta|iöv xal vsojirjvia; xat xdg vojiCiioug dpyia^. Praedic. Petri 1. c. 
p. 56, 37 sqq.: Myj8& xaxd *Iouda(ou£ oißeod-s* xal ytxp ixstvoi jiövoi olöptvoi 
xov $e6v Y tv <*>°*6tv oöx SirCoxavxat, Xaxpaöovxsg &yfi\o\.$ xal äpxaYyiXotc, 
|i7)vl xal osX^v^. xal 4dv |iij osX^vq yavfj, odßßaxov oöx dyoüot xöXsyö>svov 
«pöxov, oO&fc vsojiTjviav äyoooiv, oöde d^opa, oödk feopx^v, oödk iisyAXijy %4pav. 

3) sect, 26: Jjv 8k psxagu xöv louöalwv xptoxtavfflv x« xal k&vtxffiv |is- 
ydXT] xapax^. Der Text steht fest; von einer Dreitheüung kann keine Rede 
sein. Die 'Iouöatoi xP tOTtavoi sind dieselben, welche nachher als o£ i£ 'Iou- 
öalcöv oder o£ moxsöoavxas 'Ioo&alot bezeichnet werden. Die Heidenchristen 
heissen sonst oi ig k&vftv oder ol |isxavo^oavxec k£ ft$vfiW (sect. 5). 



— 357 — 

that von 0, ebenso wie die Erwähnung der Bischöfe des ganzen o£xoi>|iiv7j 
von denen Petrus Briefe empfangt (sect. 60). 

Was den Schrift gebrauch anlängt, so ist, wie bereits bemerkt, 
„das Buch und Zeugnis der Hebräer" höchste Lehrautorität (sect. 23; 
vgl. sect. 60) '). Dem entsprechend werden wiederholt alttestament- 
liche Stellen citirt, besonders Weissagungen, welche in Christo erfüllt 
sind: So sect. 28: Gen. 22, 18; sect. 29: <|>. 132, 11; 2, 7; 110, 4; 
aber auch Gesetzesstellen wie Gen. 2, 2 flg. Auf die Sprüche des Herrn 
wird nirgends ausdrücklich Bezug genommen, obwol es an Anspielungen 
auf solche nicht fehlt (sect. 56: Matth. 11, 23; 8, 12; sect. 57: 
Matth. 5, 8; sect 60: Matth. 24, 24). Noch weniger ist von einem 
neutestamentlichen Schriftenkanon die Rede. Desto häufiger wer- 
den paulinische Stellen entweder wörtlich oder mehr oder minder 
frei benutzt, obgleich sich kein einziges wirkliches Citat findet. Vgl. 
sect. 28: Rom. 4, 13; Gal. 3, 8; Rom. 2, 11. 12; 2 Thess. 1, 3; 
Eph. 1, 4; 1 Cor. 1, 31; Gal. 3, 28. sect. 57: Rom. 15, 19. sect 58: 
Rom. 12, 10; 1 Tim. 6, 8; Eph. 6, 4; 6, 1; 5, 22. 24; 6, 9; 6, 5; 
Tit. 2, 9. sect. 59 : Gal. 1, 1. Auch die Bezugnahme auf die Aegyptier 
Jannes und Jambres (sect. 55) ist vielleicht aus 2 Tim. 3, 8 entlehnt. 
Von anderweiten neutestamentlichen Schriften ist sicher die Apostel- 
geschichte benutzt (sect. 59 : Act. 9, 3 ff. ; 18, 9 flg. ; sect. 60 : Act. 9, 5), 
wol auch der erste Petrusbrief (sect. 28 die Erwählung zu einem Xaöc 
afrcoO dyicx; 1 Petr. 2, 9), und vielleicht auch der Hebräerbrief (sect. 30 
in der Benutzung von tp. 110, 4 vgl. Hebr. 5, 6; in demselben Zusammen- 
hange findet sich hier auch 5, 5 das Citat aus <|>. 2, 7). Dagegen ist es 
sehr zweifelhaft, ob die Bezeichnung Christi (?) als der vom Himmel herab 
zu Paulus redenden iX^eia (sect. 60) aus Joh. 14, 6 entlehnt ist 2 ). 

Hiernach darf es als feststehend betrachtet werden, dass die Grund- 
schrift der Acten bald nach Mitte des zweiten Jahrhunderts, etwa gleich- 
zeitig mit der nahe verwandten praedicatio Petri entstanden ist. Dann 
haben wir aber in ihr eben jene npi^tiq IlauXou wiederzuerkennen, 
die schon Origenes citirt, und die nach dem Zeugnisse des Eusebios in 
der alten Kirche ein nahezu kanonisches Ansehen genossen. Von 
den beiden Citaten des Origenes ist das eine (Tom. XX, 12 in Joann.) 
in etwas veränderter Gestalt noch in unserem Texte der Acten erhalten ; 

1) 4>*t>86xP l<n oi . . . <J>eoöa«6oxoXoi, oCxivsg xai <Jjao8o7ipo<pfjxai Öfc xaxa xöv 
Espffiv x«pATI i ^ (DV fcTiSTij&suoav xavöaai xtjv dX^d-siav. 

I) Anspielungen auf Joh. 19, 34 (die rcXsupd xoö XptoxoO) und 2 Petr. 
2, 13 (fftis orcUov oöx ixet obbk ii&pov) finden sich noch sect. 29 in dem 
Zusätze der Texte LG von der &xxAi}o£a. 



— 358 — 

das andere (de princ. 1, 2, 3 : L hic est verbum animal vivens 1 ) war viel- 
leicht einem jetzt verlorenen Redestücke entnommen. Dass die Gnmd 
schrift wenigstens über die Heidenpredigt des Paulus ein Mehreres ge- 
boten hat, als jetzt in unseren Acten zu lesen steht, lässt sich vielleicht 
daraus schliessen, dass der gegenwärtige Text zwar mehrfach auf die 
Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden durch den Apostel 
Bezug nimmt (sect. 22. 31. 57. 69 vgl. sect. 28), ohne denselben aber 
wirklich als den Heiden predigend einzufuhren. Grade in den Rede- 
stücken sind die verschiedenen Texte, wie auch eine Vergleichung der 
praedicatio Petri mit dem syrischen Kerygma des Simon Kepha in Rom 
zeigt, durch so viele Hände hindurchgegangen, dass sich über ihre 
ursprüngliche Beschaffenheit nicht mehr mit Sicherheit urtheilen lässt. 
Haben wir aber Grund, in unseren gegenwärtigen Acten eine jüngere 
Redaction der alten npd^eic, HauXou zu erblicken, so lässt sich auch 
die im alten Schriftenverzeichnis des cod. Claromont. angegebene 
Stichenzahl (vers. IIIDLX) für die Annahme eines ursprünglich grösseren 
Umfangs der Grundschrift anführen. 

b. Die katholischen 7tpa£si€ HaöXou and die ebionitische Legende. 

Ein nochmaliger Rückblick auf die Composition der npd%ei$ Uizpou 
%cd IlauAoi) deckt uns auch nach Ausscheidung der späteren Inter- 
polationen ein eigenthümliches Mißverhältnis zwischen dem in den ersten 
Abschnitten sehr streng festgehaltenen ursprünglichen Plane der Schrift 
und den späteren, den Streitverhandlungen mit dem Magier gewidmeten 
Abschnitten auf. Zunächst steht durchaus Paulus im Vordergrund: 
seine Reise von Malta bis Rom wird ausfuhrlich beschrieben, ebenso wie 
seine Ankunft in Rom, seine Verhandlungen mit den römischen Juden, 
seine Vermittlung zwischen den streitenden Parteien der Judenchristen 
und Heidenchristen. Wie bereits früher festgestellt wurde, ist das 
Hauptinteresse der Legitimation des Paulus als „des ächten Knechtes 
unseres Herrn Jesu Christi und Bruders des Petrus" zugewendet. Das- 
selbe Bestreben, die unzertrennliche Zusammengehörigkeit und voll- 
kommene Ueberein8timmung der beiden Apostel Paulus und Petrus zu 
erweisen, tritt auch noch in einigen späteren Partieen, welche die Ver- 
handlungen vor Nero erzählen, besonders sect. 54 — 62, sowie in der 
Erzählung von der gemeinsamen Verurtheilung und Hinrichtung beider 
Apostel hervor (sect. 78 u. 79). 

Dagegen in den Streitverhandlungen und Wettkämpfen mit dem 
Magier Simon tritt Paulus hinter Petrus auffallig zurück ; und die Art, 
wie der Erzähler auch ersterem einen Antheil an dem Streite zuweist, 



— 359 — 

ist nichts weniger als geschickt. Nachdem Petrus lange Zeit ganz allein 
mit Simon disputirt hat, wendet Nero sich plötzlich an Paulus mit der 
Frage: „Warum sagst du denn nichts, o Paulus ? w (sect. 50); und als 
dieser nur ganz allgemein vor Simon als einem gefährlichen Menschen 
gewarnt hat, nimmt wieder Petrus allein gegen den Magier das Wort. 
Darnach (sect. 54) richtet Nero an den wieder in Stillschweigen ver- 
sunkenen Paulus dieselbe Frage zum zweiten Male, und nun erst greift 
dieser lebhafter in die Verhandlungen ein. Dieselben bewegen sich aber 
plötzlich um einen ganz anderen, dem bisherigen Zusammenhang völlig 
fremden Gegenstand, um die Lehre des Paulus und seine Berufung zum 
Apostel. Sieht man von diesem Abschnitte ab, so spielt Paulus in dem 
ganzen Streite mit Simon eine ziemlich müssige Rolle. Petrus ist es, 
der mit dem Magier in einen Wettkampf in Wundern sich einlässt 
(sect. 33), der vor dem Kaiser die vorgebliche Gottheit Simons durch 
die Forderung, seine Gedanken zu errathen, Lügen straft, und die durch 
dämonische Hilfe herbeigerufenen Hunde desselben verschwinden macht 
(sect. 44 — 48) ; und Simon beklagt sich ganz allein über Petrus, dass 
dieser ihm auch früher schon, in Judäa, in ganz Palästina und in Gäsarea 
feindlich in den Weg getreten sei (sect. 49). Wiederum ist es Petrus 
allein, der als Simon sich zum Himmel erhebt, die Dämonen desselben 
beschwört, den Fliegenden fallen zu lassen, während Paulus im stillen 
Gebet auf den Knieen liegt (sect. 73 — 77). Ja noch im Tode erscheint 
jener als die Hauptperson. Die Hinrichtung des Paulus wird sehr kurz 
erzählt, wogegen die Darstellung mit Vorliebe bei der Kreuzigung des 
Petrus verweilt, und die Umstände, unter denen sie erfolgt, die Worte, 
welche er redet, endlich die Bestattung seines Leichnams ausführlich 
berichtet. Sehen wir nun auch von den Schlussabschnitten ab, weil an 
diesen deutlich die Hand des letzten Bearbeiters erkennbar wird, so 
bleibt doch die Zurückstellung des Paulus hinter Petrus in den Kämpfen 
mit Simon nur unter der Voraussetzung erklärbar, dass jener hier in 
eine ältere Erzählung, welche lediglich den Petrus mit 
dem Magier kämpfen Hess, nachträglich eingezeichnet ist. 
Wir haben also hier eine ähnliche Erscheinung, wie sie uns bei den 
Darstellungen des Pseudo-Hegesipp, des syrischen Kerygma, der Acten 
des Processus und Martinianus begegnet. Aber der Fall liegt doch 
hier anders als dort. Während es sich in den genannten Schriften nur 
um kurze, leicht erkennbare Interpolationen handelt, haben wir hier 
eine Schrift vor uns, für welche Paulus von Anfang an im Vordergrunde 
des Interesses steht. Diese Schrift hat, um die Gemeinsamkeit der 
beiden Apostel auch hierin durchzufuhren, eine ältere Erzählung von 



— 360 — 

den römischen Kämpfen des Petrus mit Simon planmässig überarbeitet 
und dadurch dieselbe ihrer apologetischen, petropaulinischen Tendenz 
dienstbar gemacht. Mit diesem Unterschied hängt ein weiterer zusammen. 
Die anderen vorher angeführten Documente, welche den Paulus in eine 
ältere Darstellung eingetragen haben, gehen durchweg auf die gnostischen 
rcpcc^sic Uixpox) zurück. Die zunächst sich darbietende Vermuthnng, 
dass es mit den Peter-Pauls- Acten sich ähnlich verhalte, hat sich aber 
durch die bisherige Untersuchung nicht bestätigt ; im Gegentheile zeigte 
sich, dass mit Ausnahme der Stelle sect. 33, die sich aber noch weit 
näher mit den Clementinen berührt, und der vom letzten Bearbeiter 
eingetragenen Interpolationen keine Berührungen mit den gnostischen 
Acten vorliegen. Eine nähere Analyse der Streitverhandlungen zwischen 
Simon und Petrus fuhrt zu demselben Ergebnisse. 

An die Abschnitte, welche jetzt den Apostolat des Paulus recht- 
fertigen sollen, fügt sich sect. 63 — 66 eine Erörterung über die Be- 
schneidung an, welche in dem gegenwärtigen Zusammenhange sich 
so fremdartig ausnimmt , dass man woi begreift;, warum die Recension 
6 sie ausliess. Simon warnt den Kaiser, den Aposteln Glauben zu 
schenken: „denn diese, die sich beschneiden lassen, sind hinterlistig" 
(Sit oöxot dl 7t£ßtTS|xv6|isvot 7tavoOpyo( efotv). Nimmt man nun die 
unmittelbar folgende Erwiderung des Paulus, welche die leibliche Be- 
schneidung preisgiebt und die Herzensbeschneidung an die Stelle setzt, 
als in diesen Zusammenhang nicht passend heraus und geht gleich zu 
den folgenden Worten des Petrus über: „wenn die Beschneidung nicht 
taugt (el cpauXrj Vj 7iepcxo|i^), warum bist du denn beschnitten, 
Simon ?" — so erhält die Verdächtigung, welche der Magier ausspricht, 
durch den Apostel sofort ihre treffende Abfertigung. Simon tritt also 
als Gegner, Petrus als Vertheidiger der Beschneidung auf. Auf die 
verwunderte Frage Nero's: „Also ist auch Simon beschnitten ?" ant- 
wortet Petrus: „Auf andere Weise konnte er die Seelen nicht täuschen, 
als wenn er selbst den Juden erheuchelte, und vorgab, das Gesetz Gottes 
zu lehren 1 ). u Auch in den folgenden Sätzen hat man nur den Paulus, 
als ursprünglich in diesen Zusammenhang nicht gehörigen Genossen des 
Petrus zu streichen, um sofort das originale Gefüge wiederzugewinnen. 
Nero wirft dem Simon vor, er scheine aus Neid und Eifersucht den 
Petrus zu verfolgen ; offenbar sei er ein Feind (^X^P^) des Petrus und 
seines Meisters. Als nun in Simon gedrungen wird r auf die Frage Be- 



1) sect. 64: oMkybp ÄXXtog ^öövocxo &7ca?fjoai $ox&€, el 117} loutaTov sfvai 
fcauxöv (mexplvrco xat xöv toö O-soö vö|iov diddgai frtefctxvoTO. 



— 361 — 

scheid zu geben, warum er beschnitten sei, erwidert er endlich: „Zu 
jener Zeit war die Beschneidung von Gott verordnet, als ich sie 
empfangen habe; darum bin ich beschnitten 1 ).' 4 Hierauf bekommt er 
die weitere Antwort: „Ist also die Beschneidung gut, warum hast du, 
Simon, Beschnittene überliefert und sie verurtheilen und tödten 
lassen 2 ) ?" 

Es bedarf nicht erst der Erinnerung, wie schlecht diese Verhandlung 
zu der sonstigen Anschauung der Acten passt. Dieselbe geht davon 
aus, die Fortgiltigkeit der Beschneidung in der christlichen 
Gemeinde gegen Simon zu vertheidigen. Derselbe Petrus, welcher die 
ganze jüdische Festfeier für abgeschafft erklärt, wird hier plötzlich 
zum An walte der leiblichen Beschneidung. Und während sonst die 
durchgängige Uebereinstimmung beider Apostel so geflissentlich betont 
wird, muss Paulus in einem freilich leicht erkennbaren Einschiebsel 
nur die Herzensbeschneidung aufrechthalten, obwol damit garnichts 
gegen die Abschaffung der leiblichen Beschneidung ausgerichtet wird; 
gleichwol erscheint derselbe Paulus im Folgenden (sect. 66) plötzlich 
wieder als Vertheidiger der letzteren. Das sind alles Widersprüche, 
die sich auch dann noch nicht genügend auflösen, wenn man die hier 
neu eingezeichnete Figur des Paulus wieder entfernt. Der von Simon 
verfochtene Satz von der nur zeitweiligen Giltigkeit der Beschneidung 
ist nach dem Vorgänge des Paulus (Rom. 4, 11) grade in der katholisch 
werdenden Heidenkirche zu Hause 2 ). An der leiblichen Beschneidung 
als solcher aber hat nur das Judenchristenthum festgehalten. 
Dies reicht zunächst zum Beweise aus, dass der Streit des Simon mit 
den Aposteln oder vielmehr mit Petrus allein über die Beschneidung 
weder katholischen noch gnostischen, sondern ebionitischen Ursprungs ist. 

Einen Schritt weiter führen, uns die letzten der gegen Simon 
erhobenen Vorwürfe. Hinter der Maske des Simon ist auch 
hier, wie in der alten ebionitischen Legende, ursprüng- 
lich kein Anderer als Paulus verborgen. Paulus ist der £x*P^G 
£v&p<i)7to€, der von Neid und Eifersucht gegen die Apostel Christi entbrennt 
(Recogn. I, 70 flg.) ; Paulus ist's, der Beschnittene, d. h. jüdische Christen 
ins Gefängnis übergab (rcapeSföou efc ^puXax^v Act. 8, 3 vgl. 9, 1 flg. 
Recogn. I, 70 flg.); Paulus ist's, der obwol selbst beschnitten, die 



1) sect. 65: ftv ftxslvcp x$ xaip$ ifj nepiTopi] dbtö xoö O-boö Tipoaexdx^j, 
faß eyä) aöxijv Wegdjnjv* 8i4 toöto iwpiexti^Yjv. 

2) sect. 66: sl o5v ^ «epiTO|i$i xaXij, 8i4 x(, ou, 2£jiü>v, rcepiirciiYHiivoüg 
rcxpiÖcoxas xal -fjvdYxaoag aöxoög xaxaxpt^dvxag drcoxxavIBjvai ; 



— 362 — 

Beschneidung und die sich beschneiden lassen bekämpft (Gal. 5, 2 flg. 
vgl. unsere jetzigen Acten sect. 22) und die Abschaffung der leiblichen 
Beschneidung, welche nur ein Sigel der Glaubensgerechtigkeit der 
Unbeschnittenen sein sollte, durch die Offenbarung der wahren geistigen 
Beschneidung, also durch eine die frühere Ordnung Gottes aufhebende 
neue Kundgebung des göttlichen Willens begründet (vgl. sect. 63). 
Endlich Paulus und kein Anderer ist gemeint, wenn es heisst, dass 
Simon, bloss um die Seelen zu täuschen, den Juden spielte und das 
Gesetz Gottes zu lehren vorgab (vgl. 1 Kor, 9, 20). 

Ich glaube nicht mehr, dass diese Beziehungen dem Verfasser der 
katholischen izpd^eic, IlaöXoo noch durchsichtig waren. Er weiss nur 
noch von dem Gegensatze, der nach der in gewissen ebionitischen Kreisen 
ausgesprengten Verleumdung zwischen Paulus und Petrus bestehen soll 
und setzt dem die katholische These von der durchgängigen Ueberein- 
stimmung beider Apostel gegenüber. Die Worte Simons: „Glaube ihnen 
nicht, denn die sich beschneiden lassen, sind hinterlistig" werden daher 
auf Petrus und Paulus bezogen. Ebenso wird sowol die Frage, warum 
Simon selbst denn beschnitten sei, als die weitere, warum er denn die 
Beschnittenen verfolgt habe, statt dem Petrus dem Paulus in den 
Mund gelegt. Dagegen wird Simon zum Träger der judenchristlichen 
Anklage gegen Paulus, dass dieser nicht zu den persönlichen Jüngern 
Jesu gehört habe, und Petrus mnss den Paulus wider diese Anklage in 
Schutz nehmen, indem er grade die Wahrheit der dem letzteren zu Theil 
gewordenen Christophanie bekräftigt, und weiter betont, dass derselbe 
nicht wie Simon aus Neid, sondern aus Eifer um das Gesetz die Gemeinde 
verfolgt habe, also kein Ix&pbs 5ta cpfrovov wie dieser, und auch kein 
Pseudapostel wie Simon, sondern ein von der himmlischen Wahrheit 
selbst berufener Vertheidiger des „Pfades Christi" sei. 

Die Uebermalung der ursprünglichen Grundlage ist trotzdem sehr 
ungenügend ausgefallen. Ueberall blicken noch die älteren Farben hin- 
durch und verderben die Harmonie des daraufgetragenen Gemäldes. 

Auch sonst noch lassen sich Spuren einer älteren Legende ent- 
decken. So ist es ganz im Geiste der antipaulinischen Polemik ge- 
sprochen, wenn Petrus sect. 35 lehrt, Simon sei ein Lügner und Magier, 
ein abscheulicher, gottloser, abtrünniger Mensch und in allen Stücken 
der Wahrheit Gottes widerstrebend, und es fehle nichts weiter, als dass 
auf Gottes Gebot sein gesetzloses Treiben Allen offenbar werde l ). Es 

1) '0 dfc dnöoxoXog IUxpog iöCöaoxev ^böotyjv xs elvat xal iidyov, ataxp^v 
xe xal dvöoiov xal drcoaxdxYjv, xal fcv rcaoi xfj xoO &60Ö dX^sta ivavxCov, xal 
jiTjöfev Xstasiv Ixt el jitj Eva xfl xcXsöasi xoö &soö «pavsptod-etoa ^ dvojiCa aötoö 
xotg Tt&oi xaxdöyjXog ydvYjxat. 



— 363 — 

verdient Beachtung, dass diese Charakteristik uns in einem Abschnitte 
begegnet, der auch sonst deutliche Hinweise auf die clementinische 
Simonsage enthält: unmittelbar vorher geht eine Schilderung der Ver- 
wandlungen Simons. Derselben Legende sind ohne Zweifel die Geschichten 
von der angeblichen Enthauptung Simons und Auferstehung am dritten 
Tage (sect. 46. 52 flg.), desgleichen die Geschichte von der Errathung 
der Gedanken Simons durch Petrus und von der Vertreibung seiner 
dämonischen Hunde durch das gesegnete Brot des Apostels (sect. 45 — 48) 
entlehnt. Den Abschluss der ebionitischen Legende muss die Geschichte 
von dem verunglückten Flugversuche des Magiers und seinem elenden 
Ende, sowie von der Gefangensetzung, Flucht und Rückkehr des Petrus, 
endlich von seiner Kreuzigung (mit den Füssen nach oben?) gebildet 
haben. Denn diese Erzählungen bilden ein uraltes Gemeingut der 
katholischen und der gnostischen Acten, und wurden von beiden aus 
einer gemeinsamen Quelle entlehnt. 

Welches diese Quelle gewesen sei, wird sich nicht mit derselben 
Sicherheit sagen lassen, als sich ihr ebionitischer Ursprung behaupten 
lässt. Wir werden hier auf jene ebionitischen Apostelgeschichten zurück- 
verwiesen, deren Epiphanios gedenkt (haer. 30, 16), und welche jeden- 
falls auch die 1 etzten Quellen der clementinischen Homilien und Recog- 
nitionen gebildet haben. Ein speciellerer Nachweis ist mit unseren 
heutigen Mitteln nicht mehr möglich. Mein früher unternommener Ver- 
such, als gemeinsame Quelle sowol der Peter-Pauls-Acten als der clemen- 
tinischen Anagnorismen und Kerygmen alte ebionitische „Pctrusacten" 
zu reconstruiren, soll hier nicht wiederholt werden. Derselbe lässt sich 
nicht zur Evidenz bringen. Wenn die den katholischen Acten zu Grunde 
liegende Legende auf die früheren Kämpfe des Petrus mit Simon „in 
Judäa, ganz Palästina und Cäsarea" zurückweist (sect. 49), so ist dies 
ein unverwerfliches Zeugnis dafür, dass die alte ebionitische Schrift nicht 
blos mit der Sage von den syrischen Kämpfen des Petrus und Simon 
wohl vertraut war, sondern dass sie auch ähnlich wie die petrinischen 
Kerygmen den Magier von Cäsarea nach Rom fliehen, den Petrus aber 
ihm dorthin nachfolgen liess (vgl. ep. Clem. ad Jac. c. 20. Recogn. 1, 17; 
III, 75. Hom. I, 20). Ganz dasselbe setzen noch die ebenfalls auf alte 
ebionitische Legenden zurückgehenden gnostischen mpioSoi Iüxpou 
voraus, wie jetzt aus den Actus Vercellenses ersichtlich ist (siehe oben 
S. 176 flg. 181 ff.). Andererseits haben die syrischen Geschichten, welche 
die letztere Schrift episodisch erzählt, mit dem Legendenstoffe der Clemen- 
tinen gar keine Aehnlichkeit. Es muss also die Möglichkeit offenbleiben, 
dass die ebionitische Simonssage schon mancherlei Wandlungen erfahren 



— 364 — 

hat, bevor sie in jene immerhin sehr alte, von den npd%zi<z Hatikov 
benutzte und theilweise überarbeitete Schrift Eingang fand. An dem 
antipaulinischen Charakter der ältesten Simonsage wird hierdurch ebenso 
wenig geändert, als die oben 8. 43 ff. von Neuem begründete Annahme 
umgestossen wird, dass dieselbe ein vollständiges Zerrbild des Lebens 
und Wirkens des Heidenapostels bis zu dessen letzten Thaten und 
Geschicken in der Welthauptstadt gezeichnet hat. 

Anderweite Spuren einer in den npi^ea; IIa6Xou benutzten älteren 
Ueberlieferung habe ich bereits früher zusammengestellt '). Ich erinnere 
zunächst daran, dass die Geschichte von der angeblichen Enthauptung 
Simons und seiner Auferstehung nach dreien Tagen vermuthlich auf 
eine antipaulinische Sagengestalt zurückweist. Das hier berichtete 
Zauberstück sieht aus wie eine boshafte Anspielung auf die Enthauptung 
des Paulus. Dieselbe konnte natürlich als wirkliche Thatsache nicht 
verwerthet werden, weil die Legende ja ihren Simon vielmehr durch die 
Lüfte fliegen und auf das Gebet des Petrus herabstürzen Hess. Die 
Verheissung Simons, am dritten Tage wieder aufzuerstehen, begegnet 
uns wie bereits erwähnt wurde, in anderer Wendung in den Philo- 
sophnmena (VI, 20). Hier lässt sich Simon lebendig begraben mit der 
Verheissung, am dritten Tage ins Leben zurückzukehren: er kommt 
aber nicht wieder, sondern bleibt todt. Auch nach den 7tpa£ett IKxpou 
xal HaäXou wartet Nero nach dem wirklich erfolgten Tode Simons 
noch drei Tage vergeblich auf seine Rückkehr ins Leben (sect 78). 
Es liegt nahe, beide Sagengestalten mit der angeblichen Messiasrolle 
Simous in Verbindung zu setzen, kraft deren er verheissen habe, es 
auch in diesem Stücke Christo gleich zu thun. Das Eigentümliche ist 
nur, dass nach den gnostischen rcepfoSot HauXou vielmehr Paulus es 
ist, der dem Nero verheisst, ihm drei Tage nach seinem Tode wieder- 
zuerscheinen und diese seine Verheissung auch wirklich erfüllt. 

Wie es sich aber auch hiermit verhalten möge, so bleibt es immer 
eigenthümlich, dass eine Geschichte wie das Gaukelstück von der Ent- 
hauptung des Bockes, dem Simon seine Gestalt angezaubert hat, ebenso 
wie die Geschichte von der Flucht und Umkehr des Petrus nur episodisch 
erzählt ist. Dies erklärt sich doch schwerlich anders als durch einen 
kurz zusammenfassenden Rückblick auf eine ausführlicher angelegte 
ältere Darstellung. 

Endlich ist hier noch einmal des sonderbaren Umstandes zu ge- 
denken, dass der Bericht des Pilatus über Jesu Person, seine Ver- 



1) Quellen der römischen Petrussage S. 84 ff. 



— 365 — 

urtheilung, Kreuzigung und Auferstehung, den Nero auf den Rath der 
Jünger aus dem Archive holen und vorlesen lässt, an Kaiser Claudius 
adressirt ist. Von einem Textfehler kann keine Rede sein. Die Lesart 
steht nicht blos durch das übereinstimmende Zeugnis aller drei Recen- 
sionen der Acten, sondern auch durch die £vaxecpaXa((oat£ zum 5. Buche 
Pseudo - Hegesipps de excidio Hierosolymorum und durch mehrere 
lateinische Handschriften des zweiten Theiles der acta Pilati, des so- 
genannten Descensus, welche c. 29 (p. 413 sqq. bei Tischend, evang. 
apocr. ed. II) denselben Brief mittheilen, vollkommen fest. Eine blosse 
Verwechselung der Kaisernamen liegt schwerlich vor; dass die Kreuzigung 
Jesu unter Tiberius erfolgt sei, war auch dem unwissendsten Schreiber 
bekannt. 

Die Ueberlieferung von einem Berichte, den Pilatus an Kaiser 
Tiberius erstattet habe, begegnet uns seit Tertullian (Apolog. 21 vgl. 
Euseb. H. E. II, 12) ziemlich häufig. Ausser dem Briefe in unseren 
Acten besitzen wir noch mehrere andere Documente dieser Art: die 
Einen nennen richtig den Tiberius als Empfanger, die Anderen bezeichnen 
den Kaiser überhaupt nicht näher; den Claudius nennt sonst kein einziges 
dieser Schriftstücke 1 ). Nun ist aber der in die Acten aufgenommene 
Brief älter als alle anderen*). Man wird also annehmen müssen, dass die 
jüngeren Documente der falschen Adresse die richtige snbstituirt haben. 

Aber wie erklärt sich die sonderbare Adresse an Claudius? die 
einzig mögliche Antwort habe ich schon in meinen Pilatusacten (S. 18), 
darnach in den Quellen der römischen Petrussage (S. 84 flg.) gegeben 
und oben S. 69 wiederholt: Der Verfasser des apokryphen Briefes 
übertrug die Zeitbestimmung der judenchristlichen Legende für den 
Kampf des Petrus mit dem Magier Simon in Rom auf den Bericht des 
Pilatus an den Kaiser, sei es unwillkürlich, so dass er darüber die 
Chronologie des Lebens Jesu vergass, sei es mit Absicht, um den- 
selben Kaiser, vor dessen Forum sich der Apostel nach der ältesten 
8agengestalt zu verantworten hatte, auch zum Empfänger des Briefes 
zu machen. Nach dem Florentiner Texte der Passion des Petrus und 
Paulus besuchen die Apostel bei ihrer Ankunft in Rom den Pilatus, und 
ziehen bei demselben Erkundigungen ein über die Zeit, in welcher er 
die Statthalterschaft von Judäa verwaltet habe. Nach den 7Epa£ec£ xtöv 
iyluv dbcooxöXüw bei Johannes Malala u. A. wird Pilatus aus dem 



1) Epistola Pontii Pilati ad Tiberium bei Tischend, evang. apocr. ed. II 
p. 433 sq. 'Avotcpopd üiXdxou A ebendas. p. 435 sqq. B p. 443 sqq. 

2) Vgl. meine Pilatus-Acten S. 15 ff. 



— 366 — 

Gefängnisse geholt, um ein mündliches Zeugnis abzulegen (Malala p. 328 
ed. Oxon.). Beide Texte lassen also den noch vor dem Tode des Tibe- 
riuB abberufenen, wenn auch erst unter Gajus in Rom angekommenen 
Procurator bis unter Nero am Leben sein, der letztgenannte sogar diese 
ganze Zeit hindurch — also unter Voraussetzung der seit Eusebios her- 
kömmlichen Chronologie für das römische Martyrium des Petrus (67 n. Chr.) 
volle dreissig Jahre lang — im Gefangnisse schmachten. Gewiss ist dies 
schon eine Umgestaltung der ursprünglichen Sage. Aber auch aus diesen 
späteren Umbildungen leuchtet noch die ältere Zeitbestimmung hervor, 
welche den Apostel nicht erst unter Nero, sondern nicht allzulange nach 
der Gefangensetzung des Pilatus, also wenn auch nicht schon unter Gajus 
(37 — 42), so doch unter dessen nächstem Nachfolger Claudius nach 
Rom kommen, dort mit Simon in Conflict gerathen und von dem Kaiser 
verhört werden Hess.* 

C. 
Spätere Compilationen. 

1. Die Florentiner passio Petri et Pauli. 

Bandini erwähnt in seinem Supplement zu dem Kataloge der latei- 
nischen Handschriften der Laurentiana (I col. 254) einen cod. bibl. aedil. 
Flor. eccl. 132 saec. XI, welcher fol. 5 und 6 eine kurze Passion der 
Apostel Petrus und Paulus enthält, mit der Ueberschrift 'Natale apostolo- 
rum Petri et Pauli 1 und dem bekannten Prologe 'Simon qui inter- 
pretatur 6bediens\ Die Anfangsworte lauten: 'Cum introissent Romam 
beatissimi apostoli Petrus et Paulus secundum völuntatem dotnini 
excepti sunt a diversis fidelibus etc? der Schiusa: 'Simon autem magus 
in infernum deiectus est: nam qui in Christo crediderunt vivunt 
cum eo sempcr in saecula saeculorum. ameri. Auf meine Bitte hat 
Herr Dr. Fr. Rödiger in Florenz die Güte gehabt, mir eine Abschrift 
des Textes zu besorgen. 

Der Inhalt ist folgender: Petrus und Paulus kommen gemeinsam 
nach Rom und werden dort von verschiedenen gläubigen Brüdern em- 
pfangen. Sie besuchen den Pontius Pilatus, um bei diesem Notiz über 
die Zeit einzuziehen, in welcher er das Amt eines Präses ('presidatum') 
in Judäa verwaltet habe (I). Nach einigen Tagen wird ein gewisser 
Magier, Namens Simon, ein Mann von mittelmässiger Gelehrsamkeit, 
aber in allen bösen Künsten erfahren, vor den Kaiser Nero geführt und 
auf dessen Befehl von Soldaten bewacht. Plötzlich verschwindet er durch 
Zauberspuk. Als Nero nach einigen Tagen opfern geht, erscheint ihm 
Simon plötzlich und stellt sich ihm freiwillig. Auf Befragen des Kaisers 



— 367 — 

giebt er über seine Person und Abstammung Auskunft : Er stamme aus 
Phönizien, sei von Gott gesendet, damit die Juden an ihn als an den , 
verheissenen Messias glauben sollten, sei aber von diesen gekreuzigt 
worden und am dritten Tage wieder auferstanden. Zum Beweise der 
Wahrheit seiner Rede erbietet er sich, vor Nero's Augen sich enthaupten 
zu lassen. Nero schenkt diesen Reden keinen Glauben, gebietet aber 
schliesslich einem Speculator zu thun wie Simon verlangt hat. Darauf 
verlangt dieser an einem finsteren Orte geköpft zu werden. Beim Schein 
einer Lampe wird die Execution vollzogen. Das abgeschlagene Haupt 
wird in einen Korb gelegt, zugedeckt, mit dem Ring des Kaisers ver- 
sigelt und in sein Schlafgemach gesetzt. Am folgenden Tage lässt Nero 
den Korb öffnen und findet darin einen Widderkopf, welcher alsbald 
verschwindet. Der Kaiser beruft den Senat und theilt ihm das Wunder 
mit. Am dritten Tage erscheint Simon vor dem Kaiser und der Senats- 
versammlung und ruft : „Ich bins, den du vor drei Tagen hast enthaupten 
lassen: siehe, ich bin auferweckt". Zum Andenken an dieses Ereignis 
lässt Nero ihm eine Statue setzen. Simon verheisst darauf, dem Kaiser 
zur Legitimation seiner göttlichen Sendung noch viele andere Wunder 
zu zeigen. Dieser nimmt ihn mit in die innersten Gemächer seines 
Palastes, wo der Magier ihn durch neue Zauberkünste noch mehr im 
Glauben an ihn bestärkt. Tags darauf stellt er den Simon dem ver- 
sammelten Senate als den grossen Gesandten Gottes vor, den die Juden 
getödtet haben. Derselbe verheisst den Senatoren, wenn Jemand 
unter ihnen einen verstorbenen Freund oder Verwandten zu sehen 
wünsche, den Todten zu citiren. Einer der Anwesenden, ein Verwandter 
des Pontius Pilatus, welcher unter dessen Statthalterschaft in Judäa 
war, wird von Simon aufgefordert, ihn als den Christus anzuerkennen, 
den die Juden gekreuzigt hätten. Dieser aber erklärt, er sei nicht jener 
Christus, sondern der Magier Simon, welcher früher das Gesetz Christi 
befolgt habe, darnach aber von Petrus, einem ächten Jünger Christi, 
besiegt, aus Judäa entflohen sei. Auf seine Bitte, welcher der be- 
stürzte Magier widerwillig beistimmt, befiehlt der Kaiser, die in Rom 
anwesenden Jünger Christi, Petrus und Paulus, herbeizuholen. Ein 
neues Zauberstück Simons setzt inzwischen das vor dem Palaste ver- 
sammelte Volk in Staunen. Während er drinnen im Palaste vor dem 
Kaiser steht und redet, steht er gleichzeitig draussen und redet zum 
Volke. Der abermals in Verwunderung gesetzte Kaiser lässt ihm eine 
zweite Statue setzen mit zwei Angesichtern, das eine zum Senat, das 
andere zum Volke hingewendet. Am folgenden Tage erscheint Simon 
im kaiserlichen Gemach, meldet die Anwesenheit jener beiden Männer, 



— 368 — 

welche der Verwandte des Pilatus für Petras and Paulas ausgegeben 
• Labe, und fordert den Kaiser auf, sie tödten zu lassen, da sie nicht die 
wirklichen Apostel, sondern Betrüger seien, welche ganz Jadäa in Auf- 
ruhr gebracht hätten. Nero lässt sie in die Senatsversammlung kommen 
und verhören. Sie versiebern, Petrus und Paulus, die Schüler Jesu 
Christi zu sein, und erklären, jener sei nicht Christus, sondern Simon, 
der von ihnen getauft worden sei und die göttliche Kraft durch Geld 
habe erkaufen wollen. Dafür sei er von ihnen verdammt und verflucht 
worden. Wenn er Andere durch seine schlechten Künste getäuscht habe, 
so könne er sie selbst doch nimmermehr betrügen. Als der Kaiser Aus- 
kunft über jenen Christus begehrt, dessen Schüler die beiden sich 
nennen, erwidern ihm diese, wenn er sein Gesetz, seine Lehren und 
Wunderthaten kennen lernen wolle, werde er ihn finden; jener aber sei 
ein gottloser Betrüger. Die Wunder Simons aber, auf welche sich der 
Kaiser beruft, erklären die Apostel für trügerische Künste. Da fordert 
Simon den Petrus auf, seine Gedanken zu errathen. Dieser lässt sich 
heimlich ein Brot bringen, verbirgt es in der Hand, und fordert den 
Simon auf, das was er gedacht hat, auszuführen. Alsbald erscheinen 
ungeheure Hunde und fallen die Apostel zum Schrecken der Anwesenden 
an. Petrus aber wirft das Brot zur Erde und alsbald verschwinden die 
Hunde. Nero spricht : „Simon, ich glaube, wir sind besiegt". Dieser aber 
verheisst ihnen seine Macht zu zeigen. Darauf fordert der Kaiser den 
Paulus auf, seine Meinung zu sagen und dieser verkündet ihm grosses 
Unheil für Rom, wenn er den Magier nicht eiligst tödten lasse. 

Es folgt nun die Geschichte von dem Jüngling, den Simon ver- 
geblich von den Tödten zu erwecken sucht, während Petrus denselben 
wirklich erweckt. Die Erzählung ist lediglich eine Umschreibung des 
Textes von Pseudo-Hegesipp, den der Florentiner Codex hier vielfach 
wörtlich wiedergiebt. Die einleitenden Worte lauten : l eo tempore con- 
tigit ut addescens quidarn nobilis etiam propinquus Caesaris mori- 
retur\ Als das Volk den Magier wegen des mislungenen Wunders 
steinigen will, hält Petrus dasselbe davon ab; vielmehr möge er leben, 
das Wachsthum des Reiches Christi sehen und von Neid verzehrt 
werden. Simon flieht zu Nero, erklärt, nicht länger in der Stadt bleiben 
zu wollen, weil er von dem Galiläer beleidigt sei, und verheisst, gen 
Himmel zu fliegen. Er bittet den Kaiser, ihm auf dem capitolinischen 
Hügel einen hölzernen Thurm zu erbauen. Am bestimmten Tage kommt 
alles Volk zusammen, um das Wunder zu schauen. Auf Befehl des Nero 
müssen die beiden Apostel zugegen sein. „Seht", ruft der Kaiser ihnen 
zu, „was Simon zu thun im Begriff steht, ist etwas Grosses. Soll ich 



— 369 — 

aber glauben, dass er alles durch Zauberkünste thut, so will ich eure 
Macht sehen, die mir beweisen mag, dass jener nicht vom Himmel ge- 
kommen ist". Die Apostel erwidern: „Wir sind Menschen, und haben 
keine Macht, sondern unser Gott, der ihn vor aller Augen zu besiegen 
vermag". Dann fordert Petrus das Volk auf, die Kniee zu beugen und 
zu Gott zu beten. Als Nero 1 ) fragt: „Wohin wollt ihr vor meiner 
Macht gehen?" erwidert ihm Paulus: „Wir kennen Gottes Willen nicht, 
wohin er uns führen lässt; dies allein wissen wir, dass wir bald gehen 
werden". Darauf verkündet Simon, nun den Trug der beiden Apostel 
erweisen zu wollen und vom Kaiser aufgefordert, sein Vorhaben auszu- 
fahren, besteigt er den Thurm und beginnt mit ausgebreiteten Händen 
zu fliegen. Das Volk bricht über das Schauspiel in lauten Zuruf aus. 
Nero aber höhnt die Apostel: „Ihr seht, dass er, den ihr einen Magier 
scheltet, von der Majestät gesendet worden ist. Ihr vielmehr seid Ver- 
führer 64 . Als Petrus ihm entgegnet: „Wir wissen, dass wir binnen 
Kurzem bei Christo sein werden", fahrt Nero fort sie zu verspotten, 
dass sie auch jetzt noch in ihrer Thorheit verharren, den Simon für einen 
Betrüger zu halten , da er doch schon in den Himmel eingehe. Paulus 
fordert darauf den Petrus auf, seine Augen zum Herrn zu erheben und 
zu beten. Petrus erhebt die thränenerfüllten Augen, und schaut, wie der 
Kaiser den in der Luft fliegenden Simon anstaunt. Paulus ruft ihm zu: 
„Was sagst du zu ihm, Petrus, Knecht Christi? 2 ) Jener gottlose Simon 
wird noch obsiegen mit seiner Macht". Nero ruft: „Er verspottet sie; 3 ) sie 
aber sind wahnsinnig 44 . Standhaften Muthes erwidert Petrus: „Bald wirst 
du erkennen, Kaiser, dass wir nicht wahnsinnig sind 44 . Von Paulus auf- 
gefordert, zu Gott zu beten, dass er seine Macht zeigen und die Arglist 
des Gegners zu Schanden machen möge, erhebt Petrus seine Augen 
abermals zum Himmel und spricht mit ausgebreiteten Armen zu den 
Dämonen Simons : „Ich beschwöre euch bei Gott dem allmächtigen Vater 
und bei Jesu Christo seinem Sohn, dass ihr ihn unverzüglich fallen lasset. 
Denn Alle sagen, er sei der Heiland der Welt". Kaum hat er diese Worte 
gesprochen, so stürzt Simon von der Höhe auf die Erde und bricht mitten 
entzwei. Dennoch ist er nicht sofort todt, sondern wird mit zerschmet- 
tertem Körper, um seine Strafe und seinen Sturz zu erkennen, nach Aricia 
geschafft, und fahrt bald darauf mit seinen Dämonen zur Hölle. 

1) Die Worte: 'et Paulo et Petro dixerun? sind gewiss fehlerhaft; statt 
dixerunt wird dixit Nero zu lesen sein. 

2) qui dicit ei cod. Ich habe quid dieis ei geändert, doch könnte das 
Verderbnis noch tiefer greifen. 

3) irrident eos cod. lies: irridet. 

Lip s ins, Apostelgeschichten. 11,1. 24 



— 370 — 

Mit den folgenden Worten l quo audito Nero deceptum $e ei de- 
stitutum dolens tanti casu amici 1 beginnt wieder der Hegesippustext. 
Erzürnt über den Verlust Simons, beschliesst Nero den Petrus zn tödten 
und lässt ihn ins Gefängnis werfen. Es folgt die Geschichte von der 
Flucht des Petrus, die Erscheinung Christi, sein beschämendes Wort an 
den Jünger und des letzteren reumüthige Umkehr, alles nach Pseudo- 
Hegesipp. 

Den Abschluss dieses Stückes bilden die Worte i Conversus üerum 
ad urbetn rediens in loco quo fuerat coartusque [coartatusque] est a 
persecutoribus sequenti die cum Paulo \con\servo suo\ Nun folgen 
wieder die aus den actis Petri et Pauli bekannten Geschichten. Nero 
lässt den Körper Simons bewachen, in der Meinung, er werde,' wie es 
früher geschehen sei, wieder lebendig werden. Als der Leichnam aber 
in Verwesung übergegangen ist, befiehlt der Kaiser ihn zu begraben. 
Aber von äusserstem Zorn gegen Petrus und Paulus erfüllt, spricht er 
zu dem Stadtpräfecten Clemens: „Offenbar sind diese Menschen allzn 
ungläubig, und können unser Land völlig zn Grunde richten, wenn wir 
sie länger am Leben lassen. Man gebe ihnen eiserne Kämme in die 
Hände, und nöthige sie, sich gegenseitig zu zerfleischen ". Der Präfect 
Agrippa wendet ein, dass Paulus doch weniger ungläubig als Petrus sei 
und giebt eine andere Todesstrafe für ihn anheim. Man überlässt ihm 
darauf die Bestimmung der Todesart und Clemens verordnet, Paulus 
solle enthauptet, Petrus als Mörder gekreuzigt werden '). Petrus be- 
gehrt, umgekehrt gekreuzigt zu werden, weil er nicht würdig sei, auf 
dieselbe Weise gekreuzigt zu werden wie sein Herr. Der Passionstag 
ist der 29. Juni, Nerone II et Pisone cons. Sie selbst sind in den Himmel 
aufgenommen, Simon der Magier aber in die Hölle gestürzt worden. 

Der Text dieser Passion ist leider arg verderbt. In den aus 
Psendo-Hegesipp entnommenen Stücken lässt er sich leicht aus letzterem 
verbessern ; in den übrigen Abschnitten, wo jene Hilfe versagt, sind wir 
häufig auf blosse Vermuthungen angewiesen. Mit dem Texte Pseudo- 
Hegesipps ist ein anderer combinirt, welcher vielfach mit den katholi- 
schen Acten des Petrus und Paulus sich aufs Engste berührt. Während 
aber Pseudo-Hegesipp, wo er benutzt ist, einfach herübergenommen, be- 
ziehungsweise hie und da paraphrasirt ist , stellt sich das Verhältnis zu 

1) Der vorliegende Text schreibt: 'Tum Clemens praefeetus urbis dedit 
sententiam : puniatur, Petrus autem qui carndlibus suis homicidium penetra- 
Vit, crucifigatur\ Vor puniatur wird Paulus capite einzuschieben sein, statt 
penetravit ist natürlich perpetravü, statt carnalibus wahrscheinlich carmtäb** 
zu lesen. 



— 371 — 

letzterem als ein ganz andersartiges dar. Die Verschiedenheit der Texte 
ist hier auch da, wo beidemale dieselben Stoffe behandelt werden, so 
gross, dass man geneigt sein könnte, eine literarische Abhängigkeit 
des Florentiner Textes (F) von dem Marcellustexte zu bestreiten. Aber 
neben den grössten Abweichungen nicht blos im sprachlichen Ausdruck, 
sondern auch in der Sache stoasen wir plötzlich wieder auf wörtliche 
Berührungen. So spricht Nero nach der Vertreibung der Hunde durch 
das geweihte Oerstenbrot: 'Symon puto vidi sumus' y wörtlich wie im 
lateinischen Texte der Acten (sect. 49 p. 21 Tischend.). Anderwärts 
setzt der Florentiner Codex denselben griechischen Text voraus, über- 
setzt aber anders als der Marcellustext. sect. 50 (p. 21 Tischend.) 
spricht Nero zu Paulus: 20 6c.dc xi oö8£v X£yet£, IlaöXe; &icexptfh) ö 
IlaöXo«; xal efrcev" Hvttoxe xoOxo ßaaiXeö, 8xi £av arcoXOqjs xöv 
(iötY 0V xoöxov xoiaöxa 7cpaxxetv, jjtiytaxov xfl rcaxptöi aou aö^avei 
xaxöv xal x$)v ßaaiXefav aou inb xffc 181ol$ axaaeo)«; xaxaßtßaaei. 
Hier liest der Marcellustext: 'Nero ad Pauium sie ait: Tu quare 
nihil (litis, Paule? Paulus respondit: Hoe scias, Caesar, quia si 
dimiseris isium rnagum tarda agere, magnum malum patriae tuae 
adereseet et regnum tuum a statu suo deicietur 1 . Hierfür bietet F: 
l Conversus Nero ad Pauium dixit: Tu, Paule, quid dicis? Paulus 
vero dixit : Hunc hominem, si tu citius non perdideris, grande.malutn 
patriae tuae creseif. 

Weitere Beruhrungen, auch mit dem lateinischen Texte der Acten, 
finden sich in der Fluggeschichte. 

Gr (sect. 74) Lat. Flor. 

N£p<i>v efrcsv" Kalrcoö Nero dixit: 'Et quo Et Paulo et Petro di- 

iTceXeöaea&e rcapa xfjv ituri estis contrameam xerunt [1. dixit Nero]: 

i(it)v ßo6X7)aiv;II£xpo£ voluntatem ¥ Petrus 'Et quid [1. quo] ituri 

elrav" "Chcou eav 7cpoo- dixit: 'Quo nos arcer- estis ab ante tnea po- 

xixXrjxat V)(ias 6 xö- sit dominus nostef* . . . testate?' Paulus dixit: 

ptog Vjutöv .... N£- Nero dixit: 'Ergo et 'Ignoramusdominivo- 

pwv ebtev* OöxoOv xa2 vos in cadum ituri luntatem, quo nos du- 

öjieiC efc xöv oöpavöv estis? 7 Petrus dixit: cere iubet: hoc solum 

(AeXXexe areeXä-elv ; IK- 'Qyod ipsi placuerit, seimus, quia cito ituri 

ipog efaev' El xt 86§ei qui vocat nos\ Simon sumus\ Simon dixit: 

?<j> xaXoövxi ifju-äc- 2£- dixit: l Ut scias, impe- 'Optime imperator, ut 

fwöv efaev* "Iva yvq>5, rator, istos faUaces scias eos faüaces esse, 

ßaoiXeO, xo6xoi>£ drea- esse, mox ut in caelum nunc tibi prdbabo\ 

xaUovas eftat, rcapau- ascendero, mittam ad Nero imperator dixit: 

24* 



— 372 — 

x£xa o3v a)£ Ävaßö te angelos meos et fa- l Comple,quod facturus 

el<; xöv o&pavöv, niptyto dam tead me venire?, es, ut faciam de Ulis 

TobciYY&oucpGuftpäc Nero dixü: { Fac ergo, quodcunque vdueritf. 

ae xal Tiotifjao) ae &X- guod dtcis\ 
d-etv Tcp6<; |is. N£pa>v 
efee* üohjaov iv xi- 
Xet" äiXa> y&p fßetv, 
ei rcXyjpols 8 X£y£is. 

sect. 75 

T6xe 2£|i(i>v 4v£ßyj eüg Tunc ascendit Simon Tunc Symon ascendü 

xöv 7c6pyov ivti)7Ttov in turrem coram omni in ülam iurrem excd- 

TcavTow, xal Sxx££vac populo et extensis mar sam et manibus ex- 

t&c X e *P a € &0T£cpavü>- ntftws, coronatus lauro, tensis coepit in aÜum 

|iivo£ Si^vat^ fjp^axo caeptl volare. Nero volare . . . .flfero W0 

Tclxea&ai. Nipcov 8fe td vidä PeJro sie aä; Prfro etf Paulo apo- 

(i)<; eföev TC£x6|i£vov, 'Feraa Aomo es* iste sfoWs dixü: 'Viddis 

?cpyj Tcpö«; xöv IKxpov" Simon , fa autem i£ guia a maiestate mis- 

'AX7)\hvÖ£ 6 Efyuüv Paulus seduäores estis aus est, quem mogo 

oöxoc' ob 8k xal IlaO- hominum\ Oui Petrus [1. ma^tttw] esse <&w- 

\o<; izXdvoi &gtL. IIpöc ait: l Sine tnora scias stis? Vos potius sedue- 

8v 6 IUxpoc £<p>j' IIa- no5 veraces esse, et totes hominum estis\ 

paxp9j(ia yvcoaet Vjjiäc Christi discipulos,hunc Petrus autem ad eum 

4X7)&ivoüs xoö Xpiaxoö awfem won e^^e C%W- ait: 'Seimus, quianos 

|ia{h)xa£, xoOxov 8k stum, sed magum et paululum cum Christo 

fjtf) elvat Xpiaxöv dXX4 maleficum*. Nero di- erimus\ 

fifltyov xal xaxoöpyov. xit: 'Adhuc perseve- Nero autem ait eis: 

Nlptov efrcev' "Exi£v£- ratis? Ucee videtis 'Adhucperseveratis in 

axaafte ] l8ob ^ewpetxe eum caelum penetrare\ hac vanitate? Eece 

aüxöv dcvepx6[Jievov elc, videtis ittum iam pe- 

xöv oöpav6v. netrare caelum ; et co- 

namini adhuc eum fcä- 

sect. 76 «w» faeere\ 

T6xe 6 ü£xpo€ Äxevf- T«nc Petrus cugMaei» Paulus autem Päro 

aag T(p IIa6Xcp ekev' Paulum sie aü: L Paule dixü: t Erige oedos 

IlaöXe, &vocveuaov xal frater, erige Caput et ad dominum et ora\ 

;§£. dvaveuaag 8fe 6 tnde\ Cumque elevasset Oumque elevasset ocu- 

IlaOXoc TrX^prjg 8a- captil Paulus lacrimis los Petrus lacrimis 

xpäwv xal d"£aaa(X£VO<; plenus oculos et vi- plenus et vidissä Nero 

7tex6|i£Vov xöv 2f(iü)va disset Simonem vdan- imperator [L Neronem 



— 373 — 

efaev. Efccpe, xl dpyctfc ; fem, 5ic dixit : 'Frater imperatorem] mirari 
xeXefoaov 8 ivfjpgco' Petfre, gutd cessas? volantem Simonemma- 
4}Sq yip rcpoaxaXerxat perfice quod coepisti. gum in a&re, dixit ei 
ij\Ld<; 6 xöpiog ^(löv e7am no^ warf dornt- Paulus: i Qui dicit p. 
lijaoGg Xptat6g. nt*s nosfer Jesus Chri- quid dicis] et, fatnule 

stus\ Christi Petre? Homo 

iste impius Simon in 
sua adhuc praevalue- 
rü [1. praevaluÜl po- 
Kai 6 Nlptov ixoöaac Et Nero audiens eos, testate\ Haec cum au- 
aöxtöv 67re|iet6£aaev subrisit et dixit: c Isti disset Petrus, Nero 
xal efasv* O&xot jfti- $e vtdent tricfos, modo sie ait: 'Irrident [1. 
icoooiv £aoTol>s T^rnj- delvranf. Petrus dixit irridä] eos. Isti au- 
|a£vod£ 2ptt xal X?]- ad Neronem: l Modo Um ddvranV. Petrus 
poOaiv. Ilixpog e&uev" probabis, nos non de- autem respondens cum 
"Apxi yvc&aet |i^j e!vai lirare\ Paulus vero magna constantia dt- 
^|iÄ{ X^pouc. TSeprj 6 ait ad Petrum: l Cete- xü ei : l Modo scias, 
IlaOXoc x<p IUxpcp * rtus fac , jugd /acte- imperator , gtita non 
üofojoov xi Xowuiv 8 6a$\ deliramus\ Paulo Pe- 

Tcoter^. *rws [1. Paulus Petro] 

dixit: l Fac quod fade- 
bas: ora deum omni- 
potentem ut suam po- 
tentiam ostendit p. 
ostendat] et inimici 
confundat astutia [1. 
astutiam]\ 
sect. 77. 

Kai dxevfoag 6 114- Et aspiciens contra Petrus autem iterum 

tpoc xaxi toO 2£|iü>- Simonem Petrus dt- /actem tn caefam efe- 

vo£ elrcev * e Opx^(o .rä : l Adiuro vos, an- vans extensis manibus 

6|wEs, ol äyyeXoc toO gdi Satanae, qui eum ait : l Increpo vos per 

Saxavfi oE cpfcpovxeg tn aera fertis ad deci- deum patrem omni- 

aöxöv efc xöv dtepa pienda hominum infir potentem et per Jesum 

npb$ xb diwcxdcv x&s delium corda, per Gmstum füium eius, 

xöv dbcCaxcov xap&a$, deunt creaforem om- td sine mora dimitta- 

xöv fteöv xöv xxf- ntwm e< jper Jesum tis eum. Omnes enim 

aavxa xi rcivxa xal CAmftim ut dieunt, qui ipse est 

Itjooüv Xptoxiv . . . eum ab hoc hora iam salvator mundi\ 

tva inb xaöxTjc xfjg non feratis, sed dir 



— 374 — 

Spac pjx£xt a&xöv mittatis iUum\ Et con- l Et cum haec dkerä 
ßaaia^xe, 4XX' l%e- tinuo dimissus cecidit Pdrus, venu Simon 
aoate aöx6v. xal rca- in loco, qui Sacra via ex alto in terra et cre- 
paxpf}|ia &no\v&el$ dicäur, et in quatuor puit medius, nee tarnen 
Srceaev d$ x6rcov Xe- partes fradus quatuor continuo exanimaius 
yö|i£vov oaxpa ߣa, 6 silices adunavit } qui est. Sed frado devo- 
lutiv Eepa 666«;, xal sunt ad testimonium luto [1. devolutus] cor- 
Siejiepfcribj elq xea- vidoriae apostolicae pore, ut poenam ä 
aapa jiipYj, xaxcp jjl6- tisgui in hodiernum ruinatn suam cognos- 
pep SiacpcovVjaac. diem'. cerel ef ad foettm gwi 

vocatur Ariciam sui- 
Zatus pastf paululum 
cum diabolo eius ab 
[1. arf] tma discessü. 

Eine wörtliche Berührung findet sich noch einmal gegen Ende, wo 
Nero beabsichtigt, die Apostel in der Naumachie durch eiserne Kämme 
sich gegenseitig zerfleischen zu lassen (sect 79). 

T6xe Nlptov %<xXiaa$ Nero dixit ad prae- Accensus autem nitnia 

'Afpfrcfcav xöv lizap- fedum suum Agrip- iraeundia adversus 

Xov eint npb$ aöx6v' pam-.'Homines irrdi- Pdrum d Patüum 

'Av?rp(i>7wu£ {rp>]axe6- giosos necesse est male sie aü Clementi prae- 

ovxas xax&c XP*) *rco- perdere et ideo cardis fedo urbis : 'Patet, isü 

{ravetv. 8(rev xeXeöta ferreis aeeeptis iubeo homines incredtdiores 

xoöxous xtvapag atSrj- eos in Naumachia conr sunt nimis . . . Sed 

p&$ Xaß6vxa$ £v x<j> sumi [oder: ut ipsi se aeeipiant utrique car- 

vauiiaxbpavaXcod^vai. invicem interficiant et dos ferreos et invicem 

'Aypimzas 6 Snapxoc consumantf se lacerare cogantur 1 . 

efrcev. lep(5>xaxe ßaai- Agrippa praefedus dir Clemens praefedusaü: 

Xeö, oi>x £pp,6£ei efc c#; i Quoniam Paulus l Optime imperator, 

xouxou£ 8 &x£Xeuaa£, innocens esse videtur, quoniam Paulus non 

SfceiSf) 6 IlaöXos aftfpos Pdrus autem homici- tarn incredulior ap- 

<pa£vexat napa xöv dii reus est, insuper pard, qualiter ipse 

Ilixpov. et inreligiosus . . .' pereat* ? 

Die Vergleichung der parallelen Stellen ergiebt, dass F einen 
lateinischen Text vor sich gehabt haben muss, welcher mit dem lateinischen 
Marcellustexte aufs engste verwandt war. Zuweilen stimmt er genauer 
mit dem gedruckten Texte bei Nausea, als mit den Handschriften , hie 
und da tritt er näher an den griechischen Text heran. Aber soweit 
auch beide Texte anderwärts wieder auseinandergehen, so lassen die 



— 375 — 

wörtlichen Berührungen nur die Wahl zwischen einer doppelten Mög- 
lichkeit: entweder ist der lateinische Text der Peter-Pauls-Acten selbst 
in F benutzt, oder beide Texte gehen auf eine gemeinsame Quelle zurück. 
Die Entscheidung muss eine nähere Untersuchung der sach- 
lichen Verschiedenheiten bringen. Die Eingangsworte von F erinnern 
an den Anfang des lateinischen Marcellus: l Üum introissent Bomatn 
beatissimi apostoli Petrus et Paulus secundum voluntatem domini, 
excepti sunt a diversis fidelibus, qui credideranV. Nur kommen hier 
beide Apostel gemeinsam nach Rom, während in den Acten Petrus den 
Paulus erwartet. Hier liegt in F deutlich eine Umbildung der älteren, 
in den Acten bezeugten Ueberlieferung vor. Sonderbarer Weise lässt 
F nun alsbald auf die Ankunft der Apostel in Rom einen Besuch der- 
selben bei Pontius Pilatus folgen, mit der noch sonderbareren Motivirung, 
sie hätten bei ihm Kunde einziehen wollen über die Zeit, in welcher er 
Statthalter von Judäa gewesen sei l ). Die Verwirrung erreicht den 
Gipfel , wenn weiter unten ein Anverwandter des Pilatus , welcher zur 
Zeit seiner Statthalterschaft in Judäa sich aufhielt, als Augenzeuge 
der Passion Christi die Person des angeblichen Christus recognosciren 
muss und den Trug des Simon entlarvt 3 ). Hier ist doch offenbar die 
Voraussetzung, dass Pilatus nicht mehr am Leben ist ; denn warum ruft 
man sonst nicht ihn, sondern einen seiner Begleiter in Judäa zum Zeug- 
nisse auf? Aber auch das Motiv, aus welchem Petrus und Paulus den 
ehemaligen Statthalter in Rom besuchen, kann nicht ursprünglich sein. 
Die Apostel brauchten doch nicht erst durch Nachfragen bei Pilatus die 
Zeit zu erforschen , während deren er Judäa verwaltet hatte. Das 
Richtige liegt auf der Hand. Die Nachforschungen erstreckten sich 
auf die Nachrichten, welche Pilatus in der Zeit seiner Statthalterschaft 
(nämlich über die Passion Jesu) gegeben hatte. Der kirchenslavische 
conflictus Petri cum Simone und die npi%ei$ xföv iy(ci>v diroaxoXcov bei 
Johannes Malala, Georgios Hamartolos u. A. machen daraus ein münd- 
liches Verhör des zu Rom im Gefängnisse befindlichen Pilatus über das, 
was sich in Judäa mit Jesu zugetragen. Das Ursprüngliche aber haben 
allein die katholischen Peter-Pauls-Acten, wenn sie von einem schrift- 
lichen Berichte des Pilatus erzählen, der auf Verlangen der Apostel 



1) 'Frequentdbant autem et Pontio Püato propter notitiam quando 
praesidaium gesserat in Judaea\ 

2) l Adstans erat et unus ex parentibus Pontii Püati qui permanebat 
tempore quando prae&idatum gesserat inJudaea . . . et nunc cognoscet ipsum 
eise Christum. Sic ait: Optime imperator, ego quidem rem gestam inJudaea 
bene not*. JJunc autem hominem ignoro eive ipse sit Christus an non etc.\ 



— 376 — 

aus dem römischen Archive geholt und vor dem Kaiser verlesen wird. 
Nor so stimmt diese Angabe mit der folgenden von dem Verwandten 
des Pilatus zusammen. 

Es folgt der Bericht von den magischen Künsten , durch welche 
Simon Ansehen bei Nero gewann. Statt der Aufzählung einer ganzen 
Reihe verschiedener Zauberstücke wie in den actis Petri Pauli sect. 32 
und 35 lesen wir hier zunächst eine Geschichte, welche dort gar keine 
Parallele hat: von der Verhaftung Simon's, seinem wunderbaren Ver- 
schwinden und seiner freiwilligen Selbstauslieferung an den Kaiser, wo- 
durch er zuerst die Verwunderung des letzteren erregt. Diese Er- 
zählung ist sonst nirgends in den bisher zugänglich gewordenen Quellen 
aufbewahrt. Es folgt die Geschichte von der scheinbaren Enthauptung 
Simon's, bei welcher er im Finstern einem Bock seiner Gestalt an- 
zaubert und von seiner vermeintlichen Auferstehung am dritten Tage. 
Dieselbe wird in den Peter -Pauls -Acten nur als Episode erzählt, und 
zwar erheblich kürzer als hier. Den Eindruck grösserer Ursprünglich- 
keit macht namentlich der Zug in F, dass Nero den abgeschlagenen 
Kopf Simons in einem verdeckten Korbe in den Palast bringen läset, 
den Korb versigelt und am anderen Tage öffnet, worauf ein Widder- 
kopf zum Vorschein kommt, der alsbald verschwindet. Eigentümlich 
in F ist auch das folgende Stück , wie Nero dem Simon um jenes Be- 
weises seiner Gottheit willen eine Bildsäule setzen lässt, ihn in seinen 
Palast nimmt, um noch grössere Wunder von ihm zu sehen, ihn folgenden 
Tags an der Hand in den Senat fuhrt, und unter grossen Lobeser- 
hebungen der Versammlung vorstellt, worauf dieser den Senatoren ver- 
heisst, Todte zu beschwören. Auch dieses Stück hat, abgesehen von 
der Geschichte mit der Bildsäule, die hier eigenthümlich motivirt wird, 
sonst nirgends eine Parallele. Dasselbe gilt von der bereits besprochenen 
Confrontation Simons mit dem Verwandten des Pilatus, sowie von dem 
weiteren Zauberstücke, dass Simon gleichzeitig drinnen im Palaste mit 
dem Kaiser und draussen zu der versammelten Volksmenge redet. Die 
letztere Geschichte erinnert an den Spuk, der von der Helena Simons 
erzählt wird : dieselbe soll gleichzeitig zu allen Fenstern des Thürmes, 
in dem sie sich aufhielt, herausgesehen haben (Recogn. H, 12). Die 
zweite, auf Anlass dieses Wunders dem Simon errichtete Bildsäule 
mit den beiden Angesichtern ist eine dunkle Reminiscenz an das Janus- 
bild. Bietet in diesen Partieen F eine durchaus eigentümliche Sagen- 
gestalt, so verräth es doch andrerseits wenig Ursprünglichkeit, dass 
hier Simon nicht blos für den Messias überhaupt, sondern ähnlich wie 
in dem kirchenslavischen conflictus Petri cum Simone gradezu für den 



— 377 — 

gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christas sich ansgiebt und von 
den beiden Aposteln behauptet, sie wären garnicht Petrus und Paulus, 
sondern zwei Betrüger. Das Verhör vor Nero macht den Eindruck 
eines schwachen Nachhalls der Peter-Pauls- Acten. Alle charakteristischen 
Züge sind hier verwischt. Auch die Geschichte von den geheimen 
Gedanken Simons , welche Petrus erräth , ist minder ursprunglich als 
dort. Es fehlt der ganze Anfang, wonach erst Petrus die Forderung 
an Simon stellt, seine Gedanken zu errathen, und erst als letzterer 
sich weigert, seinerseits sich bereit erklart, die Gedanken des Magiers 
zu errathen. Ebenso fehlt der Zug, dass Petrus das auf seine Weisung 
heimlich herbeigebrachte Brot ebenso heimlich consecrirt und aus dem 
Emporhalten des geweihten Brotes, welches die Hunde Simons ver- 
scheucht, ist hier ein Zubodenwerfen des Brotes geworden, von dem man 
nicht absieht, wie so es dieselbe Wirkung haben kann wie dort. Bald 
darauf ist die Anrede des Nero an Paulus : Was sagst du denn ? hier 
völlig unmotivirt. Im Folgenden wird nun die aus Pseudo-Hegesipp 
genommene Geschichte von der Auferweckung des Jünglings in den 
durch die Peter - Pauls - Acten bezeugten Zusammenhang der Streit- 
verhandlungen und Wettkämpfe der Apostel mit Simon vor Nero 
und der Luftfahrt des Magiers sehr ungeschickt eingeschoben. Der 
Flugversuch selbst wird wie bei Pseudo-Hegesipp motivirt. Eine Com- 
pilation aus zwei verschiedenen Quellen liegt vor, wenn der hölzerne 
Thurm nicht, wie in den Peter-Pauls-Acten auf dem Marsfelde, sondern 
sehr unpassender Weise auf dem capitolinischen Hügel errichtet wird. 
Letztere Localität bietet Pseudo-Hegesipp dar, der aber vom Thurme, 
d. h. vom Amphitheater nichts weiss. Die Gespräche, welche dem 
Flugversuche Simons vorhergehen, die Flugscene selbst, die Verspottung 
der Apostel durch Nero , die Beschwörung der Dämonen und Simons 
Sturz wird auf Grund eines Textes erzählt , der mit den Peter-Pauls- 
Acten vielfach wörtlich zusammenstimmt. Gleichwol lehrt ein Blick auf 
die oben nebeneinandergestellten Abschnitte, dass die Acten hier ur- 
sprünglicher sind. Am Schlüsse compilirt F seinen Text wieder aus 
beiden Quellen. Während Simon nach den Peter-Pauls-Acten sofort 
todt bleibt, wälzt er sich hier, wie bei Pseudo-Hegesipp und in den Actus 
Vercellenses, nur mit zerschmetterten Gliedmassen am Boden, überlebt 
also seine Schmach, wird darauf nach Aricia geschafft und fährt zur Hölle. 
Auch im Folgenden hält sich F noch an Pseudo-Hegesipp. Nach- 
dem er mit diesem die Geschichte von dem Fluchtversuche des Petrus 
erzählt hat, kehrt er wieder zu seiner andern Quelle zurück, welcher er 
die vergebliche Aufbewahrung des Leichnams des Simon durch Nero 
entlehnt, bis letzterer sich durch den beginnenden Verwesungsprocess 



— 378 — 

überzeugen muss, dass seine Hoffnung auf die Auferstehung des Magiers 
eine trügerische ist. Freilich passt diese Erzählung nicht mehr in den 
Zusammenhang eines Textes, welcher den Tod des Simon gar nicht 
nach Rom verlegt. Die Verhandlung des Kaisers mit dem Stadt- 
präfecten über die den Aposteln aufzuerlegende Strafe wird theilweise 
wörtlich übereinstimmend mit den Acten erzählt. Dass der Stadtpräfect 
hier Clemens heisst, könnte vielleicht noch als ein ursprünglicher Zug 
gelten; wenigstens ist der Name Agrippa in die katholischen Acten 
erst aus den gnostischen eingedrungen. Aber das Gespräch des Kaisers 
mit dem Präfecten ist wesentlich dasselbe, wie in den Acten, nur in 
einem schlechten Texte überliefert. Der Schiusa des Ganzen ist ganz 
kurz. Nur flüchtig wird der umgekehrten Kreuzigung des Petrus 
gedacht. Als Todestag wird, wie in unserm jetzigen Texte der Acten, 
aber zugleich übereinstimmend mit der officiellen römischen Tradition, 
der 29. Juni bezeichnet. Ein bemerkenswerter Zusatz am Schlüsse 
ist noch die Angabe des Consulatsjahrs : * Nerone bis et Pisone com. 9 , 
d. h. 57 u. Z. Dieses Datum kehrt meines Wissens nur noch ein einziges 
Mal wieder, nämlich in der lateinischen Chronik vom Jahre 533, welche 
Mommsen im Anhange zu seiner Ausgabe der Chronik von 354 
(pag. 656 — 668) hat abdrucken lassen. Hier findet sich p. 659 die Notiz: 

[57] Nerone II et Pisone 

his cons. passi sunt Petrus et Paulus 

Borne III hü. Julias. 

Dagegen enthält die liberianische Chronik auch in den Consular- 
fasten p. 619 zu denConsuln des Jahres 55 Nerone Caes. et Veteredie 
Angabe über die Passion der beiden Apostel am 29. Juni. 

Vorstehende Analyse des Florentiner Textes zeigt, dass in den 
Abschnitten, welche ihm mit den Peter-Pauls- Acten gemeinsam sind, 
der lateinische Text derselben benutzt sein muss. Eine Ausnahme 
bildet nur die Erzählung von der angeblichen Enthauptung und Aufer- 
stehung des Simon. Aber diese findet sich in einem zusammenhängenden 
Abschnitte , der die Geschichten des Simon bis zu dem Verhöre des 
Magiers und der beiden Apostel vor dem Kaiser behandelt und abge- 
sehen von jener einen Berührung mit den Acten lauter eigentümliches 
Material enthält. Nimmt man diesen Abschnitt heraus, so ist der ganze 
übrige Erzählungsstoff, soweit er nicht aus Pseudo-Hegesipp stammt) 
aus den Acten geschöpft. Aber woher ist nun jener zusammenhängende 
Abschnitt genommen ? Bedeutsam für die Entscheidung scheint nament- 
lich die angebliche Enthauptung und Auferstehung Simons zu sein, die 
hier weit ausfuhrlicher erzählt und nicht wie dort als Episode nach- 



— 379 — 

fraglich berichtet ist, sondern allem Anscheine nach an der Stelle steht, 
der sie ursprünglich angehört hat. Hierdurch findet die oben S. 364 
ausgesprochene Vermuthung ihre Bestätigung, dass unsere jetzigen Peter- 
Pauls-Acten in diesem Stücke auf eine ältere Darstellung zurückweisen, 
in welcher jene Geschichte nicht episodisch nachgetragen , sondern im 
Zusammenhange erzählt war. Aus dieser älteren Darstellung scheint 
also das bei F noch in ursprünglicherer Gestalt als in den Peter-Pauls- 
Acten enthaltene Stück direct oder indirect geflossen zu sein. In der 
hier zum Vorschein kommenden älteren Quelle haben wir wahrscheinlich 
jene älteren, wie wir sahen, umfangreicheren acta Pauli wiederzuer- 
kennen, welche in unseren heutigen Peter-Pauls-Acten in einer vielfach 
überarbeiteten Redaction des 5. Jahrhunderts vorliegen. Schwerlich 
ist jedoch jener alte Text noch unmittelbar von Compilator benutzt. 
Vielmehr scheint bei letzterem eine Erweiterung des Marcellustextes 
unter Benutzung älteren, auf die alten Paulus-Acten zurückgehenden 
Materiales zu Grunde zu liegen. 

An sich scheint freilich noch die Möglichkeit offen zu stehen , die 
Stücke, welche F vor den Acten voraus hat, weil sie fast ausschliesslich 
auf Simon Bezug nehmen , auf die alten gnostischen nepioSoi IKxpou 
zurückzufuhren. Aber diese Auskunft scheitert an einer näheren Ver- 
gleichung der Texte. Sieht man von den einfach aus Pseudo-Hege- 
sipp herübergenommenen, übrigens ziemlich ungeschickt eingeschobenen 
Abschnitten ab, so bietet der Rest durchaus keine näheren Berührungen 
mit den uns noch zugänglichen Texten der rcepfoSot. Man vergleiche 
nur mit den betreffenden Abschnitten die Actus Vercellenses und ver- 
suche es, die Thatsache zu erklären, dass von den Zauberstücken des 
Magiers, welche die letzteren berichten, kein einziges in den hier in 
Betracht kommenden Abschnitten von F, und umgekehrt von den 
Zauberstücken, deren diese gedenken, kein einziges in den Actus Ver- 
cellenses wiederkehrt. 

So wird es bei der Annahme verbleiben müssen, dass neben Pseudo- 
Hegesipp auch die lateinischen acta Petri et Pauli zu den Quellen 
gehörten, aus denen der Compilator direct oder indirect geschöpft; hat. 
Schwierigkeiten machen nur die dem letzteren eigentümlichen Zusätze, 
durch welche bei ihm der Text der Acten erweitert ist. Dieselben rühren 
schwerlich von ihn selbst her, waren vielmehr in einer freien Be- 
arbeitung der lateinischen Acten, die seine unmittel- 
bare Vorlage bildete, schon eingefügt. Dass dies der Sachver- 
halt sei, zeigt auch das ganz verschiedene literarische Verhältnis zu 
den Acten und zu Pseudo-Hegesipp. Hätte der Compilator jene ebenso 



— 380 — 

wie diesen direct benutzt, so würde er den Text beidemale in der 
gleichen Weise behandelt, also die Worte der Acten ebenso wie diePseudo- 
Hegesipps einfach herübergenommen haben. Da nnn aber dort das Ab- 
hängigkeitsverhältnis ein weit freieres ist, so bleibt nur die Annahme 
übrig, dass die Acten nicht unmittelbar, sondern in einer jüngeren, viel- 
fach erweiterten, im Ausdruck stark abweichenden Bearbeitung benutzt 
sind. Diese Bearbeitung zeigt in einigen Punkten Verwandtschaft mit 
den beiden kirchenela vischen Recensionen desConflictusPetri cum Simone, 
beziehungsweise mit den Trpa^ec«; xöv dfyfa>v dfacoaxiXcov (s. oben S. 209 flg.). 
Freilich wird dadurch die Frage, woher die dem Compilator eigenthüm- 
liche Stücke entnommen sind, nur höher hinaufgeschoben. Aber zu 
ihrer Beantwortung fehlen uns zur Zeit die Mittel. Ebensowenig sind 
wir im Stande zu entscheiden, inwieweit der Bearbeiter in das Text- 
gefuge seiner älteren Vorlage eingegriffen hat und inwieweit die Spuren 
einer im Vergleich mit den Acten secundären Sagengestalt von ihm 
selbst oder schon von der durch ihn bearbeiteten Schrift herrühren. Je 
jünger wir die letztere ansetzen, desto schwieriger wird es, die Benutzung 
von noch vorhandenen Resten der alten Trpd^et«; IlauXou, welche in 
den jetzigen Text der Peter-Pauls-Acten entweder gar nicht, oder nur 
in veränderter Gestalt Eingang gefunden haben, zu erklären. 

Die Abfassungszeit der Florentiner Compilation ist nach allem Bis- 
herigen eine verhältnismässig junge, und kann jedenfalls nicht über das 
6. Jahrhundert hinaufgerückt werden. Hiermit stimmt auch die oben 
erwähnte Berührung mit dem Ansatz für die Passion des Petrus und 
Paulus in den Fasten der Chronik vom Jahre 533. Der Text scheint 
nur eine geringe Verbreitung gefunden zu haben, da er, wenigstens so- 
viel wir bis jetzt wissen, nur in einer einzigen Handschrift erhalten ist 
Mit den Actus Vercellenses zeigt er keine Bekanntschaft. Ein Interesse 
an den lehrhaften Partien der benutzten Quellen verräth der Compilator 
nirgends ; ebensowenig beherrscht ihn noch die in den Peter-Pauls-Acten 
obwaltende Tendenz, die beiden Apostel als völlig einmüthig in der Lehre 
darzustellen. Sein Augenmerk ist lediglich dem Erzählungsstoffe als 
solchem zugewendet ; er trug zusammen, was ihm über die römischen 
Thaten und Schicksale Simons zugänglich war und behandelte die Ge- 
schichte der beiden Apostel nur insoweit, als dieselbe mit der des 
Magiers verflochten war. 



— 381 — 

2. Die kirchenslavische Passion des Petrus und Paulus. 

Bereits oben S. 208 flg. bei Gelegenheit der katholischen Be- 
arbeitungen der gnostischen rccpfoSot wurde der in mehreren Hand- 
schriften erhaltenen kirchenslavischen Schrift über den Conflictdes 
Petrus mit Simon gedacht, welche in der kürzeren Redaction un- 
mittelbar an das Verhör beider Männer vor dem Kaiser und das mündliche 
Zeugnis des Pilatus ein Stück anreiht, welches nicht aus der bei den 
Griechen verbreiteten katholischen Bearbeitung der rcepfoSot üexpou 
geflossen, sondern aus den 7ipdc£ei£ Uixpox) xal IlauXou (dem sogenann- 
ten Marcellustext) geschöpft ist. Dasselbe erzählt, wesentlich nach dem 
letzteren Texte, zunächst die Geschichte von der angeblichen Ent- 
hauptung des Magiers und seiner vermeintlichen Auferstehung am dritten 
Tage, darnach die verunglückte Himmelfahrt desselben und seinen auf 
das Gebet des Petrus veranlassten Sturz, bei welchem Simon (wie bei 
Marcellus) alsbald todt bleibt. Das Stück bricht ab, ohne des Märtyrer- 
todes des Petrus zu gedenken. Dagegen wird demselben in den meisten 
Handschriften ein anderes Stück mit der Ueberschrift „Passion der 
heiligen und Haupt-Apostel Petrus und P au lus" vorange- 
schickt. Nur cod. 1296 der Collection von Undol f sky kennt dasselbe 
nicht. Die Anfangsworte lauten : „Petrus der heilige grosse ApoBtel 
Christi war aus der Stadt Bethsaida". Die Erzählung giebt zunächst 
eine Zusammenstellung biblischer Nachrichten über Petrus bis zur 
Himmelfahrt Christi und fährt dann fort: Nach der Himmelfahrt Christi 
trug er viele Wunden an seinem Leibe von Juden und Griechen davon, 
indem er Christum verkündete, und durchzog viele Länder, indem er den 
Glauben stärkte und Bischöfe weihte. Nachdem er bis nach Rom ge- 
langt war, verkündete er (auch hier) den Namen Christi und Viele 
glaubten und wurden von ihm getauft. Er setzte aber aus ihnen 
Presbyter und Bischöfe ein. Als der Kaiser Tiberius dies erkannte, 
dass Viele an Christum gläubig wurden, befahl er den Petrus kreuzigen 
zu lassen, damit die Stadt nicht zu Grunde gehe. Petrus bat, nicht 
ebenso gekreuzigt zu werden, wie sein Herr und wurde kopfüber ge- 
kreuzigt. So litt er um Christi willen und ging ins Himmelreich ein. 
Sein Leichnam aber ward von den Gläubigen in würdiger Weise bestattet. 

Hieran reiht sich alsbald die Passion des Paulus mit den Anfangs- 
worten „Der selige Paulus aber war aus dem Stamme Benjamin, seinem 
Handwerke nach ein Weber, seiner Richtung nach ein Pharisäer". Zu- 
erst wird seine Bekehrung nach der Apostelgeschichte erzählt. Dann 
heisst es weiter: 



— 382 — 

Nach der Himmelfahrt aber wurde er das auserwählte Rüstzeug 
(axsöoc £xXoy%). Denn er durchzog die ganze Erde, indem er Christum 
unter allen Völkern predigte. Drei Jahre nachher kam er nach Jerusalem 
und es segnete ihn Jakobus und rechnete ihn zugleich mit den Haupt- 
aposteln den Ersten an Würde zu. Darnach kam er nach Rom, blieb 
dort zwei Jahre, lehrte und sendete Briefe nach allen Städten, indem 
er den Glauben stärkte und vierzehn Völker lehrte und viele Drangsale 
um Christi willen auf sich nahm. Und da er hörte, dass Petrus in 
Rom gekreuzigt sei, erklärte auch er für Christus sterben zu müssen 
und reiste nach Rom. Da die Juden dies hörten, baten sie den Kaiser, 
Boten auszusenden und den Paulus tödten zu lassen. Der Kaiser gab 
Befehl, auf allen Wegen ihm aufzulauern. Denn er war bekannt, da 
er einen schwarzen Bart, einen kahlen Kopf und einen verkrüppelten 
Leib hatte. Da er aber nach Bliznicna (Messina?) kam, bestieg er das 
Schiff des Schiffsherrn Dioskoros. Es sah aber Dioskoros dem Paulus 
ganz ähnlich sowol an Kopf als an Bart. Und er kam in die Stadt 
Pontiale. Da die Soldaten aber meinten, es wäre Paulus, so ent- 
haupteten sie ihn und sendeten (das Haupt) nach Rom zum Kaiser. 
Auf das Gebet des Paulus aber ward die Stadt, wo man den Dioskoros 
getödtet hatte, samt ihrer Bevölkerung ins Meer versenkt. Als Paulus 
nun nach Rom kam, lehrte er den Glauben und taufte auch „das Weib 
des Kaisers Agrippa", Agrippa aber hegte gegen Paulus Groll um des 
Weibes willen. Und er ging mit den Juden zu Nero und überfiel den 
Paulus, und Paulus wurde im zweiten Jahre nach Petrus mit dem 
Schwerte enthauptet. Die Christen aber nahmen seinen Leichnam 
und setzten denselben bei dem heiligen Petrus bei. 

Der compilatorische Charakter dieser Passion geht schon 
daraus hervor, dass die Kreuzigung des Petrus unter Tiberius, die zwei 
Jahre später erfolgte Enthauptung des Paulus unter Nero verlegt wird. 
Die Passion des Petrus weist durch diese Zeitbestimmung auf das vorher 
erwähnte kirchenslavische Stück (den Conflict des Petrus mit Simon) zu- 
rück. Weitere Berührungen finden sich nicht ; vielmehr scheint hier ein 
Text wie das fälschlich dem Symeon Metaphrastes zugeschriebene 
Ö7t6[XV7)|xa (s. oben S. 217 ff.) zu Grunde zu liegen. 

Die Passion des Paulus zeigt im Eingange und am Schlüsse einige 
Berührungen theils mit dem Synaxarion in den Menäen zum 29. Juni 
(Venedig 1683 S. pc£'), theils mit dem sogenannten Abdiastexte. Mit 
ersterem stimmen die Eingangsworte beinahe wörtlich überein, ebenso 
die Schlussnotiz, dass Paulus zwar später als Petrus den Märtyrertod 
gestorben, aber an derselben Stelle bestattet worden sei. Mit letzterem 



— 383 — 

hat sie namentlich die sonst nirgends erhaltene Angabe gemein, dass 
Paulus zwei Jahre nach der Passion des Petrus das Martyrium erlitten 
habe (= Fabricius 455,14). Die flüchtigen und wie es scheint in un- 
genauer Ueber8etzung überlieferten Nachrichten über die Reisen und die 
Briefe des Paulus mögen einem ähnlichen Texte wie dem oben erwähnten 
öit6|iV7}|ia entnommen sein 1 ). Dagegen folgt nun ein Excerpt aus dem 
den griechischen 7cpdc£ei€ Hixpou %cd ElauXou vorangeschickten Reise- 
berichte des Paulus, nur dass hier jede Beziehung auf Petrus sorg- 
fältig entfernt ist. Denn wir haben es hier sicher nicht mit einer 
älteren Gestalt jenes Berichtes, sondern lediglich mit dem Versuche zu 
thun, den Reisebericht der 7ipa£et£ mit der aus den gnostischen neploSoi 
stammenden Annahme von den verschiedenen Todesjahren des Petrus 
und Paulus in Einklang zu setzen. Die Schlusserzählung von der Passion 
des Paulus wird hier durch die Bekehrung der Gattin des Agrippa raoti- 
virt. Da das früher besprochene Martyrium des Petrus (Linustext, cod. 
Patm. etc.) nichts von der Gattin, sondern nur von den vier Concubinen 
des Agrippa weiss, und dieselben nicht durch Paulus, sondern durch Petrus 
bekehrt werden läset, während im Martyrium des Paulus die Person 
des Agrippa überhaupt nicht vorkommt, so wird auch diese Nachricht 
nirgends andersher als aus den ftßijjeig Uixpou %al EauXou entnommen 
sein (p. 13 ed. Tischendorf). Nur so erklärt sich auch das sonder- 
bare Quidproquo, dass nach dem slavischen Texte Paulus das Weib des 
Agrippa taufte. Die nahe liegende Vermuthung, dass hier etwas aus- 
gefallen sei, bestätigt sich durch einen Blick auf die 7ipd£eic. Nur ist 
nicht zu ergänzen „des Freundes" des Kaisers, Agrippa, sondern 
das griechische Original, aus welchem der Slave übersetzt, wird hier 
ursprünglich zwei Frauen genannt haben, die Kaiserin und das Weib 
des Agrippa. — Dagegen ist die Angabe über die Begräbnisstätte des 
Paulus nicht aus den 7cpi£et£, sondern aus späterer Kunde geschöpft 
und würde, wenn auf sie Verlass wäre, auf eine Zeit führen, in welcher 
wirklich der Leichnam des Paulus neben dem des Petrus in St. Peter 
auf dem Vatican ruhte. 



1) So erklärt sich wol am Einfachsten die doppelte Erwähnung der Heise 
nach Rom. Dies ist wol nur Reminiscenz an eine zu Grunde liegende Dar- 
stellung, welche von einer zweimaligen Romreise wusste. 



— 384 — 

3. Die Abdiastexte. 

Ueber die sogenannten Abdiastexte ist bereits früher I, 134 flg. 
159 ff. 172 flg. eingehend gehandelt. Die virtntesPetri sind eine Com- 
pilation ans biblischen Nachrichten, den clementinischen RecognitioneD, 
der epistola Clementis ad Jacobnm, Psendo-Hegesipp und Pseudo-Linus 
de passione Petri; in einigen Texten sind anch Stücke ans Pseudo- 
Marcellns eingefügt; dievirtutesPauli sind aus biblischen Nachrichten, 
Pseudo-Marcellus und Psendo-Linns de passione Pauli compilirt. Beide 
Texte haben nur literargeschichtlichen Werth. Hier mögen zu den oben 
gegebenen Mittheilnngen nur noch einige Ergänzungen und Berichti- 
gungen ihre Stelle finden. 

Unter den Ausgaben der actus Petri ist als die älteste die des B oni- 
nus Mombrit in s (Mailand c. 1476) II f. 196 rB (nicht 194) zu nennen. 
Die Ueberschrift lautet ' Actus et passiones eorundem apostolorum 
Petri et Pauli'. Dann folgt der Prolog 'Licet plurima 1 und der An- 
fang der Passion 'Igitur post corporeum\ Die Schlussworte lauten: 
l quod cum gratia dei tnane cunctis frcUribus indicavü . . . et immor- 
talia saecxüa saeculorum 1 . 

Die Handschriften sowol der virtutes Petri als der virtutes 
Pauli sind sehr zahlreich. Was zunächst die virtutes Petri betrifft, 
so findet sich der vollständige Text mit dem Prolog l Licet plurima 1 und 
den Anfangsworten 'Igitur post corporeum* ausser in den I, 134 ange- 
führten codd., wie mir Dr. Gundermann mittheilt, auch noch in codd. 
Paris, lat. 5306 (saec. XIV) f. 138* A; 5323 (saec. XII) f. 81 r A; 11757 
(saec. XIH) f. 128' ; 14363 (saec. XH) f. 127' B; 14365 (saecXHI/XIV) 
f. 127 U B; ferner in der Bibliothek zu Troyes, cod. 1 Nr. 57 und 
cod. 2 ! ) ; der kürzere Text mit dem Prolog, aber mit den Anfangsworten 
l 8urrexü quidam Simon Magus* (Fabric. 412, 9) auch in cod. Paris, 
lat. 5296 (saec. XIH) f. 78 u A. Ein von B o n n e t verzeichneter cod. 
Montepess. 14 saec. XI enthält f. l n den Abdiastext (mit der Linusüber- 
schrift) von den Worten an 'Petrus Bomam veniens' (= Fabric. 429, 1). 
Weitere Nachforschungen, die aber durchaus nicht auf Vollständigkeit An- 
spruch machen, haben noch das Vorhandensein zahlreicher Texte der vir- 
tutes Petri auf italienischen Bibliotheken ergeben. Von römischen 



1) Vgl. catal. gän&al des manuscrits des bibL publ. des departements 
II p. 4. Die Ueberschrift des cod. Trecens. 1 lautet: 'Passio S. Petri apostoll 
Incipit prologus Lim papae: Licet plurima'. Dann folgt die Passion 'Igitur 
post corporeum\ In cod. 2 ist die Textgestalt dieselbe wie in cod. 1. 



— 385 — 

Handschriften gehören hierher: cod. Vatic. 1190 saec. XII f. 15 A ; Vat. 
1188 saec. XV f. 1; Vat. 1272 saec. XII f.24 a ; Vat. Reg. 539 saec. 
Xm/XIV ineunt. f. 110 B ; Vat. Reg. 541 saec. XHI/XIV f. 112 B ; 
Barberin. XU, 29 saec. XH/XIII f. 181 A ; Sessor. 191 saec. XIII f. 
160 r ; Valicell. lat. Tom. I saec. XI (XII) f. 202*; Casanat. B.I. 3 saec. 

X (?) f. 9 U . Dieselben bieten sämmtlich den Text 'Igitur post corpo- 
reum 1 mit Prolog, nur der cod. Valicell. beginnt nach dem Prologe 
mit den Worten 'Igitur in diebus Ulis surrexü quidam Sytnon Sama- 
rius* f ). 

In Florenz finden sich: cod. Laurent Plut. XXX, sin. 4 saec. 

XI f. 324 A (Bandini suppl. lat. IV, 254); Laur. Plut. XX, 3 saec. 

XII f. 74 B (vgl. Bandini I, 607); cod. bibl. aedil. Flor. eccl. 135 
saec. XI f. 95 (Bandini suppl. I, 305) 5 cod. bibl. Mugell. de nemore 
13 saec. XI f. 144 b (Bandini suppl. I, 571); cod. Laur. conv. 
suppr, 474 f. 24 r . Alle diese Handschriften enthalten nach dem Pro- 
loge 'Licet plurima' den Text 'Igitur post corporeum\ Der kürzere 
Text findet sich in cod. bibl. aedil. Flor. eccl. 133 saec. XI f. 
154 b (Bandini suppl. 1 , 278). Derselbe beginnt mit dem Prologe 
'Simon qui interpretatur obedietis 9 , woran sich sofort die Passion 
mit den Worten anschliesst 'Igitur in diebus Ulis surrexü quidam 
Samarius\ 

Ferner ist zu nennen: cod. Valombros. 665 (108) saec. XII in- 
eunt. f. 24 : enthält ebenfalls den Prolog 'Licet plurima' und den Text 
'Igitur post corporeum 9 in derselben Recension wie Laur. XX, 3. 

Auf deutschen Bibliotheken scheint sich der Abdiastext der vir- 
tutes Petri nur sehr selten vorzufinden. Ausser den beiden Wolfenbüttler 
Handschriften ist zu nennen: ein cod. Mona c. 9536 saec. XI f. 87— 99 
mit der Ueberschrift 'vita et martyrium sancti Pari apostoli a Lino 
episcopo Romano greca lingua conscriptum et ecdesiis orientalibus 
destinatum\ Es folgt sofort der Text 'Igitur post corporeum 1 . Hinter 
'post haec autem Petrus Romain veniens* folgt die Erzählung von den 
Concubinen Agrippas, hinter 'pietatis affectu 1 der längere Linusschluss 3 ). 

In Wien finden sich folgende Handschriften: 

cod. Vindobon. 534 (h. eccl. 121) membr. saec. X. Das erste Blatt, 
welches die capitula und den Anfang des Prologs 'Licet plurima' ent- 
hielt, ist abgerissen ; 1* fängt der Text an mit den Worten 'quirendi 



1) Den grössten Theil dieser Nachweisungen verdanke ich wieder Max 
Bonnet. 

2) Ich verdanke diese Mittheilungen Herrn Dr. CWey mann in München. 

Lipsins, Apostelgeschichten. II, 1. 25 



— 386 — 

quid ille aut iüe proprium gessit apostölus 7 (= Fabric. 390, 17). 
Schlu8s des Prologs k ab ipso principum principe Petro sumamus 
exordium\ Hierauf folgt der Text 'lgitur post corporeutn' mit der 
UeberBchrift 'Incipit de vocaiione S. Petri apostoli 1 . Der Schluss 
f. 27* 'veneratione cdebratur in pace\ 

cod. Vindobon. 455 (h. eccl. 71) membr. saec. XI f. 1* 'Inci- 
piunt capitula de virtuiibus sanctorum apostolorum Petri et Pauli\ 
f. l b der Prolog 'Licet plurima\ f. 2* - 17* der Text l lgitur post 
corporeum*. 

cod. Vindobon. 497 (h. eccl. 102) membr. saec. XIII f. 24* 
l de vocaiione sancti Petri etc.\ dann die capitata, der Prolog ''Licet 
plurimd* und darauf der Text 'lgitur post corporeum' mit der Ueber- 
schrift 'Incipiunt gesta beati Petri apostdi\ Schluss f. 30 b 'celebratur 
in pace. Deo gratias\ 

cod. Vindobon. 560 (h. eccl. 114) membr. saec. XIII. Auf 
dem inneren Deckel '[Incipit] de mir[aculis et gesti]s Petri apostoli 1 
dann die Kapitel und der Prolog 'Licet plurima', f. 1* 'Incipit passio 
sancti Petri apostoli cap. L lgitur post corporeutn 1 . Schluss f. 146 
l cdebrat in pace\ 

Die Ueberschriften lauten, wie schon früher (I, 134 f. vgl. 159 f.) 
bemerkt, in den Handschriften verschieden. Nachzutragen ist, dass in 
cod. Paris lat. 5323 die Ueberschrift einfach l miracula S. Petri apo- 
stoli\ in cod. Vindobon. 497 'gesta beati Petri apostoli' lautet. Am 
häufigsten begegnet uns der Titel L passio\ zuweilen i actus vel viia 
sive passio beati Petri apostoli (so Paris, lat. 3793. 5306. Vatic. 1272. 
Barberin. XII, 29 ; ähnlich auch Lanr. XX, 3 [vita vel actus sive passio] 
Valombr. 662 [vita sive actus] u. a.). Oefters wird der Abschnitt, 
welcher mit dem aus Pseudo-Hegesipp herübergenommenen Stücke 'Tem- 
pore igitur Neronis Caesaris' (Fabric. 430, 11) beginnt, mit dem be- 
sonderen Titel 'passio y bezeichnet, auch wo der Name 'passio' als Ge- 
sammtüberschrift bereits Verwerthnng gefunden hat (s. oben I, 135). So 
z. B. in Paris, lat. 5322 f. 117 a . Laur. Plut. XX, 3 f. 78 b . Reg. 8uec. 
539. In cod. Paris, lat. 16737 beginnt er mit dem Titel l Alter catio 
Petri apostoli cum Symone tnago' und schliesst 'explicil passio\ Dieser 
letzte Abschnitt lief auch als selbständiges Ganzes um, und findet sich 
hie und da in den Handschriften besonders abgeschrieben. So ausser cod. 
Paris. 5273 auch cod. Taurin. k. II. 24 saec. XII ineunt. f. 17 CK mit 
der Ueberschrift 'Passio apostolorum Petri et Pauli\ Derselbe Text 
wol auch cod. Taurin. CCXVIH e. VI. 21 (k. H. 24) f. 170 b . 

Unter dem Namen des Linus begegnet uns der Abdias-Petrus ausser 



— 387 — 

den I, 161 angefahrten Paris. Cödd. auch sonst nicht selten. So Paris, 
lat. 5296. 5306. 11757. Montepess. 14. Vat. lat. 1190. 1272. Barberin. 
XII, 29. Law. Plut. XX, 3. Valombr. 665. Lanr. conv. snppr. 474. In 
den codd. Yalicell. lat. T. VH saec. XIII und T. X saec. XIII findet 
sich auch der Hegesippustext mit der Linnsüberschrift ('Passio aposto- 
lorutn quam Linus edidisse dicüur 9 ). 

Ebenso ist bereits oben (I, 135) erwähnt, dass in einigen Hand- 
schriften sich sowol in den 'actus* (= Fabric. 429, 1) als am Schiasse 
der eigentlichen 'passio* noch weitere Einschiebsel ans dem Linastexte 
finden, als in der in die Abdiassammlnng aufgenommenen Redaction. 
Bei der Seltenheit der Handschriften des Linus-Petrus gewinnen diese 
Handschriften für die Textkritik des letzteren Bedeutung. 

Ein kleinerer Zusatz aus Linus findet sich hinter den Worten ''Post 
haec autem Petrus Romam vemens* (= Fabric. 429, 1) ausser in 
Paris, lat. 5322 auch in cod. Monac. 9536 und in verschiedenen 
römischen und florentiner Codd.: Vat. 1190. 1188. Reg. Suec. 539. 
541. Barber. XU, 29. Laur. Plut. XXX, sin. 4. Der Eingang lautet: 
'Post haec autem Petrus Romam veniens mültas turbas populorum 
ad fidem domini nostri Jesu Christi praedicatione sua convertit\ 
Dann .folgt Linustext: 'ante omnia castitatis gratiam pectoribus eorum 
inserebat etc. 1 und nun weiter die Geschichte von den Concubinen des 
Agrippa (Agrippina, Eucharia, Euphemia, Dione) und von der Senats- 
verhandlung (doch mit Weglassung der Geschichte von Albinus und 
Xantippe) bis zu den Worten 'Tunc Agrippa gratulatus est y quia quod 
optabat Petro, sub occasione invenit\ Nun folgt sofort das Stück aus 
der epist. Clem. ad. Jacob., eingeleitet mit den Worten : 'in ipsis autem 
diebus Petrus finem sibi imminere praesensiff (= Fabric. 429, 2). 

Der grössere Zusatz aus Linus findet sich in denselben Hand- 
schriften sowie in dem Drucke bei Mombritius hinter den Worten aus 
Pseudo-Hegesipp Qpietatis affectvC (= Fabric. 438, 14). Statt der 
Worte 'Itaque Petrus ad urbem redü captusque a custodibus cruci 
adiudicatus est\ aufweiche im eigentlichen Abdiastext mit 'quo audito 
ingens subito populi concursus est factus* ein kurzer Auszug aus 
Linus folgt, lesen wir hier zunächst Folgendes : 'Itaque Petrus reversus 
intra urbem Romam cum gaudio narrabat fratribus, quod ei dbvius 
fuisset dominus Jesus et dedarasset ei, quod in ipso esset Herum 
crucifigendus. Quibus cum manifestasset passionem suam, fletum 
omnes et ulidatum emiserunf und nun folgt wörtlich der Linustext bis 
zum Schlüsse, nur mit wenig Auslassungen und Kürzungen (z. B. in der 

Anrede des Kreuzes, desgleichen in dem Kreuzgebet und in der Mar- 

25* 



— 388 — 

cellusvision). Der Schluss lautet : l Statimque ut plebs omnis respondÜ 
amen, Petrus reddidit spirüum et in hac plebis confessione migravit 
ad Christum. Statimque MarceUusnon exspectata alicuius sententia .... 
indicavü. quorum fides . . . conßrmata est in nomine domini nostri 
Jesu Christi et in sanctificatione Spiritus Sandi, cui est honor . . . 
saecula saecülorum. ameri. Derselbe Schluas begegnet uns öfters 
auch in anderen Codd., ausser in Paris, lat. 5322 und den übrigen be- 
reits I, 135 genannten pariser Handschriften auch Paris, lat 3778. 
3789. Montepess. 14 (deßsen Text mit den Worten Fabric. 429, 1 be- 
ginnt). Vatic. 1272. Sessor. 191. Laur. XX, 3. Valombr. 665. Der 
längere Text mit den ausführlichen Auszügen aus Linus ist auch in 
dem Drucke bei Mombritius II f. 196 r enthalten. Ob derselbe eine Er- 
weiterung des eigentlichen Abdiastextes, oder letzterer umgekehrt eine 
Verkürzung des ersteren ist, ist schwer zu entscheiden. Doch scheint 
letztere Annahme den Vorzug zu verdienen (I, 159), wenigstens soweit 
der längere Linusschluss in Betracht kommt. Statt des Schlusses 
'Statimque Marcellus* fugt Reg. Suec. 541 den Schluss des Marcellus- 
textes an { Et mox apparuerunt ibi viri sandi nimio splendore acdndi 
bis l meruistis habere apud dominum Jesum Christum\ Dann folgt 
ein Mischtext aus Marcellus und Linus: { Post haee tulerunt corpus 
eius non exspectata alicuius licentia una cum MarceUo viro iüustri } 
qui relinquens Symonem Pdro secutus fuerat d lavaverunt iüud 
optimo vinoy myrrha diam d masticae et stadae d aloe cum ceteris 
aromatibus eum linierunt d posuerunJt in sarcophago novo ad there- 
binthum iuxta neomatiam [naumachiam] in loco qui dicitur Vaticanus*. 
Hierauf folgt wieder Linustext 'Eadem node venu beatus Petrus ad 
Marcellum 1 bis zum Schluss 'quorum fides . . . confirmata est prae- 
stante domino nostro Jesu Christo qui vivit .... amen\ Auch 
sonst weichen die Handschriften vielfach von einander ab. So giebt 
Reg. Suec. 541 eine ganz kurze Einleitung: 'Igitur post corporeum 
dominicae nativitatis advetitum, cum ipse dominus Jesus Christus 
vera lux mundi tenebris illuxisset, anibulans iuxta mare Galilaeac 
vidit duos fratres, Symonem qui vocatur Pdrum d Andream fratrem 
eius, mittentes retia in mare. Erani enim piscatores. Et ait Ulis: 
Venite post me, faciam vos fieri piscatores hominum. At Uli con- 
tinuo relidis retibus secuti sunt eum. Post muÜa itaque gesta eorum 1 
quae evangeliorum atque actuum apostolorum rdinet [1. continet] 
hidoria, surrexü quidam Symon Samaraeus genere de 1 . Auch ander- 
wärts ist der erste, aus dem N. T. entnommene Theil der virtutes in 
den Handschriften ziemlich verschieden überliefert; doch hat ob näheres 



— 389 — 

Eingehen auf diese Abweichungen für den gegenwärtigen Zweck kein 
Interesse. 

Für den Abdiastext der vir tut es Pauli haben weitere Nach- 
forschungen das Vorhandensein einer grösseren Anzahl Handschriften 
ergeben, als oben (I 135. 161) angenommen wurde. Zu den dort an- 
geführten Codd. fuge ich zunächst noch folgende Handschriften hinzu : 
Paris, lat. 5269 saec. XIII/XIV f. 82 rA ; 5302 saec. XI/XII f. 189 rA ; 
5306 saec. XIV f. 14P B ; 5323 saec. XII/XIII f. 83 rB ; 11757 saec. 
XIII f. 128 r ; cod. Trecens. (bibl. de Troyes) 1 No. 60 und 2; ferner 
Vatic. 1190 saec. XH f. 21* ; Vat. 1188 saec. XV f. 7 A ; Vat. 1272 saec. 
XII f. 77 r ; Reg. Suec. 539 saec. XHI/XIV f. 121 A ; Sessor. 191 
saec. XIII f. 175 r . Keine einzige dieser Handschriften scheint jedoch 
den vollständigen Abdiastext zu enthalten. Der Anfang von { Fuü vir 
quidam de tribu Beniamiri an bis zum Schlüsse des biennium in 
Rom = Fabr. 449, 18 'docens quae sunt de domino Jesu Christo' 
findet sich ausser in Paris, lat. 5322. 5343 auch in Paris, lat. 11757. 
5323. Vat. 1190. 1188. Reg. 539. Sessor. 191 vorgeschoben vor den 
Linustext A Nam ante cum venissent Bornam Lucas etc. 1 doch auch 
zuweilen wie Paris lat. 5269 als selbständiges Ganzes. In Vatic. 1190 
fehlt der Anfang ; der Text beginnt hier mit l dum complerentur autern 
dies multV = Fabric. 444, 15. In demselben Cod. folgt auf das be- 
zeichnete Abdiasstück sofort *prologus in passione Satwti Pauli 1 
(= Barberin. XII, 29 f. 186 br ): 'Paulus hebraice mirabilis\ Vat. 
1188 bringt den Linustext hinter der Abdias-Einleitung mit neuer Ueber- 

schrift: l Martyrium Sancti Pauli apostoli a Lino . . . conscriptum 

incipit% und dann sofort 'Cum venissent Bomam Lucas etc.' Ebenso 
cod. Paris, lat. 5306. Vat. 1272. In Paris, lat. 5302 ist ebenfalls nur 
der Anfang erhalten (f. 189 rA — 190 uA ). In Genovef. Paris. H. 1. 9 folgt 
ebenfalls Linus-Paulus auf die Abdias-Einleitung; die Schlussworte, mit 
welchen der cod. abbricht, 'quapropter viri sapientes apud se prudentia 
vestra diudicet y quis fecit mundum } quoniam sine factore . . .' sind aus 
Pseudo- Linus, aus der Rede des Paulus an Longinus, Megistus und 
Acestus entlehnt. 

Der vollständige Abdiastext findet sich dagegen in den vier oben 
S. 385 flg. bezeichneten Wiener codd. hinter den virtutes Petri. So 
Vindobon. 534 saec. X f. 27 b 'Incipiunt capitula de sancto Paulo 
apostclo 9 . Nach den capitula: 'Incipit relatio conversationis eius. 
Fuü vir quidam' Schluss f. 34 b : 'cuius corpus a christianis viris cm- 
ditum est düigenter et sepuUum in via Ostensi cum pace. Ada sunt 
haec circa sanctos dei Petrum et Paulum apostolos sub die 111 Jcal. 



— 390 — 

iul. regnante dotnino dc\ In diesem und den verwandten Codd. ist 
also die anstössig gewordene Notiz, dass Paulus zwei Jahre nach Petrus 
Märtyrer geworden sei, durch die herkömmliche Annahme ihres gemein- 
samen Martyriums ersetzt. Ferner: 

Vindob. 455 saec. XI f. 17 b 'Incipiunt capitula sancti Pauli 
apostolf. Dann der Text i Fuit vir quidam 9 , Schluss f. 21 b wie in 
Vindob. 534. 

Vindob. 497 saec. XIII f. 30 b 'Indpiunt capitula de S. Pa[ido]\ . . 
'Incipiunt gesta Sancti Pauli apostoli. Fuit vir quidam\ Schluss 
f. 32 b wie in den vorhergehenden Wiener Codd. 

Vindob. 560 saec. XIII f. 14 b 'Incipiunt cäp. in passionem 
beati Pauli ap. 1 f. 15* 'Ineipit passio beati Pauli ap. Fuü vir quidam 1 
Schluss f. 19* wie in den drei vorher erwähnten codd. 

Die Ueberschrift lautet in den eigentlichen Abdiastexten häufig 
'de virtutibus 8. Pauli', in den übrigen gewöhnlich 'passio 1 , zu- 
weilen 'acta (Vat. 1190), auch 'vUa vel actus sive passio 1 (Paris, lat. 
1506. Vat. 1188) oder 'acta vel vita sive passio 1 Vat. 1272; in einigen 
Handschriften l conversio S. Pauli 1 , wie im Abdiastext das erste Kapitel 
der virtutes überschrieben ist (So Paris, lat. 5269. 5302). 

Was übrigens den vollständigen Abdiastext betrifft, so weicht der- 
selbe in den Handschriften vielfach von dem Druck bei Lazius ab. Der 
letztere ist durch Einschiebung biblischer Nachrichten erweitert. So 
schreibt cod. Wizanb. hinter den Worten 'praedkatio impleretur J 
(= Fabric. 450, 4) Folgendes: 'in urbe libera manens custodia ibi 
fcre II annis Iudaeis et universis gentibus verbum dei praedicavü, 
ut rdiäa superstitione et idolorum cuitu omnes scientiam veri luminis 
percepissent\ Hieran reiht sich sofort 'Cum autem hoc Neroni com- 
pertum est, mox cum iussit gladio trucidari] et cum ei de motte 
eius tardius nunciaretur 1 (== Fabric. 454, 6) und sofort bis zu den 
Worten 'donaverat apostdo suo 1 (= Fabric. 455, 10). Dann folgt, 
wieder abweichend von Lazius, der Schluss: 'post duos annos de 
passione beati Petri, sed ipsa die qua beatus Petrus martyrium suum 
consummavit. Cuius corpus a christxanis viris condäum est düigenter 
et sepuUum in via Ostiensi cum pace. Acta sunt haec circa sandos 
dei Petrum et Paulum apostolos sub die III Tel iul Regnante domino 
nostro Jesu Christo, cui est apud aeternum patrem et spiritum sandum 
honor et gloria in saecula saeculorum amen 1 . Ebenso schliessen die 
Pariser Codd. 18298. 12604. 3793. 



— 391 — 



IV. 

Römische Localsagen und Loealerinnerungen. 

1. Die Marterstätten und Gräber der Apostel. 

Der römische Presbyter Gajus berichtet in seiner Streitschrift 
wider den Montanisten Procnlus ums Jahr 200, dass zu seiner Zeit die 
xponaXa der Apostel Petras und Paulus, der Gründer der römischen 
Kirche, auf dem Vatican und an der Strasse nach Ostia gezeigt wurden 
(bei Eus. H. £. n, 25) ! ). Eusebios, dem wir die Erhaltung dieser 
Nachricht verdanken, hat die xporcafo bereits auf die Oräber der 
Apostel bezogen *). Aber der Ausdruck Tporcalbv weist vielmehr auf 
die Richtstatte hin, als auf den Ort, wo die heiligen Märtyrer die Ueber- 
winderkrone empfingen 8 ). Erst die spätere Tradition hat die Richt- 
statten mit den Grabstätten identificirt. Auf dem Vatican, in den 
Gärten des Nero, hatten die Opfer der neronischen Verfolgung geblutet ; 
hier zeigte man also zur Zeit des Gajus die Richtstätte des Petrus (s. 
oben S. 64). Die Stelle war durch eine Terebinthe bezeichnet; nach 
der scharfsinnigen Vermuthung von Erbes ist dieselbe wol identisch mit 
jenem alten Eichbaum auf dem Vatican, dessen der ältere Plinius (hist. 
nat. XVII, 44) gedenkt 4 ). Die Acten des Petrus und Paulus verlegen 
bereits das Grabmal des Petrus „unter die Terebinthe nahe bei der 
Naumachie auf dem Vatican 14 (sect. 84), ohne der Richtstätte zu ge- 
denken. Aber „die Naumachie" ist wol erst aus den gnostischen 
icepCoSot eingetragen, und letztere nennen ausdrücklich die Richtstätte, 
nicht die Begräbnisstätte. Die Richtstätte des Paulus an der Strasse 
nach Ostia wird in dem Texte G der acta Petri et Pauli genauer fixirt ; 
dieselbe befand sich am dritten Meilenstein vor der Stadt, auf der Hufe 
Aquae Salviae, nahe beim „Fichtenbaum". 

Ueber die Apostelgräber berichtet die älteste Ueberlieferung noch 



1) Eus. H. E. II, 25, 7: 'Ey<b dfe td xpoitotta xöv ditoaröXcov &xu> öeljai. 
idv y&p frftX^qoc diwX&etv etg x6v Baxixdvov fj inl xyjv 696v ttjv 'Qor(av, 
söpijostc *d xporcaTa xöv xa6x*rjv Edpooapivttv tyjv ixxXyjoiav. 

2) Eus. EL E. II, 25, 6: (TdVog) aöxd &*] xaöxa nspl xöv xöncov, Sv&a 
xffiv slpTjpivcov ditooxöXcov xd Cspd oxrjvwptaTa xaxax£$8ixai, qpYjatv. 

3) Vgl. meine Quellen der römischen Petrussage S. 95 flg. und Erbes, 
Das Alter der Gräber und Kirchen des Paulus und Petrus in Rom. Zeitschr. f. 
Kirchengeschichte VII, 1 S. 12 Anm. 2. 

4) a. a. 0. S. 12 Anm. 3. 



— 392 — 

nichts. Die erste Angabe darüber lesen wir in dem Depositionen- 
verzeichnis der Chronik vom Jahre 354. Sie lautet l ) 
III hol. Jul. Petri in catacumbas 

et Pauli Ostense Tusco et Basso cons. [258] 

Nach dem Wortlaute dieser Stelle wären also Petrus und Paulus 
im Jahre 258, jener in den „Katakomben", dieser an der Strasse nach 
Ostia beigesetzt worden. Dass das Depositionsjahr nicht blos auf 
Paulus, wie Kraus will 2 ), sondern auch auf Petrus sich bezieht, unter- 
liegt keinem berechtigten Zweifel 8 ). Ebensowenig hat man ein Recht, 
mit de Waal den Vatican als Grabstätte des Petrus in die Angabe des 
Depositionsverzeichnis8es hinein zu interpoliren 4 ). Die Beisetzung der 
heiligen Leichname erfolgte also während der valerianischen Verfolgung, 
am 29. Juni 258, wenige Wochen vor dem Märtyrertode des römischen 
Bischofs Xystus II (t 6. August 258). 

Zur Hälfte bestätigt wird die Angabe des Depositionsverzeichnisses 
durch eine noch erhaltene Inschrift, welche Bischof Damasus (366 bis 
384), der Restaurator der alten christlichen Heiligthümer, in den Kata- 
komben an der appischen Strasse anbringen liess. Der Text der In- 
schrift 5 ) ist folgender: 

Hie habitasse prius sandos cognoscere debes 

Nomina [litnina?] quisque Petri pariter Pauiique requiris. 

Disciptdos Oriens misit, quod sponte f atemur: 

Sanguinis ob meritum Christumque per astra sequuii 

Aetherios petiere sinus et regna piorum. 

Borna suos potius tneruit defendere e ) cives. 

Haec Damasus: vestras referat nova sidera laudes. 

An der Identität des Orts kann billigerweise kein Zweifel be- 
stehen 7 ). Die „Katakomben", in welchen nach der liberianischen Chronik 



1) Bei Mo mm sen, Aber den Chronographen d. J. 354. Abhdl. d. Sachs. 
Gesellsch. d. Wiss. philol. hist. Classe Bd. I 1850 S.362. Auch beiDuchesne, 
le über Pontificalis (Paris 1884) p. 11. 

2) Roma sotterranea S. 530 flg. 

3) Vgl. Erbes a. a. 0. S. 24 flg. 

4) Des Apostelfureten Petrus glorreiche Ruhestätte. Regensburg 1871 
S. 55 flg. 

5) Bei Gruter thesaurus II, 1163. 

6) Victor Schnitze, Archäologische Studien S. 242 f. will 'descenderc' 
schreiben. Dagegen mit Recht Erbes a. a. 0. S. 26 flg. 

7) Victor Schult ze (a. a. 0. S. 251 ff.) zeiht den Damasus des Irr- 
thums und will die in dem DepositionsYerzeichnisse erwähnten catacumbae auf 
eine ganz andere Stätte beziehen, als die Katakomben bei S. Sebastiano. Sein 



— 393 — 

die Gebeine des Petrus ruhten, sind also eine halbe Stunde vor der alten 
Porta Appia, der heutigen Porta San Sebastiano, beim dritten Meilen- 
steine zu suchen, dort wo San Sebastiano, eine der sieben Pfarrkirchen 
Roms sich befindet. Das merkwürdige Doppelgrab (Septdcrum bisomum) 
unterhalb der Grabkammer bei San Sebastiano, doch getrennt von den 
eigentlichen Katakombenanlagen , wird noch heute als das zeitweilige 
Grabmal der Apostel Petrus und Paulus gezeigt l ). Zur Zeit des Dama- 
sus war die Statte schon leer; die heiligen Reliquien waren also schon 
dorthin übertragen, wo sie in der Folgezeit ruhten , die des Petrus in 
die Kirche auf dem Vatican, die des Paulus in die Basilika an der 
Strasse nach Ostia. Aus den mißverstandenen Worten der damasianischen 
Inschrift über dem alten Apostelgrabe hat sich nachmals die bereits früher 
S. 312. 335 flg. besprochene Sage entwickelt, dass nach dem Tode des 
Petrus und Paulus Männer aus dem Oriente gekommen seien, um die 
heiligen Leiber als die ihrer Mitbürger mit sich zu nehmen; die Römer 
dagegen hätten ihr Anrecht siegreich zu vertheidigen gewusst. Die 
Katakomben, über denen man jene Inschrift las, galten nun als die 
Stätte, bis zu welcher die Orientalen die Leiber der Apostel „bis zum 
zweiten" oder vielmehr „zum dritten Meilenstein", an der appischen 
Strasse entführt hätten, die nachsetzenden Römer hätten dieselben hier 
eingeholt, und nach der Darstellung der Peter-Pauls-Acten ein Jahr und 
sechs Monate bewacht, bis die den Aposteln bestimmten Gräber, das des 
Petrus auf dem Vatican bei der Naumachie , das des Paulus an der 
Strasse nach Ostia vollendet waren. 

Eine noch unausgeglichene Differenz zwischen dem Depositionsver- 
zeichnis und der damasianischen Inschrift besteht nun aber darin, dass 
jenes nur den Leichnam des Petrus in den Katakomben, den des 
Paulus aber an der Strasse nach Ostia bestattet sein lässt, diese da- 
gegen die Katakomben als die frühere Grabstätte beider Apostel be- 
zeichnet. Da beide Angaben nur zehn bis zwanzig Jahre auseinander- 
liegen, und „durch ein und dieselben Hände gegangen sind" 2 ), so 
scheint ein Irrthum auf der einen oder auf der anderen Seite ausge- 
schlossen zu sein. Das Depositionsverzeichnis giebt den Thatbestand 



Hauptargument ist dieses, dass die als Grab der Apostel bezeichnete Krypta 
heidnischen Ursprungs sei. Vgl. dagegen Erbes a. a. 0. S. 25 flg. 

1) Beschreibungen geben Marchi, Monumenti delle arti Crist. primit. 
(Rom 1844) S. 210 ff. de Waal a. a. 0. S. 40. Schultze a. a. 0. S. 247 ff. 

2) Erb es a. a. 0. S. 27. Furius Dionysius Philocalus, der Schreiber 
der Chronik vom .Jahre 354, war auch der Künstler, welcher die damasianischen 
Inschriften ausführte. 



— 394 — 

seiner Zeit — des Jahres 354 — an ; man wird also annehmen müssen, 
dass damals nur noch der Leib des Petras in den Katakomben ruhte, 
der des Paulas aber bereits nach der diesem Apostel erbauten Basilika 
San Paolo fuori le mura an der Strasse nach Ostia übertragen war. 
Dagegen bezeugt die damasianische Inschrift, wo die heiligen Reliquien 
früher bestattet waren, setzt also voraus, dass damals auch der Leich- 
nam des Petrus nicht mehr in den Katakomben lag, sondern bereits nach 
dem Vaticane übertragen war. Dann scheint aber nur die Auskunft von 
Erbes übrig zu bleiben, dass der Chronist vom Jahre 354 eine ältere Angabe 
III Kai. Jun. Petri et Pauli ad catacumbas Tusco et Basso cons. 
zeitgemäss geändert und die damalige Grabstätte des Paulus an der 
Strasse nach Ostia an die Stelle gesetzt, gleichwol aber die Zeitbe- 
stimmung Tusco et Basso cons., die nunmehr streng genommen nur 
noch auf die Beisetzung des Petrus passte, an ihrem ursprünglichen 
Orte belassen hat *). Will man dies nicht, so müsste man annehmen, 
dass die Oebeine der beiden Apostel, als sie unter Xystus II. zum Vor- 
schein kamen, an zwei verschiedenen Orten, in den Katakomben und 
an der Strasse nach Ostia ihre Ruhestätte fanden, die des Paulus aber 
späterhin von der Strasse nach Ostia ebenfalls in die Katakomben über- 
tragen wurden, damit beide Apostel wie einst im Leben , so auch im 
Tode vereinigt blieben. Darnach als die Paulskirche fertig war, wären 
sie wieder getrennt worden. In diesem Falle wäre eine zweimalige 
Translation der Reliquien des Paulus erfolgt Auch so würde das De- 
positionsverzeichnis den Thatbestand seiner Zeit angeben. Da es aber 
von einer doppelten Translation nichts sagt, so könnte der Ausdruck 
'Pauli Ostense Tusco et Basso cons. 9 nur den Thatbestand bezeichnen 
sollen, wie er seit dem Jahre 258 bis zur Abfassungszeit der Chronik 
sich unverändert erhalten hätte. Dies aber wäre angesichts der dama- 
sianischen Inschrift eine handgreifliche Unrichtigkeit, für die sich bei 
der Entstehungsweise beider Angaben gar keine Erklärung geben Hesse. 
Folglich ist die Annahme von Erbes vorzuziehen. 

Eine frühere Beisetzung der Leichname beider Apostel in den 
Katakomben meldet auch die älteste noch erhaltene Recension des 
über Pontificalis vom Jahre 530 (und übereinstimmend damit die 
späteren Texte) in den vitae der Bischöfe Cornelius und Damasus. 
Der erstere soll die Leiber der beiden Apostel aus den Katakomben 
herausgeholt , den des Paulus der Matrone Lucina zur Bestattung auf 
ihrem Grundstücke an der Strasse nach Ostia, nahe bei der Stätte seiner 



2) Erbes a. a. 0. S. 24. 



— 395 — 

Enthauptung überlassen, den des Petrus aber an dem Orte der Kreuzi- 
gung unter den Leibern „der Heiligen" „im Apollotempel auf dem 
mons aureus im vaticanischen Palaste des Nero" beigesetzt haben 1 ). 
Die topographischen Angaben über das neue Grab des Petrus sind die 
noch weiter zu besprechenden der späteren Zeit; die Nachricht selbst 
aber steht in sonderbarem Widerspruche zu der Notiz bei Anaclet, 
dass dieser die memoria S. Petri im Vatican construirt habe. Andererseits 
ist der Verfasser des über Pontificalis mit der damasianischen Inschrift 
wohl bekannt. Denn wir lesen zwar nicht in dem kurzen felicianischen, 
wohl aber in dem cononianischen und den späteren Texten der vita des 
Damasns, derselbe habe in den Katakomben da, wo die Leiber der 
Apostel Petrus und Paulus gelegen, eine Gedenktafel mit einer in Versen 
abgefassten Inschrift angebracht 2 ). Der Erzähler bezog also die daraa- 
sianische Inschrift auf den Thatbestand einer weit früheren Zeit und nahm 
an, schon Cornelius (251 — 253) habe die heiligen Leiber aus den Kata- 
komben erhoben und an ihren nachmaligen Grabstätten beigesetzt. Wie 
er zu diesem Quidproquo gekommen ist, wird sich kaum noch ermitteln 
lassen. Erbes vermuthet, er habe die Zeit des Cornelius fälschlich 
um einige Jahre zu spät, auf 258 gesetzt, und nun die vorgefundene An- 
gabe des Depositionsverzeichnisses über die damals angeblich erfolgte 
Beisetzung des Paulus an der ostianischen Strasse dadurch zu ergänzen 
gemeint, dass er gleichzeitig auch die Translation des Petrus aus den 
Katakomben nach dem Vatican ansetzte 8 ). 

Angesichts der ältesten Angaben des Depositionsverzeichnisses und 
der damasianischen Inschrift müssen alle Versuche, entweder eine zwei- 
malige Beisetzung der Reliquien in den Katakomben — die eine gleich 
nach dem Tode der Apostel, die andere im Jahre 258 — anzunehmen, 
oder gar nur die erste aus falscher Deutung der Inschrift entstandene 



1) (Duchesne, le über Pontificalis p. 66): *27tc .... rogatus a quadatn 
matrona corpora apostölorum beati Petri et Pauli de catacumbis levavit noctu. 
Pritnutn quidem corpus beati Pauli acceptum beata Lucina posuit in praedio 
suo via Ostensi iuxta locutn ubi decoUatus est. Beati Petri apostoli accepit 
corpus beatus Cornelius episcopus et posuit iuxta locum ubi crucifixus est 
inter corpora sanctorum in templum Apöüonis in monte aureo in Vaticanum 
palacii Neronis III kl. Jul.\ 

2) (Duchesne p. 84 sq.): 'Et in catacumbis dedicavit ptatoniam ubi 
iacuerunt corpora sanctorum apostölorum Petri et Pauli. In quo loco plato- 
niatn ipsam ubi iacuerunt corpora sancta versibus exornavü*. Vgl meine 
Chronologie der röm. Bischöfe S. 50 f. Etwas anders stellt Duchesne den 
Text her. 

3) A. a, 0. S. 34, 



— 396 — 

Annahme festzuhalten und das Datum des Depositionsverzeichnisses zu 
verwerfen, einfach auf sich beruhen '). 

Die Beisetzung des Paulus an der Strasse nach Ostia ist einige 
Zeit vor dem Jahre 354, die des Petrus im Vatican erst etwas später 
erfolgt. Der Bau der den beiden Aposteln gewidmeten Kirchen mag 
gleichzeitig begonnen worden sein ; es erklärt sich aber leicht, dass die 
grössere und prächtigere Peterskirche später fertig geworden ist, als die 
unansehnliche ältere Paulskirche, an deren Stelle schon im Jahre 386 
ein Rescript der Kaiser Valentinian II., Theodosius I. und Arkadius an 
den damaligen Stadtpräfecten Sallustius einen stattlicheren Neubau an- 
ordnete 3 ). Das Rescript nennt die alte Paulskirche 'antiquitus iam 
sacratam basilicam Pauli apostoli\ Als Erbauer der beiden Apostel- 
kirchen gilt in der römischen Tradition Kaiser Constantin. Das älteste 
uns erhaltene schriftliche Zeugnis für diese Nachricht scheinen die 
apokryphen acta Silvestri zu sein, die uns leider bis jetzt nur in einer 
späteren dem Symeon Metaphrastes zugeschriebenen Bearbeitung zu- 
gänglich sind 8 ). Dieselben berichten zunächst die fabelhafte Geschichte 
von der Verbannung Silvesters nach dem Berge Soracte, von dem Aus- 
satze Cönstantins zur Strafe für die von ihm über die Christen ver- 
hängte Verfolgung, von der ihm zu Theil gewordenen Erscheinung der 
Apostel Petrus und Paulus, auf deren Oeheiss er den verbannten Bischof 
Silvester zurückberuft, und von der Reinigung des Kaisers durch die 
aus der Hand Silvesters erhaltene Taufe. Darnach fugen sie hinzu, der 
Kaiser habe auf Bitten Silvesters die Kirchen des Paulus und Petrus 
an der Strasse nach Ostia und auf dem Vatican erbaut, der Bischof aber 
habe die Gebeine der noch beisammen (also nach der älteren Tradition 
in den Katakomben) ruhenden Apostel getrennt und jeden an der ihm 
zu Ehren errichteten Stätte beigesetzt. Die Abfassungszeit des schon 
im Decretum Gelasii (V , 19) erwähnten und kirchlich approbirten 
Originaltextes der Acta Silvestri fällt etwa in die zweite Hälfte des 



1) Vgl. die Bemerkungon von Erbes a. a. 0. S. 35 f. (gegen de Waal 
und Kraus). 

2) Abgedruckt bei Panvinius de praecipuis urbis basilicis (Rom 1570) 
p. 70. Baronius annal. ad ann. 386 n. 40 und theilweise bei Platner u. 
Bunsen, Beschreibung der Stadt Rom III, 1, 443. 

3) Griechisch bei Combefis, illustr. martyr. triumphus (Paris 1659) p. 
258 ff.; lateinisch übersetzt bei Surius Acta SS. Dec. p. 368 ff. 

4) In dem mir vorliegenden griechischen Texte des cod. Angelic. B. 2. 2 
f. 1190 ist allerdings nur von Einer Kirche die Rede, welche Constantin an 
der Stelle des von ihm niedergerissenen Götzentempels erbaut habe. 



— 397 — 

5. Jahrhunderts. Dieselbe hat wieder dem liber Pontificalis in der vita 
Silvestri zur Quelle gedient. Denn letzterer erwähnt nicht nur die 
angebliche Verbannung Silvesters nach dem Berge Soracte, sondern auch 
die Fabel von der Reinigung Constantins vom Aussatze. Unter den 
Basilikenbauten des Kaisers zahlt nun jene vita Silvestri ausdrücklich 
auch die beiden Basiliken der Apostel Petrus und Paulus auf 1 ). Es 
kann dahingestellt bleiben, ob auch diese Angabe den actis Silvestri, 
oder einer eigenen, die päpstlichen Fundationen und Donationen verzeich- 
nenden Quelle entlehnt ist. Jedenfalls ist sie weit älter als die jüngere 
Recension des liber Pontificalis vom Jahre 687. Dass sie im Texte vom 
Jahre 530 (dem catal. Felicianus) ebenso wie in dem cononianischen Ex- 
cerpte fehlt, ist kein Beweis gegen ihre ursprüngliche Zugehörigkeit zum 
liber Pontificalis, sondern erklärt sich aus der lückenhaften und theil- 
weise absichtlich verkürzten Textbeschaffenheit, in welcher die ältere 
Recension des Papstbuchs auf uns gekommen ist *). 

Die Erbauung der basilica Pauli durch Kaiser Constantin unter- 
liegt nun keinen chronologischen Schwierigkeiten, wenn man ihre 
-Vollendung in die letzten Lebensjahre Constantins, c. 335 oder 336 
setzt. Bedenklicher steht es mit der basilica Petri auf dem Vaticane, 
die, wie wir oben sahen, noch im Jahre 354 nicht vollendet gewesen 
sein kann. Was man für den constantinischen Ursprung derselben 
ausser den angeführten Zeugnissen späterer Zeit von monumentalen 
Belegen angeführt hat, reicht zum Beweise nicht aus. Dahin gehören 
zunächst die Ziegelsteine mit dem Fabrikstempel D. N. CONSTANTINVS 
AVG, die beim Abbruch der Apsis der alten Peterskirche zum Vorschein 
kamen: aber diese rührten nach dem Zeugnisse des Baumeisters Gri- 
maldi von älteren Bauten her und waren nach deren Zerstörung beim 
Bau der Apsis verwendet worden 8 ). Dahin gehört ferner die angeblich 
constantinische Inschrift, welche man über dem Triumphbogen der alten 
Kirche las: 

Quod duce te mundus surrexit in astra triumphans 
Hatte Constantinus vidor tibi condidit aulam. 

Aber der constantinische Ursprung dieser Inschrift ist sehr zweifel- 

1) (Duchesne, le Liber. Pontificalis p. 78 sq.): '2Zutu9 temporibus fecit 
Augustus Cons antinus ex rogatu Silvestri basüicam beato Petro, euius loculum 
cum corpus saneti Petri ita recondif .... l Eo tempore fecit Constantinus 
basüicam beato Paulo, cuius corpus ita recondit sicut et beati Petri'. So der 
cononianische Text. In Kleinigkeiten abweichend die spateren Texte. 

2) VgL Duchesne, ätude sur le liber Pontificalis p. 20. Meine neuen 
Stadien zur Papstchronologie T. Pr. Th. 1879 S. 433. 

3) Erbes a. a. 0. S. 43. 



— 398 — 

haft '). Dagegen scheint eine andere schon früher verschwundene In- 
schrift, welche der Einsiedler Anonymus in abside S. Petri las und ab- 
schrieb, das Dunkel zu lichten, welches über der Entstehung der Peters- 
kirche liegt. Dieselbe lautet: 

Justüiae sedes, fidei domus, aula pudoris 
Haec est, quam cernis, pietas quam possidet ornnis; 
Quiie patris et filii virtutibus inclyta gaudet 
Auctoremque suum genüoris laudibus aequat. 
Während man früher patris et filii auf Gott, Vater und Sohn be- 
zog, hat zuerst Erbes die einzig richtige Deutung der Inschrift ge- 
geben : gemeint ist der menschliche Stifter der Kirche und sein leib- 
licher Vater. Als eigentlicher Erbauer der Kirche wird also der Sohn 
bezeichnet, der hierdurch gleichen Ruhm mit seinem Vater erwarb. 
Das kann sich nicht auf Constantius Chlorus und Constantin, sondern 
nur auf Constantin und Constantius beziehen. Der Bau der Peters- 
kirche wird also von Constantin in den letzten Jahren seines Lebens 
c. 335 begonnen, aber erst von Constantius nach Beendigung der Bruder- 
und Bürgerkriege zwischen 354 und 359 vollendet worden sein 2 ). Seit 
dieser Zeit besitzen wir zahlreiche Zeugnisse für das Vorhandensein der 
Kirche auf dem Vatican s ). Das bei der Basilika befindliche Baptisterinm 
ist erst von Damasus, also nach 366, angelegt. Derselbe entwässerte 
die unweit der Peterskirche, wenn auch schwerlich in ihrer unmittel- 
baren Nähe befindlichen Gräber, indem er den Hügel, von welchem das 
Wasser herabrieselte, abtragen Hess, und leitete die bei den Erdarbeiten 
entdeckte Quelle in den Taufbrunnen 4 ). 

Nach Vollendung der Basiliken wurden also die Leiber der beiden 



1) Erbes a. a. 0. S. 43 flg. Die Worte scheinen übrigens bereits Bezog 
auf den Text des liber Pontificalis zu nehmen. 

2) Erbes a. a. 0. S. 44 ff. 

3) zusammengestellt bei Erbes a. a. 0. S. 38 flg. 

4) Der Wortlaut der damasianischen Inschrift, welche von diesen Werken 
des Papstes berichtet, ist folgender: 

Ctngebant latiees montem teneroque meatu 
Corpora multorum cinerea otque ossa rigabant. 
Non tulit hoc Damasus communi lege sepuUos 
Post requiem tristes iterum persolvere poenas: 
Protinus adgressus magnum superare laborem 
Aggeris immensi deiecü culmina montis; 
lntima soUicite scrutatus viscera terrae 
Siceavit totum quidquid madefecerat humor, 
lnvenit fontem praebet qui dona scUutis. 
Haec curavit Mercurius levita fidetis. 



— 399 — 

Apostel aus den Katakomben übertragen nnd getrennt von einander 
beigesetzt. Dass man grade diese Statten für den Ban der Grabkirchen 
gewählt hat, kann lediglich darin Beinen Grund haben, dass man sie 
als die Richtstätten betrachtete. 

Allerdings fehlt es auch in diesem Stücke nicht an abweichenden 
Traditionen. Die Kirche S. Paolo fuori le mnra befindet sich am zweiten 
Meilensteine der via OstienBis und der über Pontificalis vom Jahre 530 
lässt (in der vita des Cornelius) den Leichnam des Paulus ausdrücklich 
'iuxta locum übi decöüatus est 1 beigesetzt werden. Dagegen verlegt 
der Text G der Peter-Pauls-Acten den Ort der Hinrichtung vielmehr 
einen Meilenstein weiter nach der Hufe Aquae Salviae, woselbst der 
oben erwähnte Fichtenbaum gestanden haben soll. Für die Verschieden- 
heit der Ueberlieferung sind übrigens jene Acten selbst ein sprechendes 
Zeugnis : denn derselbe Text G lässt weiter unten die Beisetzung des 
heiligen Paulus nicht beim dritten, sondern beim zweiten Meilensteine der 
via Ostiensis erfolgt sein. Man unterschied also nachmals, um beide An- 
gaben mit einander auszugleichen, Richtstätte und Grabstätte. Als Ort der 
Hinrichtung bezeichnet auch Gregor der Grosse die Hufe Aquae Salviae. 
Schon zu seiner Zeit stand hier die Kirche S.Pauli ad Aquas Salvias 1 ). 
Jetzt erblicken wir links von der alten via Ostiensis in einem feuchten 
Thale, „beim unablässig fliessenden Tropfen" (ad guttam iugiter manan- 
fem), die berühmte Abtei alle tre fontane oder ad Aquas Salvias, wo 
sich drei Kirchen nahe bei einander erheben. Eine derselben ist San 
Paolo alle tre fontane, an dem Ort, wo nach der Legende Paulus den 
Märtyrertod litt. Nach den späteren Sagen, die an den Namen tre 
fontane sich knüpften, that der Kopf des Paulus bei der Hinrichtung 
drei Sprünge: an den drei Stellen, wo er die Erde berührte, sprudelten drei 
Quellen hervor 2 ). Die Quellen werden noch heute gezeigt; sie sind mit 
Marmor und Säulen von Verde antico geschmückt: an der ersten von 
ihnen steht die Kirche. In dieser erblickt man eine vom Cardinal Pietro 



1) Gregor. Magn. epist XU, 9 ad Felicem subdiaconum (Opp. ed. Paris. 
1586 T. II col. 1099): 'utile iudicavimus 9 eandcm massam qua* Aquas Salvias 
nuneupatur cum Omnibus fundis suis . . . cum eius Christi gratia lumi* 
naribus (d. h. für die luminaria der ecelesia beati Pauli) depuiare 9 . 

2) Acta SS. Jim. Tom. V p. 435: 'Similiter et Sanetus Paulus decoüatus 
hie esse traditur Via Ostiensi y loco Ad guttam iugiter manantem dicto; 
qui fortassis post eaedem PauU t quia plures ibi salutem eonsequebantur infirmi, 
Ad Aquas Salvias, nunc vero Ad tres föntet, guos exstitisse ferunt a 
terno capitis decussi saUu'. An derselben Stelle l ad guttam iugiter manantem' 
sollen nach den Martyrologien zum 9. August auch der heilige Zeno und 
10203 andere Heilige gemartert worden sein. 



— 400 — 

Aldobrandini dahin gebrachte Säule von weissem Marmor, an welche 
Paulus vor seiner Enthauptung gebunden worden sein soll, um gegeisselt 
zu werden 1 ). 

Als Richtstätte des Petrus bezeichnet eine jüngere Tradition statt 
des Vatican vielmehr die Höhe des Janiculus an der alten aurelischen 
Strasse, unweit der Porta S. Pancrazio, der alten Porta Aurelia, da wo die 
Kirche San Pietro in Montorio steht, und wohin noch die heutige Legende 
den Ort der Kreuzigung verlegt. Aber die angeblich ebenfalls von 
Constantin erbaute Kirche an der alten aurelischen Strasse ist erst seit 
dem Neubau im Jahre 1500 dem heiligen Petrus geweiht: früher hiess 
sie S. Maria in Castro Aureo von einer nahebei gelegenen mittelalter- 
lichen Burg. Daraus folgt freilich noch nicht die Entstehung der ganzen 
Sage erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts. In den verworrenen An- 
gaben des Buches der Päpste könnten schon zwei verschiedene Tradi- 
tionen durcheinander laufen. 

Die älteste uns erhaltene Angabe, die des römischen Presbyters 
Gajus, nennt als Richtstätte des Petrus ganz allgemein den Vatican. 
Merkzeichen war wol damals nur die „Terebinthe", deren die alten npaljeis 
IlauXou Erwähnung thaten. Seit der Errichtung der Peterskirche werden 
Richtstätte und Todesstätte identificirt. Die Folgezeit fügte immer neue 
scheinbar genauere Bestimmungen hinzu. Hieronvmus in seinem Ver- 
zeichnisse kirchlicher Schriftsteller (392) sagt von dem Apostel noch 
einfach : 'seputtus Romae in Vaticano iuxta viam triumphatern\ (catal. 
vir. illustr. 1). Diese Ortsbestimmung ist richtig: die via triumphalis lief am 
nordöstlichen Abhänge des vaticanischen Hügels ungefähr in der Richtung 
des jetzigen Weges von Porta di Castello längst der Befestigung nach Porta 
Angelica und von da zum Pons triumphalis 2 ). Die nach Linus benannte 
passio Petri nennt als Marterstätte „die Naumachie beim Obelisken Nero's 
auf dem Berge" 3 ). Die „Naumachie" wird noch einmal, in einem ans 
den gnostischen Acten geschöpften Zusätze der katholischen Peter- Pauls- 
Acten, ausserdem aber von keinem älteren Schriftsteller erwähnt. Von 
einer Naumachie auf dem Vatican ist sonst nichts bekannt. Baronius 
möchte sie mit der Naumachie des Augustus am Fusse des Janiculus 
identificieren 4 ). Aber diese lag ebenso wie die sonst noeh erwähnten 



1) Vgl. Platner-Bunsen m, 1, 458 ff. 

2) Platner-Bunsen II, 1, 7 ff. 

3) *Pervenit ad locum qui vocatur Naumachiae iuxta obeliscum Neronis 
in montem'. 

4) annaL ad ann. 69. n. 18. Vgl. meine römische Petrussage S. 102 flg. 
Anm. 2. 



— 401 — 

Naumachien ans der Kaiserzeit in der Tiberebene, nicht anf der Höhe 
des campus Vaticannns, wohin uns die zweite Ortsbestimmung, „der 
Obelisk des Nero anf dem Berge" verweist. Immerhin darf man daran 
erinnern, dass die Gärten, welche Nero von seiner Mutter Agrippina 
ererbt hatte, sich von der Höhe des Hügels den Abhang hinab bis nahe 
zum Ufer des Tiber erstreckten 1 ). Wie es scheint, hat aber schon der 
Verfasser der gnostischen «epfoSot die Naumachie des Nero mit dem 
Circus des Kaisers Gajus verwechselt, der seit dem Umbau durch Nero 
auch Circus Neronis genannt wurde. Derselbe lag nicht nur innerhalb 
des Bereiches der neronischen Gärten, sondern ziemlich genau an der 
Stelle, wo sich nachmals die alte Peterskirche erhob: wie der Bau- 
meister Grimaldi beim Abbruch der letzteren im Jahre 1616 feststellte, 
stand die südliche Hauptwand der Basilika und die Säulenreihen des 
zunächst angrenzenden Seitenschiffes auf den nördlichen Mauern des 
Circus 2 ). Den Circus zierte damals der berühmte Obelisk, der noch 
heute auf der Piazza S. Pietro steht. Gajus Caligula Hess ihn aus 
Heliopolis kommen und auf dem vaticanischen Hügel aufstellen. Im 
Jahre 1586 wurde er von seiner alten Stelle bei der Sacristei von 
St. Peter, wo noch heute ein Stein mit Inschrift die Stätte bezeichnet, 
auf Befehl Sixtus' V. durch den Baumeister Dominico Fontana gehoben 
und in der Mitte des Platzes vor der Peterskirche aufgestellt. 

Verworren dagegen lauten die Angaben im Buche der Päpste. Die 
vita des Petrus (Duchesne, le Liber Pontificalis p. 52) lässt den Apostel 
begraben liegen 'via Aurdia in tetnplo ApoUonis iuxta locum übt 
crucifixus est iuxta palatium Neronianum in Vaiicanum in territorio 
triumphal* via Aurelid*. Die via Aurelia ist nicht die alte aurelische 
Strasse, sondern die via Aurelia nova auf dem Vatican, die schon zu 
den Zeiten der Antonine bestand und wie es scheint, von dem Pons 
Aelius etwa in der Richtung des Borgo nuovo und Borgo vecchio nach 
dem heutigen Platze von St. Peter lief. Wie V. Schnitze bemerkt, scheint 
sie doch in ziemlicher Entfernung von der Confession des Petrus ab- 
gebogen zu sein*). Der „Apollotempel" mag einer dunklen Reminiscenz 
an das aus der nachnerönischen Zeit stammende Kybele-Heiligthum, 
dessen Inschriften bis zum Jahre 390 herabreichen, entstammen; 4 ) das 
territorium triumphale ist wol nur ungenauer Ausdruck für die oben be- 

1) Platner-Bunsen II, 1, 39. Victor Schnitze a. a. 0. 221. 

2) DieWorteGrimaldisbeiMartinelliRoma8acra(Rom.l653)S.343f. 
(nach dem Manuscripte der Vaticana) und darnach bei V.Schultz e S. 221 flg. 

3) Platner-Bunsen 11, 1 S. 9 flg. V. Schultze S. 225 flg. 

4) Platner-Bunsen II, 1, 24. V. Schulze S. 222. 225. 

Lipftius, Apostelgeschichten. II, 1. 26 



— 402 — 

sprochene via triumphalis nördlich von St. Peter 1 ). Am schwierigsten 
zu bestimmen ist das palatinm Neronis. Man hat bald an das nahe 
beim Tiberufer gelegene Gartenhaus des Nero, welches Seneca erwähnt 
(de ira III, 18), bald an den Gircns gedacht, der im Hittelalter wirk- 
lich palatinm Neronis hiess 3 ) ; vielleicht liegt aber hier gar keine sichere 
Erinnerung mehr zu Grunde 8 ). 

Noch schlimmer steht es mit der bereits oben angeführten Stelle 
in der vita des Cornelius, nach welcher die Beisetzung des Apostels er- 
folgt sein soll k iuxta locum tibi crucifixus est, inter corpora sandorum 
in templum Appcllonis in tnonte aureo in Vaticanum paiacii Nero- 
nis 1 . Die 'corpora sanetorum > scheinen auf die Leiber der Nachfolger 
des Petrus sich zu beziehen, welche nach dem Über Pontificalis eben- 
falls auf dem Vatican bestattet sein sollen, wohin ja das palatinm Nero- 
nis auch nach diesen Angaben ausdrucklich verlegt wird. Dagegen 
hat der mons aureus mit diesen Ortsbestimmungen gar nichts zu thun. 
Man kann sich daher kaum dem Verdachte entziehen, dass hier eine 
ganz andere Oertlichkeit mit der sonst überlieferten vermischt ist. Will 
man nicht an das goldene Haus des Nero bei den nachmaligen Titos- 
thermen denken, welches der spätere Erzähler mit dem Gartenhause in 
den vaticanischen Gärten verwechselt habe 4 ), so bleibt nur das Zu- 
geständnis übrig, dass hier bereits die ältere Tradition von der Kreuzigung 
des Petrus auf dem Vatican mit der jüngeren, welche das Kreuz auf der 
Höhe des Janiculus (bei S. Pietro in Montorio) errichtet sein lässt, un- 
klar verschmolzen ist. Vielleicht, dass der Verfasser sich durch seine 
eigene Angabe in der vita des Petrus, die Stätte der Kreuzigung sei 
die via Aurelia gewesen, irre fuhren Hess, indem er die alte und 
die neue aurelische Strasse verwechselte. Wie dem aber auch sei, 
jedenfalls zeigen alle diese gehäuften, den Schein der Alterthümlichkeit 
künstlich affectirenden Angaben, dass man im 6. Jahrhunderte sich ver- 
geblich um topographische Genauigkeit bemüht hat. 

Hiernach ist als Ergebnis der bisherigen Untersuchung festzuhalten, 
dass die Leiber der Apostel zuerst am 29. Juni 258 in den Katakomben an 
der appischen Strasse beigesetzt waren, darnach, als der von Constantin 
in Angriff genommene Bau der Basiliken des Paulus und des Petrus an den 
wirklichen oder vermeintlichen Marteretätten vollendet war, dahin über- 



1) V. Schultze S. 225. 

2) Becker, römische Alterthümer I, 671. 

3) V. Schultze S. 226 vermuthet, dass die ganze neronuche Besitzung 
gemeint sei. 

4) Meine römische Petrussage S. 104 Anm. 1. 



— 403 — 

tragen worden, die des Paulus etwas früher c. 336, die des Petrus 
zwischen 354 und 359. Aber wo haben die Gebeine der Apostel vor 
ihrer Beisetzung in den Katakomben geruht? Das Buch der Päpste 
lässt bereits den Anaclet, da er noch Presbyter des heiligen Petrus war, 
die memoria beati Petri (auf dem Vatican) als Grabstätte der Bischöfe 
erbauen 1 ) und dieselbe Quelle berichtet, dass die ältesten römischen 
Bischöfe von Linus bis Victor — mit Ausnahme des in der Verbannung 
gestorbenen Clemens und des Alexander, dem schon eine relativ ältere, 
aber darum nicht zuverlässigere Tradition sein Grab an der vermeintlichen 
Marterstätte, der via Nomentana am siebenten Meilenstein von der Stadt 
angewiesen hatte 2 ) — sämmtlich iuxia corpus b. Petri auf dem Vatican 
ihre Ruhestätte gefunden hätten. Dieser Angabe zu Liebe hat man 
nicht Mos alles aufgeboten, um das Vorhandensein eines alten christ- 
lichen Friedhofes auf dem Vatican zu erweisen, sondern glaubte sogar, 
den Grabstein des Linus an derselben Stätte entdeckt zu haben. Es 
darf indessen auf Grund der neueren Forschungen von V. Schnitze 
nnd Erbes als ausgemacht gelten, dass ein christliches Goemeterium 
auf dem Vatican in vorconstantinischer Zeit nicht bestanden hat 3 ), und 
es lohnt nicht mehr der Mühe, die für jene Annahme vorgebrachten Be- 
weise nochmals zu widerlegen. Die „stummen Zeugen unter der Erde", 
welche einst Kraus sehr zuversichtlich gegen die Ergebnisse meiner 
Chronologie angerufen hat, sind mittlerweile sämmtlich ihrer angeblichen 
Beweiskraft entkleidet worden. Von dem angeblichen (übrigens jetzt ver- 
schwundenen) Grabsteine des Linus, über dessen wirkliche Herkunft 
schon V. Schnitze die richtige Einsicht angebahnt hat, ist zuletzt durch 
Erbes festgestellt, dass derselbe ein Bruchstück ist, von welchem die 
ersten Buchstaben des Namens abgetrümmert und nur noch die vier 
letzten Buchstaben übrig geblieben sind. Die vollständige Inschrift hat 
vermuthlich PAVLINVS gelautet; der Stein selbst stammt wahrschein- 
lich aus nachconstantinischer Zeit 4 ). 

Die ersten beglaubigten Angaben über die Gräber römischer 
Bischöfe begegnen uns nicht früher als zu Anfang des 2. Jahrhunderts. 
Zephyrius (f217) ist an der appischen Strasse, aber noch nicht in der 



1) (Duchesne, le libre Pontificalis p. 54:) 'hie memoriam b. Petri eon- 
struxii et composuit, dum presbyter facta* fuisset a b. Petro y ubi episcopi 
reeonderentur*. 

2) Vgl. meine Abhandlung über die Acten Alexanders von Rom und die 
Kettenfeier des Petrus. Zeitschr. f. wiss. Theol. 1873 S. 120. 

3) Victor Schultzo a. a. 0. S. 228 ff. ErbeB a. a. 0. S. 13 ff. 

4) Victor Schultze S. 235 ff. Erbes S. 20 flg. 

26* 



— 404 — 

späteren Papstgruft, Callistus (f 223) im coemeterium Calepodii an 
der via Aurelia, Urbanus (f 230) im Coemeterium des Prätextatus 
beigesetzt. Die folgenden Bischöfe von Pontianus (t 236) an fanden 
ihre Ruhestätte in der von Callistus erbauten Papstgruft an der appi- 
schen Strasse. Ueber die Grabstätten der Vorgänger Zephyrins war 
schon in den ersten Decennien des 3. Jahrhunderts, als die ersten offi- 
ciellen Depositionsverzeiehnisse angelegt wurden, nichts Sicheres mehr 
bekannt. Erst nachmals, als über dem Apostelgrabe auf dem Vatican 
die stattliche Basilika S. Petri sich wölbte, suchte man die Gräber der 
ältesten römischen Bischöfe, soweit nicht anderweitige Traditionen ent- 
gegenstanden, „neben dem Leibe des seligen Petrus u , ebenso gruppen- 
weise zusammengestellt, wie nachmals die Päpste des 3. Jahrhunderts 
in der Krypta der Callistkatakomben. Schon einer der ersten Nach- 
folger des Petrus, Anaclet, sollte daher, als er noch unter dem Apostel- 
fürsten das Amt eines Presbyters bekleidete, dafür gesorgt haben, dass 
die 'memoria b. Petri 1 zugleich Raum bot für die Särge seiner Nach- 
folger auf dem römischen Bischofsstuhl '). 

Von einer Uebertragung des Petrus von dem Vatican nach den 
Katakomben Sebastians im Jahre 258 kann also ebensowenig als von 
einer Uebertragung des Paulus von der via Ostiensis an eben jene Stätte 
die Rede sein. Wahrscheinlich sind die Reliquien beider Apostel erst 
damals, oder kurz vorher zum Vorschein gekommen ; sie fanden sich 
wol infolge einer „göttlichen Offenbarung" an einem Orte, wo sie bis 
dahin „verborgen" ruhten 2 ). Es ist völlig vergebliche Mühe, den früheren 
Schicksalen jener plötzlich aufgefundenen Gebeine noch nachzuspüren, 
in denen man seit Mitte des 3. Jahrhunderts die Ueberreste der beiden 
Apostel zu besitzen glaubte. * 

2. Die Gedenktage. 

Das älteste Kalendarium der römischen Kirche zählt zwei Gedenk- 
tage der Apostel Petrus und Paulus auf, den 22. Februar und den 
29. Juni. Der 29. Juni (in Kai. Jul.) ist, wie wir gesehen haben, der 
Tag, an weichem unter den Consuln Tuscus und Bassus die Beisetzung 
in den Katakomben erfolgte. Schon das Martyrologium Hieronymianum 
hat hieraus den Todestag der beiden Apostel gemacht. Denn wir lesen 
hier schon in den ältesten Handschriften (Eptern. Lucc. Blum. Gellon. 
Corb. maj. etc.): 



1) Meine Chronologie der röm. Bischöfe S. 49 flg. Erbes S. 21 flg. 

2) Meine Chronologie S. 51. Erbes S. 32 flg. 



— 405 — 

III hat. Jul. Bomae natcdis Sanctorum apostolorum Petri 

et Pauli. 

Das kleine römische Martyrologium liest einfacher: 

III kal. Jtd. Bomae apostolorum Pari et Pauli 
meint aber damit ebenfalls nicht den Tag der Beisetzung im Jahre 258, 
sondern des Märtyrertodes. Die jüngeren Martyrologien wiederholen die 
Angabe der älteren und so gilt noch heute der römischen Kirche der 
29. Juni als der gemeinsame Todestag beider Apostel. 

Eine abweichende Angabe findet sich nur insofern, als einige Texte 
den 29. Juni für Petrus allein in Anspruch nehmen, die Natalitien des 
Paulus aber auf den folgenden Tag, den 30. Juni, verlegen. So das 
8acramentarium Gregors des Grossen, wo wir Folgendes lesen 1 ): 

III hol. Jul. nodale saneti Petri 
prid. kal. Jul. natale saneti Pauli. 

Ferner das calendarium Lyrense, welches des Paulus zweimal 
gedenkt 3 ) 

III kal. Jtd. Natcdis apostolorum Petri et Pauli 
II kal. Jul. Festum Saneti Pauli apostdi. 

Aehnlich das Breviarium apostolorum, welches in dem ausfuhrlichen 
Texte des cod. Paris, lat. 2543 zwar nicht die Enthauptung, aber die 
Bestattung des Paulus auf den 30. Juni setzt 8 ). Indessen fehlt der Zu- 
satz l II hü. itdif nicht blos in den Drucken bei Martine und Durand 
(thes. nov. aneed. in, 1549) und bei d'Achery (Spicileg. II, 25), sondern 
auch in den codd. Paris, lat 2136. 12604. S. Genovef. Paris. H. 1. 10. 
Im Sacramentarium Gregors aber wird der 30. Juni auch als l comme- 
moratio Pauli' bezeichnet Vermuthlich ist es also zeitweilig in der 
römischen Kirche Sitte gewesen, die kirchliche Feier der Natalitien der 
beiden Apostel auf zwei Tage zu erstrecken, wobei natürlich auch hier 
Petrus vor Paulus den Vortritt nahm. Von einer verschiedenen Tradition 
kann wol beim Todesjahre, nicht aber beim Todestage der beiden Apostel 
die Rede sein. Die griechische Kirche feiert am 30. Juni das Gedächtnis 



1) Liturg. Roman, vetus ed. L. A. Muratori Venedig 1748 T. II col. 102 
und 104. 

2) Bei Martine et Durand thestfums in, 1605. 

3) Dasselbe bemerkt (nach dem kürzeren Texte) bei Petras : 'Sexto autem 
et tricesimo anno post passionem domnti sub Nerone Caesare ut vohtit eruee 
suspensus est. öuius natalichm 111 tt. iulii celebratur > . Bei Paulus: 'Ate . . • 
sub Nerone Bomae eodem die quo et Petrus capite truncatus ibique sepultus 
es?. Dafür hat der l&ngere Text: 'hie . . . eodem die capite truncatus est 
Romas sub Nerone quo ei Petrus eruee suspensus est, ürique sepultus II kl iulW. 



— 406 — 

aller zwölf Apostel zusammen 1 ), neben den besonderen Gedächtnistagen 
der einzelnen; den Märtyrertod des Petras und Paulus setztauch sie, und 
einstimmmig mit ihr auch die koptische, äthiopische, syrische und arme- 
nische Kirche auf den 29. Juni 2 ). Doch findet sich bei Syrern und Ar- 
meniern daneben noch eine anderweite Tradition. Ein von Wr ight her- 
ausgegebenes syrischesMartyrologium vom Jahre 412 lässt die Erwähnung 
des Petrus und Paulus am 28. December geschehen 3 ) und eine ähnliche 
Notiz findet sich in einem armenischen Kalendarium, wo das Fest aller 
zwölf Apostel und des Petrus und Paulus speciell feria V sabbat. (December) 
erwähnt wird. Den muthmasslichen dogmatischen Grund für jenen Ansatz 
des syrischen Martyrologiums kann man bei Erbes nachlesen 4 ). 

Der 22. Februar ist nach dem Depositionsverzeichnis der latei- 
nischen Chronik dem Gedächtnisse der Stuhlbesteigung Petri ge- 
weiht. Wir lesen hier: 

VIII. Jd. Mariias nakde Petri de cathedra. 
Ebenso das Sacramentarium Gregors (in den praefationes aus dem cod. 

Ottobon.) 5 ) : 

VIII. kl. Mart. cathedra sanäi Petri. 

Das Fest der Stuhlbesteigung des Petrus, auch '•dies apostotä ge- 
nannt, wurde schon zur Zeit Leos des Grossen gefeiert, „weil an diesem 
Tage Petrus den Stuhl des Episcopats bestieg" 6 ). Das Martyrologium 
Hieronymianum weiss schon mehr. Darnach ist der 22. Februar der 
Tag der antiochenischen Stuhlfeier Petri, 

VIII. hl. Mari, cathedra Petri in Antiochia 
wie die alte Epternacher Handschrift liest, oder 
VIII. Jd. Mart. Natali* cathedrae 8. Petri apostoli qui [qua] sedÜ 

apud Antiochiam 
wie die meisten übrigen codd. bieten. 

1) Men. Graec. zum 30. Juni (ed. Venet. 1683 S. pdx' col. 2): 4j oöva£ig 
töW frytov ivddgcov TtavEuqpTJjicüv dbtocrcöXcov töv ß' xal Ö^Xo)ot£ taug xal woÖ 
Ixaorog aöTt&v ixifcogt xal iTtXtiob&ij. Den Anfang in der Liste machen 
Petrus und Paulus. 

2) Bei den Kopten der 5. Abib, bei den Aethiopiern der 5. Hamle, bei den 
Syrern der 29. Haziron. Vereinzelt steht die Angabe bei Ludolf, der äthiop. 
Gedächtsnistag des Petrus und Paulus sei der 14. Hamle (8. Juli). 

3) Journal of sacred literature Jan. 1866. Vgl. Kraus, Roma sotterranea 
S. 515, welcher hinzufügt, dasselbe Datum werde von Gregor von Nyssa und 
Sophronios von Jerusalem für das Fest der beiden Apostel angegeben. 

4) a. a. S. 9 flg. 

5) a. a. 0. col 298. Auch in Opp. Gregor. Magn. HI, 312 ed. Benedict 

6) Leonis Opp. edd. Ballerini I, 959. II, 470. Vgl. auch den pseud- 
augu8tinischen Sermo 190 in cath. S. Petri (Opp. T. V. append. p. 225 ed. Antverp.> 



— 407 — 

Ebenso dasMartyr. Rom. parvum: 
VIII. hat. Marl. Apud AtUiochiam Cathedra 8. Pari 
und die jüngeren Martyrologien insgesammt. 

Ganz abweichend dagegen der Laterculus des Polemins Silvias 
vom Jahre 448, welcher (s. oben 8. 244 Anm. 5) im Depositionsver- 
zeichnisse vielmehr folgende Notiz hat 

VIII. U. Mari. Deposüio sancti Pari et Pauli >). 

Schwerlich ist hier, wie Einige vermutheten, an eine andere Ueber- 
lieferung zu denken. Vielmehr liegt einfach eine Verwechselung vor. 
Fraglich kann nur bleiben, ob jenes Fest der cathedra Petri oder natale 
Petri de cathedra sich auf den antiochenischen, oder ursprünglich viel- 
mehr auf den römischen Bischofsstuhl des Petrus bezieht. Dass die für die 
Amtsdauer des Petrus in Rom über die angeblichen vollen 25 Jahre hin- 
aus verrechneten Monate und Tage (m. I. d. Villi im cat Liberian., m. II 
d. III im cat. Felic.) die Zeit vom 22. Februar bis 29. Juni bei Weitem 
nicht ausfüllen, reicht nicht aus, die ursprüngliche Beziehung des Festes 
auf die römische cathedra Petri zu widerlegen. In einem römischen 
Kalendarium aber, welches ausserdem nur noch den Todestag des 
Apostels nennt, ist diese Beziehung die einzig natürliche 9 ). Man er- 
innere sich hierbei nur, dass die liberianische Chronik die „Uebernahme 
des Episkopates" — d. h. eben des römischen — durch Petrus von dem 
auf die Himmelfahrt Christi folgenden Jahre, dem Consulate des Minucius 
und Longinus = 30 u. Z. datirt, also gar keinen Raum für einen antio- 
chenischen Episcopat lässt. Das Fest der cathedra Petri kann also kein 
anderes sein, als die Gedächtnisfeier des Tages, an welchem nach der 
Himmelfahrt des Herrn 'beatissimus Petrus episcopatum suscepit 1 . Das- 
selbe ergiebt sich aus der oben angeführten Stelle der Festrede Leo's 
des Grossen und aus dem gothisch-gallicanischen Sacramentarium bei 
Mabülon, Liturg. Gallic. p. 226 *). Die Ziffern für die Tage und 
Monate der Amtsdauer können um so weniger einen Gegengrund ab- 
geben, als diese erst spätere Zuthat sind zu einem älteren, nur die vollen 
Jahre berechnenden Bischofskatalog. 



1) bei Ruinart, acta martyrum (Aug. Vind. 1803) T. HI p. 415. Auch 
Acta SS. Jan. Tom. VII p. 179. 

2) Erbes a. a 0. S. 8 flg. bezieht das Fest der cathedra Petri ähnlich 
auf die Einsetzung des Petrus zum Primate, welche durch das Wort Matth. 16, 
18 erfolgt sei; das Datum VIII. kal. Mart sucht er auf ziemlich künstliche 
Weise zu erklären. 

3) , Deusquihodierna die beatum Petrum foü fe äe&iüi caput ecclesiae, 
cum te tile vere confesw $U etc' 



— 408 — 

Völlig unglaubhaft ist die gelegentlich von römisch-katholischen 
Theologen vorgetragene Meinung, dass „das Vorhandensein der materiellen 
Kathedra Anlass zu dem Feste gab" 1 ). Zwei von Kraus angerührte In- 
schriften scheinen allerdings zu besagen, dass in dem von Damasus auf 
dem Vatican beim Grabe des Petrus erbauten Baptisterium sich auch 
eine Kathedra befand, auf welcher Damasus selbst und sein Nachfolger 
Siricius als „Nachfolger des Petrus" sassen 2 ) ; und es begreift sich, dass 
man schon bald nachher diese cathedra Petri als die ächte Kathedra be- 
trachtete, auf welcher schon Petrus gesessen habe. Ennodius (c. 500) 
erwähnt in dem Libellus pro synodo die L seüa gcstatoria apostolicae 
confessionis' im Baptisterium des Vatican*). Ob der noch heute im 
Vatican gezeigte hölzerne Bischofsstuhl des Petrus 4 ) ganz oder theil- 
weise mit jener sella gestatoria identisch ist, kann dahingestellt bleiben. 
Jedenfalls hat nach den ältesten Zeugnissen die Feier am 22. Februar 
mit der materiellen Kathedra ursprünglich nichts zu thun gehabt; sondern 
ihre ursprüngliche Bedeutung ist die, welche durch die Notiz in der 
liberianischen Chronik, sowie durch die Stellen bei Leo dem Grossen, 
in dem pseudaugustinischen Sermon und in dem gothisch-gallicanischen 
Sacramentarium sicher gestellt ist. 

Jüngeren Ursprungs ist die Unterscheidung einer doppelten Stuhl- 
feier Petri, einer römischen und einer antiochenischen. Nachdem man 
das Fest des 22. Februar auf die antiochenische Stuhlbesteigung des 
Apostels gedeutet hatte, setzte man für die römische einen neuen Fest- 
tag, den 18. Januar an. So lesen wir im martyrol. Hieronym. : 
X V Jcal. Febr. dedicatio cathedrae 8. Petri apostoli qui [qua] prinw 

Rotnae sedü 6 ) 
und ganz ähnlich im martyr. Rom. parvum : 

XV hü. Febr. dedicatio cathedrae 8. Petri qua primum Romae sedit. 
Freilich passte die neue Zeitbestimmung zu den für den römischen 
Episkopat des Apostels verrechneten Monaten und Tagen noch weniger 
als die ältere. 



1) Krieg in Kraus' Realencyklopädie des christlichen Alterthums I, 496. 

2) Kraus, Roma Sotteranea S. 509. 

3) Ennodii opp. ed. Hartel p. 328, 21. 

4) Acta Sanctorum Junii Tom. V, 456 ff. Kraus, Roma Sotteranea S. 
504 ff. Die Abbildung bei Kraus ist die Copie einer 1867 bei Ausstellung der 
Reliquien durch Pius IX aufgenommenen Photographie. 

5) Die Abweichungen der Handschriften sind unbedeutend. Statt des 
oben mitgeteilten Textes hat der Epternacher Text: 'et dedicatio cathedrae 
Petri in Roma\ cod. Lucc. l et dedicatio 8. Petri apostoli qua primo Romae 
Petrus apo8tolu8 sedit*, cod. Blum, 'dedicatio cathedrae & Petrt u. 8. w. 



— 409 — 

Der vierte dem Petras geweihte Festtag ist der 1. August. Aber 
über die Bedeutung desselben schwanken schon die Handschriften des 
martyr. Hieronym. Der cod. Eptern. erwähnt die ganze Feier überhaupt 
noch nicht; von den übrigen codd. geben cod. Geilem, und die abge- 
kürzten Texte (Turon. Richenov. August. Labb. Reg.-Suec.) und über- 
einstimmend mit ihnen das kleine römische Martyrologium : 

Kai Aug. Romae ad vinetda catenas Sancti Petri osetdandas. 
Dagegen bieten die codd. Blum. Corbej. maj. et min.: 
Kai. Aug. Romae dedicatio primae eceksiae a beato Päro construetae 

[et consecratae], 
während cod. Lucc. beide Angaben vereinigt : 

Kai. Aug. Romae dedicatio primae ecclesiae a beato Päro con- 
struetae et canservatae et absolutio eius a vineuiis. 

Das Fest der Kettenfeier des Petrus ist das ältere 1 ). Die Kirche 
S. Petri ad vineula ist nach glaubwürdiger Kunde unter Papst Sirius III. 
(t 440) erbaut, und gleichzeitig das Fest der Kettenfeier am 1. August 
eingeführt worden, angeblich um die damals noch bei dem heidnischen 
Volke Roms an diesem Tage üblichen göttlichen Ehrenbezeugungen für 
Kaiser Augustus zu verdrängen. Als Erbauer der Kirche wird bald 
Sixtus III. selbst, bald die Kaiserin Eudoxia, die Tochter Theodosius' II. 
und Gemahlin Valentinians III. genannt 2 ). Dieselbe soll die heiligen 
Reliquien von ihrer Mutter Eudokia erhalten, diese aber sie in Jerusalem 
für theures Geld von einem Juden erworben haben. Pelagius II (f 590) 
undHadrianl. (f 796) restaurirten die Kirche : in der Lebensbeschreibung 
des letzteren Papstes merkt dies auch der über Pontificalis ausdrücklich 
an. Gregor der Grosse (f 604) verordnete die Aufnahme einer eigenen 
Missa pro festo Vinculorum ins römische Sacramentarium. 

Die Nachricht von der Erbauung der auch nachmals Eudoxiae ad 
vineula genannten Basilika durch die Gemahlin Valentinians III. findet 



1) Vgl. zu dem Folgenden meine Abhandlung über die Acten Alexanders 
von Rom und die Kettenfeier des Petrus. Zeitschr. f. w. Th. 1871 S. 131 ff. 
Die dort gegebene Ausfuhrung findet sich im Folgenden mit einigen Ver- 
änderungen wiederholt. 

2) Vgl. über die romanhaften Schicksale dieser Eudoxia Gregorovius, 
Geschichte der Stadt Rom I, S. 202 ff. Ihre Mutter Athenais, nach der Taufe 
Eudokia genannt, ging im Jahre 439 von Constantinopel nach Jerusalem. Nach 
Sokrates (H. E. VII, 47) unternahm sie die Reise in Folge eines Gelübdes, 
welches sie lösen musste, sobald sie ihre Tochter verehelicht gesehen, und be- 
schenkte bei dieser Gelegenheit die Kirchen in Jerusalem und in allen St&dten 
des Orients mit allerlei Ehrengaben. Für die Zeitbestimmung ygL Baronius 
MartyroL Rom. zum 1. August. 



— 410 — 

sich in ihrer einfachsten Gestalt in der handschriftlichen Erzählung eines 
Wunders, welches der h. Cäsarins von Terracina an Eudoxia vollbracht 
haben soll (Acta SS. Jnn. T. V p. 450). Dort heisst es von der Kaiserin: 
'tanturn in Christi fide ei amore profecerat, ut beati Petri apostoli 
atnore basilicam quae ad Vincula wancupatwr y in urbe constüueret^ 
quae usque hodie Eudoxiae nuncupatur\ Auf Sixtns III. als Erbauer 
dieser Kirche scheint sich eine Stelle der unter den Werken seines Nach- 
folgers Leo's des Grossen befindlichen Homilie auf das Makkabaerfest 
zu beziehen 1 ). Der Redner gedenkt dort einer am 1. August statt- 
findenden Doppelfeier des Makkabäerfestes und der Erbauung der Kirche 
und erwähnt dabei den Erbauer mit den ehrenden Worten : L qui hoc die 
antiquam festivttatem huius loci consociatione geminavit, magnificus 
quidem strudor parietutn, sed magnificentior exstructor anitnarum'. 
Die Ballerini schreiben die Homilie dem Augustinus zu, in welchem 
Falle die Beziehung auf Sixtus III. allerdings hinfallig wurde. Aber der 
hierfür angeführte Grund — zu Leo's Zeit sei das Makkabaerfest wol 
in Afrika, aber noch nicht in Rom gefeiert worden — schlägt nicht 
durch. Von einer anderen Doppelfeier am 1. August ausser der ange- 
gebenen ist nichts bekannt ; das Makkabaerfest aber scheint gegen Ende 
des 4. Jahrhundert schon allgemein im Abendlande gefeiert worden zu 
sein (vgl. Baronius Martyrol. Rom. p. 343). Auch das (freilich vielfach 
überarbeitete) Kalendarium des Gelasius gedenkt seiner bereits. Ist aber 
die Homilie acht, so kann auch der hier gefeierte Erbauer kein anderer 
als Sixtus III. sein, und die Kirche, deren Gründungstag der Redner 
feiert, keine andere als die KircheS. Petri in vinculis 2 ). Die anderweite 
Nachricht von der Erbauung der Kirche durch die Kaiserin Eudoxia 
kann umsomehr zur Bestätigung dienen, da Eudoxia und Sixtus III. 
gleichzeitig in Rom lebten. Vermuthlich hat Eudoxia im Einverständ- 
nisse mit dem Papste die Kosten der Stiftung bestritten, Sixtus aber die 
Weihe des Gotteshauses vollzogen. Allerdings weiss nun das Buch der 
Päpste wol von der Erbauung (oder Restauration) der Kirche S u Maria 
Maggiore, sowie der Basilika des h. Laurentius, nicht aber der Eudoxia- 
kirche durch Sixtus III. zu erzählen. Letztere wird in dieser Quelle 
zuerst unter Symmachus (498 — 514), in dessen Lebensbeschreibung 
(nach dem jüngeren Texte) ein Presbyter ad vincula S. Petri apostoli 
vorkommt, erwähnt. Indessen führt auch die alte Inschrift der Eudoxia- 



1) Hom.XIX in nataliSS. VII fratrum martyrum Machabaeorum in Leonis 
opp. T. I. p. 453 sqq. edd. Ballerini. 

2) Vgl auch Florentini ad Martyrol. Hieron. p. 709 sq. 



— 411 — 

kirche die Weihe derselben ausdrücklich auf Sixtus in. zurück. Die- 
selbe lautet: 

Hoc dotnini tempJum Petro fuit ante dicatum, 

Tert\U8 antistes Systus sacraverat olim. 

Civili bdlo des&ructum post fuit ipsum, 

Eudoxia quidetn tctum renovavit ibidem: 

Pelagius rursus sacravit papa beatus, 

Corpora sandorwn condens ibi Machabaeorwn. 
Die Inschrift begeht der Anachronismus, die Eudoxia statt mit 
Sixtus III. erst mit dem späteren Restaurator der Kirche, Pelagius IL, in 
Verbindung zu bringen ; die Nachricht über den „dritten Antistes Systus" 
gewinnt dadurch aber nur an Zuverlässigkeit. Dieselbe chronologische 
Verwirrung begegnet uns noch einmal in einer in die Sammlung des 
Petrus de Natalibus (catal. sanctorum VII, 3) aufgenommenen Legende, 
welche ebenfalls erzählt, Eudoxia habe sich mit Papst Pelagius IL 
zur Einfuhrung des Festes S. Petri in vinculis am 1. August ver- 
einigt, um den Römern die heidnische Feier des Kaisers Augustus ab- 
zugewöhnen. 

Die Ketten, welche Eudoxia nach Rom brachte, sollen diejenigen 
sein, welche Petrus im Kerker zu Jerusalem getragen hat und von denen 
er nach der Apostelgeschichte (12, 3 ff.) auf wunderbare Weise befreit 
worden war. Die Griechen begehen das Gedächtnis derselben am 
16. Januar 1 ). Eine dem Johannes Chrysostomos zugeschriebene, 
aber sicher unächte, Homilie a ) erzählt, die Kette sei von den jüdischen 
Gefangenenwärtern auf Kinder und Kindeskinder vererbt und später, als 
die Kaiser christlich geworden, nach Constantinopel in die dortige Peters- 
kirche gebracht worden. Hiernach hätten Rom und Constantinopel um 
die Ehre gestritten, die Ketten des Petrus zu besitzen. Die Tradition 
von den in Constantinopel aufbewahrten Ketten der beiden Apostel kann 
aber nicht älter sein als das erste Viertel des 6. Jahrhunderts. Der 
nachmalige Kaiser Justinian richtete an Papst Hormisda (514 — 523) die 
Bitte, ihm für die neuerbaute Basilica des Petrus und Paulus neben 
anderen Reliquien auch sanduaria beatissimorum apostolorum Petri et 
Pauli, speciell wenn's möglich wäre, etwas von den Ketten der heiligen 
Apostel zu übersenden und der Papst kam, wie das Schreiben vom 
2. 8eptember 519 zeigt, dieser Bitte nach 8 ). Unter den übersendeten 

1) VgL Acta SS. Jun. Tom. V p. 449. 

2) Lateinisch bei Surius zum 1. August. 

3) Mansi, coli. conc VIII, 482. 485. Thiel, epp. Rom. Pontif. I, 873 sq. 
875 sq. 886. Jaffa, Regesta Pontificum ed. II T. I p. 106. 



— 412 — 

„Heiligthümern" haben sich natürlich nicht die Ketten selbst, die auch 
nachmals in Rom verblieben, wahrscheinlich aber abgeschabte Eisen- 
theile derselben befanden, dergleichen späterhin Gregor der Grosse bei 
verschiedenen Anlässen verschenkte '). 

Dass man zu Rom im 6. Jahrhundert neben den Ketten des Petras 
auch die des Paulus zeigte, geht auch anderweit aus Gregors Brief- 
wechsel hervor 3 ). Die Verbindung aber, in welche von der Zeit des 
Hormisda an die Ketten des Petrus mit denen des Paulus gebracht sind, 
beweist, dass man seit dem Ende des 5. oder dem Anfange des 6. Jahrh. 
in Rom neben anderen Reliquien des Apostelfürsten auch die Ketten, 
die er im mamertinischen Kerker getragen, zu besitzen meinte. 

Die Auffindung dieser römischen Ketten des Petrus wird von der 
späteren Legende mit Bischof Alexander von Rom (im ersten Viertel 
des 2. Jahrhunderts) in Verbindung gebracht. Die Acten Alexanders, 
deren Text hier in einer längeren und einer weiteren Recension vor- 
liegt *), erzählen, die heilige Balbina, durch die Halskette Alexanders 
von einem Kröpfe geheilt, habe die Kette andächtig geküsst Da be- 
fiehlt ihr der Papst, davon abzulassen, und vielmehr die Ketten des 
heiligen Petrus zu suchen, welche dieser Verehrung würdiger seien. 
Balbina gehorcht, erlangt nach vieler Mühe die Ketten des Apostels und 
übergiebt sie darauf an Theodora, die Schwester des als Märtyrer ge- 
storbenen Stadtpräfecten Hermes. Wie und woher sie die Ketten erlangt 
habe, wird ebenso wenig gesagt, als was darnach mit denselben ge- 
schehen sei. Der heilige Hermes, welcher in der diocletianischen Ver- 
folgung Märtyrer wurde, wird zum 28. August im liberianischen Depo- 
sitionsverzeichnisse erwähnt, und in demselben Documente begegnet uns 
ein coemeterium Balbinae, in welchem der römische Bischof Marcus be- 
stattet worden ist; doch hat jene Balbina mit der Alexander- Legende 
ursprünglich ebenso wenig wie Hermes zu schaffen gehabt. Dagegen 
stammen die Acten Alexanders (oder wie ein nur im Eingang ver- 
schiedener, handschriftlich erhaltener griechischer Text sie nennt, die 
Acten des Hermes) frühestens aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, 
also aus einer Zeit, in welcher die Eudoxiakirche schon erbaut und die 
Feier der jerusalemischen Ketten des Petrus eingeführt war 4 ). Beda 
in seiner Homilie auf die Ketten des Apostels 6 ) überträgt darauf die 



1) Registr. Gregor, ed. Benedict. I, 31. HI, 48. VI, 6. VII, 2a IX, 122. 

2) Registr. Gregor. IV, 30. 

3) Acta SS. Mai T. I, p. 371 sqq. Vgl. Acta SS. Mart T. HI p. 900. 

4) Vgl. meine Abhandlung über die Acten Alexanders a. a. 0. S. 127 ff 

5) Hom. ad vincula S. Petri Opp. ed Colon. 1688 T. VII p. 360. 



— 413 — 

Einführung der Kettenfeier am 1. August und die Erbauung der Kirche 
S. Petri ad vincula von Sixtus III. auf den volle dreihundert Jahre 
früher lebenden Alexander. Doch sind die Ketten, durch welche Balbina 
Heilung gefunden, noch immer die jerusalemischen. Erst die oben er- 
wähnte Legende in der Compilation des Petrus de Natalibus weiss von 
zwei Ketten des Apostels, einer jerusalemischen, die Petrus unter Herodes 
(Agrippa) und einer römischen, die er unter Nero (nach der Sage im 
mamertinischen Kerker) getragen: die letztere sei unter Alexander 
wiederaufgefunden worden, die entere habe Eudoxia, die Gemahlin 
Valentinians in., von einer Wallfahrt nach Rom gebracht. Als Eudoxia 
ihre jerusalemische Kette vorzeigt, bringt der Papst auch die römische 
herzu, beide Ketten vereinigen sich durch ein Wunder zu einem un- 
trennbaren Ganzen und diese vereinigte Kette wird darauf in der Kirche 
S. Petri ad vincula aufbewahrt. Aehnlich lautet die Erzählung in anderen 
Legendarien ') und im neueren Breviarium Romanum zum 1. August, 
nur dass dieses die Gemahlin Valentinians III. noch richtig von ihrer 
Mutter unterscheidet, und letzterer, welche im Jahre 439 wirklich nach 
Jerusalem reiste, die Erwerbung der jerusalemischen Kette zuschreibt. 
In der oben erwähnten Inschrift an der Kirche S. Petri in vinculis 

heisst es 

i hoc domini tetnplum Päro fuit ante dicatum\ 

Dieses l Petro dicatunC besagt natürlich nur, dass die Kirche 
(schon vor ihrer nachmaligen Zerstörung) dem Petrus geweiht war, 
nämlich eben von Sixtus in., nicht aber, dass sie von Petrus geweiht 
worden sei 2 ). Es ist also nur ein Misverständnis dieser Worte, wenn 
die angeführten Handschriften des Martyrol. Hieronym. berichten, jene 
Kirche sei von Petrus selbst (zur Erinnerung an seine Befreiung von den 
Ketten, wie cod. Lucc. ausdrücklich hinzufügt) gestiftet worden. Vollends 
liegt eine spätere Weiterbildung vor, wenn diese angeblich von Petrus 
gestiftete Kirche als die erste, die er (in Rom) geweiht habe, be- 
zeichnet wird. 

Von den Gedenktagen des Paulus ist grossentheils schon ge- 
sprochen. Zu erwähnen ist noch der 25. Januar, nach der einen Ueber- 
lieferung als Tag der Translation, nach der andern als Gedächtnistag 
der Bekehrung in Damaskus. Welche Ueberlieferung die ältere sei, ist 
nicht allzu schwer auszumitteln. Von den Handschriften des Hieronym. 
haben Lucc. Eptern. Blum. Antiss. Corb. maj. et min. Rhin. Rieh.: 

1) Vgl. Acta SS. Jun. T. V p. 451. 

2) Symeon Metaphrastes zum 1. August bei Surius, Acta SS. Aug. p. 111 
TgL Baronius Ann. ad ann. 44 n. 9. 



— 414 — 

VIII kal. Febr. Rotnae translatio S. Pauli apostdi. 
Dagegen lesen Gellon. Morbac. Labb. Aug. Reg.-Suec: 

VIII hol. Febr. conversio S. Pauli apostoli in Damasco 
oder auch bloss 'conversio S. Paul? oder 'conversio in Damasco'. 

Das Sacramentarium Gregorii (1. c. T. II col. 296), und aberein- 
stimmend mit ihm auch das kleine römische Martyrologium bezeichnen 
den 25. Januar als Gedenktag der Bekehrung des Apostels. Die Ver- 
muthung liegt jedoch nahe, dass auch dieser Tag ursprünglich ein 
römischer Festtag gewesen ist, und dass erst nachmals, wie der 
22. Februar auf die antiochenische Stuhlfeier Petri, so der 25. Januar 
auf die Bekehrung des Paulus in Damaskus bezogen wurde. Dann kann 
aber der Grund der Umdeutung nur darin liegen, dass die ursprüngliche 
Bedeutung des Gedenktags undurchsichtig geworden war. In der That 
scheint es ja auffallig zu sein, dass hier von einer Translation der 
Reliquien des Paulus allein die Rede ist, nicht wie man voraussetzen 
sollte, des Petrus und Paulus gemeinsam. Grade dies aber ist wol ein 
Zeichen höheren Alterthums. Es hat sich gezeigt, dass der Leib des 
Paulus aus den Katakomben, wo er seit 258 gemeinsam mit dem des 
Petrus ruhte, noch unter Constantin, c. 335 oder 336, nach der neu- 
erbauten Basilika an der Strasse nach Ostia übertragen worden ist, 
während der Leichnam des Petrus noch längere Zeit, bis zur Vollendung 
der Peterskirche auf dem Vatican, in den Katakomben verblieb. Da- 
mals oder doch bald nachher — denn der 354 abgeschlossene liberianische 
Kalender weiss davon noch nichts — setzte man das Fest der Translation 
des Paulus ein. Dass ein ähnliches Fest zu Ehren des Petrus nach 
Uebertragung seiner Gebeine auf den Vatican nicht eingesetzt worden 
ist, erklärt sich wol am Einfachsten aus der schon in der zweiten Hälfte 
des 4. Jahrhunderts verbreiteten Meinung, der Vatican sei die ursprüng- 
liche Grabstätte des Petrus, die Beisetzung in den Katakomben nur eine 
zeitweilige gewesen. Nachmals aber, als die ältere Erinnerung erloschen 
war, deutete man die Angabe des liberianischen Kalenders zum 29. Juni 
dahin, dass Paulus überhaupt niemals in den Katakomben, sondern von 
Anfang an — der 29. Juni galt ja seit jener Zeit als Todestag der 
Apostel — an der Strasse nach Ostia beigesetzt gewesen sei. Dann 
blieb aber nur übrig, die Beziehung des 25. Januar auf die „Translation" 
fallen zu lassen, und für den Tag eine andere Beziehung zu suchen *). 



1) Vgl. auch E r b e b a. a. 0. S. 28 flg. und dazu Acta SS. Jun. Tom. V p. 471. 



— 415 — 

3. Anderweite Localtraditionen. 

Von der Kirche 8. Petri in vinculis auf dem Esqailin ist wohl zu 
unterscheiden S. Petri in carcere am Fusse des capitolinischen 
Hügels. Pseudo-Linus bezeichnet als den Ort, wo Petrus gefangen sass, 
den mamertini8chen Kerker, der schon zur Zeit der Republik zum Staats- 
gefangnisse diente; die Acten des Processus und Martinianus wissen, 
dass hier beide Apostel gemeinsam gefangen sassen, und gemeinsam 
nach beinahe dreimonatlicher Haft aufzureden des Processus und Mar- 
tinianus entflohen (s. oben S. 105 flg. 110 flg.). Während seiner Kerker- 
haft soll Petrus die beiden Soldaten bekehrt haben. Zum Zwecke ihrer 
Taufe soll der Apostel mitten im Kerker einen Quell auf wunderbare Weise 
durch das Kreuzeszeichen aus dem Felsen hervorgelockt haben ft ). Zu- 
gleich mit Processus und Martinianus werden noch 47 Gefangene von 
Petrus aus dem wunderbaren Quell getauft 2 ). Der Quell im mamer- 
tinischen Kerker am Fusse des Capitols wird noch heute gezeigt: aus 
einer Oeffnung des Gesteins sprudelt er etwa eine Elle hoch, in der 
Stärke von vier Fingern hervor, ohne überzuströmen oder zu versiegen 3 ). 
Das uralte Tuffsteinge wölbe, auf dessen Fussboden die Quelle ent- 
springt, war ursprünglich ein Brunnenhaus, welches schon lange vor 



1) Bei Pseudo-Linus sprechen in dem eingeschobenen Stück die beiden 
Soldaten zu Petrus: *Nam postquam nos credentes in hac vicina Mamertmi 
cuttodia, fönte precibus et admtrabüi signo crucis de rupe producto, in Sandae 
Trinitati& nomine baptisasti, Hcentiose quo libuerat perrexisU*. In den Acten 
des Proces8U8 und Martinianus wird der Hergang der Taufe n&her erzählt. Hier 
sprechen vielmehr Petrus und Paulus zu den beiden Soldaten: '*t credere 
velitis toto cor de et animo in nomcn Trinitatis, tos ipsi quoque facere poteritis, 
quae nos facere cognovistis'. Da rufen die Mitgefangenen einmüthig: l Donate 
nobis aquam, quia siti periclitamur' und erklären sich auf die Aufforderung des 
Petrus bereit, die Taufe anzunehmen. Nun folgt das Wunder mit dem Quell: 
*At vero bcatissimi aposioli oraverunt deum. Oratione espleta beatus Petrus 
in monte Tarpejo Signum crucis expressit in eadem custodia, atque eadem 
hora emanarunt aquae e monte, baptüatique sunt beati Processus et Martinia- 
nus a beato Petro apostolo'. 

2) Die Acten fahren fort: 'Hoc ut viderent cuncti, qui erant in custodia, 
prostraverunt se ad pedes beati Petri apostoli et baptieati sunt promiscui sexus 
et dinersae aetaiis numero quadraginta Septem 1 . Das Gedächtnis dieser 47 
Getauften feiert die römische Kirche am 14. März, an welchem Tage die Mar- 
tyrologien des Beda, Ado und Usuard ihrer gedenken, vgl. Baron ins ad 
martyrolog. Roman, zum 14. März; Acta SS. Mart Tom. II p. 343. 

3) Vgl. über den mamertinischen Kerker Baronius a. a. 0. Platner 
und Bunsen, Beschreibung der Stadt Rom III, 1, S. 259 ff. Acta S. Jun. 
Tom. V p. 433 sq. 



— 416 — 

den Zeiten des Petrus and Paulus bestand. Dass das Wasser nicht 
überläuft, erklärt sich einfach daraus, dass es einen unterirdischen Ab- 
flugs hat. Den Gläubigen dünkt dies aber noch heute ein Wunder. Der 
ehemalige Kerker fuhrt jetzt den Namen San Pietro in carcere: über 
ihm wölbt sich die Kirche San Giuseppe de'Falegnani. 

Von der gemeinsamen Flucht des Petrus und Paulus wissen erst 
die Acten des Processus und Martinianus zu erzählen. Die ältere, auf 
die itepfoSoL Hixpov zurückgehende Legende weiss nur von der Flucht 
des Petrus bei nächtlicher Weile. Der Weg, den er einschlägt, ist 
ebensowenig wie die Stätte, wo ihm der Herr erschienen sein soll, näher 
bezeichnet. Als der Flüchtige zum Stadtthore kam — so erzählen die 
alten Acten ganz einfach — begegnete ihm der Herr. Die Acten des 
Processus und Martinianus wissen bereits, dass der Apostel seinen Weg 
durch die appische Strasse nach dem appischen Thor nimmt. Diese 
Angabe hat die Localtradition festgehalten« Noch heute erinnert das 
Kirchlein Domine quo vadis an die wunderbare Begegnung: es steht 
an der alten appischen Strasse vor der Porta San Sebastiano, da wo 
links der Weg nach der Grotte der Egeria abgeht. Im Innern der 
Kirche zeigt man einen Stein, in welchen die Fusstapfen des Heilands 
bei der Begegnung mit Petrus sich eingedrückt haben sollen. Derselbe 
ist gegenwärtig mit einem eisernen Gitter umgeben '). 

Auf dem Fluchtwege sollen nach Pseudo- Linus dem Apostel die 
Binden von dem durch die Fesseln verwundeten Beine gefallen sein 
Die Acten des Processus und Martinianus haben auch diese Legende be- 
reits localisirt. Die Stätte, wo der Apostel die Binde (fasciola) verlor, 
war an der Via Nova, wo sie an einer Hecke oder an einem Zaune 
hängen geblieben sein soll 2 ). Die spätere Legende zeigt die Stelle bei 
der Kirche der heiligen Nereus und Achilleus an der Via di Porta San 
Sebastiano 8 ). Die Kirche führte davon früher auch den Namen Titulus 
Fasciolae. Derselbe kommt schon in den Acten der Synode unter 
Symmachus vom Jahre 499 vor (bei Mansi VIII, 236 ff.). Leo Hl. Hess 
um 800 die alte Kirche San Nereo ed Achiileo abbrechen und durch 



1) Acta SS. Jun. Tom. V p. 432 sq. 

2) Pseudo-Linus: 'Et dum pergeret, ceciderunt iüi fasciamenta ex cruce 
demoUta a compede 9 . Acta Processi et Martiniani (1. c p. 304): 'bcatissimo 
autem Petro apostolo, cuius pedem attriverant compedes ferrei, cecidü fasciola 
apud sepem in Via Nova' oder nach anderer Lesart 7mm« beatimmus 
Petrus, dum tibiam demolitam haberet de compede fertig cecidü ei fasciola apud 
sepem et sonuit in Via Nova'. 

3) Acta SS. Jun. Tom. V p % 433. Platner-Bunsen m, 1, 600 ff 



— 417 — 

einen Neubau ersetzen. Derselbe steht noch heute, vor den Caracalla- 
Thermen zur Linken der Via di Porta San Sebastiano, gegenüber der 
Kirche San Sisto. 

Von dem Stein an der via Sacra, auf welchem nach der alten 
Legende der rapfoSot IKxpou der Magier Simon bei seinem Sturze auf- 
gefallen und die Beine oder auch den ganzen Körper zerschmettert haben 
soll, ist bereits früher (S. 325 ff.) gesprochen. Die Statte ist wie ebenfalls 
schon bemerkt wurde, bei der Kirche S. Cosmi et Damiani. Die Deutung 
im liber Pontificalis in der vita Pauls I (757—767), nach welcher Petrus 
und Paulus hier vor dem Märtyrertode noch einmal zu gemeinsamem 
Gebete die Kniee gebeugt, ist erst eine spätere Umbildung der Legende, 
dass an diesem Steine die beiden Apostel durch ihr gemeinsames Gebet 
den Sturz des Magiers herbeigeführt hätten. 

Ohne Halt in der älteren Legende sind dagegen einige andre 
Traditionen. Dahin gehört zunächst die Sage, dass beide Apostel vor 
der Abführung zur Hinrichtung an zwei Säulen gebunden nnd bis aufs 
Blut gegeisselt worden seien. Die Geisselung verurtheilter Verbrecher 
insbesondere geringen Standes pflegte allerdings nach römischer Sitte 
der Vollstreckung der Todesstrafe vorherzugehen ; doch scheint die be- 
treffende Ueberlieferung einfach eine Nachbildung der Erzählung von 
der Passion Jesu zu sein. Die beiden Säulen werden in der jetzt im 
Besitze des Carmeliterordens befindlichen Kirche S. Maria trans pontem 
(in Transpontina) auf dem Vatican an der Via del Borgo Nuovo gezeigt : 
sie stehen rechts und links vom Hochaltar und sind mit Platten aus 
Nussbaumholz überkleidet, auf denen die Legende von der Geisselung 
der Apostel verzeichnet steht. Daneben findet sich eine Marmortafel 
mit folgender Inschrift: 

fy Hic sunt lucentes Pari Patdique columnae 
Sanguine, tantorum nunc monumenta virüm '). 

Nicht besser bezeugt ist eine andre Tradition, welche die katholische 
Tendenz, die beiden Apostel gemeinsam leiden und sterben zu lassen, 
noch weiter durchführt. Obwol die Verschiedenheit der Marterstätten 
einmal gegeben war, so sollten beide doch wenigstens einen Theil des 
Todesweges noch gemeinsam zurückgelegt haben. Sie werden — so 
wird erzählt — gemeinsam zur porta Trigemina hinausgeführt. Als sie 
an die Stelle kommen, wo ihre Wege sich scheiden, nehmen sie von 
einander Abschied durch den Bruderknss 2 ). Auch diese Stätte wird 

1) Baronius ann. ad ann. 69 nr. 8. Acta SS. Jun. Tom. V p. 433. 

2) Baronius ann. ad ann. 69 nr. 9 u. 10. Acta SS. Jun. Tom. V p. 410. 
Sanctorios in Actis SS. Jun. Tom. VI, 2, p. 33. 

Li p 8 ins , Apostelgeschichten. 11,1. 27 



— 418 — 

noch heute, unweit des Kirchleins Domine quo vadis an der appischen 
Strasse gezeigt. Die porta Trigemina ist die alte porta Ostiensis, die 
heutige Porta San Paolo, wo früher Almosen an die Bettler vertheilt 
wurden. Aber der Weg nach Ostia führt vom mamertinischen Kerker 
am Kapitol in einer ganz andren Richtung als der Weg zum Vatican : 
die via Appia aber wird auf keinem dieser beiden Wege berührt 

Spärlicher und sämmtlich ohne Halt in der älteren Legende sind 
einige Localtraditionen, welche sich auf die Wirksamkeit des Petrus in 
Rom vor seiner Gefangensetzung im mamertinischen Kerker beziehen. 
Hiernach hätte Petrus bei seiner Ankunft in Rom zuerst im Judenviertel 
jenseit des Tiber Wohnung genommen, an derselben Stelle, wo heute 
die Kirche der h. Cäcilia steht ') ; später aber sei er in das Haus des 
Senators Pudens im vicus Patricias auf dem Viminal übersiedelt, wo 
nachmals der Titulus Pastoris erbaut wurde. Jener Pudens soll mit dem 
Vater des Jünglings identisch sein, den Petrus nach den vergeblichen 
Beschwörung8versuchen des Simon von den Todten erweckte; in seinem 
Hause soll der Apostel die erste Messe gehalten haben 3 ). Der Titulus 
Pastoris ist die heutige Kirche S. Pudenziana am Fusse des Esquilin 
zu Anfang der via Urbana, angeblich die älteste Kirche Roms, aber 
seit Sixtus V. fast völlig erneuert. Hier zeigt man noch heute die Kapelle, 
in welcher Petrus Messe las. Die Kirche kommt in den Acten des 
Concils unter Symmachus vom Jahre 499 (bei Mansi VHI, 236) und in 
den Acten der heiligen Praxedis und Pudentiana unter dem Namen 
Titulus Pudentis vor 8 ). 

Pudens, welcher nach den Acten der Praxedis und Pudentiana ein 
Schüler des Paulus (vgl. 2. Tim. 4, 21), nach der späteren Legende 
ein Schüler des Petrus gewesen sein soll 4 ), wird als Vater der beiden 
heiligen Jungfrauen Praxedis und Pudentiana, sowie des Novatus und des 
Timotheus bezeichnet. Die Acten enthalten einen angeblichen Brief des 
Presbyters Pastor an den Presbyter Timotheus, in welchem die Ge- 
schichte der Töchter des Pudens erzählt wird. Die Handlung wird hier 
in die Zeit des Kaisers Antoninus Pins und des römischen Bischofs Pins 
verlegt, dessen Bruder Hermes nach dem Muratorischen Kanon Ver- 
fasser des Hirten (Pastor) war. Aus diesem Hermes ist also der angeb- 



1) Die älteste jüdische Synagoge lag im Vicolo delle palme „im armen 
Trastevere". Vgl. Holtzmann, die Ansiedelung des Christenthums in Rom 
(Sammlung gemeinwissensch. Vorträge IX, 198) 1874. S. 28. 

2) Baronius ad ann. 44 nr. 61. 

3) Acte SS. Mai. Tom. IV p. 299 ff. 

4) Baronius zum Martyrolog. Romanum unterm 19. Mai. 



— 419 — 

liehe römische Presbyter Pastor geworden, der (wegen Rom. 16, 4) ebenso 
wie Timothens zu einem Freunde des Apostelschülers Pndens gemacht 
wird ! ). Die Acten lassen den Pastor das Haus des Pudens nach dessen 
Willen und bei dessen Lebzeiten zur Kirche weihen. Nach seinem Tode 
sollen Pudeptiana und Praxedis in dem von Pudens gestifteten Titulus 
Pastoris ihr Erbe verkauft und den Armen vertheilt haben. Ebendaselbst 
soll von Pastor bei Lebzeiten der Pudentiana ein Baptisterium geweiht 
worden sein, in welchem alsbald 96 Personen getauft wurden. Daneben 
aber heisst es wieder, der Bischof Pius habe die Thermen des Novatus 
im Vicus Patricius auf Bitten der Praxedis nach dem Tode der Pudentiana 
zur Kirche geweiht und dieser den Namen S. Pudentiana beigelegt, 
nachdem Novatus, der bei der h. Praxedis im Titulus Pudentis wohnte, 
beschlossen habe, all seine Habe zu frommen Zwecken zu verschenken. 
Dieselbe Notiz findet sich auch in einigen jüngeren Handschriften des 
Buchs der Päpste in der Lebensbeschreibung des Pius. Hiernach sind 
die Thermen des Novatus im vicus Patricius mit dem Titulus Pastoris 
oder der nachmaligen Kirche S. Pudenziana identisch. Dieselben Acten 
der Praxedis und Pudentiana lassen aber auch die nachmalige Kirche 
S. Prassede durch Pius geweiht werden und die Vermuthung liegt nahe, 
dass die widersprechenden Angaben über die Weihe von S. Pudenziana 
auf Verwechselung der beiden Kirchen beruhen *). Die Kirche 8. Prassede, 
nach der Angabe der Acten Hnfra urbem Romam in vico qui appel- 
latur Lateranus* gelegen, befindet sich zwischen Viminal und Esquilin 
unweit S u Maria Maggiore. Sie wird ebenfalls schon im Concile des 
Symmachus vom Jahre 499 (bei Mansi VIII, 236) erwähnt. Die gegen- 
wärtige Kirche ist nach dem Buch der Päpste von Paschalis I (817 bis 
824) erbaut, als die alte Kirche aus dem 4. Jahrhunderte dem Ein- 
sturz nahe war. In beiden Kirchen soll Petrus die Messe gelesen haben. 
In der Kirche S. Pudentiana wird zur Rechten des Eintretenden ein 
hölzerner Altar, zur Linken eine Marmortafel mit folgender Inschrift 
gezeigt: 



1) Vgl. meinen Artikel „Hermas" in Schenkers Bibeilexicon. Eines 
christenfreundlichen Statthalters Namens Pudens, der in die Zeit Marc Aureis 
zu gehören scheint (Tillemont, histoire des empereurs III, 167), gedenkt auch 
Tertullian (ad Scapulam 4). Unter diesem Kaiser waren in den Jahren 165 
lind 166 zwei Männer dieses Namens, L. Arrius Pudens und Q. Servilius Pudens, 
hinter einander Consuln. 

2) Vgl. Florentini zum Martyrolog. Hieronym. S. 702 ff. Derselbe will 
die Kirche in Thermis Novati von den Titulus Pastoris unterscheiden und mit 
S. Prassede am Esquilin identükiren. 

27* 



— 420 — 

c In hac ecclesiarum urbis vetustissima, olim domo S. Pudentis 
senatoris, patris SS. Novati et Timothei, et SS. Pudentianae et 
Praxedis virginum, fuit SS. apostolorum Pari et Pauli hospitium 
primum ad martyrum et Christianorum baptismum et ad missas 
sacramque synaxim. Süb altare iacent tria miüia Corpora SS. 
martyrum et copiosus sanctorum sanguis etc.\ 

In S. Prassede zeigt man die Reliquien der heiligen Praxedis und 
Pudentiana, desgleichen eine Musivtafel mit griechischer Inschrift unter 
dem Namen L Petri Hebrei\ Dieselbe stellt das Bild Christi dar. Der 
Apostel Petrus soll es seinem Gastfreunde Pndens geschenkt haben. 
Durch die Andacht der Pilger sind die Steine des Mosaikbildes zum 
grossen Theile weggeküsst; doch sind noch einige Reste übrig, welche 
Spuren des Angesichts Christi enthalten ! ). 

Zum ersten Priester von S. Pudenziana macht die Legende eben 
jenen Presbyter Pastor, der die Weihe der Kirche gemäss der Schenkung 
des Pudens vollzogen haben soll. Derselbe wird auch in einem angeb- 
lichen Briefe des Pius erwähnt 2 ). Sein Gedächtnis feiert die römische 
Kirche am 26. Juli ; des Senators Pudens und der Pudentiana wird in 
den Martyrologien (Beda, Ado, Usaard, Martyrol. Roman.) zum 19. Mai, 
der heiligen Praxedis zum 21. Juli gedacht 8 ). 

Von ander weiten Erinnerungsstätten an die römische Wirksamkeit 
des Petrus sind noch die Kirche S. Priscae auf dem Aventin, das 
Coemeterium via Nomentana und das Coemeterium Ostrianum zu er- 
wähnen 4 ). Die heilige Prisca soll als zweijähriges Kind mit ihrem 
Vater von dem Apostel Petrus getauft worden sein; die Stätte, wo dies 
geschah, hiess früher der Faunenquell (Föns Faunis dicatus). Eine In- 
schrift Calixts III. besagt Folgendes: 

Montis Aventini nunc facta est gloria maior 

Unius veri religione dei. 
Praecipuc ob Priscae quod cernis nobile templum 

Quod priscum merito pars sibi nomen habet. 
Nam Petrus ibi coluit populos, dum saepe doceret 

Dum faceret magno sacraque saepe deo. 
Dum quos Faunorum Fontis deceperat error 
Hie melius Sacra purifieavit aqua. 

1) Vgl. über S. Pudenziana Platner-Bunsen III, 2, 256 ff.; aber S. 
Prassede ebendaselbst S. 245 ff. 

2) bei Mansi I, 678. Jaffa, regesta pontif. ed. II p. 8. 

3) Vgl. Baron, zum Martyrol. Rom. unterm 19. Mai, 21. und 26. Juli. 

4) Vgl. Florentini 1. c. p. 705 sqq. 



— 421 — 

Das Coemeterium via Nomentana heisst ad S. Petri Nymphas, weil 
Petras hier die Neubekehrten getauft haben soll. Aringhi (Roma 
subterr. IV c. 20) theilt c ex actis manuscriptis beatorum Papiae et 
Mauri in codd. Later. Vatic. ValicdV folgendes Fragment mit: 
'Quorum corpora coUegit Joannes presbyter noctu et sepelivü in via 
Nomentana sub die kal. Februar, ad Nymphas ubi Petrus baptizaviP 
[oder wie einige codd. lesen, 'habitabaP], Aehnliches findet sich in 
den Acten desMarcellus zum 16. Januar und in den mit denselben ver- 
schmolzenen Acten des h. Cyriacus und Genossen (Surius zum 16. Jan. 
p. 250) *)• 

Auch in dem Coemeterium des Ostrianus soll Petrus nach den 
gesta Liberii 3 ) getauft haben: 'Erat enim ibi non lange a coemeterio 
Novellae coemeterium Ostrianum ubi Petrus apostolus baptieabaV 8 ). 
Das ursprüngliche Kirchlein soll nach Florentini entweder bei dem 
neronischen Brande zu Grunde gegangen oder niedergerissen worden 
sein, um dem Hause des Nero Platz zu machen. Es unterliegt aber 
keinem Zweifel, dass die Legende eine ziemlich junge ist, und dass an 
diesem Platze ebensowenig wie an der via Nomentana eine Taufcapelle 
des Petrus existirt hat. 

Weit weniger als von Petrus, dem angeblichen ersten Bischöfe der 
Stadt, weiss die Legende von Paulus und seinem römischen Aufent- 
halte zu erzählen. Von der Grabstatte des Apostels in S. Paolo fuori 
le mura, am zweiten Meilensteine der via Ostiensis, ebenso wie von der 
Richtstätte bei der heutigen Abtei alle tre fontane am dritten Meilen- 
steine der alten Strasse nach Ostia ist bereits oben gesprochen. 

Nach der Apostelgeschichte (Act. 28, 16. 30) gestattete es der prae- 
fectus praetorio (der axpaxoTceSipx 7 ]^) ^ em Paulus bei seiner An- 
kunft in Rom, mit den zu seiner Bewachung ihm beigesellten Soldaten 
eine eigene Wohnung zu beziehen, woselbst er zwei Jahre sich aufhielt 
und das Evangelium ungehindert predigte. Dieses Wohnhaus des Paulus 
war wahrscheinlich in der nächsten Nähe der Prätorianercaserne, am 



1) ' Quorum (des heiligen Cyriacus und Genossen) corpora collegit noctu 
Johannes presbyter et sepelivit in via Nomentana sub die IV kal. Febr. ad 
Nymphas beati Petri, ubi baptizabaf. In den beiden Texten der acta Marcelli 
Acta SS. Jan. T. II p. 8 und p. 11 fehlt die Stelle. Nach dem ersten Texte 
werden die Genossen des Cyriacus VIII kal Decembr. in coemeterio Priscillae 
via Salaria vetere, er ßelbst XVII kal. April., nach dem zweiten werden sie 
via Numentana ei via Salaria? bestattet. Das Datum fehlt hier. 

2) bei Coustant, epistolae Roman, pontificum T. I. append. p. 92. 

3) Vgl. auch Kr au 8, Borna sotteranea S. 71 flg. 512 flg. 



— 422 — 

Ostende der Stadt, am Fusse des Viminalis gelegen, unweit des vicus 
Patricius, wo die Tradition das ehemalige Hans des Senators Pudens 
zeigt. Aber die Erinnerung der römischen Kirche an die richtige Statte, an 
welcher die apostolische Predigt erscholl, ist vollkommen erloschen. Eine 
alte Tradition, deren Baronius (annal. ad ann. 59 No. 5) ! ) gedenkt, 
verlegt vielmehr die Mietwohnung des Paulus an die via Lata, die vom 
Capitol herab nach der porta Flaminia führte, also in eine ganz andre 
Gegend. Dafür lässt die römische Localsage den Petrus aus dem Juden- 
viertel jenseit des Tiber nach der Stätte übersiedeln, wo der geschicht- 
liche Paulus gewirkt. Ebenso sind die alten Schüler des Heidenapostels 
wie Pudens und Linus (2. Tim. 4, 21) zu Petrusschülern geworden: 
Pudens zum Gastfreunde des Petrus, in dessen Hause er zuerst Gottes- 
dienst hielt, Linus zum nächsten Nachfolger des Apostelfürsten auf dem 
römischen Bischofsstuhl 2 ). Nachdem die judenchristliche Legende be- 
gonnen hatte, die Romfahrt des Paulus, seine apostolische Predigt und 
sein Märtyrerthum in der Welthauptstadt auf Petrus zu übertragen, trat 
die geschichtliche Erinnerung an den Heidenapostel immer mehr in den 
Schatten. Die Heidenkirche hat seit Mitte des zweiten Jahrhunderts 
im Gegensatze zu der antipaulinischen Petrussage eine neue Legende 
geschaffen, welche auch den Heidenapostel wieder zu Ehren brachte. 
Aber das geschichtliche Gedächtnis an sein Leben und Sterben war mit 
Ausnahme der Erinnerung an seine Todesstätte, draussen vor der Stadt 
am dritten Meilensteine der Strasse nach Ostia, erloschen. Die nach- 
malige katholische Kirche hat neben dem Apostelfürsten auch den Heiden- 
apostel als ihren geistlichen Vater in Ehren gehalten; aber sein Name 
war längst überstrahlt durch den Namen des Apostels, auf welchen 
Christus seine „Kirche" gegründet habe (Matth. 16, 18). Nachfolger 
des Petrus auf dem „apostolischen Stuhl" nannten und nennen sich die 
römischen Päpste. Die Peterskirche bildet den Glanzpunkt Roms; die 
Paulskirche steht „draussen vor der Mauer 3 )," Eine spätere Zeit hat 

1) 'Ubinam Romae fuerit eiusmodi cuius Lucas meminit Pauli hospi- 
tium? In antiquis tnonumentis diaconiae S. Mariae in Via Lata memini me 
legisse, illic primum hospitio txceptum fuisae Paulum\ 

2) Sogar Titus wird zum Petrusschüler gemacht Acta Nerei et Achillei 
1. c. p. 10. Der Petrusschtiler Nereus in den genannten Acten ist der Rom. 
16, 15 von Paulus Gegrüsste. Yermuthlich verbirgt sich auch hinter dem von 
Petrus bekehrten Timotheus, dem Sohne des Pudens, kein Geringerer als der 
bekannte Begleiter des Paulus. Narcissus (Rom. 16, 11) kommt in den Actus 
Yercellenses noch als Paulusschüler vor: aber Petrus ist es, der in seinem 
Hause das Evangelium verkündigt, lieber Rufus (Rom. 16, 13) b. I, 553. 

3) Holtzmann a. a. 0. S. 29. 



— 423 — 

die Reliquien beider Apostel sorgfältig an beide Apostelkirchen ver- 
theilt *), symbolisch die Gemeinsamkeit des Geschickes andeutend, welche 
beide Apostel im Leben wie im Tode vereint habe. Aber die Gemein- 
schaft des „apostolischen Zwiegespannes u blieb doch von Gleich- 
berechtigung beider Apostel weit entfernt. Wie schon die alte katholische 
Anschauung des zweiten Jahrhunderts die Unterordnung des Heiden- 
apostels unter seinen apostolischen Genossen durch das Schlagwort 
„Petrus und Paulus' 4 — niemals umgekehrt „Paulus und Petrus" — ange- 
deutet hat, so erschien das ruhmvolle Wirken des Paulus in Rom der 
Folgezeit nur als ein nachträgliches Eintreten desselben in das Arbeits- 
feld des Petrus, eine Mitarbeit des apostolischen Gehilfen, welche den 
Glanz des Apostelfursten erhöhte. Petrus blieb der Gründer und der 
alleinige erste Bischof des christlichen Rom. Wenngleich noch Gregor 
der Grosse auch den Paulus zu seinen bischöflichen Vorgängern zählte, 
so konnte der Anspruch der römischen Päpste auf die Statthalter- 
schaft Christi doch ausschliesslich . auf die Nachfolge des Felsenmannes 
sich gründen, dem der Herr das oberste Hirtenamt über die ganze Kirche 
(Joh. 21, 15 ff.) und die Schlüssel des Himmelreiches (Matth. 16, 19) 
übergeben haben sollte. Je schweigsamer sich die beglaubigte Geschichte 
über die späteren Schicksale des „Apostels der Beschneidung" (Gal. 2, 8) 
verhält, desto geschäftiger ist daher die Legende gewesen, den Ruhm 
seines Namens und durch denselben die römische Kirche zu verherrlichen. 



1) Acta SS. Jim. Tom. V, 440 sqq. 470 sqq. 



Anhang. 

Die Acten des Paulus und der Thekla l) . 

1. Die kirchliche Tradition Aber Thekla. 

Während die Acten des Petrus und Paulos die letzten Schicksale und 
das Martyrium der beiden Apostelfürsten in der Welthauptstadt berichten, 
spielen die in griechischer, lateinischer, kirchenslavischer, syrischer und 
arabischer Sprache auf uns gekommenen Acten des Paulus und der Thekla 
in Lykaonien, Pisidien und Lykien. Die Zeit der Handlung ist die erste 
Missionsreise des Paulus Act. 13, 50 ff. Die Heldin der Erzählung ist 
Thekla, eine vornehme Jungfrau in Ikonion, welche durch Paulus be- 
kehrt, ihrem Bräutigam entsagt, um Gott durch ein jungfräuliches Leben 
zu dienen, und diese ihre Jungfrauschaft unter allerlei Gefahren und 
Martern standhaft bis an ihr Ende bewahrt. Die, wie sich zeigen wird, 
lediglich auf Grund der Acten erwachsene Legende von der heiligen 
Thekla ist seit dem dritten und vierten Jahrhundert allgemein in der 
Kirche verbreitet. Zahlreiche Kirchenväter haben die Heilige als Mär- 
tyrerin, ja als apostolische Jungfrau (7ip(0X0[idpTup xal in6axoXog) 
gefeiert; eine Reihe von Kirchen ward ihr geweiht, ihr Name galt als 
Ehrenname reiner Jungfrauen. Ihr Gedächtnistag ist im Morgenlande 
der 24. *), im Abendlande der 23. September 3 ). 

Die Acten der Thekla werden.schon von T e r t u 1 1 i a n (de baptismo 
c. 17) als apokryphe Schrift erwähnt, darnach von Hieronymus (de 



1) Vgl. Carl Schlau, die Acten des Paulus und der Thekla und die 
ältere Thekla -Legende. Ein Beitrag zur christlichen Literaturgeschichte. 
Leipzig 1877. 

2) Monolog. Basilii I, 66 Albani. 117, 69 Migne. Menaea graec. zum 
24. September (Venetianer Quartausgabe von 1683 p. 153). 

3) Acta SS. Septemb. T. VI p. 550 sqq. 



— 425 — 

vir, illustr. c. 7) unter dem Titel ruplobot Pauli et Theclae. Auch der 
sogenannte Ambrosiaster citirt sie zu 2 Tim. 2, 18 (bei Migne ser. 
lat. XVII, 518), übrigens ohne angehefteten Makel, und das decretum 
Oelasii zahlt (VI, 22 S.-218 Gredner) 'Über qui appellatur Actus 
Theclae et Pauli 1 unter den kirchlich verworfenen Schriften der Häre- 
tiker und Schismatiker auf. Tertullian erzählt, ein asiatischer Pres- 
byter habe die Schrift eingestandenermaassen aus Liebe zu Paulus 
dem Apostel untergeschoben und sein Vergehen durch Verlust seines 
kirchlichen Amtes gebüsst '). Bei dieser Mittheilung leitet ihn weniger 
ein kritisches als ein dogmatisches Interesse: er will durch Hinweis 
auf den apokryphen Ursprung der Schrift die Berufung auf das 
angebliche Beispiel der Thekla für das Recht der Frauen zu taufen 
und zu lehren abschneiden. Hieronymus wiederholt die Angabe 
Tertullians mit dem wenig glaubhaften Zusätze, jener asiatische Pres- 
byter habe sich vor keinem Geringeren als dem Apostel Johannes 
über die von ihm begangene Fälschung zu verantworten gehabt. Zum 
Beweise für die Unächtheit der Schrift macht er noch das Stillschweigen 
des Lukas über die darin erzählte Fabel geltend, an welcher ihm be- 
sonders anstössig ist , dass darin von der Taufe eines Löwen die Rede 
sei 2 ). Von dieser Löwentaufe steht in dem jetzt erhaltenen Texte der 
Acten nichts zu lesen ; doch ist hieraus gewiss nicht zu schliessen, dass 
Hieronymus eine ganz andere Schrift als unsere Acten benutzte. Trotz 
dieses apokryphen Charakters der Acten beruft sich der Ambrosiaster 
auf sie unbedenklich für die Notiz, dass die 2 Tim. 2, 18 erwähnten 
Leugner der Todtenauferstehung behauptet hätten, es gäbe keine andere 
Auferstehung als das Fortleben in den Kindern. 8 ) Ebenso behandelt 
Hieronymus trotz seines abfalligen Urtheils über die itepfoSot doch die 

1) t Quodsi qui Pauli perperam scripta legunt, exemplum Theclae ad 
licentiam mulierum docendi tingendique defendunt, sciant in Asia prcsbyterum, 
qui eam scripturam construxit, quasi titüh Pauli de 8uo cumulans, con- 
trictum atque confessum id se amore Pauli fecisse, loco decessisse\ 

2) 'Igitur ftspi4doug Pauli et Theclae et totam baptizati leonis fabulatn 
inter apocryphas scripturas conputamus. Quäle enim est, ut individuus 
comes apostoli (♦. e. Lucas) inter ceteras eius res hoc solum ignoraverit? 
Sed et Tertuüianus vicinus eorum temporum refert, prcsbyterum quendam in 
Asia, 07roi>Öaox7]v apostoli Pauli, convictum apud Joannem, quod auctor esset 
Ubri, et confessum se hoc Pauli amore fecisse, loco exddisse\ 

3) Ambroaiaster spricht dort über die 2 Tim. 2, 18 genannten Häretiker 
Hymenäus undPhiletus: 'hoc enim negabant, quod palmare est christianorum, 
ut credant se in futurum a mortuis resurgere. Hi autem, ut ex alia scriptura 
docemur, in ßiis fieri resurrectionem dicebant\ VgL dazu acta Theclae c 14, 
wo eben dieses, freilich als Meinung des Demas und Hermogenes, angeführt wird, 



— 426 — 

heilige Thekla selbst unbedenklich als eine historische Person nnd stellt 
sie um des Lobes ihrer Jungfräulichkeit willen mit Maria der Mutter des 
Herrn und Mirjam der Schwester des Moses zusammen 1 ). Die Legende 
von der Heiligen, welche uns in mehr oder minder grosser Ausführlichkeit 
bei Basilios von Seleukia, und späterhin bei Niketas dem Paphlagonier 
und Simon dem Metaphrasten begegnet, geht zuverlässig auf keine 
andere Quelle als auf die noch erhaltenen Acten zurück. Die Schrift des 
Basilios (Mitte des 5. Jahrh.) behandelt in zwei Büchern das Leben 
und die Wunder der heiligen Thekla (Basilii in Isauria episcopi de vita 
ac miraculis D. Theclae libri II ed. Petrus Pantinus. Antverp. 1608, 
auch in der pariser Gesammtausgabe der Werke des Basilios, Makarios 
und Gregorios Thaumaturgos, 1622). Ausdrücklich beruft sich Basilios 
auf eine ältere Erzählung, welcher die seinige Schritt für Schritt folge 
(£§ Ixipas [i£v xal iz<xXaioxipas faxop(ag iKXrj^O-eraa, xax* fyvog Si 
aüx% £xei'v7]£ auvtefrefaa). In der That folgt die Erzählung des ersten 
Buches genau der Ordnung unserer Acten, doch meist mit abweichendem 
Ausdruck und mit starken Erweiterungen namentlich in den Rede- 
stücken 2 ). Weit kürzer ist die geschichtliche Darstellung in des Niketas 
David (Niketas Paphlagon) X6yo<; £yxci)|JuaaTix6£ auf die heilige Thekla 
(bei Combefis Auctar. Noviss. T. I p. 445 sqq.). Dieselbe ist nach 
des Niketas Weise in einen gewaltigen Wortschwall eingehüllt, erzählt 
übrigens die Geschichte der Thekla ebenfalls genau in der Reihenfolge 
wie unsere Acten. Wie aber schon Basilios seine eigene Ansicht von 
der Ehe im Gegensatze zu der in den Acten vertretenen dem Apostel 
in den Mund legt, so thut Niketas nicht nur das Gleiche, sondern be- 
nimmt auch der Erzählung von der Selbsttaufe der Thekla alles An- 
stössige durch die Angabe, dass sie schon, bevor sie sich in Antiochia ins 
Wasser stürzte, vom Apostel Paulus getauft worden sei 8 ). Dagegen berichtet 



1) Epist. 22 ad Eustochium (I, 123 Vallarsi). Dieselbe Zusammenstellung 
auch bei Ambrosius epist. 63, 34 ad Vercellensem ecclesiam (Migne ser. lat 
XVI, col. 1250). Auch im Chronikon (ad. ann. 2390 Abr. Schöne II, 198) 
wird der Name Thekla als ein Ehrenname erwähnt 

2) Vgl. Schlau a. a. 0. S. 26 ff. — Photios bibl. cod. 168 erwähnt ein 
poetisches Werk des Basilios über Thekla. Die noch jetzt erhaltene Schrift 
bezeichnet sich wol im Unterschiede von dieser dichterischen Behandlung des 
Stoffes in der Ueberschrift als ooYYpacpix$ x a P a * T ^P l geschrieben. Die Iden- 
tität des Verfassers beider Bearbeitungen ist mindestens höchst wahrscheinlich. 

3) Schlau 8. 30 ff. VgL p. 456 A: Xaßoöoa da dt* aöxoö ttjv iv Xpi<rc$ 
aqrpaff&a, ouv a6x$ |iex& xaöxa xtjv "Avxi6x«iocv ela^ei. Dennoch ist weiter 
unten p. 457 D die Angabe stehen geblieben, dass Thekla sich im Namen Christi 
mit den Worten x$ ÖÖaxt o^pspov ßaftxt£oji,ai ins Wasser stürzt. Aber zur 



— 427 — 

Niketas ausdrücklich, dass Thekla in Seleukia an Anderen die Tanfe voll- 
zogen habe, freilich mit dem Zusätze, dass dieses Privilegium ihr allein 
nnter den Weibern als ausnahmsweise Auszeichnung zugestanden habe 1 ). 
Eine dritte Paraphrase unserer Acten liegt bei Symeon Metaphrastes 
vor. Dieselbe beginnt mit den Worten d&pxt xoö \ieya\ou xfjg dXT){rs(a£ 
und ist griechisch und lateinisch zuerst von Petrus Pantinus (a. a. 0. 
S. 250—291, wiederabgedruckt bei Migne ser. gr. CXV, 822—846), 
in lateinischer Uebersetzung auch bei Lipomanus und Surius zum 
23. September herausgegeben 2 ). Der in zahlreichen Handschriften er- 
haltene s ) Text des Metaphrastes schliesst sich eng an unsere Acten an, 
und ist nur für die Textkritik derselben von Bedeutung. 

Abgesehen von diesen ausführlichen Darstellungen der Legende 
finden sich bei griechischen und lateinischen Schriftstellern seit dem 
4. Jahrhundert zahlreiche Beziehungen auf die Heilige und ihre Ge- 
schichte 4 ). Dieselben gehen mit einer einzigen noch zu erörternden 
Ausnahme sämmtlich auf unseren noch jetzt erhaltenen Text der Acten 
zurück. Unter den griechischen Vätern gehören hierher Methodios 
vonTyrus(f 311), ou|i7c6atov xöv 84xa rcapflivwv y) izepl dEyvefag (bei 
Combefis Auctar. Noviss. T. I p. 64 sqq.); Gregor von Nazi an z an 
zahlreichen Stellen (orat. 1 in Julianum Tom. I, p. 108 ed. Paris. 1840; 
orat. 24 opp. I p. 443 ; praecepta ad virgines Tom. II p. 348 vers. 
190 sqq. ; exhortatio ad virgines 1. c. II p. 382 v. 87 sq. u. a.) ; Gregor 
von Nyssa hom. 14 in cant. cänt. (T. I p. 676 ed. Paris. 1615); Epi- 
phanios haer. 78, 16; 79, 5; Chrysostomos hom. 25 in acta app. 



Ausgleichung fügt Niketas hinzu Jjv yap jjötj tö Tcvstijioc xd fiytov öta xffc IlaöXoo 
oqppayiöog xeXsCcac iyxoXraooaiiivir}. 

1) p. 459 D: oft jiövov bk äXXa xal x$ &yly ßanxCojiaxi xaXsxoopYoOoa' 
xaaxYjv yAp ^vkj Yovaixßv eUyjqps xijv i£ooo(av' 2d-Xov ÖYjXaöij xoöxo xal yipag 
SgaCpexov, ofov xf)g xeXsta^ dcd-X^ascog xal Tiiarewg. 

2) Vgl. auch Leo Allatius de Simeonum scriptis Paris 1664 p. 130. 
Schlau a. a. 0. S. 33 ff. Suidas s. v. &ßag schreibt diese vita der Thekla 
dem Symeon Logothetes zu. 

3) Z. B. cod. Paris. Supplöm. grec. 240 (olim Sangerman.) saec. XI 
f. 3' A; cod. Paris, gr. 774 saec. XV fol. 89 sqq.: 1492 saec. XI f. 138* sqq.; 
1489 saec. XI f. 166' sqq.; 1479 saec. XI f. 157* A sqq.; 1607 saec XIV 
f. 166a sqq.; 1515 saec. XII f. 130' A sqq.; 1521 saec. XII f. 206u sqq.; 1523 
saec. XII f. 160« sqq.; cod. Laur. Plut. XI, 20 saec. XI f. 147 u. a. 

4) VgL die Zusammenstellungen beiStilting, Acta SS. Septemb. T. VT 
p. 550 sqq., Gallandi, Bibl. Patr. I, 169 sqq., Tischendorf, acta app. 
apocr. prolegomena p. XXIII sq. und besonders bei Schlau a. a. 0. S. 36 ff. 



— 428 — 

(Opp. T. IX p. 207 Montfaucon) u. ä. ! ). Kurze Darstellungen der Thekla- 
Legende lesen wir auch in dem Menologium des Basilios zum 24. Sept. 
(1, 66 ed. Albani; Migne ser. gr. CXVII, 69) und in den grossen Menäen 
zu demselben Tage (Venetianer Ausgabe von 1683 p. 153). Unter den 
lateinischen Schriftstellern berühren die Legende Ambrosius (de vir- 
ginibus n, 3, 19—21 Tom II, p. 166 sq. ed. Paris. 1690; Migne ser. 
lat. XVI, col. 223 sq. ; de lapsu virginis consecratae cap. 3 u. 4 ed. Paris. 
II p. 307 ; Migne XVI, 386 sq.; de virginitate c. 7, 40 ed. Paris. II, 223 ; 
Migne XVI, 290; epistola 63, 34 ad Vercellensem ecclesiam ed. Paris. II, 
1030; Migne XVI, 1250); Zeno Veronensis (lib. I tract. 8 de timore, 
Gallandi V, 122), wenn der ihm zugeschriebene Tractat wirklich acht 
ist; SulpiciusSeverus (dialog. de vita Martini n, 13, 5 p. 196 ed. 
Halm); Maximus von Turin (sermo 48 in festo S. Agnetis in opp. 
Ambrosii Paris. 1690 Tom. II appendix p. 458); der Manichäer 
Faust us (bei Augustin c. Faust. XXX, 4 Opp. VIII col. 316 sq. ed. 
Antverp. 1700 und Augustinus selbst (de sancta virginitate c. 44 
Opp. VI, 266) '). 

Eine besondere Erwähnung verdient noch die unter dem Namen des 
Chrysostomos fragmentarisch auf uns gekommene Homilie auf die 
heilige Thekla (opp. T. II p. 749—751 Montfaucon). Dieselbe berichtet 
zuerst, dass Thekla, weil sie den Bräutigam verschmähte, mit schweren 
Strafen bedroht worden sei, und fahrt dann fort, vom Gerichte befreit, 
sei sie den Spuren des Paulus gefolgt, um bei ihm eine Zuflucht zu 
finden. Der Bräutigam sei ihr nachgeeilt, habe sie in der Wüste einge- 
holt und versucht, sie in seine Gewalt zu bringen. Thekla aber habe 
in ihrer Noth Gott um Hilfe angerufen. Da die Homilie hier abbricht, 
kann der Zusammenhang dieser in unsern Acten nicht erhaltenen Er- 
zählung nicht mehr mit völliger Sicherheit bestimmt werden. Wahr- 
scheinlich geht der Vorgang in der Wüste aber nicht, wie Stilting 
(a. a. 0. p. 552) annimmt, der Feuerprobe in Ikonion vorher, sondern 
folgt derselben nach, gehört also hinter cap. 22 unserer Acten *). 

1) Unter den dem Cyprian von Karthago fälschlich zugeschriebenen 
Schriften befindet sich auch eine oratio de martyribns, in welcher ebenfalls 
der Thekla gedacht ist (opp. Cypr. ed. Oxon. 1682 p. 39 ; ed. Hartol HI, 149). 
Als Verfasser dieser und einiger anderer Schriften wird von Einigen Cyprianus 
von Antiochien bezeichnet, d. h. der ehemalige Zauberer Cyprian der Legende, 
dessen Existenz jedoch mehr als zweifelhaft ist. VgL Schlau a. a. 0. 
S. 36 ff. Ueber die Cyprianslegende , welche allerdings vielfach Motive der 
Theklasage benutzt, vgl. Zahn, Cyprian von Antiochien S. 110 ff. 

2) Die an sich mögliche Vermuthung, dass die ganze Erzählung aus den 
Worten c. 19 6d|iopi£ <bg ätcoXojUvtjg aötfjg WCcoxsv xaxd xag 66o&£ heraus- 



— 429 — 

2. Die Texte der Acten. 

Die acta Pauli et Theclae sind zuerst von Grabe (Spicilegium T. 
I p. 93 — 128) ans einem cod. Barocc. 180 der Bodlejanischen Biblio- 
thek (G bei Tischendorf) herausgegeben worden. Beigefügt ist eine von 
Grabe selbst verfasste lateinische Uebersetzung ; doch ist auch eine 
alte lateinische Uebersetzung aus einem cod. 39 Digbaei der- 
selben Bodlejanischen Bibliothek (D) mit abgedruckt. Einen unver- 
änderten Abdruck des griechischen Textes bei Grabe gab Jer. Jones 
(1726). Die im cod. Barocc. enthaltene, von Grabe aus Symeon Meta- 
phrastes ausgefüllte Lücke ergänzte Thomas Hearne aus einer oxforder 
Handschrift (H) im Appendix zu J. Lelands Collectanea T. VI p. 67 — 69 
(Oxford. 1715). Drei auf der Pariser Bibliothek befindliche Hand- 
schriften, cod. gr. 520 saec. XI (A), cod. 1454 saec. X (B) und cod. 
1468 saec. XI (C) hat Thilo collationirt (Acta Thomae prolegomena 
p. LIX sq.) und Tischendorf seiner Ausgabe zu Grunde gelegt 
(acta apostol. apocr. p. 40 — 63). Ausser diesen drei Handschriften 
befinden sich auf der Pariser Bibliothek, wie Dr. Gundermann fest- 
gestellt hat, neben zahlreichen Handschriften der Bearbeitung des 
Metaphrasten, noch zwei codd. der Acten mit dem Anfange dvaßafvovtos 
IlaöXou zl<; 'Ix6vtov, nämlich cod. Paris, gr. 769 (Golb. 5171. Reg. 
2350. 3) saec. XHI f. 141 u sqq. und Paris, gr. 1506 (Colb. 1931. Reg. 
2447. 3) saec. XH f. 64 r sqq. — Der cod. Par. gr. 521 saec. XI soll 
nach dem Katalog ebenfalls die vita Pauli et Theclae enthalten ; Herr 
Dr. Gundermann hat sie jedoch in dem am Anfange stark verstümmelten 
Codex nicht auffinden können. Vermuthlich sind nur einige Fragmente 
erhalten. 

Lateinische Uebersetzungen sind zwei auf uns gekommen. Die 
eine ist die bereits erwähnte, von Grabe (Spicileg. I, 120 sqq.) aus cod. 
39 Digb. abgedruckte, mit den Anfangsworten 'Passio S. Theclae vir- 
ginis et martyris quae colitur VIII Kai. Octdbr. Tempore Mo ad- 
scendente Paulo Iconium post Antiochiae fugam, facti sunt ei co- 
mites Demos, Ermogenes, Alexander aerarius repleti Simulationen 
Dieselbe ist auch bei Gallandi I, 177 sqq. wiederholt. Die andere ist 
von den Benedictinern zu Montecassino aus dem cod. Casin. 142 saec. 
XI f. 379 sqq. abgedruckt worden (Bibl. Casin. Tom. HI Florileg. p. 
271—276 gr. Bibl. Casin, III p. 266 sqq.). Dieselbe führt die Ueber- 

gesponnen sei, scheitert an dem näheren Zusammenhange, in welchem die 
Homilie die Geschichte berichtet Denn von einer Flucht zu Paulus kann 
nicht in dem Zusammenhange von c. 19, sondern nur in dem von c. 23 die Rede sein« 



— 430 — 

schrift l Passio Sandae Thedae virginis\ Der Anfang lautet: *Pe- 
niente Paulo leonium fuerunt ei duo comües Demos et Hermogenes 
aerarii qui fallacia pleni erant\ Die Schlussworte sind: l Guius 
obitus dies celebratur nona Kalend. Odobr. Regnante domino .... 
saeculorutn amen 1 . Ich bezeichne diesen Text, der mit der von Grabe 
veröffentlichten Version gar nichts gemein hat, mit M. Ausserdem 
finden sich auf den Bibliotheken noch verschiedene kürzere lateinische 
Texte, welche die Passion der heiligen Thekla in mehr oder minder 
kurzem Auszuge behandeln. Hierher gehört z. B. der Text des Cod. 
aed. Flor. Eccl. 134 f. 132 i nonis Odobr. Naiale 8. Thedae Mar- 
tyris. Sub Nerone Romanorum principe Paulus apostdus verbum 
dei evangelieando orientem praedicabat. cui credidü pueUa quaedam 
nobüis virgo Teda nomine . . . .' Schluss: l d cum muUos illu- 
minassd conversionis suae exemplo cum somno pacis migravit ad 
dominum qui vivit de? (Bandini suppl. lat. I, 296). Den Anfang des 
Textes hat Dr. F. R öd ig er in Florenz für mich abgeschrieben; eine 
vollständige Abschrift lohnt nicht der Mühe. Noch werthloser ist der 
Text, welcher sich zu Florenz in dem cod. Bibl. Riccard. 223 (saec. XII) 
f. 141 u findet. Derselbe beginnt * VIII. Kai. Od. Passio sandae Teclae 
virginis. Quae de civüate yconio a beato patdo apostolo instruda 
est. quam maier eins cernens christianam d nuptum repudiare 
malentem christo sponsam adhaerere^ quam corruptione carnis sub- 
iacere, pergens ad iudicem aecusavit etc.\ Schluss; 'Ibique exemplo 
d conversatione vitae atque diam dodrinae plurimos erudiens post 
mtdta certamina duplicis coronae, virginitatis et martyrii requievit 
in pace. Amen' '). 

Von einer kirchenslavischen Uebersetzung habe ich durch 
Herrn Sokoloff in Moskau vorläufige Kunde erhalten. Dieselbe findet 
sich in drei Handschriften des Trinitätsklosters zu Moskau: cod. 663 
f. 373; 666 f. 91; 755 f. 230. Ferner in der Seminarbibliothek zu 
Bethania cod. 1 f. 241. 

Eine syrische Uebersetzung hat W. Wright in seinen Apocry- 
phal Acts of the Apostles (1871) syrisch und englisch herausgegeben. Er 
benutzte hierfür vier Handschriften des Britischen Museums, die codd. 
Add. 14,652 saec. VI (A), Add. 14,447 circa saec.X(B), Add. 14,641 
saec. X oder XI (C) und Add. 12,174 vom Jahre 1197 u. Z. (D). Von 
diesen enthält jedoch Syr. B nur ein kurzes Fragment (cap. 1 und die 

1) Eine aus dem Lateinischen geflossene altitalienische Legende der heil. 
Thekla (14. Jahrh.) ist nach einer freundlichen Mittheilung von Dr. F. Rödiger 
1873 in Bologna gedruckt worden in der Zeitschrift il Propugnatore VI, 2. 



— 431 — 

ersten Zeilen von cap. 2 bis §§f)X$ev). Syr. A hat eine Lücke von c. 
10 nach xupfag bis c. 13 ävSpeg il$ icrav. In D fehlen zwei Blätter, 
das erste von c. 19 bis c. 26 Ixovtltov eipi TcpcoxT), die zweite von 
c. 34 nach Sxravdtarjs t&g X e *P a € bis c. 41 nach efc xöv olxov TSpjiafou 1 ). 
Ausserdem existirt noch eine bisher angedruckte arabische Bearbei- 
tung der acta Theclae auf der vaticanischen Bibliothek (Assemani 
B. 0. HI, 1, 286). 

Das Verhältnis der verschiedenen Texte hat zuerst Schlau (a. a. 0. 
8. 4 ff.) untersucht. Doch werden seine Ergebnisse mehrfach zu be- 
richtigen sein 2 ). Richtig unterscheidet Schlau im griechischen Texte zwei 
Recensionen, von denen die eine durch die drei pariser Handschriften 
ABC, die andere durch den baroccianischen Codex Grabes G repräsentirt 
ist. Der lateinische Text (D) und die syrische Uebersetzung (S) stellen 
eine dritte und vierte Textgestalt dar ; D kürzt vielfach ; S paraphrasirt. 
Eine den pariser Codd. verwandte Textgestalt repräsentiert der latei- 
nische cod. Casinensis (M); doch weicht er gerade am Schlüsse von beiden 
griechischen Recensionen ab, indem er ebensowenig wie DS die späteren 
Zuthaten c. 44 — 45 anerkennt. Der Text des Metaphrasten stimmt im 
Wesentlichen mit G. Die pariser Handschriften unterscheiden sich von der 
baroccianischen namentlich am Schlüsse. Hier bietet die letztere (überein- 
stimmend mit Symeon Metaphrastes) folgende Erzählung : Nachdem Thekla 
vergeblich versucht hat, ihre Mutter Theokleia zu bekehren, begiebt sie sich 
zuerst nach dem Grabmale bei Daphne, wo sie einst den Paulus gefunden 
hat und von da nach Seleukia, wohin sie durch eine Lichtwolke geleitet 
wurde. Hier schlägt sie ihre Wohnstätte in einer Höhle in dem Berge 
Kalamon oder Rodeon auf, ein Stadion von der Stadt entfernt, predigt dort 
den Frauen, welche in grosser Zahl zu ihr hinausströmen und vollbringt 
soviel wunderbare Euren, dass man bald aus der ganzen Stadt und Um- 
gebung die Kranken zu ihr hinausbringt. Eifersüchtig auf ihre Erfolge 
verleiten die in ihrem Erwerb geschädigten Aerzte der Stadt einige 
junge Wüstlinge, sie zu verfuhren, in der Meinung, sie sei eine Priesterin 
der Artemis und werde ihre Wundergabe verlieren, wenn sie die Jung- 
frauschaft einbüsse. Die Jünglinge kommen zur Höhle und thun der 
Thekla, als diese ihnen die Thüre geöffnet, ihr Vorhaben kund. Als 



1) Die beiden Theklastücke in der Sa c hau 'sehen Sammlung zu Berlin 
Nr. 222 haben gar nichts mit den Acta Theclae bei Wright zu thun. Das erste 
bezeichnet sich als „Geschichte der seligen Thekla, der Schülerin des seligen 
Apostels Paulus"; das zweite bezieht sich auf das Martyrium einer ganz anderen 
Heiligen dieses Namens. 

2) Vgl. auch Zahn, Götting. gel. Anzeigen 1877, 2, 1292 ff. 



— 432 — 

sie ihr aber Gewalt anthun wollen, betet Thekla zu Gott und alsbald 
öffnet sich der Berg, lässt sie ein und verschliesst sich wieder hinter 
ihr ; nur ein Zipfel ihres Gewandes bleibt zurück. Hieran schliesst sich 
eine chronologische Uebersicht über die Lebensgeschichte der Thekla 
und die Angabe ihres Gedächtnistages, des 24. September. Die drei 
pariser Handschriften setzen offenbar dieselbe Geschichte voraas, er- 
zählen aber weit kürzer nnd so abgerissen, dass ihre Darstellung erst 
aus dem baroccianischen Texte verständlich wird '). Eigentümlich 
aber ist ihnen die weitere Notiz, dass Thekla, nachdem der Berg sich 
hinter ihr geschlossen, eine unterirdische Reise nach Rom unternimmt, 
um den Paulus zu sehen. Sie findet ihn schon todt, bleibt noch kurze 
Zeit dort, entschläft in Frieden und wird zwei oder drei Stadien weit 
von dem Grabmale ihres apostolischen Lehrers bestattet. 

Von dieser Romreise ist sonst nichts überliefert. Es liegt nahe, 
in der betreffenden Erzählung den Versuch zu finden, die Gebeine der 
Heiligen für Rom zu annectiren. Indessen ist sonst nicht bekannt, dass 
die römische Kirche sich rühmte, das Grabmal der Thekla zu besitzen. 
Auch verräth schon die unsichere Angabe der Grabstätte im pariser Text 
„zwei oder drei Stadien vom |xvfj(jux des Paulus" dass sie keiner 
römischen Localtradition entstammt. Dagegen rühmte sich nachmals die 
Mailänder Kirche, welche das Gedächtnis der Heiligen mit den Griechen 
am 24. September begeht, ihren Kopf zu besitzen (Acta SS. 1. c. p. 566) 
und im 14. Jahrhunderte soll ein Arm derselben vom Oriente nach 
Spanien transferirt worden sein (Acta SS. 1. c. p. 563 sq.). 

Dagegen beruht die Erzählung von der Bergentrückung der Heiligen 
bei Seleukia in Isaurien auf der dortigen Localtradition, deren schon 
Basilios von Seleukia (a. a. 0. p. 122) gedenkt 3 ). Zu seiner Zeit 
war auf der Stätte eine der Thekla geweihte Kirche errichtet, deren auch 
Gregor von Nazianz (orat. 21 in laudem Athanasii opp. T. I p. 399 ed. 
Paris. 1840 und Carmen 1 de vita sua v. 545 sqq. opp. T. II p. 702), 
Isidor von Pelusium (üb. I epist. 160 Opp. ed. Paris. 1638 p. 50) 
und Theodoret (relig. bist. 29: vita SS. Maranae et Cyrae Opp. III, 

1) Ttvks tk xfjc rc6Xso>6 "EXXrjvsg Svxeg tty O-pijoxsiav, laxpoi bk tyjv 
t&X v1 ? v > &ic6crt6iXav npöc ocötyjv ävdpag V6a>x6pot>c ooßapoög &nl t& cpO-elpai 
aöxiftv" SXeyov yap 8xt i% 'Apx£)uSi douXsöei nap&ivoc o3oa, xal ix xoöxou 
lax&ei npög ?&£ Idoeig. itpovota bk fteoÖ elaf)»ev 4v Tg rcixpa £öoa xal xtjv 
yf)v öitf ß»j. Aber von den Wunderheilungen der Thekla ist im Pariser Texte 
vorher gar nicht die Bede gewesen. 

2) Nach Zahn (a. a. 0. S. 1293) w&re diese Legende im Theklakloster 
zu Seleukia in Ermangelung eines ostensiblen Grabes der Heiligen erdichtet 
worden. 



— 433 — 

1291 ed. Schulze) Erwähnung thun. Die Art wie Basilios sich ausdrückt, 
beweist wol, dass seine Angabe über das Abscheiden der Thekla nicht 
aus schriftlicher, sondern aus mündlicher Kunde stammt. Er stellt dem 
Gerüchte von dem Tode der Heiligen die allgemein verbreitete Ansicht 
gegenüber, dass sie lebendig unter die Erde gegangen sei, weiss da- 
gegen nichts von den Nachstellungen der heidnischen Aerzte und ebenso- 
wenig von der unterirdischen Romfahrt. Auch die chronologischen An- 
gaben unserer griechischen Handschriften über das Leben und den Todes- 
tag der Thekla fehlen bei Basilios. Hierdurch gewinnt die Annahme 
grosse Wahrscheinlichkeit, dass er den Anhang weder in dem kürzeren 
pariser noch in dem längeren baroccianischen Texte gekannt hat. Hier- 
mit stimmt nun weiter, dass auch beide lateinische und die syrische 
Uebersetzung von dem Anhange noch nichts wissen '). Aus dem Fehlen 
desselben im lateinischen Texte D hat schon Grabe (Spicilegium I, 116) 
geschlossen, dass derselbe eine spätere Zuthat sei (vgl. auch Schlau a. 
a. 0. S. 7). Dieses Urtheil wird jetzt auch durch die andere lateinische 
Uebersetzung (M) bestätigt. 

Von den beiden griechischen Recensionen ist der von Tischendorf 
und Schlau bevorzugte pariser Text, obgleich er in vielen Einzelheiten 
gegen G das Ursprüngliche bewahrt hat, doch in allen sachlich be- 
deutenden Fragen im Ganzen dem Texte des cod. G nachzustellen. Unter 
den pariser Handschriften selbst sind wieder AB, mit welchen M 
meist zusammengeht, vorzüglicher als C. Obwol G vielfach die Hand 
eines späteren Redactors verräth, stimmt derselbe öfters mit D und 
S (Syr.) sowie mit dem Metaphrasten überein 3 ). So nennen GD die 
Söhne des Onesiphoros richtig St(ji|xca^ (2ifj|i.|iiac) und ZVjvcov, während 
C aus 2£|i|i.ca£ vielmehr 2&a£ macht, A B aber ganz verderbte Namens- 
formen bieten 3 ). In der Mitte hat G nach dem Worte xaxlxpivev c. 
27 bis c. 32 tjjv Csp6auXov etaayayE eine grosse Lücke. Dieselbe ist 
1715 von Thomas Hearne im appendix zu den Collectanea Joh. Lelan d ' s 
P. H (Vol. VI) p. 67 — 69 aus einem cod. Oxoniensis (H bei Tischend.) 
ausgefüllt worden (S. 429). Unter den pariser Handschriften bilden 

1) Derselbe fehlt auch in den vier lateinischen Manuscripten des Jesuiten- 
Museums (früher zu Antwerpen, jetzt in Brüssel), welche Stilting benutzte 
(Acta SS. 1. c. p. 546). 

2) Vgl. auch Zahn a. a. 0. Doch ist zu bemerken, dass die Ueberein- 
stimmung vonS mitGD lange nicht so durchgängig ist, wie Zahn es darstellt. 

3) A liest: oov totg xixvotg aoxoO Keoxojiia xal Zijvovlög, B . . . Kat- 
arop.a£a xal Ziqeoa, S with the sons of Simon and with Zeno. Offenbar ist 
Kaia?op.a<qc aus xal CHMMIAI verderbt, und ebenso war statt ZijvovCög oder 
Zr,a>a im Originale gewis Z^vom geschrieben. Anders Schlau a. a. 0. S. 5. 
— M lässt die Namen der Söhne weg. 

Lipsius, Apostelgeschichten. II, 1. 28 



— 434 — 

wieder AB eine enger zusammengehörige Textfamilie, welche in Varianten, 
Zusätzen, Weglassungen, auch Homoioteleuten gegen C zusammen, 
stimmt. In der überwiegenden Zahl von Fällen stehen DGSM mit AB 
gegen G 1 ). Der cod. C, welchen Schlau für den besten von allen hält, 
bietet vielfach einen kürzeren Text, der aber darum keineswegs immer, 
oder auch nur in der Mehrzahl der in Betracht kommenden Fälle ur- 
sprünglicher ist. Zuweilen, wenn auch sehr selten, hat G allein die ächte 
Lesart bewahrt; Zusätze in G allein finden sich nur wenige, meist sehr 
geringfügiger Art, von erleichterndem oder umschreibendem Charakter*). 



1) B, obwol älter, zeigt doch Spuren tendenziöser Ueberarbeitung. Eine 
dogmatische Aenderung findet sich c. 24 (rcdxep xal tut xal Ayiov nvsäiia, 
^söttjc p£a). Merkwürdig ist auch die Fassung der dreizehnten Seligpreisung 
c. 6, wo B, um Uebereinstimmnng mit den vorangehenden Makarismen herzu- 
stellen, das paxdpia xd ocop-axa xffiv itapd-£va>v in paxdpioi ol itapd-svlav daxf,- 
oavxeg verändert hat und auch im Folgenden abweicht. 

2) Für die Ursprünglichkeit des Textes G macht Schi au (a. a. O. S. 29) 
namentlich die Seligpreisungen c. 5 und 6 geltend, deren G übereinstimmend 
mit BasilioB von Seleukia nur 9 z$hlt. Aber die 13 Seligpreisungen von AB 
werden auch durch M nnd S bestätigt. Symeon Metaphrastes zahlt nur 6 Selig- 
preisungen, zieht aber mehrere zusammen (3 und 4, 6 und 7). Aus der Berg- 
predigt fügt er die Seligpreisung der wta>xol t $ «vttyiaui und der sipijvo- 
noioi ein'; dafür fehlen 1, 5, 8, 10, 11. Aber er bietet wenigstens eine, die in 
G fehlt. Denn er hat die sechste und siebente zusammengefasst : jiaxdptot ol 
x6v xoÖ freoö qpößov ftv yaaxpl xapölag (bötvovxttg xal xd aüxofl TpSptovieg Xöfict, 
6xt aüxöv ö^ovxat xal d>g iyftXoi xouxq> ötd itavrdg auvioovxat. 6 hat zwei 
Seligpreisungen (6 und 12) weggelassen, die alle übrigen Zeugen schützen. 
Bei G fehlen vier Makarismen (7, 8, 10 und 11); die drei ersten fehlen auch 
in D, dagegen lasst derselbe auch den zweiten Makarismus weg, gegen alle 
übrigen Zeugen. Mir scheint die Weglassung einzelner Makarismen weit eher 
begreiflich als ihre Zusetzung zu sein: der siebente (jiaxdptot ol xpijiovxsc xd 
Xoyta xoÖ (►eo5 xxX.) wurde gestrichen, weil er mit dem sechsten ftiaxdptoi 
ol qpößov 6xov?s£ $so8 xxX.) zusammenzufallen schien, der achte (jiaxaptot ol 
oo<p(av Xaßövwc 1 Xp. xxX.) und zehnte (jiaxdptot ol oövsotv 1. Xp. x^P^- 
oavxeg xxX.), weil die Seligpreisung höherer Erkenntnis in diesem Zusammen- 
hange nicht am Platze schien, der elfte (jiaxdptot ol ÖY d^dni^v Xptaxoö igsX- 
$6vxeg xoO ox^ptaxog xoö xoojuxoö xxX.), weil er nur als Wiederholung des 
vierten (jiaxdptot ol d7toxa£dp.evot x^ xooujp xoöxtp xxX.) erschien. Aber auch 
nach Streichung dieser Makarismen bliebe die Eigentümlichkeit stehen, dass 
derselbe Gedanke in mehreren Seligpreisungen variirt wird (vgl. 2, 3, 5). 
Makarismus 1 — 5 behandeln die Askese, 6 und 7 die Gottesfurcht überhaupt, 
8 und 10 (nach der wol richtigen Ordnung von G 8 und 9) die christliche 
Gnosis, 9 (richtiger 10) die Bewahrung des Taufgelübdes, 11 das Martyrium, 
12 die Barmherzigkeit. Mak. 13 ist, wie schon die veränderte Fassung zeigt, 
strenggenommen nicht mitzuzahlen; inhaltlich ist er eine Wiederholung des 
Gedankens von 1 — 5. — Dass cod. G einen vorgefundenen ausführlicheren Text 



— 43Ö — 

Einen Theil der Kürzungen hat C mit dem lateinischen Text D gemein; 
umgekehrt kürzt D zuweilen allein, namentlich gegen den Schluss hin. 



kürzt, zeigt am deutlichsten der Schluss von c. 11 vgL mit dem Schlüsse von 
c. 13. An der ersten Stelle hat C fälschlich die aus der zweiten eingedrungenen 
Worte xal oö |uxp&€ äyamö xeepl xfjg 66xXi7C, 5xi oftxooc qpiXel xöv givov xal 
oT8poi)|iai yd\ioo und zwar in der Fassung wie ABG (nur orepoöjiat mit G 
statt drcooxspoöp,ai). Dagegen an der richtigen Stelle c. 13 bietet G nur xal ob . . . 
BsxXijc und lftsst die Schlussworte öxi oöxa>€ xxX. weg. Anderweite Weglassungen 
in C, die nur als Kürzungen anfgefasst werden können, finden sich c. 1 
(XoXxeög und <5>g iyanüYi*; a&xöv, letzteres auch in G), c. 3 (ßaoiXtxijv, fehlt 
auch in M), c. 9 (5va xal pövov faöv qpoßelo&at), c. 10 (xdxo> ßXtaoooa), c. 11 
(dvanif^oac, igepxopiSvoug, ö 5oa>), c. 15 (xal rc&g <5 öxXos SXeyev bis ndoag 
xd$ Yovatxac), c. 18 (aörj xijc fröpas)', c. 22 (xijv ds BixXav ocoJMjvai), c. 25 
(xal Jjv &ao> ftv ?$ }ivTj|ist(p . . . xal itdvxcov, weiter unten xal Göcop), c. 28 (xijv 
Bp^pov, fehlt auch in M), c. 29 (4jjwiövü)£, fehlt auch in M), c. 31 (oöx dnior^ 
und dv^yaysv), c 38 (iitya äXöXugav, noch kürzer M), c. 39 xal itspiswXdxij 
tQ 66xXa und xöv Xoyov xoö faoö), c. 40 (tosicätoi xaC und icsptici|Mtot>oa). 
Sehr selten findet die Weglassung in G Bestätigung durch D. So ausser den 
Makarismen (s. o.) c. 23 (xal vqoxsösi), c. 28 (i&sxd xöv x$xva>v, fehlt auch M), 
c 31 (xal ioxivagsv ixpög xöpiov, fehlt auch M), c. 40 (xal iniozri aöx$)i 
c 41 (xöv IlaöXov xaC). Auch sonst kürzt G öfters, z. B. c. 11 (6 öfc ödjiuptc 
iga ftgsXtabv itapexijpsi , M ist hier noch kürzer und weicht von allen Texten 
ab), c 32 (nur $-opt>ßoc iydvsxo statt fröpußo^ ^v ittxpöc Jjx°€ TS xal ndxayo^ 
xöv {hfjptov), c. 40 (sie eiwvdöxnjv dvdpixöv st. sl£ 8tcbvÖ6x7]v, ox*)!* 06 noi^oaoa 
dvdpixöv). Text&nderungen bezw. schlechtere Lesarten Bind c. 23 pvi}p.e(<p 
xaiv$ st dvotxxcp, c. 24 4psxiod|iiQV ßt TjxTjodjATjv, c. 36 öXiyopiQOsv st. ftgi^u^sv, 
xöv 5xXov st. x&c frspanatvCöag, wapd xtjv dpnjvav st. feapd xoug dßaxa^. Zu- 
sätze und erleichternde Umschreibungen c. 12 <bg i£ ivög axöjiäxos, c 16 
ev ftvl oxdjiaxt, c. 15 MXfl ooyYSveo&ai psx* ipoö st 9-sXiJqg jis, c. 23 evt 
aöxffiv hinter sfasv, c. 27 ßXTj^Hjvai nach elg 3"qp(a, c. 34 stc xo üdcop nach 
IßaXev SauxTjv . . . XpioxoÖ (auch M), c. 36 icsooav elg xoög itööag xoö ^ysjiovos 
(auch M), c. 38 xal it&c <5 Xaög, c. 39 itdvxag xoöc &v xfl otxta st. aöxijv, 
c. 40 der Zusatz x% AoxCag nach ftv M6poig (mit G), c. 41 xfjg x 8l P&£ aöx5)c 
nach fatopd^siv, c. 42 xd Xöyia xoö frsoö nach iötöaoxsv, xal ndXiv IxXaiev 
mxp&c st. xal SxXatsv. Richtig dagen c. 7 xa&Coaoa dnö xfjg ouvsyyuoc d-upi- 
Öog (vgl. DMS), c. 9 sm&o}i£a xaivf (GDMS), c. 16 xal tbMax; dicoXso^c 
aöxdv(CDMS), c. 22 SO-auiiaosv xyjv in" aöx^ 86va|«v(CDMS), c.26ooptdpx% 
c. 31 dxxov (DM, dagegen c. 38 BDM odxpav), c. 35 (bXöXu^av (GDS), c 38 
sie &s*€ * ö^xXtjg (CM), c. 39 xaxarpd^a) (GDGMS), c. 42ßo7)&ög ivcpuXaxtl 
(ebenso S). Die ausführlichen Nachweise werden das oben ausgesprochene 
Urtheil Aber das Textverhältnis von C hinlänglich begründen. — Für das ab- 
kürzende Verfahren von D ist besonders das Gebet der Thekla c. 42 charak- 
teristisch , welches hier gegen alle anderen Zeugen auf wenige Worte reducirt 
ist Gleich darauf hat D wieder einige kleinere Zusätze allein. Dogmatische 
Aenderung ist z. B. die Weglassung der Worte c. 41 Wöaoxs xöv Xöyov xoö 
fcoiJ. — Der Schluss von c. 43 (wo das Buch ursprünglich zu Ende ging) 

28* 



— 436 — 

Von den syrischen Handschriften urtheilt Schlau (a. a. 0. S. 8) „dass 
sie sich vollkommen missen lassen". Allein dieses Urtheil bestätigt sich 
bei näherer Prüfung nicht. Allerdings umschreibt der Syrer häufig den 
griechischen Text, ist überhaupt viel wortreicher. Ein grosser Theil der 
Znsätze, zum Theil erst in syr. A, beruhen auf umständlicherer Erzäh- 
lung. Insbesondere liebt der Syrer die oratio directa, erweitert die Reden 
und Gebete oder fugt sie ganz neu von dem Eigenen ein. Dagegen ist 
der übersetzte Text ein vortrefflicher. Derselbe stimmt am häufigsten mit 
A B M, öfters auch mit G, seltener mit C oder D. Doch hat er, wie bereits 
bemerkt, ebenso wenig wie DM die Schlusscapitel. Weglassungen sind 
äusserst selten. Hier und da hat nur S das Ursprüngliche bewahrt. 
Unter den syrischen Handschriften ist A, obwol die älteste (6. Jahrh.), 
dennoch nicht frei von allerlei erst auf syrischem Boden entstandenen 
Zuthaten, welche in syr. D fehlen. Andererseits hat die letztgenannte 
Handschrift auch viele irrthümliche Auslassungen und willkürliche 
Aenderungen 1 ). 



stimmt in ABC wesentlich überein; ganz abweichend liest G und wieder 
anders DMS. Im Anhange lässt G die Worte c. 45 xal sie xouc *Hjpag XP^ VC0V 
öxtü) xal Wxa per homoiot. weg. Auch die Schlussdozologie weicht von A B ab. 
Der lateinische Text von M paraphrasirt häufig und enthält manche Zusätze, 
die nur auf Rechnung des Uebersetzers kommen; anderwärts wie gleich im 
Eingänge hat er wieder gekürzt ; c. 31 fehlt ganz. Die Orts- und Eigennamen 
sind schlecht aberliefert. Am Meisten stimmt M mit AB, seltener mit C oder 
G. Aenderungen im katholischen Interesse liegen z.B. c. 5 in der Weglassung 
der fünften Seligpreisung und c. 41 in der Streichung der Worte xal ödöaaxs 
x6v Xöyov xoO d-soS, desgl. in der Auflassung der Selbsttaufe der Thekla (ibid.) 
als Nothtaufe vor. 

1) Für die Beurtheilung des syrischen Textes kommt namentlich die 
Thatsache in Betracht, dass derselbe nirgends kürzt Nur c. 22 scheinen 
die Worte ol tk öqpfj^av, c. 37 x*tjia£on6votc yap yCvsxai xataqpu'p) aus Ver- 
sehen weggeblieben zu sein. Um so fraglicher ist es, ob die im Syrischen 
fehlenden Worte, welche im griech. und lat. Texte c. 14 nach fjv Xiytt ofrcog 
dvdoraotv (yev*a$at) folgen , öxt jjÖkj Yiyovev . . . aXijlHj , wirklich ursprünglich 
sind. Die Schlussworte c. 43 lauteten in dem übersetzten Original ebenso wie 
die Lateiner vorgefunden haben dnijXd-ev slg SeXsuxCav xal noXXoug iqpob- 
tlosv zQ) \6yy xoö &to5 xal ixoijiijthj iv slpujvfl. Auch hier kann von ab- 
sichtlicher Kürzung keine Rede sein. Dagegen rühren die meisten der zahl- 
reichen Zusätze in S vom Uebersetzer, theilweise erst vom Redactor des Textes 
syr. A. her. Ausnahmen finden sich jedoch auch hier. So c. 33 die Worte 
„und Thekla stand da mit kreuzförmig ausgebreiteten Armen", welche an 
dieser Stelle weder der griech. noch der lat. Text, wol aber Niketas Paphlagon 
anerkennt In demselben Kap. wird nach dem syrischen Texte zuerst ein 
Leopard und eine Löwin, darnach ein Bär, dann ein Löwe auf Thekla losge- 



— 437 — 

3. Der Inhalt 

Der Inhalt der Acten ist folgender: 

Als Paulus anf der Flucht von Antiochien nach Ikonion hinaufzog, 
begleiteten ihn Demas und Hermogenes der Kupferschmied, indem sie 
Liebe zu ihm heuchelten. Paulus aber, nur von dem Gedanken an Christi 
Gütigkeit erfüllt, fügte ihnen nichts Uebles zu, sondern unterrichtete sie 
voller Liebe in den Worten des Herrn und in der Lehre von seiner 
Geburt und Auferstehung und verkündete ihnen die Grossthaten Christi, 
so wie sie ibm offenbart worden waren (c. 1). Als Onesiphoros hörte, 
dass Paulus nach Ikonion käme, eilte er ihm mit seinen Söhnen Simmias 
und Zenon und mit seinem Weibe Lektra entgegen, um ihn zu begrüssen 
und in sein Haus aufzunehmen. Titas hatte ihm die Gestalt des Paulus 
beschrieben (c. 2). Er begab sich auf die grosse Landstrasse (t^v 
ßaaiXuufjv), welche nach Lystra führt und achtete auf die Vorüber- 
gehenden. Da sah er den Paulus kommen, einen Mann klein von Wuchs, 
kahlköpfig, mit krummen Knieen, wohlgeformten Waden 1 ), grossen 
Augen 2 ), zusammengewachsenen Augenbrauen, gestreckter Nase, voller 
Gnade ; bald erschien er wie ein Mensch, bald hatte er das Antlitz eines 
Engels (c. 3). Als Paulus den Onesiphoros sah, lächelte er. Dieser 
begrüsst ihn als Diener des Hochgelobten, jener aber wünscht ihm und 



lassen. Der Leopard fallt ihr todt zu Füssen. Weder der griechische noch 
die lateinischen Texte wissen etwas vom Leoparden, aber auch Niketas erwähnt 
Löwin, Baren und Pardel. Nach c. 25 geniesst Paulus Brot, Kräuter, Wasser 
und Salz. c. 35 fügt S hinzu, die Thiere hätten sich friedlich um Thekla 
herumgesetzt, c. 37 scheinen die Worte, „der, welcher mir zur Seite stand, 
ist der Sohn des lebendigen Gottes" auf eine Christophanie zurückzuweisen, 
welche in unserem gegenwärtigen Texte verwischt ist. Von anderweiten rich- 
tigen Lesarten des syrischen Textes mögen beispielsweise hervorgehoben werden 
c. 1 'der Zusatz „die Kupferschmiede" hinter Atjii&c xocl *Epjioy&vy2c, doch ist 
der Plural oC x°A**?€> wie auch M liest, wol Correctur; das Richtige haben 
AG 6 x°A**Ö€> y gl* D Alexander aerarius). c. 3 xtjv ßaotXix^v. c. 4 xoO 
euXoYYjjiivou. c. 42 ßorj^dg £v qpuXaxjj, ßoij&ög 4v nup£, ßoiQ&öc £v abjptoic, 
ßoYj&ög inl fjyepövi, was abgesehen von dem herzustellenden Plural riyspöoi 
wol die richtige Lesart ist, während C £v rcupl, ABG Sv cpoXaxfl, AB ausserdem 
auch int fftspöoi weglassen (G ini ^yejiövcov). Tryphaina hat im syrischen 
Texte stehend das Prädicat „Königin". Dasselbe kommt auch in BGH einmal 
c. 28, sonst aber erst c. 36 vor. Ursprünglich ist auch die stehende Bezeichnung 
des römischen Statthalters zu Ikonion als ^ys^cov, während im griechischen 
Texte Av&örcaxos und %s}ia>v wechseln. 

1) söxvtjjaov GDS söexttxöv AB söxxtxov G, 

2) Von S zugesetzt. 



— 438 — 

r 

seinem Hause die göttliche Gnade an. Demas und Hermogenes ereifern 
sich darüber, dass Onesiphoros den Paulus allein begrüsst. Jener er- 
widert, er sehe in ihnen keine Frucht der Gerechtigkeit, ladet sie jedoch 
gleichwol, wenn sie wirklich seien was sie vorgäben, ein, in seinem 
Hause einzukehren (c. 4). Beim Eintritte des Apostels in das Haus des 
Onesiphoros entsteht grosse Freude. Man feiert Gottesdienst mit Knie- 
beugung und Brotbrechen, Paulus aber predigt von der Enthaltsamkeit 
und Auferstehung (c. 6). Während Paulus predigt, sitzt Thekla, die 
Tochter der Theokleia und Braut eines vornehmen Jünglings Namens 
Thamyris, am Fenster des Nachbarhauses und vernimmt die Rede des 
Apostels. Tag und Nacht weicht sie nicht vom Platze und lauscht 
auf des Apostels Wort von der Jungfräulichkeit und vom Gebet. Als 
sie viele Frauen zum Apostel eingehen sieht, begehrt auch sie, ihn 
von Angesicht zu sehen, denn sie hatte nur seine Worte vernommen 
(c. 7). Drei Tage und drei Nächte lang sitzt sie „wie eine Spinne" am 
Fenster, nimmt weder Speise noch Trank zu sich und achtet nur auf 
das, was der Apostel redet. Da lässt ihre Mutter den Thamyris kommen. 
Hocherfreut eilt dieser herbei, in der Hoffnung, die Braut heimzufuhren. 
Statt dessen erfährt er von der Mutter, dass der fremde Mann, welcher 
die Frauen und Jünglinge von Ikonion durch seine Rede in Aufregung 
versetzt, auch die Thekla bestrickt habe (c. 8). Vergeblich sucht er 
seiner Braut mit freundlichen Worten zuzureden. Sie achtet darauf 
ebenso wenig, als auf die Mahnung der Mutter; während die ganze 
Hausgenossenschaft durch ihr Verhalten in die grösste Betrübnis geräth* 
hört sie auf nichts, als auf die Worte des Paulus (c. 10). Da eilt Thamyris 
auf die Strasse und beobachtet die bei Paulus Ein- und Ausgehenden. 
Er erblickt zwei Männer, die heftig mit einander streitend herauskommen, 
befragt sie über die Person des Paulus und verspricht ihnen reichen 
Lohn, wenn sie ihm Auskunft ertheilen (c. 11). Demas und Hermogenes 
leugnen ihn zu kennen, berichten aber, dass er Jünglingen und Jung- 
frauen Enthaltsamkeit lehre, da sie anders der Auferstehung nicht theil- 
haftig werden könnten (c. 12). Thamyris ladet sie in sein Haus, setzt 
ihnen ein köstliches Mahl vor, fragt sie, nachdem sie reichlich getrunken 
haben, über die Lehre des Paulus aus und beklagt sich, dass dieser die 
Braut ihm abspenstig mache (c. 13). Demas und Hermogenes rathen ihm, 
den Paulus beim Statthalter Eastellios zu verklagen, weil er das Volk 
zu der neuen Lehre der Christen verführe ; sie selbst aber erbieten sich, 
ihm die Lehre des Paulus von der Auferstehung zu erklären ') (c. 14). 



1) Nach dem griech. und lat. Texte D : ihm zu lehren, dass die von Paulus 



— 439 — 

Am folgenden Morgen begiebt sich Thamyris, von einem mit Enitteln 
bewaffneten Haufen begleitet, zum Hause des Onesiphoros und schleppt 
den Paulus unter heftigen 8chmähungen zum Statthalter (c. 15). Dort 
verklagt er den Apostel , dass er die Jungfrauen vom Ehestand abhält. 
Demas und Hermogenes rufen ihm zu, er solle den Paulus als Christen 
angeben. Der Statthalter fordert darauf den Apostel zur Verantwortung 
auf (c. 16). Dieser legt Rechenschaft von seiner Predigt ab : Gott hat 
ihn gesandt, die Menschen von der Sinnenlust abzuziehen und zum 
Glauben an den Sohn Gottes zu fuhren. Wenn er also predige, was 
ihm offenbart sei, was thue er Unrechtes? Der Statthalter befiehlt, ihn 
ins Gefängnis zu werfen, um ihn zu gelegener Zeit weiter zu hören 
(c. 17). In der Nacht giebt Thekla dem Thürhüter ihres Hauses ein 
Armband, dem Gefängniswärter einen silbernen Spiegel, und eröffnet 
sich dadurch den Zutritt zum Apostel. Hier lässt sie sich zu seinen 
Füssen nieder, hört aus seinem Munde die Grossthaten Gottes und küsst 
seine Fesseln (c. 18). Am folgenden Morgen wird Thekla vermisst. 
Thamyris sucht sie auf allen Strassen, ein Mitknecht des Thürhüters 
aber verräth, dass sie Nachts das Haus verlassen hat. Der Thürhüter 
wird verhört und sagt aus, sie habe sich zu dem Fremden ins Gefängnis 
begeben. Dort findet man sie auf (c. 19). Der Statthalter ladet den 
Paulus und die Thekla vor sein Tribunal. Lärmende Volkshaufen ver- 
langen den Tod des „Magiers". Aber der Statthalter hört des Apostels 
Rede von den Werken Christi gern. Als er darauf die Thekla, weil sie 
den Bräutigam verschmäht, wegen Verletzung der Landessitte zur Rede 
stellt, antwortet diese kein Wort und heftet ihre Blicke nur auf den 
Apostel; ihre Mutter aber begehrt, die Thekla zur Strafe ihres Verhaltens 
und zum abschreckenden Beispiele für Andere dem Feuertode zu über- 
geben (c. 20). Betrübt giebt der Statthalter nach, lässt den Paulus 
geissein und zur Stadt hinauswerfen, die Thekla aber verurtheilt er zum 
Feuertode. Unverzüglich fuhrt man sie ins Theater, wohin sich der 
Statthalter und die Volksmassen begeben. Thekla, wie ein Lamm das 
seinen Hirten sucht, schaut nach Paulus aus und erblickt plötzlich 
Christum in der Gestalt des Apostels. Während sie noch ihr Auge auf 
ihn gerichtet hält, steigt er zum Himmel empor (c. 21). Die Jünglinge 
und Jungfrauen schleppen das Holz zum Scheiterhaufen herbei, während 
der Statthalter beim Anblick der Thekla Thränen vergiesst und ihre 



als bevorstehend verkündigte Auferstehung schon erfolgt sei in der Einder- 
erzeugung und in der Erkenntnis des wahren Gottes. M lässt die 
gesperrt gedruckten Worte weg. 



— 440 — 

Kraft bewundert. Als der Holzstoss geschichtet ist, bekreuzigt sie sich 
und steigt hinauf. Eine mächtige Flamme leuchtet auf; da plötzlich 
erbebt die Erde, eine dunkle Wolke schüttet Regen und Hagel herab 
und verlöscht das Feuer, Thekla aber ist gerettet (c. 22). Mittlerweile 
hält sich Paulus mit Onesiphoros und dessen Familie in einem Grabmale 
an der Strasse von Ikonion nach Daphne auf und fastet. Nach mehr- 
tägigem Fasten hungern die Jünglinge ; da giebt Paulus einem von ihnen 
seinen Mantel, um dafür Brot zu kaufen. Auf dem Rückwege begegnet 
dieser der Thekla, welche den Paulus sucht, führt sie zu ihm und theilt 
ihr mit, dass der Apostel um ihretwillen schon sechs Tage lang seufzt 
und betet (c. 23). In dem Grabmale findet sie ihn auf den Enieen liegen 
und beten; da erhebt sie ihre Stimme und dankt Gott für ihre Rettung; 
der Apostel aber erblickt sie und preist den Herrn ob der schnellen 
Gebetserhörung (c. 24). Grosse Freude waltet im Grabmal; mit fünf 
Broten, Kräutern, Wasser und Salz bereitet man ein gemeinsames Mahl 
und preist die Werke des Herrn. Thekla erklärt sich entschlossen, den 
Paulus auf allen seinen Wegen zu begleiten. Als der Apostel sie vor 
den Versuchungen warnt, die ihrer Schönheit in dieser bösen Zeit bevor- 
stehen, erbittet sie von ihm als Schutzmittel das Sigel der Taufe, erhält 
aber den Bescheid, noch zu warten (c. 25). Darauf sendet der Apostel 
den Onesiphoros nach Ikonion zurück und begiebt sich mit Thekla nach 
Antiochia. Hier begegnet ihr der Syriarch Alexander 1 ), der alsbald 
von Leidenschaft zu ihr entbrennt und dem Apostel reiche Gaben bietet, 
wenn er sie ihm überlasse. Paulus stellt sich, als kenne er sie gar nicht. 
Als darauf Alexander sie auf offener Strasse umarmt, reisst sie mit 
entrüsteten Worten ihm den Mantel vom Leibe und den Kranz vom 
Haupte (c. 26). Erzürnt über die ihm angethane Schmach fuhrt Alexander 
sie vor den Statthalter, der die der That Geständige zum Thierkampfe 
verurtheilt. Die Frauen von Antiochien erklären mit lautem Geschrei 
das Urtheil für ungerecht; Thekla aber bittet sich als Gnade den Schutz 
ihrer Jungfräulichkeit bis zum Thierkampfe aus und wird der Obhut der 
„Königin" Tryphaina übergeben, deren Tochter gestorben war (c. 27). 
Als die Thiere im Festzuge aufgeführt werden, wird Thekla auf eine 
Löwin gebunden, die ihre Füsse leckt; die Aufschrift, welche die 
Ursache ihrer Verurtheilung nennt, bezeichnet sie als „Heiligthums- 
schänderin" (EepöouXog), worüber der Unwille der Frauen von Neuem 



1) Die Lesung in G Suptdpx'nc ?i{ 'AXi£av8poc 6vöj«xxt, welche Tischen- 
dorf aufnimmt und Schlau vertheidigt, ist doch wohl zu halten. Anders Zahn 
a. a. 0. S. 1298. 



— 441 — 

sich Luft macht. Nach beendigtem Feetzuge nimmt Tryphaina die 
Thekla wieder in ihr Haus. Es war ihr aber ihre Tochte Falkonissa 
im Traume erschienen und hatte sie gemahnt, die Thekla an ihrer Statt 
als Tochter anzunehmen, damit diese durch ihre Fürbitte ihr Eingang 
verschaffe zu den Wohnsitzen der Gerechten (c. 28). Auf Tryphainas 
Bitten betet Thekla für Falkonissa, die Königin aber trauert, dass solche 
Schönheit den Thieren zum Raube werden soll (c. 29). Des Morgens 
kommt Alexander, welcher selbst dem Volke die Eampfspiele gab, um 
die Thierkämpferin abzuholen ; Tryphaina aber schreit so laut auf, dass 
jener erschreckt entflieht (c. 30). Nun stellt der Statthalter selbst einen 
schriftlichen Befehl aus, sie abzuholen. Von Tryphaina geleitet, erscheint 
Thekla, nachdem sie zuvor noch für ihre Beschützerin gebetet hat (c. 31). 
In der Arena brüllen die Thiere und lärmt das Volk. Die Einen 
rufen „führe die Heiligthumsschänderin" herein, die Anderen klagen 
laut über das ungerechte Gericht (c. 32). Nun wird Thekla entkleidet, 
mit einem Schurz umgürtet und in die Arena geworfen, wo sie stehend, 
mit kreuzförmig ausgebreiteten Armen die Thiere erwartet. Man lässt 
einen Leoparden ') und eine Löwin herein ; die Löwin legt sich still der 
Jungfrau zu Füssen, der Leopard fallt, als er auf sie anrennt, todt zu 
Boden. Ein wilder Bär wird losgelassen; aber die Löwin stürzt sich 
auf ihn und zerreisst ihn. Nun erscheint ein auf Menschen dressirter 
Löwe, der dem Alexander gehört. Auch mit diesem nimmt die Löwin 
den Kampf auf, dessen Ausgang ist, dass beide Thiere verenden. 
Lauter erschallt das Klagegeschrei der Frauen, als die Löwin, welche 
die Thekla bisher beschützt hatte, todt ist (c. 33). Neue Thiere werden 
hereingelassen, während Thekla mit ausgestreckten Händen betet. Als 
sie geendet, erblickt sie hinter sich einen wassergefüllten Graben, ruft: 
„Jetzt ist's Zeit, mich abzuwaschen" und stürzt sich mit den Worten 
hinein: „Im Namen Jesu Christi empfange ich die Taufe am letzten 
Tage." Wiederum ertönt der Klageruf der Frauen ; selbst der Statthalter 
weint, dass solche Schönheit den Robben zum Frasse werde. Aber ein 
plötzlicher Blitzstrahl tödtet die Robben; Thekla aber wird von einer 
Feuerwolke umhüllt, dass die Thiere sie nicht berühren und kein 
Menschenauge ihre Blosse erblicken kann (c. 34). Als nun neue Thiere 
gegen Thekla losgelassen werden, werfen die Frauen unter lautem 
Klageruf allerhand starkduftendes Gewürze in die Arena herab, dessen 
Geruch die Thiere betäubt. Zuletzt führt Alexander unter widerwilliger 
Zulassung des Statthalters zwei wilde Stiere vor, an welche Thekla ge- 



1) Nach dem syrischen Texte. 



— 442 — 

banden wird. Als man aber die Thiere durch glühendes Eisen zur 
Wuth stachelt, verbrennt die ringsum lodernde Flamme die Stricke und 
Thekla ist wie nicht gebunden (c. 35). Bei diesem Anblick sinkt 
Tryphaina in Ohnmacht. Die Volksmassen rufen : „Die Königin Tryphaina 
ist todt!" und alles geräth in Schrecken. Jetzt bittet Alexander selbst 
aus Furcht vor der Rache des Kaisers, dessen Anverwandte Tryphäna 
war, die Thekla frei zu lassen (c. 36). Der Statthalter ruft sie aus der 
Arena hervor, befragt sie, wer sie sei und warum die Thiere ihr nichts 
anhaben konnten und erfahrt von ihr, dass sie eine Magd des lebendigen 
Gottes sei, dessen Sohn allen Bedrängten, wenn sie an ihn glauben, 
Schutz und Rettung verleihe (c. 37). Sie wird angekleidet und auf 
Befehl des Statthalters in Freiheit gesetzt; die Frauen aber rufen: „Es 
ist Ein Gott, der Gott der Thekla ! u sodass von dem Schall ihrer Worte 
die Grundfesten des Amphitheaters erzittern (c. 38). Tryphaina erwacht 
aus ihrer Ohnmacht, eilt der Thekla entgegen, bekennt ihren Glauben, 
dass ihr Kind lebt und verspricht, der Thekla all ihre Habe zu ver- 
schreiben. Acht volle Tage bleibt diese noch bei ihr, unterrichtet sie 
im Worte Gottes und bekehrt auch die meisten ihrer Mägde (c. 39). 
Dann macht Thekla sich auf, den Paulus zu suchen. Als sie erfährt, 
derselbe halte sich zu Myra in Lykien auf, legt sie Männertracht an 
und begiebt sich, von Jünglingen und Jungfrauen begleitet, auf den 
Weg. Sie trifft ihn mit Verkündigung des Wortes Gottes beschäftigt. 
Als er sie erblickt und um sie eine ganze Menschenschar, befürchtet 
er, dass eine neue Versuchung sie betroffen hat. Sie aber ver- 
kündet ihm, das sie das Wasserbad empfangen hat: „denn der, 
welcher dir Kraft verliehen hat zum Evangelium, hat auch mir Kraft 
verliehen, das Wasserbad zu nehmen" (c. 40). Paulus fuhrt sie ins 
Haus des Hermäos l ), lässt sich ihre wunderbaren Schicksale erzählen 
und Alle werden im Glauben gefestigt und beten für Tryphaina. Darauf 
erhebt sie sich und erklärt, nach Ikonion reisen zu wollen. Paulus er- 
widert: „Geh' und lehre das Wort Gottes. u Tryphaina aber sendet ihr 
Gold und Kleider in Menge, sodass sie dem Apostel viel für die Armen 
zurücklassen kann (c. 41). Thekla geht nach Ikonion, besucht zuerst 
das Haus des Onesiphoros, fallt auf der Stätte nieder, wo einst Paulus 
gesessen und gelehrt hat und bringt unter Thränen ihr Dankgebet für 
die wiederholte wunderbare Rettung dar (c. 42). Sie findet den Thamyris 
todt; ihre Mutter ist zwar noch am Leben, aber ihre Versuche, sie zu 



1) G und die beiden lateinischen Uebersetzungen DM lesen statt TSpjiaCou 
vielmehr "Epptoc. 



— 443 — 

bekehren, sind vergeblich. So verläset sie denn ihre Vaterstadt und 
begiebt sich nach Seleukia (in Isaurien), wo sie noch 72 Jahre lang in 
einer Höhle lebt, sich nur von Kräutern und Wasser nährt und Viele 
mit dem Worte Gottes erleuchtet (c. 43) '). 



4. Entstehungsverhältnisse. 

a. Integrität. 

Ueber die Frage, ob die im Vorstehenden analysirten Acten des 
Paulus und der Thekla uns noch in ihrer Urgestalt oder in einer jüngeren 
Ueberarbeitung vorliegen, ist viel gestritten worden. Der erste Heraus- 
geber Grabe (a. a. 0. 87 sq.) und mit ihm viele Neuere, auch Tischen- 
dorf (proleg. p. XXI sq.) und Schlau (a. a. 0. 76 flg.) halten sie für 
dieselbe Schrift, welche schon Tertullian in den Händen hatte. Doch 
erklärt Tischendorf (p. XXV) es für offenbar, dass der Text nicht 
unverändert auf uns gekommen sei. Schon die Unschuldigen Nach- 
richten (Leipzig 1702 S. 136 flg.) lassen unsere jetzigen Acten nur 
nach Analogie der ursprünglichen im 4. Jahrhundert verfasst sein. Be- 
sonders eingehend hat Joh. Stiltingin den Actis Sanctorum (a. a. 0. 
p. 547 sqq.) die Frage, freilich von seinem kirchlichen Standpunkte 
aus, erörtert. Während er die handgreiflich erst aus unseren Acten ge- 
schöpften Nachrichten der Kirchenväter über die heilige Thekla ins- 
gesamt für geschichtlich nimmt, urtheilt er über die Acten selbst, dass 
sie von fabelhaften Nachrichten wimmeln, und betrachtet sie als eine 
Bearbeitung der ursprünglichen Schrift, deren Tertullian gedenkt. Fort- 
gelassen soll von dem Ueberarbeiter alles das sein, was Tertullian und 
Hieronymus an den ursprünglichen Acten tadeln: die Fabel von der 
Löwentaufe, das öffentliche Lehramt und das Taufen der Thekla. 
Auch der Titel soll geändert sein, da der ursprüngliche Falsarius seine 
Schrift ja dem Apostel Paulus untergeschoben habe. Auch Hilgenfeld 
(N. T. extr. can. IV p. 69) sieht in unseren Acten eine Verkürzung des 
ursprünglichen Textes. 

Es steht fest, dass nicht blos Basilios von Seleukia und die späteren 
Paraphrasten, sondern auch die meisten Väter, welche der Theklalegende 
gedenken und sämmtliche Martyrologien 2 ) lediglich aus unseren Acten 



1) Der Schluss nach ABCDMS, die Notiz von ihrer asketischen Lebens- 
weise und die Altersangabe nur in ABG. Ueber den Anhang und dessen beide 
Redactionen ist bereits oben gesprochen. 

2) Vgl. über letztere Schlau a. a. 0. S. 49 ff. 



— 444 — 

geschöpft haben. Keineswegs ausgemacht ist dies aber mit den Nach- 
richten Tertullians, des Hieronymus und des dem Chrysostomos zu- 
geschriebenen Fragments. Was zunächst die Nachricht Tertullians 
betrifft, dass jener asiatische Presbyter, welcher die Acten aus Liebe 
zu Paulus erdichtete, dieselben dem Apostel untergeschoben habe, so 
lässt der Wortlaut kaum eine andere Deutung zu, als dass Paulus auf 
dem Titel fälschlich als Verfasser genannt war. Nur so versteht sich 
die Einrechnung der Acten unter die pseudopaulinischen Schriften ('Pauli 
perperam scripta?), nur so die beissende Bemerkung Tertullians, der 
Verfasser habe gleichsam dem Namen des Paulus durch Hinzuthun von 
dem Seinigen einen höheren Ruhm verleihen wollen ('quasi titub Pauli 
de suo cumulans?). Dagegen ist in keiner Handschrift unserer Acten 
Paulus als Verfasser bezeichnet, und nur einige nennen überhaupt des 
Apostels Namen in der Ueberschrift (cod. A 7ipa£et£ IlauXou xal 
8£xAt}£, die syr. Hdschr. „Geschichte der Thekla, der Schülerin des 
Apostels Paulus"). Vielmehr redet unser Text vom Apostel überall in 
dritter Person, und beispielsweise die Schilderung seiner äusseren Er- 
scheinung würde, dem Apostel selbst in den Mund gelegt, sich wunder- 
lich genug ausgenommen haben. Andererseits ist freilich kaum glaub- 
haft, dass grade jene Beschreibung von einem Späteren hinzugethan sei, 
und die Möglichkeit muss offen bleiben, dass Tertullian hier sich mis- 
verständlich ausgedrückt hat *). Die 'licentia mulierum docendi tingen- 
diqu€?, welche das apokryphe Buch durch das Beispiel der Thekla zu 
rechtfertigen schien, findet sich auch in unserem gegenwärtigen Texte. 
So lesen wir c. 38, dass Thekla nach ihrer Befreiung von den Thieren 
acht Tage im Hause der Tryphaina verweilt xanjx^Gaaa aü'rijv xiv 
X6yov toö freoO, Säte 7riaxe0aat xal ttöv 7tatStaxöv tas 7cXe£ova£. 
Nach c. 41 erhält sie bei ihrer Abreise von Myra nach Ikonion von 
Paulus den ausdrücklichen Auftrag: ÖTtaye xal Stöaaxe töv Xoyov xoü 
freoö. Und c. 43 wird von ihrem späteren Leben in oder bei Seleukia 
berichtet, noX\ob$ £<pcimaev xq> X6yq> xoö freoO. Dass Thekla Andere 



1) Dass gelegentlich apokryphe Schriften, welche die Thaten der Apostel 
behandelten, mit anderen den Aposteln wirklich untergeschobenen Schriften 
als övijjurct xöv drcoaröXcov npb$ xfiW aEpsxixdv npoqpep6|isvai zusammengefasst 
werden (Eusebius b. e. HI, 25), beweist an sich nicht, dass eine einzelne 
Schrift, welche von Paulus handelte, als dem Apostel untergeschoben bezeichnet 
werden kann. Auch die von Zahn (Acta Joannis S. LXIX) angeführten Stellen 
aus Augustin und.Innoconz I. von Rom beweisen höchstens (wenn dort wirklich 
apokryphe Apostelacten gemeint sind) eine sehr misverständliche Ausdrucks- 
weise. 



— 445 — 

getauft habe, wird in unseren Acten nirgends berichtet, wol aber er- 
zählen anch sie die den Späteren so anstössige Selbsttaufe der Thekla 
c. 34. Als sie im Theater einen mit Wasser gefüllten Graben erblickt, 
ruft sie aus vOv xatp&t xoü Xoöaaafral (iE und stürzt sich mit den Worten 
hinein Inl rfy 5v6|iaxi 'Iijaoö XpiaxoO baxipcf. V)|iipa ßa7rtf£o|Aai. Als sie 
später mit Paulus zusammenkommt, berichtet sie dem Apostel ihre Selbst- 
taufe c. 40 mit den Worten SXaßov xb Xouxp&v üaöXe' 6 ydcp aol auvep- 
yifjaas efc xb eöayYiXtov, x&pol auv^pyTjaev efc xi Xoöaaafrat. 

Hiernach würde nichts der Annahme im Wege stehen, dass Ter- 
tullian bereits unsere gegenwärtigen Acten gekannt hätte. Anders da- 
gegen verhält sich's mit Hieronymus. Die Angaben desselben über die 
Acten gehen nur theilweise auf Tertullian zurück. Die Notiz, dass der 
asiatische Presbyter 'apud Johannen? der Fälschung überführt worden 
sei, ist eine Zuthat, die auf des Hieronymus eigene Rechnung kommt. ! ) 
Aber schon den genaueren Titel mplotioi Pauli et Theclae hat Hiero- 
nymus weder aus Tertullian schöpfen, noch aus dessen Angaben ab- 
strahiren können 2 ). Noch weniger ist dies der Fall mit der dem Hiero- 
nymus so besonders anstössigen Fabel von der Löwentaufe, deren 
die Acten gedenken sollen. Grabe (a. a. 0. 1 p. 92 sq.), dem Tischen- 
dorf (prolegg. p. XXII sq.) beistimmt, ist geneigt, in dieser Angabe 
entweder ein Mißverständnis des Hieronymus, der die Acten nicht selbst 
gelesen, oder aber einen in dem von ihm benutzten Exemplare enthaltenen 
Zusatz zu sehen, welcher, sei es durch Nachlässigkeit eines Abschreibers, 
sei es durch Interpolation, hereingekommen sei. Dass die letztere An- 
nahme sich nicht empfiehlt, hat Schlau (a. a. 0. S. 22 flg.) richtig 
gesehen; aber auch die erstere, auch von Schlau und in etwas anderer 
Weise von Zahn (a. a. 0. S. 1301) befürwortete Annahme ist sehr 
unwahrscheinlich. Hieronymus soll nach Schlau „die ganze Fabel von 
sich aus im Geiste der Darstellung erfunden" haben, „welchen er in 
diesem ganzen Vorgänge erkannt zu haben glaubte. " Der fundus fabulae 
soll daher auch nach ihm die Geschichte von der Löwin sein, welche 
der Thekla die Füsse leckt und nachher im Amphitheater sie mit Auf- 
opferung ihres eigenen Lebens gegen die Angriffe anderer Bestien ver- 
theidigt (c. 28 und 33). Aehnlich urtheilt Zahn, der den Hieronymus 



1) Anders Zahn a. a. 0. 1303 flg., der dieser Notiz einen Beweis dafür 
entlocken möchte, dass schon Tertullian zu wissen glaubte, die Geschichte von 
Paulus und Thekla sei noch zu Lebzeiten des Johannes erdichtet worden. 

2) Die von Schlau a. a.O. S. 21 angezweifelte Lesung nspiö&oug Pauli 
et Theclae findet sich in allen, von dem neuesten Herausgeber der Schrift de 
viris illustribus, Herd in g, benutzten Handschriften. 



— 446 — 

aus der verlorenen griechischen Schrift Tertullians über die Taufe 
schöpfen lässt und die Ansicht vertritt, Hieronymus habe die spöttischen 
Bemerkungen Tertullians über die „Thierbändigerin und Selbsttäuferin 
Thekla" flüchtig gelesen. Aber auf diese gewaltsame Weise lässt sich 
die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, dass Hieronymus grade die Fabel 
vom getauften Löwen und nur diese hervorhebt, um darauf sein Urtheil über 
den apokryphischen Character der ntploSoi Pauli et Theclae zu stützen. 
Hat Hieronymus die Geschichte von der Löwentaufe nicht selbst in den 
Acten gelesen, so liegt eine einfache Fälschung seinerseits vor, mit 
welcher die rhetorische Weise, in welcher Ambrosius von der der jung- 
fräulichen Thekla durch die Löwin dargebrachten Huldigung spricht, 
in gar keine Parallele gestellt werden kann. Da nun für eine derartige 
Fälschung schlechterdings kein Verdachtsgrund vorliegt, so muss es bei 
der Annahme sein Bewenden behalten, dass die Geschichte von der 
Löwentaufe im ursprünglichen Texte unserer Acten enthalten war, später- 
hin aber um ihres anstössigen Inhalts willen hinausgethan wurde '). 

Es ist dies nun aber keineswegs die einzige Spur davon, dass unsre 
gegenwärtigen Acten eine spätere Bearbeitung eines älteren Textes sind. 
Es wurde schon S.228 bemerkt, dass die unter den Schriften des Chry- 
sostomos leider nur fragmentarisch erhaltene Homilie auf die heilige 



1) Aber nicht blos von einem getauften, sondern auch von einem 
redenden Löwen scheinen die Acten ursprunglich gesprochen zu haben. In 
dem (von Schlau ganz übergangenen) Carmen Apologeticum Commodians 
(herausgegeben von Pitra Spicileg. Solesm. I., darnach von Rönsch, Zeitschr. 
für die historische Theologie 1872, 2, 163 ff. und von Ludwig, Leipzig 1877) 
lesen wir v. 617—621 : 

617 Et quidquid voluerit, faciet ut mutet loquantur 
Et Bcdaatn caedenti asinam suam coüoqtti fecit 
Et canem, ut Simoni diceret damavit [1. clamatus] a Petro 
620 Paulo praedicanti dicerent ut multi [1. muti] de ülo 
Leonem populo fecit loqui voce divina. 
Schon Pitra hat (prolegg. p. XXII) die Ansicht ausgesprochen, dass hier , 

in den beiden letzten Versen auf die acta Pauli et Theclae Bezug genommen 
sei. In diesem Falle liegt die Annahme nahe, dass die Erzählung von dem 
redenden Löwen sich auf die Löwin bezieht, auf welcher Thekla ins Amphi- 
theater reitet Aber auch in anderen neptoSoi IlaöXou war von einem Löwen 
die Bede, der im Amphitheater auf den Apostel losgelassen wurde, sich aber zu 
seinen Füssen legte (vgl. Nicephor. H. E. II, 25). Die Scene spielt in Ephesos. 
Da in der Erzählung, auf welche Commodian Bezug nimmt, das Wunder mit 
dem Löwen sich auf Anlass der Predigt des Paulus zugetragen haben soll, so 
liegt es näher, hier an den Vorfall zu Ephesos als an die Geschichte mit der 
Thekla zu denken. (S. oben S 231 flg.) 



— 447 — 

Thekia eines Vorgangs gedenkt, der in unserem Texte nicht mehr gelesen 
wird, ursprünglich aber wahrscheinlich hinter c. 22 gestanden hat. An 
derselben Stelle machen nun aber unsere gegenwärtigen Acten selbst 
den Eindruck eines abgerissenen Excerptes. Nach c. 21 — 22 scheint 
Thekia unmittelbar nach der Vertreibung des Paulus aus Ikonion auf 
den Scheiterhaufen geführt zu werden ; alsbald nach ihrer Befreiung aber 
sucht sie den Paulus auf. Dagegen liegen nach dem Schlüsse von c. 23 
zwischen ihrer Feuerprobe und dem Wiedersehn mit dem Apostel volle 
sechs Tage in der Mitte. Schlau findet dies selbst bemerkenswerth 
(S. 67 Anm. 1), hilft sich aber mit der Auskunft, der Verfasser unserer 
Acten erzähle „sehr knapp". Mit derselben Bemerkung hilft er sich 
über das plötzliche Verschwinden des Paulus c. 26 hinweg, als der 
Syriarch Alexander die Thekia in der Begleitung des Apostels erblickt, 
und von plötzlicher Leidenschaft zu ihr entbrennt. Die Worte des 
Paulus oux 618a, tijv yuvalxa fy Xiyeic oföi £ativ Ijnf] mögen nun 
als ein Versuch des Apostels, sie den Nachstellungen des Syriarchen 
zu entziehen, oder umgekehrt als eine Prüfung ihrer Standhaftigkeit ge- 
deutet werden : in keinem Falle begreift man , wo der Apostel nach 
diesen Worten plötzlich hingerathen ist. 

Machen schon diese Stellen den Eindruck eines Excerptes, so wird 
man in diesem Urtheile durch die Erzählung c. 34 nur bestärkt. Nach- 
dem Thekia den auf sie gehetzten Bestien, zuletzt auch noch dem 
wüthenden Löwen Alexanders glücklich entgangen ist, heisst es zunächst 
ziemlich unanschaulich, dass, während sie dastand und betet, andere 
Thiere hereingelassen worden seien. Da erblickt sie plötzlich einen mit 
Wasser gefüllten Graben, in welchen sie sich stürzt, um die Taufe zu 
nehmen , und gleich darauf heisst es : cd hl qtöxai rcupis iaxparcfjs 
yiffO$ töoüaat vexpal IninXevoav. Aber wie kommt der Wasser- 
graben in die Arena? und woher plötzlich die Robben, von denen vorhin 
gar keine Rede war? Darauf sind wir c. 35 plötzlich wieder im Amphi- 
theater: andere Bestien, zuletzt zwei wüthende Stiere werden auf Thekia 
gehetzt, aber ohne ihr ein Leids zu thun. Es bedarf wol kaum erst der 
Bemerkung, dass unser Text drei verschiedene Scenen zusammengezogen 
und dadurch die unanschauliche Darstellung verschuldet hat '). 

Hierzu kommen verschiedene Stellen, in welchen Bezug auf etwas 
genommen wird, wovon in unserem jetzigen Texte nichts steht. Dahin 



1) Der Redactor des lateinischen Textes M hat den Uebelstand gefühlt 
und demselben durch einige leichte Zusätze abzuhelfen gesucht. Er liest c. 34: 
€ et cum con8ummasset orationem, convertit se ad dexteratn partein theatri, et 
vidü fo88am aquae, übt erant focae marinac, quae pugnaturae eratU cum ea.' 



— 448 — 

gehört schon c. 41 die Art, wie von Hermäo's als einer bekannten Person 
die Rede ist, obwol seiner vorher keine Erwähnung geschehen ist. 
Ferner c. 42 die Worte in dem Dankgebete der Thekla, in welchem 
sie des ihr von Christus im Gefangnisse erwiesenen Beistandes gedenkt 
(ßoTjft&C £v <puXax$), obwol von einer Einkerkerung der Thekla nirgends 
die Rede ist. Die Weglassung der durch CDS geschützten Worte in 
ABGM erweist sich als Nachbesserung, um der im überlieferten Texte 
enthaltenen Schwierigkeit abzuhelfen. Ebenfalls auf einen jetzt fehlenden 
Zug scheinen die Worte c. 37 im syrischen Texte zurückzuweisen: 
„der, welcher mir zur Seite stand, ist der Sohn des lebendigen Gottes". 
Die Worte setzen nach der einfachsten Auslegung, ähnlich wie die Er- 
zählung c. 21, eine der Thekla bei ihrem Thierkampfe zu Theil ge- 
wordene Christophanie voraus, von welcher aber der jetzige Text nichts 
mehr weiss. 

b. Asketische Tendenz. 

Vorstehende Beweise werden ausreichen, um die Thatsache sicher 
zu stellen, dass unser gegenwärtiger Text der Acten die Ueberarbeitung 
eines älteren Textes ist. Die Vermuthung liegt nahe, dass es sich mit 
ihm ähnlich verhalte, wie mit der grossen Mehrzahl der uns erhaltenen 
apokryphen Apostelacten, welche sich als katholische Ueberarbeitungen 
häretischer Originale erweisen. 

Eine ganz entgegengesetzte Ansicht hat jedoch Ritschi *) zu 
begründen gesucht. Derselbe reiht unsere Acten den heidenchristlichen 
Literaturproducten des 2. Jahrhunderts ein, und weist ihnen in seiner 
Darstellung ihre Stelle zwischen dem Hirten des Hermas — der ja auch 
„heidenchristlich" sein soll — und dem Briefe des Barnabas ein. Die Acten 
bieten nach Ritschi „den Maasstab dar, wie das Heidenchristenthum des 
2. Jahrhunderts den Paulus verstand". „Paulus wird in dieser Schrift 
als Lehrer der Moral und Enthaltsamkeit dargestellt, und seine Lehre 
zii8ammengefa8st als die Predigt von der Enthaltsamkeit und Aufer- 
stehung, als die Lehre von der Liebe, dem christlichen Glauben und 
dem Gebete oder als der Grundsatz von der Furcht des Einen und 
einzigen Gottes und vom keuschen Leben. Die Hervorhebung des 
Monotheismus und der Auferstehung findet ihre Erklärung darin, dass 
als Gegner und Verläumder des Paulus Gnostiker auftreten, welche 
lehren, dass die Auferstehung, die Paulus meine, schon stattgefunden 
habe, sowol in den Rindern, die man erzeugt habe, als auch in der ge- 
wonnenen Erkenntnis Gottes". Speciell wird als geschichtlicher Hinter- 

1) Entstehung der altkatholischen Kirche, 2. Aufl. S. 292-294. 



— 449 — 

grund unserer Acten der „Gegensatz gegen den gnostischen Libertinis- 
mus" bezeichnet, den Ritschi in den beiden Begleitern des Paulus 
Demas und Hermogenes repräsentirt findet. Eben diese Auffassung hat 
unter Harnacks Anleitung und wesentlicher Zustimmung (Zeitschr. f. 
Kirchengeschichte II, 1 S. 91) Schlau zu begründen gesucht. In 
zwei Abschnitten bespricht er unter den angegebenen Gesichtspunkten 
zuerst „Paulus und die Gnosis nach den Acten", darnach den „theolo- 
gischen Standpunkt des Verfassers und seine Auffassung des apostolischen 
Zeitalters" (a. a. 0. S. 54 — 76). Paulus wird als Bestreiter der in De- 
mas undHermogenes verkörperten „Vulgärgnosis" aufgefasst, welche „das 
Mittelglied zwischen der schon im 1. Jahrhundert in ihren Anfangen 
sich regenden und der bei späteren Häreseologen verzeichneten" bilden 
soll; der dem Apostel zugeschriebene theologische Standpunkt aber soll 
kein anderer sein, als der des späteren Heidenchristenthums, oder wie 
Harnack es ausdrückt, „der christlich-kirchlichen Populärdogmatik 
und — Ethik im 2. Jahrhundert". 

Wäre diese Auffassung richtig, so könnte natürlich keine Rede da- 
von sein, dass unsere Acten eine katholische Bearbeitung einer gnostischen 
Grundschrift seien. Indessen zeigt eine nähere Betrachtung, dass die 
Ritschrsche Ansicht eine völlig verfehlte ist. Nach Schlau hat der 
Verfasser der Acten „unstreitig den Zweck gehabt", „den heidenchrist- 
lichen Vulgärgnosticismus in einen Gegensatz zu Paulus zu stellen" 
(S. 57). Aber bei dieser Annahme wird die Compositum der Acten 
ganz unbegreiflich. Gesetzt auch, Demas und Hermogenes wären mit 
Recht als Repräsentanten der Vulgärgnosis bezeichnet, — wie reimt es 
sich mit der angeblichen Tendenz unserer Acten, dass die vermeint- 
lichen Hauptgegner, gegen welche die Polemik des Verfassers sich vor- 
zugsweise richten soll, nur im ersten Drittel unserer Erzählung eine 
Rolle spielen , von da ab aber spurlos verschwinden ? Der Schwerpunkt 
der Acten kann doch offenbar nur in demjenigen Gedanken gefunden 
werden, welcher die ganze Erzählung von Anfang bis Ende beherrscht. 
Dies ist aber die Verherrlichung der Virginität durch das Beispiel 
der Thekla, der getreuen Schülerin des Paulus. Die wunderbaren 
Errettungen der „Magd Gottes" aus immer neuen Todesgefahren dienen 
zur Veranschaulichung des Gedankens, dass die jungfräuliche Lebens- 
weise unter Gottes besonderem Schutze steht. Um dieser ihrer Jung- 
fräulichkeit willen wird Thekla vor allen Frauen ausgezeichnet, wird 
mit dem Rechte ausgestattet, das Wort Gottes zu lehren, ja, sie darf 
sogar unter Christi Beistand an sich selbst die Taufe vollziehn. Hier- 
mit steht es nun im vollen Einklang, dass die Lehre des Paulus in der 

Lipsius, Apostelgeschichten. II, 1. 29 



— 450 — 

Predigt der £yxpaieta und dEyvefa ihren Mittelpunkt hat. Es ist sehr 
richtig bemerkt worden, das das specifisch paulmische Evangelium in 
den hier dem Apostel in den Mund gelegten Reden völlig zurücktritt. 
Aber der Grund dieser „Neutralisirung" der acht paulinischen Gedanken 
wird falsch bestimmt, wenn man denselben in dem heidenchristlichen 
Gegensatze gegen die häretische Gnosis sucht. Wie das Leben und die 
Geschicke der Thekla nur die thatsächliche Illustration der von Paulus 
verkündigten Lehre von der Enthaltsamkeit bilden, so fasst sich umge- 
kehrt die mannichfaltige Gegnerschaft, mit welcher der Apostel zn 
kämpfen hat, in der Opposition eines weltlichen, an irdische Begierden 
und Genüsse hingegebenen Sinnes gegen Lehre und Person des Apostels 
zusammen. Wie Demas und Hermogenes, so vertreten auch Thamyris 
und Alexander jene weltliche Gesinnung, welche auf unbeschränkten 
Sinnengenuss, vor Allem auf Befriedigung des Geschlechtstriebes be- 
dacht ist. Von diesem Grundgegensatze aus bestimmt sich auch die 
Auffassung der Acten von der Lehre des Apostels. Es ist nicht richtig, 
wenn man dieselbe in der „Predigt von der Enthaltsamkeit und Aufer- 
stehung 44 (c. 5) dergestalt zusammenfasst, dass diese Stücke völlig 
coordinirt erscheinen (Ritschi a. a. 0. S. 292), oder wenn der Paulus 
der Acten gradezu vorzugsweise als Prediger der dvöcoraot^ aufgefasst 
wird (Schlau S. 65). Die Jyxpöcxeta wird vielmehr als die eigentliche 
Hauptsumme der Lehre des Apostels, als das Hauptgebot, ohne dessen 
Erfüllung die dvöcoxaac^ und otdvqpla nicht erlangt werden kann, hin- 
gestellt. In diesem Sinne charakterisiren Demas und Hermogenes die 
Lehre des Paulus (c. 12) dahin: <2XXa>€ dvöcoxaatg öjilv oöx Saxiv, £&v 
|i*j dfcyvol |ie(vrjxe xal tJjv aapxa |i*j (loXuvijxe, ÄXA& 'njp^arjxe dfyvVjv. 
Der X6yo£ freoG ntpl iy%pa.zeia<; xal dvaaxaaew^ (1. c.) besteht also 
darin, dass, wie die folgenden Makarismen ausfuhren, die dvöcaxaatg 
als Lohn der J-ptpöcieca erscheint. Von einer Polemik gegen Auf- 
erstehungsleugner findet sich in den dem Apostel in den Mund gelegten 
Reden keine Spur, sondern die Auferstehung wird nur denen in Aus- 
sicht gestellt, welche dieser Welt und ihrer Lust entsagen. Auch die 
Hervorhebung des Einen und einzigen Gottes dient keineswegs der 
Polemik gegen gnostische Emanationstheorien, sondern beruht einfach 
darauf, dass Paulus sein Evangelium von der Enthaltsamkeit und ihrem 
himmlischen Lohne einer heidnischen Bevölkerung verkündet. In 
diesem Sinne fasst die heidnische Mutter der Thekla in ihrem Berichte 
an Thamyris die Predigt des Paulus dahin zusammen, dass er Frauen 
und Jünglinge lehrt Eva xal pt6vov freöv (poßetod'ai %cd £f}v iyv&c 
(c. 9). Von den beiden dem Apostel in den Mund gelegten Reden be- 



— 451 — 

j;t , wegt sich die erste (c. 5 und 6) unter deutlicher Nachbildung der Berg- 

^ rede Christi in lauter Makarismen. Die fünf ersten verheissen der 

]{ ,' c Herzensreinheit, der iyvefa, der Jyxpd&xeia, der Weltflucht, der Ent- 

^ haltsamkeit auch in der Ehe himmlischen Lohn, und denselben Gedanken 

;t j fuhrt der Schluss der Rede aus, welcher die Leiber der Jungfrauen selig 

m \ preist. In der Mitte stehen zwei Makarismen, die auf die Gottesfurcht 

Pg überhaupt, einer, der auf die Bewahrung des Taufgelübdes, zwei, welche 

£ auf die christliche Erkenntnis, einer, welcher auf das Märtyrerthum, 

. te ; endlich einer, welcher auf die Barmherzigkeit Bezug hat. Aber die 

>f> Gottesfurcht und die christliche Erkenntnis fassen sich offenbar in der 

. Erkenntnis und Beobachtung des Hauptgebotes der iyxpdxEta zusammen, 

^ und eben hierin zeigt sich die Bewahrung des Taufgelübdes ; die Selig- 

: l preisung derer, welche um der Liebe Christi willen aus dem ax?il la 

. { xoa|ux6v herausgegangen sind, stellt auch das Martyrium unter den all- 

. . gemeinen Gesichtspunkt des inoTdaaea&ou. x(j> x6aji(p, endlich das Lob 

^ der £Xe^|jLOV£€ hängt wol mit dem auch sonst in unseren Acten hoch- 

, gehaltenen Verzicht auf weltlichen Reichthum zu Gunsten der Armen 

; und Nothleidenden (c. 39 und 41) zusammen '). Wesentlich in dem- 

.. selben Gedankenkreise wie die Makarismen bewegt sich die Rede des 

.. Paulus vor dem römischen Statthalter von Ikonion c. 17. Der lebendige 

. Gott, der Gott der Vergeltung, der eifrige Gott, der bedürfnislose Gott, 

^ welcher nach der a<DT7]p(a der Menschen Verlangen trage, habe ihn ge- 

' sandt, um sie iizb xfjc cpfropäs xal ixa&apatac xal rciorjc ^Sovfjc xal 

I &avaiou abzuziehn, damit sie nicht sündigten. Zu diesem Zwecke habe 

- Gott seinen Sohn gesandt, den er verkündige und die Menschen lehre, auf 

■ ihn ihre Hoffnung zu setzen, der allein mit der irrenden Welt Mitleiden 

, gehabt (auveiwHhjaev), damit sie nicht dem Gerichte anheimfalle, son- 

. dem Glauben, Gottesfurcht, Erkenntnis der Ehrbarkeit (yvöaiv aejivo- 

^ T7]iog) und Liebe zur Wahrheit hätte. Auch hier ist also die Errettung 

fl von der cpftopcfc und dxaö-apofa als der eigentliche Zweck der Predigt 

des Paulus bezeichnet, und eben diesen Zweck hat offenbar die Sendung 

Christi selbst: die rechte christliche yv&oic, welche Christus vermittelt, 

besteht eben in der Erkenntnis der ae(iv6xr]g, oder der Enthaltsamkeit 

als des göttlichen Hauptgebotes. Kurz die Hauptsumme der apostolischen 

Predigt ist der X6yos rcepl rcap&evtag oder izepl iyvefas (c. 7) 2 ). 

1) Vgl. hierzu die Makarismen in den «pd^eig 6cx>ii& p. 58 Bonnet; p. 
226 sq. Wright. 

2) Die Lesart schwankt. Nach DMS lautet der Text einfach töv nspl 
Äyvetac Xöyov. Die griechischen Handschriften machen Zusätze: C töv xffc 
rcapftsvCac Xöyov xat -rifc rcpooet>x*JC AB töv rcspl &Y vs£a C ^*Y 0V • • • * al t<s )C 

29* 



— 452 — 

So wie diese Formeln lauten, liegt allerdings nichts darin, was nicht 
anch ein heidenchristlicher Schriftsteller des 2. Jahrhunderts hätte sagen 
können. Aber ganz ebenso hätte auch ein katholischer Schriftsteller des 
3. Jahrhunderts sich ausdrücken können. Während grade die charak- 
teristischen Züge der heidenchristlichen Lehre des 2. Jahrh., insbesondere 
die Auffassung des Christentums als einer sittlichen Gesetzgebung nnd 
die moralische Auffassung des Werkes Christi fehlen, wird die Ent- 
haltsamkeit, vor Allem die geschlechtliche, so gut wie ausschliesslich 
betont. Nicht dass Paulus als „Lehrer der Moral" erscheint, sondern 
dass die von ihm gelehrte Moral in der iyxpdzeia und £yve(a gipfelt, 
ist das für die Anschauung der Acten Bezeichnende. 

Je schärfer aber die Grundtendenz der Acten bestimmt wird, desto 
unwahrscheinlicher wird die vermeintliche antignostische Polemik. Die 
Lehre von der iyxpixtia in dem eben festgestellten Sinne bildet jedenfalls 
kein specifisches Merkmal des katholischen Christenthums im Unterschiede 
von der häretischen Gnosis. Wenn es auch richtig ist, dass einzelne gno- 
stische Gruppen einer antinomistischen oder libertinistischen Richtung 
huldigten, so war ja grade die strenge Askese namentlich auch in ge- 
schlechtlicher Hinsicht in den meisten gnostisehen Kreisen zu Hause. 
Bei den mancherlei Anklängen unserer Acten an die Pastoralbriefe ist 
es gerade charakteristisch, dass das xcoXöetv ya|ietv und das dni^eab-oci 
ßp<D|jLccT<DV, welches 1. Tim. 4, 3 von den Häretikern ausgesagt wird, 
auf den Demas und Hermogenes der Acten grade keine Anwendung 
findet, sondern das Gegentheil davon. Beide Männer werden als den 
Freuden und Genüssen der Welt ergeben geschildert. Sie lassen sich 
goldenen Lohn versprechen, letzen sich im Hause des Thamyris an 
einem üppigen Mahle und reichlichem Wein uud mit ihrer Hilfe hofft 
jener die heissbegehrte Braut als Weib heimzuführen (c. 13). Um ihres 
weltlichen Sinnes willen vermisst Onesiphoros an ihnen „die Frucht der 
Gerechtigkeit" (c. 4). Ihre Anhänglichkeit an den Paulus ist blosse 
Heuchelei ; nur zum Scheine lassen sie sich von ihm über die X6yta 
xup(oo und über die iieyaXeia xoö Xptoxoö belehren (c. 1), in Wahrheit 
heften sie sich an seine Schritte nur um ihn zu verderben, verleugnen 
ihn dem Thamyris gegenüber (c. 12) und ertheilen dem letzteren wieder- 
holt den Rath, den Apostel als Xpioxiavös oder als Verbreiter der 
xaivT) 8i§axJ) xöv Xpiaxiav&v zu verklagen, um hierdurch seine sofortige 
Verurtheilung herbeizuführen (c. 14 u. 16). Alles dies passt schlecht 

6v xuptcp Trjooö Xpiox$ xCotscdg xal icpoo8ox%* Am wenigsten ursprünglich 
G : xöv Tcspl $eo& Xöyov . . . xal töv rcspl ä.y&nrfc xal tffc * v Xpior$ ictarsooc 
xal xpoost>x%' 



— 453 — 

genug auf gnostische Lehrer. Wenn anch spätere Kirchenlehrer den 
Gnostikern oft den Christennamen absprechen (Schlau S. 55 Anm. 2), 
so ist doch nichts davon bekannt, dass Gnostiker katholische Gläubige 
als „Christen" dennnzirt haben, im Gegentheile wollten sie selbst Christen 
sein und es hat sogar christliche Märtyrer unter ihnen gegeben. Demas 
und Hermogenes werden also nicht als Gnostiker, sondern einfach als 
Heuchler geschildert, deren Lehre das reine Gegentheil der vom Apostel 
gepredigten Syxpd&xeia bildet, und die aus Hass gegen die Person und 
Lehre des Paulus diesen zu verderben trachten. Die einzige Stelle, 
welche schon Ritschi dazu verleitet hat, in jenen beiden Männern Gno- 
stiker zu sehen, findet sich c. 14. Hier verheissen sie dem Thamyris: 
xod Vj|j£t£ ae 8i8ot£o|Aev, *f)v Xiyei oöxos ivcfcaxaotv yfveaäm 8xc ^Stj 
y£yovev ly ol<; Sxofxev xixvois %cd iviaxdfyiefra freiv irceyvtöxoxes 
dcXrjiM}. Es ist klar, dass die Behauptung, die Auferstehung sei schon 
geschehen, auf das Xiyovxes xijv ävflfoxaaiv ■JJStj yeyov£vat 2. Tim. 
2, 18 zurückweist, wo freilich nicht von Demas und Hermogenes, sondern 
von Hymenäus und Philetus die Rede ist. Ebenso klar ist, dass die 
folgenden Worte den 8inn jenes Satzes xi)v ivcfcaxaatv *?J6rj yeyovivai 
erläutern sollen, und dass wenigstens die zweite Aussage, die Auferstehung 
bestehe in der iWyvcoac^ des freös £Xt]{WJ€, gnostischen Inhalts ist (vgl. 
die Nachweise bei S chl au , S. 58). Nicht ebenso ist jedoch der Nachweis 
gelungen, dass auch die erste Aussage, die Auferstehung sei schon in 
der Kinderzeugung erfolgt, gnostischen Ursprungs sei (gegen Schlau 
a. a. 0.). Schon an und für sich sind die beiden in einem Athemzuge 
gegebenen Deutungen der <£vaaxaat£ nicht wol mit einander vereinbar. 
Die angeführten Zeugnisse aber (Epiphan. haer. 40, 8; Augustin. de 
haeresibus c. 59 bei Oehler Corpus Haeresiolog. I p. 215; Theodoret. 
in 2. Tim. 2, 17 sq. Opp. III, 685 ed. Schulze) beruhen lediglich auf 
einer Ausdeutung der Worte des 2. Timotheusbriefes, welche nicht blos 
dem Redactor unserer Acten, von dem der Ambrosiaster sie herüber- 
nimmt, eigenthümlich, sondern offenbar auch anderen Schriftstellern ge- 
läufig war. Aber gesetzt auch, jene mit dem idealistischen Onosticismus 
vielmehr streitende Ansicht Hesse bei der einen oder anderen antino- 
mistischen Secte sich nachweisen, so bleibt das weitere Bedenken be- 
stehen, dass man nach der Frage c. 13 xfc £axiv Vj 8t8aoxaX(a aöxoO 
einaxi |aoi, Eva xäyu) ESco gar nicht eine Darlegung der eigenen Lehre 
des Demas und Hermogenes, sondern eine Auseinandersetzung über die 
Lehre des Paulus erwartet. Unter diesen Umständen gewinnt die That- 
sache Bedeutung, dass der syrische Text den ganzen Zusatz nicht kennt. 
Derselbe liest einfach so, wie man nach c. 13 erwarten muss: „und 



— 454 — 

wir wollen dir die Auferstehung, welche jener lehrt, darlegen", d. h. 
einfach xal Vj|ief£ ae StSa^ojiev i)v X£yet oöxos dvdaxaaiv. Da nun 
die syrische Version zwar zahlreiche Zusätze bietet, nirgends aber will- 
kürlich weglässt, da ferner die Hinzusetzung der fraglichen Worte durch 
einen späteren Redactor sich sehr leicht, die Weglassung derselben aber 
gar nicht erklärt, so werden wir berechtigt sein, die Lesart des Syrers 
für die ursprüngliche zu halten '). Jedenfalls ist gerade der specifisch 
gnostißch klingende Zusatz xal dvioxafiefra frebv ^eyva)x6xe^ oX^frf) 
sehr verdächtig, denn er fehlt auch in M. Damit fallt das Hauptargu- 
ment für die Annahme fort, dass Demas und Hennogenes als gnostische 
Lehrer geschildert seien 2 ). 

Was Schlau ausserdem beibringt, will wenig besagen. In dem, 
was die Acten c. 1 als Inhalt der Lehre des Paulus angeben, findet 
Schlau (S. 56 flg.) eine antignostische, genauer antidoketische Tendenz: 
seinen beiden Begleitern gegenüber mache der Apostel einerseits die 
menschliche Geburt Jesu und seine Davidsohnschaft, andererseits seine 
leibliche Auferstehung geltend. Allein in den betreffenden Worten ist 
nur von einer Unterweisung des Demas und Hennogenes in den christ- 
lichen Grundlehren, durchaus nicht von einer Polemik gegen entgegen- 
gesetzte Anschauungen die Rede. Die beiden Männer spielen die Rolle 
von Schülern des Apostels; sie treten zunächst noch nicht einmal als seine 
persönlichen Widersacher, geschweige denn als theologische Gegner auf. 
Hierzu kommt, dass der Text, auf welchen Schlau seine Auffassung 
gründet, gar nicht sicher steht. Die Worte 8xi ix Mapfacg xal ix 
oft£ß|iaTO€ AaufS hinter Sajyelxo aüxotc (am Schlüsse des Kapitels) 
stehen nur in den pariser Handschriften und in M, fehlen dagegen in 
GDS und erweisen sich auch stilistisch als ein ziemlich ungeschickt 
angefügter Zusatz, da sie nur als Epexegese zu xa [ieyaXeta xoO Xpiaxoü 
gefasst werden können. Aber auch sonst gehen gerade hier die 
Lesarten weit auseinander. Die am Stärksten bezeugte Lesart xa X6yta 
xopfou xal xfjs 8i8aaxaX(as [xal xfjc Ippjvefas] xal xfjs Y 6VV *) a£ü) * 
xal x5)s avaaxiaetös xoö ^yaTWjfiivou l^Xtixotwey aüxobq %od xa jieya- 
Xela xoö Xptaxoö rctö$ dTOxaXu^Sij aöx$ xaxa ffjpta StTjyetxo aüxots, 



1) Auch die Paraphrase des Metaphrasten kennt den betreffenden Zusatz 
nicht. Demas und Hennogenes sagen hier: rcXrjv dXXa xal ^jietc oö nepi- 
0(1*6116$« os dXXd xä Öuvaxd &a6}is&a ouvspyoövTSG. 

2) Auch Zahn bestreitet (a. a. 0. S. 1304 flg.) die Annahme von Ritschi 
und Schlau, freilich im Interesse seiner Annahme einer weit früheren Abfas- 
sungszeit der Acten. Aber was er geltend macht, trifft theilweise mit dem 
oben Bemerkten zusammen. 



— 455 — 

(AG 08), zu welcher sich die von B (t& \6yia xupfou £v 8t8aoxaXfa 
xfjs te yevv^aetDC xxX.) als erleichternde Correctur verhält, verräth sich 
schon durch den ungeschickten Satzbau als Erweiterung eines einfacheren 
Satzes. Wahrscheinlich lautete der ursprüngliche Text einfach xa X6yta 
xupfou ty\{)Y.ativEv autoüs *al xi \LeyaXela xoO Xpiaxoö xxX. D scheint 
gelesen zu haben xa (leyaXela xoO freoG xal x))v aöveaiv xoö XpiaxoG 
izGh; dvexaXuqpO'Tj aux^p xxX. Von der Geburt und Auferstehung Jesu 
ist keine Rede. Welches aber auch die ursprüngliche Fassung gewesen 
sein möge: bekanntlich gehen gerade in dergleichen christologischen 
Stellen die Handschriften auch sonst weit auseinander. 

So lässt sich der Stelle c. 1 nur soviel entnehmen, dass dieselbe jeden- 
falls in allen unseren Texten ein gut katholisches Gepräge trägt. 
Dasselbe gilt auch von den beiden dem Apostel in den Mund gelegten Reden, 
(c. 5 — 6 und 17), von der Rede der Thekla (c. 37) und von den beiden 
Gebeten (c. 24 und 42). Mag Einzelnes auch eine andere Deutung 
zulassen, es findet sich nichts, was ein katholischer Christ nicht auch 
hätte sagen können. Aber das lehrhafte Element tritt, abgesehen von 
der Empfehlung der gyxpixeta und iyvefa, überhaupt stark zurück, 
und von einer polemischen Tendenz gegen häretische Lehre fehlt jede 
Spur. Was sich über die Lehrmeinungen des Verfassers aus gelegent- 
lichen Andeutungen errathen lässt, fuhrt auf eine sehr einfache Dogmatik. 
Namentlich die christologischen Formeln der nachnicänischen Zeit fehlen 
gänzlich 1 ); dagegen können die für Christus gebrauchten Ausdrücke 
ebensogut auf das 3. wie auf das 2. Jahrhundert führen*). 

Die weiteren, aus den in den Acten vorausgesetzten Gemeinde- 
verhältnissen, Bräuchen und Lehrmeinungen zu entnehmenden Zeit- 
spuren konnten der Kritik einen sicheren Halt nur solange zu gewähren 
scheinen, als man sich berechtigt glaubte, in unserem gegenwärtigen 
Texte den ursprünglichen zu sehen. Nun hat sich uns aber schon oben 
die Nothwendigkeit ergeben, zwischen Grundschrift und Ueberarbeitung 
zu scheiden. Nach Widerlegung der von Ritschi und Schlau vor- 
getragenen Ansicht nehmen wir den oben einstweilen fallen gelassenen 
Faden wieder auf. 

Es hat sich gezeigt, dass unsere Acten zwar in ihrer dermaligen 



1) Die Lesart von B c. 24 itdxsp xotl ulk xal &ytov nveSjia O-eöxTjc jiCa 
ist natürlich erst von einem späteren Abschreiber eingetragen. 

2) Anders Schlau S. 63 flg. Anm. 1. Aber Ausdrücke wie rcottt, fjya- 
TtTjjiivoc kommen auch im 3. Jahrh., ja theilweise noch später vor (vgl. Harn ack 
zu ep. Barn. 6, 1; 3, 6); der Nichtgebrauch des Ausdrucks \6yo$ aber beweist 
nur, dass der Verfasser von theologischen Speculationen kein Freund war. 



— 466 — 

Gestalt ein gut katholisches Gepräge tragen, dass jedoch von einer anti- 
gnostischen Tendenz schlechterdings keine Rede sein kann, und dass 
auch das Recht, unsere Schrift den Documenten des nachapostolischen 
Heidenchristenthums einzureihen, mindestens ein sehr zweifelhaftes ist. 
Gehen wir nun nochmals anf die oben nachgewiesene Grundtendenz 
der Acten zurück, so hatte sich bereits ergeben, dass die Empfehlung* 
der iyxpaxeca und äyvela zwar an sich nicht in Widerspruch mit der 
kirchlichen Anschauung des 2. und 3. Jahrhunderts steht, dass aber die 
ausschliessliche Hervorhebung der Enthaltsamkeit und Virginität aller- 
dings den Eindruck macht, als ob die ganze christliche Moral hierin 
gipfle. Wenn es auch nicht mit unzweideutigen Worten ausgesprochen 
ist, so ergiebt sich doch als Consequenz der die Acten beherrschenden 
Anschauung die Verwerfung des ehelichen Standes über- 
haupt. Dass jedenfalls der spätere Katholicismus die hier dem Paulus 
in den Mund gelegte Ansicht von der Ehe nicht unbedenklich fand, be- 
weist nicht blos die Streichung der fünften Seligpreisung in M, sondern 
auch die Art wie Basilios von Seleukia und Niketas David geändert haben. 
Paulus muss sich gegen die Unterstellung verwahren, als wolle er über- 
haupt die Ehe verwerfen, und fordert die Virginität nur als Vorrecht 
besonders frommer Seelen, die der Welt ganz absagen und lediglich dem 
Umgange mit ihrem Herrn ihr Leben weihen wollen. Der Standpunkt 
der katholischen Kirche des 2. und 3. Jahrhunderts ist aber in dieser 
Beziehung kein anderer gewesen. Wenn dagegen der Paulus unserer 
Acten die Braut dem Bräutigam abspenstig macht, und durch seine 
Lehre zu dem Entschlüsse ewiger Jungfräulichkeit bringt, so hat dies 
seine Parallele nur in gnostischen Schriften wie in den Acten des Thomas, 
wo von dem königlichen Brautpaare Aehnliches erzählt wird. Ausdrück- 
lich wird ja die Lehre des Paulus wiederholt dahin zusammengefasst, 
dass er Jünglingen und Jungfrauen gebiete, ehelos zu bleiben (c. 12. 16). 
Wenn ferner unter den Seligpreisungen uns auch die der Ehemänner be- 
gegnet , welche ihre Weiber haben , als hätten sie sie nicht, Qxaxa- 
pcoc 61 2x ovxe C yuvatxac &c |xyj §x ovT£ g) 80 l^gt n ^ er allerdings ein 
acht paulinisches Wort (1 Kor. 7, 29) zu Grunde, und dieser Umstand 
erklärt es, warum jener Makarismus auch katholischen Ohren unbedenk- 
lich klang. Aber der Sinn, in welchem unser Verfasser jenes paulinische 
Wort verstand und sich aneignete, ist offenbar dieser, dass die Ehe- 
männer sich des geschlechtlichen Umgangs mit ihren Frauen enthalten 
sollen. Für diesen Verzicht wird ihnen in Aussicht gestellt, Gott zum 
Erben zu erhalten (xX7)povo|i^aouat xöv fre6v). Von den „Leibern" der 
jungfräulich Verbleibenden aber heisst es, dass sie Gott Wohlgefallen 



— 457 — 

und des Lohnes ihrer Reinheit nicht verlustig gehen werden (fiaxapta 
xa aa)|iaxa xöv rcap^vcov, 8xt aöxa eöapeanljaouaiv x$ {re$ xal oöx 
dcrcoA£aouatv xiv |xtaö-6v xfj; iyvefa; aöxftv). Sollen nun aber die Jung- 
frauen und Jünglinge unverehelicht bleiben, die Eheleute aber auf das 
Recht der ehelichen Beiwohnung verzichten, so ist dies allerdings eine 
Verwerfung des Ehestandes als solchen, was Schlau (S. 68 vgl. 83) mit 
Unrecht bestreiten möchte. Die dyvefa, welche den Hauptinhalt der 
paulinischen Predigt in unsern Acten bildet, ist gleichbedeutend mit der 
itap$£Vi'a und bildet das vornehmste Stück der £yxpixeta. Für das 
katholische Bewusstsein konnte diese Lehre offenbar nur dadurch zu- 
rechtgelegt werden, dass man die geschlechtliche kyxpdxzia im ab- 
geschwächten Sinne von Vermeidung der Unzucht und sündigen Lust, 
die Virginität aber als eine höhere Stufe christlicher Vollkommenheit auf- 
fasste. Ebenso offenbar aber ist, dass mit dieser Deutung der ursprüng- 
liche Sinn nicht gedeckt wird. 

Als zweites Stück der iyxpixeta tritt neben die Verwerfung des 
Geschlechtsumgangs in jeder Gestalt die Enthaltung von Fleisch 
und Weingenus s. Wenn Paulus mit der Familie des Onesiphoros 
mehrere Tage lang fastet (c. 23), so hat dies allerdings mit eigentlicher 
Askese nichts zu thun, sondern hängt nach einer auch dem Urchristen- 
thum nicht fremden Sitte mit dem anhaltenden Gebete zusammen, 
welchem der Apostel mit seinen Begleitern damals obliegt. Anders aber 
steht es mit der Mahlzeit, welche nach beendigtem Fasten (c. 25) ge- 
feiert wird. Dieselbe besteht aus Brot, Kräutern (Actyava) und Wasser, 
wozu der syrische Text noch Salz hinzufügt. Die Voraussetzung ist 
hierbei offenbar die Verwerflichkeit jeder anderen Speise und jeden andern 
Getränkes, also jene uns so häufig in gnostischen Kreisen begegende dua- 
listische Askese. Hiermit stimmt, dass nach c. 43, wenigstens nach den 
pariser Handschriften, Thekla während ihres ganzen langen Lebens in 
der Höhle bei Seleukia sich nur von Pflanzenkost und Wasser nährt 
(iofriouoa ßoxavat xal ö8a>p). Schlau (S. 68 Anm. 1) möchte darin 
einen späteren Zusatz sehen und fragt, aus welchem Grunde die andern 
Zeugen diesen Zug fortgelassen haben sollen. Dieser Grund ist doch 
nicht so schwer abzusehen: die Strenge der angeblich von Thekla ge- 
übten Askese ging über das Maass des nach katholischer Anschauung 
Zulässigen hinaus. 

c. Gnostische Grundschrift. 

Jene beiden Hauptmerkmale strenger Askese, die Verwerfung der 
Ehe und des Genusses von Fleisch und Wein, kehren nun aber nicht bloss 



— 458 — 

überhaupt in gnostischen Kreisen, sondern namentlich auch in den 
apokryphen Apostelgeschichten, deren gnostischer Ursprung sicher steht, 
wie in den Acten des Petrus, des Thomas, des Philippus, des 
Andreas u. s. w. wieder. Es hat also mindestens grosse Wahrschein- 
lichkeit, dass die Entstehung unserer Acten in denselben Kreisen zu 
suchen ist. Eben dahin weist die ganze Rolle, welche Thekla in unseren 
Acten spielt. Wie in den Acten des Philippus Mariamne den Philippus, 
so begleitet hier Thekla den Paulus in Männertracht (cap. 40 vgl. mit 
acta Philippi cod. Barocc. bei Tischendorf apoc. apocr. p. 152). Wenn 
Thekla ferner, sogar in Folge eines ausdrücklichen apostolischen Auf- 
trages, das Wort Gottes verkündet, so erinnert dies wieder an die 
Charakteristik der Mariamne als Prophetin, und an andere gnostische 
Prophetinnen wie Philumena, Marcellina u. A. Auch Tertullian bezeugt es 
von den Häretikern ausdrücklich, dass bei ihnen Frauen als Lehrerinnen 
auftraten (praescr. haer. 41). Der Auftrag des Paulus örcaye xal 
Sföaoxe t&v X6yov xoO freoö (c. 41) ist also ebensowenig wie das 
noXkob<; £<p(5)Ttaiv t$ X6ycp xoö fteoü (c. 43) abzuschwächen und etwa 
auf eine private Missions Wirksamkeit unter heidnischen Frauen zu be- 
schränken. Ihre Predigtthätigkeit ist allerdings, wie man Schlau 
(S. 71) zugeben kann, nicht als eigentliches Gemeindeamt gedacht, 
daher man auch nicht etwa die Presbyterissen des 1. Timotheusbriefes 
zur Vergleichung herbeiziehen darf; in Wahrheit nimmt aber Thekla 
als unmittelbar vom Apostel selbst berufene Prophetin einen höheren 
Rang ein. Auch dass Frauen tauften, ist in gnostischen Kreisen 
nichts weniger als unerhört. Von den Marcioniten wenigstens ist uns 
dies ausdrücklich bezeugt (vgl. die Stelle ausEznig bei Harnack, zur 
Gesch. der marcionischen Kirchen in Ztschr. f. wiss. Theol. 1876 S. 102 
und dazu Tertull. de praesc. haer. 41). Wenn Tertullian daher in der 
bereits besprochenen Stelle über unsere Acten von Leuten redet 'qui 
exemplum Theclae ad licentiam tnulierum docendi tingendique 
defendunf (de baptismo c. 17), so hat er unzweifelhaft Gnostiker 
im Sinn. 

Aber auch sonst erinnert Vieles in unseren Acten an gnostische Lite- 
raturproducte. Wenn Thekla Mutter und Bräutigam vergisst, um nur den 
Worten des Paulus zu lauschen, wenn sie den Wächter besticht, ihr die 
Thüren des Gefängnisses zu öffnen und dort zu den Füssen des Apostels 
sich niederlässt, so wird uns ganz Aehnliches von Mygdonia in den Acten 
des Thomas, von Maximilla in den Acten des Andreas, von Eubula und 
Artemiila in den Acten des Paulus erzählt. Hierzu kommt weiter die 
deutlich an den gnostischen Geschmack erinnernde Scenerie. Die 



— 459 — 

Fabel vom getauften Löwen ist zwar aus unserem jetzigen Texte 
getilgt, wird aber dadurch erst recht zum Kennzeichen gnostischen 
Ursprung unserer Acten. Dieselbe verdankt weder einem Mißverständ- 
nisse noch gar einem schlechten Witze ihre Entstehung, sondern erinnert 
an den Leoparden und den Ziegenbock der acta Philipp], welche den 
Apostel auf seinen Wanderzügen begleiten und mit menschlicher Stimme 
reden. Specifisch gnostisch ist ferner c. 21 die Erscheinung Christi in 
der Gestalt des Paulus, ein Zug der uns ganz ähnlich auch in den Acten 
des Philippus (c. 42) und des Thomas (c. 11) begegnet. Die Feuer- 
wolke, welche nach c. 34 die nackte Thekla umgiebt, sodass ihre Gestalt 
für die Augen der Zuschauer verhüllt wird, erinnert an die ganz ähn- 
liche Geschichte von der Mariamne in den Acten des Philippus (c. 20). 
Auch das Wunder mit dem Erdbeben und der Wetterwolke, welche den 
Scheiterhaufen auslöscht (c. 22) und der Blitzstrahl, welcher die Robben 
tödtet (c. 34), weisen deutlich auf den eigenthümlichcn Geschmack gnosti- 
scher Legenden zurück. Gnostischen Ursprung verräth vielleicht auch 
die berühmte Beschreibung der Gesichtszüge und der Gestalt des Apostels 
Paulus (vgl. oben S. 213), welche auffallige Berührungen mit den Beschrei- 
bungen Jesu zeigt (vgl. Schlau S. 8 flg. Anm. 3) und wahrscheinlich von 
einer Abbildung des Paulus abstrahirt ist. Bekanntlich waren aber die 
ältesten Bilder Christi und der Apostel gerade bei Gnostikern in Gebrauch. 

In dogmatischer Beziehung tragen unsere Acten in der gegen- 
wärtigen Redaction, wie bei ihrem grossen Ansehen in der Kirche auch 
nicht anders erwartet werden darf, einen durchweg katholischen Charakter. 
Doch könnte wenigstens c. 37 die Bezeichnung Christi als 5po£ xfj£ 
£ü>fj£ an die valentinianische Figur des "Opoq erinnern, und c. 42 ist die 
Anrede an Christus 6 fteög |xou xal xoö ofxoo toötou, 5tcou |iot x& 
cp&£ l\a\L<\>a<; zwar durch den folgenden Zusatz XpLorfc 'Lrjaoö 6 vlb$ xoö 
S-eoO toO £ti>VTO£ für katholische Ohren jedes Anstosses entkleidet, er- 
innert aber doch an die z. B. in den acta Johannis stark hervortretende 
gnostische Weise, Christum unmittelbar mit Gott zu identificiren. 

Nach dem Allen werden wir ein Recht haben, die uns erhaltenen 
Acten des Paulus und der Thekla den zahlreichen katholischen Redactionen 
häretischer Literaturproducte einzureihen, welche bestimmt waren, die 
trotz ihres verdächtigen Ursprungs auch in katholischen Kreisen ver- 
breiteten und beliebten Legenden dem katholischen Volke in einer von 
ketzerischem Gifte sorgfältig gereinigten Gestalt zu erhalten. Die Ueber- 
arbeitung des ursprünglichen Textes unserer Acten ist mit grossem 
Geschicke veranstaltet, aber dennoch nicht durchgreifend genug, um nicht 
noch zahlreiche Spuren des gnostischen Originales durchschimmern zu 



— 460 — 

lassen. Auch die gerühmte Knappheit und Schlichtheit der Erzählung, 
durch welche unsere Acten vor ähnlichen Erzeugnissen sich vortheilhaft 
auszeichnen, kann uns doch darüber nicht täuschen, dass der vorliegende 
Text nur ein vielfach abgerissenes Excerpt einer älteren Darstellung ist. 

Von dem gewonnenen Ergebnisse aus fällt auch auf die bekannte 
Stelle Tertullians über die Entstehungsverhältnisse unserer Schrift ein 
neues Licht. Wir haben kein Recht, die Thatsache in Zweifel zu ziehen, 
dass der Verfasser der Acten in der That ein Presbyter in der Provinz 
Asien war, also äusserlich noch im Verbände der katholischen Kirche 
stand, als er sein Buch angeblich „aus Liebe zu Paulus" veröffentlichte. 
Bekanntlich ist es auch sonst häufig geschehen, dass Männer, welche 
öffentlich in der katholischen Kirchengemeinschaft, ja auch im katholi- 
schen Kirchendienste standen, insgeheim gnostischen Meinungen an- 
hingen. Die geheimnisvolle Art, auf welche der Verfasser seinen Lehren 
dadurch Eingang zu verschaffen suchte, dass er sie dem Apostel Paulus 
in den Mund legte, stimmt ganz mit dem in dieser Literatur auch sonst 
üblichen Verfahren. Welche Umstände die Entdeckung des Verfassers 
.herbeiführten, ist unbekannt. Aber sicher ist seine Absetzung nicht da- 
durch motivirt gewesen, dass er seine Schrift dem Paulus „unter- 
geschoben habe". Wenn auch Tertullian dieselbe den „untergeschobenen" 
Schriften des Paulus zuzuzählen scheint, so widerspricht doch ihre 
Oomposition der Annahme, dass sie den Namen des Paulus als angeb- 
lichen Verfassers an der Stirn getragen habe. Aber auch wenn dies 
der Fall gewesen wäre, wir haben auch sonst Beispiele genug von 
Pseudonymen Apostelschriften, welche die Kirche, weil sie mit der 
„Glaubensregel" im Einklänge standen, unbedenklich in Gebrauch nahm, 
ohne dem Geheimnisse ihres Ursprungs weiter nachzuforschen. Die Ab- 
setzung jenes Presbyters kann also nur um des dem katholischen Bewusst- 
sein widersprechenden Inhaltes des Buches willen erfolgt sein. Als solche 
Anstösse aber nennt Tertullian selbst die von den Acten begünstigte 
Sitte, dass Frauen lehrten und tauften, und die Bemerkung des Hieronymus 
über die Fabel vom getauften Löwen beweist jedenfalls, dass jene von 
Tertullian hervorgehobenen Anstösse nicht die einzigen waren. 

Tertullians Schrift de baptismo ist noch in seiner vormontanistischen 
Zeit, also in den letzten Jahren des 2., spätestens in den ersten Jahren 
des 3. Jahrhunderts geschrieben. Die Acten der Thekla müssen also 
jedenfalls einige Zeit früher entstanden sein. Tertullian, Hieronymus 
und vielleicht anch noch Chrysostomos '), oder wer sonst der Verfasser 

1) Doch bleibt die Möglichkeit offen, dass die katholische Bearbeitung in 
verschiedenen Bedactionen umlief, von denen die eine noch allerlei Zusätze 



— 461 — 

der unter seinem Namen erhaltenen Homilie auf die heilige Thekla ist, 
haben noch das ursprüngliche Werk im Auge , auf welches sich mög- 
licherweise auch das Verdammungsurtheil im decretum Gelasii bezieht. 
Späterhin ist dasselbe spurlos abhanden gekommen. 

d. Abfassungszeit 

Für die genauere Bestimmung der Abfassungszeit kommt namentlich 
das Verhältnis zu den kanonischen Schriften des N. T. in Be- 
tracht Allerdings ist im Einzelnen schwer zu entscheiden, ob eine Be- 
rührung mit einer neutestamentlichen Schrift auf Rechnung der Grund- 
schrift oder der Ueberarbeitung kommt Doch steht wenigstens die Be- 
nutzung paulinischer Briefe und der Apostelgeschichte, des Evangeliums 
Matthäi und wol auch des Johannesevangeliums sicher. An die Erzählung 
der Apostelgeschichte von der Flucht des Paulus von Antiochia in Pisidien 
nach Ikonion (Act. 13, 50 flg.) lehnt der ganze historische Rahmen 
unserer Erzählung sich an. Ausserdem finden sich noch zahlreiche 
sprachliche Berührungen mit der Apostelgeschichte, welche Schlau 
(S. 80 Anm. 1) mit grossem Fleisse gesammelt hat. Die Makarismen 
c. 5 und 6 sind den Makarismen der Bergrede bei Matthäus nach- 
gebildet; Matth. 5, 8 und 5, 7 sind wörtlich herübergenommen. Der 
Spruch c. 5 [uzxdpiQi ol i^oviec yovalxac d>g |i4] Sx 0VT€ C & e h* sicher 
auf 1 Kor. 7, 29, das Wort der Thekla c. 40 6 ydp ool ouvepy^aa^ 
efc xb eöaYY&tov x&pol auv^pyrjaev sie xb Xo6aaa{rat c. 40 auf 
GaL 2, 8, der xapnb$ Sixaiooövqc c. 4 wahrscheinlich auf Phil. 1, 11, 
der absolute Nominativ ydpixo$ icX4}pi]c c. 3 auf Joh. 1, 14 zurück. 
Zahlreiche weitere mehr oder minder sichere Berührungen mit neutesta- 
mentlichen Schriften hat Schlau (S. 81 flg.) zusammengetragen. Von 
besonderer Wichtigkeit ist die Benutzung der Pastor alb riefe, die 
ebenfalls schon auf Rechnung der Grundschrift gesetzt werden muss. 
Aus dem zweiten Timotheusbriefe ist zunächst das Personal unserer 
Acten zum grossen Theile entlehnt Hier finden sich nicht nur Demas 
(2. Tim. 4, 10) und Hermogenes (2. Tim. 1, 15), welche beide als un- 
getreue Reisebegleiter des Paulus charakterisirt werden, sondern auch 
Onesiphoros und „sein Haus u (2. Tim. 1, 16 ff.; 4, 19), welche durch 
ihre Anhänglichkeit an den Apostel besonderes Lob verdienen. Wie 
2. Tim. 1, 17, so wird auch hier von Onesiphoros erzählt, dass er den 



aus den ursprünglichen Acten enthielt, wie Aehnliches auch in vielen Hand- 
schriften der Acta Petri und Pauli sich findet 



— 462 — 

Paulos „gesucht und gefunden habe", freilich nicht in Rom, sondern 
auf der Landstrasse von Antiochien nach Ikonion. Auch Titus, welcher 
iu unseren Acten dem Onesiphoros die Gestalt des Apostels beschreibt, 
wird im 2. Timotheusbriefe (4, 10) erwähnt, und zwar wie hier, als 
damals nicht in der Begleitung des Paulus befindlich. Endlich das in den 
meisten Handschriften dem Hermogenes beigelegte Prädicat 6 xaXx£U£ 
geht auf 2. Tim. 4J14 zurück, wo freilich nicht Hermogenes, sondern 
Alexander als Kupferschmied erscheint. Dafür scheint der Alexander 
des 2. Timotheusbriefes, welcher dem Paulus „viel Böses gethan" für 
die Figur des Syriarchen Alexander in Antiochia verwendet worden zu 
sein. Der Hermaios oder Hermes unserer Acten (c. 41) ist der einzige 
unter den Gefährten des Paulus, der nicht im 2. Timotheusbriefe vor- 
kommt. Wenn Hermes die ursprüngliche Namensform ist, so liegt wol 
der Römer 16, 14 Genannte zu Grunde. Eine Reminiscenz an den 
2. Timotheusbrief liegt vielleicht auch noch in dem Schauplatz, auf 
welchem unsere Acten spielen. Abgesehen davon, dass Onesiphoros 
(2. Tim. 1, 16. 4, 19), Hermogenes (2. Tim. 1, 15), Demas (vgl. Kol. 
4, 14. Philem. 24) Asiaten sind, wird 2. Tim. 3, 11 ausdrücklich auch 
der Leiden und Verfolgungen des Apostels zu Ikonion, Antiochia und 
Lystra gedacht. Alle drei Städte aber kommen auch in unseren Acten 
vor. Nach allen diesen Berührungen ist es um so auffalliger, dass 
grade die „Häretiker" des zweiten Briefes, Hymenäus und Philetus 
(2. Tim. 2, 17) nirgends erwähnt werden. Wenn der griechische und 
lateinische Text unserer Acten die dort von jenen beiden ausgesagten 
Irrlehren (rfyv Aviaxaatv fjSr) yeyov£vai) auf Demas und Hermogenes 
überträgt, so hat sich bereits ergeben, dass die ursprünglichen Acten 
an diesem Quidproquo unschuldig waren. Jener Hymenäus wird be- 
kanntlich auch im ersten Brief (1. Tim. 1, 20) neben einem Alexander 
als Häretiker, der „am Glauben Schiffbruch gelitten", erwähnt. Von den 
Irrlehrern des ersten Briefes aber hören wir weiter, dass sie die Ehe 
verhindern und Enthaltung von Speisen, d. h. wol vom Fleischgenuss, wie 
es scheint, auch vom Weingenusse fordern (1. Tim. 4, 3 vgl. 2, 15 ; 5, 23). 
Ebenso ist das Verbot, dass Frauen öffentlich lehren (l.Tim. 2, 11 ff.), 
wahrscheinlich gegen einen in den Kreisen der bekämpften Häretiker 
herkömmlichen Brauch gerichtet. Haben wir es nun schon oben be- 
merkenswerth gefunden, dass den in unseren Acten auftretenden Wider- 
sachern des Paulus das xtüAöetv yajjLetv und das inlxeofroii ßpü>(iata)v 
grade nicht zugeschrieben wird, sondern das Gegentheil, so ist es im 
höchsten Grade auffällig, dass alle jene vom ersten Timotheusbrief an 
den Häretikern bekämpften Grundsätze umgekehrt von dem Paulus 



— 463 — 

unserer Acten empfohlen werden. Grade von diesem gilt das xcoAöeiv 
yajielv and das iniyza&at ßpü)|iiiü)v, die Enthaltung vom Weingenuss, 
endlich die ausdrückliche Anweisung an ein Weib, öffentlich zu lehren. 

Der Widerspruch ist so auffällig, dass er auch schon bisher nicht 
unbeachtet bleiben konnte. Es fragt sich nur, ob die Auskunft, welche 
Schlau (a. a. 0. S. 83) trifft, wirklich genügt: „Es scheint fast, dass 
solche Lehren, wie sie im ersten Timotheusbriefe vorkommen, mit dazu 
beigetragen haben, den Paulus zu discreditiren, und um sein Ansehen 
wiederherzustellen, erdichtet der Verfasser einen Paulus nach dem Ge- 
schmacke seiner Zeitgenossen, den Anforderungen entsprechend, die sie 
an einen Apostel stellten". Aber es muss bestritten werden, dass es 
nach Mitte des 2. Jahrhunderts in der katholischen Heidenkirche Leute 
gab, bei denen Paulus „discreditirt" war, und ebenso unglaubhaft ist es, 
dass der Geschmack der Heidenchristen jener Zeit derartige Anforderungen 
an einen Apostel stellte, wie unsere Acten voraussetzen. Dagegen er- 
klärt sich Alles, wenn ein gnostischer Schriftsteller jener Zeit dem 
Paulus der Pastoralbriefe einen Paulus nach dem Geschmacke seiner 
Gesinnungsgenossen gegenübergestellt hat. Dem antignostischen Paulus- 
bilde der Pastoralbriefe wird also durch die, durch und durch in gno- 
stischen Voraussetzungen wurzelnde Darstellung unserer Acten die Spitze 
abgebrochen. 

Unsere Acten gehören also in eine Zeit, in welcher die paulinische 
Abkunft der Pastoralbriefe bereits eine so allgemeine Anerkennung ge- 
funden hatte, dass man in gnostischen Kreisen Bedacht darauf nehmen 
musste, den katholischen Gegnern diese gefährlich gewordene Waffe zu 
entwinden. Da Markion die Pastoralbriefe überhaupt noch nicht in 
seinem Kanon hatte, werden wir in die Zeit nach Markion herab- 
gehen müssen. Die Acten sind also, wie auch Schlau, freilich theil- 
weise von anderen Voraussetzungen aus urtheilte, zwischen 160 und 
190 u. Z. geschrieben *). 

Die anderweiten Zeitspuren bestätigen dieses Ergebnis. Dahin 
gehört vor Allem die einfache Taufformel inl x$ 6v6(iatc Ttyaoö XpcaroO 
(c. 34) statt der trinitarischen Form, die einfachen Formen des Gottes- 
dienstes (die xXfot; yovc&Tcov, xXccacc äpxou xal X6yo$ freoö c. 5), die 
Abhaltung der gottesdienstlichen Versammlungen in Privathäusern 
(c. 5. 7), die Fürbitte für heidnische Todte (c. 28. 29, vgl. Schlau 

1) Zahn (a. a. 0. S. 1306 flg.) zieht die trojanische Zeit, wo nicht gar 
die Lebenszeit des Johannes vor, geht aber dabei von Voraussetzungen über 
die Entstehung des neutestamentlichen Kanons aus, die an dieser Stelle nicht 
discutirt werden können. 



— 464 — 

S. 64 Anm. 5) , die im 2. und 3. Jahrhundert bei Katholikem und Gno- 
stikern herkömmliche Bezeichnung der Taufe als acppayf; (c. 25), auch 
wol die Vorstellung von der Taufe als Schutzmittel wider Versuchung 
(c. 25. 40). Die Sitte des Bekreuzigens (c. 22 und im syr. Texte c. 34) 
ist seit Ende des 2. Jahrhunderts auch in katholischen Kreisen allge- 
mein, doch scheint die vom Syrer bezeugte specielle Form dieser sym- 
bolischen Handlung, die Ausstreckung der Arme in Kreuzesform, auf 
gnostischen Brauch zu weisen. Der Christenname kommt wie noch 
öfters in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts, nur im Munde der Gegner 
vor (c. 14. 16), und die trajanische Gesetzgebung, nach welcher das 
blosse Bekenntnis zum Christenthum zur Verurtheilung hinreicht, steht 
in unangefochtener Geltung (ibid.). 

Für die Entstehungszeit der uns jetzt allein vorliegenden katho- 
lischen Bearbeitung fehlt es an völlig sicheren Anhaltspunkten. Doch 
wird man bei der grossen Beliebtheit, welcher sich die Legende in 
katholischen Kreisen wohl schon im 3. Jahrhundert erfreute, die katho- 
lische Redaction jedenfalls nicht später als ins 3. Jahrhundert setzen 
dürfen. Hierfür spricht auch der völlige Mangel an Spuren einer ent- 
wickelten Dogmatik und die einfache Herübernahme aller jener auf ein 
höheres Alter deutenden Züge des Originals. Vermuthlich ist also die 
Bearbeitung nicht allzulange nach der Grundschrift, wol eher in der 
ersten als in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts verfasst 



e. Geschichtlicher Wcrth. 

Was den geschichtlichen Werth der Acten betrifft, so hat 
Gutschmid (die Königsnamen in den apokryphen Apostelgeschichten. 
Rhein. Museum, Neue Folge XIX S. 177 ff.) „die Königin und Ver- 
wandte des Kaiserhausee", Tryphaina, als eine geschichtliche Person 
nachgewiesen. Wie sich aus einer Münze bei Visconti ergiebt, war 
Tryphaina die Gemahlin Polemon's II. von Kilikien, desselben Fürsten, 
der uns auch in der Bartholomäuslegende begegnet. Nach Gütschmids 
Combinationen war sie wahrscheinlich eine Tochter Juba's II. von Maure- 
tanien und der Kleopatra Selene, einer Tochter der bekannten ägyptischen 
Königin Kleopatra. Der a. a. 0. gegebene Stammbaum macht sie als 
Cousine des Kaisers Claudius kenntlich. Die Heirath Polemons mit der 
Herodäerin Berenike, der Wittwe des Herodes von Chalkis, fallt nach 
Gutschmid später ; derselbe vermuthet, dass Polemon die Tryphaina aus 
Gefälligkeit gegen Gajus Cäsar nach der Katastrophe, die im Jahre 40 
nach Chr. über das mauretanische Königshaus hereinbrach, Verstössen 



— 465 — 

habe. „Sie zog sich dann vermuthlich anter Claudias nach dem pisi- 
dischen Antiochien auf römisches Gebiet zurück. Es begreift sich, dass 
dies für die Provinzialstadt ein Ereignis war, and dass sich dort die 
Erinnerung an Tryphaina noch 150 Jahre später erhalten hatte" 1 ). Aach 
den iffsp&v KaariAtoc (KaorfjAioc, Kaar£XAtoc) hält Gutschmid 
(a. a. 0. S. 396 flg.) für eine historische Person: „es mos dies der da- 
malige legatas Aagasti pr. pr. Galatiae gewesen sein; sein wahrer 
Name war vermuthlich CaeseUius". Indessen ist die Persönlichkeit 
dieses „Statthalters", oder wie er im griechischen Texte häufig heisst 
„Proconsuls", bisher anderweit nicht nachgewiesen. 

Als Zeit der Handlung wird, wie schon bemerkt ist, die sogenannte 
erste Missionsreise des Paulus, also c. 50 u. Z., vielleicht auch ein par 
Jahre früher, vorausgesetzt. Dass der Bericht unserer Acten zu den 
Nachrichten der Apostelgeschichte nicht stimmt, beweist nicht, dass 
jener mit dem Act. 13 und 14 Berichteten nichts zu thun hat (gegen 
Schlau 8. 79. 88). Die Ortschaften, in welchen die Geschichte spielt, 
sind jedenfalls zum guten Theile dieselben, deren die Apostelgeschichte 
ans Anlass der ersten Missionsreise gedenkt. Von Antiochia in Pisidien 
kommt der Apostel nach der Hauptstadt von Lykaonien , wo er die 
Thekla bekehrt. Von dort vertrieben, hält er sich, wie es scheint un- 
weit der Stadt, in einem Grabmal an der Landstrasse auf, wo ihn Thekla, 
vom Feuertode errettet, wieder antrifft. Beide gehen nun gemeinsam 
nach Antiochien, woselbst der Vorfall mit dem Syriarchen Alexander 
sich zuträgt. Paulus verschwindet, Thekla aber, nachdem sie dem 
Thierkampfe unversehrt entronnen ist, findet ihn zu Myra in Lykien 
wieder auf, kehrt von da nach ihrer Vaterstadt Ikonion zurück und 
übersiedelt für den Rest ihres Lebens nach Seleukia. Unter diesem 
Seleukia ist jedenfalls das isaurische gemeint, und ebensowenig kann 
darüber ein Zweifel bestehen, dass das Antiochien der Legende ur- 
sprünglich nicht das syrische , sondern das pisidische ist. Allerdings 
tritt Basilios von Seleukia (a. a. 0. S. 68) für das syrische Antiochien 
gegen den Anspruch der Pisidier ein, den unter den Neueren auch 
C o m b e f i s (a. a. 0. S. 508 not. 7) aufrecht halten möchte ; und Schlau 
(a. a. 0. S. 84 f. Anm. 3) möchte wenigstens das cap. 1 genannte An- 
tiochien, von wo Paulus nach Ikonion hinaufzieht, von der syrischen 
Hauptstadt verstehen, weil Paulus sonst c. 26 in dasselbe Antiochien zu- 



1) Ueber den Namen Tryphaina vgl. Mommsen, Ephemeris epigraphica 
II, 254 flg. Auf einem Decret von Teos (C. J. gr. 3092) wird einer offenbar 
hochstehenden Claudia Tryphaena eine Ehrenstatue von Rath und Volk votirt. 

Lipsius, ApoHtelgesohiohten. II, 1. 30 



— 466 — 

rückkehren würde, aus dem er soeben geflohen war. Indessen müsste 
der Verfasser, wenn er zwei verschiedene Städte Namens Antiochia im 
Sinne gehabt hätte, dieselben unterschieden haben. Aber eine andere 
Frage bleibt, ob er nicht die beiden Antiochia unklar mit einander ver- 
mischt hat. Zwar dass Onesiphoros dem von Antiochia kommenden 
Paulus auf dem Wege, der nach Lystra führt, entgegengeht (c. 3), passt, 
wie ein Blick auf die Karte zeigt, sicher nicht auf das syrische (Schlau 
a. a. 0.), sondern nur auf das pisidische Antiochia. Bedenklicher aber 
ist, dass Paulus, aus Ikonion vertrieben, sich in einem Grabmale an der 
Landstrasse nach Daphne aufhält (c. 23). Denn dieses Daphne ist das 
berühmte Heiligthum unweit des syrischen Antiochia, und wenn nun 
Paulus von hier aus nach Antiochia weiterreist, so passt dies allerdings 
nur auf das syrische, nicht auf das pisidische. Hierzu kommt die freilich 
nur in C sich findende Erwähnung des „Syriarchen a Alezander. Wie der 
„Asiarch" nach Ephesos, der „Kilikarch" nach Rilikien, der „Galatarch u 
nach Galatien gehört, so gehört der „Syriarch" jedenfalls nach Syrien, 
also nicht nach dem pisidischen Antiochia ; ein Einwand, der durch den 
Nachweis, die letztere Stadt sei Sitz eines berühmten Heiligthums ge- 
wesen (Schlau a. a. 0.), noch nicht entkräftet wird. Man müsste also, 
um die Beziehung Alexanders auf das pisidische Antiochien aufrecht 
zu erhalten, wenigstens die Lesart ouptipxt); verwerfen, was doch aus 
inneren Gründen bedenklich bleibt (vgl. auch Schlau S. 11). 

Der asiatische Presbyter, welcher die Acten der Thekla erdichtet 
hat, ist hiernach jedenfalls kein grosser Geograph gewesen. Indem er 
die Erzählung Act. 13, 50 f. zum Ausgangspunkte nahm, widerfuhr es 
ihm, dass er das dort gemeinte pisidische Antiochia mit der freilich 
weit berühmteren syrischen Hauptstadt identificirte. Auf die Zuver- 
lässigkeit seiner Angaben wirft dies freilich ein bedenkliches Licht. 
Auch sonst wird sich kaum ein geschichtlicher Kern der Legende er- 
mitteln lassen. Wenn gleich die Königin Tryphaina eine geschichtliche 
Person ist, so ist wie Schlau (a. a. 0., S. 88) richtig bemerkt, für die 
Geschichtlichkeit der Erzählung noch nichts gewonnen. Gerade wenn 
man den geschichtlichen Anknüpfungspunkt derselben in der Apostel- 
geschichte erkannt hat, ergiebt sich nun um so sicherer, dass die ganze 
Legende von Thekla auf Dichtung beruht. Schlau, welcher die Reise 
des Paulus und das erste Martyrium der Thekla als ungeschichtlich 
preisgiebt, möchte wenigstens für das antiochenische Martyrium und die 
Selbsttaufe der Thekla die Möglichkeit einer historischen Grundlage 
retten und macht dafür geltend, dass gerade hier Paulus nicht weiter 
genannt werde, sondern auf eigenthümliche und unmotivirte Weise ver- 



— 467 — 

schwinde (S. 89 flg.). Aber dieses sonderbare Verschwinden des Apostels 
hat sich uns anders erklärt, und jedenfalls ist die Thekla-Legende viel 
zu eng an den Namen des Paulus geknüpft, als dass es zulässig wäre, 
sie yon ihm zu trennen. 

So bleibt nur übrig, den geschichtlichen Werth unserer Acten — 
abgesehen von der vereinzelten Notiz über Tryphaina — darin zu finden, 
dass der Verfasser uns in die Oeschichte seiner Zeit einen Einblick er- 
öffnet (Schlau 8. 91 f.). Ist auch der Versuch misglückt, das Schrift- 
stück unter die Documente des nachapostolischen Heidenchristenthums 
einzureihen und ihm Antworten abzulocken auf die Frage, wie die 
Heiden Christen des 2. Jahrhunderts sich die Person und die Theologie 
des Apostels zurechtgelegt haben, so bleibt es nicht minder werthvoll, 
wenn man es als Product der gnostischen Volksschriftstellerei des 
gleichen Zeitalters begreift und zugleich an seinem Beispiele erkennt, 
wie bereitwillig die katholische Kirche gnostische Legenden adoptirt 
und wie geschickt sie dieselben für ihre Zwecke zurechtgemacht hat. 



Nachträge, 



Zu S. 7 Z. 6. Ösen er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Homilie 
des Sophronioa von Jerusalem tlg xoöc dftoog Ilixpov xal IlaöXov längst 
gedruckt ist Der Druck, den mir die Verwaltung der Königlichen Bibliothek 
zu Bonn freundlich zur Benutzung übersandte, führt den Titel: Sophronii 
Homilia in beatos apostolos Petrum et Paulum graece et latine ed. Joannes 
Franciscus Albanus. Romae 1666. Meine Vermuthung, dass das bei de la 
Bigne gedruckte lateinische Fragment dieser Homilie entnommen sei, be- 
stätigt sich nicht. Die Homilie enthalt gar nichts Biographisches und ist 
für die Kenntnis .der Tradition über die Geschicke der Apostel durchaus 
werthloß. 

Zu S. 194 Z. 19. Die Abfassung der lateinischen Bearbeitung des Josephus 
durch Ambrosius ist neuerdings bestritten worden von Vogel, de Hege- 
sippo qui dicitur Joseph! interprete. Erlangae 1881. Nicht Ambrosius, 
sondern ein zum Ghristenthum übergetretener Jude habe dieselbe zwischen 
367 und 375 verfasst. 

Zu S. 342 Z. 14. Vgl. hierzu den Eingang der oben erwähnten Festhomilie 
des Sophronios von Jerusalem auf den Peter-Pauls-Tag: üdXtv ^piv 8öa$ 
dötdXuxog IXa^s. ÜdXtv ^plv ov^ufLa dötdttuxxog ^jvO^osv. ÜdXtv ijjitv 
auvdcpsta ddtdxnijxog Ißpuotv diwaxoXixÖv öpoü TtavTQfupscüv slg jiCav ouv- 
8po|iouo&v feopxrjv xal TiaviJYüpiv, xal 8tnXat£ ^(i&c Xanrcptvouacöv xat$ 
cpatöpöxiQotv, iv |u$ qpa>xö£ jjXiaxoü qpaivo|Uva>v Xa|Htpöx7}xi. Eine noch viel 
weiter ausgesponnene Ausführung des Gedankens der unzertrennlichen 
Znsammengehörigkeit beider Apostel findet sich p. 8. Hier aber sind 
wahrscheinlich die katholischen Peter-Pauls-Acten benutzt. Vgl. folgende 
Worte: ölig y&P Xptoxd^ afhög oovqpiuooaxo xal ju$ xaxsxöoivqos x*P txt > 
xoöxoos dXX^Xcov öiatpsTv oöx dxdvöuvov oE elg Xptaxdv xsxoxöxsg %&£ 
£4nfjcpCoavxo . . . ofg xal ^|istg ol iXdxiaxoi sv ic&oi dxoXouO-slv Smcnieö- 
öovxsg xal xotvyjv aöxffiv ouvöpop^v ouviövxsg d^poCCotpsv, xal xaöxfl qpavco- 
xaxa xip&iisv aöxöv xyjv auvdqpeiav' IvO-a ydp üixpog 6 xopuqpatog xTjpöx- 
xexai, ixst xal DaöXog eti^-ug dvoßd£exai, xal 6nou DaöXog 6 8v$so£ 
dv&pttmog cpavsl, ftxsl xal IHxpog oovaY«A.aC6jisvo€ ösCxvuxai. 



Berichtigungen. 



S. 14 Z. 13 lies folgern statt folgen 

, 18 „ 15 „ diesem statt dieser 

„ 107 n 17 ist hinter „5. Jahrhundert - der Hinweis auf Anm. 2 weg- 
geblieben und Z. 25 hinter Homilie irrthümlich auf Anm. 2 
statt auf Anm. 3 verwiesen. 

„ 149 „ 15 lies resolvere statt resolvare 

„ 156 * 11 „ iudicaturus statt iudicatur 

„ 325 „ 22 „ SS. Gosma e Damiano statt S. Gosimo ed. Damiano. 



Druck von Wieg an dt Ä Appelhans in Braunschweig. 



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